Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam eine stille, sanfte Stimme. Da die Elia hörte, verhüllete er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging heraus, und trat in die Tür der Höhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm, und sprach: „Was tust du hier, Elia?„
1 Kön. 19. 12. 13.
Elia erwartete ohne Zweifel, dass nach der wunderbaren Erweisung der Macht Gottes auf Karmel das Volk seine Götzen aufgeben und sich zu dem allein lebendigen und wahren Gott kehren würde. Hatte es nicht wie mit einer Donnerstimme bekannt: „Der Herr ist Gott!“? Der Prophet hoffte, dass Ahabs Herz vielleicht gerührt werden könnte und möglicherweise durch ihn das Herz Isebels. Wenn sie nicht bekehrt würde, so könnte doch wenigstens das offenbare Dazwischentreten Jehovahs ihre Hand von fernerer Verfolgung abhalten. Er hoffte, dass durch einen solchen auf den König und die Königin gewonnenen Einfluss das ganze Land rasch zur Treue gegen seinen Herrn zurückgleiten werde. Dann wäre sein ernstes Herz froh vor dem Herrn gewesen. Als er die Entdeckung machte, dass es nicht so sei, sank ihm der Mut. Die Botschaft von Isebel, dass er am nächsten Tage erschlagen werden solle, war ihm wahrscheinlich nicht so schrecklich, als die Wahrnehmung, die zugleich damit kam, dass seine große Demonstration gegen Baal zum Fehlschlagen verurteilt sei. Die stolze, sidonische Königin würde immer noch über den wankelmütigen Ahab herrschen, und durch Ahab immer noch die Macht über das Volk behalten, und die Götzen würden sicher auf ihren Thronen sitzen. Dieser Gedanke war Galle und Wermut für den Götzenhassenden Propheten. Er wurde so verzagt, dass er bereit war, den Kampf aufzugeben, und das Schlachtfeld zu verlassen. Er kann es nicht ertragen, in dem Land zu leben, wo das Volk so blind betört ist, Baal zu ehren, und Jehovah zu verachten. Er fasst den Entschluss, ganz hinweg zu gehen. Aber wohin soll ergehen? Erwandert durch das Land in größter Eile, er flieht in die Wüste, er will sich nicht niederlegen, bis er eine Einsamkeit erreicht, wo der Fuß des Menschen den Boden noch nicht befleckt hat. Aber in welcher Richtung soll er eilen? Er, der große Eiferer für Gesetz, denkt an die Stätte, wo einst der große Gesetzgeber stand, und eilt hinweg nach Horeb, dem Berge Gottes. In einer Höhle weilt er, vielleicht in derselben Felsenspalte, in der vormals Gott seinen Knecht Mose verborgen hatte, während Er seine Herrlichkeit vor ihm vorübergehen ließ. Aber was für ein Rückzug vor einem geschlagenen Feinde! Wo ist jetzt der unerschrockene Mut, der dem ganzen Israel gegenüber trat, einer gegen Tausende? Wie sind die Mächtigen gefallen! Ist dies „mein Herr Elia,„ der in eine Höhle sich verkriecht? Ist dies der Mann, der in Israels Geschichte hineinzuspringen schien, wie ein Löwe, der brüllend auf seinen Raub sich stürzt. Ist dies Elia, der Thisbite, der beides, Feuer und Wasser, vom Himmel herunterbrachte? Ja, er ist es selbst. Er ist mutlos und matt geworden, und hat deshalb seines Herrn Dienst geflohen. Es ist gut für uns, die wir immer schwach sind, dass wir so klar sehen können, wie die Starken nur stark sind, weil Gott sie so macht. Ihre zeitweilige Schwäche beweist, dass sie von Natur ebenso schwach sind wie wir: es ist nur die göttliche Kraft, die sie mächtig macht, und diese Kraft ist bereit, auch uns für den Kampf zu gürten. Wir schöpfen hieraus Trost, obwohl wir damit nicht unsre eigne Schwachheit entschuldigen. Der Herr, der Gott des Elia, ist unser Gott, und wie Er einen Menschen „von gleichen Leidenschaften wie wir“ aufrecht hielt, so kann und will Er uns aufrecht halten, wenn wir zu Ihm schreien.
Beobachtet, wie sehr sorgfältig und freundlich Gott mit seinem niedergeschlagenen Knechte verfuhr. Er wusste, dass er im Herzen treu war. Er verstand, dass Elia ein aufrichtiger Mann war, der seinen Gott liebte und fürchtete und eifersüchtig auf seine Ehre war: deshalb verstieß Er seinen Knecht nicht im Zorn, sondern beschloss, ihn wieder zu beleben und herzustellen und ihn zu seinem heiligen Krieg zurückzubringen. Nun musste Elia die Bedeutung von Davids Gesang lernen: „Er erquicket meine Seele; Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.„ Der Herr begann mit ihm in großer Freundlichkeit, indem Er seine Körperkräfte stärkte. Er ließ ihn in Schlaf fallen, und als er aufgeweckt ward, war ein geröstetes Brot und eine Kanne mit Wasser für ihn bereit. Dann gestattete ihm der Herr, wiederum zu schlafen, denn dies tat ihm sehr nötig. Wir verlieren nicht die Zeit, die wir im Schlafe zubringen, wenn wir von Anstrengung ermattet sind. Es ist die Beste Schonung des Lebens, dem Körper ein hinreichendes Maß von der „süßen Erfrischung der Natur, dem balsamischen Schlaf,“ zu gewähren. Gott gab seinem Knechte nach einem zweiten Schlaf eine zweite Mahlzeit, und so erquickt war er imstande, die Dinge in fröhlicherem Lichte anzusehen. Es gab eine Zeit, wo die Christen nicht viel auf den körperlichen Organismus achteten, sie nannten ihn einen „nichtigen Leib,„ wie er es in der Tat in einem Sinne ist, aber nicht in jedem. Wenn sie Zweifel, Furcht und Zittern empfanden, so gaben unsre guten Väter alle Schuld davon dem Teufel oder schrieben sie ihrem eignen Unglauben zu; während ihre gedrückte Stimmung oft von Mangel an Nahrung oder frischer Luft herrührte, von