“Der uns hat selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf.“
Der Apostel spricht von der Errettung zur Seligkeit als von etwas Vergangenem und sagt: „Der uns hat selig gemacht.“ Wer an Christum glaubt, ist selig. Er wird nicht als ein Mensch betrachtet, der auf Seligkeit hoffen darf und zuletzt selig werden kann, sondern er ist schon selig geworden. Die Seligkeit ist nicht ein Segen, dessen man erst auf dem Sterbebette froh wird, und den man in der künftigen Heimat droben preist, sondern etwas, was wir jetzt erlangen und empfangen, was uns für jetzt verheißen ist, und des wir uns jetzt erfreuen sollen. Der Christ ist in Gottes Augen vollkommen selig; Gott hat ihn zur Seligkeit verordnet, und dieser göttliche Vorsatz steht fest. Er ist auch selig, weil das Lösegeld für ihn bezahlt ist: „Es ist vollbracht!“ war des Heilandes Ruf, ehe er verschied. Der Gläubige ist auch vollkommen selig in seinem Bundeshaupt; denn gleichwie er in Adam gefallen ist, so lebt er nun in Christo. Dieser vollständigen Erlösung geht ein heiliger Ruf zur Seite. Welche das Heil in Christo dem Gekreuzigten erlangen, die werden zur vorversehenen Zeit wirksam berufen durch die Kraft des Heiligen Geistes zur Heiligung; sie legen ihre Sünden ab; sie trachten Christo ähnlich zu werden; sie erwählen die Heiligung, nicht aus Zwang, sondern aus dem Drang einer neuen Natur, welche sie eben so natürlich zur Freude an einem heiligen Leben führt, wie sie vordem an der Sünde ihre Lust hatten. Nicht hat sie Gott erwählt oder berufen, weil sie heilig gewesen wären, sondern Er berief sie, auf dass sie sich heiligen ließen, und die Heiligung ist eine Schönheit, die Seine Arbeit in ihnen gewirkt hat. Die Vorzüge, welche wir in einem Gläubigen sehen, sind ebenso Gottes Werk, wie die Versöhnung selber. So wird die Fülle der Gnade Gottes gar lieblich ans Licht gebracht. Die Seligkeit muss aus Gnaden sein, weil der Herr ihr Urheber ist; und welcher andere Grund, als lauter Gnade, kann Ihn bewogen haben, die Schuldigen selig zu machen? Die Seligkeit muss aus Gnaden sein, weil der Herr also handelt, dass unsere eigene Gerechtigkeit auf ewig ausgeschlossen bleiben muss. Des Gläubigen Vorrecht ist: eine gegenwärtige Erlösung; und der Beweis, dass er dazu berufen ist: ein heiliges Leben. (Goldstrahlen Juni 12)
“So sei nun stark durch die Gnade in Christo Jesu.“
Christus beherbergt einen unendlichen Gnadenschatz, aber Er behält ihn nicht für sich allein. Gleichwie der Wasserbehälter sich in die Röhren ergießt, so schüttet Christus seinen Gnadenschatz aus in die Herzen der Seinen. „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ Es ist, als ob Er nur besitze, um uns beschenken zu können. Er steht da wie ein lebendiger Brunnen, der immer fließt, der aber sein Wasser nur ergießt, um die leeren Eimer zu füllen und die lechzenden Lippen zu letzten, die sich Ihm nahen. Er ist wie ein Baum, der köstliche Früchte trägt, nicht damit sie an den Zweigen hängen, sondern gepflückt werden sollen von denen, die ihrer bedürfen. Ob die Wirkung der Gnade bestehe in Vergebung oder Reinigung, in Bewahrung, Stärkung, Erleuchtung, Belebung oder Heiligung, so wird sie allezeit umsonst und ohne Geld von Ihm empfangen; auch ist keinerlei Gestalt noch Gehalt im Wirken der Gnade, die Er nicht stets reichlich seinem Volk hat zukommen lassen. Gleichwie des Leibes Blut, das aus dem Herzen quillt, allen Gliedern gleichmäßig zuströmt und zugehört, so sind die Ausflüsse der Gnade das Erbteil eines jeden Heiligen, der im Gefolge des Lammes ist; und darin besteht die liebliche Gemeinschaft zwischen Christo und seiner Gemeinde, dass sie beide derselben Gaben teilhaftig sind. Christus ist das Haupt, auf welches das Öl zuerst ausgegossen wird; aber dies Öl träufelt hinab bis auf den Saum des Gewandes, so dass auch der geringste Heilige mit derselben kostbaren Narde gesalbt wird, die auf das Haupt ausgegossen wurde. Das ist die wahrhafte Gemeinschaft, wo der Saft der Gnade vom Stamm in die Zweige steigt, und wo es sich auch von selbst versteht, dass hinwieder der Stamm von derselben Nahrung gekräftigt wird, die auch die Zweige am Leben erhält. So wie wir tagtäglich von Jesu Gnade empfangen, und mehr und mehr erkennen, dass sie uns von Ihm zuströmt, so sollen wir Ihn auch ansehen als den, der Gemeinschaft mit uns hat, und sollen uns des seligen Umgangs mit Ihm freuen. O, wir wollen doch Tag für Tag unsre Gnadenschätze gebrauchen und allezeit bei Ihm als unserem Bundesherrn Zuflucht suchen, und von Ihm empfangen die Gewähr aller unserer Bedürfnisse mit solcher unbefangenen Freiheit, wie ein Mensch, der Geld aus seinem Beutel nimmt, wie ein Gärtner, der Feigen bricht von seinem Feigenbaum.
