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Spurgeon, Charles Haddon - Klage um Christo.

Gehalten am Sonntagmorgen, den 1. Juli 1877.

“Aber über das Haus Davids und über die Bürger zu Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnaden und des Gebets; denn sie werden mich ansehen, welchen jene zerstochen haben, und werden ihn klagen, wie man beklagt ein einiges Kind; und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um ein einiges Kind.“
Sach. 12, 10.

Seht, Geliebte, woher alles Gute fließt: „Über das Haus Davids will ich ausgießen den Geist der Gnaden.“ Der Anfangspunkt ist die freie Tat Gottes, indem er den Geist gibt. Jedes Werk der Gnade beginnt in Gott; ein solcher Gedanke, keine solche Tat entspringt je in dem freien Willen des unwiedergebornen Menschen. Der Herr ist der Erste in allen Dingen, die in seinen Augen annehmbar sind. Es ist Gott, der „in uns wirkt das Wollen und Vollbringen nach seinem Wohlgefallen.“ „Alles, was wir ausrichten, das hast du uns gegeben.“

Dann beachtet, wie außerordentlich wirksam das Werk des Herrn ist. Menschen mögen überreden und selbst Propheten mögen warnen ohne Wirkung, aber wenn der Herr seine Hand ans Werk legt, so schlägt es nie fehl; sobald er spricht: „Ich will ausgießen,“ ist das nächste Wort: „und sie sollen (engl. Üb.) mich ansehen.“ Wenn er wirkt, wer wird es hindern? Sein Volk soll willig sein am Tage seiner Macht. „Sie sollen mich ansehen, welchen sie zerstochen haben und sie sollen trauern.“ Dies ist wirksame Berufung in der Tat. In solchen Resultaten sehen wir die überschwängliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben, nach der Wirkung seiner mächtigen Stärke, welche er gewirkt hat in Christo, da er ihn von den Toten auferweckt hat.

Bemerkt, drittens, die Würde, und die hervorragende Stellung, die hier dem Glauben gegeben wird. „Ich will ausgießen über sie den Geist des Gebets und sie sollen ansehen.“ Der Glaube ist hier augenscheinlich gemeint, denn der Glaube ist stets jener Blick des Auges, der uns den Segen bringt, den Christus zu verleihen hat. „Wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöht hat, also muss des Menschen Sohn erhöht werden, auf dass alle, die an glauben, nicht verloren werden.“ Ein Blick auf die eherne Schlange heilte Israel und nach diesem Bilde ist der Glaube an Jesum Christum ein errettender Blick. Nun, dieser Glaubensblick ist erwähnt als die erste Frucht des Geistes: ehe sie klagen, sehen sie an; wenn der Geist der Gnaden und des Gebets gegeben wird, so ist seine erste Wirkung das Sehen auf Jesum.

Aber nun seht, was für eine köstliche Frucht auf den Glauben folgt: eine sanfte, liebliche, reife Frucht des Geistes „sie werden um ihn trauern, wie man trauert um ein einiges Kind.“ Dieser Schmerz ist ein süßes Bitteres, eine köstliche Betrübnis voll seltener Trefflichkeit. Es ist eine eigentümliche Art der Klage, sehr verschieden von der Traurigkeit der Welt, die den Tod wirkt. Die, welche auf diese Weise klagen, werden traurig gemacht nach göttlicher Art, denn die göttliche Traurigkeit wirkt eine Reue zur Seligkeit, die Niemand gereuet. Merkt darauf, es ist göttliche Traurigkeit oder Reue vor Gott. Ihre Besonderheit ist die, dass sie auf Gott blickt und weint, weil sie ihn betrübt hat. Die im Text beschriebene Klage ist ein Trauern um Christ rc. „Über das Haus Davids und über die Bürger zu Jerusalem will ich ausgießen den Geist der Gnaden und des Gebets; und sie sollen mich ansehen, den sie zerstochen haben, und sie sollen trauern um ihn, wie man trauert um ein einziges Kind, und sie sollen in Bitterkeit um ihn sein, wie man in Bitterkeit ist um ein erstes Kind.“ Dies ist eine sehr bemerkenswerte Eigentümlichkeit der wahren Geist-gewirkten Reue; sie heftet ihr Auge hauptsächlich auf das Unrecht, das dem Herrn durch ihre Sünde angetan ist. Keine andere Reue als die evangelische sieht nach dieser Richtung hin. Die Reue ungöttlicher Menschen ist ein Grauen vor der Strafe, eine Furcht vor den traurigen Folgen ihrer Übertretungen. Sie bereuen wie Esau, nicht das Essen des Linsengerichts, sondern den Verlust der Erstgeburt; sie sehen die Sünde nur in Bezug auf sich selbst und ihre Mitmenschen, aber von ihrer höheren Beziehung auf den Herrn wissen sie gar nichts. Die Gottlosen fühlen zu Zeiten und besonders in der Todesstunde Gewissensangst, aber die hat nichts mit Gott zu tun, es sei denn, dass sie vor seiner Gerechtigkeit zittern und die Strafe fürchten, die er vollzieht: es ist im Grunde doch reine Selbstsucht; sie sind traurig, weil sie die Folgen ihrer Empörung zu leiden haben werden. Gott gewirkte Reue fühlt mit dem großen Vater und ist betrübt, dass er so traurig beleidigt ist. Seht sie in David: „An dir allein habe ich gesündigt und Übel vor dir getan.“ Seht sie in dem verlorenen Sohn: „Vater, ich habe gesündigt in dem Himmel und vor dir, und bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.“ Seht, wie sie in Saul von Tarsus gewirkt ward, denn die Stimme vom Himmel sprach: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Es war die Sünde gegen den erhöhten Heiland, welche das Herz des Paulus traf und ihn zu den Füßen seines Herrn niederwarf. Alle wahre Reue hat dies als ihr besonderes Kennzeichen, dass sie von Versöhnung mit Gott begleitet ist, weil sie das Unrecht bedauert, das sie ihm angetan hat. Ein sicheres Siegel ihrer echten Geistlichkeit ist, dass sie eine Klage um die Unehre ist, welche die Sünde Gott und seinem Christus angetan hat. Wir wollen den uns vorliegenden Fall aus diesem Gesichtspunkt betrachten und ihn auf drei- oder viererlei Weise auslegen.

