Inhaltsverzeichnis

Stockmayer, Otto - Römer 6

(Ein Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“ )

VII. Der Sünde gestorben

In Kapitel 5, 20, heisst es: „Wo aber die Sünde überströmend geworden, da ist die Gnade noch überströmender geworden.“ Auf diesen Gedanken geht der Apostel jedenfalls im ersten Verse des sechsten Kapitels zurück, wenn er in Vers 1 sagt: „Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir den in der Sünde beharren, auf das die Gnade desto mächtiger werde? Zu solchen Schlüssen ist ja die gefallene Natur und der böse Mensch, der die Gnade noch nicht kennt, der noch nicht in der Gnade wurzelt ist, gleich bereit.

Vers 2: „Das sein ferne.“ sagt der Apostel. „Nimmermehr! Wie sollten wir in der Sünde wollen leben, der wir abgestorben sind?“ Wir sind der Sünde entrückt, wie ein Toter durch den Tod seinen bisherigen Lebensbeziehungen entrückt ist. Er ist in eine andere Welt versetzt, ist der Sünde nicht nur äusserlich abgestorben, sondern „gestorben“. Die erste Bedeutung des hier gebrauchten Wortes ist „sterben“. Durch den Tod wird ein Mensch in eine neue Welt verpflanzt. Da hören die alten Beziehungen auf. Er ist nicht mehr für dieselben zu haben.

Du magst einem Toten sagen, was du willst, er hört dich nicht, er ist in einer anderen Welt. Deshalb haben wir ja auch keine Beziehungen zu den Toten zu unterhalten. Das sind abgebrochene Beziehungen und wie sich dieselben dereinst im Jenseits gestalten werden, wissen wir nicht.

Im Grundtext heisst es: „Wir, die wir starben“ - nicht, „die wir tot sind,“ Das ist der Unterschied. Wir starben und nun ist die Frage, ob wir die Sünde wieder aufleben lassen, wie man von Gespenstern sagt, dass sie aus dem Reiche des Todes ins Leben zurückkehren.

Nein, die Sünde soll für uns eine Welt sein, von der wir abgeschnitten sind, dadurch dass wir in eine neue Welt verpflanzt sind in Christo Jesu, der mit der Sünde nichts mehr zu tun hat.

Er wurde einmal um der Sünde willen gekreuzigt; jetzt hat er nichts mehr mit ihr zu tun. und wir sollen mit Ihm herrschen über alle Gebiete, die früher über uns geherrscht haben, mit denen wir uns herumschlugen und abarbeiteten und dadurch nur immer tiefer in die eigene Natur und ins ewige Leben versanken.

Wir starben der Sünde in der Bekehrung - man kann auch wieder aufleben. „Wie sollten wir in der Sünde leben?“ steht in der lutherischen. In der Elberfelder Übersetzung ist nicht von „sollen“ die Rede. Wir dürfen nicht wieder unter ein sollen zu stehen kommen, sondern, damit das, was durch das Gesetz, auf den Widerstand des Fleisches stossend, nicht erfüllt werden konnte, nun erfüllte werden kann durch den Geist - damit das, was das Gesetz nicht fertig bringen konnte, durch die Erlösung in uns fertig gebracht werden kann. Das sind Grundlinien, die wir uns nicht verwischen lassen dürfen.

Viele, die in ihrer Bekehrung starben, sind zur Stunde keine Gestorbenen. Sie sind wieder aufgelebt. Sie sind nicht der Sünde Abgestorbene. Mit der Bekehrung starben wir, und wenn wir nicht im Tode geblieben sind, so ist das unsere Verantwortung. Abgestorbene Bäume tragen keine Früchte mehr.

In Vers 3 appelliert der Apostel an das, was die Gemeinde schon wissen kann, worüber sie unterrichtet worden ist. Sie hat ja ihren Religionsunterricht bekommen. Die Glieder derselben sind nicht getauft worden, ohne das man ihnen gesagt hätte, was die Taufe bedeutet und ohne das sie darauf eingegangen wären, sich begraben zu lassen und in eine neue Welt einzutreten.

Wenn wir einmal in den Tod Christi hineingetauft werden, haben wir in der alten Welt nichts mehr für uns zu suchen. Sie ist nur der Rahmen in der wir Gott dienen. Wir haben eine ganz andere Lebensstellung. „Wir sind also mit Ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, auf dass wir mit Ihm in einem neuen Leben wandeln,“ und das können wir mit der Lebensgemeinschaft mit Jesu. Das Gesetz sagt: „Du sollst,“ aber die Gnade allein bringt es wirklich zustande. Alles was in Christo geschehen ist, ist nicht geschehen, auf dass wie „sollen“ - sondern auf dass wir „können“ - wandeln können, weil uns der Weg dazu gebahnt ist. Solange das „sollen“ in unserem Horizont nicht in ein „dürfen“ verwandelt ist, kommt die Sache nicht zustande; aber diese Kapitel des Römerbriefes sollen uns zeigen, dass wir es können, dass Christus uns erworben hat - das wir es dürfen, dann aber auch dafür verantwortlich gemacht werden, wenn wir es nicht tun.

Vers 3: „Wisset ihr nicht, dass alle, die wir in Jesus Christus getauft sind, die sind in Seinem Tod getauft?“ Die Apostel gehen immer wieder auf den Grund zurück, repetieren das Alte, um dann weiter gehen zu können. „Wisset ihr nicht, dass so viele von uns, getauft worden sind, auf Seinen Tod getauft worden sind?“, dass wir so viele unserer eingesenkt worden sind in eine ganz neue Welt, die wir früher nicht kannten, sind zu Mitgestorbenen gemacht worden. Die Wiedergeburt macht, konstituiert uns zu Mitgestorbenen, Mitbegrabenen, mit in den Tod Eingesenkten und da ist es sehr wichtig, dass wir jeden Morgen neu in unsere Stellung als Mitgekreuzigte eingehen - tiefer eingehen - uns deren völlig bewusst werden, damit sie im Tageslaufe in allen unseren Bewegungen sich betätige und ihre Macht ausweise.

Wenn nun die Taufe eine Gegenbild der Sündflut ist - die Erfüllung dessen, was dort angedeutet war - so dürfen wir sie nicht nehmen, wie sie gegenwärtig gehandhabt wird, sondern so, wie sie ursprünglich und angewendet wurde. Der Täufling, der Heide, trat damit, dass er Taufkandidat wurde, aus der Welt heraus, in der er bis jetzt gelebt hatte, wurde dieser Welt entrückt und kam in eine neue Welt hinein. Durch das Taufwasser schied er sich von Seiner Vergangenheit. Die Flut war ein Gericht. Die Taufe ist ebenfalls ein Gericht, das heisst: der Herr erklärt damit und der Täufling bekennt sich dazu, dass er einer alten Welt abgestorben ist und sich nun in die Welt der Gnade stellt - die neue Welt, in der der Herr gelebt hat und in die Seine Gemeinde mit Pfingsten eingeführt wurde, in Seinen Tod hineingepflanzt, hineingetauft ist. Es ist also das Gericht über unsere Vergangenheit, welches hier vollzogen wird. Und wie sich nun auch die Taufe bei uns vollzogen haben mag - sei es, dass wir als Kinder oder als Erwachsene getauft worden sind - das ist eine verhältnismässig untergeordnete Frage im Vergleich zu jener anderen, ob wir wirklich in den Tod Christi einversenkt sind mit unserem innersten Wesen und ob wir den Stab gebrochen über alles was wir von Natur sind. Nichts von der gefallenen Natur taugt für die Herrlichkeit. Wir sind mitgekreuzigt, mitgestorben, mitbegraben, mitauferweckt, um in Neuheit des Lebens zu wandeln. Wir dürfen nie wieder mit unserem alten Leben und Wesen anbinden, sondern wir wandeln in der Kraft des Geistes als mit Christo Gestorbene, Begrabene und Auferstandene.

