Eine Sonntagsschul-Predigt
„Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon Jona, hast du mich lieber, denn mich diese haben? Er spricht zu Ihm: Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich lieb habe. Spricht Er zu ihm: Weide meine Lämmer.
Joh. 21,15
Lest das ganze Kapitel und beobachtet die Veränderung der Szene. Zuerst sind sie auf dem See, fischen und werfen ihre Netze dem Gebote Christi gemäß aus, und ziehen eine große Menge Fische ans Land. Sie sind alle ans Ufer gekommen, und nachdem sie gefrühstückt haben, sind ihre Augen nicht mehr auf den See gewandt, sondern auf die Weiden des Hügels. Diese sind voller Herden, und der Meister sagt nichts mehr von Fischern und Fischen, sondern spricht von Hirten und Schafen. Hierin liegt ein Gleichnis: Die Diener des Herrn.. Jesu. sind erst Fischer und dann Hirten. Die erste Arbeit der Diener Christi ist in dem Auftrag einbegriffen: „Geht hin in alle Welt und predigt das. Evangelium aller Kreatur,“ oder im Gleichnis: „Fahrt auf die Tiefe und werft eure Netze aus, dass ihr einen Zug tut.“ Sie beginnen ihren himmlischen Beruf als Fischer, eben wie Jesus zuerst zu ihnen sprach: „Folgt mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ Ihr erstes Werk. ist, das Evangelium zu predigen, was dem Herunterlassen eines großen Schleppnetzes gleicht, das Lebendiges aller Art einschließt. Sie sollen keine Auswahl von Personen treffen, so dass sie nur denen predigen, die ihnen dafür geeignet scheinen: das würde dem Angeln vergleichbar sein, ein Bild, das im Alten Testament in bezug auf das Verderben gebraucht wird, aber nicht in betreff des. Heils, wie Amos spricht: „Der Herr Herr hat geschworen bei seiner Heiligkeit: Sieh, es kommt die Zeit über euch, dass man euch wird herausrücken mit Angeln, und eure Nachkommen mit Fischhäklein.“ Bei der Fischerei den Evangeliums lassen wir das große Netz herab und schließen darin viele von allen Gattungen ein. Bei der Predigt des Evangeliums sind alle Fische, die zu dem Netze kommen; das Sortieren der guten und schlechten wird an einem andern Tage getan. Unsre dringende Arbeit - ich meine, die eurige und die meinige, meine Brüder - ist, in die Welt hinaus zu gehen und das gesegnete Evangelium des Heils allen zu verkünden, die uns hören wollen. Wir sollen an jeden Ort gehen, zu dem wir Zutritt erlangen können “,im alle Welt,„ in die Straßen und Gäßchen der Stadt, auf die Landstraßen und an die Zäune: an all und jeden Ort der Welt. Unser einziges Instrument als Fischer für Christum ist das Evangelium von der Gnade Gottes. Gott verhüte, dass wir ein andres brauchen. Möge der Herr uns helfen, bei unserm Fischen zu bleiben und mögen wir beständig göttliche Anleitung dazu empfangen, wie und wo wir das Netz auswerfen sollen, so dass wir ein volles und doch unzerrissenes Netz haben, mit dem wir wiederum fischen können.
Nachdem dies getan ist und während es getan wird, muss eine andre Kunst geübt werden. Das Fischen ist nicht alles, wie viele zu denken scheinen. Es ist ein großer Teil unsres Dienstes, und wollte Gott, man wendete mehr Sorgfalt darauf; aber nachdem es getan ist, kommt das Weiden, und dies ist ein ebenso gewichtiges Werk. 'Unser Herr Jesus Christus will, dass seine Diener mit ganzem Herzen bei diesem zweiten Werke seien. Wenn Seelen bekehrt sind, so sind sie aus den Tiefen der Sünde herauf gebracht, und die Szene ändert sich: wir sehen eine Herde “,die Gemeinde Gottes, welche Er durch sein eigenes Blut erworben hat.„ Diese Herde bedarf aber so sehr der Fürsorge, wie jede andre, ja, sie muss mit äußerster Mühe und Wachsamkeit geweidet werden. Der Herr Jesus selbst ist der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe dahin gegeben hat, der große Hirte, der. von den Toten ausgeführt ist, der Erzhirte, unter dem Er Hirten bestellt hat, für die Seelen der Menschen zu wachen. Er will, dass diejenigen unter uns, die Er zu seinem Dienste beruft, die hüten sollen, die bekehrt sind: sie führen, schützen, nähren, trösten und ihnen helfen. Er wird uns zur Rechenschaft ziehen, wenn wir diese Aufgabe vernachlässigen, denn Er wird seine Herde von unserer Hand fordern und sagen: „Wo ist nun die Herde, welche dir befohlen war, deine herrliche Herde?“
Dieses Hirtenwerk ist so wichtig, dass der Heiland dreimal uns darauf achten heißt, indem Er zuerst spricht: „Weide meine Lämmer“, dann: „Weide meine Schafe“, oder wie einige alte Handschriften es haben: „meine kleinen Schafe“, und dann wiederum: „Weide meine Schafe“. Wir sollen die Kindlein in der Gnade weiden; die jungen Männer in Christo hüten; und die älteren weiden, die viele zunehmende Gebrechen fühlen und des Trostes ihrer früheren Tage bedürfen mögen. Dreimal wird uns so geheißen; sind wir denn so geneigt, darin zu fehlen? Jesus sprach nur einmal zum Tode, und Lazarus kam heraus; sind wir tauber als das Grab, und muss uns dreimal befohlen werden? Lasst uns nicht länger dem himmlischen Gebote ungehorsam sein. Wir dürfen niemals so die Massen draußen evangelisieren, dass wir vergessen, die, welche drinnen sind, zu hüten und zu weiden. Wir sollen alle Völker zu Jüngern machen und dann sie alles lehren, was Christus uns befohlen hat Nicht jeder, der ein. Netz hereinziehen kann, ist sofort geeignet, eine Herde zu hüten; wir brauchen viel Gnade, denn der Herr Jesus Christus hat Jahre damit zugebracht, die Zwölfe aufs fleißigste zu erziehen, die Siebzig heranzubilden und eine Schar Nachfolger bereit zu machen, die nicht nur errettet, sondern ausgebildet waren, so dass sie auch andre lehren konnten. Wir müssen in dieser Sache nicht gleichgültig sein Das stille Werk, Gläubige zu erbauen, muss stetig fortgesetzt werden, wenn auch die, welche eine Posaune vor sich her blasen, solche Dienste verachten mögen
Ich werde heute morgen von der Arbeit innerhalb der Herde sprechen: dem Weiden der Schafe und Lämmer, und dies will ich tun, um unsern lieben Sonntagsschullehrern zu helfen. Dies ist ihr Tag, und wenn es scheint, als spräche ich nicht direkt oder ausschließlich zu ihnen, so hoffe ich, dass ich ungeachtet dessen vieles sagen werde, was sie in ihren unschätzbaren Arbeiten anspornt und anleitet, Ich bitte um eure ernstlichsten Gebete und liebevollste Teilnahme für sie, und von vielen möchte ich eine tätigere Mitwirkung mit ihnen erbitten. Betreffs. dieses Weidens für Christum lasst uns zuerst den Wirkungskreis. betrachten: „Meine Lämmer“; zweitens: den Mann dafür, einer gleich dem Simon, Jona Sohn; drittens: seine Vorbereitung dazu; viertens: die Arbeit selbst, und fünftens: den Beweggrund, aus dem das Weiden getan werden soll Kurz über jeden Punkt O, dass wir die Hilfe des Geistes Gottes hätten!