1.

Erstens, nach unserem Text, wenn der Geist der Gnaden gegeben ist, so wird ein besonderes Klagen um Christus sein von Seiten Israels. Ihr müsst den Text in seiner ersten Bedeutung nehmen, denn wir müssen das Wort Gottes gerecht behandeln. Es wird ein Tag kommen, wenn das alte Volk Gottes, das so lange Jesum von Nazareth verworfen hat, ihn als den Messias anerkennen wird, und dann wird eins seiner ersten Gefühle das tiefer Demütigung und bitterer Reue vor Gott sein. Sie werden klagen, wie bei Hadad-Rimmon, wo der sehr geliebte König Josias in der Schlacht fiel und alle Guten wussten, dass das Licht des Volkes ausgelöscht war. „Der Gesalbte des Herrn, der unser Trost war, ist gefangen worden, da sie uns verstörten, dass wir uns trösteten, wir wollten unter seinem Schatten leben unter den Heiden.“ Sie klagten billig um den frommen Josias, denn er war der letzte ihrer gottseligen Könige, und die volle Schauer des Zornes begann auf Juda zu fallen, als er vor dem kommenden Übel hinweggenommen war. Recht genug werden sie daher haben, auch bitterlich als ein Volk zu klagen, wenn sie den Herrn erkennen, welchen sie zerstochen haben; denn haben sie nicht Ursache? Sie hatten einen besonderen Anteil an dem Messias, denn ihnen und fast ihnen allein war sein Kommen klar offenbart. Gott sprach von ihm zu Abraham, Isaak und Jakob und zu den Vätern. Es war ihr Volk, aus dem der Messias kommen sollte. Es ist keine geringe Ehre für den Samen Abrahams, dass der Mensch Christus Jesus einer aus demselben war. Es war eine jüdische Jungfrau, von der er geboren ward, und für Israel ist er in der Tat Bein von ihrem Bein und Fleisch von ihrem Fleisch. Als er auf die Erde kam, beschränkte er seine Predigt auf sie; von ihnen sprach er: „Ich bin nicht gesandt denn zu den verlorenen Schafen vom Hause Israel.“

Er heilte ihre Kranken, er öffnete die Augen ihrer Blinden und erweckte ihre Toten. Es waren ihre Straßen, in denen er seine gnadenvolle Botschaft der Liebe verkündete, und als er gegangen, war es ihre Hauptstadt, wo die Predigt des Evangeliums anhob und der Heilige Geist ausgegossen ward. „Geht hin und lehrt alle Völker,“ sprach er, „und hebt an zu Jerusalem.“ Die Juden waren es, aus denen die Avantgarde des Heeres der Kirche gewählt ward. Die Ersten, welche das Evangelium predigten, waren aus dem Hause Israel und sie hätten bis auf diesen Tag in der Fronte der Armee sein können, besonders geeignet, wie sie es in vieler Hinsicht sind, die Anführer im Lehren des reinen Glaubens zu sein, aber sie achteten sich selbst nicht wert und deshalb waren die Diener Christi, obgleich aus ihnen erwählt, doch gezwungen, zu sagen: „Wir wenden uns zu den Heiden.“ Dann kam ihre Verwerfung auf eine Zeit lang, während welcher der Messias verachtet und gelästert wird von demselben Volk, das ihn mit Frohlocken hätte aufnehmen sollen. „Er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“

Ihre Verwerfung des Herrn Jesu war sehr entschieden und bis zum Äußersten durchgeführt. Es war dem Geschlechte, unter welchem Jesus lebte, nicht genug, taube Ohren für seine Mahnungen zu haben, sie mussten ihm nach dem Leben trachten. Einmal wollten sie ihn von dem Hügel hinabstürzen, ein ander Mal hoben sie Steine auf, um ihn zu steinigen, und zuletzt nahmen sie ihn und stellten falsche Zeugen wider ihn auf und verlangten wild sein Blut. Durch ihre Bosheit ward er den Römern übergeben und getötet, nicht weil die Römer ihn zu töten wünschten, sondern weil das Geschrei der Menge war: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn;“ und ihre Stimme trug bei Pilatus den Sieg davon. Sie riefen auf ihr Haupt sein Blut herab, indem sie riefen: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ Sie trieben die Verwerfung des Königs der Juden zum Äußersten, denn sie ruhten nicht, bis er an dem schmachvollen Holze hing und das Leben nicht mehr in ihm blieb. Petrus sprach: „Und nun, liebe Brüder, ich weiß, dass ihr's durch Unwissenheit getan habt, wie auch eure Obersten.“ Wie bitter werden sie dann klagen, wenn diese Unwissenheit von ihnen genommen ist. Sie werden trauern, wie Einer, der sein erstes und einziges Kind verloren, wie um einen Verlust, der nie ersetzt werden kann.

Schlimmer noch war dies, dass ihre Unwissenheit zum großen Teil selbstverschuldet war, denn Jesus war von ihnen verworfen gegen das klarste Licht. Johannes kam wie eine Stimme, die in der Wüste rief, und Alle wussten, dass Johannes ein Prophet war. Die, welche Jesum von Nazareth am meisten hassten, fürchteten sich doch, zu sagen, dass er kein Prophet sei. Doch er zeugte von Jesus und sprach: „Seht, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt.“ Überdies redete Jesus, wie nie ein Mensch geredet hatte, seine Lehre trug ihren eigenen Beweis in sich, so dass er mit Recht sagte: „Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen gesagt, so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, ihre Sünde zu entschuldigen.“ Seine Worte waren auch begleitet von Zeichen und Wundern, mit denen er seine Gottheit und des Vaters Wohlgefallen an ihm bewies, so dass er sagte: „Hätte ich nicht die Werke unter ihnen getan, die kein Anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde, nun aber haben sie es gesehen und hassen doch beide, mich und meinen Vater.“ In dem Gedanken daran stand er und weinte über Jerusalem und sprach: „Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel und ihr habt nicht gewollt.“ Welche Angst wird ihre Herzen zerreißen, wenn sie einsehen, wie verblendet sie waren und wie sie ihre Güter verachteten.