einer trägen Leber oder einem schwachen Magen. Tausend Dinge können uns niedergeschlagen machen, und wir sollten den Körper nicht verachten, durch den sie auch auf uns wirken. Lieber sollten wir den Naturgesetzen gemäß handeln und dann zu dem Gott dieser Gesetze aufblicken, dass Er uns helfe. Gott, der den Körper machte, und ihm eine so nahe Beziehung zur Seele gab, weiß, wie abhängig das Gemüt vom Körper ist und beginnt oft sein wiederherzustellendes Werk mit Heilung unserer Krankheiten. Wir, die wir in irdenen Häusern wohnen, sind oft eingeschlossen, eingeengt und von höheren Dingen abgesperrt durch den Staub, an dem unsre Seele klebt. Der Herr, der sein Volk heilt, begann bei Elia mit der Erfrischung seiner erretteten leiblichen Kräfte. Er erquickt ihn durch Schlaf und Speise. Wenn einige von euch hier niedergeschlagen und gemütsleidend sind, so möchte ich euch auffordern, auf eure Gesundheit zu achten und euch nicht selber zu tadeln, bis ihr erst zugesehen habt, ob eure Traurigkeit von Krankheit oder von Sünde herrührt, von einem schwachen Körper oder einem rebellischen Geiste. Haltet es nicht für ungeistlich, daran zu gedenken, dass ihr einen Körper habt, denn es ist gewiss, dass ihr einen habt, und deshalb sein Dasein nicht gänzlich übersehen solltet. Wenn euer himmlischer Vater an euren leiblichen Organismus denkt, so gibt Er euch damit einen Wink, dasselbe zu tun. Wenn der Herr in seiner Weisheit bei dem hochherzigen Elia damit begann, seinen sterblichen Leib zu speisen und zu erquicken, so sollten wir es für Weisheit halten, auf unsre äußeren Teile zu achten; es sind Häretiker, von denen wir lesen, dass sie Vernachlässigung des Körpers einschärfen; weise Männer schätzen ihn als den Tempel des Heiligen Geistes. Bei uns ist es oft der Fall, dass „der Geist willig, aber das Fleisch schwach ist;“ es ist kein Geringes, das Fleisch in Ordnung zu bringen; der Arzt ist oft ebenso nötig als der Prediger.
Als der Mann Gottes von dem großen Arzte erfrischt worden war, wurde er von dem Herrn nach Horeb geleitet, wo er ganz allein sein konnte. Der Herr wusste, dass er Ruhe ebensowohl nötig hatte wie Schlaf und Speise, und dort unter den einsamen Felsspitzen, wo die völlige Öde ungestört herrschte, fühlte Elia sich etwas heimisch. Als die Stille einigermaßen sein Gemüt beruhigt hatte, begann der Herr mit ihm zu sprechen. Er hieß ihn herausgehen und auf den Berg vor den Herrn treten. Kaum war der Prophet an die Öffnung der Höhle getreten, als ein furchtbarer Orkan durch die Spalten der Täler mit solcher Kraft daherfegte, dass er Berge zerbrach und große Massen Granit von ihren hohen Gipfeln herabstürzte. Der große und starke Wind schien die Berge bis in ihren Grund zu erschüttern, und hohe Felsen, die lange gewöhnlichen Stürmen getrotzt hatten, begannen zu wanken und zu schwanken und um den einsamen Beobachter her mit donnerndem Krachen zu fallen. Der Prophet war durchaus nicht erschrocken. Er war das Kind des Sturmes, ein Eiferer fürs Gesetz, geboren zum Herrschen unter tumultarischen Auftritten. Es ist sehr leicht möglich, dass sein Geist aufgeheitert ward durch die Schrecken um ihn her. Der Aufruhr, in dem er unter dem Volk gelebt hatte, wurde ihm jetzt durch den Kampf der Elemente abgebildet; mich sollte es nicht wundern, wenn er sich sogar heimisch gefühlt, freudig erregt, als der entsetzliche Orkan über die Gipfel der Berge dahinfuhr. Als er in der Öffnung der Höhle stand, gab die Erde unter seinen Füßen nach: er lehnte sich gegen den Berg und siehe, er bebte und zitterte; denn jetzt ging das Erdbeben vorüber, und es schien, als wenn nichts Festes um ihn her sei. Kaum hatte diese Erschütterung aufgehört, als das Feuer seinen Glanz entfaltete. Der Blitz flammte über den ganzen Himmel, begleitet von Donnerschlägen, wie der Mann Gottes sie nie zuvor gehört hatte. Von Klippe zu Klippe sprangen die strahlenden Blitze, bis das ganze Firmament von dem Feuer Gottes erglühte. Doch finden wir nicht, dass der Prophet im geringsten eingeschüchtert oder erschreckt war. Sein Geist war ein kühner, gelassen mitten im Ungewitter. Wie der Adler zum Mittelpunkt der Blitze sich aufschwingt und auf den Flügeln des Sturmes sich erhebt, so schien es mit Elias Geist: er wurde erregt durch die Wut der Elemente, aber er war nicht furchtsam. Und nun hörte der Donner auf, und die Blitze waren vorüber, und die Erde war still, und der Wind schwieg, und es war eine tote Ruhe, und mitten aus der stillen Luft kam, was das Hebräische „eine Stimme sanften Schweigens„ nennt, als wenn das Schweigen hörbar geworden wäre. Es gibt nichts Schrecklicheres, als eine tiefe Stille nach einem entsetzlichen Aufruhr. Selbst das Geräusch des Windes und des Sturmes, das den Elia nicht einschüchtern konnte, war nicht so schrecklich, als die stille, sanfte Stimme, womit Jehovah seinen Knecht näher rief. Da verhüllete der Prophet sein Antlitz und ging vor die Tür der Höhle und stand, um zu horchen, denn die stille, sanfte Stimme hatte die ernste Aufmerksamkeit seiner Seele gewonnen. Sie hatte für ihn getan, was alles übrige nicht tun konnte, denn der Herr war nicht in dem Wind, noch in dem Erdbeben, noch in dem Feuer, aber der Herr war in der stillen, sanften Stimme, und Elia wusste das, und er war voll Ehrfurcht und bereitete sich, zu hören, was Gott der Herr sprechen würde.