Denkt an den Wirkungskreis. Obwohl Jesus die andern Male sprach: „Weide meine Schafe“, so spricht Er doch dieses. erste Mal: „Weide meine Lämmer“. Auf wen geht dies?. Ich denke, zuerst auf die, welche klein in der Gnade sind. Sie haben nur ein Senfkorn des Glaubens; ihre Liebe ist keine Flamme, sondern ein Funken; der Sauerteig der Gnade hat in ihnen zu wirken begonnen, aber all die Scheffel Mehl sind noch nicht durchsäuert. Das geistliche Leben in ihnen ist wie ein eben angezündetes Licht, anscheinend in Gefahr, plötzlich ausgeblasen zu werden, und deshalb große Sorgfalt erfordernd. Schwäche ist eine Vorstellung, die in dem Worte „Lämmer“ liegt; und so sollen in der Gemeinde Gottes alle, die schwach sind - und ach, wie viele solcher sind da - alle, die zweifelnd sind, alle, die nur wenig unterrichtet sind, alle, die leicht in der Lehre verwirrt, im Gemüt niedergedrückt und schnell wankend gemacht werden, alle solche, sage ich, sollen mit besonderer Sorgfalt bewacht werden, und deshalb erwähnt Jesus sie besonders und allein und zu allererst. Wenn unsre Freundlichkeit die Starken vernachlässigte, so würde es sehr traurig sein, aber vielleicht brächte es nicht so viel Schaden, als wenn wir die Schwachen vernachlässigen. Was sagt der Apostel: „Tröstet die Kleinmütigen; nehmt euch an der Schwachen; seid geduldig gegen jedermann.“ In unserer Zahl haben wir immer einige, welche die Trauerkleider geistlicher Witwenschaft tragen; sie sind sehr aufrichtig, aber sehr ängstlich, und wissen kaum, was volle Zuversicht bedeutet, sind aber doch wahr und entschlossen. Ihr Glaube ist ein zitternder, der ruft: „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Solche sind weder zu tadeln, noch zu vermeiden, noch zu verachten oder im geringsten zu entmutigen; sondern, da wir selber auch durch gleiche Befürchtungen angefochten werden können, sollen wir sie trösten. Wir sollten wissen, dass, wenn wir stark sind, unsre Stärke nicht in uns selber liegt; denn unsre eigne Stärke ist vollkommene Schwachheit; und darumsollten wir freundlich und sanft mit den Schwachen der Herde verfahren. Ich denke, das ist der Grund, warum die Schwachen in diesem besonderen Falle dem Simon Petrus anbefohlen wurden; er war selber sehr schwach gewesen; er hatte seinen Meister aus Furcht verleugnet und war dadurch gelehrt worden, Mitleid mit andren Zitternden zu haben. Wer selbst mit Schwachheit umgeben ist, kennt das Herz der Schwächlinge: er kann mit Teilnahme auf ihre Zweifel und Anfechtungen eingehen, denn er hat das Gleiche gefühlt. Ich sage darum heute morgen im Namen des Herrn Jesus zu allen, die Ihn lieben: „Sorgt gut für die Schwachen der Gemeinde.“
Aber ich kann nicht denken, wie einige Ausleger es tun, dass Schwäche die Hauptvorstellung bei dem Worte „Lämmer“ ist; denn der Begriff eines Lammes ist nicht auf den Gedanken der Schwäche beschränkt, da ausgewachsene Schafe schwach und Lämmer kräftig sein können; sondern der vorherrschende Gedanke ist der der Jugend. Die Lämmer sind die Jungen der Herde. Also sollten wir besonders und sorgfältig auf die achten, welche jung in der Gnade sind. Sie mögen alt an Jahren sein und doch mit Rücksicht auf die Länge ihres geistlichen Lebens bloße Kindlein in der Gnade, und darum haben sie es nötig, unter einem guten Hirten zu sein. Sobald jemand bekehrt und der Gemeinde hinzugetan ist, sollte er der Gegenstand der Sorgfalt und Freundlichkeit der andren Mitglieder werden. Er ist erst neu unter uns gekommen und hat keine vertrauten Freunde unter den Heiligen, darum lasst uns alle freundlich gegen ihn sein. Selbst wenn wir unsre älteren Kameraden verlassen müssten, sollten wir doppelt freundlich gegen die sein, die eben erst der Welt entflohen und gekommen sind, um eine Zuflucht bei dem Allmächtigen und seinem Volk zu finden. Macht mit unaufhörlicher Sorge über diese neugeborenen Kindlein, die stark in Wünschen sind, aber stark in nichts andrem. Sie sind eben aus der Finsternis hervor gekrochen, und ihre Augen können kaum das Licht ertragen; lasst uns ein Schirm für sie sein, bis sie an den Tagesglanz des Evangeliums gewöhnt sind. Widmet euch dem heiligen Werk, für die Schwachen und Verzagenden zu sorgen. Petrus selbst muss an jenem Morgen gefühlt haben, als wenn er ein neuangeworbener Soldat gewesen wäre, denn er hatte in gewissem Sinne sein öffentliches christliches Leben mit der Verleugnung seines Herrn beendet, und hatte es wieder begonnen, als er hinausging und bitterlich weinte. Er legte ein neues Bekenntnis seines Glaubens vor seinem Herrn und seinen Brüdern ab, und deshalb, weil er Mitgefühl mit Rekruten haben konnte, wurde er beauftragt, ihr Hüter zu sein. Junge Bekehrte sind zu schüchtern, um unsre Hilfe zu bitten, darum führt unser Heiland sie uns vor, und sagt mit einem nachdrücklichen Worte des Befehls: „Weide meine Lämmer.