Gehalten am Sonntag Abend, den 22. Oktober 1876. (Das Tabernakel war an diesem Abend ganz für Fremde offen, da die regelmäßigen Zuhörer freundlichst ihre Sitze frei gelassen.)
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch, und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.„
Matth. 11, 28-30.
(V. 28 in engl. Üb.: „Kommt her zu mir, alle, die ihr arbeitet und schwer beladen seid, und ich will euch Ruhe geben.“)
Unser Herr hatte eben die Lehre von der Erwählung verkündet, indem er dem himmlischen Vater dankte, dass er Unmündige erwählt habe, obgleich er an den Weisen und Klugen vorübergegangen. Es ist sehr lehrreich, dass so unmittelbar auf diese geheimnisvolle Lehre die gnadenvolle Einladung meines Textes folgt, als wenn der Herr Jesus seinen Jüngern sagen wollte: „Lasst keine Ansichten von der Gnadenwahl euch je abhalten, mein Evangelium vollständig jeder Kreatur zu verkünden;“ und als wenn er zu den Unbekehrten sagen wollte: „Werdet nicht entmutigt durch die Lehre von der Erwählung. Lasst sie nie einen Stein des Anstoßes in eurem Weg sein, denn, wenn meine Lippen gesagt haben: „Ich preise dich, Vater, dass du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen geoffenbart,“ so fahre ich fort zu euch in tiefster Aufrichtigkeit zu sprechen und sage: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.““
Ich will beim Beginn bemerken, wer es ist, der eine so große Verheißung gibt und eine so umfassende Einladung. Es gibt viele Quacksalber in der Welt und jeder von diesen preist seine eigne Arznei an. Wer ist dieser Mann, der uns so ernst ruft und so zuversichtlich Ruhe verheißt? Ist er auch ein Betrüger? Wird er uns falsch mitspielen? Prahlt er mit mehr, als wozu er fähig ist? Ah, das kann nicht gedacht werden; denn dieser Mann, dieser wunderbare Mann, der denen Ruhe verspricht, die zu ihm kommen, ist auch Gott. Er ist der Sohn des Höchsten sowohl wie der Sohn Mariens, er ist der Sohn des Ewigen sowohl wie der Sohn des Menschen, und er hat seiner göttlichen Natur nach die Macht, zu erfüllen, was er auch verspricht. Als Mensch zeichnete Jesus sich durch seine Wahrhaftigkeit aus. Über seine Lippen kam nie eine Zweideutigkeit. Er rühmte sich nie über das Maß seiner Fähigkeit hinaus und verleitete die Menschen nicht, von ihm zu erwarten, was er nicht leisten konnte. Warum sollte er täuschen?
Er hatte keinen selbstsüchtigen Zweck zu verfolgen und keinen Ehrgeiz zu befriedigen. Kam er nicht, den Menschen die Wahrheit zu sagen? Er war dazu gesandt und er tat es gründlich. Glaubt ihm also.
Glaubt ihm also. Wenn ihr von seiner Wahrhaftigkeit überzeugt seid, nehmt seine Lehre an; und wenn ihr an seine Gottheit glaubt - falls ihr an diese glaubt und ich hoffe, ihr tut es - glaubt an seine Fähigkeit, zu erretten und vertraut eure Seele sogleich seinen Händen an. Wenn er bloßer Betrüger ist, kommt nicht zu ihm; aber wenn ihr in der Tat meinen Herrn und Meister für treu und wahrhaftig haltet, so bitte ich euch, folgt seinem Ruf sogleich.
Wo ist er jetzt? Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden; aber seit er diese Worte sprach, hat er keine Macht zu erretten, verloren, sondern hat in einem gewissen Sinne an Fähigkeit gewonnen; denn seit er jene Worte sprach, ist er den Tod am Kreuze gestorben, durch den er die Macht erhielt, die Sünden der Menschen hinwegzunehmen; er ist auch aus dem Grabe erstanden, um nicht mehr zu sterben und er ist hinauf in die Herrlichkeit gegangen und alle Macht im Himmel und auf Erden ist ihm gegeben. Er ist der König der Könige und der Herr der Herren; und in seinem Namen und kraft seiner Vollmacht der, künden wir euch das Evangelium Christi, nach seinen Worten, wie sie der Evangelist Matthäus berichtet: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden; darum geht hin und lehrt alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters, und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Es ist ein auf den Thron erhobener Erlöser, der euch heute Abend einladet. Seht zu, dass ihr euch des nicht weigert, der da redet. Er kann immerdar selig machen alle, die durch ihn zu Gott kommen und lebt immerdar und bittet für sie; deshalb zweifelt nicht an seiner Macht, euch zu erretten, sondern kommt sogleich zu ihm und findet Ruhe für eure Seelen.
Da Jesus der Sprechende ist und seine Macht und Fähigkeit beide klar sind, so wollen wir nun die Worte auseinanderlegen und möge Gott es geben, dass während wir es tun, der Geist Gottes jede Silbe brauchen möge, um die Wahrheit in unsere Herzen einzudrücken.
