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Spurgeon, Charles Haddon - Mose durch den Glauben verborgen.

„Durch den Glauben ward Mose, da er geboren war, drei Monate verborgen von seinen Eltern, darum, dass sie sahen, wie er ein selten schönes Kind war; und fürchteten sich nicht vor des Königs Gebot.„
Hebr. 11, 23.

Wie ich schon bei der Erklärung des Abschnittes bemerkte, sollte der Nachdruck bei diesen Stellen heiliger Lebensbeschreibung auf die Worte „durch den Glauben“ gelegt werden. Die mächtigen Taten der Helden und die gehorsamen Handlungen der Pilgerväter werden uns nur erzählt, weil sie aus dem Glauben entspringen. Um die Wurzel zu loben, wird der Früchte Erwähnung getan. Die Kinder werden eins nach dem andren genannt, damit die Mutter das Lob haben möge, denn Glaube ist die Mutter aller Tugenden. Nach diesem Buch schätzt Gott die Menschen nach ihrem Glauben, und „ohne Glauben ist es unmöglich, Gott gefallen.„ Der Glaube hat das Wohlgefallen des Höchsten, aber er hat es im Verhältnis zu seiner Stärke, denn es gibt Fälle, wo auf Schwachheit des Glaubens augenscheinlich Züchtigung folgte und andre Fälle, wo Stärke des Glaubens hoch geehrt ward. Je mehr du glaubst, desto mehr segnet Gott dich. Wenn dein Glaube so klein ist wie ein Senfkorn, so sollst du errettet werden, denn wo Glaube ist, da ist Errettung; aber wenn dein Glaube schwach ist, so wirst du mancher Tröstungen entbehren, und nur in dem Maße, wie dein Glaube durch die göttliche Gnade wächst und stärker wird, wirst du die größeren, tieferen und höheren Dinge des Gnadenbundes empfangen. Mehr Glauben ist es, was wir brauchen, und der Herr ist willig, ihn zu geben, Gnade auf Gnade; Er hat besonders Freude daran, den Glauben, den wir schon besitzen, zu stärken, indem Er ihn prüft, ihn unter der Prüfung aufrecht hält, ihn dadurch wurzelt und gründet, und ihn fest und kräftig werden lässt. O, dass wir stets so lebten, dass der Herr in allen unsren Handlungen ihren Ursprung aus dem Glauben sehen könnte! Dann werden unsre Handlungen sowohl wie wir selber immer von Ihm durch Christum Jesum angenommen werden; denn der Herr hat deutlich erklärt: „Der Gerechte aber wird des Glaubens leben. Wer aber weichen wird, an dem wird meine Seele keinen Gefallen haben“ — das heißt, wer vom Glauben abweichen wird und auf dem Wege der Sinne und des Gefühls laufen. Nachdem wir durch den Glauben begonnen haben, sollen wir durch den Glauben leben. Wir sollen nicht das Leben in dem Evangelium finden und es dann durch das Gesetz ernähren. Wir sollen nicht im Geiste beginnen und dann es im Fleisch zu vollenden suchen oder durch Vertrauen auf Menschen, sondern wir müssen fortfahren, in dem einfachen Glauben zu wandeln, der sich nur auf Gott verlässt, denn dies ist der wahre Christensinn. Der Glaube ist das Kind der Freien, und er kann nicht von Verdienst oder Selbstgerechtigkeit leben, denn dies ist das Kind der Magd, und die Schrift spricht: „Stoß' die Magd hinaus mit ihrem Sohne; denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohne der Freien.„

Nun ist der Glaube vor den Augen Gottes die wahre Seele aller heiligen Handlungen. Das, was ohne Glauben getan wird, auch wenn es, an sich betrachtet, annehmbar gewesen wäre, wird doch ohne Glauben nicht angenommen. Wie kein Opfer, auch wenn es ohne Tadel war, anders als mit Salz und mit Feuer geopfert werden durfte, so wird nichts von Gott angenommen, wenn es nicht mit Glauben verbunden ist. Das Hören ist kein Hören zum Nutzen, wenn es nicht mit Glauben vereint ist, und das Thun sogar mag uns im Wege stehen, bis wir zuerst jenes Werk vollzogen haben — jenes gottgleiche Werk — jenes Werk Gottes — dass wir an Ihn glauben, den Er gesandt hat. Es muss Glaube da sein; ohne ihn ist es unmöglich Gott gefallen, und Er misst unsre Handlungen nach dem Glauben, aus dem sie hervorgehen. Ich sage deshalb wiederum sehr nachdrücklich, dass ich diese Bibelstellen nicht so sehr wie ein Lob der Handlungen selber ansehe, als vielmehr wie eine Ehre, die der Heilige Geist dem Glauben beilegt. Wenn ihr von denen leset, die Königreiche bezwungen, das ist nicht der Punkt, auf den es ankommt: Andre haben Königreiche bezwungen, aber es heißt: „Welche haben durch den Glauben Königreiche bezwungen.“ Wenn ihr von denen leset, die des Schwerts Schärfe entronnen sind, viele haben das getan, aber keine sind hier verzeichnet, als die, „welche durch den Glauben sind des Schwerts Schärfe entronnen.„ „Haben der Fremden Heer danieder gelegt.“ Viele haben das durch Tapferkeit und Stärke getan; aber es durch den Glauben tun, das ist die Sache. Viele haben Geißeln und Bande und Gefängnis erduldet und sind umhergegangen mit Mangel, mit Trübsal, mit Ungemach, aber solche Leiden sind nichts, wenn sie nicht durch den Glauben getragen werden. Ich könnte fast die Worte Pauli anführen und sie nur ein wenig ändern: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte des Glaubens nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich weissagen könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis; und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe, und ließe meinen Leib brennen, und hätte des Glaubens nicht, so wäre es mir nichts nütze.„ Der Glaube zuerst, in der Mitte und zuletzt, muss Wandel, Leben und Triumph des Christen sein. Gott gibt den Glauben, Gott nimmt von dem Glauben an, Gott rettet durch den Glauben, Gott erhält durch den Glauben, Gott heiligt durch den Glauben, Gott macht vollkommen durch den Glauben. In allen guten Dingen sind Macht, Leben und Annehmbarkeit vor Gott „nicht aus den Werken, auf dass sich niemand rühme,“ sondern durch den Glauben, damit alles durch die Gnade allein sei.