“ Dies wird unser Lohn sein: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Aber sicherlich müssen wir hierin diejenigen einschließen, die bekehrt werden, während sie noch jung an Jahren sind. Wir danken Gott sehr, dass wir unter uns und um uns her viele liebe Kinder haben, die Christum schon kennen. Wir als Gemeinde haben niemals gedacht, dass eine gewisse Anzahl Jahre über ein Kind dahin gehen müssen, ehe es seinen Glauben an Christum bekennen und in die Gemeinde aufgenommen werden könnte. Es wird zuweilen gesagt, dass wir die Taufe der Erwachsen en lehren. Dem ist aber nicht so. Wir üben die Taufe der Gläubigen, und taufen alle, die Glauben an den Herrn Jesum Christum bekennen, ob es Kinder oder Erwachsene sind. Unsre Frage nach der Tauglichkeit bezieht sich nicht auf das Alter, sondern auf den Glauben. Die große Anzahl oder die geringe Summe von Tagen oder Jahren kommt bei uns gar nicht in Betracht. Unsre Frage ist: „Glaubst du an den Herrn Jesum Christum?“ Wenn diese befriedigend beantwortet wird, sagen wir sogleich: „Was hindert dich, getauft zu werden?“ Wie jung ein Gläubiger auch sein mag, so sollte er ein offenes Bekenntnis seines Glaubens ablegen und mit der übrigen Herde Christi in die Hürde getan werden. Wir sind nicht unter denen, die jugendliche Frömmigkeit beargwöhnen; wir konnten nie mehr Grund zum Argwohn bei den Jungen sehen, als bei denen, die spät im Leben Buße tun. Von den Zweien glauben wir, dass die letzteren mehr in Frage zu stellen sind, als die ersteren: denn eine selbstsüchtige Furcht vor der Strafe und Angst vor dem Tode können leichter einen nachgemachten Glauben hervorbringen, als bloßes kindliches Wesen es tun würde. Wie vielem ist das Kind entgangen, wodurch es hätte verdorben werden können! Wie vieles weiß es nicht, wovon wir hoffen, dass es dasselbe mit Gottes Hilfe niemals wissen wird! O, wieviel Fröhlichkeit und Vertrauen ist in bekehrten Kindern, was bei älteren Bekehrten nicht gesehen wird! Unser Herr Jesus hatte augenscheinlich Mitgefühl für Kinder, und der gleicht Christo nur wenig, der sie als eine Beschwerde in der Welt ansieht und sie behandelt, als wenn sie entweder kleine Betrüger oder törichte Einfaltspinsel sein müssten. Euch, die ihr in unsren Schulen lehrt, ist das fröhliche Vorrecht gegeben, auszufinden, wo diese kleinen Jünger sich befinden, die in Wahrheit die Lämmer der Herde Christi sind, und euch sagt Er: „Weidet meine Lämmer“; das heißt, unterrichtet die, welche aufrichtig fromm, aber jung an Jahren sind.. Es ist sehr merkwürdig, dass das Wort, welches hier in „Weide meine Lämmer“ gebraucht ist, sehr verschieden ist von dem in der Vorschrift: „Weide meine Schafe.“ Ich will euch nicht mit griechischen Worten belästigen, aber das zweite „Weidet“ bedeutet das Hirtenamt üben, sie regieren, ordnen, leiten, führen, kurz, alles tun, was ein Hirte bei feiner Herde zu tun hat; aber dies erste Weiden schließt nicht alles dies ein: es bedeutet bestimmt füttern, und es weist die Lehrer auf eine Pflicht hin, die sie vielleicht versäumen könnten, nämlich die, die Kinder im Glauben zu unterrichten. Die Lämmer. haben nicht so sehr nötig, in Ordnung gehalten zu werden, als wir, die wir so viel und doch so wenig wissen: die denken, wir seien soweit fortgeschritten, dass wir einander richten, und streiten und es dem andern zuvor tun wollen. Christliche Kinder haben hauptsächlich nötig, dass man sie die Lehre, Vorschrift und das Leben des Evangeliums lehre, ihnen tut es not, dass ihnen die göttliche Wahrheit klar und kräftig vor Augen gestellt wird. Warum sollten die höheren Lehren, die Lehre von der Gnade ihnen vorenthalten werden? Es sind nicht, wie einige sagen, Knochen; oder wenn es Knochen sind, so sind sie voll Mark und mit Fett überzogen. Wenn irgend eine Lehre zu schwierig für ein Kind ist, so liegt der Fehler mehr in dem Begriff, den der Lehrer davon hat, als in der Fähigkeit des Kindes, sie aufzunehmen, falls das Kind wirklich bekehrt ist.