Als solche gehören wir im innersten Wesen dem Herrn an und der Herr ist, nachdem er einmal gestorben, vollendet in der Herrlichkeit.

„Mit Christo in den himmlischen Örtern Sitzende.“

Alle Kinder Gottes, sind Niedergelassene in den himmlischen Örtern - Aber nur aufgrund ihres Mitgestorben- und Mitauferstandenseins. Nehmen wir doch solche Dinge wie das über Sodom und Gomorra ergangene Gericht und wie die Sündflut als Realitäten in unser Leben hinein! Wir sind durch die Taufe, durch den Lebenszusammenhang mit dem Gekreuzigten, Gestorbenen, Begrabenen und Auferstandenen in eine neue Welt versetzt, in eine Welt, wo niemand mehr sich selbst lebt, oder für sich selbst da ist. Alles lebt in dem Herrn und in der Kraft Seines Kraft Seines Todes und Seiner Auferstehung, und wo wir etwas vom alten Leben, von der alten Natur spüren, da flüchten unter das Kreuz und erinnern uns an den Geist an unsere hohe Berufung, in der Welt des Geistes zu wandeln, und in einer Welt wo alle das Ihre suchen, Existenzen darstellen, die als mit Christo Gestorbene, Begrabene und Auferstandene ein Neues darstellen, was vor Christus nie in der Welt war und wovon die Heiligen des alten Bundes nur Vorbilder waren. „Siehe es ist alles neu geworden“ - in und mit Christo.

Da lässt uns der heilige Geist keine Ruhe, bis er es fertig gebracht hat, diesen Stand des Gestorben-, Begraben- und Auferstandenseins mit uns durchzuführen, uns tiefer einzuführen in die Gemeinschaft des Auferstandenen. Das ist es, was die Welt von uns erwarten darf und bei uns sucht - Leute, in denen alles neu geworden ist, in denen der Gestorbene und Auferstandene lebt und mit jedem Tag mehr Gestalt gewinnt. „So lebe den nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ schreibt der Apostel Paulus. Wir sollen Darsteller dessen sein, was Christus für uns vollbracht, erworben und erfüllt hat - Christusleute. Da wollen wir dankbar sein für alles und alle, die mit an unserer Kreuzigung mitarbeiten, die die Lücken in unserem neuen Stande ausfüllen und damit in alles eintreten und uns auf alles aufmerksam machen mit Worten, Blicken oder Werken, was uns an unsere hohe Berufung von Mitgekreuzigten und Mitbegrabenen erinnert. Alle diese Dinge wollen erlebt, durchgearbeitet und in unseren Existenzen zur Ausgestaltung gebracht sein. Da wollen wir unserem Herrn danken, dass er auch uns gerufen und Macht gegeben hat, nicht mehr das gemeine Leben der Selbstsucht zu leben, dass er uns in den Adel der Menschheit, der Gleichgestaltung mit Ihm, gerufen hat und ununterbrochen daran arbeitet, das Ihm vorschwebende Bild auszugestalten, ehe er uns in die Vollendung, in die obere Heimat hinaufruft.

VIII. In Lebensverbindung mit Christo

Vers 4: „So sind wir ja mit Ihm begraben durch die Taufe in den Tod, auf dass, gleich wie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in einem neuen Leben wandeln. “

Wie schon erwähnt wurde die Taufe ja ursprünglich durch Untertauchen vollzogen und es ist das offenbar der Schrift und dem ganzen Gedankengang der Apostel entsprechend in Bezug auf die Form der Taufe, doch kommt es dabei mehr auf das Wesen als auf die Form an. Es ist von Wichtigkeit, dass wir, wenn wir als Kinder getauft worden sind, und unsere Eltern nicht schon frühzeitig in die Bedeutung und das Wesen der Taufe eingeführt haben, in dasselbe eingehen, sobald uns die heilige Schrift Klarheit gibt über unsere Stellung als Kinder Gottes, denn ein unmündiges Kind weiss noch nicht, was es alles hat und bekommt.

Der Erbe muss zuerst innerlich reif werden für den Antritt seiner Herrschaft und da ist es ausserordentlich wichtig, dass wir uns der Herrlichkeit unserer Berufung und unserer Stellung in der Welt bewusst werden.

Das Wesen der Bekehrung ist ein Zusammengepflanzt werden mit Christo!

Wie wir früher mit unserer Natur zusammengepflanzt waren, so werden wir in der Neugeburt mit Jesu zusammengepflanzt. Jesus hat nur aus dem Vater gelebt. Er hat allezeit getan, was der Vater ihm zeigte. Er war unzertrennlich mit dem Vater verbunden und in gleicher Weise zieht er Alle, die sich Ihm anvertrauen in Seine Gleichheit hinein, damit wir nicht mehr mit den Wurzeln unseres Wesens in die Sichtbarkeit, sondern mit Christo in die Welt der Unsichtbarkeit, in die Welt der Gnade eingepflanzt seinen. Wenn wir uns einmal dieser neuen Stellung bewusst und klar geworden sind, dann werden die gleichen Dinge, die uns gestern aufgehalten, gelähmt, geschwächt haben, ein Mittel, uns enger mit Christo zu verbinden, unsere Wurzeln tiefer einzusenken in den heimatlichen Boden der Gnade. Denn je heftiger der Sturm, umso tiefer muss die Pflanze wurzeln in dem Boden, aus dem sie ihre Nahrung zieht.

Busse heisst Sinnesänderung, unser Sinn bekommt eine ganz neue Richtung. Wir fürchten und suchen nichts mehr von den Dingen dieser Welt. Wir fürchten unseren Gott, wir fürchten jede Wolke, die sich zwischen uns und unseren Gott drängen möchte, wir fürchten unsere Natur unser Temperament. Die Gefahren, die sich unserer Natur und unserem Temperament erwachsen, lernen wir allmählich kennen und fürchten. Andererseits vertrauen wir dem heiligen Geist, dass er uns in Christo erhält und uns lehrt aus seiner Fülle zu nehmen Gnade und Gnade. Christus ist mit Seiner Auferweckung von den Toten in ein neues Dasein eingetreten. Schon in den vierzig Tagen, die Er nach Seiner Auferstehung noch auf Erden war, war es nicht mehr das Gleiche bei Ihm wie vorher. Er konnte erscheinen und verschwinden. Es war eine neue Existenz in die Er eingeführt wurde, durch eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, die sich siegreich erwiesen hatte in der Auferstehung. Damit das der Vater den Sohn siegreich aus dem Tode herausgeführt hat, hat er die Macht des Todes gebrochen und gibt nun allen, die an Ihn glauben, Sieg über die Todesmächte, die jetzt noch in uns hausen.

Der Wurm des Todes macht sich auch im geistlichen Leben geltend. Z.B Niedergeschlagenheit, Verzagtheit, Mutlosigkeit gehören dem Tode an. Deshalb müssen wir uns hüten, dass dergleichen nichts in unser Geistesleben eindringe. Bei zunehmendem Alter wird diese Gefahr immer grösser, wie in der Jugend die Gefahr nahe liegt, dass man Jugendfrische mit Geistesleben verwechselt. Jugendkraft und Jugendfrische sind Kräfte, die sich mit der Zeit verzehren, und sogar oft schon vor der Zeit, je nach den Erfahrungen, die man macht. Die natürliche Lebensfrische und Widerstandskraft muss der Auferstehungskraft Jesu Christi Raum machen und dem heiligen Geiste, durch den Jesus auferweckt wurde von den Toten, und der uns mit Christo in Verbindung hält, aus dem wir aus einer anderen Welt zugehörenden Widerstandskraft schöpfen. Der Herr Jesus hat die untere Welt überwunden.

