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Spurgeon, Charles Haddon - Liebst du mich?

Spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon Jona, hast du mich lieber denn mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Weide meine Lämmer. - Spricht er zum andern Mal zu ihm: Simon Jona, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht er zu ihm: Hüte meine Schafe. - Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon Jona, hast du mich lieb? Petrus ward traurig, dass er zu dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe.
Joh. 21,15-17

Wie gar ähnlich bleibt sich doch der Herr Jesus vor und nach seiner Auferstehung. Ob er schon im Grab gelegen hatte und hinabgestiegen war in die Stätten des Totenreiches, und wieder zurückgekommen war ins Land der Lebendigen, wie war er dennoch so wunderbar derselbe in all seinem Tun, wie unverändert in seinem Benehmen! Sein Leiden, Tod und Auferstehung konnte seine Menschheit so wenig verändern wie seine göttlichen Eigenschaften. Er ist und bleibt ewig derselbe Jesus. Und als er seinen Jüngern wieder erschien, hatte er keine seiner liebevollen Gewohnheiten aufgegeben; er hatte auch nicht im Geringsten die Teilnahme an ihrem Wohl aus dem Auge verloren; er redete sie eben so zärtlich an wie zuvor und nannte sie seine Kindlein und Freunde. Auch für ihr zeitliches Wohlergehen war er besorgt, denn er sprach: „Kindlein, habt ihr nicht etwas zu essen?“ (Joh. 21,5). Und er war ebenso wachsam über ihren geistlichen Zustand, denn nachdem er sie leidlich durch einen reichen Fischzug aus dem Meer versorgt hatte, fragt er nach ihrer Seelen Wohl und Gesundheit, indem er bei dem unter ihnen anfing, der es wohl am meisten bedürftig sein mochte, bei dem, der ihn dreimal verleugnet - und bitterlich geweint hatte: Simon Petrus. „Simon, Jona' Sohn,“ sprach er, „hast du mich lieb?“

Keine Einleitung - denn es bleibt uns für den reichen Inhalt kurze Zeit; Gott schenke uns seinen Beistand, dass wir die Zeit gut auskaufen! Wir wollen dreierlei betrachten: erstens eine ernste Frage: „Liebst du mich?“; zweitens eine bescheidene Antwort: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe!“; und drittens den verlangten Beweis dafür: „Er sprach zu ihm: „Weide meine Lämmer!“ und abermal: „Weide meine Schafe!“

I.

Es handelte sich um eine ernste Frage, die unser Heiland an Petrus richtete; nicht eine Frage, um Auskunft zu erlangen, wie denn ja Petrus sprach: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe!“, sondern um Petrus zu prüfen. Es ist gut, wenn der Christ, besonders nach einem schweren Sündenfall, die Wunde recht genau untersucht. Es ist gut und heilsam, wenn er sich prüft; denn die Sünde ist ein gewichtiger Grund zu Beunruhigung, und es wäre Unrecht von einem Christen, wenn er nur eine Stunde über seinen geistlichen Zustand im Ungewissen bliebe, und nicht sofort zur Selbstprüfung schritte. Auf die Sünde sollte vor allem die Selbstprüfung folgen, wenn sie auch jedes Christen tägliches Geschäft sein sollte. Unser Heiland also richtete diese Frage an Petrus, damit der Jünger sich selber prüfe. Und so wollen wir nun denken, dass er uns auch heute fragt, damit wir unser Herz untersuchen. Ein Jeder von uns frage sich selber, an des Heilands Statt und in seinem Namen zum eigenen Besten: „Liebst du den Herrn? Liebst du den Heiland? Liebst du den hochgelobten Erlöser?“

Achte auf diese Frage. Es war eine Frage über Petri Liebe. Er sprach nicht: „Simon Jona, fürchtest du mich?“ Er sprach auch nicht: „Bewunderst du mich? Verehrst du mich?“ Es war nicht einmal eine Frage über seinen Glauben. Er sprach nicht: „Simon Jona, glaubst du an mich?“, sondern er fragte ihn etwas Anderes: „Liebst du mich?“ Ich meine, das geschah deshalb, weil die Liebe der schönste und kräftigste Beweis eines frommen Herzens ist. Liebe ist die herrlichste aller Gnadengaben, und darum der Beste Beweis. Ich glaube nicht, dass die Liebe über dem Glauben steht; ich glaube, dass der Glaube die Grundlage unserer Seligkeit ist; es kommt mir vor, der Glaube sei die Mutter, aus der die Liebe geboren wird; er ist die Wurzel, sie die Krone. Dann aber ist der Beweis durch den Glauben an Schönheit nicht dem Beweis durch die Liebe gleich. Haben wir den Glauben, so ist er ein gewisses und festes Zeichen, dass wir Gottes Kinder sind. Und so ist jede andere Gnade auch ein gewisses und festes Zeichen, das aber nicht jedermann zu erkennen vermag. Aber die Liebe ist das glänzendste von allen. Wenn ich wahre Gottesfurcht im Herzen habe, dann bin ich ein Kind Gottes; weil aber die Furcht nicht jenen strahlenden Glanz hat wie die Liebe, sondern etwas im Schatten bleibt, so wird damit die Liebe einer der besten Beweise und eines der erkenntlichsten Zeichen, dass wir im Herrn leben. Wer der Liebe mangelt, mangelt in gleichem Maße auch jeder anderen Gnade. Ist die Liebe klein, so wird wohl auch der Glaube klein sein; denn wer viel glaubt, liebt viel. Ist die Liebe klein, so ist die Furcht klein und die geistliche Tapferkeit klein; und obwohl der Glaube die Wurzel des Ganzen ist, so hängen doch alle diese Gnadengaben so innig mit der Liebe zusammen, dass, wenn die Liebe schwach ist, auch alles Übrige schwach bleibt. Darum fragte unser Heiland den Petrus: „Liebst du mich?“