Es ist unsre Sache, die Lehre einfach zu machen: dies soll ein Hauptteil unserer Arbeit sein. Lehrt die Kleinen die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit; denn Unterricht ist das große Bedürfnis der Kindesnatur. Ein Kind hat nicht bloß zu leben, wie ihr und ich es haben, sondern es hat auch zu wachsen; daher ist ihm Nahrung doppelt nötig. Wenn Väter von ihren Knaben sagen: „Was für einen Hunger haben sie!“ sollten sie denken, dass wir auch großen Hunger haben würden, wenn wir nicht nur die Maschinerie im Gange zu halten, sondern sie zu gleicher Zeit zu vergrößern hätten. Kinder in der Gnade müssen wachsen, um zu größerer Fähigkeit im Wissen, Sein, Tun, Fühlen und zu größerer Kraft von Gott empor zu steigen; deshalb müssen sie vor allen Dingen genährt werden. Sie müssen wohl genährt oder unterrichtet werden, weil sie in Gefahr sind, dass ihr Verlangen sonst in verkehrter Weise durch Irrtum befriedigt wird. Die Jugend ist für schlechte Lehre empfänglich. Ob wir junge Christen die Wahrheit lehren oder nicht, der Teufel wird sie sicherlich Irrtum lehren. Sie werden irgendwie davon hören, auch wenn sie von den sorgfältigsten Hütern bewacht werden. Die einzige Art, die Spreu aus dem kleinen Scheffel des Kindes fern zu halten, ist, ihn bis an den Rand mit gutem Weizen zu füllen. O, dass der Geist Gottes uns helfen möge, dies zu tun! Je mehr die Jungen gelehrt werden, desto besser; es wird sie davor bewahren, falsch geleitet zu werden. Wir werden besonders ermahnt, sie zu weiden, weil sie so leicht übersehen werden. Mir ist bange, unsre Predigten gehen oft über die Köpfe der Jüngeren hinweg, die nichtsdestoweniger ebenso wahre Christen sein. mögen, wie die älteren. Selig ist, der so sprechen kann, dass ein Kind ihn zu verstehen vermag! Selig ist die gottesfürchtige Frau, die sich in ihrer Klasse so der kindlichen. Denkweise anbequemt, dass. die Wahrheit von ihrem Herzen in die Herzen der Kinder ohne Hemmung und Hindernis einströmt.
Wir sollten besonders die Jungen weiden, weil diese Arbeit so nutzbringend ist. Was wir auch mit Personen, die im späteren Leben bekehrt sind, tun mögen, wir können nie viel aus ihnen machen. Wir freuen uns über sie ihrer selbst willen; aber mit siebzig Jahren, was bleibt übrig, selbst wenn sie noch zehn Jahre länger leben? Erzieht ein Kind, und es mag fünfzig Jahre heiligen Dienstes vor sich haben. Wir sind froh, diejenigen zu bewillkommnen, die zur elften Stunde in den Weinberg kommen, aber sie haben kaum ihr Messer und ihren Spaten in die Hand genommen, so geht die Sonne schon unter und ihr kurzes Merk ist beendet. Die Zeit, die zum Heranbilden des Spätbekehrten gebraucht wird, ist größer als der Zeitraum, der für seinen tätigen Dienst übrig bleibt; aber nehmt ein bekehrtes Kind und lehrt es gut, und da frühe Frömmigkeit oft ausgezeichnete Frömmigkeit wird, und diese ausgezeichnete Frömmigkeit eine Reihe von Jahren vor sich haben mag, in denen Gott verherrlicht und andre gesegnet werden können, so ist solche Arbeit in hohem Grade nutzbringend. Es ist auch eine für uns selber sehr wohltätige Arbeit. Sie übt uns in der Demut und trägt dazu bei, uns sanft und bescheiden zu erhalten. Sie bildet auch unsre Geduld aus; lasst diejenigen, welche das bezweifeln, es versuchen; denn selbst junge Christen üben die Geduld derer, welche Vertrauen auf sie haben und deshalb wünschen, dass sie dies rechtfertigen möchten. Wenn ihr Männer und Frauen mit großer Seele und weitem Herzen wollt, sucht sie unter denen, die viel mit der Jugend beschäftigt sind, die mit ihren Torheiten Nachsicht haben und Mitgefühl mit ihren Schwachheiten um Jesu willen.
Ihr seht den Wirkungskreis, der sich eurer eifrigen Tätigkeit öffnet. Wollt ihr nicht darin eintreten? Viele von euch sind schon darin beschäftigt; seht zu, dass ihr euren hohen Beruf erfüllt, und weidet, so sehr. ihr nur könnt, die Lämmer.
Zweitens, lasst uns auf den Mann blicken, der dies tun soll. Ich betrachte meinen Text, als nicht bloß zu Petrus gesprochen, sondern zu denen, die gleich Petrus sind. Wie, wenn ich sage, er ist zu uns allen gesprochen? Jesus spricht zu uns als seinen Dienern und Liebhabern: „Weide meine Lämmer.“ Wer sollte es tun? Christus erwählte Simon Petrus als einen Führer. Er war einer der Hauptapostel, wenn wir ein solches Wort gebrauchen dürfen. Er war einer von dem Triumvirat, das den Vortrab führte - Petrus und Jakobus und Johannes. Aber, obwohl ein Führer, sollte er die Lämmer weiden, denn keiner dünke sich zu groß, für die Jungen zu sorgen.
Die Besten in der Gemeinde sind nicht zu gut für diese Arbeit. Und, liebe Freunde, denkt nicht, dass ihr, weil ihr andre Dinge zu tun habt, deshalb an dieser Art heiliger Arbeit keinen Anteil zu nehmen brauchtet, sondern steht freundlich bereit, je nachdem sich euch Gelegenheit bietet, den Kleinen zu helfen und die zu ermuntern, deren Hauptberuf es ist, für sie zu sorgen. Zu uns allen kommt diese Botschaft: „Weide meine Lämmer.“ Dem Prediger und allen, die einige Kenntnis von göttlichen Dingen haben, ist dieser Auftrag gegeben. Seht zu, dass ihr auf die Kinder achtet, die in Christo Jesu sind. Petrus war ein Führer unter den Gläubigen, doch musste er die Lämmer weiden. Aber er war ein besonders warmherziger Mann. Simon Petrus war kein Walliser, aber er hatte sehr viel von dem, was wir „Walliser Feuer“ nennen, in sich. Er war gerade der rechte Mann, bei der Jugend Interesse zu wecken. Kinder versammeln sich gern um ein Feuer, ob auf dem Herde oder im Herzen. Gewisse Leute scheinen ans Eis gemacht zu sein, und vor diesen scheuen die Kinder rasch zurück: Versammlungen wie Klassen werden kleiner, wenn kaltblütige Geschöpfe den Vorsitz bei ihnen führen. Aber wenn ein Mann oder eine Frau ein freundliches Herz hat, so scheinen die Kinder sich schnell zu versammeln, eben wie die Fliegen in den warmen Herbsttagen an einer sonnigen Mauer sich sammeln. Darum sagt Jesus zu dem warmherzigen Simon: „Weide meine Lämmer.“ Er ist der Mann für diesen Dienst.