Durch die Herrlichkeit des Vaters ist Christus von den Toten auferstanden. Christi Auerstehung war die Offenbarung der grössten Herrlichkeit des Vaters. Schon im alten Bunde fanden Auferweckungen statt, aber alle damals Auferweckten sind später wieder durch den Tod gegangen. Der Herr Jesus hat den Tod überwunden und das neue Leben, dass Er in uns schafft, ist dem Tode unterworfen. Wenn Er erscheint offenbart Er Seinen Sieg durch Entrückung der noch Lebenden und Auferweckung der Entschlafenen. Tragen wir mittlerweile Sorge, dass in unserem Leben und Wandel alle neu sei und dass die Herrlichkeit des Vaters die in Christo offenbar wurde, sich in einem Wandel in Neuheit des Lebens kund tue!

Vers 5: „So wir aber samt Ihm gepflanzt werden zum gleichen Tode, so werden wir auch samt Ihm Seiner Auferstehung gleich sein.“ Eine Pflanze kann man nicht in zwei Teile teilen. Sind wir eine Pflanze mit Christo so sind wir für Zeit und Ewigkeit mit Ihm verwachsen, so gehen wir den gleichen Weg, den Er gegangen ist. Wir sind getauft zur Ähnlichkeit Seines Todes, dass wir als eine Pflanze nun auch im Zusammenschluss mit Ihm durch den Tod gehen und die alten Triebe und Anschauungen ablegen. Sie gehören der Vergangenheit an. Übrigens war ja der Tod unseres Herrn und Heiland nur ein Durchgang. Der Herr Jesus war nur ganz kurze Zeit im Grabe und ist dann siegreich auferstanden. Das alles um unserer Erlösung willen, und die völlige Erlösung besteht eben darin, dass wir in die Stellung kommen, in die Christus durch Tod, Grab und Auferstehung gekommen ist.

Vers 6: „Dieweil wir wissen, dass unser alter Mensch mit Ihm gekreuzigt ist, auf dass der sündige Leib aufhöre, das wir hinfort der Sünde nicht dienen.“ Das Wort „alter Mensch“ kommt dreimal im neunen Testament vor - im Römer-, Epheser- und Kolosserbrief - aber immer als etwas, was der Vergangenheit angehört. Wenn sich im Sprachgebrauch der Gemeinde Jesu Christi in Gewissen Kreisen die Redeweise festgesetzt hat: „Das ist mein alter Mensch,“ als ob wir zwei Menschen in uns hätten, so ist das Aberglaube und schriftwidrig. Wir haben gegen das Fleisch zu stehen und können ins Fleisch zurückfallen, aber damit werden wir nicht wieder „der alte Mensch“. Wir bleiben neue Menschen und sind darum verantwortlich der Sünde gegenüber, gegen die wir in der alten Welt gekämpft haben und wo wir uns immer sagen mussten: „Ich möchte wohl, aber ich kann nicht.“ Das ist der alte noch nicht wiedergeborene Mensch, der keine endgültigen Siege über das Fleisch, über seine Natur davon trägt. Unser alter Mensch ist der ganze Mensch, wie er vor der Bekehrung war. Die Sünde konnte dazumal nicht von uns losgelöst werden, sie ist mit dem natürlichen Menschen verknüpft und kann nur durch den Tod gelöst werden. Unsere Bekehrung ist ein Eintreten in den Tod Christi ein mit Christo Gekreuzigt werden. In der Kreuzigung wird der Leib abgetan und kommt dann ins Grab. Ich bleibe ein neuer Mensch, auch wenn mir irgend etwas begegnet ist in Gedanken, innerer Regung, Wort oder Werk, was nicht aus dem Geiste ist. Ich sinke damit ins Fleisch zurück, werde aber nicht wieder der alte Mensch. Eben weil ich nicht wieder der alte Mensch werden kann, bin ich verantwortlich und fähig, eine neue Stellung einzunehmen. Das kann ein wohl erweckter aber noch nicht wiedergeborener Mensch nicht. Erst wenn wir die Neugeburt durchgemacht haben, besitzen wir Macht in der Gnade Jesu Christi über die Sünde zu siegen. Wir wurden in der Bekehrung mitgekreuzigt, auf das der Leib der Sünde abgetan sei, auf das wir keinen Sündenleib mehr haben und auf das dieser Leib, der in seinen Trieben und Lüsten Sitz der Sünde geworden war, ein Gefäss des heiligen Geistes werde, zurückgekehrt in Gottes Hand, auf das der ganze Organismus, der Leib der Sünde, aufhöre ein Sündenleib zu sein und wir nun mit einem Leibe, der die Wohnung des heiligen Geistes ist, Gott dienen können in Gerechtigkeit und Wahrheit, wie wir vorher der Sünde gedient haben.

Welche Herrlichkeit, wenn einem einmal darüber Licht geworden ist: „Ich muss nicht mehr sündigen, ich habe einen Bergungsort gegen alles.“ und wenn sich gewisse Dinge besonders tief eingefressen haben, vielleicht schon von Kindheit auf, so geht die Gnade doch noch weiter als die Sünde. Die Gnade kann auch einen von Sünden zerfressenen, zugrunde gerichteten Leib wieder herstellen zu einem Tempel des heiligen Geistes und eine neue Schöpfung aus ihm machen. Wir sind Mitgekreuzigte, durch Tod, Grab und Auferstehung Gefangene, die nun einer neuen Welt angehören und an welche die alte Welt der Sünde keine Ansprüche mehr geltend zu machen hat. Der Fluchzusammenhang mit der Sünde ist gelöst.

Wir können aus dem Kerker heraus - er ist weit offen. Das müssen wir aber wissen und der Teufel macht energischen Widerstand, wenn ein Menschenkind aufwacht für die Stellung, die ihm als einen mit Christo Gekreuzigten, Gestorbenen, Begrabenen und Auferstandenen gegeben ist, damit er noch eine Handhabe, noch Macht und Recht an ihm behalte. Manchmal müssen wir uns erst an die Freiheit und an die Herrlichkeit der Erlösung gewöhnen und müssen zuerst aufwachen für das wunderbar grosse, das uns geworden ist mit unserer Berufung, Erwählung und Wiedergeburt. Dann dürfen wir auch nicht zurückkehren in die alte Welt. Dieselbe soll abgetan sein.

Wir wollen also festhalten: der alte Mensch ist nicht etwas in uns; er ist etwas anderes als das Fleisch. So können wir z.B nicht sagen, wenn uns etwa ein zorniges Wort oder dergleichen entfährt: „das ist mein alter Mensch,“ als ob wir zugleich alte und neue Menschen sein könnten. Wir haben Fleisch, aber das Fleisch kann nicht zu Worte kommen, wenn wir im Geiste wandeln, im Geiste dienen und im Geiste gehorchen. Das Fleisch kann nur aufwachen, wenn wir abweichen, wenn wir zurückfallen in die Gedanken- oder Phantasiewelt, wenn wir auf irgend einem Gebiete in das alte Wesen, unter dem Einfluss unter unserer alten Natur zurücksinken. Das ist dann aber nicht der alte sondern der neue Mensch der sündigt, der aber nicht mehr zu sündigen brauchte, weil das was wir früher waren, abgetan ist, und wir der Sünde keinen Tribut mehr zu zahlen haben. Unser Leib war ein Sündenleib geworden und damit, das wir unsere Glieder dem Herrn zur Verfügung gestellt haben, sind sie Christi Glieder geworden mit denen er spontan machen kann, was er will. Da dienen wir nicht mehr der Sünde, sondern dienen dem Herrn im neuen Wesen des Geistes.