Was ist die Lehre hieraus? Möge Gott der Heilige Geist uns heute morgen helfen, sie zu lernen und sie zu lehren.
Zuerst lenke ich eure Aufmerksamkeit auf das gewählte Mittel. Bemerkt gleich am Anfang, was es nicht war. Es war nicht das Schreckliche, nicht das Entsetzliche, nicht das Überwältigende, sondern ganz das Gegenteil von allem diesem. Es war nicht die große Machtentfaltung, denn Gott war in keinem dieser großen Dinge, die Elia sah und hörte. Das, was Elias mutiges Herz überwand, war nicht Wirbelwind, nicht Erdbeben, nicht Feuer; es war die stille, sanfte Stimme. Das, was wahrhaft die menschlichen Herzen für Gott und seinen Christus gewinnt, ist nicht eine außergewöhnliche Machtentfaltung. Menschen können zittern lernen, wenn Gott Pestilenz und Hunger und Feuer und andre seiner schrecklichen Gerichte sendet; aber diese Dinge enden meistens mit Verhärtung der Menschenherzen und nicht mit Gewinnung derselben. Seht, was Gott an Pharao und seinem Lande tat. Gewiss, jene Plagen waren dicht und schwer — ähnliche waren nie zuvor gesehen worden, doch was war das Ergebnis? „Aber das Herz Pharaos ward verstockt.“ So ist es gewöhnlich. Diese Dinge sind gut genug als Vorbereitungen auf das göttliche Evangelium, das fällst das Herz besiegt, aber an sich berühren sie die Seele nicht.
„Gesetz und Schrecken Härten stets,
So lang' sie wirken ganz allein;
Vergebung nur, durch Blut erkauft,
Die schmilzet auch ein Herz von Stein.„
Die stille, sanfte Stimme hat Erfolg, wo „schreckliche Dinge in Gerechtigkeit“ (Ps. 65, 6) nichts ausrichten. Mich wundert es nicht, dass Elia hoffte, die furchtbaren Gerichte würden über seine Landsleute etwas vermögen. Diese schrecklichen Dinge scheinen eine raue und rasche Weise, das Böse zu besiegen, und sie würden in der Tat etwas vermögen, wenn das Menschenherz nicht „trügerisch und verzweifelt böse„ wäre. Habt ihr nicht gemeint, wenn Gott unserer leichtsinnigen Stadt eine Pestilenz schickte, so würde das vielleicht Eindruck auf den gedankenlosen Haufen machen, und in unsre Gebetshäuser diejenigen treiben, die jetzt beständig ihren Sabbat vergeuden? Könnten nicht Cholera, oder Krieg, oder Hungersnot das Gewissen der Sorglosen erschrecken und die Ungöttlichen auf die Knie treiben? Habt ihr nicht gedacht, dass vielleicht der Schlitz, den Gott uns gewährt, indem Er uns vor den Plagen des Krieges und unzähligen Übeln bewahrte, dazu beigetragen habe, in den Herzen der Menschen Vermessenheit und Sorglosigkeit und Gleichgültigkeit zu erzeugen? Wir könnten fast zu Christo sagen, wenn wir an die Sünden unserer Mitmenschen, denken : „Willst Du, so wollen wir sagen, dass Feuer vom Himmel falle und verzehre sie, wie Elia tat?“ Wir bilden uns häufig ein, dass die Schrecken des Herrn die Menschen überzeugen und sie zwingen würden, Ruhe im Schoße ihres Gottes zu suchen. Dank sei es der unendlichen Barmherzigkeit, der Herr wählt gegenwärtig noch nicht den Weg der Schrecken. Er lässt den Wind, Er lässt das Erdbeben und Feuer, und Er spricht zu den Menschen in dem Schweigen ihrer Seele durch eine Stimme, die, wenn auch nur wie ein „hörbares Schweigen,„ dennoch die Kraft Gottes zu ihrer Seligkeit ist. Aber wir sind schwer zu überzeugen, dass es sich so verhält. Wir hängen immer noch an der Vorstellung, dass äußerer Pomp entsetzlicher Macht das Reich Gottes fördern würde. Wir sind nicht so bereit, die zwölf Legionen Engel zu entbehren, wie unser Meister es war. Soweit es unser eigenes Thun anlangt, sind wir armselige Jünger Dessen, von dem wir lesen: „Er wird nicht zanken noch schreien, und man wird sein Geschrei nicht hören auf den Gassen.“ In unsren religiösen Übungen sind wir zu geneigt, uns aus fleischliche Kraft und Energie zu verlassen. Wir sind hoffnungsvoll, wenn wir einen Lärm machen und Aufregung, Unruhe, Bewegung schaffen können. Wir sind zu geneigt, das Keuchen der Massen unter neu erfundenen Aufregungen mit der Kraft Gottes zu vereinigen. Dies Zeitalter der neuen Dinge scheint geistliche Kraft in Blechinstrumenten und Tambourinen entdeckt zu haben, und man hofft, Seelen, die durch eine Gemeinde nicht errettet werden konnten, durch eine Armee zu erretten, und Gemüter, die fühllos gegen die Mahnungen des Evangeliums waren, durch Fahnen anzuziehen. Einfaches, apostolisches Lehren wird gering geschätzt, und wir werden nach Methoden behandelt, die mehr Sensation machen. Die Tendenz der Zeit geht auf Großtun, Paradieren und Schaustellung der Macht, als wenn diese sicher zustandebringen würden, was mehr regelmäßige Hilfsmittel nicht zu bewirken vermocht haben. Aber es ist nicht so, sonst hätten beide, Menschen und Gott, sich sehr verändert.