Eine große Ursache für die bittere Klage des wiederhergestellten und gläubigen Israel wird die lange Bekräftigung dieses Verwerfens durch Geschlecht nach Geschlecht sein; denn beinahe 1900 Jahre sind verflossen, seit Golgathas Kreuz aufgerichtet ward, aber sie verwerfen den Nazarener noch immer. Ach, arme Israeliten! Die Decke ist noch vor ihren Augen, obgleich Moses in ihren Synagogen jeden Sabbat gelesen wird. Ach, der trauernde Name Jakobs, immer noch wartend mit seinen Klagegesängen auf das Kommen des Messias, der schon gekommen ist, aber „verachtet und unwert“ war vor seinem eigenen Volk und von ihnen zu einem Mann „voller Schmerzen und Krankheit“ gemacht. Sie werden trauern wie am Grabe eines einzigen Kindes, wenn sie erkennen werden, dass Jesus von Nazareth wirklich der von der Jungfrau geborene Immanuel, Gott mit uns, war. Sie werden ihre Hände ringen und suchen, die Blätter ihrer Geschichte mit Tränen auszuwaschen, weil sie ihren Herrn, den Fürsten des Hauses Davids, so schmählich behandelt und so hartnäckig verworfen haben. Wenn sich ein anderer Jeremias findet, die singenden Männer und singenden Weiber zu leiten in ihren Klageliedern, so wird er nicht lange nach Gegenständen für seine Klage zu suchen haben. Wenn sie ihn ansehen, welchen sie durchstochen haben, wird das ganze Haus Israel bitterlich weinen.

Und dann, liebe Brüder, wird es dienen, die gesegnete Trauer, die über Israel kommen wird, zu vermehren, wenn sie daran denken werden, welche Geduld der Herr mit ihnen gehabt hat, und sie niemals ganz verworfen. Bis auf diesen Tag sind sie so deutlich ein Volk, wie sie es je waren. Sie wohnen besonders; sie werden nicht unter die Völker gerechnet. Verfolgt fast über alle Begriffe, ist das arme Israel, manches Jahrhundert lang, eine Zielscheibe des Spottes für die gewesen, welche sich - ich schäme mich, es zu sagen - Christen nannten, und doch das auserwählte Volk des Herrn verachteten. Ach, die wertvollen Kinder Zions, dem feinen Golde zu vergleichen, sind wie irdene Krüge, das Werk des Töpfers, geachtet! „Wie hat der Herr die Tochter Zions mit seinem Zorn überschüttet! Er hat die Herrlichkeit Israels vom Himmel auf die Erde geworfen!“ Sie haben Jahrhunderte lang eine furchtbare Züchtigung ertragen; sie sind umhergeschleudert und ausgemischt, wie man eine Schüssel auswischt, aber noch stehen sie und harren auf einen vergeblich erwarteten König. Sie wollten ihren wahren König, Jesus, den Sohn Davids, nicht haben, und sie haben keinen anderen - wo gibt es einen König der Juden? Das Zepter ist von Juda entwendet und der Meister von seinen Füßen, denn der Held ist gekommen, er, welcher, als er am Kreuze hing, dreimal „der Juden König“ genannt war. Jesus ist der einzige und alleinige König der Juden und sie sind erhalten und am Leben geblieben, trotz tausend Einflüssen, die da drohten, sie ihre Nationalität verlieren zu lassen; sie sollen noch wieder versammelt werden und ihre Wiederbringung wird die Fülle der Heiden sein, und wir und sie sollen uns zusammen freuen in Dem, der aus Beiden Eins gemacht und hat abgebrochen den Saun, der dazwischen war, so dass jetzt weder Jude noch Heide oder barbarischer Skythe ist, weder Sklave noch Freier, sondern wir sind allzumal Einer in Christo Jesu.

II.

Ich komme nun zu mehr persönlichen Dingen. Zweitens, es gibt ein allgemeines Klagen um Christo, welches Gott seiner Kirche gibt; ein Klagen, das nur gekannt und offenbar wird, wenn der Geist der Gnaden und des Gebets völlig ausgegossen ist. Ich möchte ein großes Maß dieses Klagens in dem gegenwärtigen Augenblick haben. Lasst uns beweinen zu dieser Stunde, geliebte Brüder und Schwestern, dass Jesus Christus von der großen Masse der Menschen mit äußerster Gleichgültigkeit, wo nicht mit Verachtung behandelt wird. Wo sind die Massen unserer eigenen Stadt in diesem Augenblick versammelt? Es sind Viele in Gotteshäusern vereinigt, um Lieder zu des Erlösers Preise zu singen, aber es sind viele, viele Tausende in dieser Stadt - ich habe sogar hören, eine Million Leute - die selten, wenn je innerhalb der Mauern des Gotteshauses sind. Jesus hat gelitten und sich zu Tode geblutet für Menschen, welche, wenn sie davon hören, sein Liebesopfer als eine müßige Erzählung behandeln. Er ist nicht irgend Jemand in unserer Stadt ganz unbekannt, wie ich hoffe, einige Nachricht von ihm muss jedes Ohr erreicht haben, aber sie haben kaum Neugierde genug, weiter nachzuforschen. Ihre kleinen Kinder kommen heim von der Schule und singen ihnen am Sabbat etwas vor, so dass die „alte, alte Mähr“ von der erlösenden Liebe lieblich vor ihren Ohren tönt, aber, ach, sie brechen den Sabbat, sie machen ihn zu einem Tag des Vergnügens und der Lustbarkeit, oder bringen ihn in Trägheit zu. Die Bibel bleibt ungelesen oder wird ohne Interesse an ihrer göttlichen Botschaft gelesen. Sie kümmern sich nicht um das blutende Lamm, achten nicht ihren besten Freund. Wenn sie hierüber nicht trauern, so sollten wir um sie trauern, denn sie sind Männer und Frauen gleich uns und leben in Verachtung unseres Herrn Jesu. Einige haben vieles Liebenswürdige, es ist so viel menschliche Trefflichkeit in ihnen, dass wir es beklagt haben, dass das „Eine“, was ihnen fehlt, von ihnen nicht gesucht wird; doch bleiben sie, wie sie sind, und es steht zu fürchten, dass Viele so bleiben werden, bis sie umkommen. Weint nicht so sehr, weil Jesus am Kreuze litt, als weil er tatsächlich jeden Tag gekreuzigt wird durch diese Sorglosigkeit und Verachtung. Die Kreuzigung auf Golgatha ist jetzt vorüber und es ist nur das sichtbare Zeichen einer Kreuzigung, die sorglose Männer und Frauen jeden Tag an den Erlöser vollziehen. Sie kümmern sich nicht um ihn; tot oder lebendig ist er ihnen nichts. Wollt ihr bei dem Gedanken an solche Unfreundlichkeit nicht rufen: „Darum weine ich so und meine beiden Augen fließen mit Wasser.“