Ich nehme jetzt das im Text genannte Beispiel des Glaubens auf, und indem ich dies tue, hoffe ich, dass viele hier sich die Frage stellen werden: „Habe ich diesen Glauben, der das Unsichtbare sieht? Habe ich einen Glauben, der eine wirksame Kraft über mein ganzes Leben ausübt? Glaube ich an Gott, an seinen lieben Sohn, an sein heiliges Wort? Ist dieser Glaube wirklich, praktisch, tätig? Wenn nicht, so mag ich sicher sein, dass ich ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt bin. Wenn Er mir durch seine Gnade den Glauben seiner Erwählten gegeben hat, durch den ich Ihn wahrnehme. Ihn erkenne, gegen Ihn handle als gegen den Gott, der da ist, und der denen, die Ihn suchen, ein Vergelter ist, dann bin ich in Christo Jesu angenommen.„ Lasst uns unsren Text wieder lesen, und dann wollen wir uns daran machen und Lehre aus ihm entnehmen. „Durch den Glauben ward Mose, da er geboren war, drei Monate verborgen von seinen Eltern, darum, dass sie sahen, wie er ein schönes Kind war; und fürchteten sich nicht vor des Königs Gebot,“ — ihr Glaube machte sie tapfer und führte sie dahin, ihren Kleinen zu erhalten.

I.

Meine erste Bemerkung über diese kurze Erzählung ist diese: Es ist ein großer Segen, wenn in einer Familie beide Eltern Glauben haben.

Paulus sagt: „Durch den Glauben ward Mose drei Monate verborgen von seinen Eltern.„ Nun wollt ihr, bitte, beachten, dass Mose selbst in dem Bericht, den er im zweiten Kapitel seines zweiten Buchs davon gibt, dies seiner Mutter zuschreibt: „Da sie sähe, dass es ein feines Kind war, verbarg sie ihn drei Monate.“ Stephanus sagt in seiner Rede vor dem Sanhedrin: „Zu der Zeit ward Mose geboren, und war ein feines Kind vor Gott, und ward drei Monate ernähret in seines Vaters Hause,„ erwähnt also mehr den Vater als die Mutter. Paulus schreibt an die Hebräer: „Er ward drei Monate verborgen von seinen Eltern,“ erwähnt also beide. Ohne Zweifel verband der Apostel die zwei andren inspirierten Äußerungen. Wundert ihr euch, dass Mose vorzugsweise seine Mutter, Jochebed, nennt? Ich nicht. Welcher Mann ist unter uns, der nicht stets mit Freuden seine gottesfürchtige Mutter nennt, und obwohl wir keine Parteilichkeit betreffs unserer Eltern zu haben wünschen, so ist doch ohne allen Widerstreit das Geheimnis der Mutterliebe groß, und es sind einige Punkte dabei, in denen es einen tieferen Eindruck auf das Gedächtnis macht als die Sorge des Vaters. Schätzt die Väter, wie ihr mögt und wollt und sollt, doch es gibt eine zarte Empfindung, die jedes Mannes Herz ergreift, wenn er an seine Mutter denkt. Es scheint natürlich, dass Mose, als er den Bericht schrieb, seine Mutter am meisten nannte; und in der Tat und Wahrheit, eine Mutter hat mehr mit einem Kindlein zu tun, als ein Vater es haben kann: in seiner zarten Kindheit ist sie der Natur der Sache nach sein Hauptschutz. Vielleicht mag auch Jochebed, obwohl wir dessen nicht gewiss sein können, den stärksten Glauben von den beiden gehabt und am meisten zur Erhaltung des Kindes angetrieben haben. Es sind, wenn es sich so verhielt, andre Beispiele derselben Art in der Schrift. Manoah wäre in traurigen Zustand geraten, wenn sein Weib nicht gewesen, die sprach: „Wenn der Herr Lust hätte, uns zu töten, hätte Er uns nicht solches alles erzeiget.„ Die Mutter der Kinder Zebedäi wird sehr oft genannt, während sehr wenig von Zebedäus gesagt wird; und ich weiß, es wären viele Beispiele jetzt vorhanden, wenn wir die religiöse Geschichte der Familien schreiben sollten, wo, obgleich der Vater ein guter Mann ist, die Mutter doch, ich hätte bald gesagt, ein besserer ist, und bei jeder Glaubenstat der Familie die Hauptperson sein würde. Wohl, lasst uns denken, dass es so gewesen ist. Jochebed, die Frau, hat den stärkeren Glauben. Sie ist keine Geschäftsfrau. Sie bleibt zu Hause und sieht nach dem kleinen Mose, wie sie seiner Zeit nach dem kleinen Aaron und der kleinen Mirjam gesehen hat: der Vater muss ausgehen, Ziegel brennen und Brot für seine Familie erwerben, aber die Mutter zu Hause, obgleich nicht hervortretend, sondern eher verborgen, wandelt in Gottes Nähe, und glaubt an Ihn und wird so der wahre Mittelpunkt und die Angel, auf der das Haus ruht und um die es sich dreht. Es ist oft so, und gesegnet ist der Mann, der dies von seiner eignen Frau zu sagen vermag. Er wird nie neidisch auf sie sein, sondern sich vielmehr freuen, dass, wenn er Amram ist, Gott ihm eine Jochebed gegeben hat, die sein Sohn Mose in künftigen Jahren nennen wird, selbst wenn er seinen Vater vergisst. Der Ehemann wird sehr zufrieden sein, wenn es so ist, denn die Freude und der Frieden, die er durch eine gottselige Frau von entschiedener und kräftiger Frömmigkeit empfängt, wird eine reichliche Entschädigung dafür sein, dass er in dem Gedächtnis eines ausgezeichneten Sohnes ein wenig in den Schatten gestellt wird.