Dieselbe Tendenz zeigt sich in dem, was man nur zu gewöhnlich hört: „Wenigstens müssen wir einen beredten Prediger haben; Lasst uns einen haben, der mit schönen, ausgewählten Worten ermahnen kann, einen Meister der Redekunst; gewiss, hierauf dürfen wir Vertrauen setzen, und auf ernste Mahnung und warme, erweckliche Rede bauen.„ Doch wird Gott vielleicht diese Form der Macht nicht wählen, denn Er will nicht, dass unser Glaube auf der Weisheit der Worte ruhe, sondern will, dass wir diese Lehre lernen: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ Krach auf Krach folgen die Worte des Redners einander. Was für ein furchtbarer Ausspruch! Er muss sicherlich Eindruck auf die Hörer machen. Wind! Und der Herr ist nicht darin. Und nun scheint alles zu zittern, während der Prediger wie ein zweiter Johannes der Täufer Wehe und Schrecken verkündet, und den Fluch Gottes über ein Otterngezücht ausspricht! Wird dies nicht harte Herzen brechen? Nein, nichts ist zustandegebracht. Es ist ein Erdbeben, aber der Herr ist nicht im Erdbeben. Eine andre Form der Kraft ist noch übrig. Hier kommt einer, der mit Heftigkeit spricht; ganz Feuer, er funkelt und flammt! Seht das Blitzen seiner effektvollen Bilder und Anekdoten! Ja, Feuer; könnten wir nicht sagen Feuerwerk? und doch wirkt der Herr nicht durch solches Feuer. Der Herr ist nicht im Feuer. Die wütende Energie des ungezügelten Fanatismus gebraucht der Herr nicht. Er mag große und schreckliche Dinge als Vorbereitungen zu seinem seelengewinnenden Werk benutzen, aber sie sind nur Vorbereitungen; das Werk selber wird im verborgenen Schweigen des Herzens getan. Wie bei Elia, so sind diese Dinge bei andren; sie machen stutzig und wecken auf, aber sie können nicht Buße und Bekehrung wirken. Das, was lebendig machen, erleuchten, heiligen und wirklich segnen muss, ist die stille, sanfte Stimme ruhigen Schweigens; die Worte klingen wie ein Paradoxon, aber der Sinn ist dem klar, der ihre Wahrheit aus Erfahrung kennt. Die Stimme, welche von außen nicht gehört wird, ist im Innern allmächtig.
Wir haben genügend die negative Seite gezeigt: Gottes Werk ruht nicht auf der Macht der Kreatur. Was gebraucht Gott denn, das Herz zu rühren? Unser himmlischer Vater gebraucht gewöhnlich das, was sanft, milde, zart, ruhig, gelassen, friedlich ist: eine sanfte, stille Stimme. In dem Werk wirklicher Bekehrung, das die Seele zur Entscheidung und völligem Gehorsam gegen Gott bringt, ist die berufende Stimme oft so leise, dass sie von andren gar nicht wahrgenommen wird, außer in ihren Resultaten; ja, häufig so leise, dass sie kaum von dem Menschen wahrgenommen wird, an den sie ergeht. Er mag nicht einmal imstande sein, genau zu sagen, wann die Stimme kam und wann sie ging. Der sanfte Zephyr erfrischt die fieberheiße Stirn, aber der Leidende weiß kaum, dass er durch das Krankenzimmer gegangen, so leise ist sein himmlischer Hauch. In der Versöhnung ist weder Blasen, noch Trommeln, noch Donnern; Liebe ist der Anführer bei diesem blutlosen Kriege. Es ist wenig Entfaltung von leiblicher oder geistiger Gewalt, und doch ist mehr wirkliche Macht da, als wenn Gewalt gebraucht würde. Wir bemerken, dass wir da, wo eine Entfaltung der Macht war wie im Wind, Erdbeben und Feuer, nachher lesen: „Gott war nicht darin,„ aber hier in der stillen, sanften Stimme, die keine Machtentfaltung war, wirkte Gott. Hier sehen wir also die Schwäche der Kraft, aber wir lernen auch die Kraft der Schwäche, und wie Gott oft das, dem leicht zu widerstehen scheint, unwiderstehlich macht, und wie das, wovon wir glauben, dass es leicht hinweggeweht werden könne, um einen Menschen Fesseln webt, denen er nie zu entrinnen vermag. Sanft und leise wirkt der Heilige Geist, wie der Frühlingshauch, der die Eisberge auftaut und die Gletscher schmilzt. Wenn der Frost jedes Bächlein ergriffen hat und es festhält, so setzt der Frühling sie alle frei. Kein Geräusch des Hammers oder der Feile wird bei dem Lösen der Fesseln gehört, aber der leise Südwind weht, und alles ist Leben und Freiheit. So ist es mit dem Werk des Geistes Gottes in der Seele, wenn Er wirklich kommt, den Sünder in Freiheit zu setzen; Er wirkt kräftig, aber keine Stimme wird gehört..
Nun, was immer das sanfte und leise Mittel sein mag, es ist in jedem Falle, wenn es die Seele errettet, durch des Heiligen Geistes Gegenwart gewirkt; und der Heilige Geist, obgleich Er wie „das Brausen eines gewaltigen Windes“ kommen kann, wenn Er will — denn Er kommt nach seinem eignen Gefallen — lässt sich doch gewöhnlich, wenn Er einem Menschen Frieden mit Gott bringen will, gleich der Taube oder gleich dem Tau vom Himmel herab — ganz Frieden, Stille und Ruhe. Satan kann die Seele in Feuer setzen durch Angst; Zweifel und Furcht und Schrecken zerreißen sie wie ein entsetzliches Erdbeben; der ganze Mensch ist in Unruhe und Verwirrung, wenn der Wirbelwind des Gesetzes durch seine Seele fegt; aber der Geist Gottes kommt in zartester Liebe, offenbart Christum als den Sanftmütigen, richtet das Kreuz des Heilandes vor des Sünders tränenvollem Auge auf und spricht ihm Frieden, Vergebung und Heil zu. Brüder, dies ist, was uns nötig ist: das Werk des Geistes Gottes in seiner eignen Art der lebendigen Liebe.