Denkt auch mit Schmerzen daran, wie der Herr Jesus misshandelt, zerstochen und verwundet ist von seinen Gegnern, und hier nenne ich als unter den hauptsächlichsten unter ihnen die, welche seine Gottheit leugnen. In diesem Augenblick gibt es Männer von großer Bildung und Fähigkeit, die unseres Herrn Menschheit erheben und selbstbehaupten, seine Persönlichkeit zu lieben, aber sie wollen ihm keine göttliche Ehre erweisen. O, du Sohn Gottes, für den der Vater durch eine hörbare Stimme vom Himmel zeugte: „Dies ist mein geliebter Sohn, den sollt ihr hören.“ Sie verwerfen das Zeugnis Gottes und tun dir Unehre an. Du achtetest es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, aber sie möchten dich gern in deiner Gottheit durchbohren und dich zu einem bloßen Menschen machen. Die Menschen verwerfen unseres Herrn Versöhnungstod. Von Vielen wird diese Wahrheit verdunkelt oder ganz geleugnet! Ich höre von manchen Seiten noch immer den Ruf: „Er steige herab vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben.“ Die modernen Philosophen wollen alles eher annehmen, als den blutenden Stellvertreter für schuldige Menschen. Wenn ich an die falsche Lehre denke, die von dem Herrn Jesus gepredigt wird, und wie seine Ehre verdunkelt wird durch die Lippen Derer, die sich seine Diener nennen und sein Evangelium für eine abgenutzte Fabel halten, so sehe ich, dass in der Tat Ursache für uns da ist, in unser Kämmerlein zu eilen und unsere Herzen in Klagen auszuschütten. Ach, mein Herr, warum bist du so gelästert von den Weisen der Welt? Warum wird deine Wahrheit verachtet von den Männern der Wissenschaft und verspottet von den Schriftgelehrten?

Ich weiß nicht, wann mein Schmerz um meinen Herrn und Meister mehr erregt worden ist, als da ich mit eigenen Augen den Aberglauben sah, durch den unser heiliger Glaube travestiert und Sein heiliger Name gelästert wird. Wenn ihr euch vom Skeptizismus wendet, wo er im Haus seiner Feinde verwundet wird, so kommt ihr zum Aberglauben, wo er im Hause derer, die sich seine Freunde nennen, verwundet wird, und was für Wunden sind dies! Ich habe manchmal gefühlt, als wenn ich das Bild des Kindes in der Jungfrau Händen hätte herunterreißen können, wenn ich Männer und Frauen davor habe niederknien sehen. Was, ihr Söhne des Antichrist, konntet ihr nicht ein Götzenbild machen, wie die Ägypter, aus euren Katzen und Hunden, oder eure Götter in euren Gärten finden? Konntet ihr nicht ein goldenes Kalb, wie Israel in der Wüste, oder die phantastischen Gestalten der indischen Gottheiten borgen? Konnte nichts euch befriedigen, bis das Bild des heiligen Kindes Jesu zu einem Götzenbild gemacht war und Christus am Kreuz als ein Bild errichtet ward, vor dem die Menschen sich beugen sollten? Der Götzendienst, welcher das Bild des Teufels verehrt, ist weniger lästerlich als der, welcher das Bild Christi verehrt. Es ist eine furchtbare Entweihung, das heilige Kind Jesus als einen Mitschuldigen in der Übertretung des göttlichen Gebotes erscheinen zu lassen; ja, und jenes heilige Gedächtnis des Todes in eine abgöttische Zeremonie zu verkehren, wo göttliche Ehre einem Stück Brot erwiesen wird. War je eine Sünde dieser Sünde gleich? Du unschuldiger Heiland, es ist wahrlich Schmerz, zu denken, dass du in den Götzentempel hingestellt wirst unter Heiligen, männlichen und weiblichen, und dass Menschen meinen Gott zu ehren, indem sie sein erstes und zweites Gebot brechen. Dies muss unserem Herrn das ekelhafteste Ding unter dem Himmel sein. Wie trägt er es in Geduld? Lasst nicht sein Volk es sehen ohne eine Klage, wie die zu Hadad-Rimmon im Feld Megiddo, weil Christus so gelästert wird vom Antichrist, dass das Bild des eingebornen Sohnes Gottes aufgestellt wird als ein Gegenstand abgöttischer Verehrung.

