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Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 46. Zuflucht zu Gott.

Zu Dir habe ich Zuflucht.“ Ps. 143,9.

Wie gut ist es für uns alle, dass David so viele Prüfungen durchzumachen hatte: Durch seine schmerzlichen Erfahrungen sind wir bereichert worden; mag es daher nicht anderen zum Segen gereichen, wenn auch wir geprüft werden? Wenn das so ist, sollten wir uns nicht freuen, in unserem Teile zum Wohle der erlösten Familie beitragen zu können?

David kann uns als Vorbild dienen; Lasst uns gleich ihm Zuflucht zu Gott haben, denn die Hauptsache ist nicht, zu sehen, was David tat, sondern dasselbe ohne Verzug und beständig zu tun. Was ist demnach nötig, um diesem Mann Gottes nachzuahmen?

I. Eine Wahrnehmung der Gefahr.

Niemand wird fliehen, der sich nicht fürchtet; es muss eine Erkenntnis von Gefahr vorhanden sein.

  1. In vielen Fällen kommen Menschen um, weil sie kein Bewusst. sein von der Gefahr haben. Sie beachten die schlechte Luft nicht; die etwas tief liegende Felsenbank sehen sie nicht; ungewarnt stoßen die Züge zusammen. Unkenntnis von der Gefahr macht diese unvermeidlich. Die Menschen wagen es, zu sterben, ohne Furcht vor der Hölle zu haben. Der Mensch sündigt und fürchtet die bösen Folgen der Sünde nicht; er spielt mit einer bösen Angewohnheit und will nicht an deren Macht glauben, ihn zum Sklaven zu machen; er nimmt es leicht mit einer Versuchung und will es nicht sehen, wie diese ihn zu bösen Taten führt.
  2. Jeder Mensch ist wirklich in Gefahr. Der Sünder schläft oben auf dem Mast. Alte und Junge sind in Gefahr. Selbst die Gläubigen sind in Gefahr der Versuchung mancherlei Art.
  3. Manche Gefahren werden erst allmählich bemerkt. Die in Verbindung stehen mit angenehmen Sünden, die, welche aus Prahlsucht erwachsen rc. Je gefährlicher die Schlange, desto versteckter ist sie.
  4. Der geistlich gesinnte Mensch wird durch innere Mahnungen, durch geistliche Feinfühligkeit, die das Resultat unserer Frömmigkeit ist, durch Erfahrung, durch das wahrnehmbare Zurückweichen des geistlichen Lebens, durch Bemerkung der Wirkung gewisser Dinge auf andere rc. dahin gebracht, die Gefahren wahrzunehmen.

II. Ein Gefühl der Schwäche.

Niemand sucht Zuflucht, der sich imstande fühlt, etwas in eigener Kraft auszufechten.

  1. Wir sind alle schwach und unfähig, es mit der Sünde aufzunehmen.
  2. Manche halten sich für gewaltige Kämpfer, aber diese gehören zu den Schwächsten der Schwachen.
  3. Frühere Misserfolge sollten uns lehren, der eigenen Kraft zu misstrauen.
  4. In einem tiefen Bewusstsein von unserer Schwäche liegt unsere Stärke; in der eingebildeten Stärke liegt die schlimmste Art der Schwäche.

III. Eine weise Vorsorge.

„Zu Dir habe ich Zuflucht!“

  1. Er wollte sich nicht in die Gefahr wagen, oder warten, bis sie ihn ereilte; er verwahrte sich vor der Zeit und floh. Oft ist dies die höchste Art des Mutes.
  2. Aus Furcht die Flucht ergreifen, ist bewunderungswürdige Klugheit; denn Noah richtete die Arche zu, als er von der Furcht getrieben wurde.
  3. So lange wir noch fliehen können, sollten wir es tun, denn die Zeit kann kommen, da wir es nicht mehr können.

Ein Mensch sollte nicht leben wie ein Tier, das über die Wiese, auf welcher es weidet, nicht hinaus blickt. Er sollte das Übel voraussehen und sich verbergen; dies erfordert die gewöhnliche Klugheit. (Spr. 22, 3).

IV. Ein starkes Vertrauen.

Er war sich dessen gewiss:

  1. Dass in Gott Sicherheit war.
  2. Dass er zu Gott fliehen dürfe.
  3. Dass er jederzeit dahin fliehen könne.

V. Ein tätiger Glaube.

Er verhielt sich nicht passiv, sondern rüttelte sich auf. Das ist deutlich zu ersehen daraus, dass er Zuflucht zu Gott nahm direkt, schnell.

