Inhaltsverzeichnis

Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 94. Vielleicht!

Sucht den Herrn, alle ihr Elenden im Lande, die ihr seine Rechte haltet; sucht Gerechtigkeit, sucht Demut; vielleicht werdet ihr verborgen am Tage des Zornes des Herrn.“ Zeph. 2, 3.

Hinsichtlich aller zeitlichen Dinge gibt es ein Vielleicht, und indem wir darum bitten, bitten wir mit Ungewissheit. Doch dürfen wir es vertrauensvoll tun, wenn wir uns am Tage seines Zorns an Gott wenden. Dann ist unser Bedürfnis ein dringendes, dann handelt es sich um unser Leben, und der Herr ist uns in unserer Not sehr gnädig. In geistlichen Dingen dürfen wir Ermutigung schöpfen selbst aus den schwächsten Hoffnungszeichen, wenn diese von Gott ausgehen: „Vielleicht werdet ihr“ rc.

Die Aufforderung, Zuflucht zu suchen, ist an die Elenden und Gerechten gerichtet; aber es ist unsere Freude, auch den Schuldigen einen Bergungsort verkündigen und sie auffordern zu dürfen, selbst auf die geringste Ermutigung hin den Herrn zu suchen, und das ist der Punkt, bei dem wir verweilen wollen. Es gibt starke Beweggründe und große Verheißungen, aber wenn wir diese nicht erfassen können, ist es doch möglich, mit einem Vielleicht“ den Herrn zu suchen.

I. In manchem verzeichneten Falle hat das „Vielleicht“ eine richtige Handlungsweise angeregt und gerechtfertigt.

Aus den Fällen, die wir erwähnen wollen, können wir nützliche Lehre ziehen.

  1. Ein „Vielleicht“ veranlasste Jonathan, das Lager der Philister anzugreifen. 1 Sam. 14, 6. „Vielleicht wird der Herr etwas durch uns ausrichten“ rc. Dies sollte die Gläubigen zu heiligen Unternehmungen veranlassen.
  2. Ein „Vielleicht“ tröstete David, als Absalom sich empörte und als Simei fluchte. 2 Sam. 16, 12. „Vielleicht wird der Herr“ rc. Lasst uns in unseren dunkelsten Stunden auf Gott hoffen.
  3. Ein „Vielleicht“ bewog die Aussätzigen, in das Lager der Syrer zu gehen. 2 Kön. 7, 4. Ihr verzweifeltes Wagstück sollte von denen beachtet werden, die in gleicher Lage sind. In jedem Falle können sie nur umkommen; möchten sie den Herrn suchen und sehen, ob Er sie nicht retten wird.
  4. Ein „Vielleicht“ in der Form des „Wer weiß?“ führte die Niniviten zur Buße. Jona 3, 9.

Wenn andere auf so schwache Ermutigungen hin so energisch handeln konnten, dürfen denn wir, wenn wir den Untergang unserer Seele fürchten, nicht mit gleicher Entschiedenheit und Hoffnung handeln? Wenn wir in kindlichem Glauben zu Jesu fliehen, haben wir mehr als ein „Vielleicht“ dafür, dass wir ein glückliches Resultat erzielen werden.

II. In dem Falle eines aufrichtig Suchenden ist das „Vielleicht“ von ungewöhnlicher Kraft.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Bußfertige das Heil erlangt; beachte nur:

  1. Die gnadenvolle Natur unsres Gottes. Micha 7, 18.
  2. Das herrliche Werk Christi für die Sünder. 1 Tim. 1, 15.
  3. Die Barmherzigkeit, die du bereits erlangt hast. Klagl. 3, 22.
  4. Die Zahl und die Charaktere derer, welche gerettet sind. Off. 5, 9; 7, 9; 1 Kor. 6, 11.
  5. Die Allmacht des Heiligen Geistes. Joh. 3, 8.
  6. Die Ehre, die der Herr dadurch erhält; sie wird Ihm durch die Errettung vieler.

