„Wende Deine Augen von mir, denn sie haben mich überwunden.“ (Engl. Übersetzung.) Hohel. 6, 4.
Die Aufgabe unsres Lebens besteht zum großen Teil darin, dass wir das Böse überwinden; hier aber haben wir es zu tun mit der Überwindung Dessen, der durchaus gut ist.
Es ist nicht anzunehmen, dass in dem himmlischen Bräutigam irgend welcher Widerwille vorhanden ist, sich von seiner Braut besiegen zu lassen; im Gegenteil, das liebevolle Herz Jesu lässt sich gern von der Liebe seiner Auserwählten besiegen. Lasst uns aus diesem höchst merkwürdigen Ausspruch lernen:
Jesus ist so überwunden, dass Er seiner Geliebten noch alles gibt, das Er ist und hat, ja, sogar sein eigenes Selbst.
Weil seine Augen voller Liebe sind, wird Er durch unsere Augen besiegt, wenn wir
O, welche Macht hat ein geistlich gesinnter Mensch über Jesum! Der Herr schlägt seinen Auserwählten nichts ab.
Das Größere ist, den Herrn überwinden, und nachdem das geschehen ist, kann die Gemeinde ausziehen, um alles zu überwinden, das geringer ist, als der Herr. Die Augen der Gläubigen sollten auf Jesum gerichtet sein, dann würden sie überwinden. Wenn wir
Siehe das Geheimnis der Kraft. Blicke auf Jesum und überwinde. Lasst es uns beklagen, dass wir so selten Gebrauch von dieser Siegeswaffe machen.
Richten wir unseren liebevollen Blick auf den Bräutigam unserer Seelen. Hilf uns, o Du Heiliger Geist, dem unsere Augen ihr Licht verdanken!
Wer hätte nicht die Macht des Auges empfunden? Der Bettler blickt so flehentlich, dass wir ihm Almosen geben; das Kind blickt so trübe, weil es enttäuscht ist, dass wir seinen Wunsch gewähren; der Kranke sieht so traurig aus bei unserem Weggehen, dass wir umkehren und noch ein wenig bleiben. Aber die Augen derer, die uns lieben, beherrschen uns. Kaum bildet sich die Träne und sofort geben wir nach. Wir können es nicht ertragen, unsere Geliebten weinen zu sehen. Der Herr gebraucht dieses Bild, uns mächtig zu ermutigen. Die weinenden Augen des Gebets bewegen das liebende Herz Jesu. Matthew Henry sagt: Es gefällt Christo, diese Ausdrücke einem leidenschaftlichen Liebhaber zu entlehnen, um die Zärtlichkeit des mitleidigen Erlösers auszudrücken und die Freude zu bezeichnen, die Er an seinen Erlösten und an den Wirkungen seiner Gnade in ihnen hat.
Wir lesen Mt. 15, dass der Herr Jesus zu der Kanaaniterin sagte: „ Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst.“ Überwunden von dem Glauben, den Er selbst in ihrem Herzen gewirkt hat, scheint Er sich zu ergeben. Der Glaube nun ist das Auge der Seele, und hier ist ein Beispiel davon, dass Augen den Herrn überwinden. Wir können Ihn mit den Werken unserer Hände oder mit der Beredsamkeit unserer Lippen nicht überwinden; aber wir können mit unseren flehenden Augen den in die Ferne sehenden Taubenaugen, den Augen des wahren Glaubens den Sieg erringen.
Viele fromme Personen finden, dass das Kniebeugen und Aufblicken eine nützliche Übung ist. Obgleich sie wenig Worte machen, haben sie Gemeinschaft durch einen langen, aufwärts gerichteten, flehenden Blick. Der eine rief nur: „Mein Gott!“ und ein andermal: Gott, sei mir Sünder gnädig!“ und doch verließ er sein Kämmerlein, wie einer, der sich im Himmelslicht gebadet hatte.
„Haben Sie jetzt, da Sie im Sterben liegen, einen Lichtstrahl von Christo?“ Das war die Frage, die an einen alten schottischen Heiligen gerichtet wurde. Er richtete sich auf und gab die ausdrucksvolle Antwort: „Ich brauche jetzt, da ich sterbe, keinen eurer Lichtstrahlen, nachdem ich vierzig Jahre hindurch einen vollen Blick auf Christum gehabt habe.“