Und zuerst, ich sehe hier eine Bezeichnung, welche, liebe Freunde, wie ich meine, euch beschreibt - die Arbeitenden und die schwer Beladenen. Zweitens, ich sehe einen Segen, der euch einladet - „ich will euch Ruhe geben.“ Drittens, ich sehe eine Weisung, die euch führen wird „Kommt zu mir; nehmt auf euch mein Joch; lernt von mir.“ Und viertens, ich gebe einen Grund, der, euch hoffentlich überzeugen wird: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“
Zuerst denn, hier ist eine Bezeichnung, welche ohne Zweifel eine beträchtliche Anzahl der hier Anwesenden beschreibt: „Alle, die ihr arbeitet und schwer beladen seid.“
Die Worte sehen aus, als wenn es eine große Menge solcher Personen gäbe „alle, die ihr;“ und in der Tat ist dies der Fall, denn Arbeit und Bürden-Tragen ist das allgemeine Los der Kinder Adams. Arbeitende und Beladene bilden die große Menge der Menschen und der Herr Jesus ladet sie alle ohne Ausnahme ein; hoch oder niedrig, gelehrt oder ungelehrt, sittlich oder lasterhaft, alt oder jung, „die arbeiten und schwer beladen sind,“ sind in seinem Ruf einbegriffen. Einige haben gewagt, zu sagen, dass dies einen gewissen geistlichen Zustand beschreibt; aber ich vermag kein Wort zu sehen, das die geistliche Beschaffenheit bezeichnet; und gewiss sehe ich keine Silbe, den Text in diesem Sinn zu beschränken. Brüder und Schwestern, es ist nicht unsere Gewohnheit, von dem Wort Gottes wissentlich etwas hinwegzunehmen oder hinzuzutun, und da hier keine Andeutung ist, dass diese Worte in ihrer Meinung zu beschränken sind, so werden wir nicht wagen, eine Beschränkung zu erfinden. Wo Gott keinen Riegel und keine Schranke setzt - wehe da denen, die eigne Schranken aufrichten. Wir werden unsern Text in dem weitesten erdenklichen Sinn lesen, denn dies ist am meisten in dem Geiste des Evangeliums. Er sagt: „alle, die ihr arbeitet,“ und wenn ihr arbeitet, so schließt er euch mit ein. Er sagt: „alle, die ihr schwer beladen seid,“ und wenn ihr schwer beladen seid, so schließt er euch ein, und Gott verhüte, dass wir euch ausschließen sollten. Nein, Gott sei Dank, dass Niemand euch ausschließen kann, wenn ihr willig und gehorsam seid und zu Christo kommt, seine Einladung annehmt und seinem Befehl gehorcht.
Zu euch also reden wir: „alle, die ihr arbeitet.“ Ihr alle, die ihr so hart arbeitet, um ein Stück Brot zu verdienen, dass eure Glieder von der täglichen Arbeit müde sind, kommt zu Jesu, und wenn er euch keine Ruhe für den Körper gibt, so wird er es doch für die Seele. Ja, selbst für eure leibliche Arbeit ist er eure Beste Hoffnung, denn seine gerechte und liebevolle Lehre wird noch die Verfassung des Staates ändern, bis der Tag kommt, wo Niemand übermäßige Anstrengung nötig haben wird, um seinen Teil an der gemeinsamen Nahrung zu gewinnen, die der große Vater all seinen Geschöpfen gibt. Wenn je Ruhe von Unterdrückung und von übermäßiger Arbeit das glückliche Los der Menschheit wird, so wird dies sein, wenn der Sohn Davids herrschen wird von einem Pol zum andern und „vom Wasser bis an der Welt Ende.“
Aber kommt auch ihr hierher, ihr, die ihr geistig arbeitet, die ihr euren Verstand anstrengt und euren Geist erschöpft, die ihr nach Ruhe für eure Seelen schmachtet und seufzt, aber sie nicht finden könnt!
Vielleicht müht ihr euch ab, durch eine Religion der Formen in die Ruhe einzugehen, versucht, euch durch Zeremonien und religiöse Gebräuche zu erretten durch Teilnahme an diesem Gottesdienst und an jenem, und habt euer Leben zu einer frommen Sklaverei gemacht, um das Heil durch die äußeren gottesdienstlichen Ordnungen zu finden. Es ist kein Heil dort. Ihr ermüdet euch, indem ihr einem Schatten nachjagt. Ihr sucht den Lebenden bei den Toten. Warum wendet ihr eure Mühe an das, was euch doch nicht befriedigt? Richtet eure Gedanken anderswohin. Wenn ihr zu Christo kommt, so werdet ihr frei von der Knechtschaft eurer äußerlichen und formellen Religion, werdet eine vollendete Gerechtigkeit und ein vollständiges Heil bereit liegend finden.
O ihr, die ihr versucht, euch durch eure guten Werke zu erretten, und die ganze Zeit über doch keine guten Werke tut; denn wie kann das gut sein, was ihr einzig in Hinblick auf euer eigenes Wohl tut? Diese selbstsüchtige Tugend, welche nur ihr Eignes sucht ist das Tugend? Kann das sich vor Gott rühmen? Ich weiß wohl, wie ihr eure Finger bis auf die Knochen abnutzt, um ein Gewand eurer eigenen Gerechtigkeit zu spinnen, welches, wenn es gesponnen wäre, nicht stärker als ein Spinngewebe sein würde und nicht dauerhafter als die welkenden Blätter des Herbstes. Warum hört ihr nicht auf mit diesem fruchtlosen Bemühen? O ihr, die ihr auf Seligkeit durch des Gesetzes Werke hofft, ihr seid es, zu denen Jesus spricht; und er sagt: „Kommt her zu mir und ich will euch Ruhe geben.“ Und er kann es tun. Er kann euch sogleich eine fleckenlose Gerechtigkeit geben; er kann euch von Kopf zu Fuß mit den Gewändern des Heils bekleiden. Auf der Stelle kann er euch dies beides geben und so Ruhe verleihen, ihr Arbeitenden.
Einige von euch arbeiten, um glücklich zu werden. Ihr denkt das Glück im Gewinn zu finden, häuft eure Groschen und eure Pfunde auf und sucht Ruhe in der Größe eures lieben Reichtums. Ah, ihr werdet nie genug haben, bis ihr Christum erlangt; aber wenn ihr ihn habt, wird euer Herz voll werden bis an den Rand. Zufriedenheit ist das eigenste Kleinod derer, die Jesus liebt. Ganz Indien könnte nicht eines Menschen Herz füllen; die Seele ist unersättlich bis sie den Heiland findet, und dann ruht sie an seiner Brust und geht in vollkommene Ruhe ein.
Vielleicht, junger Mann, arbeitest du um Ruhm. Du verachtest Gold, aber du trachtest danach, einen großen Namen zu erwerben. Ach, die Wege des Ehrgeizes sind sehr ermüdend, und der, welcher zum höchsten Gipfel der Ehre hinauf klimmt, findet, dass es ein schlüpfriger Platz ist, wo man Ruhe gar nicht kennt. Junger Bruder, nimm den Rat eines Freundes an und kümmere dich nicht mehr um der Menschen Lob, denn es ist bloßer Wind. Wenn du zu einem großen Namen aufsteigen willst, werde ein Christ, denn der Name Christi ist der Name über alle andern Namen und es ist Seligkeit unter demselben verborgen zu sein und von ihm überschattet zu werden. Christus wird dich nicht groß machen unter den Menschen, aber er wird dich so klein machen in deinen eigenen Augen, dass der niedrigste Platz an seinem Tisch dir mehr als genügen wird. Er wird dir Ruhe geben von diesem Fiebertraum des Ehrgeiz und doch dich zu einem höheren Ehrgeiz denn je entflammen.
