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Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 47. Der dornige Weg.

„Der Weg des Faulen ist dornig, aber der Weg der Frommen ist wohl gebahnt.“

Spr. 15,19.

Die Sprüche Salomos sind ganz geeignet, einen Menschen selbst für diese Welt weise zu machen. Gott möchte, dass sein Volk weise werde. Es gereicht keinem Menschen zur Ehre, ein Tor zu sein, selbst wenn er ein begnadigter Mensch ist. Es erscheint mir als eine Pflicht, so viel aus mir zu machen, als ich kann, zumal ich ein Knecht des Herrn bin. Die Leute sollen nicht denken, dass es allen Kindern meines Herrn an Weisheit und Klugheit gebricht. In Betrachtung dieses zweiblätterigen Sprichworts wollen wir den Text betrachten:

I. In seinem zeitlichen Sinne.

  1. Es ist klar, dass ein „Fauler“ im Gegensatz zu einem Frommen steht. Seiner Unterlassungssünden sind viele. Er bricht sein Wort; er beunruhigt andere; der Satan findet Schäden genug heraus, die er an richten kann; er ist in Wirklichkeit zu jedem schlechten Wort und Werk bereit.
  2. Es ist nicht genug, fleißig zu sein, wenn wir nicht gerecht (fromm) sind; denn obgleich auf der Faulheit der Fluch ruht, so ruht doch der Segen nicht auf dem Tätigen, sondern auf dem Gerechten. Es ist der Fleiß im Dienste Gottes, der unter der Einwirkung des Heiligen Geistes gezeigt wird, welcher Gottes Lohn empfängt.
  3. Der Weg eines Faulen ist nicht beneidenswert. Dornicht.“ Es ist ein Weg voll Dornen, deren er nicht wenige hat. Er würde lieber einen Monat darauf blicken, als eine Stunde darauf wandeln. - Er wird wirklich bald dornig. Seine Nachlässigkeit macht die Dornen wachsen, verwickelt ihn in allerlei Schwierigkeiten, bringt ihm Verluste und bereitet ihm Hindernisse. Der Weg wird ihm peinlich; er ist arm, erfährt Misstrauen, wird von seinen Gläubigern hart bedrängt, und endlich ist er ohne Lebenserwerb. Endlich wird der Weg überwuchert; er weiß nicht mehr, wohin er sich wenden soll; graben kann er nicht, er versucht zu betteln. Der Träge erfährt wenig Mitleid, und selbst der wohltätige Sinn fühlt sich von ihm abgestoßen.
  4. Eines Gerechten Weg ist gesegnet. Er wird wohl gebahnt, während er fleißig darauf weiter geht. Gott bahnt ihn. Er selbst bahnt ihn. Andere Leute werden willig, ihm zu helfen oder wenigstens ihm zu trauen, ihn zu beschäftigen, ihn zu empfehlen.

II. In seinem geistlichen Sinne.

  1. Der geistlich Faule: erwählt den Weg der Gleichgültigkeit, Sorglosigkeit, Unentschiedenheit, des Unglaubens, und wenngleich dies leicht erscheinen mag, ist der Weg doch voll Sorgen, wie ein Dornenweg voller stechender Dornen ist. Er will seinen eigenen Willen haben und Selbstwille, Eigensinn und Halsstarrigkeit sind wirklich Dornenwege; abgesehen davon reizt sein Trotz andere, ihm zu widerstehen, und die Dornen werden dichter. - Er erwählt den Weg der Sünde, und bald findet er ihn voller Sorgen, Schwierigkeiten, Bekümmernisse und Schlingen. Durch seine bösen Wege und die unvermeidlichen Folgen seiner Sünden ist er von Gott und vom Himmel ausgeschlossen.
  2. Der Gerechte: sein Weg ist der des Glaubens und Gehorsams. Derselbe hat seine Hindernisse, aber sie werden hinweg geräumt; er ist oft dunkel, aber er wird aufgeklärt; er ist oft steil, aber er ist des Königs Straße, auf welchem wir richtig sind, auf welchem wir beschützt werden, auf welchem wir des herrlichen Zieles versichert werden.