Aber was für ein Segen war es, lieben Freunde, dass, wenn Mose auch nicht sagt, dass sein Vater ihn verbarg, dieser doch seinen Anteil daran hatte, denn Stephanus sagt, dass er drei Monate in seines Vaters Hause ernähret ward. Der Vater wusste es, half dazu und war hoffnungsvoll dabei; er war völlig damit einverstanden, und gab seine Einwilligung und seinen Beistand zu allem, was die Mutter tat. Wollte Gott, es wäre so in allen Familien. Wenn Mann und Weib in göttlichen Dingen zusammenstimmen, so ist das Haus wohl gebaut; aber wenn die Herrin nach der einen Seite zieht und der Herr nach der andren, wenn eins für Christus und das andre für Belial ist, so ist das Haus mit sich selber uneins, und wie kann es dann stehen? Es ist kein Wunder, wenn beide Eltern dem Herrn dienen, dass ihre Kinder in seiner Furcht aufgezogen und ihre Freude und ihre Ehre werden; und es ist ebenso natürlich, dass, wenn ein ungöttlicher Vater alles vernichtet, was von einer gottseligen Mutter getan werden kann, dem bösen Beispiel des Stärkeren eher gefolgt wird als dem gottseligen der Schwächeren. Wenn ich zu einem Ehemann hier spreche, der noch ein Ungläubiger ist, so kann ich nur beten und meine Gebete mit denen seines Weibes vereinen, dass er dahin gebracht werden möge, den Herrn zu kennen und in Ihm zu ruhen. Beide Eltern Mose glaubten, so sagt mein Text, und beide handelten im Glauben, als sie dem grausamen Befehl des Königs ungehorsam waren. Wenn sie darin nicht einverstanden gewesen, so sehe ich nicht ein, wie Mose hätte verborgen werden können; aber sie gingen beide zusammen in dieser Sache: und, lieben Freunde, wie gut wird es sein, wenn wir alle zusammen gehen in den Bemühungen, unsre Kinder zu Christo zu bringen. Wenn unsre Gebete vereinigt sind, wenn unser Beispiel eins ist, wenn unsre Lehren sich niemals widersprechen, wenn beide Eltern mit gleichem Ernst das Heil ihrer Kleinen suchen, so können wir versichert sein, dass die Verheißung erfüllt werden wird: „Ziehe ein Kind auf in dem Weg, den es gehen soll, und es wird nicht davon weichen, wenn es alt ist.“ (Spr. Sal. 22, 6.)

II.

Unsre zweite Bemerkung soll die sein, dass wahrer und sogar bemerkenswerter Glaube auf sehr alltägliche Weise handeln kann.

Was lesen wir? „Durch den Glauben haben sie Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit gewirkt, die Verheißung erlanget, der Löwen Rachen verstopfet, des Feuers Kraft ausgelöscht, sind des Schwerts Schärfe entronnen,„ und so weiter, und so weiter. Nun, das sind große Dinge und würdig der Erwähnung unter denkwürdigen Taten. Ja, aber dies ist auch groß in seiner Art: „Durch den Glauben ward Mose, da er geboren war, drei Monate verborgen von seinen Eltern.“ Es ist kein Posaunenklang darin wie in dem Verstopfen der Löwenrachen, dem Auslöschen des Feuers und Bezwingen der Königreiche, aber in Gottes Augen, von seinem Gesichtspunkte aus, mag das Verbergen eines Kindleins drei Monate lang ein ebenso großes Beispiel von bewundernswertem und annehmbarem Glauben sein, wie eins von den andren Dingen: sogar das Niederlegen der Heere der Fremden mag nicht größer sein, als wenn man die Bosheit eines Königs zu Schanden macht, indem man ein kleines Kind rettet. Aber ihr sagt mir: „Es war etwas sehr Natürliches von einer Mutter, dies zu tun. Wenn Pharao den Befehl gegeben hatte, dass alle männlichen Kinder getötet werden sollten, war es da nicht natürlich genug, dass eine Mutter versuchte, ihres Kindes Leben zu erhalten? Kann ein Weib ihres Kindes vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes?„ Ja, ja, ich weiß das alles und gebe es zu; aber dennoch lobt der Herr nicht die natürliche Liebe, sondern den übernatürlichen Glauben. Eine sehr starke Strömung wird gesehen, wenn Natur und Glauben beide dieselbe Richtung nehmen; doch ist es nicht Natur, sondern Glaube, der herrscht. Zuweilen hat der Glaube gegen die Natur anzugehen, wie bei Abraham, als ihm geheißen wurde, seinen Sohn zu opfern, und dann gewinnt der Glaube den Sieg; und hier, obgleich Glaube und Natur zusammen trafen und so die Strömung stärker machten, sagt der Text dennoch nicht: „Durch die Kraft der Natur, durch die natürliche Liebe der Eltern für ihr Kind wurde Mose drei Monate verborgen.“ Nein, sondern sie taten es „durch den Glauben„; so sagt der Geist, und Er weiß besser als wir, wie sie dazu kamen, es zu tun. Wir würden sagen: „Die Natur führte sie dahin, das Kindlein zu verbergen,“ aber Gott sagt: „Der Glaube führte sie dahin, es zu tun,„ und in seinem Maße ist beides wahr. Die Natur gab ein; aber der Glaube drängte, zwang und befähigte sie, das zu tun, was sonst ihre Schüchternheit nicht gewagt haben würde.