Achte auch darauf, dass der Herr Petrus nicht nach seinen Werken fragte. Er sprach nicht: „Simon Petrus, wie viel Tränen hast du geweint? Wie oft hast du deinen großen Sündenfall bereut? Wie oft hast du auf den Knien Vergebung gesucht für das Unrecht, das du an mir getan, und für das Verfluchen und Schmähen, womit du mich verleugnet hast, mich, dem du versprochen hattest, in Gefangenschaft und Tod zu folgen?“ Nein, nicht in Beziehung auf seine Werke, sondern in Beziehung auf seinen Herzenszustand sprach Jesus: „Liebst du mich?“ Dies tat er, um zu zeigen, dass, obwohl die Werke aus einer rechtschaffenen Liebe folgen, dennoch die Liebe über den Werken steht und die Werke ohne Liebe keinen Wert haben. Wir können wohl weinen, aber unsere Tränen nimmt Gott nicht an, wenn keine Liebe zu ihm vorhanden ist. Wir können wohl Werke haben, aber es sind keine wohlgefälligen Werke, wenn sie nicht aus der Liebe zu ihm hervorgehen. Wir können gar viele gottesdienstliche Übungen verrichten; wenn aber die Liebe nicht zugrunde liegt, so ist es alles eitel und unnütz. Darum ist die Frage: „Liebst du mich?“ eine Lebensfrage, viel mehr als irgend eine andere, die nur den äußeren Wandel betrifft. Es ist eine Frage, die ins Herz einschneidet, und zwar so, dass es das ganze Herz auf eine Frage stellt; denn wenn es mit der Liebe nicht richtig steht, so ist alles andere schief. „Simon Jona, liebest du mich?“

Ach, teure Geliebte! Wir haben gar viel Ursache, uns diese Frage vorzulegen. Wäre unser Heiland nur ein Mensch wie wir, so könnte er oft zweifeln, ob wir ihn überhaupt nur lieb haben. Ich möchte euch jetzt an allerlei erinnern, was uns sehr zu der Frage: „Liebst du mich?“ veranlasst. Komm, lieber christlicher Bruder, untersuche deinen Wandel. Verursachen dir nicht deine Sünden Zweifel an deiner Liebe zum Heiland? Denke zurück an die Fehler der vergangenen Woche. Als du mit bitterem Wort und erzürntem Blick sprachst, konnte dich da der Herr nicht anrühren und fragen: „Liebst du mich?“ Als du das und das tatest, wovon dir dein Gewissen ganz deutlich sagte, dass es Unrecht ist, konnte er dich nicht wieder fragen: „Liebst du mich?“ Und denkst du noch zurück, wie du wider Gottes Vorsehung murrtest, als diese Woche in deinem Beruf nicht alles nach Wunsch ging? Konnte da nicht der liebevolle Heiland mit mitleidigem Blick dich erinnern: „Wie, kannst du so reden? Liebst du mich?“ Es ist nicht nötig, mich noch länger bei all den Fehlern aufzuhalten, die du dir hast zuschulden kommen lassen. Ich weiß gewiss, dass du genug gesündigt hast, um ängstlich über dein Seelenheil zu werden, wenn du nicht ganz fest hältst an dem, dass seine Liebe zu dir und nicht deine Liebe zu ihm das Siegel deiner Jüngerschaft ist. Ach, musst du nicht bei dir selber sagen: „Würde ich wohl auch so viel gesündigt haben, wenn ich ihn mehr geliebt hätte? Und, ach, wie kann ich ihn lieben, nachdem ich so viele seiner Gebote übertrat. Hat sein herrliches Ebenbild aus mir hervorgeleuchtet, wie es vor der Welt hätte sein sollen? Habe ich nicht diese Woche manche Stunde versäumt, wo ich Seelen für den Herrn gewinnen konnte? Habe ich nicht manchen kostbaren Augenblick unnütz vergeudet in leichtsinnigen Gesprächen, den ich ernstlichem Gebet hätte widmen können? Ach, wie manches Wort habe ich fallen lassen, das, wenn es auch nicht schnöde gewesen ist (wie ich wohl fürchte), doch nichts weniger als zum Heil derer diente, die mir zuhörten! Ach, in wie viele Torheiten bin ich gestürzt! Mit wie vielen Sünden habe ich gebuhlt! Wie manche Übertretung habe ich bemäntelt und beschönigt! Wie habe ich seiner Sache Schande gemacht! Wie habe ich meines Herzens Gelübde, ihn zu lieben, missachtet!“ O, legt euch doch diese Fragen vor, meine Lieben, und sprecht: „Ist das deine Barmherzigkeit an deinem Freunde?“ (2.Sam. 16,17)