Was ist es, wonach du strebst? Ist es nach Kenntnissen? Ich lobe dich; sie sind ein guter Besitz und ein edler Schatz. Forsche danach, wie nach Silber. Aber alle Kenntnisse, die zu haben sind, vom Zenit bis zum Mittelpunkt der Erde, werden nie deinen Verstand befriedigen, bis du Christum kennst und in ihm gefunden wirst. Er kann deiner Seele Ruhe geben, indem er dir die Kenntnis Gottes und ein Gefühl seiner Liebe gibt.
Was es auch ist, wonach du dich abarbeitest, komm du zu Jesu und er wird dir Ruhe geben.
Aber der Text spricht von Einigen als „schwer beladen.“ Sie streben und ringen nicht bloß, sondern tragen eine Bürde. Es liegt eine Last auf ihnen und diese sind es, zu denen Jesus sagt: „ich will euch Ruhe geben.“ Einige tragen eine Last von Sünde. Ich meine nicht euch alle. Einige von euch denken vielleicht, dass sie keine Sünde haben; aber es sind Andere, die wissen, dass sie gesündigt haben; im Andenken an die Vergangenheit sind sie voll Furcht und beim Blick in die Gegenwart, auf ihre eigne Lanze und Stellung, fühlen sie sich unruhig und unglücklich. Ihr Kummer hat nichts zu tun mit dem Haus oder der Scheune, es ist ihr eigenes Selbst, mit dem ihre Bürde beginnet und endet. „Ich habe gesündigt,“ sagen sie, „und wie kann mir vergeben werden?“ Dies ist die Last, die sie tragen. Einige tragen eine Last von Schmerz oben auf dieser Last der Sünde - einen täglich nagenden, quälenden Schmerz, dem sie nicht entrinnen können. Solchen winkt Jesus und sagt: „Ich will eure Sünde von euch nehmen, euch vergeben und euch weißer als Schnee machen. Ich will auch euren Schmerz von euch nehmen, oder wenn der Schmerz bei euch bleibt, will ich euch so damit zufrieden machen, dass ihr Gott dankt für das Kreuz, was ihr tragt und euch eurer Schwachheit rühmt, weil die Kraft Christi bei euch wohnt.“ Beladen denn mit Sünde oder Schmerz, kommt zu Jesu und er wird euch Ruhe geben.
Oder vielleicht ist die Last die der täglichen Sorge. Ihr ruft beständig: „Was soll ich essen und was soll ich trinken, und womit soll ich mich kleiden?“ wie viele schwere Herzen wandeln in unsern Gassen! Wie Viele haben kärgliche Nahrung und dürftige Kleidung! Welche Myriaden gehen Cheapsicle1) hinunter, unglücklich, weil sie keine Mittel für ihre nötigsten Lebensbedürfnisse sehen können! Selbst zu diesen sagt Jesus: „Kommt zu mir und ich will euch Ruhe geben.“ Er lehrt die süße Kunst, unsere Sorgen auf ihn zu werfen, der für uns sorgt.
Es zeigt uns, dass „der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“ Er hat eine Weise, uns mit Wenigem zufrieden zu machen, bis ein Gericht Kraut gewürzt mit seiner Gnade uns besser dünkt als der gemästete Ochse des Reichen. Kommt zu ihm, die ihr unter der Armut seufzt und er wird euch das Geheimnis lehren, unter allen Umständen froh und heiter zu sein. Selbst in einer Hütte mit wenig Annehmlichkeiten darin wird er euch Ruhm und wahren Reichtum geben.
Oder vielleicht ist die Bürde die des Zweifels! Vielleicht fühlst du, als wenn du nichts glauben könntest und über alles ungewiss bist. Dies ist auch eine niederdrückende Last für einen denkenden Geist. Ich weiß es selbst, was dies bedeutet, denn ich habe gesehen, wie die festen Berge meiner Jugend in ihren Gründen bewegt und in ein Meer von Zweifeln gestürzt wurden. Ich bin auch von Schwierigkeiten und ängstlichen Fragen niedergebeugt gewesen. Von dieser Bürde bin ich befreit, denn an dem Tag, wo ich an Jesum glaubte - den Mensch, den Gott - und mich zu seinen teuren Füßen warf, um sein Diener zu sein, seinen Worten zu glauben und ihm zu trauen, da stand die schwankende Erde fest und der Himmel floh nicht mehr hinweg. Ich sah Jesum und in ihm fand ich den Leitstern des Glaubens, den Grundstein der Hoffnung. Glaubt an Jesum und euch wird eine selige Ruhe des Gemütes und des Denkens zu Teil werden, eine solche, wie die Erde sie nirgends anders geben kann - eine Ruhe, die der Vorschmack der ewigen Ruhe im Himmel ist, wo wir erkennen werden gleichwie wir erkannt sind.
So ruft Jesus laut euch zu heute Abend, euch, die ihr arbeitet und euch, die ihr von großen Lasten darniedergebeugt seid, er ruft, und ich bitte euch, beachtet den Ruf. Bist du des Lebens müde, junger Mann? Christus will dir ein neues Leben geben und dich lehren, wie du dich allezeit in ihm freuen kannst. Bist du in deinen Hoffnungen getäuscht? Hat die Welt dir einen Schlag in das Gesicht gegeben, wo du Beifall erwartetest? Komme zu meinem Herrn. Er wird neue Hoffnungen geben, die nie getäuscht werden, denn wer an ihn glaubt, der soll nicht zu Schanden werden, in Ewigkeit nicht. Bist du unzufrieden mit Allen und am meisten mit dir selber? Jesus kann dich Liebe Lehren und deine Unruhe stillen. Ärgert und quält dich etwas von Tag zu Tag? Komm zu meinem Meister, und die Plagen der Welt sollen dich nicht länger erbitteren. Du wirst sie nur als zeitliche und leichte Trübsale ansehen, die nicht wert sind der Herrlichkeit, die an dir soll offenbar werden. Verzweifelst du? Hast du Lust, dich selbst zu vernichten? Wünscht du, dass es kein künftiges Leben gäbe? Und, wenn du gewiss wärst, dass es keines gäbe, würdest du dir dann rasch den Tod geben? Würdest du dann deiner Seele kurzen Prozess machen und dies sterbliche Leben sogleich enden? Ach, tue es nicht; es sind hellere Tage vor dir, da Jesus dir begegnet, und neues Leben will beginnen, wenn du zu meinem Meister kommen und zu seinen Füßen sitzen willst. Ich will euch ein Lied zu singen geben, das süßer werden wird mit jedem Tage, den ihr erlebt:
„O, selger Tag, o sel'ger Tag,
Da Jesus meine Ketten brach,
Er lehrte beten mich und wachen
Und jeden Tag voll Wonne machen.