Aber war es nicht eine sehr einfache Sache, die durch den Glauben getan ward — das bloße Verbergen eines Kindes? Ja, aber nicht so leicht, als es aussieht. Zuweilen, vermute ich, sagte die Mutter: „Still! Still! Still! Mein Kindchen, du musst nicht schreien, was du auch für Schmerzen hast, wie ägyptische Kinder schreien dürfen, denn wenn ein Fremder Kindergeschrei hören sollte, wird es Pharaos Mordbeamten berichtet werden, und du wirst sterben.“ Viele, viele Male musste der instinktmäßige Schrei gestillt werden durch der Mutter unverdrossene Sorge: und wenn Nachbarn an die Tür kamen, da können wir wenig wissen, wie schwierig es war, sie von der Spur abzulenken, sie es nicht ahnen zu lassen, dass ein solch lebendiger, kleiner Schatz im Hause war. Wie oft brachten die, welche am Tage kamen, die Familie in fieberhafte Aufregung, und wie erschraken beide Eltern, wenn in der Mitte der Nacht jemand an die Tür klopfte oder unter dem Fenster müßig stand. Ein Rasseln draußen vor ihrem armen, kleinen Hause machte sie voller Angst. Sie waren so unruhig, weil sie des Königs Gesetz brachen, und obwohl sie sich davor nicht fürchteten, so fürchteten sie doch des Königs Beamte, die kommen konnten und ihr Kind wegnehmen. Ja, es war eine sehr einfache Sache — nur gerade ein Kindlein zu verbergen, — es ruhig zu halten und niemand davon wissen zu lassen; aber es wurde durch den Glauben getan, und das macht die Handlung göttlich. Es war natürlich, es war einfach, ich gebe das alles zu, aber wenn der Heilige Geist sagt: „Durch den Glauben verbargen seine Eltern ihn,„ so macht das die einfache und natürliche Handlung von ungewöhnlicher Herrlichkeit glühen, wie den Busch in Horeb, der nur ein Busch war, aber doch erschien der Herr darin. Und hier ist das, worauf es ankommt, lieben Freunde, Mütter, Töchter, Schwestern und ihr alle, die ihr mit alltäglichen Dingen beschäftigt seid, seht ihr nicht, wie ihr den Glauben auf diese gewöhnlichen Dinge einwirken lassen könnt? Ihr denkt, ich predige durch den Glauben auf dieser Kanzel, und das tue ich, Gott sei gelobt: aber du kannst auch Strümpfe stopfen durch den Glauben, flicken und sticken und sparen und mit wenigem weit reichen durch den Glauben. Wenn du krank bist, kannst du liegen und husten durch den Glauben, ohne ungeduldig zu sein. Du kannst sanft bleiben gegen einen Mann, der dich zum Zorn reizt oder gegen ein ungehorsames Kind, durch den Glauben. Du kannst Dinge aller Art durch den Glauben tun. Er fährt auf dem Wirbelwind daher, aber er fädelt auch eine Nähnadel ein; er klimmt hinauf zum Throne Gottes, und doch steht er bei der Wiege eines Kindes; er kann „die Verheißung erlangen“, aber er kann sich auch hinsetzen und Schilfrohr flechten und Erdharz kochen und einen Topf mit Pech umrühren, um eine kleine Arche von außen und von innen zu verpichen, wenn es nötig ist. Es gibt nichts, was der Glaube nicht veredeln kann, wenn er es berührt. Du brauchst nicht zu sagen: „Ich muss von meinem täglichen Geschäft hinweggehen oder von meinen häuslichen Angelegenheiten, um meinen Glauben zu zeigen.„ Nein, nein, bleib' wo du bist und zeige ihn. Wenn ein Soldat tapfer zu sein wünscht und seinen Hauptmann fragt, was er tun kann, so wird dieser ihm sagen: Bleib' in deiner Linie am Tage der Schlacht, feure dein Gewehr ab, wenn das Kommando gegeben wird.“ Um ein tapferer Mann zu sein, brauchst du nicht die Linien zu verlassen oder bis vor die Mündung der Kanone zu laufen aus bloßer Großsprecherei. Streiter Christi, bleibe an deinem Platze. Tue das Werk, das der große Herr dir zugewiesen, traue auf Ihn und glaube an seine Macht, dir zu helfen. So wirst du dein Leben erhaben machen, wie alltäglich es auch fleischlichen Augen erscheinen mag.

Durch den Glauben verbargen diese Eltern ihr Kind drei Monate — eine kurze Zeit, werdet ihr vielleicht denken. Wenn du ihre Angst durchzumachen gehabt, würdest du dafür halten, dass es die längsten drei Monate gewesen, die du je gelebt. Drei Monate lang sind die Beamten hinter deinem Liebling her, und jedesmal wenn du ihm ins Gesicht blickst, bist du bange, dass er aus deinen Armen gerissen und in den Fluss geworfen werden wird. Vergebens, o Mutter, gibst du deinem Kinde die tägliche Nahrung; vergebens freust du dich über die Grübchen in seinen Wangen und die lachenden Augen; denn es muss sterben. Die Krokodile des Nils müssen dieses weiche Fleisch verzehren. Solche Furcht muss sie Tag und Nacht gehabt haben. Drei Monate lang müssen beide Eltern in großer Traurigkeit gewesen sein, und sie hatten kaum unter solcher Seelenangst aushalten können, wenn sie nicht Glauben gehabt; aber der Glaube machte sie fähig, Wache zu halten, die langen Tage hindurch, die voller Qualen gewesen sein müssen. Obgleich die Zeit euch, die ihr nie ein Kind verloren, kurz scheint, und uns allen, die niemals wussten, was es sei, in der herzzerreißenden Gefahr zu leben, unser Kindlein ermordet zu sehen, so füllte dies doch die ganze, kleine Welt eines Mutter- und Vaterherzens aus, und. was könnte mehr sein? Sie ertrugen die immerwährende Angst und verbargen das Kind durch den Glauben; glaubend, hoffend, dass Gott Mitleid mit ihnen haben würde.

III.

Ein dritter Grundsatz, den wir aufstellen wollen, ist dieser, dass der Glaube auf eine sehr geringe Ermutigung hin handelt.

„Durch den Glauben ward Mose, da er geboren war, drei Monate verborgen von seinen Eltern, darum, dass sie sahen, wie er ein schönes Kind war.„ Als ich diese Worte las, dachte ich bei mir selbst: „ich möchte wissen, welche Eltern ihre Kinder nicht für sehr schön halten?“ Es scheint die allgemeine Regel, dass wir alle — wenigstens alle Mütter — die schönsten Kinder haben, die je geboren worden sind. Eine geringfügige Ursache scheint es, um ein Kind drei Monate lang zu verbergen. Stephanus sagt in seiner Rede, dass das Kind „fein vor Gott„ war. Nun entnehme ich aus diesem Ausdruck, dass das Kind außerordentlich schön war, mehr als gewöhnliche Kinder; dass ein Reiz in seinen Zügen, eine besondere Herrlichkeit in seinem Gesichte lag, etwas Übermenschliches wahrscheinlich, da es schön „vor Gott“ war. Etwas Geistiges schwebte um des Kindes Antlitz, als wenn es einen Schimmer von der Herrlichkeit Sinais an sich trüge, von dem wunderbaren Hirten-Gesetzgeber, der das Volk vierzig Jahre lang durch die Wüste führte.

