Jesus, der uns aufgenommen und Sich einverleibt hat, um als Glieder eines Körpers in einem Geiste verbunden, einander zur Freude in Ihm zu sein, der uns durch sich selbst verherrlichen und seinem Vater wieder zuführen will (Ebr. 2,13), sei Dein Friede und Deine Freude! In Ihm sehr herzlich geliebte Schwester!
Dem HErrn sei Dank für alles, auch für die Übel, die Er uns sendet. Er gibt nach seinem Rat; er verleihe auch nach seiner Weisheit und seinem Wohlgefallen die Kraft zu tragen. Unser Leib und unsre Seele sind Gottes, und er will auch der unsrige bleiben; was ist also daran gelegen, wenn auch unser Fleisch, ja selbst unser Herz unterliegt! Der Glaube gibt ja Zeugnis, dass der HErr in uns wie ein unerschütterlicher Felsen unsers Herzens und bis in Ewigkeit unser Teil ist. O, dieser allgenügende und allsättigende Teil! rufe ich mit Dir aus. Dieses Eine, in dem wir alles finden, was unser Herz wünscht, wenn wir nichts mehr wünschen, wie Ihn allein! Ich bin nie übler daran, als wenn ich aus einer sogenannten guten Absicht gern ein wenig anders zu sein wünsche, als ich bin, oder gern etwas mehr Fähigkeiten und Geschicklichkeiten, als ich besitze, zu haben verlange, was mir noch so ziemlich oft unwillkürlich widerfährt und mich unruhig, finster und erst recht untüchtig macht. Willige ich nur so recht einfältig ein, und will ich herzlich gerne schwach und unfähig, ein armes Nichts sein, wenn es dem HErrn so gefällt, dann, ich bekenne es, bin ich schon da, wo ich zu sein wünsche, ich habe alles, was ich bedarf, weil das Nichtshaben mir genügt, und ich in der Armut einen recht ruhigen Reichtum und in der Schwäche eine verborgene Kraft finde; ich sage einen Reichtum und eine Kraft, die mich weit mehr befriedigen, als alles, was mir genommen ist. O der HErr mache uns beugsam und einfältig unter seiner Hand! Er führe uns ein in seine Wahrheit und mache, dass wir Ihm einfältig folgen, ohne etwas von dem, was Er uns nimmt, behalten zu wollen; Er schalte mit uns, auf dass Er uns so rein kann beleben und bearbeiten, wie Er muss und begehrt! Amen. Ich grüße und segne Dich, liebe Schwester, herzlich im Geiste! Ich fühle, dass wir nicht geschieden sind: unsre Gemeinschaft ist mir teuer. O, dieser gute Gott! Lass uns den recht üben und nicht auf uns achten! Alles, was wir sind, sei ewig für unsern Gott! Amen, Jesus. Im Geiste seiner Liebe bleibe ich
Dein
verbundener und Dich liebender Mitbruder.
Mülheim, den 14. November 1747.