Es sollte große Trauer und Klage da sein, wenn wir die Geschichte der Vergangenheit lesen, und selbst, wenn wir auf die Gegenwart blicken, über das furchtbare Unrecht, das im Namen Jesu getan worden ist. Jesus ist ganz Liebe und Milde, und doch setzen sie sein Kreuz auf die blutbefleckten Banner verfluchten Krieges. Jesus, der sprach: „Stecke dein Schwert an seinen Ort, denn wer sein Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen,“ wird dennoch beschworen, auszuziehen mit bewaffneten Heeren, um Menschen in Stücke zu reißen durch Kanonen oder sie mit Bajonetten zu durchbohren. Als das spanische Volk Peru und Mexiko einnahm, da macht es unser Blut sieden, zu lesen, dass sie, während sie das verteidigungslose Volk um seines Goldes willen ermordeten, in jeder Stadt das heilige Kreuz aufrichteten. Was hatte das Kreuz mit ihrem Morden und Rauben zu tun! Sie folterten ihre Opfer im Namen Jesu, und wenn sie dieselben umbrachten, hielten sie ihnen das Bildnis des Gekreuzigten vor Augen. Welche Gräuel sind in deinem Namen begangen, o Christ Gottes! Die Menschen haben dich in der Tat durchstochen, und die, welche deinen Namen nehmen und sich die „Gesellschaft Jesu“ nennen, sind die Hauptanordner aller dieser Gräueltaten gewesen. Deine Kreuzigung auf Golgatha ist ein kleiner Teil der Sache; denn die Menschenkinder sind fortgefahren, dich zu durchstechen, indem sie dich so schändlich verlästern, du Herr voll grenzenloser Liebe.

Und nun, heute, was wird in unserem Land getan? Ich kann kaum mich lange dabei aufhalten, aber es werden sehr viele Dinge im Namen der Religion Christi getan, die eine Unehre dafür sind. Unter dem Vorwande, die Interessen seiner Kirche zu schützen, bittet eine gewisse Gemeinschaft Christen, dass ihre Mitchristen nicht innerhalb derselben Einzäunung begraben werden sollen; fürwahr, Christi Name muss eine solche unchristliche Bigotterie heiligen! Eine Abteilung der Kirche muss auch begünstigt werden im Land, und dies Unrecht wird im Namen Jesu getan. Um ihn zu ehren, wird diese schreiende Ungerechtigkeit begangen! Hört es, ihr Himmel! Es gibt eine Menge von Dingen außerdem, welche ich nicht erwähnen will, um derentwillen die christliche Kirche beständig klagen sollte. Dass sie unrecht tut, ist genug, um sie demütig zu machen, aber dass sie oft gewagt hat, Unrecht zu tun im Namen Jesu selber, das ist das Schlimmste von allen.

Doch, Brüder, die schlimmste Klage für uns Alle ist wahrscheinlich, dass es so viele Christen gibt, die gerade das Entgegengesetzte von dem tun, was Christus von ihnen will. Die Heiden weisen überall auf unsere Landsleute hin, welche für Christen gehalten werden, und sie sagen, wir seien das trunkliebendste Volk auf der Erde; und ich glaube, wir sind es. Anklagen werden gegen uns vorgebracht, die durch die Aufführung unserer Seeleute und Soldaten und Anderer, die in fremde Länder gehen, unterstützt werden, und welche machen, dass die Nachfolger Mohammeds und die Jünger des Brahmanismus ihre Religion für besser als die unsere ansehen. Diese Engländer werden für Christen gehalten, obgleich sie es nicht sind. Dies ist ein großer Skandal und eine schmerzliche Trauer unter der Sonne.

Und dann, so recht im Mittelpunkt von all diesem liegt, dass wahre Christen, welche wirklich Christi bluterkauftes, wiedergeborenes Volk sind, nichtsdestoweniger seinem Namen nicht genug Ehre bringen. Wo ist der Eifer der Kirche der alles verzehrende Eifer früherer Tage? Wo ist die Weihe, die auf allen Gliedern von Christi bluterkauftem Leibe ruhen sollte? Wo, sage ich, ist jene Macht im Gebet und Flehen, die zuerst so herrlich obsiegte? Wo ist jener Geist herzlicher Liebe und Einigkeit; brüderlicher Freundlichkeit und Teilnahme, der in allen Christen gesehen werden sollte? Die erste Kirche brachte dem Namen Christi große Ehre: tut die heutige dasselbe? Bringen selbst die geistlichsten Teile der Kirche dem Herrn Jesu solche Ehre und solchen Ruhm, wie er haben sollte? Richtet ihr, was ich sage. Sind wir nicht Alle unnütze Knechte? Ist nicht Ursache da zur Klage und zu großer Klage, darüber, dass Jesus so schlecht behandelt wird von Freund und Feind? Um ihn, unseren besten Freund, der so fortwährend durchstochen wird, könnte die Kirche wohl ein Fasten ausrufen und klagen vor dem Herrn, wie in den Tagen von Hadad-Rimmon im Felde Megiddo.

III.

Erlaubt nun ein oder zwei Worte über den dritten Punkt, denn der Text redet von einer Familientrauer. Es wird ein Tag des Segens wahrlich sein, wenn wir dieses leben werden, wenn der Geist der Gnaden und des Gebets reichlich ausgegossen wird und das Land klagt, jede Familie besonders. Habt ihr je dieses in euren Häusern gesehen? Wo der Geist Gottes wirklich auf einer Familie ruht, da wird viel davon sein und gewiss ist Ursache genug dazu da in einigen Familien, wo gar nichts davon ist. Wir sollten uns betrüben, dass so viel formelles, kaltes Wesen in der Familienandacht gewesen ist, so wenig Liebe für Jesum im Morgen- und Abendgebet gezeigt. Ich fürchte, es gibt Familien, die sich christlich nennen, wo das tägliche Gebet ganz vernachlässigt ist. Die Einzelnen, hoffe ich, beten in ihrem Kämmerlein, aber sie haben es aufgegeben, sich als Familie zur Verehrung des Namens Jesu zu versammeln: als Familien sind sie gebetslos und tun dem Herrn Unehre an. Hierin ist ernste Ursache zum Schmerz, weil unser Herr durch diese Vernachlässigung das verliert, woran er sich freut, nämlich Familiengebet.