In des Kindes Antlitz war eine Weissagung von dem Manne Gottes. Gewiss, unter denen, die von Weibern geboren, ist kein Größerer geboren als Mose; und es war etwas so wunderbar Schönes an ihm als Kind, dass seine Eltern von ihm hingerissen waren. Nun, man kann viel Sonnenschein durch eine kleine Ritze bekommen, und man kann eine weite Aussicht durch ein kleines Glas haben, und es ist, sozusagen, nur eine kleine Öffnung, durch die Amram und Jochebed blickten, aber sie sahen große Dinge. Hier war ihnen ein liebliches Kind geboren, ein außerordentliches Kind, ein Kind schön vor Gott! Wohlan, was sagten sie? „Dies merkwürdige Kind ward sicher nicht zur Welt gebracht, ohne dass Gott einen Zweck damit hatte. Wir wollen es am Leben erhalten. Dies ist nicht ein Kind, das sterben kann oder sterben soll; wir wollen es am Leben erhalten. Pharao oder kein Pharao, solch ein Kind wie dies muss und soll leben.„

Vielleicht erinnerten sie sich daran, dass die Zeit nahe war, wo Gott verheißen hatte, sein Volk Israel zu befreien. Ich denke nicht, dass gläubige Israeliten ganz vergessen hatten, wie Gott Abraham gesagt hatte, dass sie vierhundert Jahre in Knechtschaft sein sollten, und sie müssen gewusst haben, dass diese nach ungefähr achtzig Jahren abgelaufen seien, und es ist wahrscheinlich, dass die Mutter sagte: „Es soll ein Befreier kommen. Es ist etwas in dem Gesichte dieses Kindes, das mich hoffen lässt, dass es der Befreier werden wird.“ Jochebeds Glaube, dass Gott sein Volk befreien würde, war stark, und deshalb dachte sie: „Vielleicht ist dies der Vorkämpfer, der Israel aus Ägypten bringen soll. Ich will ihn retten. Ich will ihn retten. Er soll verborgen werden. Pharao soll ihn nicht haben. Alle seine Befehle sollen mich nicht dazu treiben, dass ich ihn dem Tode aussetze.„ Sie sah nach einem Befreier aus und erwartete, dass er kommen würde: dies war Glaube. O, lieben Freunde, wenn wir nur solchen Glauben hätten, wie diese Frau ihn hatte, was für Wunder würden wir tun, weil wir nicht durch ein kleines Glas zu blicken haben, sondern ein weites Fenster vor uns sehen. Sie hatte keine Bibel; der Mann, der das erste Buch in der Bibel schreiben sollte, war ihr eigenes, kleines Kind. Sie hatte nur mündliche Überlieferungen, die von Abraham, Isaak und Jakob und ihren Vätern auf sie gekommen waren; und sie hatte nur die Tatsache, dass ihr Kind außerordentlich schön war, als Aufmunterung in dieser besonderen Hoffnung; aber sie glaubte an Gott, und das machte sie fähig, um ihres Kindes willen Gefahr zu ertragen. Sie glaubte an Gott. Nun, Gott, der „vorzeiten geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen Er gesetzt hat zum Erben über alles.“ Er hat die volle Herrlichkeit des Himmels in dem Angesichte Jesu leuchten lassen; was für Gläubige sollten wir sein, von solchem Licht umgeben und in der Mitte solcher Gnade aufgezogen. Möge Gott geben, dass unser Glaube, der so viele Ermutigung hat, kräftig zur Ehre Gottes handelt. Aber wenn es zuweilen scheint, als hättest du sehr wenig, woran du dich halten könntest, lieber Bruder, wirf dies wenige nicht weg. Wenn du nur ein kleines, gutes Zeichen sehen kannst, eine kleine Wolke wie eines Mannes Hand, so erwarte doch einen Regen von Gnaden. Selbst wenn alles gegen dich scheinen sollte und nur eins für dich, so ziehe doch gute Schlüsse aus schwachen oder schwach scheinenden Prämissen, denn wahrlich, der Herr ist gütig und seine Barmherzigkeit währet ewiglich, und du kannst dich auf Ihn stützen.

IV.

Ein vierter Grundsatz ist klar in dem Text, nämlich, dass der Glaube große Kraft hat im Überwinden der Furcht.

Der Text sagt, sie fürchteten sich nicht vor des Königs Gebot. Des Königs Gebot machte ganz Ägypten zittern. Es tut so noch jetzt. Die Ägypter sind immer noch das niedrigste aller Völker. Die Beschreibung, die der Prophet von ihnen gibt, trifft noch heutigestags zu. Überall in ganz Ägypten hört man den Stock gehen. Keine andre Menschenrasse würde je die Bastonade ertragen, wie die Ägypter es tun; die ganze Masse derselben arbeitet in Wirklichkeit für einen Mann, damit er einen Überfluss für seine eigene Person verwenden könne. Wie sie jetzt sind, so sind sie von Anfang an gewesen — ein Geschlecht nachgiebiger Sklaven, beständig von gierigen Unterdrückern niedergetreten. Die Israeliten in Ägypten hatten ohne Zweifel viel von dem Sinn der Ägypter eingesogen, und dieser war das gerade Gegenteil von dem Sinn des echten Engländers. Ihr und ich freuen uns, dass wir frei sind. Wir haben die Gewohnheit, über Gesetze zu verhandeln und Verordnungen zu kritisieren, und wenn irgend eine ungerechte Verordnung erlassen wäre, würden wir uns keinen Augenblick bedenken, sie zu brechen. Wir würden sogar ein Vergnügen daran finden, unsren Fuß durch einen ungerechten Beschluss des Parlaments zu setzen, denn wir sind jahrhundertelang in den Gewohnheiten und Wegen der Freiheit erzogen und denken und sprechen für uns selber, aber es ist nie so in Ägypten gewesen und besonders in jenen Tagen war es dort nicht so. Sie mochten damals wohl beim Leben Pharaos schwören, denn sie lebten alle mit Erlaubnis Pharaos. Sie gehörten ihm — ihre Ländereien und alles. Daher muss recht viel Mut für diese zwei, Sohn und Tochter Levis, dazu gehört haben, zu fühlen, dass sie gegen des Königs Befehl handeln konnten. Sie hatten ein Recht, so zu tun. Was für ein Recht hatte Pharao, ihnen zu gebieten, ihre Kinder zu töten? Es war ihre Pflicht, des Königs Gebot zu brechen, und sie taten es, weil sie Glauben hatten. Ich bin verpflichtet, einzugestehen, obwohl ich den Sinn der Engländer gelobt habe, dass es eine große Menge Leute selbst in diesem Lande gibt, die sehr durch das regiert werden, was Gesetz genannt wird. Die durch das Gesetz verordnete Kirche wird stets ein großes Prestige genießen, weil sie den König zum Haupt und den Staat im Rücken hat. Mir ist ihre Verbindung mit dem Staat wert, des „Königs Übel„ genannt zu werden, aber andren scheint sie ein Schönheitsflecken. Für den gedankenlosen Haufen muss das, was durchs Gesetz verordnet ist, recht sein. Kommen die ritualistischen Priester zu uns mit gesetzlicher Autorität? Wohlan, wer unter uns darf wagen, ihr Thun in Frage zu stellen? Sind gewisse religiöse Vorschriften vom Parlament befohlen? Hat Ihre Majestät ihre Einwilligung dazu gegeben? Wohl, dann müssen sie passend und richtig sein. Sehr viele Leute sind niemals aus dieser Denkweise herausgekommen und werden es vielleicht niemals; während es mir einer der ersten Grundsätze der christlichen Kirche zu sein scheint, dass Christi Reich nicht von dieser Welt ist, und das einzige, was man all diesen Großen der Welt sagen kann, ist: „Haltet eure Hände von der Bundeslade fern, damit euch nicht das Schicksal des Usa treffe. Kommt demütig wie Jünger, um zu Jesu Füßen zu sitzen und von Ihm zu lernen, aber werft euch nicht zu Gesetzgebern für sein Gebiet auf und wagt nicht, euch da einzumischen, oder Regeln und Anordnungen für das geistliche Reich zu machen. Wir kümmern uns nicht um eure Erlasse und Anordnungen. Ihr habt keine Macht hier. Lass den Kaiser haben, was sein eigen ist, aber er darf nicht die Dinge berühren, die Christo gehören.“ Nun, diese Frau war durch den Glauben über die Furcht vor dem Cäsar hinausgekommen, dem Cäsar des Zeitalters, dem Pharao der Periode. Was er auch als Gesetz verordnen mochte, war gar nichts für sie. Sie brach hindurch.

