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Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 66. Sein Angesicht dargeboten als einen Kieselstein.

Denn der Herr Herr hilft mir, darum werde ich nicht zuschanden. Darum habe ich mein Angesicht dargeboten als einen Kieselstein; denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde.“ Jes. 50,7.

In seinem Herzen hatte Jesus keinen Kieselstein, wohl aber etwas Ähnliches in seinem Angesicht. Er war ebenso entschlossen, wie Er sich gern unterwarf. Lies V. 6 und 7 zusammen: „Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel .. ich habe mein Angesicht dargeboten als einen Kieselstein.“ Sanftmut und feste Entschlossenheit eng verbunden.

Lk. 9,51 lesen wir: „Er wandte sein Angesicht, stracks gen Jerusalem zu wandeln.“ Bei Ihm gab es kein Seitwärtswenden, obgleich Ihm niemand half und jedermann Ihn hinderte. Er wurde weder durch Gedanken in seiner Seele verwirrt, noch beschämt durch den Spott anderer. Lasst uns des Herrn feste Entschlossenheit betrachten.

I. Wodurch dieselbe erprobt wurde.

Er erklärte seine Entschlossenheit in der Sprache des Textes, und diese Erklärung wurde durch manche Feuerprobe gerechtfertigt. Erprobt

  1. Durch die Anerbietungen von Seiten der Welt. Man wollte Ihn zum König machen. Sein triumphierender Einzug in Jerusalem bewies, wie leicht Er ein Anführer hätte werden können. Durch ein kleines Zugeständnis hätte Er als religiöser Lehrer eine enthusiastische Nachfolge gewinnen können.
  2. Durch die Überredungen der Freunde. Petrus fuhr Ihn an. Alle Jünger wunderten sich seiner Entschlossenheit. Seine Verwandten suchten eine andere Laufbahn für Ihn. Viele haben wohlmeinenden Freunden nachgegeben; aber Jesus bot sein Angesicht dar wie einen Kieselstein.
  3. Durch die Unwürdigkeit seiner Schützlinge. Der das Brot mit Ihm aß, verriet Ihn. Seine Jünger verließen Ihn und flohen. Das ganze Geschlecht verschwor sich, Ihn zu töten.
  4. Durch die Bitterkeit, die Er beim Eintritt in sein großes Werk als stellvertretendes Opfer schmecken musste. Gethsemane, der Verrat, die falsche Anklage, die Verspottung: Das waren scharfe Anfänge, und viele sind zurückgeschreckt, da das Feuer anfing, sie zu umzüngeln; aber Jesus stand fest.
  5. Durch die Leichtigkeit, mit der Er das Unternehmen hätte aufgeben können. Pilatus hätte Ihn freigegeben, wenn Jesus darum gebeten hätte. Legionen von Engeln wären gekommen, Ihn zu befreien. Er hätte noch vom Kreuz herabsteigen können. Er war nicht an sein Werk gebunden durch seine Unfähigkeit, sich davon loszulösen, sondern nur durch die Liebe, die stärker ist als der Tod.
  6. Durch die Schmähungen der Spötter. Das Volk: „Halt, lass sehen, ob Elias“ rc.; die Priester rc.: „Ist Er der König Israels“ rc.; die Missetäter: „Bist Du Christus“ rc. Durch den Spott sind schon starke Leute überwunden worden; Jesus nicht.
  7. Durch die volle Wucht des Todeskampfes. Schmerz, Durst, Fieber, Ohnmacht, Verlassensein, Tod nichts konnte Ihn bewegen, seinen Entschluss zu ändern.

II. Worauf sie zurückzuführen ist.

Als Mensch verdankte der Herr seine herrliche Standhaftigkeit verschiedenen Dingen, und im Text gibt Er uns ein „Darum“ und zwei „Denn.“

  1. Auf seine göttliche Ausrüstung. Siehe V. 4.
  2. Auf seine bewusste Unschuld. „Ich weiß, dass ich nicht“ rc. Siehe V. 5.
  3. Auf die Ihm vorgehaltene Freude. Er wollte überwinden für sein Volk. Siehe V. 8.
  4. Namentlich auf sein unerschütterliches Vertrauen auf die Hilfe des Herrn, seines Gottes. Siehe Text und V. 9. Bis zu seinem Ruf: „Es ist vollbracht!“ wankte Er nie, sondern hielt fest an seinem Entschluss.