Ich habe gesagt, dass Er gewöhnlich zum Heil der Seele wirkt, indem Er die Liebe Christi offenbart, und es ist so, nicht nur bei unserer ersten Bekehrung, sondern auch später. Den ganzen Weg entlang sind seine Wirkungen in der gleichen ruhigen und wirksamen Weise. Wenn wir in der Heiligung wachsen, so ist es durch sanfte Offenbarungen der Liebe des Vaters. Was hat solchen Einfluss auf uns, wie die unendliche überströmende Gnade Gottes in unsrem Herrn Jesu Christo. Ihr wisst, wie in jenem Liede nicht nur das Wachsen in der Heiligung, sondern auch das sanfte Mittel dazu dargestellt wird:
„Doch Er fand mich, denn ich sähe
Blutend Ihn am Kreuzesstamm,
Hört' Ihn beten für die Feinde,
Und mein Herz sprach tief gerührt:
Halb mein Ich und halb jetzt Du.„
„Tag für Tag beugt' Dein Erbarmen,
Heiland, helfend, voll und frei,
Mild und stark und stets geduldig,
Tiefer mich, bis dass ich sprach:
Wen'ger Ich und und mehr jetzt Du.“
Wie ihr seht, ist es die Wirkung der Liebe auf die Seele, durch die dies alles geschieht:
„Höher als der höchste Himmel,
Tiefer als das tiefste Meer.
Hat mich Deine Lieb' bezwungen,
Gib mir nun des Herzens Wunsch:
Nichts vom Ich und alles Du.„
So wirkt die Gnade wie das stille Morgenlicht auf die Menschen. Ihre Fortschritte werden durch die Liebe gewonnen; es ist kein Zug von Schrecken oder Knechtschaft in der großen versöhnenden Tat im Innern. Das Evangelium mit seiner frohen Botschaft entspringt ans Gottes Herz und kommt in das Herz des Menschen hinein, und Ruhe folgt und heilige Dankbarkeit. Gott mag seine Feinde durch Löwen zerreißen, aber Er gewinnt seine Freunde durch Liebe. Die, welche hartnäckig sind, will Er wie unter einer eisernen Rute zerbrechen und sie in Stücke schmettern wie des Töpfers Gefäße: aber die Seinen berührt Er, wenn Er kommt, sie zu retten, mit dem silbernen Zepter der Barmherzigkeit. Gnade arbeitet mit einer geölten Feder. Liebe ist der Wagen, auf dem die Allmacht fährt, wenn sie in die Welt des Gemütes kommt.
Dies, meine lieben Freunde, um diesen ersten Teil zu schließen, was ruhig in unser Herz dringt, jedem einzelnen von uns, ohne sinnliche Aufregung: dies ist es, was uns mit Jesu durch den Glauben vereinigt. Elia war gelassen und ruhig, als er jene stille, sanfte Stimme Gottes hörte. Er fiel weder in Grausen nieder, noch tanzte er vor Freuden, aber seine ganze Natur war ergriffen, sein innerstes Herz war erschüttert. Das Schweigen, das Gott in seinem Innern hörbar machte, taute seine Seele auf. Das ist die Art, wie Bekehrungen gewirkt werden. Wenn die Wahrheit das Herz trifft, wenn der Mensch fühlt, dass die Botschaft der Gnade ihm gilt, wenn er mit dieser Wahrheit ringt und kämpft und diese Wahrheit mit ihm, dann sucht und findet er ohne Hilfe von außen das ewige Leben. Die stille, sanfte Stimme im Gewissen ist Gottes erwähltes Werkzeug, die Menschenseelen wirksam zu bekehren und zu trösten; das Reich Gottes kommt nicht unter äußerlichen Gebärden, sondern in dem verborgenen Kämmerlein wird der Mensch Gott nahe gebracht.
Beachtet die herrlichen Wirkungen der gewählten Handlungsweise. Die erste Wirkung auf Elia war, dass er unterwürfig gemacht wurde. Ich habe dies vorhin schon erwähnt. Er, der dem tobenden Winde gegenüberstehen konnte, der nicht erschreckt ward durch die Blitze und beim Erdbeben nicht zitterte: den Augenblick, wo er in jener Stille war und jene sanfte Stimme hörte, verhüllte er sein Antlitz in seinen Mantel von Schafspelz und trat aus der Höhle wie ein Kind, das seinem himmlischen Vater gehorsam ist. Und wenn der Geist Gottes in seiner sanften Macht über einen von euch kommt, so wird er nicht länger widerstehen; er wird unterworfen und besiegt werden durch die sanfte und zarte Berührung.
Das erste, was Elia tat, sagte ich, war, dass er sein Antlitz in seinen Mantel verhüllte, und darin den Engeln nachahmte, die nicht unverschleiert in jener ehrfurchtgebietenden Nähe stehen können. Er tat sein Bestes, sein Gesicht zu verbergen wie einer, der sich schämt — sich schämt, an seinem Gott gezweifelt zu haben, sich schämt, ein Feigling gewesen zu sein, sich schämt, fern von dem Ort seines Dienstes gefunden zu werden. Wenn der Heilige Geist in Männern und Frauen wirkt, so ist dies eine der ersten Folgen; Scham und Demütigung bedecken ihre Angesichter. Sie können nicht in dem kühnen Tone sprechen, in dem sie es gewohnt waren; das Prahlen ist vorüber. Einige Zeitlang jedenfalls haben sie zu lernen, wie sie sich in der Gegenwart Gottes benehmen müssen; denn im Lichte wandeln wie Gott im Lichte ist, das ist nicht leicht für unbekehrte Sünder: ihre Augen sind schwach und zart, und deshalb haben sie dieselben vor dem Glanz des ewigen Lichtes zu bedecken. Liebe ist die triumphierende Macht; wo bloße Kraft und Donner fruchtlos sind, da bringt sie das Herz in fröhliche Gefangenschaft. Nun, wie gesagt, weder Wind noch Sturm konnte dies in Elia bewirken, aber die stille, sanfte Stimme Gottes tat es sogleich. Es scheint uns beim Lesen des Kapitels, als wenn der Prophet nicht aus der Höhle heraustrat, bis er diese Stimme hörte. Ihm war von Gott befohlen, herauszugehen, und auf den Berg vor den Herrn zu treten, aber wie ich es verstehe, tat er es nicht, bis die stille, sanfte Stimme ihn rief und ihn auf den Weg des Gebotes zog: so dass Gehorsam eine zweite gesegnete Wirkung war.