Es war ohne Zweifel in Pharaos Erlass eine Strafe hinzugefügt für jeden, der dem Gesetz nicht gehorchen würde. Vielleicht waren vier Leben in Gefahr um des einen kleinen Lebens willen — ihr Mann, sie selber, Aaron und Mirjam, ihre Tochter. Wenn die Beamten in das Haus hereinkommen und finden, dass der kleine Mose errettet ist, mag es sein, dass sie die ganze Familie mit der Wurzel ausrotten. Diese Furcht muss in ihr gewesen sein, aber dennoch will sie durch den Glauben alles wagen, und so will die ganze Familie sich in Gefahr bringen, damit dies vielversprechende Kind, das Gott, wie sie glaubten, ihnen zu einem edlen Zwecke gesendet, am Leben bleibe.

Nun, lieben Freunde, ich möchte, ihr zeigtet, falls ihr Glauben an Christum habt, ihn dadurch, dass ihr alle Furcht vor den Folgen des Rechttuns überwindet. Es ist recht, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen.

Gott hat das erste Anrecht an uns. In der Tat, Gott hat das einzige Anrecht an uns. Wir sollen den Menschen um Gottes willen gehorchen. Aber wenn die Autorität des Menschen zu weit greift und mit Gottes Autorität in Widerstreit kommt, dann wird es Verrat an dem großen König, selbst dem größten der Könige zu gehorchen. Den Eltern und allen, die Autorität über uns haben, muss bis zu diesem Punkte gehorcht werden. Hierbei hört es auf. Ich bete, dass ihr Gnade haben möget, das Rechte zu tun, jeder von euch, selbst wenn es euch alles kostet. Wenn ihr eure Stelle verliert, falls ihr ehrlich seid, wenn ihr in Not um euer täglich Brot kommt, falls ihr die Wahrheit sprecht, tut es und wagt es.

„Wir müssen leben,„ sagt jemand. Ich weiß das nicht. Es mag besser sein, zu sterben, als zu leben unter einigen Umständen — sicherlich besser, als Märtyrer zu sterben, denn als Verräter zu leben — besser, für das Rechte zu sterben, als in Sünde zu leben. Ihr sagt: „Wir müssen leben.“ Ich will euch ein andres „Muss„ sagen. Wir müssen sterben, und es geziemt uns, dies immer vor Augen zu haben, denn wir werden berufen werden, Rechenschaft abzulegen von dem, wie wir gehandelt haben bei Leibes Leben, es sei gut oder böse. Geliebte, mögen wir den Glauben haben, der die Furcht bezwingt, so dass wir durch die Welt gehen können ohne Furcht vor der öffentlichen Meinung, ohne Furcht vor gottlosem Tadel, ohne Furcht vor dem kleinen Kreis um uns her, dessen völlige Sklaven manche sind. Mögen wir Gott fürchten und deshalb nicht mehr bange sein vor der Menschen Befehlen. Seid gerecht und fürchtet keine Folgen. Wenn die Himmel selber erbebten, wollten wir kein Unrecht tun oder eine einzige Lüge sagen, um das Himmelsgewölbe zu stützen. Lasst Sonne, Mond und Sterne lieber herunterfallen, als dass wir von unserer lauteren Rechtschaffenheit abweichen sollten. Möge der Glaube uns einen so furchtlosen Wandel geben.

V.

Aber nun fünftens, und sehr kurz, möchte ich eure Aufmerksamkeit darauf lenken, dass der Glaube dahin getrieben wird, allerlei Auskunftsmittel zu gebrauchen.

Die Mutter Mose hatte ihr Kind zu verbergen. Ich habe keinen Zweifel, wenn sie hier wäre und wenn ihr Mann hier wäre, so würden sie eine lange Geschichte zu erzählen haben von den Dingen, die vorfielen; wie oft ihnen angst und bange wurde, wie häufig dem armen Amram der kalte Schweiß ausbrach, weil einer seiner Kameraden, mit dem er arbeitete, davon sprach, mit ihm nach Hause zu gehen; wie jene spionierende Nachbarin, die immer ihre Finger in andrer Leute Schüsseln steckte, ausfindig zu machen suchte, weshalb Frau Jochebed so viel zu Hause blieb; wie sie selbst vor ihren eignen Kindern bange waren, dass sie in ihrem Spiel von ihrem kleinen Bruder sprechen möchten. Welche Furcht über der ganzen Familie lag, dass die Entdeckung zum Verderben führen möge, können wir daraus vermuten, dass sie das Kind verbargen. Die Mutter musste zu vielen Auskunftsmitteln greifen, um ihr Söhnchen zu verstecken, und gebrauchte all ihre Klugheit und ihren gesunden Menschenverstand. Sie brachte ihr Kind nicht in das Vorderzimmer, sie trug es nicht auf die Straße oder saß vor der Tür damit, sondern sie war klug und handelte, als wenn alles von ihrem Verbergen des Kindes abhinge. Einige Leute meinen, wenn man Glauben hätte, so könnte man handeln wie ein Narr. Aber der Glaube macht einen Menschen weise. Es ist einer der bemerkenswertesten Punkte am Glauben, dass er geheiligter, gesunder Verstand ist. Dies ist durchaus keine schlechte Definition des Glaubens. Er ist nicht Fanatismus, er ist nicht Abgeschmacktheit; glauben heißt, Gott zum größten Faktor in unserer Berechnung machen und dann nach der gesundesten Logik rechnen. Es heißt nicht, unsre Hand in kochendes Wasser stecken in der Meinung, dass es uns nicht brennen wird; es heißt nicht, närrische und abgeschmackte Dinge tun. Glauben heißt, auf Gott trauen und gegen Gott handeln, wie wir es sollten. Es heißt, Ihn behandeln, nicht als eine Null, sondern als eine große, alles überragende Ziffer bei all unsrem Addieren und Subtrahieren. Der Glaube ist, sich Gott verwirklichen: darin besteht er. Und in diesem Sinne ist der Glaube die wahrste Vernunft, die vergeistlicht und aus der gewöhnlichen Sphäre herausgehoben ist, in der es gottlosen Menschen beliebt, sie zu gebrauchen: er ist geheiligte, von oben erleuchtete Vernunft.