Zwar hoffe ich, dass du dir in dieser Woche wenig offenbare Sünde hast zu Schulden kommen lassen. Aber ich will dich nun etwas anderes fragen: Verursacht dir nicht dein Weltsinn Unruhe und Zweifel an deiner Erwählung? Wie sehr bist du mit weltlichen Dingen beschäftigt gewesen, von Montag Morgen bis zum Samstag Abend! Du hast dir kaum recht Zeit genommen, an deinen Gott zu denken. In welchen Winkel hast du deinen Herrn Jesus geschoben, um Platz für deine Warenballen zu bekommen? Wie hast du ihn mit fünf Minuten abgespeist, um Zeit zu gewinnen für dein Kassenbuch und dein Hauptbuch! Wie wenig Zeit hast du ihm gewidmet! Du warst im Geschäftszimmer, beim Bankier oder über Land und hast wenig Zeit zum Umgang mit ihm gehabt! Komm, bedenk' es, nimm irgend einen Tag in dieser Woche; kannst du sagen, dass deine Seele sich allezeit mit innigem Verlangen zu ihm erhob? Sehntest du dich herzlich nach deinem Heiland unter des Tages Jagd und Getriebe? Nein, vielleicht ging ein ganzer Tag vorüber und du dachtest kaum an ihn. Zuletzt noch rafftest du dich vielleicht auf: „Wie habe ich heute meinen Gott vergessen! Ich habe ihn nicht vor Augen gehabt, ich bin nicht vor ihm gewandelt; ich bin nicht gewandelt wie Henoch! (1. Mos. 5,22) Ich weiß, dass er im Geschäft mit mir sein wollte, ich weiß, er ist so treu, dass er auch am Pult neben mir bliebe, dass er mich auf meinen Geschäftsgängen begleitete; - und ich habe ihn vernachlässigt und zu Hause gelassen und ihn den Tag über ganz vergessen!“ Gewiss, mein Lieber, wenn du deinen Weltsinn ins Auge fasst, so musst du dir sagen: „O Herr, du könntest mich wahrlich auch fragen: „Liebst du mich?““

Und nun frage ich dich: Wie kalt warst du in der ganzen Woche vor dem Thron der Gnade, im Gebet? Ja, du hast gebetet, denn ohne Gebet kannst du nicht sein; du hast dein Herz in Bitte und Danksagung erhoben, denn du bist ein Christ, und beten ist dir so unentbehrlich wie der Atem. Aber, ach, wie engbrüstig warst du die ganze Woche hindurch! Wie wenig hast du geatmet! Erinnerst du dich nicht, wie eilig du am Montag früh mit deinem Beten warst, und wie matt und müde am Dienstag abend? Erinnerst du dich nicht, wie lahm dein Herz ein anderes Mal zur Sammlung im Gebet war? Du hast diese acht Tage vielleicht wenig gerungen, wenig gekämpft; du hast mit deinen Händen des Altars Hörner kaum berührt; du standest von ferne und schautest den Wolken des Rauchaltars zu, aber du hast den Altar nicht berührt. Komm, frage dich, erweckt dir dein Beten keine Zweifel? Ich bekenne es offen und ehrlich, meine Gebete verursachen mir manchmal Zweifel, und ich weiß nichts, was mir mehr Unruhe verursacht. Wenn ich im Gebet ringe - o, der ränkevolle Satan versucht, hunderttausend Gedanken dazwischen zu werfen, um mich vom Gebet abzuziehen; und wenn ich beten will und muss, wie fehlt dann oft das feurige, tiefsinnige Verlangen! Und wenn ich mich Gott recht nahen möchte, wenn ich mir in tiefer Reue die Augen ausweinen möchte, und nach dem Segen verlange und greife, wie ist dann der Glaube und das Vertrauen so arm und gering! Wahrlich, ich habe schon gedacht, das Gebet mache mich noch viel mehr als alles Andere ungläubig. Ich könnte trotz meiner Sünden glauben, aber manchmal kann ich ungeachtet meines Betens nicht glauben. Denn ach, wie frostig ist das Gebet, wenn es kalt ist! Von allem, was schlecht ist, wenn es kalt ist, ist das Gebet das schlechteste, denn es wird gleichsam ein Spott, und statt das Herz zu erwärmen, macht es dasselbe noch kälter als zuvor und dämpft Geist und Leben, und erfüllt es mit Zweifeln, ob man ein wahrer Himmelserbe und Christus angenehm sei. O, achte wohl auf deine kalten Gebete, lieber Christ, und sag', ob dein Heiland nicht recht hat, wenn der dich recht ernsthaft fragt: „Simon Jona, liebest du mich?“