Simon Petrus war überdies ein erfahrener Mann. Er hatte seine ganze Schwachheit erkannt; er hatte Gewissensqualen gefühlt; er hatte viel gesündigt, und ihm war viel vergeben, und nun war er dahin gebracht, in sanfter Demut die Liebe und Lieblichkeit Jesu zu bekennen. Wir brauchen erfahrene Männer und Frauen, um mit bekehrten Kindern zu reden und ihnen zu erzählen, was der Herr für sie getan hat, und was für Gefahren, Schmerzen, Sünden und Tröstungen sie gehabt haben. Die Jungen sind froh, die Geschichte derjenigen zu hören, die weiter auf dem Wege gewesen sind, als sie. Ich kann von Heiligen sprechen, die Erfahrung gemacht haben: ihre Lippen bewahren die Lehre. Erfahrung, die liebevoll mitgeteilt wird, ist passende Speise für junge Gläubige, eine Unterweisung, die der Herr wahrscheinlich zu ihrem Wachstum in der Gnade segnen wird.
Simon Petrus war nun ein sehr zur Dankbarkeit verpflichteter Mann. Er schuldete Jesu Christo vieles, jener Regel des Himmelreichs gemäß - wem viel vergeben worden ist, der liebt viel. O ihr, die ihr nie in diesen Dienst für Christum eingetreten seid und es doch gut tun könntet, ich bitte euch, erwägt eure Verpflichtung gegen Jesum. Der Zustand unserer Schulen in diesem Augenblick ist ein starker Grund für eure Hilfe. Wir haben sehr viele Kinder und wenig Lehrer; um unser Gotteshaus herum tun viele Schulen ihre Arbeit in lahmer und hinkender Weise aus Mangel an Lehrern. O ihr, die ihr Christo so viel verdankt, wollt ihr nicht seine Lämmer weiden? Solltet ihr nicht vortreten und euch anbieten? Wollt ihr Ihn zurückweisen? Tretet sogleich vor, und sprecht: „Ich habe diese Arbeit jüngeren Händen überlassen, aber ich will dies nicht länger tun. Ich habe Erfahrung, und ich hoffe, ich habe noch ein warmes Herz in meinem Busen; ich will hingehen und mich diesen Arbeitern anschließen, die beständig im Namen des Herrn die Lämmer weiden. So viel über den Mann, der berufen ist, die Lämmer zu weiden.
Wenn der Herr einen Mann zu einem Werke beruft, gibt Er ihm die dazu nötige Vorbereitung. Wie wurde Petrus zu dem Weiden der Lämmer vorbereitet? Zuerst, in dem er selber geweidet wurde. Der Herr gab ihm ein Frühstück, ehe Er ihm einen Auftrag gab. Ihr könnt weder Lämmer noch Schafe weiden, ehe ihr selbst geweidet seid. Es ist ganz recht von euch, einen großen Teil des Sonntags zu lehren; aber ich denke, ein Lehrer ist sehr unweise, der nicht kommt, das Evangelium zu hören, um ein Mahl für seine eigne Seele zu erhalten. Zuerst werdet geweidet und dann weidet.
Aber Petrus war besonders zu dem Weiden der Lämmer dadurch vorbereitet, dass er mit seinem Meister war. Er hat sicherlich nie jenen Morgen und alle Vorfälle desselben vergessen. Es war Christi Stimme, die er hörte; es war Christi Blick, der ihm das Herz durchbohrte: er atmete die Luft, welche den auferstandenen Herrn umwehte, und diese Gemeinschaft mit Jesus durchduftete das Herz des Petrus und stimmte seine Rede, damit er später hingehen und die Lämmer weiden könnte. Ich empfehle euch das Studium lehrreicher Bücher, aber vor allem empfehle ich das Studium Christi. Lasst Ihn eure Bibliothek sein. Kommt Jesu nahe. Eine Stunde Gemeinschaft mit Jesu ist die Beste Vorbereitung für das Lehren der Jungen sowohl wie der Alten. Petrus wurde auch in einer schmerzlicheren Weise vorbereitet, nämlich durch Selbstprüfung. Die Frage kam dreimal zu ihm: „Simon, Jona Sohn, hast du mich lieb? Hast du mich lieb? Hast du mich lieb?“ Oft hat das Gefäß es nötig, dass es durch Selbstprüfung gescheuert werde, ehe der Herr es gebrauchen kann, um das lebendige Wasser den Durstigen zu geben. Es tut einem aufrichtigen Mann niemals Schaden, seine eigne Seele zu erforschen und von seinem Herrn erforscht und geprüft zu werden. Der Heuchler ist es, der sich fürchtet vor der Wahrheit, die sein Bekenntnis auf die Probe stellt: prüfende Predigten und prüfende Betrachtungen scheut er, aber der Aufrichtige wünscht gewiss zu wissen, dass er wirklich Christum lieb hat, und deshalb blickt er in sein Inneres und legt sich Fragen und Kreuzfragen vor.