Nimmst du es mit dem Christentum leicht und bist du träge? Dann wird dein Weg bald dornig werden. Nachlässigkeit reicht aus, dir eine furchtbare Ernte von Dornen und Disteln zu bringen.

Suchst du, gerecht zu sein? Liebst du die Heiligkeit? Kennst du Christum als deinen Weg? Dann gehe ohne Furcht und Sorge weiter; denn dein Weg wird wohl gebahnt und dein Ende wird Friede sein. Ps. 37,37.

Bestätigungen.

„Der Weg des Faulen“ die Art, wie der Träge seine Geschäfte treibt „ist dornig;“ langsam und hart, denn er geht kriechend an sein Geschäft, und seine Sorgen und Bekümmernisse stechen ihn gleich Disteln und Dornen. „Aber der Weg des Gerechten ist wie eine gebahnte Chaussee.“ Die Ordnung, welche der Gottesfürchtige beobachtet, ist einfach und leicht, und er läuft in den Werken seines Berufes so freudig dahin, als ob er auf einer gebahnten Chaussee wandelte. P. Muffet.

Wer kann die Mühen aufzählen, welche sich träge Menschen bereiten, die Verlegenheiten, in welche sie sich bringen? Sie werden zur Unwahrheit getrieben, um ihre Trägheit zu entschuldigen, und eine Lüge führt zur anderen. Dann planen sie und werden unehrlich. Ich kenne jemand, der mit seiner schweren Arbeit zerfiel und bald verfiel er in Trunksucht und verlor seine Stellung. Um dann seinen dürftigen Lebensunterhalt zu erwerben, musste er zehnmal angestrengter arbeiten, als es in besseren Tagen von ihm gefordert wurde, und er hatte kaum einen Stiefel auf den Füßen. Mittlerweile hat sich ein einfacher, schwer arbeitender Mann hinaufgearbeitet und ist, wie er selber bekennt, allerdings durch Gottes Vorsehung begünstigt worden, aber das Beste ist, dass Aufrichtigkeit und Fleiß ihn zum Erfolg und zum Glück gebracht haben. Er arbeitet schwer, und doch ist sein Los leicht im Vergleich zu dem Teil des Faulen.

Niemand fährt auf einem Federbett in den Himmel. Die Gnade hat für Sünder einen Weg zum Himmel gebahnt, aber der gefällt dem Faulen nicht. Die, welche in die himmlische Stadt eingehen, sind Pilgrime, aber keine Siebenschläfer. Die Nachlässigkeit ist ein sicherer Weg zur Hölle, aber um in die enge Pforte einzugehen, müssen wir ringen und so laufen, dass wir erringen. Wenn du dein Feld unbebaut lässt, wird es vom Unkraut überwuchert, und wenn du dein Herz nicht beachtest, wird es von Sünden verzehrt. Von der Trägheit kommt hier nichts anderes als Lumpen und Armut und nachher Verdammnis. Mögen sich das die Trägen in Zion merken!

Es ist wunderbar, wie von dem Wege der Gerechten die Schwierigkeiten verschwinden. Wenn du den Rhein hinauffährst, kommt es dir zuweilen vor, als ob dein Weg durch Berge versperrt würde, aber eine plötzliche Wendung des Schiffes zeigt dir wieder die Wege zwischen den Bergen. Der Weg Israels schien am Roten Meere und nachher am Jordan abgeschnitten zu sein, aber während das Volk dem göttlichen Führer folgte, bahnte Er ihm einen Weg durch das Wasser.

Die geistlich Nachlässigen bereiten sich selber viel Not und Kummer. Indem sie das Gebet und andere Gnadenmittel vernachlässigen, suchen sie geistliche Ruhe, aber wenn sie wirklich Gottes Kinder sind, finden sie sie nicht, sondern säen sich nur reichlich Dornen der Reue und der Trauer. Ich kann versichern, dass nur der fleißige Christ der glückliche Christ ist. Wahres Christentum ist vor allem anderen ein Geschäft, das nicht nur wert ist, verrichtet, sondern gut verrichtet zu werden. Das gründliche Bearbeiten des Ackers der Seele ist der einzige Ackerbau, welcher sich bezahlt macht.