Beschämt über seinen Irrtum, ist er nun entschlossen, seines Herrn Wort sogleich zu folgen, und er steht vor der Öffnung der Höhle, um zu hören, was Gott der Herr sprechen wird. Wenn der Geist Gottes kräftig in uns wirkt, so wird eins der ersten Zeichen sein, dass wir, wenn wir um unserer Sünden willen gedemütigt sind, mit Ernst daran gehen, nach Gerechtigkeit zu streben. Die Gnade macht uns zartfühlend in Sachen des Gehorsams. Die, welche die Stimme des Herrn hören, rufen sicher aus: „Herr, was willst Du, dass ich tun soll?“ Wenn diese Stimme ein williges Ohr gewinnt, so schafft sie einen Fuß, der bereit ist, zu gehen, wohin Gott es heißt. Unser Wunsch ist, den Willen des Herrn zu kennen und ihn rasch zu erfüllen, denn der Inhalt des himmlischen Flüsterns ist: „Folge mir nach.„
Und nun, da Elia heraus in die freie Luft gekommen war, ist die nächste Wirkung die, dass er persönlichen Verkehr mit Gott hat. Die Stimme sagt zu ihm: „Was hast du hier zu tun, Elia?“ Es ist eine persönliche Frage, an ihn allein gerichtet. Er weiß, dass Gott mit ihm spricht, und deshalb fühlt er die Kraft jedes Wortes, das ihn prüft. Da strömt er die Bitterkeit seines Schmerzes ans und sagt dem Herrn, was ihm fehlt. Der Geist wirkt sicher in euch, wenn ihr mit dem Herrn allein ein Gespräch haltet. Wenn ihr nicht wollt, dass jemand hört, was ihr zu sagen habt, sondern froh seid, in euer Kämmerlein zu gehen, die Tür hinter euch zu schließen und zu eurem Vater, der ins Verborgene sieht, zu beten, das ist ein wirkliches Werk, das Werk Gottes. Wenn ihr jede Zeile des Wortes Gottes beim Lesen fühlt, als wäre sie für euch geschrieben und für euch allein; wenn ihr denkt, dass niemand anders in der Welt so völlig in dasselbe eindringen kann, wie ihr jetzt, weil die Sprüche für euch gemacht scheinen; und Worte in die Drohungen und in die Verheißungen hineingelegt sind, die genau für euch passen; dann ist die Zeit, wo die stille, sanfte Stimme ihr heiliges Amt ausübt. Dies ist ein Hauptpunkt, diese Berührung zwischen der Seele und Gott, dieses Niederbrechen der Schranken des Sichtbaren, diese Vereinigung mit Gott, dem Unsichtbaren. O, es ist ein Anblick, über den Engel sich freuen, wenn ein Mann sich vor dem Höchsten beugt, auf seines großen Vaters Stimme horcht, und Ihm dann sein ganzes Herz ausschüttet, ohne den Versuch zu machen, etwas vor Ihm zu verbergen. Dies wird nie durch Wirbelwind, Feuer oder Erdbeben hervorgebracht; es ist die Wirkung der Stimme sanften Schweigens, denn Gott ist darin. Vergeblich sind Beredsamkeit, Logik und Aufregung, der Geist wirkt alle heiligen Dinge, und Er allein, und diese wirkt Er in dem feierlichen Schweigen einer durch Liebe bezwungenen Seele.
Lasst uns drittens ein wenig sagen über die Lehre, welche Elia selber lernte aus dieser Parabel in Taten. Er selber hatte das Volk mehr durch Taten als durch Worte gelehrt, und nun wird er selbst in ähnlicher Weise unterrichtet. Ihn wurde mehreres gelehrt, was für ihn zu wissen nötig war; und unter andrem zuerst, dass Gott nicht immer die Mittel gebraucht, von denen wir voraussetzen, dass Er sie brauchen werde. Wir sitzen nieder und denken darüber nach, wie ein Volk gesegnet werden könne, und wir bilden uns eine Vorstellung von dem besten Wege dazu; aber unsre Gedanken sind nicht des Herrn Gedanken, denn soviel der Himmel höher ist denn die Erde, so sind auch seine Wege höher denn unsre Wege, und seine Gedanken denn unsre Gedanken. Ich glaube wohl, dass du, mein sanguinischer Bruder, einen schön geordneten Plan in deinem Kopfe hast, den du gern ausgeführt sähest, wodurch das Evangelium in heidnischen Ländern sehr rasch verbreitet werden würde. So viele Arbeiter der einen Art sollen einer gewissen Anzahl eines höheren Grades beistehen, und durch eine weise Verteilung der Arbeit und Einrichtung von Distrikten soll das Werk systematisch getan werden. Hänge nicht zu sehr an Lieblingsmethoden, sonst magst du bitter enttäuscht werden; denn Gott gebraucht in der Regel nicht unsre Pläne.
Die großen Schritte des Unendlichen sind nicht nach unsrem kindischen Gange zu messen. Es ist nicht unsre Sache, Ihm vorzuschlagen, was Er tun soll, sondern wir müssen seinem unumschränkten Willen es überlassen, zu wählen und zu gebieten, und dann werden wir sehen, wie wunderbar Er in seinem Thun ist. Elias Leben war ein fortwährender Sturm gewesen. Von dem ersten Male an, wo er als der Feuerprophet erschien, bis er vor Isebel floh, hatte er immer aus dem Wirbelwind gesprochen und die Gerichte des Herrn entweder verkündet oder ausgeführt; und es mag sein, dass er zu viel Vertrauen auf diese Art des Predigens setzte. Ohne Zweifel war es recht von ihm, ein sündiges und hartnäckiges Volk so zu strafen, aber doch wollte Gott ihn wissen lassen, dass Karmel mit seinem vollständigen Sieg über Baals Priester, bis die Bäche rot vom Blut wurden, nicht die Weise sei, in der Gott seine Feinde besiegen wollte. Die Menschen werden Gott nicht auf die rechte Weise verehren, bloß weil sie in einem aufgeregten Augenblick eine Schar Betrüger getötet haben. Das Herz wird nicht für liebende Ehrfurcht gewonnen durch Schlachten. Nicht Blut ist es, wodurch Menschen in geistliche Anbetung hineingetauft werden. Diese selbe Lehre muss an uns allen immer wieder und wieder gelernt werden; lasst uns sie wiederholen: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.„ Es ist zu beklagen, dass die meisten Christen hartnäckig den verhängnisvollen Irrtum festhalten, nach Machtentfaltungen der einen oder andren Art zu suchen. Ich höre, dass eine gewisse Gemeinde einen sehr geistreichen Mann sucht: sie denkt, dass Gott im Winde ist. Ich höre die Gemeindevorsteher sagen: „Wir müssen nach dem besten Mann aussehen. Tut nichts, was wir geben und welche Gemeinde wir ihres Predigers berauben, wir müssen uns einen Mann ersten Ranges verschaffen, dann werden wir ein volles Haus haben und viele bekehrt sehen.“ Mit Nichten es ist nicht Gottes Art, durch geistreiche Männer, und Männer, die nach Erhabenheit der Sprache streben, zu wirken. Er mag, wenn es Ihm gefällt, gestatten, dass das Haus voll aufmerksamer Hörer wird, aber Bekehrte wird es wenig geben, wenn die Leute sich auf Geistreichsein verlassen. „O, aber wir müssen eine treffliche Organisation haben, wir müssen die Leute heben durch Erweckungsgottesdienste.„ Ja, tut das und tut es wieder, wenn ihr wollt, und das Resultat mag ein gutes sein, wenn ihr das Werk demütig tun könnt; aber wenn ihr ein Jota auf die angewandten Mittel vertraut, so wird der Geist Gottes weichen, und ihr werdet nichts sehen als eure eigne Torheit. Jene stille, sanfte Stimme wird zum Schweigen gebracht, während die Prahlereien eurer Weisheit widerhallen wie ein heulender Wind oder ein Donner, der nicht vom Regen begleitet ist.