O selger Tag, o sel'ger Tag,
Da Jesus meine Ketten brach.“
Ich habe genug über die Bezeichnung gesprochen, die, wie ich glaube, Viele hier einschließt: „Alle, die ihr arbeitet und schwer beladen seid.“ Ich weiß, wie gut sie einst auf mich passte und wie froh ich war, dem Ruf des Textes zu folgen.
Nun, zweitens, der Text spricht von einem Segen, zu dem ihr eingeladen werdet. „Kommt zu mir,“ sagt Jesus, „und ich will euch Ruhe geben.“ Ruhe! Ruhe! Ruhe! Die ihr daheim gemächlich lebt, ihr kennt kaum die Musik dieses Wortes. Die Söhne der Arbeit, die Schiffer auf dem stürmischen Meer, die Krieger in der Schlacht, die Bergleute, die tief unten in den Minen arbeiten, diese wissen, wie ihr es nicht wisst, wie süß diese Musik erklingt. Ruhe! Ruhe! Ruhe! Ruhe für den müden Leib ist das äußere Sinnbild jenes inneren Segens, den Jesus Christus heute Abend allen arbeitenden und schwerbeladenen Seelen vor die Augen stellt. Ruhe - Ruhe, die er geben will, die er sogleich geben will - Ruhe dem Gewissen. Das Gewissen, hin und her geworfen unter dem Gefühl der Sünde, hat keinen Frieden; aber wenn Jesus geoffenbart wird, wie er an der Sünder Statt blutet und stirbt, und eine völlige Sühne für die Schuld der Menschen darbringt, dann wird das Gewissen ruhig. Wie Noahs Taube zur Arche kam, so kommt das Gewissen zu Christo und ruht da auf ewig. Keine eurer Sünden wird euch quälen, wenn ihr gesehen habt, wie sie Christum quälte, wie er sie auf seine Schultern nahm und sie an das Kreuz trug und dann sie in die Tiefe des Meeres warf, auf dass sie niemals wider euch aufstände und zeugte.
Jesus gibt dem Verstand Ruhe ebenso wohl wie dem Gewissen. Wie schon gesagt, der Verstand irrt hin und her, verloren in endlosen Labyrinthen. Er muss etwas glauben, aber er weiß nicht was. Der, welcher der größte Ungläubige ist, glaubt gewöhnlich am meisten; nur dass er eine Lüge glaubt. Unglaube und Leichtglaube sind eigentümlich nah verwandt, denn, wer nicht Gott glaubt, der glaubt gewöhnlich an sich selbst oder glaubt an das, was seine Träumereien ihm vorgaukeln; aber wer Christum annimmt und in ihm ruht, findet seinen Geist nicht mehr beunruhigt; seine Gedanken ruhen, sein Urteil ist befriedigt, sein Gehirn ist nicht mehr erregt.
Ruhe für das Herz wird auch von Jesu gegeben. O, es gibt auserwählte und zarte Seelen in dieser Welt, die vor allem Andern etwas zu lieben begehren; diese wählen zu oft einen irdischen Gegenstand und lehnen sich auf dies Rohr, bis es bricht, oder sich in einen durchbohrenden Speer wandelt. O, ihr Herzen, die ihr nach Liebe schmachtet, hier ist ein Geliebter für euch, den ihr lieben dürft, so viel ihr könnt und wollt, und niemals der Abgötterei schuldig sein werdet, und auch niemals Verrat zu fürchten braucht. O, gebrochenes Herz, er will dich heilen! O, liebendes Herz, er wird dich erfreuen! Die Liebe Jesu ist der Wein des Himmels, und wer denselben trinkt, wird mit Seligkeit erfüllt. Jesus kann dem klopfenden Herzen Ruhe geben. Ihr Söhne der Trostlosigkeit, ihr Töchter der Niedergeschlagenheit, sammelt euch um diesen Ruf!
Er kann Ruhe geben, auch euren Kräften. ihr, deren nie nachlassende Kraft ein würdiges Arbeitsfeld sucht, fragt ihr, wonach sollen wir streben? Ihr möchtet euch aufmachen und wirken, aber ihr habt noch keinen würdigen Gegenstand gefunden. O, wenn ihr Jesu nachfolgt und in der Liebe zu Gott und Menschen die Selbstsucht bei Seite werft, nur wünscht, dem Willen des großen Vaters zu gehorchen und euren Mitmenschen zum Frieden mit Gott zu helfen, dann werdet ihr ein edles Leben voll Ruhe finden. Wenn ihr willig seid, das Leben selber für Gottes Ehre dahinzugeben, wie Jesus es tat, denn ihr könnt nicht wohl seine Jünger sein, wenn ihr nicht so gesinnt seid, dann werdet ihr völlige Ruhe für eure Seelen finden.
Und die Befürchtungen und Ahnungen, die euch jetzt beunruhigen - er wird sie in Hoffnungen auf endlose Herrlichkeit wandeln. Dunkle Vorzeichen einer Zukunft, ihr wisst nicht, welcher - das Geräusch eines furchtbaren Meeres, dessen Brandung an ein unsichtbares Ufer schlägt und dessen Wogen vom Ton des Sturmes und immerwährenden Orkans wiederhallen - von all diesem werdet ihr befreit werden. Jesus wird euch Ruhe geben von jeder Furcht. Wenn ihr zu Jesu kommen wollt, werdet ihr Ruhe jeder Art erlangen, die Ruhe eures ganzen inneren Menschen, Ruhe, die euch eurer Bürden entlasten wird und euch eure Arbeit leicht machen; das ist die Ruhe, welche Jesus euch verheißt.