Familien sollten auch klagen, weil in den Familienangelegenheiten nicht so viel auf den Herrn gesehen wird, wie es der Fall sein sollte. Christus ist nicht der Erste und der Letzte darin. Die Väter leben mehr auf das äußere Wohlergeben ihrer Söhne, wenn sie ihnen Stellen suchen, als auf ihren sittlichen und geistlichen Vorteil. Manches Mal werden die Heiraten für Töchter gesucht, nicht im Herrn, sondern nur in Rücksicht auf Geld. Wie wenig weiß die Einrichtung des Haushalts von dem Dasein eines Heilandes, wie zum Beispiel: viele Arbeit wird am Sabbat getan, die mit ein wenig Sorgfalt und Bedacht vermieden werden könnte, und deshalb ist man unfähig, zur Verehrung des Heilandes mit dem übrigen Volk Gottes zu gehen. Es gibt eine Art Einrichtung des Haushalts, bei der wir den Herrn allezeit vor Augen haben, und andererseits eine Art, die beweist, dass Gott nicht im Geringsten in Betracht gezogen wird. Um des Streites, des Stolzes und der Habsucht willen in den Familien, welche unserem Bekenntnis Schmach bringen und den Namen verunehren, nach dem wir genannt sind, sollte große Klage sein.

Wenn irgend welche Glieder der Familie unbekehrt sind, sollte dies dem ganzen Haushalt tiefe Trauer verursachen. Wenn nur Ein Kind unerrettet ist, sollten Alle mit Tränen für dasselbe flehen. Glücklich sind die, deren ganzer Haushalt im Glauben wandelt; aber wenn Einer noch draußen vor ist, weint nicht um den Toten, beklagt nicht ihn, sondern weint um den Lebenden, der tot für seinen Herrn ist. Weib, sei traurig in deinem Herzen, wenn du einen weltlichen Gatten hast. Mann, klage um dein unbekehrtes Weib. Wenn du Brüder und Schwestern hast, die noch nicht zu Jesu gebracht sind, lass es nicht an Klagen um sie fehlen. Ich wollte zu Gott, das Familien mitunter zusammen kämen, um ihre Gelübde mit besonderer Sorgfalt zu bezahlen und dass der Vater Fehler und Sünden der Familie in ihrer Aller Namen bekennt und so jede Wunde anerkennt, die dem Herrn in diesem Hause gegeben wäre. Ich meine nicht jene Privat-Ermahnungen, die jeder weise Vater geben muss, sondern ich möchte ein allgemeines Bekenntnis von Allen, ausgesprochen von dem Familienhaupt. O, Herr Jesus Christus, wie selig ist es, zu denken, dass du der Gott aller Familien in Israel bist und dass du die Zelte Jakobs liebst. Lass unsere Häuser, als solche, soweit sie sündigen und übertreten, auch in aller Demut vor dir wandeln. Lasst alle Familien trauern: lasst das Haus David trauern, denn es ist Sünde in königlichen und adeligen Familien. Lasst das Haus Levi Buße tun, denn, ach, es sind Sünden in Predigerfamilien, die den Herrn, unseren Gott, sehr erzürnen. Das Haus Simei, von dem wir nichts wissen, mag die Familien darstellen, welche unbekannt und von niederem Range sind; lasst auch diese sich zu Gott im Schmerz der Buße nahen. Das Haus Nathans kann als das prophetische oder vielleicht fürstliche Haus angesehen werden; aber seien sie, was sie wollen, lasst sie alle vor den Höchsten kommen mit Worten der Reue. Es wird ein Großes für England sein, wenn wir mehr Familienfrömmigkeit und Familientrauer um Sünde sehen werden. Man sagt uns, dass zu Cromwells Zeit, wenn man zu einer gewissen Stunde am Morgen Cheapside hinunter ging, alle Vorhänge vor den Fenstern heruntergelassen waren, weil die Bewohner des Hauses bei der Hausandacht waren. Es war die beständige Gewohnheit aller, die Religion zu haben bekannten, und es war der große Damm gegen das Papsttum. Die modernen Ritualisten wollen, dass wir jeden Morgen und Abend in die Kirche gehen sollen, um zu beten; die Kirche ist den ganzen Tag offen, so sehe ich in einer Notiz an einer unserer Kirchen, für Privatgebet: mir scheint, sie ist mehr ein Ort für öffentliches Gebet und wohl geeignet für Schaustellung der Andacht. Die Vorstellung, dass Gebet in der Kirchspielskirche angenehmer vor Gott sei, als in unseren eigenen Häusern, ist ein Aberglaube und sollte nicht mit Achtung behandelt werden. Wenn wir in unseren Familien beten und jedes Haus in eine Kirche verwandeln und jedes Zimmer durch einsames Flehen weihen, so werden wir nicht durch die törichte Idee von der Heiligkeit der Orte oder Priester geblendet werden, und so vor den Verführungen des Papsttums geschützt sein. Der Herr gieße den Geist der Gnaden auf alle Familien seines Volkes aus!

IV.

Aber nun zuletzt und mehr persönlich: nach unserem Text wird, wenn der Geist Gottes gegeben ist, persönliches, gesondertes und heilsames Klagen von Seiten eines Jeden sein. „Jedes Geschlecht besonders und die Weiber besonders.“ Diese oft wiederholten Worte stellen lebhaft das Persönliche dieses heiligen Schmerzes vor dem Herrn dar. Lasst uns versuchen, dahinein zu geben.

