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Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 95. Vierfaches Vergehen.

Sie will nicht gehorchen, noch sich züchtigen lassen; sie will auf den Herrn nicht trauen, noch sich zu ihrem Gott halten.“ Zeph. 3, 2.

Wenn der Herr die Menschen richtet, so schont Er auch derer nicht, die sein Volk genannt werden; Moab, Ammon und Ninive wurden heimgesucht, und Jerusalem nicht verschont.

Es gibt Sünden, welche Fernstehende nicht tun können, wie die des Textes. Wenn besondere Vorrechte nur besondere Sünden erzeugen, werden besondere Bestrafungen folgen.

Die Vergehen, deren der Text gedenkt, sind heutzutage in Völkern, Gemeinden und einzelnen und in gewissem Sinne bei Gottes eignem Volk zu finden. Im Text

I. Bemerken wir vier offenbare Sünden.

  1. Wir wollen darüber, als über ein Ganzes, vier Bemerkungen machen.
  2. Unterlassungssünden sind gewiss auch da vorhanden, wo Begehungssünden sind. Jerusalem wird als eine scheußliche, unflätige Stadt bezeichnet, und darauf werden diese Unterlassungssünden aufgezählt.
  3. Unterlassungssünden zählen zu den schwärzesten Vergehungen. Beachte die Textverbindung und sieh', mit welchen furchtbaren Verbrechen die Unterlassungen auf gleiche Linie gestellt werden, um ihre Schlechtigkeit hervorzuheben. Unterlassungssünden finden sich zu Scharen. „Sie will nicht“ rc. Wie viele schmutzige Vögel mögen in einem Neste hausen! Eine Sünde geht nie allein.
  4. Unterlassungssünden sind es auch dann, wenn sie vorzugsweise geistlicher Art sind. Solche sind die im Text erwähnten, und sie werden unter den Sünden von schwärzester Farbe aufgezählt.
  5. Wir wollen jede der vier Sünden besonders beachten.
  6. Sie hörten Gott sprechen, aber beachteten es nicht. Das schließt in sich: Auflehnung, Herzenshärtigkeit, Vermessenheit und Trotz gegen den Herrn, und das alles nach ernsten Warnungen, nach vieler Belehrung und nach zärtlichen Einladungen.
  7. Sie fühlten die Rute, wurden aber nicht gebessert. Das schließt in sich: Beharren in der Auflehnung und noch mehr Verstockung des Herzens. Sie waren ungläubig und misstrauisch, und verließen sich auf Götzen, und nicht auf den Herrn. Unglaube ist eine Hauptsünde.
  8. Sie hatten keine Gemeinschaft mit ihrem Gott. „Ihrem Gott“ schließt in sich, dass wenigstens dem Namen nach ein Bundesverhältnis vorhanden war, aber da war keine Liebe, kein Gebet, kein Dienst, den sie Ihm leisteten.

Diese vier Sünden sind um uns her und unter uns reichlich vorhanden.

Unachtsamkeit, Halsstarrigkeit, Unglaube und Abneigung gegen Gott sind allgemein.

Sie vernichten die Menschen in diesem Leben und in der zukünftigen Welt. Vernichten sie nicht auch etliche von euch?

II. Entdecken wir vier verborgene Ermutigungen, etwas Besseres zu suchen.

Möchten die, welche ihre Sünde bekennen, mit Hoffnung auf den Text blicken, denn es ist klar,

  1. Dass Gott zu Menschen redet. Er dürfte auch zu uns wieder sprechen.
  2. Dass Gott uns zu Nutz züchtigt. Er will uns belehren, nicht vernichten.
  3. Dass Gott will, dass wir Ihm vertrauen. Er würde uns nicht deswegen tadeln, dass wir Ihm nicht vertrauen, wenn Er uns nicht gestatten wollte, Ihm zu vertrauen.
  4. Dass Gott will, dass wir uns zu Ihm halten. Sonst wäre es nicht als unsere Sünde verzeichnet, dass wir uns nicht zu Ihm halten. Alles dies erleidet heute seine Anwendung auf uns.

Noch ist der Herr uns nahe und spricht zu unseren Seelen.

Lasst uns unsere Sünden zu Herzen nehmen und durch Jesum Christum sein Angesicht suchen.

Einige kleine Fische.

Bedenke, meine Seele, dass der Feigenbaum verflucht wurde, nicht weil er schädliche Früchte, sondern weil er keine Frucht getragen hatte. Thomas Fuller.

Die letzten Worte, die man den Erzbischof Usher sagen hörte, waren: „Herr, vergib meine Sünden, besonders meine Unterlassungssünden.“

Begehungssünden sind gewöhnlich die Bestrafung von Unterlassungssünden. Wer eine Pflicht unerfüllt lässt, kann gar leicht dahin kommen, ein Verbrechen zu begehen. Gurnall.

Keine Sünde ist je allein. Dr. Macdonald sagt: „Es gibt keinen Fehler, der nicht seine Brüder und Schwestern und Vettern mit sich brächte, dass sie mit ihm leben.“

O, wie selten ist es, eine Seele zu finden, die still genug ist, Gott reden zu hören! Fenelon.

Gnade verwandelt die Schlange in einen Stab; aber Sünde verwandelt den Stab in eine Schlange. Gnade verwandelt das Gift in ein Heilmittel, aber die Sünde verwandelt das Heilmittel in Gift. Benjamin Beddome.

Trübsal wird zu unserer Belehrung uns gesandt, ebenso wie wir die Vogelkäfige verdunkeln, wenn wir die Vögel lehren wollen zu singen. Jean Paul Richter.