III. Wie wir ihr nachahmen sollten.

  1. Unser Ziel muss Gottes Ehre sein, wie das bei Ihm der Fall war.
  2. Wir müssen uns gleich Ihm von Gott erziehen und ausrüsten lassen.
  3. In unserem Leben muss, wie bei Ihm, tätiger und leidender Gehorsam verbunden sein. Siehe V. 5 und 6.
  4. Unsere Kraft muss gleich der seinen in Gott liegen.
  5. Unser Weg muss gleich dem seinen ein Glaubensweg sein. Beachte V. 10 und dessen beachtenswerte Verbindung mit dem ganzen Gegenstand.
  6. Unser Entschluss muss sorgfältig gefasst und beharrlich ausgeführt werden, bis wir in unserem Maße und Grade sagen können: Es ist vollbracht!“

Schließe mit einer Warnung an die Kinder dieser Welt aus V. 11. Die Ungläubigen beziehen ihr gegenwärtiges Licht von der Erde, von einem Feuer, das sie selbst angezündet haben, von bald verlöschenden Funken. Ihre Entschlüsse werden in ewiger Reue enden; sie werden sich niederlegen wie zur Nacht; ihr Lager wird Trauer sein und sie werden sich nie davon erheben.

Zusätze.

Der menschlichen Natur unsres Erlösers wurde verborgene göttliche Unterstützung zu teil, denn das große Werk, zu welchem Er sich verpflichtet hatte, erforderte überschwängliche Kraft. Mit Recht hat jemand gesagt: „Es würde die Herzen, die Rücken und Hälse aller herrlichen Engel im Himmel und aller starken Männer auf Erden gebrochen haben, wenn ihnen das Werk auferlegt worden wäre.“ Nach unsrem Text verließ sich der Herr Jesus auf des Vaters Hilfe, und dies befähigte Ihn, die erschrecklichen Wehe der Leiden mit einem Entschluss standhafter Art zu betrachten. Der Glaube an Gott ist der beste Grund eines festen Entschlusses, und ein fester Entschluss ist die beste Vorbereitung auf ein großes Unternehmen. Es ist nichts so hart, das nicht noch von etwas Härterem zerschnitten werden könnte; der harten Arbeit stellte der Herr seine noch härtere Entschlossenheit entgegen. Sein Angesicht war wie ein Kieselstein; ihr hättet Ihn nicht bewegen können, sein Werk zu verlassen. Er hatte sich darauf gefasst gemacht: Er musste sterben, weil Er sein Volk retten musste, und Er musste sein Volk retten, weil Er es mehr liebte, als sich selbst.

Die Heiligen sind bestrebt, dem starken Entschluss ihres Herrn nachzuahmen und sich selbst zu übergeben. Z. B. sagte ein schottischer Landmann, der als Märtyrer auf dem Schafott endete: „Ich bin hierher gekommen, um für Christum zu sterben, und wenn ich so viele Leben in meiner Hand hätte, wie Haare auf dem Haupt, so wollte ich sie alle für Christum darlegen.“

O, welch ein Meer des Blutes, des Zornes, der Sünde, der Leiden uns des Elends durchwatete der Herr Jesus zu unserem inneren und ewigen Heil! Christus sagte nicht: „Dies Kreuz ist zu schwer, als dass ich es tragen könnte, der Zorn ist zu groß, als dass ich unter demselben stehen sollte; dieser Kelch, welcher alle Bestandteile des göttlichen Missfallens in sich birgt, ist zu bitter, als dass ich davon kosten, geschweige denn, dass ich ihn leeren sollte!“ Nein, Christus macht nicht die Schwierigkeit der Aufgabe geltend, sondern entschlossen und kühn geht Er, wie der Prophet zeigt, durch alles hindurch. Christus klagt nicht über den Zorn des Vaters, über die Last eurer Sünden, über die Bosheit des Satans und die Feindschaft der Welt, sondern geht triumphierend durch alles hindurch. O Seelen, wenn diese Betrachtung euch nicht über die Entmutigungen, denen ihr begegnet, erhebt, um Christum und seinen Dienst anzuerkennen und darin treu zu stehen, so fürchte ich, dass nichts imstande sein wird, euch zu stärken. Eine Seele, die dadurch nicht aufgerichtet und ermutigt wird, entschlossen und kühn im Dienste Gottes zu stehen, trotz aller Gefahren und Schwierigkeiten, ist eine Seele, die Gott einer großen Verblendung und Verhärtung preisgegeben hat. Thomas Brooks.