Spurgeons Konferenz, die er nach einer am Montag gehaltenen Vorversammlung Dienstag mit einer längeren Rede eröffnete, ward am Freitag Morgen mit einem Gottesdienst, dem eine gemeinsame Abendmahlsfeier folgte, geschlossen. War seine Eröffnungsrede, „Der größte Kampf“, gewissermaßen ein Übergang von der vorjährigen Konferenz, die sich hauptsächlich mit der Bibel beschäftigte, zu der diesjährigen, deren Hauptthema das Wirken des Heiligen Geistes war, so bildete dagegen die Freitagspredigt wie den Schluss, so auch den Höhepunkt der ganzen Konferenz, oder sollen wir sagen, den tiefsten Punkt, das tiefste Eingehen in das Verhältnis des Predigers zu dem Heiligen Geiste? Jedenfalls gewährte sie einen tiefen Blick in das vielbesprochene „Geheimnis der Macht“ Spurgeons, denn was er hier andern vorhielt, war das, was die treibende Kraft in seinem eigenen Wirken ist: Christum zu verherrlichen, nicht sich selber, nicht die eigne Denomination, ist sein beständiges, sein ausschließliches Ziel, und darum wirkt der Heilige Geist so Mächtiges durch seine Predigt. Als wir wegen Übersetzung der Eröffnungsrede an ihn schrieben, fügten wir die Frage hinzu, ob wir nicht auch „The greatest thing in the Conference“, das größte Ding in der Konferenz, die Freitagspredigt, gedruckt erhalten würden. Kurz darauf kam seine schwere Erkrankung, und während dieser erschien die Predigt, die wir hiermit deutschen Lesern in Übersetzung bieten. Dass eine Schrift durch Übersetzung verliert, dessen sind wir uns bei all' unsern Arbeiten bewusst, aber bei keiner haben wir es so sehr empfunden, wie bei dieser, vielleicht auch, weil die Frische und Lebendigkeit, mit der er sie hielt, hier fehlt. Dennoch hoffen wir, dass der Heilige Geist sie auch in dieser Gestalt segnen kann und segnen wird.
Gehalten am Freitag Morgen, den 24. April 1891.
“Derselbige wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird es von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.“
Joh. 16,14. 15.
“Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem Meinen empfangen und wird es euch zeigen. Alle Dinge, die der Vater hat, sind mein. Darum habe ich gesagt: Er wird es von dem Meinen nehmen und wird es euch zeigen.“ (n. d. engl. Üb.)
Geliebte Freunde, hier habt ihr die Dreieinigkeit, und es ist kein Heil außer durch die Dreieinigkeit. Es muss der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sein. „Alle Dinge, die der Vater hat, sind mein“, spricht Christus, und der Vater hat alle Dinge. Sie waren immer sein; sie sind noch sein, und sie können nicht unser werden, bis sie den Eigentümer ändern, bis Christus sagen kann, „Alle Dinge, die der Vater hat, sind mein“; denn kraft der Stellvertretung Christi, der als Bürge des Bundes steht, sind alle Dinge des Vaters auf den Sohn übergegangen, damit sie durch ihn auf uns übergehen mögen. Denn es ist das Wohlgefallen gewesen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte, und von seiner Fülle haben wir alle empfangen. Aber dennoch sind wir so schwerfällig, dass wir, obwohl die Leitungsröhre an die große Quelle gelegt ist, doch nicht an dieselbe gelangen können. Wir sind lahm, wir vermögen sie nicht zu erreichen, und dann tritt die dritte Person der göttlichen Einheit dazwischen, nämlich der Heilige Geist. Er empfängt von dem, was Christi ist, und übermittelt es alsdann uns. So empfangen wir tatsächlich durch Jesum Christum, von dem Geiste, das, was in dem Vater ist.
Bei Ralph Erskine findet sich in seiner Einleitung zu einer Predigt über den fünfzehnten Vers eine bemerkenswerte Stelle. Er spricht von der Gnade als Honig - Honig zur Aufmunterung der Heiligen, der ihrem Munde und ihrem Herzen Süßigkeit gibt; aber er sagt, dass in dem Vater „der Honig in der Blume sei, die in einer solchen Entfernung von uns ist, dass wir ihn niemals herausziehen könnten.“
In dem Sohn ist der Honig in der Scheibe, bereitet für uns in unserm Immanuel, Gottmenschen, Erlöser, dem fleischgewordenen Wort, der spricht: Alle Dinge, die der Vater hat, sind mein, und mein für euren Gebrauch und Nutzen: der Honig ist in der Scheibe. Aber darauf haben wir den Honig im Munde; der Geist nimmt alle Dinge und macht Gebrauch davon, indem er sie uns zeigt und uns mit Christo essen und trinken und an diesen „allen Dingen“ teilnehmen lässt; ja, nicht nur den Honig essen lässt, sondern die Honigscheibe mit dem Honig; nicht nur seine Wohltaten, sondern „ihn selber“. - Es ist eine äußerst schöne Einteilung des Gegenstandes. Honig in der Blume, in Gott, wie im Verborgenen, aber wirklich da. Es wird nie mehr Honig da sein, als in der Blume ist. Da ist er, aber wie sollen ihr und ich daran gelangen? Wir haben nicht Weisheit genug, die Süßigkeit herauszuziehen. Wir sind nicht wie die Bienen, die im Stande sind, ihn zu finden. Es ist Bienenhonig, aber nicht Menschenhonig.