Zuerst, liebe Brüder und Schwestern, lasst uns klagen, dass unsere Sünden unseres Herrn Tod verursachten; und wenn wir dies getan haben, was natürlich der erste Gedanke des Textes ist, und deshalb auch ganz natürlich kommen wird, ohne dass ich Nachdruck darauf zu legen brauche, dann lasst uns weiter gehen und die Sünden vor unserer Wiedergeburt beklagen. Mir wird es immer Schmerz verursachen, dass ich ihm nicht glaubte, der nicht lügen kann. Nun, da ich meinen Herren kenne und seine Treue so wohl erprobt habe, scheint es so grausam, dass ich an ihm gezweifelt habe, dass ich gedacht, er könne mich nicht reinigen oder wolle mich nicht annehmen. Er ist das zärtlichste aller Herzen, das liebendste aller Wesen, und doch war ein Tag, wo ich ihn für einen strengen Tyrannen hielt, der eine Bereitung von mir forderte, die ich nicht in mir hervorbringen konnte. Ich wusste nicht, dass er mich nehmen wollte gerade so wie ich war und meine Sünde austilgen; ich weiß es nun, aber ich bin betrübt, dass ich ihm so misstraute. Sollten wir uns nicht über unsere Sorglosigkeit betrüben? Du pflegtest das Evangelium zu hören, lieber Freund, und du verstandest den Plan und Umfang desselben, aber du wünschtest nicht, seine Kraft zu fühlen; der Sohn Gottes kam aus Mitleid, um für dich zu sterben, und doch hieltest du das für eine alltägliche Sache, die du nach Gefallen behandeln könntest, und gingest deines Weges, um irdische Dinge bekümmert. Herr, wie konnte ich die Tür meines Herzens so lange vor dir verschließen, wenn dein Haupt voll Taues war und deine Locken voll Nachttropfen. Du klopftest sanft und klopftest wieder, mein Gott, und doch wollte ich dich manches Jahr lang nicht einlassen! Schmerzlich möchte ich dies bereuen.

Denkt denn, liebe Freunde, an die Verachtung, die wir auf Christum häuften, während wir in jenem Zustand der Sorglosigkeit lebten; war es nicht so gut, als wenn wir in unserem Herzen gesagt hätten: „Vergnügen ist in der Welt zu finden und nicht in Christo; Ruhe ist im Reichtum zu haben, nicht in Jesu?“ Wählten wir nicht mit Vorbedacht, als wir jung waren, den Anschlägen unserer eigenen Herzen zu folgen, anstatt dem Willen Jesu? Nun, da wir ihn kennen, finden wir, dass wir zehntausend Mal Toren gewesen sind, irgendwelche Reize in dem geschminkten Jesabelantlitz der Welt zu sehen, wenn Jesus dabei stand mit all seiner unvergleichlichen Schönheit. Vergib uns, teurer Erlöser, dass wir je an diese Kleinigkeiten dachten, diese vorübergehenden Spielwerke, diese Täuschungen, und dich gehen ließen, ob es auch nur für eine Stunde gewesen. Ach, diese schmähliche Verachtung deiner war kein Irrtum einer Stunde, sondern ein Verbrechen, das viele Jahre dauerte. Verzeihe uns, o Herr.

Lasst uns danach mit tiefer Reue an den Widerstand denken, den wir Christo geleistet haben. In Einigen von uns kämpfte der Geist sehr. Ich bekenne, ich ward unter Predigten oft auf meine Knie geworfen und mit Tränen ins Kämmerlein getrieben, aber der nächste Morgen sah diese Tränen weggeweht und ich war so verhärtet wie zuvor. Überredete Jesus uns, zu seinem Hochzeitmahl zu kommen? Legte er seine Arme um uns und sprach: „Komm und nimm meine Liebe an!“

Mit seiner Milde überredete er uns und mit seinem Schrecken drohte er uns und doch widerstanden wir ihm? Was für ein Verbrechen ist dies! Blickt jetzt auf ihn! O, blickt auf ihn mit seinen teuren Wunden und seinem Antlitz, mehr entstellt als das anderer Menschenkinder! Stießen wir ihn zurück? Stritten wir wider ihn, der nur unser Bestes wollte? Durchstachen wir nicht unseren Herrn durch diese Aufführung? Ja, wir taten es. Ach, diese dunklen Tage! Lasst uns unser ganzes Leben vor unserer Bekehrung als einen atmenden Tod betrachten. Rechnet die Tage desselben als Nächte und lasst die Nächte ausgetilgt und für immer vergessen werden.

Aber wir haben noch über mehr nachzudenken, nämlich unsere Sünden seit der Bekehrung. Rede ich heute Morgen zu Einigen, die rückfällig geworden sind, seit sie Glauben an Christum bekannten? Habt ihr große und offene Sünden begangen? Ist es je notwendig gefunden, dich aus der Kirche Gottes zu entfernen, wie der Aussätzige vom Lager ausgeschlossen wird? Dann denke nicht daran, ohne dass deine Augen in Tränen schwimmen. Was die Kirche auf Erden gerechterweise bindet, das ist im Himmel gebunden und deshalb verachtet nicht das Urteil der Kirche Gottes. Und wenn Andere von uns von der groben Übertretung bewahrt geblieben sind - wie ich hoffe, wir sind es - doch, Geliebte, was sollen wir sagen? Sind nicht bei uns, gerade bei uns, viele Sünden gegen den Herrn. Wir haben uns zu oft des Misstrauens schuldig gemacht. Wir haben an dem Herrn gezweifelt, der die Wahrheit selber ist. Was für ein Stich in sein Herz ist dies! Was für ein Wiedereröffnen seiner Adern! Wir sind zuweilen traurig gewesen und voll Murren, bis die Menschen gesagt haben, die Christen fühlten sich elend und sie haben unseren heiligen Glauben zum Sprichwort gemacht, weil wir verzagt gewesen sind und nicht die Freude des Herrn gefühlt haben. Dies heißt ihn in dem Hause seiner Freunde verwunden und dieses Böse lasst uns beklagen.