Wir müssen dieses wissen: dass Gott wirken will durch welche Mittel es Ihm gefällt, und ferner, dass alle Mittel ohne Ihn nutzlos sind. Aller Wind, alles Feuer, alles Erdbeben, alle Macht und Größe sind wirkungslos, wenn nicht die stille, sanfte Stimme da ist, und Gott in ihr. Der Gemeinde ist dies in die Ohren gedonnert worden, und theoretisch glaubt sie es, aber ach, praktisch geht sie aus und handelt, als wenn die entgegengesetzte Lehre wahr sei. Sie erwartet göttliche Resultate von menschlichen Ursachen und ist deshalb sehr oft getäuscht. Zu sehr ruht ihr Vertrauen auf einem Arm von Fleisch, und so lange dies der Fall, können wir nicht hoffen, den ausgereckten Arm des Ewigen in der Mitte unsres Lagers zu erblicken.
Gott wollte Elia etwas andres wissen lassen, und Er will, dass wir es auch wissen sollen, dass unsre Schwachheit unsre Stärke sein kann. Elia wusste nichts von diesen seinen siebentausend Bekehrten, die durch die stille Stimme seines Gott geweihten Lebens gewonnen waren. Weil der Erfolg auf Karmel verging wie der Morgennebel, so dachte er, seine ganze Laufbahn sei eine verfehlte gewesen und er hätte niemand dahin gebracht, Jehovah zu verehren; aber er las mit den Augen des Unglaubens und folgte mehr seiner Einbildung als den Tatsachen. Hier sind siebentausend Leute, hier und da im Lande zerstreut, an denen Gott das Zeugnis des Elia gesegnet hatte. Wenn Er seine großen Dinge nicht gesegnet, wie er es gewünscht hatte, waren doch seine kleinen Dinge sehr gediehen. Es war Elias täglicher Wandel mehr als seine Wunder, der auf diese siebentausend Eindruck gemacht und sie in ihrer Lauterkeit bewahrt hatte. Der Herr will uns wissen lassen, dass Er durch unsre Schwachheit eher als durch unsre Stärke wirkt und oft uns am meisten gebraucht, wenn wir nach unsrem eignen Urteil nichts als unsre Schwäche gezeigt haben.
Überdies will der Herr, dass wir die Kraft andrer in ihrer Schwachheit beachten. Diese Lehre fassen wir nicht immer so schnell auf wie die erste. Wir sind froh, zu lernen, dass wir, wenn wir schwach sind, stark sind, denn da wir gewöhnlich schwach sind, ist es uns lieb, zu lernen, dass wir gewöhnlich stark sind; aber wir sprechen nicht so von andren, die in einiger Hinsicht unter uns stehen mögen. Wenn wir einen Mann ein klein wenig energischer als gewöhnlich sehen, so fragen wir keck: „Herr, was soll aber dieser?“ Wenn eine heilige Frau in Flehen und Zeugnis ausbricht, sagen wir: „Sie täte besser, ruhig zu sein. Nichts wird nach ihrem Reden kommen.„ Ein Werk wird dort drüben getan, und wir können der Methode nicht ganz zustimmen und schreien deshalb: „Torheit!“ Ah, aber, Bruder, du hast die Kraft andrer schwachen Leute ebensowohl zu lernen wie deine eigne. Du weißt, dass andre ebenso schwach sind wie du; du bist sehr froh, dies ausfindig zu machen und umherzugehen und das zu erzählen; aber es gibt auch andre, ebenso stark wie du, die Gott stark macht, weil sie schwach sind und mit ihnen in seiner sanften Freundlichkeit gerade so handelt wie mit dir. O, dass du dies lerntest, dann würdest du sehen, dass es nicht nur einen oder zwei treue Arbeiter gibt, sondern Tausende, die ihrem Herrn treu sind und kühn für die Wahrheit auf Erden streiten. Der Herr hat stets noch Übriggebliebene, die Ihm ebenso treu dienen wie du: sie haben nicht das Knie vor Baal gebeugt oder die Kälber geküsst, sondern stehen noch aufrecht da in ihrem Zeugnis für Gott. Glaubt dieses und seid glücklich, denn Gott will, dass ihr es glaubt. Er ist nicht immer mit unsren mächtigen Predigern, unsren gelehrten Domherren, unsren ehrwürdigen Bischöfen, unsren großen Generälen u. s. w., aber Er mag mit jenem armen jungen Bruder sein, der an der Straßenecke steht und in so gebrochenen Sätzen spricht und mit jener lieben Schwester, die ein oder zwei Dutzend Mädchen nimmt und sie die Liebe des Heilandes lehrt.. Ihr wundert euch, was diese nur zu lehren haben können, und dennoch spricht der Herr ruhig und wirksam durch ihre sanften Stimmen. Wir sind wundervolle Kritiker; gleich bei der Hand und scharf im Durchhecheln der Knechte des Herrn; aber es ist gut, dass der Herr eine süße Rache an uns übt, indem Er ihnen umso größeren Segen gibt, damit unser Urteil beiseite gesetzt werde und wir verstehen lernen, dass Er immer noch spricht, durch welchen Er will, und gebraucht, welchen Er wählt, und dass stets noch diese Wahrheit gewiss ist: „Nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Zebaoth.„ Die stille, sanfte Stimme des demütigen, zurückgezogenen Christen mag unter Gott mehr Macht in sich haben, als alle Donner und Blitze des größten Redners, der je für Christum sprach.
