„Wer will einen Reinen finden bei denen, da keiner rein ist.“
Hiob 14,4.
Hiob hatte ein tiefes Bewusstsein von der Notwendigkeit, vor Gott rein zu sein, und tatsächlich war sein Herz und seine Hand reiner als sein Gewissen. Aber er sah, dass er nicht aus sich selbst in seiner Natur Heiligkeit erzeugen konnte, und darum wirft er diese Frage auf, und ohne einen Augenblick zu zögern, verneint er sie. Aus der menschlichen Natur das hervorzubringen, was nicht darin ist, dazu sind die besten Menschen ebenso unfähig wie die schlechtesten.
Verzage daran, etwas Gutes aus dem vertrockneten Born der Kreatur schöpfen zu können. Hoffe dennoch auf vollständige Reinigung, da Gott sie herbei führen will.
- Das Wort, welches wir „rein“ geben, bezeichnet etwas Scheinendes, Schönes; eine so reine und durchsichtige Substanz, dass man hindurch sehen kann, so rein, dass es frei ist von jeder Befleckung und von allem Trüben und Dunkeln. Wer kann so etwas Reines aus Unreinem hervorbringen? Das hebräische Wort (Tama), welches von den Lateinern für „unrein“ gebraucht wird, bezeichnet die größte Befleckung, den Schmutz, die Filzigkeit der Gewohnheit, ein geronnenes Blut, trübes Wasser, was nur ekelhaft und hässlich, widerlich und schmutzig genannt werden kann. Alle diese Dinge treffen hier zusammen und stellen die Meinung des Wortes fest: „Wer will einen Reinen finden bei denen, da keiner rein ist?“ Caryl.
Die Verderbtheit der Menschen ist durchweg erblich. Von Adam wird gesagt, dass er einen Sohn zeugte, der seinem Bilde ähnlich war, d. h. sowohl sündig, als auch sterblich und elend, wie er selbst war. Ja, selbst die heiligsten Heiligen auf Erden können ihren Kindern nur eine verderbte und sündige Natur mitgeben, wie der beschnittene Jude ein unbeschnittenes Kind erzeugte, und wie der geworfelte und gereinigte Weizen, wenn er gesät wird, mit dem Unkraut aufgeht. Joh. 3,6. Gurnall
Das Bestreben, den Strom, der aus einer schmutzigen Quelle fließt, reinigen zu wollen, wäre eine vergebliche Arbeit. Nein, die Quelle muss verändert werden, sonst bleibt der Strom unverändert. Reinige und beschneide den Holzapfelbaum, soviel du willst, er wird keine genießbaren Äpfel tragen, ebenso wenig wie ein Dornstrauch unter bester Pflege Feigen tragen wird. Wiedergeburt ist eine Veränderung der Natur; aber ist keineswegs eine natürliche Veränderung; sie ist übernatürlich hinsichtlich ihres Ursprungs, ihrer Ausführung und hinsichtlich ihrer Folgen. Sie ist herbei geführt worden durch eine Kraft von oben, da, sie von unten herbeizuführen, weder der Wille noch die Kraft dazu vorhanden ist.