„Ach“, ruft Einer, „ich wünschte, ich könnte Ruhe erlangen. Das ist das Eine, was mir Not tut; ich würde dann stark und glücklich werden; mein Geist würde klar werden und ich würde im Stande sein, den Kampf des Lebens zu bestehen, wenn ich nur Ruhe erhalten könnte.“ Ja, aber du kannst sie nicht haben, wenn du nicht zu Christo kommst. Der Himmel selbst könnte dir keine Ruhe geben ohne Christum, und des Grabes tiefer Schlummer kann dich nicht zur Ruhe bringen, wenn du nicht in ihm schläfst. Ruhe! Weder Himmel noch Erde, weder das Meer, noch der Hades, nichts kann dir eine Spur davon geben, bis du zu dem menschgewordenen Gott kommst, zu Jesu Christo, und zu seinen Füßen dich beugst. Dann wirst du Ruhe für deine Seele finden und nur dann.
Dies führt mich nun zunächst darauf, zu sagen, dass der Text eine Anweisung gibt, für jede arbeitende und beladene Seele, um sie in dem Streben nach Ruhm zu leiten. Ich bin gewiss, dass ich eure tiefste Aufmerksamkeit haben werde bei den Anweisungen, welche Jesus gibt, denn ihr Alle wünscht Ruhe zu finden. O, möge der göttliche Geist euch nun auf den Weg des Friedens leiten. Wenn ihr des Herrn Anweisungen folgt und nicht Ruhe findet, dann ist sein Wort nicht wahr. Aber sein Wort ist wahr.
Ich lade euch ein, es zu versuchen und bringe in euch, sogleich seine Führung und Leitung anzunehmen.
Die erste Anweisung ist: „Kommt her zu mir.“ „Kommt her zu mir,“ spricht er, „und ich will euch Ruhe geben.“ Merkt, es ist nicht: Kommen zu einem Sakrament, Kommen zu einer Kirche oder Kommen zu einer Lehre; es ist Kommen zu einer Person, die euch vor Augen gestellt wird: „Kommt zu mir.“ Ihr sollt kommen zu Gott im menschlichen Fleisch, zu der Gottheit, die unter uns wohnte und unsere Natur an sich nahm. Ihr sollt zu ihm kommen. Er heißt euch nicht etwas tun oder etwas bringen, er befiehlt euch nicht, euch zu bereiten und rät euch nicht, zu warten; sondern er heißt euch kommen - kommen wie ihr seid - jetzt kommen - allein kommen - zu ihm kommen und nur zu ihm. Niemand hier braucht mir zu sagen, dass wir nicht zu Christo gehen können, leiblich, denn in seiner wirklichen Person ist er im Himmel und wir hienieden. Das kommen zu ihm ist geistig und geistlich. Gerade wie wir im Geist zu einem großen Dichter kommen können, den wir nimmer sahen oder uns einem berühmten Lehrer nahen, dessen Stimme wir niemals gehört, so können wir in Gedanken, in Betrachtung zu Jesu kommen, den unsere Augen nie geschaut haben. Wir sollen zu ihm kommen ungefähr in der Weise, wie die folgenden Worte beschreiben: „Ich glaube, was Gott in Betreff deiner geoffenbart hat, o du wunderbares Wesen, dass du Gott und Mensch bist. Ich glaube, dass du für die menschliche Sünde gestorben bist. Ich glaube, dass du im Stande bist, selig zu machen, und ich denke an dich und sinne über dich nach täglich; ich glaube, dass du der Heiland bist und ich traue dir, dass du mich retten kannst. Ich bin voll Unruhe und du sprichst: „ich will dir Ruhe geben.“ Ich vertraue, dass du mir Frieden geben wirst und ich meine, deinen Anweisungen zu folgen, bis ich ihn finde. Ich bitte dich, mir deinen Geist zu geben, dass ich in deine Ruhe eingehen möge. So sehr ich es nur kann, komme ich zu dir; o, ziehe mich, während ich komme. Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
Nun merkt, es sind nicht nur seine Lehren oder seine Gebote oder seine Kirche, zu denen ihr kommen sollt; zu ihm selber sollt ihr kommen; nicht bloß zum Bibellesen oder Beten, denn wenn ihr euer Vertrauen auf Bibellesen oder auf ein Gebet setzt, so steht ihr still, ehe ihr den wahren Grund des Heils erreicht habt. Er ist es eine wirkliche Person ein Mensch und doch Gott, Einer, der starb und doch immer lebt, dem ihr nahen müsst. Ihr habt ihm zu vertrauen. Je mehr ihr von ihm wisst, durch das Lesen seines Wortes, desto fähiger werdet ihr sein, zu kommen; aber dennoch ist es weder Bibellesen, noch Beten, noch Kirchengehen, noch Versammlungen besuchen, noch irgend etwas Anderes, das ihr tun könnt, das euch retten wird, wenn ihr nicht zu ihm kommt. Dies könnt ihr tun, wenn ihr auf der See seid, wo die Sabbatglocke niemals läutet. Dies könnt ihr in einer Wüste tun, wo keine Versammlungen der Kinder Gottes sind. Dies könnt ihr auf dem Krankenbett tun, wenn ihr kein Glied rühren könnt. Ihr könnt zu Jesu gehen mit Hilfe seines Heiligen Geistes und ihr könnt sagen: „Herr, ich glaube an dich.“
Wohl, das ist das Erste: „Kommt her zu mir und ich will euch Ruhe geben.“
Das nächste Gebot ist: „Nehmt auf euch mein Joch.“ „Kommt,“ und dann, „Nehmt,“ das heißt, Niemand wird errettet durch das bloße Vertrauen auf Christum, wenn dies Vertrauen nicht lebendiger und praktischer Art ist. Ich verdeutliche dieses manchmal meiner Gemeinde, wie ich es euch jetzt verdeutlichen will. Ein berühmter Arzt besucht dich, wenn du sehr krank bist und frägt: „Vertrauen Sie mir?“ Du erwiderst: „Ja, Herr Doktor, gänzlich.“ „Wohl,“ sagt er, „wenn Sie mir völlig vertrauen und alles in meine Hand legen, so glaube ich, dass ich Sie durchbringen werde.“ Du versicherst ihn deines unbedingten Zutrauens und er beginnt dich zu fragen: „Was essen Sie?“ Er schlägt entsetzt die Hände zusammen und ruft aus: „Mein guter Mann, Sie essen gerade das, was ihre Krankheit nährt; Sie müssen das nicht mehr anrühren, wie gern Sie es auch mögen; Sie müssen einfachere Nahrung haben und strengere Diät. Dann,“ fährt er fort, „will ich Ihnen etwas Arznei schicken, die Sie alle 3 Stunden nach Vorschrift einnehmen müssen. Sie haben doch Zutrauen zu mir?“ „Ja.“
