Einiger Wiedertäuffer Bittschrift an den Rath zu Zurich, daß man ihre Sache recht untersuche.

EHrsame, weise, günstige Herren! Wir mögen wohl erkennen, daß ihr Mühe und Arbeit mit uns habet, und daß wir hingegen in grossen täglichen Sorgen stehen. Nun möchten wir leiden, und wollen auch Gott treulich darum anruffen, damit er euch und uns zu Frieden helffe. Dieses mag wohl geschehen, wenn euere Gnaden ein öffentliches Gespräch vorschlagen und darzu auch andere Leuthe erforderen, es seyen dieienigen, welche um dieser Sache willen verschickt worden oder andere. Was dann mit dem Worte Gottes erfunden wird, darzu wollen wir unser Leib und Leben, Ehr und Gut setzen und verpfänden. Wenn ihr aber je eine Antwort von uns haben wollet, und nichts anderes, so bekennen wir öffentlich, daß wir die Gnad von Gott nicht haben mit Mr. Ulrich zu reden, daß er uns recht versstehe oder wir recht von Herzen reden können. Darum so bitten wir euch meine gnädige Herren, daß ihr auf unseren Kosten einem oder zweyen Männeren erlaubet, mit genugsamer Versicherung von und wieder biß zu ihrer Gewahrsame, in euere Stadt zu kommen, sintemahl sie von wegen des göttlichen Wortes nicht alle Wege wandlen dörffen, wie Mr. Ulrich selbst bißher nicht gute Lust gehabt hat. Dieselbigen sollen von unsertwegen alle Schriften anzeigen, damit jedermann grundlich erkennen mög, ob wir gerecht oder ungereche daran seyen, Ach Gott! wir begehren nicht mehr als die Wahrheit und Gerechtigkeit, bey derselbigen wollen wir uns mit der Gnade Gottes biß in den Tod finden lassen, wie wir dann euch unseren gnädigen Herren je und in allwegen zugesaget haben, unser Leib und Leben zu euren Gnaden und zu dem Worte Gottes und zu der göttlichen Gerechtigkeit zu setzen. Gnädige Herren! Lasset die Sache um Gottes willen zu einem öffentlichen Gespräch kommen, wie mit den Bildern und den Messen. Wir begehren sonst nichts auf Erden, dann allein, daß man mit dem Worte Gottes diesen Sachen einen Austrag gebe. Doch forderet auch andere Leuthe darzu, die vielleicht mehrere Gnade haben mit Mr. Ulrich zu reden, als wir haben. Glaubet uns fürwahr, wir wollten gern recht thun. Gott wolle uns darzu helffen. Derohalben lasset um Gottes willen die Handlungen zu einem öffentlichen Gespräch kommen. Wir hoffen und wissen, daß kraft des göttlichen Worts die Wahrheit heiter und klahr an den Tag kommen, und euere Gnaden fürohin mit uns wohl zu frieden seyn werden. Gebet uns darauf um Gottes und seiner Barmherzigkeit willen eine gnädige Antwort.

Quelle: Füßlin, Johann Conrad - Beyträge zur Erläuterung der Kirchen-Reformations-Geschichten des Schweitzerlandes, Band 3