„Ich habe euch lieb, spricht der Herr. So sprecht ihr: Womit hast Du uns lieb?“ Mal. 1, 2.
Israel befand sich zurzeit Maleachis in einem reizbaren, zanksüchtigen Zustande. Die kurze Prophezeiung ist voller ungläubiger Fragen, bei welchen der Mensch darauf aus zu sein scheint, das letzte Wort zu haben. Wir wollen Israel als ein Vorbild von der Gnadenwahl betrachten. Selbst Erwählte können, wenn sie in ihrem Wandel lau sind, in üble Laune, in Gedrücktheit und in einen mürrischen, ungläubigen Zustand geraten, und solcher Herzenszustand, wie wir hier damit zu tun haben, ist ein sehr betrübender.
In der Heiligen Schrift wird jedem Gläubigen die besondere Liebe Gottes erklärt, und auf diese Liebe bezieht sich der Text. Das wird klar, wenn wir die nachstehenden Worte beachten: „Ist nicht Esau Jakobs Bruder? spricht der Herr. Noch habe ich Jakob lieb und hasse Esau.“ Dies ist genau die Sprache, die Paulus führt, wenn er von der Gnadenwahl redet. Röm. 9, 13.
Jedem Gläubigen ist diese Liebe erzeigt:
Dies ist ein dürftiges Verzeichnis aller der Dinge, durch welche der Herr zu jeder wiedergeborenen Seele gesagt hat: „Ich habe dich lieb.“ Erinnern wir uns nicht der Zeiten der Liebe, da dies unserem Herzen durch den Heiligen Geist versiegelt wurde? Selbst jetzt noch spricht der Herr durch sein Wort und durch seinen Geist zu seinen Erlösten. Ob sie es nicht hören? Rührt sie ein so gnädiges, herablassendes Geständnis der Liebe nicht?
Dies ist erschreckend, aber diese Frage verrät einen Herzenszustand, der leider nur zu oft unter uns zu finden ist. Solche Frage ist aufgeworfen worden:
Dies aber verwundet den Herrn der Liebe schmerzlich, behandelt seine erstaunliche Gnade mit Verachtung und bringt den Zweifler in schreckliche Gefahren.
Wenn wir uns wenden und ernstlich über diese Dinge nachdenken, sehen wir:
Wenn es schon etwas Wunderbares sein müsste, einen einzigen vollen Strom mit einem Male aus der Erde emporquellen zu sehen, was müsste das sein, auf eine ungeheure Quelle schauen zu dürfen, aus welcher alle Ströme der Erde mit einem Male hervorsprudelten! Welch ein Anblick müsste das sein, und wer könnte das fassen? Und doch ist die Liebe Gottes eine solche Quelle, aus welcher alle Ströme der Gnade, welche jemals die Menschheit erfreut haben alle Ströme der Segnungen in der Zeit und der Herrlichkeit in Ewigkeit ihren Ausfluss haben. Meine Seele, stehe still bei dieser Quelle und bete an und preise Gott, unseren Vater, der uns geliebt hat, immer und ewiglich. C. H. S.
Ein sehr zärtlicher Vater hatte einen Sohn, der von seiner frühesten Jugend an halsstarrig und ungehorsam war. Weil er sich seiner Unarten bewusst war und fühlte, was er verdiente, so fürchtete und hasste er seinen Vater, der alle nur denkbaren Mittel ersann, um den Sohn von seinem Misstrauen zu befreien und ihn von der Liebe und Zärtlichkeit zu überzeugen, deren das Herz des Vaters voll war. Endlich schienen diese Bemühungen von Erfolg zu sein. Das kränkende Misstrauen wich zum Teil dem Vertrauen, und in der Familie wurde er behandelt, als ob er sich nie vergangen hätte. Nach einiger Zeit verließ der Sohn in geschäftlicher Angelegenheit das Vaterhaus, nachdem ihm die Versicherung gegeben worden war, dass, wenn er sich in Verlegenheit befinden sollte und sich an den Vater wenden werde, dieser ihm nie seine Hilfe versagen würde. Im Laufe der Jahre geschah es nun wirklich, dass er in Not und Elend geriet; anstatt aber dem Vater seine Lage mitzuteilen und seine Hilfe in Anspruch zu nehmen, ließ er sich wieder von seinem bösen Misstrauen und dem Zweifel an der Liebe des Vaters beherrschen, und unterließ es, sich an ihn zu wenden. Wer vermag es zu sagen, wie sehr des Vaters Herz durch solche Verderbtheit zerrissen wurde? Und doch ist dies der Fall jedes Kindes Gottes, welches, obwohl es begnadigt und als Kind in die Familie Gottes aufgenommen worden ist, dennoch seinem himmlischen Vater nicht vertrauen will, sondern das kindliche Vertrauen wegwirft und in dem alten Argwohn dem liebenden Herzen Gottes fern bleibt. O, wie sehr wird Gott durch diesen sündigen Unglauben entehrt! Salter.
Dr. Chalmers pflegte zu sagen, dass sobald ein Mensch dahin kommt, zu verstehen, dass Gott die Liebe ist, er unzweifelhaft bekehrt ist.