Die Mutter wünscht, dass der Herr ihr Kind bewahren möge, aber sie weiß, Gott will, dass sie das Werkzeug dazu sein soll, deshalb verbirgt sie es; und als sie es nicht länger verbergen kann, da kommt dies kleine Geschäft des Arche-Machens. Der Glaube ist erfinderisch, aber zu gleicher Zeit sieht er immer ein vorhergegangenes Beispiel. Ich stelle mir vor, dass Mose Mutter daran dachte, diese Arche zu machen und sie von innen und außen zu verpichen, weil sie von Noahs Arche gehört hatte. Ihr Glaube gab ihr Liebe ein für die Art, wie der Herr in alter Zeit Errettung bewirkte. Sie hatte kein Buch zu lesen, aber man hatte ihr die Geschichte von Noahs Arche erzählt. „Wohlan,“ sagte sie, „ich will eine kleine Arche haben für meinen kleinen Mose, und da ich ihn nicht anders retten kann, will ich handeln, wie Noah es tat, als er „auf göttlichen Befehl eine Arche für die Errettung seines Hauses zubereitete.„ Brüder, es ist immer sicher für den Glauben, sich seine Pläne auszudenken, aber wenn er einen von Gottes Plänen entdecken kann und ihm nachahmen, so ist er noch zuversichtlicher. Es sind immer Vorbilder da, wenn ihr sie nur sehet. Ihr könnt irgendwo eine Arche Noahs findet und eine kleine nach diesem Muster machen. Natürlich kann eure Arche nicht so groß sein wie Noahs, aber die würde ja auch zu groß sein für den kleinen Mose; er würde sich darin verlieren. Eine kleine Arche ist genug für einen kleinen Mose. Nehmt euren eignen Maßstab, und arbeitet nach dem Muster, das irgend ein Knecht Gottes euch aufgestellt hat, und da ihr es mit demselben Gott zu tun habt, und Er dieselbe Liebe für euch hat, die Er für die alten Heiligen hatte, so werdet ihr finden, dass man nach den alten Plänen außerordentlich gut arbeitet. Einige von euch jungem Volk wollen immer etwas Neues und Eignes. Wohl, nachdem ich oft mancherlei Neues versucht habe, finde ich immer, dass, wenn meine neuen Pläne gelingen, es sich herausstellt, dass es alte gewesen sind. Es ist nichts Neues unter der Sonne, das des Probierens wert ist. So gewiss ihr je einen neuen Pfad einschlagt, werdet ihr finden, wenn es überhaupt der rechte Pfad ist, dass jemand den Weg schon vor Jahren ging. Jemand hat witzig über die Alten geklagt, dass sie all unsre ursprünglichen Gedanken genommen haben und alle unsre ursprünglichen Pläne und sie ausgeführt, ehe wir eine Gelegenheit hatten, sie in Anspruch zu nehmen. Aber doch war der Glaube der Mutter Mose erfinderisch. Sie erfindet die Arche, borgt jedoch von dem Beispiel früherer Tage. Sie denkt an die alten Zeiten, und ihr Geist forscht eifrig nach, und sie handelt nach der Weise, in der Männer Gottes früher gehandelt hatten.

Ein kritischer Ausleger klagt, dass der Glaube dieser Eltern etwas schwach gewesen. Sie hatten halbwegs das Kind ums Dasein gebracht, indem sie es in die Arche legten und im Schilfe ließen. Wohl, ich weiß davon nichts. Ich bin immer zufrieden, das nicht zu wissen, was ich nicht weiß; das heißt, wenn ich sehe, dass Gott nichts von ihrem schwachen Glauben sagt, so denke ich, wir täten besser, auch nichts davon zu sagen. Durch den Glauben taten sie, was sie taten, und sie taten das Bestmöglichste; und wenn Schwäche da war, wie es wahrscheinlich ist, so tut der Heilige Geist, gleich einem Maler, der, als er einen beliebten Fürsten malte, Sorge trug, ihn seinen Finger auf einen hässlichen Flecken in seinem Gesicht legen zu lassen, — wenn Er von diesen gottesfürchtigen Eltern spricht, lässt Er jede Erwähnung der Mängel ihres Glaubens aus. Er preist ihren Glauben, und es würde Vermessenheit von unserer Seite sein, seinen Urteilsspruch zu ändern. Mögen wir so viel Glauben haben, wie sie, wenn wir geprüft werden, dann haben wir nichts zu fürchten.

VI.

Zuletzt, die einfachen Handlungen des Glaubens führen oft zu den größten Resultaten.