Vers 7+8: „Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde, Sind wir aber mit Christo gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit Ihm leben werden.“ Die Sünde hat kein Recht mehr an uns. Wir sind losgesprochen von der Sünde und sind wir einmal mit Christus gestorben, so dürfen wir jeden Tag neu glauben, dass wir in Ihm leben werden, dass sein Leben in uns pulsieren wird und dass es allem gewachsen ist, was an äusseren und inneren Schwierigkeiten an uns heran treten mag. In der Familie im Geschäft, wo es sei in allen Lebensbeziehungen haben wir Macht in Christo, durch Seinen Geist uns auszuweisen als Gestorbene und Gelöste, erlöst durch Christum und zusammengewachsen mit Ihm.

Und das wissen wir.

Der Apostel erinnert die Gemeinde an das, was sie weiss, nämlich das Christus - einmal gestorben - nicht mehr stirbt. Er lebt und weil Er lebt, zirkuliert Sein Leben in uns, solange unsere Verbindung mit Ihm keine Unterbrechung mehr erleidet. Wir sind ja eine Pflanze mit Ihm. Da kann nicht das Haupt leben und der Leib im Tode sein. Der Tod herrscht nicht mehr über Ihm. Er musste der Sünde sterben und durch Seinen Tod ist Er dem ganzen Zusammenhang mit der Sünde entrückt worden. Er hat ausgeharrt und ist vollendet worden. Er war treu bis zum Tode am Kreuze und mit Seinem Sterben ist Er der Welt und ihren Versuchungen entrissen worden. Er lebt nun für Gott ohne Versuchung und wie Er Gott lebt, so sollen auch wir uns der Sünde für gestorben achten, um fortan Gott zu leben in Christo Jesu. Nur wenn wir das alte Leben wieder aufkommen lassen, können auch die alten Sünden wiederkommen, Sünden in Gedanken, innere Regungen, Befleckungen in der Phantasie oder im Tun und Lassen, Wort und Werk, was es auch sei, das Im Gegensatz steht zu dem in uns eingepflanzten neuen Leben. Welche Herrlichkeit für Gott leben zu dürfen! Welche Ehre, hienieden den Süssgeruch Jesu Christi zu verbreiten, anderen eine Stütze, ein Ansporn sein zu dürfen! Nehmt diese Stellung ein, sonst wacht die Sünde wieder auf. Seid für Gott da - geadelt - „lebet Gott in Christo Jesu!“

Der Tod ist das Ende allen irdischen Lebens und die gestorben sind, treten in eine neue Existenz ein, in ein Leben in Christo, in ein Leben ohne Aufhören, das sich nun ausgestaltet und dessen wir uns immer völliger bewusst werden.

Vers 9+11: „Wir wissen dass Christus von den Toten auferweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod wird hinfort nicht über Ihn herrschen. Also auch wir, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid, und lebet Gott in Christo Jesu , eurem Herrn!“ Das heisst: nehmt die Stellung von Toten ein, die Glaubensstellung, die der Sünde keinen Raum mehr gibt. Es heisst nicht: „Bildet es euch ein,“ sondern: „Nehmt diese Stellung ein im Glauben.“ Soweit wir das tun, dürfen wir die Erfahrung machen, dass wir festen Fuss fassen auf dem, was Christus uns durch Sein Leben, Leiden und Sterben erworben hat, und was der Geist uns aufschliesst. Es gilt da ganz und gar aus allen gesetzlichen Vorstellungen heraus auf den Boden der Gnade zu kommen. Dann ist es nicht mehr ein „sollen“ im eigentlichen Sinn des Wortes, sondern ein Gegenstand hoher Verantwortung für uns, in die Stellung einzutreten, die uns so teuer erkauft worden ist durch das Leben, Leiden, Sterben, Auferstehen und Auffahren in den Himmel unseres Herrn und Heilandes. Dafür steht Er droben für uns ein, dass uns durch den heiligen Geist die Augen aufgehen für diese glorreiche Stellung, wo wir als von der Sünde und unserer Vergangenheit Gelöste in Neuheit des Lebens wandeln. Es ist eine furchtbare Verantwortung, diese Dinge zu wissen und nicht darauf einzugehen. Alle Stockung in der Entwicklung des neuen Lebens, in der Zirkulation des geistlichen Blutes in uns kommt eben von der Schwäche, die durch die Christenheit geht, dass man um die heiligen Dinge weiss und sie nicht verwertet. In göttlichen Dingen, in der Offenbarung des Werkes Jesu Christi und in der Erziehung des heiligen Geistes hat alles Nichteingehen auf das, was wir wissen, schwächende Folgen für unseren sittlichen Organismus. Das ganze Zurückbleiben der Christenheit und der Gemeinde Jesu Christi hinter dem Niveau der heiligen Schrift beruht darauf und kommt daher, dass man sich je länger, je mehr daran gewöhnt, nicht zu sein, was man sein kann aufgrund der Erlösung, aufgrund des Sieges, der unserem Heiland teuer genug zu stehen gekommen ist, anstatt heilig umzugehen mit dem, was Seine Erlösung bedeutet. ER kann nicht ein zweites Mal auf die Erde hernieder kommen und für uns sterben und der heilige Geist arbeitet nie zwangsweise. Er kann schweigen und schweigt, wenn man wieder und immer wieder nicht eingeht auf das, was Er enthüllend und verklärend uns aufschliesst über die praktische Bedeutung der Erlösung. Wenn wir den heiligen Geist der Erlösung betrüben und damit das Siegel brechen, mit dem wir durch Ihn versiegelt worden sind, so legt sich ein Siegel auf den Tod und auf das Grab Jesu Christi, auf das was Christi Tod und Grab und Seine Auferstehung uns gebracht haben. Es wird uns das ein versiegeltes Geheimnis, während es uns der heilige Geist andernfalls aufgeschlossen hätte von Tiefe zu Tiefe, uns immer weiter herausführend aus dem Sumpf der Sünde und des eigenen Lebens immer tiefer hinein in die Herrlichkeit einer Erlösung, die der Geist nur aufschliessen kann, wo Er nicht mehr betrübt wird.

Um unseres Herrn willen, um der Gnade willen, um der stöhnenden, seufzenden Kreatur willen, die auf die Offenbarung von Söhnen und Töchtern Gottes wartet, betrüben wir doch nicht mehr den heiligen Geist der Verheissung! Er hat uns noch viel aufzuschliessen. Wir haben noch viel zu lernen und wir setzen uns nicht gewohnheitsmässig an unsere Bibel, sondern weil der heilige Geist von Tag zu Tag einen tieferen Durst in unserer Seele weckt, sobald wir mit dem gestern Genossenen treu umgehen. Sobald wir das gestern Genossene treu verwerten, schliesst uns der heilige Geist einerseits die Tiefen unseres Falls, andererseits aber auch die Tiefen der Erlösung weiter auf.