Könnte unser Heiland nicht sehr Viele der Lauheit bezichtigen, die nicht die Anklage leugnen könnten? Lau gegen das blutende Lamm - gegen den Liebhaber unserer Seelen! Sind wir nicht auch ungehorsam gewesen, haben gewisse Pflichten unerfüllt gelassen, weil sie dem Fleisch nicht gefielen und andere Dinge getan, die wir nicht hätten tun sollen, weil wir nach unserem Gefallen leben wollten? Dies ist ein trauriger Zustand der Dinge zwischen unserem Herzen und dem Freund der Seelen.

Ist nicht in uns ein sehr großer Mangel an Selbstverleugnung gewesen? Wie wenig haben wir ihm gegeben! Haben wir uns je etwas abgedarbt um seinetwillen? Könnte er nicht zu uns sagen: „Mir hast du nicht um Geld Kalmus gekauft: mich hast du mit dem Fett deiner Opfer nicht gefüllt. Ja, mir hast du Arbeit gemacht in deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht in deinen Missetaten.“ Und wie wenig Eifer haben wir für ihn gezeigt. Der Eifer hat so eben fortgeglimmt, wie ein Funke im Flachs, der nicht ausgelöscht ist, aber wie wenig Flamme ist da gewesen, wie wenig Liebe für Gott, wie wenig Liebe für Seelen, die in Sünden umkommen, wie wenig Liebe selbst für Christi eigenes Volk. Wie wenig Gemeinschaft haben wir mit Jesus gehabt. Ich kenne Einige, die, wie ich hoffe, ihn lieben und und doch von Tag zu Tag gehen ohne seine Stimme zu hören und Einige können selbst eine Woche lang in diesem Zustand leben. Schande! Schande! einen Monat lang in demselben Hause mit Dem zu leben, dem unser Herz vermählt ist und kein Wort mit ihm zu haben! Es ist in der Tat traurig, dass er, der Alles in Allem für uns sein sollte, oft behandelt wird, als wäre er der zweitbeste oder gar nicht da. Ach, ach, Christus ist ganz Vortrefflichkeit und wir ganz Mangel. In ihm können wir uns freuen, aber über uns selbst sollten wir trauern, wie die Tauben, um den Kummer, den wir seinem Heiligen Geist verursacht haben, durch den schlechten Zustand unserer Seelen.

Wir haben euch gebeten, über die Vergangenheit zu trauern, und ich bitte den Geist Gottes, euch dazu zu helfen, aber was sollen wir von der Gegenwart sagen? Überdenkt nun die letzte Woche. Ich fordere mich und euch auf, denn wir sind Eins in Christo, wenn wir Gläubige sind, die letzte Woche durchzusehen. Nehmt ihr einen Überblick über die Tage, wie sie dahingehen? Wenn das, so meine ich, hättet ihr sagen können: Ist es eine Woche wirklichen Dienstes für Christum gewesen? Ihr habt etwas getan, tatet ihr euer Bestes? Legtet ihr euer Herz hinein? Fühltet ihr die Teilnahme, wenn ihr versuchtet, Andere zu Christo zu bringen, welche ein Christ fühlen soll? Ihr hattet einen kleinen Zwiespalt mit einem Andern, handeltet ihr in einem christlichen Geist? Zeigtet ihr die Milde und Sanftmut Jesu? Ihr wart beleidigt, vergabt ihr herzlich? Warft ihr Alles um Seinetwillen hinter euch? Ihr wart in Not, brachtet ihr eure Bürde zu ihm, so natürlich, wie ein kleines Kind zu seiner Mutter läuft, wenn es sich in den Finger schneidet? Erzähltet ihr ihm alles, und überließt es ihm? Ihr hattet einen Verlust, übergabt ihr gerne alles seinem Willen? Ist kein Stolz diese Woche dagewesen? Stolz betrübt ihn sehr, denn er ist kein stolzer Meister und ihm gefällt kein stolzer Jünger. Ist nicht viel Grund zur Trauer dagewesen?

Und nun, in diesem Augenblick, wie sind unsere Gefühle für ihn? Müssen wir nicht bekennen, dass, obgleich ein Gnadenwert in unserer Seele ist, doch vieles an uns ist, das uns in Trauer vor dem. Herrn barniederbeugen sollte? Lieber Heiland, du weißt, es ist nicht Einer in diesem Hause, der mehr Ursache hat, um dich zu trauern, als der, welcher jetzt für dich spricht; denn er fühlt, dass diese schwachen Lippen nicht im Stande sind, zu sagen, was sein Herz fühlt und sein Herz fühlt nicht, was es sollte. Ein Prediger sollte gleich einem Seraph sein. Einer, der für Christum spricht und ihn zu preisen sucht, sollte eine wahre Niobe sein, wenn er die Sünden der Menschen und seine eigenen sieht. Wo sind meine Tränen? Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Mich dünkt, was ich jetzt von mir selbst gesagt, wird für die Meisten von euch, die in meines Herrn Dienste stehen, auch passen. Fühlt ihr nicht, dass ihr Versehen macht, dass ihr, wenn ihr ihn malen wollt, sein Bild verpfuscht? Wenn ihr den Gekreuzigten den Menschen vor Augen stellen wollt, verdunkelt ihr ihn nicht mit den Worten, mit denen ihr ihn klar machen wollt? Ihr müsst solche Gefühle haben, und wenn ihr sie habt, lasst mich schließen, indem ich diese Worte euch vorlese; sie sind sicher wahr, wenn eine Zeit herzlicher, aufrichtiger Klage um Jesum da ist: „Zu der Zeit wird das Haus Davids und die Bürger zu Jerusalem einen freien, offenen Born haben wider die Sünde und Unreinigkeit.“. So lasst uns in dieses heilige Bad uns tauchen. Im Glauben an das teure Blut lasst uns uns waschen und rein sein. Ehre sei seinem Namen, die, welche er gewaschen hat, sind ganz rein. Amen.