Spurgeon, Charles Haddon - Nach der Verheißung - Die Verheißung ist eine freie Gabe.

Durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind.“ 2 Petri 1, 4.

Bemerkt das Wort „geschenkt“. Petrus sagt: „durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind“. Wir verdanken alles dem Geschenk Gottes. Wir leben von göttlicher Barmherzigkeit. Alles, was wir haben, haben wir als eine Gabe empfangen, und alles, was wir noch bekommen sollen, muss uns auf dieselbe Weise werden. „Der Tod ist der Sünden Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben.“ Wir sind nicht imstande, etwas zu verdienen, aber Gott ist imstande, alles zu geben. Die Seligkeit muss ganz und gar eine Gabe sein, eine freie Gabe, eine unverdiente Gabe, eine freiwillige Gabe göttlicher Liebe. Die Verheißung der Seligkeit ist von gleicher Natur.

„Geben ist seliger als Nehmen“; und Er, der am allerseligsten ist, der ewig selige Gott hat seine Freude am Geben. Es ist ebenso sehr seine Natur zu geben, wie es die Natur der Sonne ist zu scheinen, oder die eines Stroms zu fließen. Wie selig sind wir, dass wir Empfänger sind! Dies empfinden wir noch viel stärker, wenn wir darüber nachdenken, wie notwendig es ist, dass wir empfangen; denn die Dinge, die wir bedürfen, sind derartig, dass wir, wenn wir sie nicht geschenkt erhalten, jetzt verloren sind und auf ewig verloren sind. Wir sind ohne Leben, ohne Licht, ohne Hoffnung und ohne Frieden, wenn wir ohne Gott sind. Wenn uns Gott nicht nach dem Reichtum seiner Gnade gibt, so sind wir schlimmer als arm, bloß und jämmerlich; wir sind gänzlich und völlig zu Grunde gerichtet. Es ist nicht möglich, dass wir solche reiche Gaben verdienen könnten. Selbst wenn wir irgend etwas verdienen könnten, so müssten diese uns doch ohne Geld und umsonst zu teil werden. Eine Verheißung Gottes muss ein Gnadengeschenk sein: wir können nicht beanspruchen, dass Gott uns seine Gunst und die unschätzbaren, damit verbundenen Güter verheißt.

Dies lehrt uns, welche Stellung wie einnehmen sollten, Stolz steht abhängigen Leuten schlecht. Wer von Gaben lebt, sollte demütig und dankbar sein. Wir sind Bettler an der Tür der Barmherzigkeit. An der „schönen“ Tür des Tempels sitzen wir täglich und betteln um Almosen, nicht von den Betenden, sondern von Ihm, den die Engel anbeten. So oft unser Herr vorüber geht, bitten wir, und Er gibt; und wir sind auch nicht erstaunt, dass wir von seiner Liebe empfangen, denn Er hat verheißen, große Güter zu verleihen. Er lehrte uns sagen: „Unser täglich Brot gib uns heute,“ und deshalb schämen wir uns nicht, noch fürchten wir uns, Ihn um alles zu bitten. Unser Leben ist ein Leben der Abhängigkeit, und wir freuen uns, dass es so ist.

Es ist süß, alles aus den Händen unsers gekreuzigten Herrn entgegenzunehmen. Glücklich ist die Armut, die uns dahin führt, in Christo reich zu sein. Wir erwerben uns nichts, und empfangen doch alles, dreifach gesegnet als stündliche Teilnehmer an der Gnade Gottes. Durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind.

Geliebte, diese Lehre, dass die Verheißung als reines Geschenk kommt, sollte alle außerordentlich ermutigen, die ihren verlorenen Zustand fühlen und anerkennen, dass sie geistlich bankrott sind. Für solche ist es ein Wort der Ermunterung, dass uns alles frei von Gott geschenkt wird: warum sollte Er ihnen nicht eben sowohl etwas schenken als andern Bedürftigen? Diejenigen unter uns, die sich in Gott freuen, haben alle Dinge als eine freie Gabe empfangen; warum sollten nicht andre das Gleiche erhalten? Man sagt: „Nichts ist freier als eine Gabe“, warum sollte mein Leser sie nicht eben sowohl bekommen, wie ich selber? Für einen, der zum Geben willig ist, ist die Armut des Empfängers eine Empfehlung, und nicht ein Hindernis. Kommt also ihr, die ihr ohne Verdienst seid, Christus will euer Verdienst sein. Kommt ihr, die ihr keine Gerechtigkeit habt, Er will eure Gerechtigkeit sein. Kommt ihr, die ihr so voller Sünde seid, wie man es nur sein kann, und der vergebende Herr will eure Sünden hinwegnehmen. Kommt ihr, die ihr ganz verloren seid, und lasst euch in Jesu reich machen Das Gewerbe eines Bettlers wird euch zusagen, und ihr werdet darin Erfolg haben; denn ich sehe, ihr habt grausamen Hunger und einen leeren Quersack. Wer nicht graben kann, sollte sich nicht schämen zu betteln. Ein Bettler braucht kein Handelskapital. Alte geflickte Schuhe, abgetragene und schmutzige Lumpen die bilden eine passende Livree für einen Bettler. Seid ihr nicht im Geistlichen so gekleidet? Je ärmer der Elende, desto willkommener ist er an der Tür göttlicher Barmherzigkeit. Je weniger Eignes du hast, desto willkommener bist du Ihm, der frei gibt und es niemandem aufrückt.

„Je mehr du fühlest deinen Schaden
Und willst nur selig sein aus Gnaden,
Je freundlicher blickt Er dich an.“

Ja, es ist alles eine Gabe. Das Evangelium, das wir gesandt sind, euch zu predigen. - „Also hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an Ihn glauben nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.“ „Und das ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben hat gegeben, und solches Leben ist in seinem Sohn.“ (1. Joh. 5,11). Von Gottes Seite ist alles ein Geben, von unserer Seite ein Empfangen. Die Verheißung ist schon gegeben und umsonst gegeben; sie wird erfüllt werden und umsonst erfüllt werden. Gott beginnt nicht mit Geben und fordert dann später einen Preis. Für den Empfang seiner Gnade ist keine Gebühr zu zahlen. Keinen Heller fordert oder empfängt Er; seine Liebe ist ganz und gar eine Gabe. Als solche kannst du seine Verheißung annehmen; Er will sich nicht so erniedrigen, von irgend einer Bedingung zu hören.

Das Wort unsres Textes ist eine deutliche Einladung für die Ärmsten der Armen. O, dass sie kühn genug wären, dieselbe anzunehmen! Die große Glocke läutet und läutet, damit alle, die zu dem großen Tisch der unendlichen Freigebigkeit kommen wollen, sie hören und sich nahen mögen. Frei, nach dem Reichtum seiner Gnade verheißt Gott Errettung und ewiges Leben allen, welche an seinen Sohn Jesum Christum glauben. Seine Verheißung ist fest und sicher, wie kommt es, dass die Menschen sie nicht glauben?

Leser, was sagst du zu der Verheißung, die so frei allen Gläubigen gegeben ist? Willst du sie glauben und dadurch leben?