Vers 12: „So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe. ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten.“ Gehorcht man den sündigen Lüsten und Trieben nicht mehr, so sterben sie ab. Sie haben dann keinen Boden mehr. An Stelle der Sündentriebe sind die Triebe des heiligen Geistes getreten. Das ist ein neues Regiment. „Das alte ist vergangen, siehe es ist alles neu geworden.“ Aber es hängt von uns ab, dass wir nun auch im neuen Wesen wandeln, mit einem Worte, den Versuchungen zur Sünde und zum eigenen Leben nicht mehr Raum geben, unsere Glieder nie mehr der Sünde zur Verfügung stellen, der Sünde nicht mehr dienen, indem wir Neid, Hass oder dergleichen aufkommen lassen. Die Glieder sind Waffen, die man gebraucht, mit denen man dient, mit denen man sich wehrt. Wir beklagen uns aber auch nicht mehr über Leiden irgendwelcher Art. Das Leiden gehört zu unserer Berufung und wenn wir dem Herrn angehören, müssen wir auch wie Er, Unrecht leiden können und dürfen gleich Ihm nicht wiederschelten, wenn wir gescholten werden. Soldaten haben ihren Vorgesetzten unbedingt zu gehorchen, was dieselben ihnen auch auftragen mögen.

Die geringste Schildwache dient dem Staatsoberhaupt und ist unverfügbar über andere - unverfügbar und unantastbar. Wir dienen Gott in Christo Jesu, leben für Ihn.

IX. Zu Gottes Verfügung

„So lasset den die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, ihr Gehorsam zu leisten in seinen Lüsten.“

Im 6. Verse haben wir gelesen, dass unser Leib ein Leib der Sünde geworden ist, in dem die Sünde ihren Sitz aufgeschlagen hat. Es ist kein toter Leib. sondern ein Sündenleib. Aber wir brauchen dem, was in diesem Leibe wirkte, oder was von den verderblichen Kräften noch da ist, nicht zu gehorchen, mit anderen Worten, wir brauchen seinen Lüsten und Trieben nicht zu gehorchen. Es ist ein grosser Unterschied zwischen den geordneten, regelmässigen Bedürfnissen des Leibes - was z.B Ruhe und Arbeit, Essen und Trinken, Wachen und Schlafen betrifft, sofern das alles unter der Zucht und dem Gehorsam der Gnade steht, den Lüsten des Fleisches gegenüber. Wir sollen nicht ohne weiteres den Lüsten und Trieben des Fleisches gehorchen; denn damit würden wir fleischlich werden. Alles soll bei uns unter der Zucht des Geistes stehen und unter dieselbe zu stehen kommen. Unter der Zucht der Gnade stehend, dürfen wir dann unsere Glieder und Kräfte, die bisher der Sünde als Werkzeuge gedient haben, unseren Verstand, alle Kräfte des Leibes, der Seele und des Geistes unsere ganze Ausrüstung, wieder unserem Gott darstellen. darbieten, als aus der Welt der Ungerechtigkeit heraus gerettete, wo man in erster Linie sich selbst gesucht und andere ignoriert oder gar benachteiligt hat. Aus dieser Welt der Sünde und Ungerechtigkeit sind wir heraus getreten in eine Welt der Liebe und der Wahrheit, „indem wir unsere Glieder Gott darstellen zu Gliedern der Gerechtigkeit.“

Wir stellen uns nicht anderen zur Verfügung, ihnen zu dienen, wir würden ja gar nicht wissen, wo anfangen und würden oft sehr schlecht dienen, nein, wir sind Freie, die für Gott da sind, die Ihm jederzeit ihre Kraft, ihr Dasein zur Verfügung stellen dürfen als Lebende aus den Toten.

Wirklich Lebende sind wir nur, wenn wir für Gott leben, sonst haben wir einen Fuss im Totenreiche, im Reiche der Sünde. Dann sind wir Lebende für Gott, mit Christo Gestorbene, Begrabene und Auferstandene, um nun ein neues Dasein zu führen, in einer neuen Welt zu leben, wo man Gott dient mit allen Kräften seines Lebens. Alle Glieder stehen Gott zur Verfügung als Werkzeuge der Gerechtigkeit. Werkzeug der Gerechtigkeit ist nur, was wir Gott hingeben.

Vers 13+14: „Und gebet nicht der Sünde eure Glieder Gott zu Waffen der Ungerechtigkeit, sondern gebet euch selbst Gott, als die da aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit. Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, weil ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.“

Ihr seid nicht unter dem Gesetz, wo es heisst: „du sollst“, sondern unter der Gnade, wo es heisst: „du kannst und du darfst,“ Wenn man unter der Gnade steht, spricht man nicht: „ich muss“ oder „ich sollte“ oder „ich soll“, sondern „ich kann“ und „ich darf“. Ja, man sagt wohl auch: „ich muss“, aber es ist ein anderes „ich muss“. Als von Gott erkauft, ist ein Bedürfnis meiner neuen Natur, „dazusein für Gott.“

Alles in uns, was aus Gott ist, protestiert gegen die Sünde. Ich muss für Gott da sein - das ist das neue Lebensgesetz, das Herrlichkeitsgesetz, dass Gott in den Wiedergeborenen hineingelegt und womit Er ihn von allen anderen Fesseln losgekauft hat. Sobald wir an die Erlösung in Christo appellieren, um Ihm dienen zu können, muss man uns loslassen.

Als der Herr Jesus in Jerusalem einziehen wollte, schickte er Seine Jünger voraus und sagte zu ihnen: „Da und da werdet ihr eine Eselin finden angebunden; löset sie ab und führet sie zu mir. Und so jemand Einspruch erheben wird,“ was ja ganz natürlich ist „so sprecht: der Herr bedarf ihrer, alsobald wird man sie euch lassen.“ Das ist keine Zauberformel, nein, vielmehr, das ist die Losung, die Stellung, in der man uns ziehen lässt, ziehen lassen muss. Da müssen alle Ketten und Banden abfallen um des Herrn willen und für den Herrn. Der Herr bedarf unser zu Seiner Verherrlichung. Er nimmt uns in Anspruch. Wir haben lange genug der Sünde gedient. Aufgrund Seines Opfertodes reklamiert (im Sinne von Anspruch erheben) Er jetzt, damit das, was Er zum teuren Preis erworben hat, fortan Ihm diene. Alles muss zu Gott zurück und da gilt es sehr zu wachen, dass wir dieser neuen Stellung treu bleiben und unserer Berufung würdig leben, sonst kommen wir wieder in die alte Knechtschaft. Wir brauchen nicht mehr in Sklaverei dahinzugehen, wir sind jetzt frei durch Gericht und Gnade, um Gott leben zu können. Darin liegt für Zeit und Ewigkeit der Schwerpunkt aller Herrlichkeit, geschaffen zu sein für die Herrlichkeit. Nehmet die Glaubensstellung ein, dass ihr euch der Sünde für gestorben haltet. Hat man sich in die Sklaverei der Sünde und des eigenen Lebens begeben, so kann man nicht am nächsten Tage sagen: „Jetzt habe ich genug von der Sklaverei, jetzt gehe ich wieder in die Freiheit.“ In der Neuheit des Lebens gibt es eine neue Welt, neue Anschauungen, neue Prinzipien.

Vers 15: „Wie nun? Sollen wir sündigen, dieweil wir nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!“ Ein erster Einwand, der dem Menschen bei dem, was der Apostel hier entwickelt hat, aufsteigen könnte ist der: „Ja nun, wenn dem also ist, dass wir nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind, sollen wir dann sündigen?“ Ja nicht - das sei ferne! Und warum nicht? Zunächst in diesem Zusammenhang: weil man mit jeder Sünde wieder aus der Freiheit herausgetreten und in die Knechtschaft, in die Gebundenheit zurückkommen würde. Jede Sünde hat Frucht - alles hat Frucht in sich. Man begeht keine Sünde ungestraft, denn sie trägt Frucht. Gott ehren und Ihm gehorchen ist nachher schwerer als vorher. Die Sünde schlingt ihre Arme um uns, wenn wir sündigen; sie nimmt uns gefangen.