„Ja.“ „Dann wird Alles gut gehen.“ Er kommt nach ein paar Tagen wieder und sagt: „Sie scheinen schlimmer, Freund, ich fürchte die Krankheit ist stärker als vorher. Ich verstehe nicht, wie sie diese Wendung genommen hat. Vertrauen Sie mir?“ „Ja, Herr Doktor, ich vertraue Ihnen gänzlich.“ „Wohl, was haben Sie gegessen?“ Und dann erzählst du ihm, dass du gerade dasselbe gegessen, wie immer, und alle seine Vorschriften in Betreff der Nahrung verletzt hast. „Nun,“ sagt er, „sehe ich, weshalb Sie schlimmer sind. Sie vertrauen mir nicht. Haben Sie meine Medizin regelmäßig genommen?“ Er sieht das Glas auf dem Tisch an. „Wie! Sie haben keine einzige Dosis genommen?“ „Nein, ich probierte sie und mochte sie nicht, so ließ ich sie stehen.“ „Was ist dies?“ sagt der Doktor, sehr gekränkt, „mein Freund, Sie sagten, dass Sie mir unbedingt trauten?“ „Ja, Herr Doktor, das tue ich.“ „Aber ich sage, Sie tun das nicht,“ spricht er, „und ich will Sie verlassen. Ich bestehe darauf, dass ich nicht für Ihre Gesundheit verantwortlich sein will, wenn Sie meiner mit solchem vorgeblichen Vertrauen spotten; denn wenn Sie mir glaubten, würden Sie getan haben, was ich Ihnen sagte.“ - Nun, Jesus Christus sandte niemals mich oder irgend einen andern Prediger, um euch zu predigen: „Glaubt nur, ihr könnt leben wie ihr wollt und doch selig werden.“ Solche Predigt würde eine Lüge sein. Es ist wahr, dass wir sagen: „glaube nur,“ aber dieses „nur glauben“ muss ein solches Glauben sein, dass ihr tut, was Jesus euch heißt; denn Jesus hat nicht verheißen, euch selig zu machen in euren Sünden, sondern von euren Sünden, gerade wie ein Arzt nicht vorgibt, einen Mann zu heilen, wenn er seine Krankheit verschlimmert und keine Arznei nehmen will, sondern nur verheißt, dass es ihm gut tun wird, wenn der Glaube, den er von ihm erwartet, sich als ein praktischer und wirklicher Glaube erweist. Hütet euch vor eines Lügners Glauben, und das ist eines Lügners Glauben, den ihr vorgebt, bei einer „Erweckung“ bekommen zu haben, wenn ihr dann geht und gerade so lebt wie vorher.
„Der Glaube muss gehorsam sein,
Nicht bloß auf Gnade bau'n,
Ein gnäd'ger Gott ist heilig, rein,
Und will uns heilig schau'n.“
So sagt Christus: „Nehmt auf euch mein Joch;“ das heißt: „Wenn du von mir errettet sein willst, so muss ich dein Herr und du mein Knecht sein. Du kannst mich nicht als Heiland haben, wenn du mich nicht als Gesetzgeber und Gebieter annimmst. Wenn du nicht tun willst, was ich sage, so kannst du auch nicht Ruhe für deine Seele finden.“
Dann ist eine dritte Anweisung da, und ich bitte euch, beachtet ein jedes dieser Worte; denn wenn ihr in einem derselben fehlt, so möchte dies Ursache sein, dass ihr den Frieden nicht erlangt. Ich erinnere mich, als ich den Herrn suchte, wurde ich willig gemacht, ehe ich zum Frieden kam, alles zu sein oder zu tun, was Jesus mich heißen würde. Bist du in dieser Verfassung? Dann höre zu, denn Jesus spricht: „Lernt von mir;“ das will sagen, zuerst wisst ihr nicht seinen ganzen Willen und vielleicht werdet ihr Unrecht tun; aber das wird unwissentlich sein und Gott wird gnädig eure Fehler übersehen. Aber er sagt: „Sei mein Jünger, sei mein Schüler, komme und lerne zu meinen Füßen.“ Christus will nicht euer Heiland sein, wenn er nicht euer Lehrer sein soll. Er wird euch sehr viel zuerst lehren und sehr viel mehr, wenn ihr weiter fortschreitet; und es ist notwendig für eure Seligkeit, dass ihr gelehrig seid wie ein kleines Kind. Ihr müsst willig sein, zu trinken, was Jesus euch einschenkt. Die Verheißung ist für diejenigen, welche willig sind, Lernende zu werden. Das Evangelium ist dies, aber es wird nicht oft gepredigt wie es sollte: „Geht hin in alle Welt und lehrt alle Völker;“ oder „macht alle Völker zu Jüngern.“ Nun, was sind Jünger anders als Lernende? Du musst willig sein, ein Lernender zu werden, und sagen: „Was ich lerne, will ich tun, und was ich gelehrt bin, will ich ausüben, und dir, o Jesus, dabei vertrauen, dass du mich errettest. Nicht auf mein Tun und Lernen trauen, sondern allein auf dich; ja, tuend und lernend nur darum, weil ich dir traue. Weil du meine ganze Hoffnung bist, darum will ich tun, was du mich heißest, wenn du, o Herr, mir helfen willst.“ Kommt, ihr jungen Männer, ich bin froh, so viele von euch hier heute Abend zu sehen. Es ist ein gutes Ding für euch, Christi Joch in eurer Jugend zu tragen. Ihr müsst irgend einen Herrn haben, das wisst ihr, und ihr werdet euer eigner Herr sein, und ihr könnt keinen schlechteren haben; oder ihr werdet den Teufel zum Herrn bekommen oder die Welt, und beide werden furchtbare Sklaven aus euch machen. Aber wenn ihr Christum zum Herrn annehmt, und dann werdet ihr finden, dass er euer Heiland ist und ihr werdet sogleich in die Ruhe eingehen und diese Ruhe wird wachsen; denn, wenn ihr es bemerkt, mein Text sagt zuerst: „ich will euch Ruhe geben;“ und dann sagt er: „ihr werdet Ruhe finden;“ das will sagen, ihr werdet einen tieferen und wahreren Genuss des Lebens finden, in dem Maße, wie ihr den göttlichen Willen völliger versteht und mehr Gnade erhaltet, danach zu handeln.
