Lady Anne Erskine kam einmal in ihrer Equipage an der Stelle vorbeigefahren, wo Rowland Hill eben eine Straßenpredigt hielt. Sie ließ ihren Kutscher anhalten und fragte verwundert, was die große Menge Menschen hier zu tun habe, und warum sie sich alle hier drängten. „Sie wollen Rowland Hill hören,“ lautete die einfache Antwort, und da die Dame schon viel von diesem wunderbarsten aller Prediger gehört hatte, so befahl sie ihrem Diener, den Wagen ganz in die Nähe des Predigers zu bringen. Kaum hatte Rowland Hill dies bemerkt, als er laut rief: „Ich werde eine Auktion halten! Ich werde Lady Anne Erskine ausbieten,“ und die Ausgebotene hörte voll Staunen, wie er über sie verfügte: „Wer will sie kaufen? Ich frage die Welt, was willst du für sie geben?“
„Ich will ihr alle Pracht und alle Eitelkeit dieses vergänglichen Lebens geben. Sie soll hienieden eine glückliche Frau sein, sie soll Reichtum besitzen, sie soll genug Verehrer haben, und Freuden sollen ihr in diesem Leben nicht fehlen.“
„Welt, dafür bekommst du sie nicht! denn ihre Seele ist ein unsterbliches Wesen und dein Preis, den du bietest, ist dafür viel zu gering! Was könnte es ihr nützen, wenn du ihr all diese elenden Dinge gewährtest? was hilft es ihr, wenn sie die ganze Welt gewönne und sie nähme doch Schaden an ihrer Seele. Aber hier ist noch ein andrer Käufer; lasst uns sehen, was er bietet. Es ist der Teufel. Ich frage ihn: Was willst du für sie geben?“
„Wohlan,“ spricht er, „lass sie alle Freuden der Sünde in dieser Zeit genießen; sie soll alles haben, was ihr Herz begehrt; der Augen Lust, der Ohren Lust und hoffärtiges Wesen, es soll ihr nicht fehlen. Jede Sünde, jedes Laster kann sie vollführen.“ „Gut, Satan! Aber was willst du ihr denn an bleibendem Gut geben? Du sollst sie nicht bekommen, denn ich weiß, wer du bist, und du hast zuletzt nur einen erbärmlichen Lohn für sie. Du wirst ihre Seele in alle Ewigkeit vernichten.“
„Doch nun kommt dort noch einer, den ich auch kenne. Es ist kein andrer als der Herr Jesus, und ich frage auch Ihn: Was willst Du für sie geben?“ Er antwortet: „Ich gebe nur das, was ich bereits für sie gegeben habe: das ist mein eigen Leben, mein Blut, damit ich sie erkaufte. Ich schenke ihr den Himmel für immer und ewig; ich schenke ihr Gnade und Friede des Herzens mit ewiger Herrlichkeit!“
„O, Herr Jesus Christus!“ rief hier Rowland Hill, „Du sollst sie haben. Lady Anne Erskine, gehen Sie auf diesen Handel ein?“
Die Dame war gefangen. Was sollte sie antworten? und schon wieder rief der wunderbare Mann vor den Ohren der ganzen Menge: „Es ist geschehen, es ist geschehen! ich habe dich Ihm übergeben, und niemals darfst du diesen Kontrakt wieder brechen!“ Sie hat es niemals getan. Aus der eitlen, lustigen Weltdame wurde fortan eine der ernstesten Christinnen, die für die Wahrheit des Evangeliums in jenen Tagen mit ganzer Kraft eintrat und die mit sieghafter Hoffnung auf das Königreich des Himmels entschlief. Wer ist willig, Christum zu haben? Christus ist willig, ihn zu haben!