Vers 16: „Wisset ihr den nicht, welchem ihr euch begebet zu Knechten im Gehorsam, des Knechte seid ihr; dem ihr gehorsam seid, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?“ Sklaven können nicht davon laufen, wenn sie vom Sklavendienst genug haben. Ihr Herr lässt sie nicht so bald wieder los. Wenn wir dem Feinde, der Sünde, dem Fleisch nur einen Augenblick nachgeben, so werden wir gleich wieder gebunden und haben Mühe, wieder loszukommen. Wir konstituieren uns als Sklaven: entweder dienen wir der Sünde zum Tode und werden immer schwächer, oder wir werden Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit, des Gehorsams zur Wahrheit, womit wir in eine Welt der Wahrheit, der Freiheit und der Gerechtigkeit eintreten, heraus aus der Welt der Knechtschaft, der Unwahrheit und der Ungerechtigkeit. „Gott sein Dank, dass das eine abgemachte Sache ist, dass ihr (Vers 17) Sklaven der Sünde waret, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bilde der Lehre, welchem ihr übergeben worden seid.“ Im Grundtext heisst es: ein Bild, ein Typus, neue Richtlinien, neue Grundlinien, neue Grundsätze. Es handelt sich um eine neue Welt, wo es nach neuen Gesetzen geht und die christliche Lehre ist zugleich ein neues Leben. Ihr seid in diese Richtlinien hineingestellt worden mit der Bekehrung; ihr habt euch selbst in dieselben hineingestellt: nun wandelt darin. „Wenn wir im Geiste leben, so lasset uns auch im Geiste wandeln.“ Wir sind in eine neue Welt eingetreten, so lasst uns nun wandeln als Bürger dieser neuen Welt, immer tiefer in sie eintreten und der anderen immer fremder werden. Mit Sklaven fängt man an, was man will. Einmal in die neue Welt der Gerechtigkeit hineingestellt, gehorchen wir unbedingt den Gesetzen dieser neuen Welt. In der Sklaverei, von der in Vers 18 die Rede ist, liegt das Geheimnis der wahren Freiheit. Der Sklave gehörte seinem Herrn mit Leib und Leben; sein Herr konnte mit ihm machen was er wollte. Wenn er wollte, konnte er ihn sogar totschlagen. Wenn wir uns dem Herrn hingeben, so ist es auf Leben und Tod und vor allem dazu, dass Er unser eigenes Leben totschlage, vernichte. Jede Sünde hat Samen in sich, der in uns niedergelegt wird und da muss man wissen, was man tut.

„Ihr seid Sklaven der Sünde zum Tode.“ schreibt der Apostel. Ihr kommt in Bezug auf die Sünde immer mehr in Ohnmacht, in die Todeswelt hinein. Leben und Widerstandskraft weichen immer mehr. Das Totenreich mit seiner Verwesung und Gebundenheit öffnet sich immer weiter. Oder umgekehrt: jeder Akt des Gehorsams, der Wahrheit, der Gewissenstreue dem Worte Gottes gegenüber führt in das Reich der Gerechtigkeit hinein, nicht nur zur Gerechtigkeit hin. Es sind da zwei Welten, die Welt der Sünde, der Gebundenheit, der Ungerechtigkeit, welche die Hand auf uns legt, wenn wir ungehorsam sind und andererseits die Welt der Wahrheit, der Gerechtigkeit, der Herrlichkeit, die sich uns auftut, damit wir durch Gehorsam in dieselbe eintreten. Entweder tut sich die eine auf und nimmt Beschlag von uns oder die andere. Und nun, wie steht es mit dir, lieber Leser? Den Römern konnte Paulus in Vers 17 und 18 sagen: „Gott sei Dank, damit, dass das Evangelium an euch herangetreten ist, ist es anders bei euch geworden.

Das Evangelium ist eine neue Lehre, aber es ist auch ein neues Leben und eine neue Lebensmacht. Es sind neue Horizonte, die sich dem Menschen darin auftun. Es ist ein ganz neuer Boden darauf wir gestellt werden. Das Evangelium ist eine frohe Botschaft und dieser Botschaft habt ihr gehorcht, habt euch von Herzen hingegeben den neuen Einflüssen, Anforderungen, Kräften, dem neuen Typus. „Ihr habt gehorcht dem Vorbild der Lehre,“ heisst es. Es sind neue Grundrisse, neue Charaktere, eine neue Art, neue Formen. Da musste das Alte uns loslassen. Wir empfanden die alte Welt vielleicht als schwere Kette, aber wir konnten sie nicht sprengen, geschweige den sie abschütteln. Wenn aber das Evangelium mit Geistesmacht an uns herantritt, so löst es uns von allen Ketten, die wir getragen von jedem Einfluss, wäre er auch von noch so bezaubernden Art, unter dem wir gestanden haben. Es tritt lösend an uns heran. Das Wort Gottes löst alle Bande, mögen sie auch noch so fest geknüpft sein. Es muss alles loslassen, wenn das Evangelium des Sohnes Gottes, der frei macht, in ein Menschenherz hineinleuchtet. Da geht es, wie es seinerzeit dem Petrus im Gefängnis gegangen ist: alle Ketten fallen, alle Türen tun sich auf. Er konnte in die Freiheit gehen. Die einen sind mehr, die anderen weniger gebunden, die einen seit längerer, die anderen seit kürzerer Zeit. Das Evangelium ist eine Macht, vor der alle Erdenmächte und Gebundenheiten weichen müssen, wenn wir uns Zeit nehmen, unseren Blick zu tauchen in die Tiefen dieses Evangeliums, in die Höhe und Breite und Tiefe der Liebe, die Macht hat, durch das Blut Christi alles in uns neu zu machen. Es sind das Dinge für die der Apostel kaum Worte findet, sei es, weil es eine Welt ist, in der er wohl selbst lebt, die er aber nicht ergründen kann, oder sei es, weil er mit Kindern Gottes zu tun hat, die noch in den Anfängen in den Kinderschuhen stecken.

Vers 19 sagt er: „Ich muss menschlich davon reden um der Schwachheit willen eures Fleisches.“ Der heilige Geist hat noch nicht tief genug in den Römern Besitz ergreifen können, dass sie fähig wären, dies zu fassen. Er muss diese Dinge aber einmal in ihren Horizont rücken, wenn er sie um ihrer Schwachheit willen auch noch nicht darein führen kann. Wo aber das Evangelium an uns herantritt, haben wir kein Recht, in unserer Schwachheit zu bleiben. „Wenn ich schwach bin, so bin ich stark,“ schreibt der Apostel Paulus ein andermal. Unsere Schwachheit ist keine Entschuldigung für uns. Sie ist im Gegenteil der Boden, auf dem Gott seine Herrlichkeit offenbart. Er entkleidet uns unserer natürlichen Kraft und stellt uns bloss und nackt hin. Danach kommt er mit Seiner Kraft und findet den Boden für sie frei.

„Denn gleich wie ihr eure Glieder begeben habt zum Dienste der Unreinheit und von einer Ungerechtigkeit zu der anderen, also begebet auch nun eure Glieder zum Dienste der Gerechtigkeit, dass sie heilig werden.“

Eine Unreinigkeit ruft die andere und wenn man sich einmal auf das Gebiet der Gesetzlosigkeit und der Ungerechtigkeit begibt, so geht es von Unreinigkeit zu Unreinigkeit, bis man schliesslich zügellos dahin getrieben wird von Sünde, Welt und Leidenschaft, und der Teufel von Fall zu Fall die Bande enger knüpft. Das hört jetzt auf, sagt der Apostel, damit ist es jetzt genug. Wenn ich euch daran erinnere, was ihr getrieben habt, so ist es, um im Namen Jesu von euch zu erlangen, dass ihr eure Glieder, eure Sinne eure Gedanken, Phantasie- und Gefühlswelt, euer ganzes Tun und Lassen in die Wahrheit, der Gerechtigkeit und Heiligkeit stellt.