Hauptsächlich, liebe Freunde, sollte diese Prüfung betreffs unserer Liebe angestellt werden; denn die letzte Vorbereitung für das Lehren von Christi Lämmern ist Liebe - Liebe zu Jesu und zu ihnen. Wir können für sie nicht als Priester handeln, wenn wir nicht wie Aaron ihre Namen auf der Brust tragen. Wir müssen lieben, sonst können wir nicht segnen: Das Lehren ist ein armselig Werk, wenn die Liebe dahin ist; es ist wie ein Schmied, der ohne Feuer arbeitet, oder wie ein Baumeister ohne Mörtel. Ein Hirte, der seine Schafe nicht liebt, ist ein Mietling und kein Hirte: er wird in der Zeit der Gefahr fliehen und seine Schafe den Wölfen überlassen. Wo keine Liebe ist, wird kein Leben sein; lebendige Lämmer können nicht von toten Menschen geweidet werden. Seht, Brüder und Schwestern, wir predigen und lehren Liebe: unser Thema ist die Liebe Gottes in Christo Jesu. Wie können wir diese lehren, wenn wir selber keine Liebe haben? Unser Ziel ist, Liebe in den Herzen derer, die wir lehren, zu erschaffen und sie zu pflegen, wo sie schon existiert; aber wie können wir das Feuer übertragen, wenn es nicht in unserm eignen Herzen angezündet ist? Wie kann der die Flamme nähren, dessen Hände feucht sind und von Weltlichkeit und Gleichgültigkeit triefen, so dass er auf das Kindesherz eher gleich einem Eimer Wasser als einer Feuerflamme wirkt? Diese Lämmer der Herde leben in der Liebe Christi: sollen sie nicht in der unsrigen leben? Er nennt sie seine Lämmer, und das sind sie; sollen wir sie nicht um seinetwillen lieben? Sie sind aus Liebe erwählt; sie sind aus Liebe erlöst; sie sind aus Liebe berufen; sie sind aus Liebe gewaschen; sie sind aus Liebe geweidet und sie werden durch die Liebe bewahrt werden, bis sie zu den grünen Weiden auf den Hügeln des Himmels kommen. Ihr und ich werden nicht im Einklang mit der großen Maschinerie der göttlichen Liebe sein, wenn unsre Seelen nicht voll zärtlichen Eifers für das Wohl der Geliebten sind. Liebe ist die größte Vorbereitung für das Amt, ob es in der Gemeinde oder in der Klasse verwaltet wird. Liebe, und dann weide. Wenn du liebst, weide. Wenn du nicht liebst, so warte, bis der Herr dich lebendig gemacht hat, und lege nicht deine unheilige Hand an diesen heiligen Dienst.
So habe ich den Wirkungskreis, den Mann und seine Vorbereitung beschrieben.
Lasst uns jetzt die Arbeit betrachten: „Weide meine Lämmer.“ Ich habe euch das Wesentliche der Sache schon gegeben. Bei den Schwachen der Herde, bei den Neubekehrten in der Herde, bei den jungen Kindern in der Herde ist unser Hauptgeschäft das Nähren. Jede Predigt, jede Lektion sollte eine nährende Predigt, eine nährende Lektion sein. Es nützt wenig, sich hinzustellen, auf die Bibel zu schlagen und zu rufen: „Glaubt, glaubt, glaubt!“ wenn niemand weiß, was zu glauben ist. Ich sehe keinen Nutzen in Fiedeln und Trommeln; weder Lämmer noch Schafe können durch Musikanten genährt werden. Es muss Lehre da sein, feste, gesunde, evangelische Lehre, um wirkliche Speise abzugeben. Wenn ihr einen Braten auf dem Tische habt, so läutet die Glocke, aber die Glocke nährt niemanden, wenn keine Speise aufgetragen ist. Die Kinder dahin bringen, sich am Morgen und am Nachmittag zu versammeln, ist eine Verschwendung ihrer Schritte und eurer, wenn ihr ihnen nicht seelenerrettende, seelennährende Wahrheit vorsetzt. Weidet die Lämmer; ihr braucht ihnen nichts vorzupfeifen und braucht keine Kränze um ihren Hals zu hängen, aber weidet sie.
Dieses Weiden ist demütige, bescheidene, anspruchslose Arbeit. Kennt ihr den Namen eines Hirten? Ich habe die Namen von einem oder zweien gekannt, die diesem Beruf oblagen, aber ich hörte nie von ihnen als von großen Leuten reden; ihre Namen sind nicht in den Zeitungen und wir hören auch nicht von ihrer Beschäftigung als von einem beschwerlichen Gewerbe, das beansprucht, von der Gesetzgebung beachtet zu werden. Hirten sind gewöhnlich ruhige, nicht aufdringliche Leute. Wenn ihr den Hirten anblickt, so würdet ihr keinen Unterschied zwischen ihm und dem Pflüger oder dem Fuhrmann sehen. Er arbeitet ohne Klage den Winter hindurch, und im Frühling hat er Tag und Nacht keine Ruhe, weil die Lämmer sein bedürfen: dies tut er Jahr für Jahr, und doch. wird er kein Ritter eines hohen Ordens, wird nicht einmal in den Adelsstand erhoben, obwohl er viel Nützlicheres getan haben mag, als die, welche auf ihren eignen Bierfässern zum Rang hinaufgeschwommen sind. So ist es der Fall mit manchem treuen Lehrer junger Kinder; ihr hört nur wenig von ihm, dennoch tut er ein großes Werk, für das künftige Zeiten ihn segnen werden. Sein Meister weiß alles von ihm, und wir werden an jenem Tage von ihm hören; vielleicht nicht eher.
Das Weiden der Lämmer ist auch eine Arbeit, die Sorgfalt erfordert; denn Lämmer können sich nicht von allem nähren, was euch beliebt, besonders Christi Lämmer nicht. Ihr könnt leicht junge Gläubige mit schlechter Lehre vergiften. Christi Lämmer sind nur zu geneigt, Kräuter zu essen, die schädlich sind; wir müssen vorsichtig sein, wohin wir sie führen. Wenn Menschen sich vorsehen müssen, was sie hören, wieviel mehr sollten wir uns vorsehen, was wir lehren? Es erfordert Sorgfalt, jedes Lamm besonders zu weiden und jedes Kind einzeln die Wahrheit zu lehren, die es am besten aufzunehmen vermag.
Überdies ist es eine fortwährende Arbeit. „Weide meine Lämmer“ ist nicht für eine Zeit, sondern für alle Zeiten. Lämmer könnten nicht leben, wenn der Hirte sie nur einmal die Woche weidete. Ich glaube, sie würden zwischen Sonntag und Sonntag sterben; deshalb achten gute Lehrer der Jugend alle Tage der Woche auf sie, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, und sorgen für ihre Seelen durch Gebet und heiliges Beispiel, wenn sie dieselben nicht durch mündliches Wort lehren. Das Hüten der Lämmer ist tägliches, stündliches Werk. Wann ist eines Hirten Arbeit vorüber? Wie viele Stunden am Tage arbeitet er? Er wird euch sagen, dass er zur Zeit des Lammens niemals fertig ist. Er schläft in den Zwischenzeiten, wenn er eben kann, oft weniger als vierzig Minuten, und rafft sich dann zu neuer Tätigkeit auf. Es ist ebenso mit denen, welche Christi Lämmer weiden; sie ruhen nicht, bis Gott ihre Lieben errettet und heiligt.