„Nimm das Kind in acht, Mirjam. Lass es nicht schreien, damit niemand es hört.“ Nun, diese alltäglichen Handlungen, wenn Mirjam das Kind wartete, wenn die Mutter es nährte, um sein Schreien zu stillen, wenn der Vater die Tür bewachte, und all diese kleinen Dinge waren geringfügige Sachen, doch wie wunderbar trugen sie bei zu der großen Zukunft, durch die Pharaos Macht gebrochen ward. Die ganze Geschichte Israels beruhte auf dem Verbergen dieses kleinen Kindes. Die ganze Geschichte Israels, sage ich. Denkt an die Namen, welche an dem Leben des Kindes hingen: Aaron, Josua, Simson, Barak, David, Salomo, und selbst das göttliche Kind von Bethlehem und die ganze Geschichte Israels waren mit Mose verbunden. Eingehüllt in diesem Kinde war die Geschichte der Welt, denn in dem jüdischen Volk waren alle Nationen gesegnet, und der Segen kommt zu uns Heiden nur durch die Juden. Größere Segnungen sollen noch durch diesen selben Weg kommen. O ja, sie trägt Sorge für Mose und verbirgt ihn, und ihr Lohn ist, dass Mose lebt, und zur rechten Zeit ist er für sein Werk bereit und reckt seinen Stab aus über das Feld Zoan und wirkt Plagen und Wunder; und er ist da an dem dunklen Meer, ertränkt das ganze Heer Pharaos und führt dann das Volk zu dem Berge Gottes, zu Horeb, und bringt es bis an die Grenze des gelobten Landes. Er ist da, und er hätte nicht da sein können, wenn nicht seine Mutter ihn durch den Glauben drei Monate verborgen hätte. Ihr wisst nicht alles, was ihr tut, wenn ihr kleine Dinge im Glauben tut. Brüder und Schwestern, verachtet nicht häusliche Pflichten, sondern zieht alle eure Kinder, eure kleinen Kinder in der Furcht Gottes auf: ihre kleinen Gewohnheiten verbessern, Geduld mit ihren kleinen Fehlern haben, sie ihre kleinen Gesänge lehren, alles führt hinauf zu großen Resultaten. Verachtet nicht das Kind, ich bitte euch, und sündigt nicht wider dasselbe. Ihr wisst nicht, was in ihm ist oder was in Gottes großes Buch jene kleinen Händchen noch schreiben werden. Wenn ihr keine Kinder habt, aber irgend ein andres Werk für Gott zu tun, denkt nicht gering davon. Große Ereignisse drehen sich um die Angel kleiner Vorfälle. Große Sünder schwingen sich um kleine Achsen. Es ist ein winziger Teil für jede Maschine von unaussprechlicher Wichtigkeit. Ihr kennt niemals die Unendlichkeit des Einflusses, den ein Wort haben kann. Für den Weisen ist nichts klein; für den Narren ist nichts wahrhaft groß. Macht alle Dinge groß, indem ihr sie durch den Glauben tut.

Damit schließe ich. Habt ihr Glauben an Gott? Glaubt ihr wirklich an Ihn? Vertraut ihr auf Jesum? Habt ihr seinen Heilsweg angenommen? Mein lieber Freund, wenn du es nicht hast, so gehst du in allem verkehrt zu Werke. Wenn ich in ein Land ginge, wo ein König wäre, und von allem Notiz nähme, ausgenommen von diesem König und seinen Gesetzen, so würde ich bald in Ungelegenheit kommen. Wenn er ein König wäre, dessen Macht überall anwesend, und ich ihn nie anerkennte, so würde mein Leben in seinem Gebiete sicher ein verfehltes sein. Ihr kommt in diese Welt, wo Gott ist, und Er ist allmächtig, euch zu segnen oder zu verfluchen — wollt ihr Ihn außer acht lassen? Ihr kommt unter gewisse seiner Gesetze, und wenn ihr diese oder Ihn selbst nicht beachtet, sondern lebt, und nur das seht, was diese Augen sehen können, und nur das kennt, was unter die Wahrnehmung eurer Sinne kommt, so werdet ihr ein bankrottes Leben führen und zuletzt zu Grunde gehen. Ich wage es von mir selbst zu sagen, dass der größte Gegenstand meiner Gedanken immer mein Gott in Christo ist. Ich habe gute und treffliche Freunde hier, die mich lieben und achten, aber ich darf mich auf keinen derselben stützen: ich muss mich auf Gott allein stützen. Er gibt mir viele Gnaden und Gaben, aber ich habe erfahren, was es ist, ohne sie zu sein und doch ebenso glücklich, wie mit ihnen; und nun weiß ich, was es ist, über ihnen und nur mit Gott allein zu leben. Ich könnte ertragen, alles zu verlieren, wenn ihr mir meinen Gott lasset, aber wenn es keinen Gott gibt, so bin ich der elendeste von allen Menschen. Ich habe gelernt, mit Ihm zu leben, Ihm zu vertrauen und mit allen meinen Nöten zu Ihm zu fliehen, und ich finde, dass Er mich immer aufrecht hält. Ich gehe zu Ihm mit all meinen Freuden, und Er macht mich fest unter ihnen. Er ist mir alles in allem, und ich sage nur so viel von mir selbst, weil ich meinen Herrn euch allen empfehlen möchte. Ich bitte jeden jungen Mann und jeden Mann in mittleren Jahren und jeden alten Mann hier, zu schmecken und zu sehen, dass der Herr gut ist. Ich kann einige von euch armen Leuten nicht verstehen: wie könnt ihr ohne Gott leben, wenn ihr so wenig zeitlichen Trost habt? Ich kann euch reichen Leute nicht verstehen: wie könnt ihr ohne Gott leben, wenn Er so gut und freundlich gegen euch ist? Wie könnt ihr Ihn vergessen, der euch täglich mit Wohltaten beladet? Ihr scheint nur die Schalen zu ergreifen und nicht nach dem Kern zu suchen. Ihr lebt von der äußeren Hülle und saugt nie den Saft der Freude. Die Seele des Lebens ist, für Gott zu leben. Der Friede, die tiefe, himmlische Ruhe, welche die Seele empfängt, muss immer durch einen lebendigen Glauben an Jesum Christum kommen. Ich sage dies, weil niemand unter euch ist, der, wenn er diesen Glauben hat, ihn nicht beweisen kann, was auch sein Beruf sein möge. Ihr mögt Pferde lenken, ihr mögt Kattun ausmessen, ihr mögt Zucker abwägen und alles durch den Glauben zu Gottes Ehre tun; ihr mögt auf der Börse sein, oder ihr mögt ein Buchfalzer sein oder ein Kofferträger oder eine Kleinkinderlehrerin oder eine Köchin, aber überall hat der Glaube etwas zu tun, und ihr könnt die Macht des Glaubens im täglichen Leben zeigen. Gott gebe, dass der Heilige Geist in euch den Glauben wirken möge. Gott ist wahrhaftig, warum vertraut ihr Ihm nicht? Der Christ Gottes ist gnädig, warum nehmt ihr Ihn nicht an? Er liebt es, Sünder zu erretten. Er nimmt alle an, die zu Ihm kommen. Warum kommt ihr nicht zu Ihm? Gott gebe, dass ihr es tut, um Jesu willen. Amen.