„Das ihr eure Glieder darstellt als Sklaven,“ Das heisst in den freien, ungeteilten Besitz der Gerechtigkeit und Wahrheit, nicht nur, dass ihr der Wahrheit ein Fenster öffnet, dass sich beim ersten Windstoss wieder schliesst, sondern dass ihr der Wahrheit Tür und Tor öffnet und wenn ihr dann in den Besitz der Wahrheit gekommen seid und dem Herrn Jesu zur Verfügung steht mit Geist, Seele und Leib, wenn wir in den Herrn Jesu hineingestellt seid, eure ganze Persönlichkeit, eures ganzes Tagwerk Gott geweiht sei. Gott nimmt Besitz von dem, was Ihm geweiht wird. Wenn man sich aber an den festhält, der uns erkauft hat mit Seinem Blute, dann nimmt das neue Leben völlig Besitz von uns, und das, was wir früher nicht festzuhalten vermochten, wird zur zweiten Natur in uns.

Es ist jetzt gerade umgekehrt wie es früher gewesen ist, „denn früher wart ihr Sklaven der Sünde“. Ihr konntet nicht sagen: Jetzt ist es genug - ich will nicht in dieser Sklaverei bleiben, denn ich fühle mich unglücklich in derselben. Ja, wie willst du denn loskommen? Damals warst du frei von der Gerechtigkeit, das heisst die Beziehungen zur Wahrheit und zur Gerechtigkeit waren gelöst. Die Sünde hatte Beschlag von euch genommen und da musste die Erlösung von aussen kommen. Ihr wart frei, dem Bereich der Gerechtigkeit entwischt. Aber was ist dabei herausgekommen?

Was ist die Frucht eures Heidentums, wenn ihr an dasselbe zurück denkt? Dinge, deren ihr euch jetzt schämt. Man darf sie kaum nennen: Augenlust, Fleischeslust, hoffärtiges Wesen - kurz - Dinge, deren ihr euch jetzt mit Recht schämt. Des Heilandes Jesu Christi braucht man sich nicht zu schämen. Menschlich gesprochen, man schämt sich selbst des reinsten Lebens. Wäre ein Mensch noch so hoch geachtet von seinen Mitmenschen um seines reinen Lebenswandel willen, so muss er sich dessen doch noch schämen, weil hinter allem Guten noch viel Unreines, Schmutziges ist, wäre es auch nur Selbstbespiegelung und Selbstgefälligkeit. Das Leben Solcher, hat nicht einzig und allein Gott zum Ziele, es ist Selbstverherrlichung und Selbstbefriedigung dabei, ein unreiner Faden, der sich durch alles hindurchzieht. Dessen schämt man sich, wenn man einmal einen Blick in das Leben Jesu hineingetan hat und sich bewusst geworden ist: „Das ist es, was der heilige Geist in uns ausgestalten will.“ ER stellt uns das neue in unseren Horizont und prägt uns mit Seinem heiligen Griffel die Züge des neuen Lebens ein. Was wäre den aus uns geworden, wenn wir im Heidentum geblieben wären und die Dinge weitergetrieben hätten, die wir damals trieben? Wir wären In Nacht, Finsternis und Tod versunken. Was hättet ihr für Frucht? Schande. Und was wäre das Ende? Tod. Das Ende, auf dass alle diese Dinge hinauslaufen und dem sie uns zuführen, ist Tod und Nacht. Wir werden dadurch Kinder der Nacht, Nachtwandler. Da geht es dann von Nacht zu Nacht tiefer hinein in den Tod, wie es bei den Kindern des Lichts von Licht zu Licht, von Freiheit zu Freiheit tiefer ins Licht und in die Freiheit hineingeht. Oh diese beiden Wege, die der Apostel hier zeichnet in ihren grossen Grundlinien, die wollen wir uns nie verwischen lassen!

Dann dürfen wir uns aber auch nicht bei den Schwierigkeiten des Weges aufhalten!

Es kostet nicht als unser eigenes Leben, das muss hingegeben werden, es koste, was es wolle.

In der alten Welt der Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit geht es von Abfall zu Abfall, von Schwächung zu Schwächung. Oh bleiben wir deshalb in dieser neuen Welt, in die wir mit der Bekehrung verpflanzt worden sind. Befleissigen wir uns doch, während jedem Augenblick die Stellung von Erlösten zu leben, indem wir unsere Glieder, unsere Kräfte, die uns anvertrauten Pfunde, unser ganzes Tun und Lassen, die Begegnungen mit unseren Mitmenschen - kurz alles, was sich in ein Menschenleben eingliedert, Gott hingeben, zum unbedingten Gehorsam, zur Sklaverei der Freiheit, die wahrhaft frei macht. Die Sklaven haben unbedingt zu gehorchen, da gibt es keine Einwände, keine Auseinandersetzungen. Verkauftsein an die Gerechtigkeit heisst: losgekauft sein von der Sklaverei der Selbstgerechtigkeit und des eigenen Lebens hinein in die Welt der Gerechtigkeit dadurch, dass wir uns haben zusammenbinden lassen mit Christo. „Wen der Sohn freimacht, der ist recht frei.“ Der Sohn aber macht den frei, der sich mit Ihm verbindet. Dem Gesetze untertan sein heisst also: untertänig sein dem Worte Gottes, untertänig sein Gott - zur Heiligkeit. Es geht von Loslösung zu Loslösung. Wir wollen durchgeheiligt werden nach Geist, Seele und Leib auf den Tag der Wiederkunft Christi. Da gibt es keinen Stillstand. Wir sind noch nicht vollendet aber wir bleiben nicht stehen.

Vers 20: „Denn da ihr der Sünde Knechte waret.“ verkauft an die Sünde, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit.“ Als ihr an die Sünde verkauft waret, deren Ketten nur immer empfindlicher und schwerer wurden, so oft ihr an ihnen gerüttelt habt, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit hatte keine Macht über euch, keinen Einfluss auf euch.

Das Wort der Wahrheit glitt von euch ab, wie von einem Panzer und die Folge war, wie schon erwähnt, ein Zustand, eine Existenz deren ihr euch heute schämt. Wenn man in der Welt der Wahrheit und Liebe ist, schämt man sich des Lebens das man gelebt hat in Lieblosigkeit, Lust - wenn nicht gar Wollust - des Hasses, der Zwietracht und dergleichen. Ach, sich schämen zu dürfen und sich wieder schämen zu können, schamrot zu werden im Blick auf das Leben, das man geführt hat und damit lobsingend dem Lamme, das uns erlöst und uns in eine neue Freiheit gestellt hat, wo wir der Sünde und dem eigenen Leben nicht mehr dienen müssen! Ihr waret dem Tode verfallen, jetzt aber ist die Gnade auf den Plan getreten hineingeleuchtet in euer Herz und Leben und hat uns losgebunden von den Ketten der Vergangenheit und der Sklaverei der Sünde, hat euch in die Gefangenschaft, in die völlige Abhängigkeit von Gott geführt, wo man von Gott regiert und von Gottes Wort geleitet wird. Es sind neue Tore aufgegangen, die alten haben sich geschlossen.

Wir treten mit immer neuer Freudigkeit heran an das ewig lebendige Gotteswort. Was hülfe uns die Bekehrung, wenn wir nicht Gottes Wort hätten, das ewige Leben, das hineinreicht in die Herrlichkeit?