“Das ist je gewisslich wahr.“
Paulus bezeugt an vier Orten: „Das ist je gewisslich wahr.“ Die erste Stelle finden wir im 1. Brief an Timotheus 1, 15: „Das ist je gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort, dass Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen.“ Die folgende Stelle steht in 1. Timotheus 4, 8. 9: „Die Gottseligkeit ist zu allen Dingen nütze, und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. Das ist je gewisslich wahr, und ein teuer wertes Wort.“ Die dritte Stelle, 2. Timotheus 2, 11, lautet: „Das ist je gewisslich wahr: Sterben wir, so werden wir mit leben;“ und die vierte Stelle treffen wir im Brief an Titum 3, 8: „Das ist je gewisslich wahr. Solches will ich, dass du fest lehrest, auf dass die, so an Gott gläubig sind geworden, in einem Stande guter Werke gefunden werden.“ Wir können einen inneren Zusammenhang entdecken zwischen diesen vier so nachdrücklich bezeugten Wahrheiten. Die erste legt den Grund zu unserer ewigen Erlösung in der freien Gnade Gottes, die uns offenbart wird in der Sendung des großen Mittlers. Die folgende bezeugt den doppelten Segen, den wir durch diese Erlösung empfangen, die Segnungen, die uns vom Himmel zufließen, und jene, die uns aus dem lieblichen Leben entspringen, die Segnungen der Zeit und der Ewigkeit. Die dritte Stelle weist uns auf eine der Pflichten hin, zu welchen die Auserwählten berufen sind; wir werden verordnet um Christi willen zu leiden, mit der Verheißung: „Dulden wir, so werden wir mit herrschen.“ Die letzte Stelle hält uns die tätige Seite unsers Wandels im Christentum vor Augen, und fordert von uns, dass wir uns in einem Stande guter Werke erfinden lassen. So haben wir hier: die Wurzel der Erlösung in der freien Gnade; dann die Segnungen dieser Erlösung in diesem und in dem zukünftigen Leben; weiter haben wir hier die beiden großen Zweige des Leidens mit Christo und des Wandels mit Christo, beladen mit den Früchten des Geistes. Sammle diese wahrhaftigen Zeugnisse dir zu einem Schatze. Wir wollen sie uns zum Führer unsers Lebens, unsers Trostes, unserer Aufmunterung erwählen. Der Heiden-Apostel bewies, dass diese Zeugnisse wahrhaftig seien, und sie sind noch immer wahrhaftig, auch nicht das kleinste Wörtlein wird auf die Erde fallen; sie sind teure, werte Worte, darum wollen wir sie jetzt annehmen und ihre Gewissheit und Unfehlbarkeit bewähren.