Dies ist der Kern und Stern des Evangeliums. Gib dich hin, Sünder, gib dich hin; gib dich Jesu hin, ihr stolzen Sünder, kommt und beugt euch vor meinem Herrn. Nieder mit euren Waffen der Empörung; nehmt den Helmbusch eures Stolzes herunter; schnallt den Harnisch eures Selbstruhms ab; und sprecht: „Jesus, Meister, rette mich nur von der Macht und Schuld der Sünde und ich will dich loben in Ewigkeit und froh sein, dir zu gehorchen, so lange ich lebe.“
Nun, was ich gesagt habe, ist nicht mein eigenes Werk. Ich habe meines Meisters Bedingungen nicht geändert oder etwas in den Text hineingelegt, das nicht darin ist. Da steht es: „Kommt her zu mir; nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir.“
Nun das Letzte und ich will euch nicht lange mehr aufhalten, ist der Grund, der euch vermögen soll, dies zu tun. Und dieser Grund ist: zuerst, der Meister, dem ihr dienen sollt. ist „sanft und von Herzen demütig.“ Ich gestehe, es gibt einige Menschen, denen ich nicht dienen könnte; stolz, streng, herrschsüchtig, man möchte lieber sein Fleisch von dem Knochen nagen, als solchen Tyrannen dienen. Es hat Despoten in der Welt gegeben, denen zu dienen eine Entwürdigung war; aber wenn ihr auf Jesum Christum blickt, dessen ganzes Wesen Liebe ist, Sanftmut, Demut, o, einige von uns fühlen, dass wir nicht würdig sind, seine Schuhriemen aufzulösen. Wir würden es für einen Himmel halten, wenn uns gestattet wäre, seine Füße zu küssen oder sie mit unsern Tränen zu waschen, denn er ist ein so Herrlicher, dass seine Schönheit uns zu ihm hinzieht, er hält uns wie gebannt durch seine wundervolle Lieblichkeit, und wir rechnen es nicht für Sklaverei, sondern für vollkommene Freiheit, sein Joch aufzunehmen und sein Kreuz zu tragen.
Habt ihr nie gehört, wie seine Jünger ihm gedient haben? Nun, Mann, sie haben freudig ihr Leben für ihn dahingegeben. Lasst den Turm der Billharden und die Scheiterhaufen zu Smithfield euch sagen, wie Menschen ihn geliebt haben. So liebten sie ihn, dass sie in dem dunkeln Kerker sangen und ihn hell durch ihre Freude machten, und in die Hände klatschten im Feuer, froh, verzehrt zu werden, um Zeugnis für ihn abzulegen! Habt ihr nie von dem alten Polykarpus gehört, der sagte, als man verlangte, dass er seinen Herrn verleugnen sollte: „86 Jahre habe ich ihm gedient und er hat mir nie etwas zu Leide getan, wie könnte ich meinen König nun lästern, der mich errettet hat?“, er hat solche Begeisterung in seinen Nachfolgern geweckt, dass weder der Rost des St. Laurentius noch die wilden Stiere der Blandina im Stande gewesen sind, die Heiligen daran zu hindern, seinen Namen zu preisen. Sie wären durch die Hölle selber gegangen, um ihm zu dienen, wenn es möglich gewesen wäre, denn seine Liebe hatte solche Gewalt über sie. Was immer wir für ihn zu leiden haben, das leidet er mit uns. Alexander hatte große Gewalt über die Menschen und eine der Ursachen, weshalb alle seine Soldaten ihn mit solcher Begeisterung liebten, war diese: wenn sie auf einem langen Marsch waren, so ritt Alexander nicht, sondern ging zu Fuß in Hitze und Staub mit den gemeinen Soldaten, und als der Tag heiß war und man Seiner Majestät Wasser brachte, wies er es ab und sprach: „Die kranken Soldaten brauchen es mehr als ich, ich will nicht trinken, bis jeder Soldat einen Trunk getan hat.“ So ist es mit Christo, in all unsern Leiden leidet er, und er will keine Freude haben bis er seinem Volk Freude gibt. Ja, er hat mehr als Alexander getan, denn er entäußerte sich aller seiner Herrlichkeit und gab sich dem Tode am Kreuz hin und vollendete die Erlösung seines Volkes durch seine eigenen Todesschmerzen. Wer wollte nicht Einem folgen, dessen Fußstapfen zeigen, dass er für seine Nachfolger gekreuzigt ward? Wer wollte sich nicht um sein Banner scharen, wenn ihr seht, dass die Hand, welche es hält, von dem Nagel durchbohrt ward, damit er uns von der Hölle erlösen möge? Welchen seiner Jünger hat er je unfreundlich angeblickt? Welchen seiner Erlösten hat er je verstoßen? Gegen wen von denen, die ihn lieben, ist er je ungerecht oder ungroßmütig gewesen? Deshalb bitte ich euch Alle und alle seine Heiligen sprechen in mir, während ich spreche nehmt sein Joch auf euch und lernt von ihm, denn er ist sanftmütig und von Herzen demütig.