Es ist auch mühsame Arbeit; wenigstens wird der, welcher sich keine Mühe dabei gibt, eine furchtbare Rechenschaft abzulegen haben. Meint ihr, dass eines Predigers Leben ein leichtes ist? Ich sage euch, dass der, welcher es zu einem solchen macht, es schwer genug finden wird, wenn es zum Sterben mit ihm kommt. Nichts erschöpft einen Mann, der dazu berufen ist, so sehr als die Sorge für Seelen; so ist es in gewissem Maße mit allen, die lehren - sie können nicht Gutes tun, ohne ihre Kräfte zu verzehren. Ihr müsst die Lektion studieren; ihr müsst etwas Frisches in eure Klasse bringen; ihr müsst belehren und Eindruck machen. Ich habe keinen Zweifel, es wird euch oft sehr schwer, den Stoff zu finden, und ihr seid besorgt, wie ihr am nächsten Sonntag durchkommen sollt. Ich weiß, wenn ihr euer Salz wert seid, so findet ihr euch zuweilen in schwerer Verlegenheit. Ihr wagt nicht unvorbereitet in eure Klasse zu eilen und dem Herrn das zu bieten, was euch nichts kostet. Es muss Arbeit da sein, wenn die Nahrung den Lämmern weislich geboten werden soll, so dass sie dieselbe aufnehmen können.
Und all dieses muss in einem ganz besonders köstlichen Geist und Sinn getan werden; der wahre Hirtensinn ist eine Verbindung vieler köstlicher Gnaden. Er ist glühend von Eifer, aber nicht hitzig von Leidenschaft; er ist sanft, und doch regiert er seine Klasse; er ist liebevoll, aber er drückt kein Auge zu bei der Sünde; hat Macht über die Lämmer, aber er ist nicht gebieterisch oder kurz; er hat Heiterkeit, aber keine Leichtigkeit; Freiheit, aber keine Frechheit; Ernst, aber keine Düsterheit. Wer für die Lämmer sorgt, sollte selbst ein Lamm sein; und gelobt sei Gott, es ist ein Lamm vor dem Thron, das für uns alle sorgt, umso wirksamer, weil es in allen Dingen uns gleich gemacht ist. Der Hirtensinn ist eine seltene und unschätzbare Gabe. Bei einem Pastor oder Lehrer in der Schule, welcher Erfolg hat, werden sich gewisse besondere Kennzeichen finden, die ihn von seinen Mitarbeitern unterscheiden. Ein Vogel hat, wenn er auf den Eiern sitzt oder wenn seine Jungen eben ausgebrütet sind, einen Muttersinn, so dass er sein ganzes Leben der Fütterung seiner Kleinen widmet: andre Vögel mögen zu ihrem Vergnügen herumfliegen, aber dieser Vogel sitzt Tag und Nacht still oder fliegt nur umher, um weit geöffnete Schnäbel zu versorgen, die niemals gesättigt zu werden scheinen. Eine Leidenschaft hat den Vogel in Besitz genommen; und etwas ähnliches kommt über den wahren Seelengewinner: er könnte fröhlich sterben, um Seelen zu gewinnen; er schmachtet, er fleht, er arbeitet, um denen zum Segen zu werden, die ihm am Herzen liegen. Wenn diese nur errettet werden könnten, so würde er die Hälfte seines Himmels dafür verpfänden; ja, und zuweilen in Augenblicken des Enthusiasmus ist er bereit, den Himmel ganz und gar daranzugeben, um Seelen zu gewinnen, und wie Paulus sich selber verbannt wünschen, damit sie nur errettet werden möchten. Diese gesegnete Leidenschaft können viele nicht begreifen, weil sie dieselbe niemals fühlten; möge der Heilige Geist sie in uns wirken, dann werden wir wie wahre Hirten gegen die Lämmer handeln. Dies ist also die Arbeit: „Weide meine Lämmer.“
Zuletzt lasst uns den Beweggrund betrachten. Unser Herr Jesus hörte Petri Versicherung der Liebe, und darauf sprach Er: „Weide meine Lämmer.“ Der Beweggrund für das Weiden der Lämmer sollte seines Meisters Selbst und nicht sein eigenes Selbst sein. Wäre Petrus der erste Papst von Rom und gleich seinen Nachfolgern gewesen, was er in der Tat niemals war, so würde es sich sicherlich für den Herrn geziemt haben, zu sprechen: „Weide deine Schafe. Ich übergebe sie dir, o Petrus, Statthalter Christi auf Erden.“ Nein, nein, nein. Petrus soll sie weiden, aber sie sind nicht seine, sie sind immer noch Christi. Die Ermahnung, welche Paulus gab, war diese: „Weidet die Gemeinde Gottes,“ und Petrus selbst schrieb in seiner Epistel: „Weidet die Herde Christi, so euch befohlen ist und haltet Aufsicht, nicht gezwungen, sondern freiwillig; nicht um schändlichen Gewinn, sondern von Herzensgrund.“ Was auch aus diesen Lämmern wird, die Ehre soll dem Meister, und nicht dem Knecht gegeben werden; und die ganze darauf gewandte Zeit und Arbeit und Energie soll, in jedem seiner Teilchen, zum Preise Dessen ertönen, dem die Lämmer gehören. Jedoch, wenn dies eine selbstverleugnende Beschäftigung ist, so ist sie auch eine lieblich ehrenvolle, und wir können uns ihr hingeben in dem Gefühl, dass es eine der edelsten Formen des Dienstes ist. Jesus spricht: „meine Lämmer;“ „meine Schafe.“ Denkt daran und wundert euch, dass Jesus sie uns anbefiehlt. Armer Petrus! Gewiss, als jenes Frühstück begann, fühlte er sich verlegen. Ich versetze mich an seine Stelle, und ich weiß, ich hätte kaum über den Tisch nach Jesus hinblicken mögen, wenn ich mich daran erinnert hätte, dass ich Ihn mit Schwüren und Flüchen verleugnet hätte. Unser Herr wünschte, den Petrus zu beruhigen, indem Er ihn dahin brachte, von seiner Liebe zu sprechen, die so ernstlich in Frage gestellt war. Gleich einem guten Arzt bringt Er die Lanzette hinein, wo die Wunde eitert. Er fragt: „Hast du mich lieb?“ Nicht, weil Jesus die Liebe Petri nicht kannte; sondern damit Petrus ihrer gewiss würde und ein neues Bekenntnis ablegte, indem er sprach: „Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich lieb habe.