Aber halt, ich habe noch ein Wort für dich, über das du nachdenken magst. Vielleicht warst du reich an Gebeten und hattest eine Zeit der Erquickung von des Herrn Gegenwart. Vielleicht weißt du aber dennoch, dass du diese Woche in einer anderen gottseligen Übung, die noch dem Gebet vorzuziehen ist, hinter deiner Schuldigkeit zurückstehst. Ich meine den Umgang und die Gemeinschaft mit deinem Gott. O, geliebte Seele, du saßt diese Woche gar wenig unter dem Schatten des Apfelbaumes, und seine Frucht war deinem Ganzen nicht besonders süß (Hoh. 2,3). Gar wenig kamst du mit deinem Freund in den Freudensaal, dass die Liebe sein Panier über dir wäre (V. 4). Komm und besinne dich: Wie wenig hast du diese Woche deinen Herrn besucht! Vielleicht war er selten zu Hause; und du hast nicht geseufzt, nicht geweint, nicht mit Sehnsucht nach ihm verlangt? O, dann hast du ihn sicher nicht geliebt, wie du solltest, sonst hättest du seine Abwesenheit nicht ertragen können, hättest sie nicht ruhig hingenommen, wenn du jene Hingebung besäßest, die ein geheiligter Geist für seinen Gott hat. Wenn er dich im Lauf der Woche einmal heimsuchte, warum hast du ihn wieder ziehen lassen? Warum hast du ihn nicht genötigt, bei dir zu bleiben? Warum hast du ihn nicht am Saum seines Kleides zurückgehalten und gesagt: „Warum solltest du sein wie ein Wanderer, wie einer, der fortgeht und nicht rasten will? O, mein Herr, du sollst Wohnung machen bei mir; ich will dich bei mir behalten; ich kann dich niemals ziehen lassen; ich habe dich lieb und will dich nötigen, dass du heute und morgen bei mir bleibst; so lang ich dich halten kann, lass ich dich nicht weiter!“ Aber nein, du warst ein Tor und ließt ihn fort. O meine Seele, warum hast du ihn nicht beim Arm ergriffen und gesagt: „Ich will dich nicht ziehen lassen!“ Aber du hast ihn gar lose gehalten, du hast ihn so schnell wieder ziehen lassen, dass er sich wohl zu dir umkehren und dich fragen konnte: „Simon Jona, hast du mich lieb?“

Ich habe dich jetzt das Alles gefragt, weil ich mich selber so fragte. Ich fühle wohl, dass ich auf das Alles antworten muss: „Herr, du hast wohl Ursache, mich das zu fragen“; und ich denke, die meisten von euch müssen auch so sprechen, wenn sie aufrichtig sein wollen. Ich traue einem Menschen nicht, der spricht: „Ich weiß, dass ich Christus lieb habe, und zweifle nicht daran“, weil wir oft Ursache haben, wirklich daran zu zweifeln; eines Gläubigen starker Glaube ist nicht ein starker Glaube an seine eigene Christusliebe; es ist ein starker Glaube an Christi Liebe zu ihm. Es gibt keinen Glauben, der stets glaubt, er liebe Christus. Der starke Glaube hat seine Kämpfe, und ein treuer Gläubiger muss oft unter den Anfechtungen seiner Gefühle ringen. Herr, wenn ich dich nie geliebt habe, wenn ich kein Heiliger bin, so bin ich doch ein Sünder. Herr, ich glaube; Herr, hilf meinem Unglauben. Der Jünger kann glauben, wenn er keine Liebe fühlt; denn er darf glauben, dass der Herr Jesus die Seele liebt; und hat er keinen Beweis für sich, so kann er auch ohne Beweis zu Christus kommen, und ihn festhalten, so wie er ist, mit nacktem Glauben. Ob er gleich seine Zeichen nicht sieht und im Finsteren wandelt, so darf er dennoch auf Gott vertrauen und auf seinen Gott abstellen; aber allezeit gewiss sein, dass wir den Herrn lieben, ist noch etwas anderes; darüber müssen wir uns beständig prüfen.

II.