Zuletzt, das was Christus euch zu tun bittet, ist kein hartes Ding. Wie er selber nicht strenge ist, so sind seine Gebote nicht hart, denn er sagt: „Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Wahr, es gibt einige Dinge, an denen ihr jetzt Freude habt, von denen Christus sagen wird: „habt nichts mehr mit ihnen zu tun;“ aber er wird euch nur das verbieten, was euch Schaden tut und wird etwas Besseres an die Stelle setzen. Er mag euch zu Pflichten berufen, die euch schwer fallen; aber er wird euch solche Tröstungen geben, dass sie aufhören werden, euch schwer zu sein. In der Tat, die Schwierigkeiten in der Nachfolge Christi sind für seine wahren Nachfolger eine Freude. Sie lieben Schwierigkeiten, damit sie zeigen können, wie aufrichtig ihre Zuversicht zu ihrem Führer ist. O, meine geliebten Freunde, der Dienst Jesu Christi ist keine Knechtschaft. Es sind da keine Ketten zu tragen; es sind da keine Kerker, um darin zu liegen; oder wenn sie da sind, so hat er sie nicht gemacht, sondern sie sind die Anschläge seiner Feinde; Christi Wege sind Wege der Annehmlichkeit und alle seine Pfade sind Frieden. Er ruft euch zu dem, was recht ist, wahr, ehrlich, liebend, zart, himmlisch. Wer wollte nicht willig sein, dazu berufen zu werden? Er bittet euch nur, das aufzugeben, was böse ist, und seinen Augen missfällig, entwürdigend für eure Seele und was die Quellen des Friedens und Glücks verstopft.
Über alles, es ist sicher kein hartes Ding, an ihn zu glauben. „O,“ sagt der Eine, „das ist es gerade. Manchmal kann ich nicht fühlen, dass Christus mir vergeben könnte.“ Nein, und weißt du, warum? Weil du nicht genug an ihn denkst, und zu viel an dich selbst. Wenn du dich hinsetzt und an deine Sünde denkst, so wirst du bald fühlen, als ob Vergebung unmöglich wäre; aber, wenn du dich umwendest und an ihn denkst, so wirst du sogleich sehen, wie bereit er zum Vergeben ist. Ich gebrauche oft ein sehr häusliches Bild, und da ich kein besseres finden kann, muss ich es jetzt gebrauchen. Wenn du morgen London der Länge nach von einem Ende zum andern durchwanderst, so würde dies eine ganze Reise für dich sein. Zwölf, vierzehn, fünfzehn, vielleicht zwanzig Meilen könntest du geben und kaum eine Unterbrechung der Häuser gewahr werden. Ich will dich die Hauptstraßen durchgehen lassen und dann die Seitengassen, Gässchen und Höfe. Wenn du dies einen Tag lang getan, würdest du sagen: „Meine Güte, welche Masse von Leuten! Wie leben sie nur Alle?“ Und wenn du sehr furchtsam wärest, würdest du bald so weit kommen, zu fühlen: „Mir ist bange, dass London eines Tages vor Hunger stirbt. Hier sind beinahe vier Millionen Menschen! Der Libanon würde nicht hinreichen, ihnen Kinder zu geben und Carmel und Saron könnten sie nicht mit Schafen versorgen, eine einzige Woche lang. Sie werden sicherlich verhungern.“ Ich könnte mir vorstellen, dass du ernstlich eine Hungersnot befürchtetest. Wohl denn, nächsten Montag Morgen wollen wir ein rasches Pferd nehmen und hinauf gehen nach „Kopenhagen Fields“ und das lebende Vieh sehen; und dann wollen wir nach Smithfield fahren und das geschlachtete sehen; und danach wollen wir auf den Märkten umher gehen und sehen, wo Fische und Gemüse verkauft werden; und wenn wir unsere Beobachtungstour beendigt haben die uns wenigstens 2 bis 3 Stunden kosten wird, am frühen Morgen; wenn du aus der Droschke steigst, so weiß ich, was du zu mir sagen wirst, du wirst deinen Ton ändern und sagen: „Mir ist nicht mehr bange, dass die Leute Hungers sterben, sondern mehr, dass das Fleisch verderben wird; ich kann mir nicht denken, wo all die Leute herkommen sollen, all dieses zu essen.“ Die plötzliche Veränderung in deinem Denken ist entstanden, weil du dein Augenmerk auf etwas Anderes gerichtet hast. So nun, wenn du an die Sünde denkst, wird sie dir ein Ungeheures erscheinen, das niemals hinweg getan werden kann, und wenn du diesen Punkt erreicht hast, so ist es Zeit, an das Blut zu denken, das uns davon reinigt. Denkt an die Sünde bis sie euch niederdrückt, aber denkt nicht so an sie, dass ihr verzweifelt. Wendet euer Auge auf Golgathas blutiges Kreuz und seht da den Sohn Gottes in Todsangst des Leibes und der Seele, sein Leben für die Sünder ausströmen. Möge der Heilige Geist euch ein empfängliches Auge für die Leiden Jesu geben. O, ich habe manchmal auf Christum in dieser Weise geblickt, bis ich gesagt habe: „Die Sünde einer Welt könnte leicht so hinweggetan werden! Ja, Herr, und wenn jeder Stern, der den Himmel schmückt, eine Welt wäre, und jede Welt so voll Sünder, wie diese Erde es ist, so würde dennoch keine größere Erlösung für sie nötig tun, als dein erhabenes Opfer, o mächtiger Sohn Gottes!“
John Hyatt wurde, als er im Sterben lag, von einem seiner Freunde gefragt: „Können Sie jetzt Ihre ganze Seele Jesu anvertrauen?“ und der gute Mann erwiderte: „Ihm Eine Seele anvertrauen? Ich könnte ihm eine Million Seelen vertrauen, wenn ich sie hätte.“ So fühle ich, wenn ich an den Tod meines Herrn Jesu denke und das ist es, was ich wünsche, das ihr, die ihr beunruhigt in eurem Gemüte seid, fühlen möchtet. Wenn ihr ihn verwundet, blutend, sterbend, an dem Holz des Fluches seht, Sünder, möchten eure Herzen glauben, dass er dies für euch gelitten und wenn ihr es glaubt, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Möge Gott diese Ruhe einem Jeden von euch heute Abend geben, um Christi willen. Amen.