Das zeigt sich in seinen nachfolgenden Gebeten: „Lehre mich tun nach Deinem Wohlgefallen; führe mich; erquicke mich.“

Mache dich auf Feinde gefasst und bereite dich darauf vor.

Sichere dir deinen besten Freund. Lass dich durch Christum Jesum mit Ihm versöhnen.

Mache beständigen Gebrauch von Ihm. Flieh' jederzeit zu Ihm.

Federn zu Schwingen.

Vor etlichen Sünden kann man sich nur durch die Flucht retten. Unser französisches Schulbuch stellt den Mentor dar, wie er zu seinem Schüler am Hofe Calypsos sagt: „Fliehe, Telemachus, hier gibt's nur Sieg durch die Flucht!“ „Fliehe die Lüste der Jugend;“ es lässt sich nicht mit ihnen kämpfen, sondern man muss sie fliehen. Da nun die Flucht so nötig ist, wohin sollen wir anders fliehen als zu unserem Gott? Wer wird uns so sicher aufnehmen, so gewiss beschützen und so beständig bewahren? Wie der Vogel zu seinem Nest, oder das Kaninchen zu seinem Felsen flieht, so lasst uns zu unserem Gott fliehen, damit wir vor allen Feinden gesichert sind.

Gottes Kinder erfahren oft, dass die Stätten ihres Schutzes Stätten des Verderbens sind. Wenn nun alle Plätze täuschen, Christus täuscht uns nicht. Sieh', wie es David erging: Ps. 142,4.5. Aber als Ziklag als Zufluchtsstätte verloren war, so war doch der Heiland nicht verloren; er stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott.“ (1 Sam. 30,6.) Es ist eine mächtige Ermutigung für Gläubige, dass Christus ein Bergungsort ist.

  1. Er ist ein sicherer und starker Bergungsort (Jes. 33,16); Christus ist ein Felsen, und wer in Christo ist, ist in einer Felsenfestung.
  2. Er ist ein großer Bergungsort; in Ihm ist Raum genug für seine Erwählten.
  3. Er ist ein Bergungsort sowohl für die Seele wie für den Leib.
  4. Er hat es unternommen, uns zu verbergen; Gott hat alle seine Erwählten Christo anvertraut, damit Er sie verberge. Ralph Robinson.

Von großer Furcht beeinflusst, haben zuweilen die schüchternsten Geschöpfe Zuflucht und Sicherheit bei Menschen gesucht. Wir haben von einer Taube gehört, die sich in den Busen einer Dame flüchtete, um dem Habicht zu entgehen, und selbst von einem Hasen, der zu einem Mann seine Zuflucht nahm. Das Vertrauen des Schwachen sichert den Schutz des Starken. Der würde brutal handeln, welcher solchem einfältigen Vertrauen seinen Schutz verweigern wollte. Und gewiss, wenn wir in unserer Bedrängnis in den Busen unsres Gottes fliehen, können wir sicher sein, dass Liebe und Majestät uns vereint zulächeln wird. Die Sicherheit eines Menschen, der durch seinen Glauben den Schutz des Gottes der Liebe herausfordert, kann nicht fraglich sein. „Er vertraut mir, und darum will ich ihn nicht im Stich lassen,“ ist der Entschluss so manchen Ehrenmannes, wie vielmehr wird es der Entschluss des Herrn sein!

Zur Zeit der Verfolgung hatte sich in Nithsdale im Hause eines Hirten eine kleine Anzahl versammelt, um sich vom Prediger Peden das Wort Gottes erklären zu lassen. Während des Gottesdienstes ließ sich das Blöken eines Schafes vernehmen. Das Geräusch störte die kleine Versammlung, und der Hirte sah sich genötigt, hinauszugehen, um das Schaf wegzutreiben. Als er draußen war und seine Augen aufhob, sah er in der Entfernung berittene Soldaten, die auf das Dorf zugesprengt kamen. Er eilte zurück, um Bescheid zu geben. Sofort zerstreuten sich die Anwesenden und verbargen sich, so gut sie konnten. Peden selbst begab sich nach einer Felskluft, der Höhle von Garrickfells, und bald sagte ihm das Pferdegetrampel und das Waffengeklirr, dass die Verfolger nahe waren. Aber er saß in seiner Felskluft unbeweglich und sicher, und durch eine Öffnung sah er sie davon galoppieren, die keine Ahnung davon hatten, dass der, dessen Leben sie suchten, so nahe war. James Large.