Wir gehen nun über zum Zweiten: eine bescheidene Antwort. „Simon Jona, hast du mich lieb?“ Simon gab eine sehr gute Antwort. Der Herr Jesus fragte ihn zuerst, ob er ihn lieber habe als die anderen. Das wollte Simon nicht behaupten: er war früher ein wenig hochmütig gewesen - ja, nicht nur ein wenig - und hatte gemeint, er wäre besser als die anderen Jünger. Aber diesmal wich er der Frage aus: er wollte nicht sagen, dass er besser sei als Andere. Und ich weiß sicher, es gibt auch keine liebende Seele, die meint, sie liebe stärker als das geringste unter den Kindern Gottes, Ich glaube, je mehr ein Mensch in der Gnade steht, umso weniger hält er von sich selber, und er ist der Letzte, der einen Vorrang vor anderen in der göttlichen Gnadengabe der Jesusliebe anspricht. Aber beachtet wohl, wie Petrus antwortete; er redete nicht von der Größe, sondern von der Art seiner Liebe. Er wollte bestätigen, dass er den Herrn Jesus lieb habe, nicht aber, dass er ihn mehr liebe als die Anderen. „Herr, ich kann es dir nicht sagen, wie groß meine Liebe ist, aber du weißt alle Dinge; du weißt auch, dass ich dich lieb habe.“

Sehr nun aber auch, wie bescheiden Petri Antwort war. Wenn mancher von uns so gefragt worden wäre, so hätte er wohl töricht geantwortet. Wir hätten gesagt: „Herr, ich habe so uns so oft in dieser Woche deinen Namen bezeugt; Herr, ich habe um deinetwillen diese Woche den Armen Gaben gegeben. Gelobt sei dein heiliger Name, du hast mir diese Woche die Gnade verliehen, demütig, gläubig und ehrbar zu wandeln, und darum, o Herr, denke ich, ich kann schon sagen, ich habe dich lieb.“ Wir hätten unsere guten Werke vor unserem Meister ausgekramt als Beweise unserer Liebe; wir hätten gesagt: „Herr, du hast mich diese Woche gesehen;“ wie vor Zeiten Nehemia: „Gedenke, mein Gott, mir dann, und tilge nicht aus meine Barmherzigkeiten.“ (Neh. 13,14). „O Herr, ich danke dir; ich weiß, dass es deine Gnadengaben sind, aber ich hoffe, es sind Beweise meiner Liebe.“ Das wäre wohl eine vortreffliche Antwort gewesen, wenn unser Nächster uns gefragt und gesagt hätte: „Du liebst deinen Heiland nicht beständig“; aber es wäre töricht, unserem Herrn so zu antworten. Petri Antwort war weise: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe!“ Wenn sich Petrus auf seine Werke berufen hätte, so hätte ihm der Herr erwidern können: „Ja, du kannst mit Engelzungen reden und doch mich nicht lieben; du kannst weissagen, du kannst alle deine Habe den Armen geben und deinen Leib brennen lassen, und mich dennoch nicht lieben. Ich fragte dich nicht nach den Beweisen deiner Liebe, sondern nur nach der Liebe selber.“ Wahrscheinlich hätte keiner meiner lieben Freunde hier so geantwortet, wie ich es vorhin andeutete, aber sie hätten gesagt: „Dich, o Herr, lieben? O, mein Herz ist lauter Flamme für dich; es ist mir, ich könnte für dich in Kerker und Tod gehen! Oft, wenn ich an dich denke, ist mein Herz voller Entzücken und Wonne. Und wenn du mir fehlst, o Herr, so seufze und klage ich wie eine Taube, die ihren Gefährten verloren hat. Ja, ich fühle, dass ich dich lieb habe, mein Herr Jesu!“ Aber, das wäre wohl töricht gewesen; denn ob wir uns gleich manchmal an unseren Gefühlen erquicken, so kann man damit doch bei dem Herrn nicht ankommen, denn er könnte sagen: „Ach, du fühlst dich freudig bewegt bei der Nennung meines Namens. Das war ohne Zweifel bei manchem Getäuschten der Fall, der einen eingebildeten Glauben besaß und eine grundlose Hoffnung auf Christus; darum schien ihn der Name Christi zu erfreuen. Du sprichst: 'Ich fühlte mich niedergeschlagen, da du mir fehltest.' Das konnte von natürlichen Ursachen herrühren; du hattest Kopfweh vielleicht, oder sonst etwas. 'Aber,' sagst du, 'ich fühlte mich in seiner Gegenwart so glücklich, dass ich meinte, ich möchte am liebsten sterben.' Ja, gerade so hatte Petrus vorher oft gesprochen, aber er tat einen traurigen Fehltritt, als er sich auf seine Gefühle verließ; denn ohne Christus wäre er im Meer versunken, und ewig wäre seine Seele verdammt gewesen ohne die Gnade, als er mit Fluch und Schwur dreimal seinen Herrn verleugnete.“ Aber nein, Petrus war weise; er brachte nicht seine Gefühle und Empfindungen zum Vorschein, noch berief er sich auf Beweise. Sondern er sprach gleichsam: „Herr, ich berufe mich auf deine Allmacht. Ich will dir nicht vorpredigen, was mein Herz alles enthalten sollte; du kannst ja das Inwendige sehen, und darum brauche ich dir den Inhalt nicht zu nennen. Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“