III. Aber der Suchende kann sich auf viel mehr stützen, als auf ein „Vielleicht.“

Im Worte Gottes sind unzählige, sichere Verheißungen, und diese sind gegeben: der Buße, Spr. 28, 13; Jes. 55, 7; dem Glauben, Mk. 16, 16; Joh. 3, 18; Apg. 15, 31; dem Gebet, Mt. 7, 7; Apg. 2, 31.

Studiere diese Verheißungen und nimm die darin gebotene Ermutigung an, indem du sofort auf ihre Forderungen eingehst. Beachte:

Dass Gott, als Er diese Verheißungen gab, alle Ereignisse voraussah und dass Er sie nicht irrtümlich gegeben hat;
Dass Er seine Verheißungen nicht zurückziehen kann;
Dass Er derselbe ist, der Er war, als Er sie gab und dass Er sie eigentlich täglich wieder gibt;
Dass es ein Verbrechen ist, an dem Herrn, unserem Gott, zu zweifeln, und eine Tat der Ehrerbietung, Ihm zu glauben. Waage es, auf die bloße Verheißung Gottes hin, der nicht lügen kann. Tit. 1, 2.

O Sünder, suche den Herrn!

Er kommt zu dir in Christo Jesu. Sieh' Ihn jetzt an und lebe!

Tröstliche Worte.

Vielleicht bleibt ihr von der Strafe verschont, vielleicht entgeht ihr der Trübsal; aber der Vergebung könnt ihr gewiss sein, auch wohl der Milderung der Schmerzen, wenn ihnen nicht ganz vorgebeugt wird. Eure Seelen können vollständig zur Ruhe kommen, während andere nicht wissen, wohin. Ihr könnt unter Gottes Schwingen in seiner Hand sicher sein, während andere, die ohne Gott in der Welt sind, gleich sind dem nackten Menschen im Sturm, dem Unbewaffneten in der Schlacht, oder dem Schiff auf dem Meer ohne Anker, das gegen den Fels geschleudert wird und zerschellt. Trapp.

Dr. Duncan in Edinburgh redete einst ein Bettlerweib an: Nun, Sie werden mir versprechen, dass Sie den Herrn suchen wollen, aber beachten Sie wohl, das Suchen wird Sie nicht retten, und doch ist es Ihre Pflicht, und wenn Sie suchen, werden Sie finden, und das Finden wird sie retten.

Unsere Hoffnung hängt nicht an einem lockeren Faden, wie „Ich denke mir,“ oder „Es ist möglich;“ sondern das Tau, das starke Seil unsres festen Ankers, ist der Eid und die Verheißung dessen, der ewige Wahrhaftigkeit ist; unsere Seligkeit ist von Gottes eigener Hand und von Christi eigener Kraft befestigt an dem starken Pfeiler der unveränderlichen Natur Gottes. Rutherford.

Wie lange ein Bettler wartet und wie flehentlich er bittet, obgleich er kein Versprechen hat, ein Almosen zu empfangen, sondern nur die bloße Möglichkeit hat, dass er eine kleine Münze erhalten werde! Wie mühsam die Fischer ihre Netze wieder und wieder auswerfen, obgleich sie noch nichts gefangen haben und ihre einzige Ermutigung in der Möglichkeit liegt, dass Fische des Weges kommen werden! Wie waghalsig die Männer sich in das Meer hinab lassen und sich der Begegnung gieriger Ungeheuer der Tiefe aussehen in der ungewissen Hoffnung, einige Perlen in den Austernschalen zu finden und dadurch bereichert zu werden! Und sollten sich Menschen nicht zu Gott nahen, wenn ihre Aussicht so viel glänzender und ihre Erwartung so viel mehr gerechtfertigt ist? Was mich betrifft, so will ich meine kranke Seele zu Jesu Füßen legen in dem sicheren und gewissen Glauben, dass Er mich heilen werde, und dann will ich Ihm folgen, wo Er hingeht, in der freudigen Zuversicht, dass Er mich zu seinem ewigen Reich und zu seiner Herrlichkeit führen werde. C. H. S.