“Dulden wir, so werden wir mit herrschen.“
Wir dürfen uns nicht einbilden, als ob wir um Christi willen und mit Christo leiden, wenn wir nicht in Christo sind. Lieber Freund, vertrauest du ganz allein auf Jesum? Wenn nicht, so leidest du nicht „mit Christo“, worüber du auf dieser Erde auch magst zu trauern haben; und darum hast du auch keine Hoffnung, im Himmel mit Christo zu herrschen. Auch dürfen wir nicht den Schluss ziehen, dass alle Leiden eines Christen Leiden seien um Christi willen, denn es gehört wesentlich dazu, dass wir von Gott zu solchen Leiden berufen sind. Wenn wir unklug und unvorsichtig sind und in Verlegenheiten kommen, zu welchen uns weder die Vorsehung, noch die Gnade berufen hat, so tun wir eher Sünde, als dass wir mit Christo Gemeinschaft der Leiden haben. Wenn wir uns von unsern Leidenschaften hinreißen lassen und unser Eigenwille herrscht, statt das Ansehen des göttlichen Worts, so führen wir des Herrn Kriege mit den Waffen des Teufels, und wenn wir uns dabei in die Finger schneiden, so darfs uns nicht wundern. Auch in Trübsalen, die um unserer Sünden willen über uns kommen, dürfen wir uns nicht einbilden, dass wir um Christi willen leiden. Als Mirjam über Mose murrte, und der Aussatz an sie fuhr, da litt sie nicht um Gottes willen. Noch mehr, ein Leiden, das Gott wohlgefällig ist, muss zur Ehre Gottes dienen. Wenn ich durch mein Leiden mir einen Namen oder Beifall erwerbe, so habe ich keinen andern Lohn zu gewärtigen, als den der Pharisäer. Es ist auch erforderlich, dass die Liebe zu Jesu und die Liebe zu Seinen Auserwählten stets die Hauptquelle aller unserer Geduld sind. Wir müssen den Geist Gottes offenbaren durch Sanftmut, Freundlichkeit und Vergebung. Wir wollen ernstlich fragen, ob wir wahrhaft mit Christo leiden. Und wenn wir also leiden, was ist dann unsere „Trübsal, die zeitlich und leicht ist,“ im Vergleich damit, dass wir mit Ihm herrschen sollen? O, es ist so selig, mit Christo im Feuerofen zu sein, und eine so große Ehre, neben Ihm am Pranger zu stehen, dass auch ohne allen künftigen Lohn wir uns in solcher Ehre glücklich schätzen müssten; wollen wir da nicht unser Kreuz auf uns nehmen und unsern Weg gehen mit Freuden? (Goldstrahlen Juli 3)
“Aber der feste Grund Gottes bestehet.“
Der Grund, darauf unser Glaube ruht, ist der: „Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Ihm selber, und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu.“ Die große Tatsache, auf welche der echte Glaube sich stützt, ist die: „das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns,“ und: „Christus hat einmal für unsere Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass Er uns Gott opferte;“ „Welcher unsere Sünden selbst geopfert hat an Seinem Leibe auf dem Holz;“ „Die Strafe liegt auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch Seine Wunden sind wir geheilt.“ Mit einem Wort, der große Grundpfeiler der Hoffnung des Christen ist das stellvertretende Leben und Leiden Christi.
Das Opfer Christi für die schuldbeladenen Sünder, in welchem Er für uns zur Sünde gemacht ist, auf dass wir würden die Gerechtigkeit Gottes in Ihm; dass Christus ein wahres und reines, versöhnendes und stellvertretendes Opfer dargebracht hat, dass die Seinen das Siegel empfangen haben durch ihr Vertrauen auf Jesum: das ist die Grund- und Haupttatsache des Evangelium. Wenn dieser Grund aufgehoben würde, was könnten wir machen? Aber er steht fest wie der Thron Gottes. Wir kennen ihn; wir bauen auf ihn; wir freuen uns über ihn; und es ist unsere Wonne, daran festzuhalten, darüber nachzudenken, ihn zu verkündigen; während wir wünschen, aus Dankbarkeit für denselben in Tätigkeit und Bewegung zu bleiben in allen unsern Lebensverhältnissen und unter allen Umständen unserer irdischen Wallfahrt. Aufs neue wird in unsern Tagen die Lehre von dem Sühnopfer Christi unmittelbar angegriffen. Die Menschen wollen sich keine Stellvertretung gefallen lassen. Sie knirschen mit den Zähnen bei dem Gedanken an das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Wir aber, die wir aus seliger Erfahrung den köstlichen Wert dieser Wahrheit erkennen, wollen dieselbe unaufhörlich und mutig verkündigen. Wir wollen sie weder abschwächen, noch verändern, noch ihr in irgend einer Art und Weise Gewalt antun. Nur Christus allein, ein vollkommener Stellvertreter, der die Schuld der Menschen trägt und anstatt der Menschen leidet, ist unsere Losung. Das können und dürfen und wollen wir nicht fahren lassen, denn trotz alles frechen Widerspruchs fühlen wir, dass dennoch: „Der feste Grund Gottes bestehet.“ (Goldstrahlen Juni 21)
Die Faulen hassen das Licht.