Nun, meine teuren Freunde, könnten wir auch eine solche Antwort geben? Wenn der Herr Jesus heute hierher käme und unter uns auf- und abwandelte, dürften wir uns auf seine Allwissenheit berufen, auf seine untrügliche Kenntnis unseres Herzens, und sagen, wir haben ihn lieb? Es gibt ein Unterscheidungszeichen zwischen einem Heuchler und einem aufrichtigen Christen. Wenn du ein Heuchler bist, so wirst du vielleicht sagen: „Herr, der Prediger weiß es, dass ich dich lieb habe; Herr, die Ältesten wissen, dass ich dich lieb habe; alle Gemeindeglieder wissen, dass ich dich lieb habe, denn ich gehe mit ihnen zu deinem Gnadentisch; meine Freunde glauben es auch, denn sie hören mich oft von dir sprechen.“ Aber das könntest du nicht sagen: „Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe!“; dein eigenes Herz muss es bezeugen, dass deine geheimen Werke dein Bekenntnis Lügen strafen, denn du bist gebetslos in deiner Kammer, während du vor einer Versammlung ein zwanzig Minuten langes Gebet predigen kannst. Du bist knickrig und sparsam, wenn es sich um das Reich Gottes handelt; wo man aber deinen Namen sieht, gibst du reichlich. Du bist ein neidischer oder jähzorniger Mensch; kommst du aber in das Haus Gottes, so hast du einen frommen Anstrich, wie ein Heuchler von Profession, als ob du ein gar artiger Mann wärest und keine Fliege töten könntest. Du kannst deines Schöpfers Namen missbrauchen; wenn du es aber an einem Anderen wahrnimmst, so kannst du ihn aufs Strengste rügen. Du stellst dich so fromm; wenn man aber wüsste, wie du der Witwen und Waisen Häuser frisst, so würdest du wohl deine guten Werke nicht mehr ausposaunen. Dein eigenes Herz sagt dir, dass du vor Gott ein Lügner bist. Eine solche Frage wurde dem Judas nie vorgelegt. Der Herr liebte den Petrus so sehr, dass er mit eifersüchtiger Liebe über ihm wachte, sonst hätte er seine Zuneigung nie auf diese Weise kundgegeben. Und auf solche Weise prüft er oft die Liebe derer, die er zärtlich liebt. Die Antwort geht auch dich an: „Herr, du weißt alle Dinge.“ Kannst du nicht trotz aller Verachtung der Menschen, trotz alles Misstrauens deiner Ältesten und Seelsorger aufrichtig emporblicken und sagen: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“? Tue es nicht frech und prahlerisch; wenn du es aber aufrichtig tun kannst, dann freue dich, lobe Gott, dass er dir eine aufrichtige Liebe zu deinem Heiland geschenkt hat, und bitte ihn, dass er sie mehre, dass er den schwachen Funken zur Flamme anfache und das Sandkorn zum Gebirge auftürme. „Simon Jona, hast du mich lieb? Ja, Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“

III.

Und nun drittens der für diese Antwort verlangte Beweis: „Weide meine Lämmer, weide meine Schafe.“ Das sollte Petrus nun zeigen. Es ist nicht gesagt, dass auch wir auf gleiche Weise unsere Liebe kund tun und bestätigen sollen. Verschiedene Jünger gehen verschiedene Wege. Es gibt solche, die nicht imstande wären, Schafe zu weiden, weil sie eben selber noch hilflose Schäflein sind, weil sie selber auch schwach sind, schwach im Glauben und untüchtig zu Lehren. Aber sie können ihre Liebe zum Herrn auf andere Art zeigen. Wir wollen hierüber einige Andeutungen machen.

„Liebst du mich?“ Dann ist einer der besten Beweise, die du mir dafür geben kannst: Weide meine Lämmer. Habe ich zwei oder drei Kinder, die meinen Namen lieben und fürchten, und willst du etwas tun, zu beweisen, dass du mich wahrhaft lieb hast und nicht nur damit prahlst, so weide diese meine Kindlein. Habe ich in einer Sonntagsschule ein paar junge Seelen, die ich erkauft habe mit meinem Blut, und willst du zeigen, dass du wahrhaft mein Jünger bist, dann sitze nicht unter den Ältesten im Tempel, sie zu befragen, das habe ich getan; sondern setze dich zu den armen Waisen, und lehre sie den Weg meines Königreiches. „Weide meine Lämmer!“

