Von Rowland Hill wird erzählt, dass er eines Tages auf der Reise in ein Dorf kam, wo er kein andres Unterkommen zu finden vermochte, als nur in einer Schenkwirtschaft. Da er mit zwei Pferden angekommen war, und sogleich das beste Zimmer des Hauses betrat, so hielt man ihn für einen wünschenswerten Gast, und der Wirt sprach vergnügt: „Ich freue mich, Sie hier zu sehen, Herr Hill, ich werde Ihnen den Abend gern ein wenig Gesellschaft leisten.“
„Werden Sie mir erlauben, diesen Abend eine Hausandacht bei Ihnen zu halten?“ „Wir haben so etwas in unsrem Hause noch niemals gehabt,“ entgegnete der Wirt verwundert hierauf, und mit Nachdruck setzte er dann noch hinzu: „Wir gebrauchen so etwas auch jetzt nicht!“
Rowland Hill blickte dem Manne gelassen ins Auge, dann sprach er mit festem Tone: „So holen Sie mir augenblicklich meine Pferde aus dem Stall, denn ich kann in keinem Hause bleiben, in welchem man nicht zu Gott beten will! Verstehen Sie mich? Ich bitte, sofort meine Pferde hinauszuführen!“
Der betroffene Wirt sah, dass die Sache ernst gemeint war, und weil er nicht gern einen so guten Gast verlor, so besann er sich nicht lange, die zuerst verweigerte Erlaubnis zu erteilen. „Gut“, sprach Hill, „aber ich bin nicht gewöhnt, in andrer Leute Haus die Andacht zu halten und Sie selbst müssen das tun.“
„Wie soll ich das denn machen, ich kann ja nicht Andacht halten und beten.“
„Aber Sie müssen es!“
„Ich habe es aber niemals getan.“
„Mein lieber Mann“, sprach Rowland Hill jetzt sanfter, „dann werden Sie es heute Abend zum ersten Mal tun.“
Die Stunde kam, die Andacht begann, bald lag die kleine Versammlung auf ihren Knien. „Jetzt beten Sie“, klang die Stimme des wunderbaren Mannes befehlend, „jedermann betet in seinem eignen Hause und auch Sie müssen heute Abend Ihr Gebet darbringen.“ „Ich kann nicht beten, ich kann es nicht!“
„Mensch, was sagen Sie, Sie haben alle die unverdienten Gnadengaben an diesem Tage empfangen und sind so undankbar, dass Sie nicht einmal dafür danken können? und dabei sind Sie ein so gottloser Sünder, der auch nicht einmal um Vergebung bitten kann?“
Dem Mann traten die Tränen in die Augen. „Ich kann nicht beten, Herr Hill, ich kann es nicht, wirklich nicht!“
„Mann, so sagen Sie dem Herrn, dass Sie es nicht vermögen!“
Der arme Wirt fiel nieder und die Worte rangen sich aus seiner gepressten Brust: „O Herr, ich kann nicht beten, ich wollte, ich könnte es!“
„Nun haben Sie angefangen zu beten“, sprach Rowland Hill auf diese Worte, „und niemals werden Sie es wieder aufgeben. Auch will ich jetzt für Sie bitten.“ Es geschah so, und gar nicht lange Zeit hat es gedauert, bis es dem Herrn gefiel, den Gastwirt, durch diese wunderbare Förmlichkeit, ganz zu Christo zu bekehren.
Darum bitte ich euch auch, es einfach dem Herrn zu sagen, wenn ihr nicht beten könnt. Ruft Ihn an, so wird Er euch helfen, bittet Ihn auch, euch über euren verlornen Zustand zu erleuchten, und wenn ihr nicht beten könnt, nun so bittet Ihn um alles, was ihr bedürft. Jesus wird dem Vater die ganze Botschaft überbringen, Er wird die Bitten mit seinem Blute unterstützen, und der Vater wird seinen Heiligen Geist herabsenden, um euren Glauben und euer Vertrauen zu stärken.