“ Der Herr wollte sich auf einige Minuten in einem sanften Streit mit dem Irrenden einlassen, damit niemals wieder ein Streit zwischen Ihm und Petrus wäre. Als Petrus sprach: „Ja, Herr; Du weißt, dass ich Dich lieb habe,“ hattet ihr halb gedacht, der Herr würde geantwortet haben: „Ah, Petrus, und ich habe dich auch lieb;“ aber Er sagte dies nicht, und doch sagte Er es. Vielleicht sah Petrus nicht, was Er meinte; aber wir können es sehen, denn unser Gemüt ist nicht verwirrt, wie das des Petrus an jenem denkwürdigen Morgen. Jesus sprach in Wirklichkeit: „Ich habe. dich so lieb, dass ich dir das anvertraue, was ich mit meinem Herzblut erkauft habe Das Teuerste, was ich in der ganzen Welt habe, ist meine Herde: siehe, Simon, ich habe ein solches Vertrauen zu dir, ich verlasse mich so gänzlich auf deine Lauterkeit als eines, der mich aufrichtig lieb hat, dass ich dich zu einem Hirten über meine Schafe mache. Dies ist alles, was ich auf Erden habe, ich gab alles für sie, selbst mein Leben, und nun, Simon, Jona Sohn, habe acht auf sie für mich.“ O, es war freundlich gesprochen. Es war das große Herz Christi, welches sprach: „Armer Petrus, komm her und teile meine teuersten Sorgen.“ Jesus glaubte so sehr der Erklärung des Petrus, dass Er es ihm nicht in Worten sagte, sondern in Taten. Dreimal sprach Er: „Weide meine Lämmer; weide meine Schafe; weide meine Schafe,“ um zu zeigen, wie sehr Er ihn liebte. Wenn der Herr Jesus einen Mann sehr liebt, so gibt Er ihm viel zu tun oder viel zu leiden. Viele von uns sind wie Brände aus dem Feuer gerissen, denn wir waren „Feinde in bösen Werken;“ und nun sind wir in der Gemeinde unter seinen Freunden und unser Heiland vertraut uns die an, die Ihm die liebsten sind. Ich möchte wissen, ob der Vater, nachdem der verlorene Sohn nach Hause gekommen war und er ihn aufgenommen hatte, am nächsten Markttage seinen jüngsten Sohn zu Markt sandte, den Weizen zu verkaufen und das Geld heimzubringen. Die meisten von euch würden gesagt haben: „Ich bin froh, dass der Junge heimgekommen ist; aber ich will doch den ältesten Sohn senden, das Geschäft abzumachen, denn er ist stets bei mir geblieben.“ Was mich betrifft, so nahm der Herr Jesus mich auf als einen armen verlorenen Sohn, und es vergingen nicht viele Wochen, bis Er mir das Evangelium anvertraute, den größten aller Schätze; dies war ein großes Liebeszeichen. Ich weiß keines, wodurch es übertroffen wird. Der dem Petrus gegebene Auftrag bewies, wie gründlich der Bruch geheilt war, wie völlig die Sünde vergeben war, denn Jesus nahm den Mann, der Ihn mit Flüchen und Schwüren verleugnet hatte, und hieß ihn seine Lämmer und Schafe weiden. O, gesegnete Arbeit, nicht für euch selber, und doch für euch selber! Wer sich selber dient, wird sich selber verlieren, aber wer sich selber verliert, der dient sich selber wirklich in der bestmöglichsten Art.
Der Hauptbeweggrund eines guten Hirten ist Liebe. Wir sollen Christi Lämmer aus Liebe weiden. Zuerst, als Beweis der Liebe. „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote.“ Wenn ihr mich liebt, so weidet meine Lämmer. Wenn ihr Christum liebt, so zeigt es, und zeigt es, indem ihr andern Gutes tut und euch anstrengt, andern zu helfen, damit Christus Freude an ihnen habe. Ferner, als ein Einfließen der Liebe: „Weidet meine Lämmer,“ denn wenn ihr Christum ein wenig liebt, wenn ihr anfangt, Gutes zu tun, so werdet ihr Ihn bald mehr lieben. Die Liebe wächst durch tätige Übung. Sie ist wie der Arm des Schmiedes, dessen Stärke durch das Schwingen des Hammers wächst. Die Liebe liebt, bis sie viel liebt, und sie liebt viel, bis sie mehr liebt; und sie liebt noch mehr, bis sie am meisten liebt, und dann ist sie nicht befriedigt, sondern strebt nach Erweiterung des Herzens, damit sie noch völliger das vollkommene Muster der Liebe in Christo Jesu, dem Heiland, nachahmen kann. Außerdem, dass das Weiden der Lämmer ein Einfließen der Liebe ist, ist es auch ein Ausfließen der Liebe. Wie oft haben wir unserm Herrn gesagt, dass wir Ihn liebten, wenn wir predigten, und ich zweifle nicht, ihr Lehrer fühlt mehr die Freude der Liebe zu Jesu, wenn ihr mit euren Klassen geschäftig, als wenn ihr allein zu Hause seid. Jemand mag nach Hause gehen und niedersitzen und seufzen: „Lieb' ich den Herrn'? lieb' ich Ihn nicht? Das ists, was mich mit Angst erfüllt,“ und seine Stirn abtrocknen und sich die Augen reiben und niedergedrückt sein ohne Ende; aber wenn er aufstehen und für Jesum arbeiten will, so wird das, was ihn mit Angst erfüllt, bald verschwunden sein, denn die Liebe wird aus seinem Herzen herausströmen, bis er nicht länger zweifeln kann, dass sie dort ist. So lasst uns in diesem seligen Dienst für Christum beharren, damit Er die Wonne der Liebe sei, der wahre Ozean, in dem die Liebe schwimmt, das Sonnenlicht, in dem sie sich sonnt. Die Erholung einer liebenden Seele ist Arbeit für Jesum Christum; und zu den höchsten und köstlichsten Formen dieser himmlischen Erholung gehört das Weiden junger Christen; das Bemühen, sie aufzubauen in Kenntnissen und Verständnis, damit sie stark in dem Herrn werden. Der Herr segne euch, teure Mitarbeiter in der Sonntagsschule, von dieser Zeit an und immerdar.