Teure Geliebte, neulich hat mich ein Gedanke plötzlich beunruhigt. Es gibt unter den jüngeren Gliedern der Gemeinde so viele, die noch nicht sich selber überlassen werden sollten, weil sie noch nicht kräftig genug geworden sind, sich selber zu weiden. Unsere Ältesten und Vorsteher aber haben so viel Arbeit, dass sie nicht noch mehr tun können, ja, fast unter ihrer Last erliegen. Ich wünschte nun, es wären etliche hier, denen Gott Kräfte und Gaben verliehen hat, die ihre freie Zeit, ihre Sonntagnachmittage dazu verwendeten, die jüngeren Brüder um sich zu versammeln, mit ihnen zu beten und die Heilswahrheiten und inneren Erfahrungen mit ihnen zu besprechen, damit die Lämmer der Herde geweidet werden. Mit Gottes Hilfe will ich die Schafe hüten, will sie sorglich weiden, so gut ich kann, und ihnen das Evangelium predigen. Ihr, die ihr im Glauben kräftiger und erfahrener seid, bedürft nicht jener sorgfältigen Obhut wie die Lämmer. Aber es sind viele fromme Seelen unter uns, welche den Heiland eben so sehr lieben wie die Schafe; aber eine ihrer oft ausgesprochenen Klagen ist die: „Ach, ich habe mich der Gemeinschaft angeschlossen in der Hoffnung, Brüder und Schwestern zu finden, denen ich mein Herz ausschütten möchte, die mich trösteten und mir liebevoll begegneten. Aber ich kam - und niemand sagte ein Wort zu mir.“ Ich antwortete: „Warum fingst du nicht selber an, mit ihnen zu reden?“ Ach, lautet die Antwort, ich tat es nicht gern. O, ich weiß, sie hätten es gern getan; wenn wir aber irgendwie unseres Lämmer weiden könnten, so wäre das der Beste Weg, wie wir unserem Heiland und der Welt zeigen könnten, dass es uns mit seiner Nachfolge ein rechter Ernst ist. Ich hoffe, dass etliche meiner Freunde diesen Wink verstehen. „Weide meine Lämmer;“ - das ist eine große Aufgabe; versuchen wir, sie zu vollbringen, so gut wir es vermögen.

Aber, Geliebte, wir können dies nicht alle tun; Lämmer können keine Lämmer weiden, Schafe keine Schafe. Es müssen zu diesem Dienst etliche bestellt sein. Und darum sage ich euch im Namen des Herrn, dass ihr den Beweis eurer Liebe auf verschiedene Weise leisten könnt. „Simon Jona, hast du mich lieb? Spricht er zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ Dann pflege die Gebetsversammlung, wohne ihr regelmäßig bei; achte darauf, dass sie im Gang bleibt und dass sie nicht wieder zusammenfällt. „Simon Jona, hast du mich lieb?“ Achte auf deine Dienstboten; halte darauf, dass sie die Predigt nicht versäumen, und unterweise sie im Glauben. Dort ist eine Schwester. Hast du den Herrn Jesus lieb? „Ja, Herr!“ Vielleicht ist alles, was du tust, was du eben tun kannst, dass du deine Kinder in der Furcht des Herrn aufziehst. Es ist unnütz, dich mit Pflichten abzuquälen, die Gott dir nie auferlegt hat, und deinen eigenen Weinberg brach liegen zu lassen. Habe Acht auf deine eigenen Kinder; vielleicht ist das ein ebenso guter Beweis, wie ihn Christus verlangt, wenn er spricht: Weide meine Lämmer. Du hast deine Aufgabe, zu der dich dein Heiland hingestellt hat; suche sie nicht los zu werden, sondern leiste darin, was dir möglich ist. Aber, ich flehe dringend, tue etwas, um deine Liebe zu beweisen; setze dich nicht müßig hin, falte nicht deine Hände, denn solche Leute sind eines Seelsorgers größtes Kreuz und bringen die Kirche Christi in Verfall. Leute, die gar nichts tun, die sind immer die ersten, die an allem herumtadeln. O Christ, sage nicht, dass du Christus lieb hast, wenn du nichts für ihn tust. Etwas tun, ist ein gutes Lebenszeichen, und der führt schwerlich ein Leben in Gott, der für Gott nichts tut. Unsere Werke müssen zeigen, dass es uns mit unserer Liebe zum Heiland ernst ist. „Ach,“ sprichst du, „ich tue doch etwas!“ Kannst du mehr tun? Dann tu es auch. Kannst du nicht, so verlangt es Gott auch nicht von dir; wenn du dein Möglichstes tust, das ist der Beste Beweis. Wenn du aber mehr tun könntest, als du wirklich tust, dann hast du alle Ursache, in die Aufrichtigkeit deiner Liebe zu tun, ihm völlig zu dienen, ja überschwänglich zu dienen, seinen Namen zu erheben; und wenn du je zu viel für Christus tun solltest, so komm und sag mir es, verkündige es auch den Engeln - aber du wirst es wohl bleiben lassen. Er gab sich selbst dir hin, gib du dich ihm.