Worin besteht eigentlich der erste Glaubensblick? Besteht er nicht in dem Aufblick auf Jesum, wenn wir die furchtbare Entdeckung gemacht haben und das erste Zugeständnis vollbringen, dass wir an die Sünde verkauft sind, Sünde tun und Sünde fühlen müssen von Natur, wir mögen wollen oder nicht. Wir haben uns an die Person des ersten Adam, an die Sünde verkauft. Unser Herr und Heiland aber ist in der Fülle der Zeiten gekommen für ein Sünde verkauftes Geschlecht, ist ans Kreuz genagelt worden und hat am Kreuz den Sold der Sünde für uns bezahlt. ER ist auferstanden, auf dass wir im neunen Leben wandeln, und der Geist Gottes ruht nicht, bis alles in uns neu geworden ist, nachdem er durch Tod und Grab gegangen. „So herrsche den nicht die Sünde in unserem sterblichen Leibe, um seinen Lüsten zu gehorchen. Stellt auch nicht eure Glieder dar…, sondern stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit…“

Wie viele suchen gegenwärtig vergeblich nach Arbeit! Sie wären bereit ihre Glieder zum Dienste hinzugeben, aber niemand stellt sie an. Welche Herrlichkeit ist es da aber, dass wir diese Glieder nicht irgend einem irdischen Machthaber hingeben dürfen, nicht zur Erreichung irgend einer Ehrenstellung im Staate, sondern für eine viel höhere Ehrenstellung, für den König der Könige, den Gekreuzigten und Erhöhten. Er hat uns erlöst davon uns an Menschen zu verkaufen, um Menschengunst zu buhlen und von dem ängstlichen Fragen, was die Menschen wohl von uns halten mögen. Er hat uns losgekauft von dieser ägyptischen Knechtschaft, dem Könige an seinem Hofe zu dienen und zwar nicht durch Mittelspersonen, nein, sondern um mit dem kleinsten Anliegen, mit jedem noch so geringfügigem Weh, mit jedem Herzweh und allem, was uns physisch und seelisch bedrücken könnte, zum Throne kommen zu dürfen in der festen Glaubenszuversicht, dass wir nicht abgewiesen werden und das es niemals heissen wird: „Du kommst aber auch mit jeder Kleinigkeit; jetzt lass mich einmal in Ruhe!“ Oh nein, der Herr will das leiseste Zucken jedes Nervs, jedes Muskels in Seine Hand bekommen, unter Seine Geisteszucht, unter Seine reinigende, lösende und belebende Auferstehungskraft. Unsere Charaktere, Temperamente, unser Reden und Schweigen, unsere Blicke und Stimmungen verlangt er für sich. Und wir, was können wir Höheres und Grösseres verlangen, als da zu sein für Ihn und zu wissen, dass, wo wir noch etwas vom sklavischen Denken und Fühlen entdecken, wir es im Blute Jesu Christi ertränken können und dürfen und das keine Macht der Eitelkeit, der Sinnlichkeit des Hochmuts und dergleichen uns mehr etwas anhaben kann, wen wir uns gegen deren Beeinflussung unters Kreuz flüchten - und zwar sofort. Wir dürfen und sollen uns sofort Rechenschaft geben: Ich bin ein Erlöster; als Jesus am Kreuze hing, hat er die ganze verlorene Menschheit mit ans Kreuz hinaufgenommen. Es bleibt nun kein Raum mehr für Gericht, nachdem das Gericht in der Person des Sohnes Gottes über die Menschheit ergangen ist. Wir dürfen alle mit ans Kreuz und dort gesunden, dürfen dort freiwerden für die Hoheitsstellung allezeit, in Freude und in Leid da zu sein für unseren Gott.

Der Glaube, der Herzensglaube, schliesst uns das ganze Versöhnungswerk und die ganze Erlösung auf und führt uns Schritt für Schritt in dieselbe ein. Es tut das der Geist Gottes von Glaube zu Glaube, von Tiefe zu Tiefe von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, bis die Stunde kommt, wo wir ohne Tod in die Herrlichkeit hinaufdürfen. Der wahre Herzensglaube ist einfach Besitznahme des Erbes Gottes in Christo Jesu, Besitznahme von dem ganzen Erlösungswerke im Gehorsam zum heiligen Geist, wenn Er uns von Sünde überführt. Der wahre Glaube gibt sich nicht mehr mit sich selbst ab; er blickt auf das Kreuz, bis Kreuz und Thron unser Mittelpunkt werden, bis das Kreuz im Gericht und der Gandenthron immer mehr ineinander greifen und der Mensch frei wird, die Früchte des Glaubens zu bringen und damit Stufe um Stufe eine völlige Umwandlung aus unserem Bilde, Wesen und Charakter hinein in das Bild Christi zu bewerkstelligen. Und das ist nicht etwa eine Sache persönlichen und christlichen Ehrgeizes, wonach man eine gewisse Stufe der Heiligung erreichen will, sondern es ist ein ernstes Eingehen in Gottes Gedanken, der es sich vorgenommen hat, uns umzugestalten von Klarheit zu Klarheit in das Bild Jesu Christi, bis zu dem Punkte, wo man sich das alte, adamitische Bild nicht mehr sieht.

Er hat den Meisselschlägen des heiligen Geistes weichen müssen. Da gibt es innere und äussere Meisselschläge in den Führungen Gottes, die mithelfen müssen, uns demütig und klein zu machen. Alle diese Meisselschläge wollen wir uns gefallen lassen und sie aus unseres Gottes Hand annehmen. Gott arbeitet Hand in Hand mit dem heiligen Geist um dem Werke des Sohnes und unserer Umgestaltung in Sein Bild vollen Raum zu machen. Grösseres und Höheres gibt es nicht. Gleichgestaltete mit dem Erstgeborenen zu werden, und mit Wenigerem kann Gott sich nicht begnügen. Darum beruht jeder Fortschritt auf einen tieferen Blick in die Herrlichkeit des Lammes. Es muss alles in den Tod gehen, sonst kann keine Rede von einem Auferstehungsleben sein.

Vers 23: „Denn der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben in Christo Jesu, unserem Herrn.“ Als in der Heiligung Lebende haben wir schon ewiges Leben, aber es ist das nur ein Angeld, ein Vorgeschmack einer Welt ohne Ende, die unser droben wartet. Bisher wartete auf uns der Tod, als Lohn der Sünde. Wir waren geistlich tot, als wir der Sünde dienten und nun hat sich Gottes rechte Hand aufgetan mit einer Gnadengabe über Bitten und Verstehen. Diese Gnadengabe, mit der Gottes treue Hand entgegen gekommen ist, nicht mehr ewiger Tod, sondern ewiges Leben in Christo Jesu, ewig neu, ewig jung, ewig herrlich sich erneuernd in das Bild Christi, so erneuert sich unser ganzes Leben in Seinem Dienste durch unser Bleiben in Christo Jesu. Durch solches Bleiben in Ihm gestaltet sich das ewige Leben in uns auf den Tag der Zukunft unseres Herrn durch immerwährende Lebenserneuerung in Ihm.

„Die Gnadengabe Gottes ist das Ewige Leben,“ nicht nur nie endendes Leben, sondern seiner Natur nach ewig, unergründlich, unsichtbar. Da gelangt man nie an einem Punkte an, wo es plötzlich nicht mehr weiter geht. Alles Sichtbare hat Grenzen, das Unsichtbare hat keine Grenzen. Welt ohne Ende, Tiefe, Höhe, Breite, Länge, alles unermesslich und unergründlich ist die Heimat, in welche das Evangelium alles einführt, die sich binden lassen und dadurch wahrhaft frei werden.