Die träge Welt möchte gern auf dem Bett der Gemächlichkeit liegen, die Vorhänge zuziehen und ruhen; und deshalb ist das Licht ihr lästig. In diesen Tagen beginnen die Menschen, der Musik des Evangeliums müde zu werden und dursten und schmachten nach den alten, schlaffen, moralischen Melodien, die von der Sünde im allgemeinen handeln und die Menschen nicht durch persönliche Anwendung erzürnen.“
Gläubige Prediger sind den Menschen gleich, deren Geschäft es ist, die schlafenden Arbeiter aufzuwecken und zur Arbeit zu rufen. Der Ton ist denen, die ein wenig mehr Schlummer wünschen, nicht willkommen; sie wünschen keinen Segen auf die Häupter des lauten Wächters herab. Doch, wenn sie aufgeweckt werden und beizeiten an ihre Arbeit gelangen, so haben sie am Ende ein gutes Wort für den, der sie aufstehen und arbeiten hieß. Der Wächter sollte ein hastiges Wort von einem Halberwachten nicht beachten; er mag damit zufrieden sein, dass er später gute Worte von ihm erhalten wird.
Manton hatte Recht in seinem Verdacht, dass die bloße Moralpredigt noch stets ihre Bewunderer haben werde. Viele rechnen es heutzutage dem Prediger als Verbrechen an, erwecklich und persönlich zu sein; sie ziehen einen guten, gesunden Moralisten vor, der den einfachen Leuten ihre Pflichten vorhält und die besseren Herrschaften schlafen lässt. O, dass die Menschen weise wären, denn dann würden sie denjenigen für den besten Prediger halten, der sie mit dem meisten Ernst aus den Betten sündlicher Ruhe herausruft, um das Heil zu suchen und zu finden. Keiner tut dies, außer ein geistlich gesinnter, evangelischer Prediger. Euer „Morallehrer“ behauptet vielleicht, sehr praktisch zu sein, und doch, wenn ihr die Resultate seiner Anstrengungen beobachtet, was werdet ihr sehen? Wenn ihr durch ein Mikroskop geblickt habt, so werdet ihr nur sagen: „da ist nichts,“ denn wahrlich, es sind keine nennenswerten Resultate da. - Die Sünde ist eine Schlange, welche diese Moralisten nicht zähmen können, wie sie sie auch beschwören mögen.
Herr, hilf uns, laut zu rufen und nicht zu schonen, bis die Schlummernden aufstehen; und lass uns Deine Wahrheit als den besten Wecker gebrauchen. Lass Dein Licht auf die Trägen scheinen und sie aufwecken. Wenn dies nicht genügt, o Herr, so donnere über ihnen; und brich durch irgend ein Mittel ihren Todesschlummer.
“Hinfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit.“
Du Zweifelnder! Du hast oft gesagt: „Ich fürchte, ich komme nie in den Himmel.“ Fürchte dich nicht! Alle Gotteskinder müssen eingehen zur ewigen Wonne. Ich freue mich immer wieder über jene liebliche Erzählung von dem Sterbenden, der ausrief: „Ich gehe ohne Zagen heim, ich habe mich von allem losgemacht; der Herr steht auf der Schwelle meiner Tür, und ich bin bereit, Ihm zu folgen.“ „Aber hast du seine Furcht,“ erwiderte einer seiner Freunde, „du möchtest doch das gehoffte Erbteil nicht finden?“ „O nein,“ sprach er, „der Himmel besitzt eine Krone, die selbst der Engel Gabriel nicht tragen könnte; sie passt nur auf mein Haupt. Und ein Thron ist dort oben bereit, den kein Apostel Paulus einnehmen kann, denn er ist für mich gemacht, und ich werde darauf sitzen.“ O lieber Christ, welch ein Freudengedanke! Dein Erbteil ist dir gesichert: „Es ist noch eine Ruhe vorhanden.“ „Aber kann ich ihrer nicht verlustig gehen?“ Nein; fest ist sie zugesichert. Wenn ich ein Gotteskind bin, so kann sie mir nicht verloren gehen. Sie ist mein eigen, so gewiss, als ob ich sie schon besäße. Komm mit mir, lieber gläubiger Bruder, wir wollen miteinander auf den Berg Nebo gehen und das gelobte Land, unser Kanaan, schauen. Bemerkst du jenen schmalen Todesstrom, der im Sonnenschein glänzt, und erkennst du jenseits die Zinnen der ewigen Stadt? Siehst du die liebliche Gegend und all ihre glücklichen Bewohner? So wisse denn, wenn du hinüberfliegen könntest, so würdest du auf einer ihrer Wohnungen die Inschrift lesen: „Bestimmt für den und den; ihm bleibt diese Stätte vorbehalten. Hier wird er aufgenommen, um ewig bei Gott zu sein.“ Du armer Zweifler, schaue an das herrliche Erbe; es ist dein. Wenn du an den Herrn Jesum glaubst, wenn dir deine Sünden herzlich leid sind, wenn dein Herz erneuert ist, so bist du ein Kind Gottes, und dort ist dir eine Wohnung bereitet, und eine Krone wartet auf dich, und eine besondere Harfe wird dir in die Hand gegeben. Kein andrer wird dein Teil bekommen, dir bleibt‘s im Himmel aufbehalten, und bald wirst du es in Empfang nehmen; denn in der ewigen Herrlichkeit gibt‘s keine leeren Throne, wenn alle Auserwählten gesammelt werden.
„Herr! Welche Seligkeit, vor Deinem Gnadenthrone
Zu strahlen Dir zum Ruhm, in meiner Ehrenkrone!“
“Zu seinem himmlischen Reich.“
Jene Stadt des großen Königs ist eine Stätte tätigen Gottesdienstes. Erlöste Geister dienen Ihm Tag und Nacht in Seinem Tempel. Sie tun unaufhörlich Alles, was ihrem König wohlgefällt. Sie „ruhen“ immer, denn sie haben keine Sorgen und Unruhe mehr; aber sie „ruhen“ nimmer, denn untätig und müßig sind sie nie. Das Jerusalem mit den goldenen Gassen ist die Stätte der Gemeinschaft mit allen Kindern Gottes. Wir werden sitzen mit Abraham, Isaak und mit Jakob in ewiger Freundschaft und Liebe. Wir werden herrliche Dinge reden mit der edlen Schar der Auserwählten, und herrschen mit Dem, der sie mit Seiner Liebe und mit Seinem mächtigen Arm bewahrt und zu Sich heimgenommen hat. Wir werden mit unsern Liedern nicht vereinsamt sein, sondern mit großem Schalle werden wir unsern König lobpreisen.
Der Himmel ist eine Stätte des vollendeten Triumphs. Wo du immer einen Sieg über deine Lüste und Begierden errungen hast, lieber Christ, wo du immer nach hartem Streit eine Versuchung tot zu deinen Füßen niedergestreckt hast, hast du in demselben Augenblick einen Vorschmack gewonnen von der Freude, die deiner wartet, wenn der Herr in einer Kürze den Satan unter deine Füße treten wird, und du wirst in allem dem weit überwinden, um Des willen, der uns geliebt hat.
Das Paradies ist eine Stätte des sichersten Schutzes. Wenn du dich der völligsten Zuversicht des Glaubens erfreust, so besitzest du ein Pfand jener herrlichen Sicherheit, die du wirst zu genießen haben, wenn du einmal ein vollendeter Bürger des himmlischen Jerusalem bist. De meine liebliche Heimat, Jerusalem, du herrlicher Friedenshafen meiner Seele! Dank sei jetzt schon Dem, dessen liebe mich die Sehnsucht nach dir lehrt; aber mein Dank soll sich zum Jubel steigern, wenn ich dereinst dich besitze.
Jerusalem, du hochgebaute Stadt,
Wollt Gott ich wär' in dir!
Mein sehnend Herz so groß Verlangen hat
Und reißt sich los von hier.
Weit über Tal und Hügel,
Weit über Flur und Feld,
Schwingt es die Glaubensflügel
Und eilt aus dieser Welt.“
(Goldstrahlen Juli 12)