Ihr seht, teure Freunde, wie ich euch hingewiesen habe auf die Prüfung eures Herzens, und ich fürchte beinahe, es könnten etliche unter euch meine Absicht verkennen. Ist etwa eine arme Seele hier, die über den Mangel ihrer Liebe trauert? Vielleicht hast du dir vorgenommen, arme Seele, die alle möglichen Fragen vorzulegen, um damit den erlöschenden Funken deiner Liebe neu anzufachen. Dann lass dir sagen, dass die reine Liebesflamme immer wieder von dorther genährt werden muss, wo sie zuerst entzündet wurde. Wenn ich dich ermahnte, dich zu prüfen, so geschah das nur, um dir den Schaden aufzudecken; willst du Heilung finden, so musst du deinen Blick nicht auf dein eigenes Herz, sondern auf das Herz Jesu, des Vorgeliebten, meines teuren Herrn und Meisters, richten. Wenn du dich am seligen Entgegenschlagen deines Herzens gegen deinen Heiland erquicken willst, so kannst du das nur in dem beständigen Gefühl seiner Liebe gegen dich. Ich freue mich, dass ich weiß: Der Heilige Geist ist der Geist der Liebe, und das Amt des Heiligen Geistes ist mir in keinem anderen Stück so teuer wie in dem, dass er mir zeigt, was meines Jesu ist, und meines Heilandes Liebe in mein Herz senkt, bis sie alle meine Wünsche und Leidenschaften verdrängt, die zärtlichsten aller süßen Empfindungen entzündet, meine Vereinigung mit ihm mir besiegelt, und das ernste Verlangen in mir erweckt, ihm zu dienen. Die Liebe darf dir nicht als gebotene Pflicht, noch als schwere Anstrengung erscheinen; vielmehr richte den Blick hinauf zu Jesu, schwinge dich auf zu seiner süßen Liebe, bis dass du entzückt bist von seiner Schönheit und Köstlichkeit. Aber ach, wenn du in deinen Liebesbeweisen schlaff bist, so weiß ich, dass du nicht in heiliger Gemeinschaft mit ihm wandelst.

Und nun, teure Freunde, erneuert eure Hingebung an Christus, euren Herrn. Sprecht mir in euren Herzen nach: „O, mein köstlicher Herr Jesus, ich habe dich lieb; du weißt, dass ich mich dir ein wenig hingegeben habe durch deine Gnade! Gelobt sei dein Name, dass du das geringe Werk eines so unwürdigen Knechtes angenommen hast. O Herr, ich weiß wohl, dass ich mich dir nicht so ergeben habe, wie ich hätte sollen; ich weiß, dass ich in vielen Stücken zurückgeblieben bin. Ich will keine Vorsätze fassen, besser zu deiner Ehre zu leben; sondern ich bringe mein Flehen vor dich, du mögest mir beistehen, es zu tun O Herr, ich gebe dir meine Gesundheit, mein Leben, meine Kräfte, mein Vermögen und alles, was ich kann und habe! Du hast mich erkauft und mich ganz erkauft; darum, o Herr, nimm mich heute ganz an, taufe mich mit deinem Heiligen Geist; gib mir das Gefühl einer gänzlichen Hingebung an dich. Schenke mir jene Liebe, die die Sünde überwindet und die Seele heiligt - jene Liebe, die um deinetwillen Gefahren trotzt und Hindernisse überwindet. Möchte ich doch hinfort und ewiglich ein geheiligtes Gefäß der Gnade sein, dass von dir erwählt ist vor Grundlegung der Welt! Hilf mir festzuhalten an deinem Dienst und darin ausharren durch deine erneuernde Gnade.“ Und wenn ihr geistlich das Blut Jesu Christi trinkt und sein Fleisch esst - in seinem heiligen Abendmahl, dann beschwöre ich euch, lasst die ernste Erinnerung an seine Todesangst und sein bitteres Leiden um euretwillen euch mit innigerer Liebe beseelen, damit ihr euch seinem Dienst williger und eifriger ergebt denn je. Wenn ihr das tut, so preise ich mich glücklich, mit euch verbunden zu sein, und der Heilige Geist verleihe uns allen seinen gnädigen Beistand, es hinauszuführen, damit wir rechtschaffen und treu erfunden werden und fest an ihm halten, und an jenem schrecklichen Tage nicht mit Schande bestehen müssen.

Euch, die ihr euch noch nie Christi hingegeben habt, darf ich nicht auffordern, euer Gelübde zu erneuern, noch ein Gelübde abzulegen, das ihr doch nicht halten würdet. Ich kann nur für euch beten, dass es Gott, unserem Heiland, gefallen möge, sich an euren Herzen zu offenbaren, damit

„Ein Strahl vom Gnadenthron
Das harte Herz zerschmelze;“

damit ihr dahin kommen möchtet, euch ihm hinzugeben; denn dann habt ihr den stärksten Beweis, dass er sich für euch hingegeben hat. Möge euch Gott, der Allmächtige, segnen, um Jesu Christi willen. Amen.