Zuletzt, lasst uns horchen heute morgen; lasst das Horchen sogleich geschehen, ehrfurchtsvoll. Wenn unserer zu viele sind, um es hier zu tun, lasst uns heimgehen in unser eigenes Zimmer und dort horchen. Besonders wende ich mich an euch, die ihr den Herrn nicht kennt: ihr könnt nicht die stille, sanfte Stimme sprechen machen; aber oft, wenn ihr Schweigen eintreten lasst und still sitzet, mögt ihr diesen Ruf sanfter Liebe hören. Was sagt er euch Unbekehrten? Spricht er nicht zu eurem Gewissen und sagt: „Wie ist es, dass du so lange in dem Licht gelebt und doch es nie gesehen hast? Wie ist es, dass du so lange in der Atmosphäre der Liebe gewohnt und doch sie nie gefühlt hast? Wie ist es, dass Jesus Christus dir gepredigt ist und du weißt, Er ist der einzige Heiland, und dass du Ihn doch verworfen hast?“ Das Alter kommt über dich; dein Haar wird grau; du hast immer gehofft und hast den Entschluss gefasst, dass es anders mit dir werden sollte, und doch bist du noch ganz derselbe. Ich will nicht für dein Gewissen sprechen, aber ich bitte dein Gewissen, dich zu fragen, warum du deinen besten Freund so schlecht behandelst, warum du seine blutende Liebe gering schätzest, warum du Ihn um jeder Lappalie willen hintenanstellst und immer sagst: „Gehe hin auf diesmal; wenn ich gelegene Zeit habe, will ich Dich her lassen rufen.„ Wenn das Gewissen gesprochen hat, dann lass Jesum sprechen. Und was wird Er sagen? „Ich habe dich geliebt und habe mich selber für dich gegeben; weshalb verachtest du mich? Ich bin zu dir gekommen und habe in Tönen der Liebe zu dir gesprochen und dich geheißen, mir zu vertrauen, und habe gesagt, dass ich dich nicht hinausstoßen werde, wenn du zu mir kommst; warum kommst du nicht und vertraust mir?“ Lasst seine sanfte Stimme gehört werden, die Stimme des Kindleins von Bethlehem, die Stimme des sterbenden Lammes auf Golgatha; lasst sie euch bitten; „Kommet her zu mir, und ich will euch Ruhe geben.„ Hört seine Stimme: lasst andre Töne schweigen, damit ihr sie hören könnt. Geht in die Stille nachher, neigt euer Ohr und horcht aufmerksam, auf die Stimme der Barmherzigkeit von dem blutenden Sohne Gottes.
Dann lasst den großen Vater sprechen und sagen: „Komm zu mir, mein Kind; du hast dich verirrt, aber ich bin bereit, dich noch aufzunehmen. Wenn du in Wahrheit zu mir kommen und deine Übertretung bekennen willst, so bin ich treu und gerecht, dass ich dir die Sünden vergebe und reinige dich von aller Untugend. Komm zu mir, du sollst in meinem Hause leben und alle Vorrechte meiner Kinder genießen.“
Mit gleicher Aufmerksamkeit horcht auf die Lehren des Heiligen Geistes. Sitzt nieder und sagt: „Sprich, Heiliger Geist, sprich zu mir.„ Ihr könnt nichts Besseres heute nachmitttag tun, als eine stille Zeit absondern, um euer Ohr dem Geist der Gnade zuzuneigen. Nehmt euch eine Stunde Einsamkeit, sitzt still und sagt: „Nun, Herr, Du Heiliger Geist, sprich und lass mein Herz vor Scham über seine Übertretungen brechen; sprich dann und heile mein Herz durch den Glauben an Jesum; sprich zu mir, während ich auf Dich harre.“ O, wie viele würden einen Segen empfangen, wenn sie dies täten!
Zum Schlüsse lasst mich im sanftesten Ton an jeden Unbekehrten hier die Frage tun, die Jehovah an Elia richtete: „Was machst du hier, Elia?„ Was brachte dich heute morgen hierher? Kamst du, um Gott zu verehren oder um deine Neugierde zu befriedigen, oder nur, weil es sich so gehört, am Sonntag zur Kirche zu gehen? „Was machst du hier, Elia?“ Was hast du diesen Morgen gemacht? Als der Gesang angestimmt ward, lobtest du Gott oder spottetest du? Und als das Gebet dargebracht ward, nahmst du daran teil oder hast du hier gesessen und den Höchsten beschimpft, indem du Ihm die Außenseite der Andacht botest, während dein Herz fern von Ihm war? „Was machst du hier, Elia?„ O, dass du antwortetest: „Ich bereue, was ich getan und was ich nicht getan habe, und ich lege mich nieder zu des Vaters Füßen und bitte Ihn, um Jesu willen Mitleid mit mir zu haben und mir meine Übertretungen zu vergeben.“ Dir ist schon vergeben, wenn du an Christum Jesum glaubst. Wenn du Jesu deine Seele anvertraust, geh' deines Weges; es ist keine Sünde in Gottes Buch gegen dich jetzt: Er hat deine Übertretungen getilgt und will deiner Sünde nicht mehr gedenken. Es wird ein göttlicher Tag sein, denn die Stimme wird heute morgen zu dir sprechen und niemals aufhören zu sprechen, bis der König in seiner Herrlichkeit kommt und dich zu seiner Rechten stellt.. Der Herr segne euch, lieben Freunde, durch seinen Geist um Jesu willen. Amen.