Doch ihr seht, in Christo wird es Honig in der Honigscheibe, und deshalb ist Christus unserm Geschmack süß, „wie triefender Honigseim“. Zuweilen sind wir so schwach, dass wir nicht die Hand ausstrecken können, diese Honigscheibe zu erfassen, und ach! es gab eine Zeit, wo unser Gaumen so verderbt war, dass wir Bitteres vorzogen und es für süß hielten. Aber nun ist der Heilige Geist gekommen, wir haben den Honig im Munde und besitzen den Geschmack, der ihn zu genießen weiß; ja, wir haben ihn nun so lange genossen, dass er in unsern Organismus eingedrungen ist und wir süß vor Gott geworden sind; seine Süßigkeit ist durch diese seltsame Methode in uns übergeführt.
Geliebte Freunde, ich brauche euch nicht zu sagen, lasst das Dasein der Dreieinigkeit stets deutlich hervortreten in eurem Predigtamte. Gedenkt daran, ihr könnt nicht beten. ohne die Dreieinigkeit. Wenn das volle Werk des Heils eine Dreieinigkeit verlangt, so tut das auch jeder Atemzug, durch den wir leben. Ihr könnt euch dem Vater nicht nahen, ausgenommen durch den Sohn und durch den Heilige Geist. Es gibt unzweifelhaft in der Natur eine Dreieinigkeit. Sicherlich macht sich im Reiche der Natur das Bedürfnis nach einer Dreieinigkeit beständig geltend, und wenn wir in den Himmel kommen, werden wir vielleicht völliger verstehen, was die Dreieinigkeit in Einheit bedeutet. Wenn es indes etwas, ist, was niemals verstanden werden kann, so werden wir es wenigstens mit mehr Liebe erfassen und werden uns völliger freuen, wenn die drei Töne unsers Lobgesanges in vollkommener Harmonie emporsteigen zu ihm, der Einer und unteilbar ist und dennoch Drei ist, auf ewig hochgelobt, Vater, Sohn und Heilige Geist, ein Gott.
Nun kommen wir zu dem Punkte, den ich euch heute Morgen erklären wollte, obwohl ich es nicht tun kann, sondern er es tun muss. Wir müssen hier sitzen und den Text an uns selber vollzogen sehen. Er wird mich verherrlichen. Er wird von dem Meinen nehmen und wird es euch zeigen.“ Möchte es eben jetzt so sein!
Zuerst, was der Heilige Geist tut: „Er wird es von dem Meinen nehmen und wird es euch zeigen.“ Zweitens, was der Heilige Geist bezweckt und wirklich ausführt: „Er wird mich verherrlichen.“ Und dann drittens, wie er der Tröster ist, indem er dieses beides tut. Es ist der Tröster, der dies tut, und wir werden unsern reichsten, sichersten Trost in diesem Werke des Heilige Geistes finden, der von den Dingen Christi nehmen und sie uns zeigen wird.
Es ist klar, geliebte Freunde, dass der Heilige Geist es mit dem zu tun hat, was Christi ist. Wie unser Bruder Archibald Brown sagte, als er soeben das Kapitel erklärte: er strebt nicht nach Originalität. Er hat mit dem zu tun, was Christi ist. Alles, was Christus von seinem Vater gehört hatte, machte er uns bekannt. Er blieb bei dem. Und jetzt nimmt der Heilige Geist von dem, was Christi ist und von nichts anderem. Lasst uns nicht nach irgend etwas Neuem streben. Der Heilige Geist könnte alles nehmen im Himmel droben oder in der Erde drunten die Geschichte vergangener Zeitalter, die Geschichte zukünftiger Zeitalter, die innern Geheimnisse der Erde, die Entwicklung aller Dinge, wenn eine Entwicklung da ist. Alles dies könnte er tun. Gleich dem Meister könnte er jedes Thema behandeln, was ihm gefiele; aber er beschränkt sich auf das, was Christi ist, und darin findet er unaussprechliche Freiheit und schrankenlosen Spielraum.
Denkst du, lieber Freund, dass du weiser sein kannst, als der Heilige Geist? Und wenn seine Wahl eine weise ist, wird die deinige weise sein, wenn du beginnst, von den Dingen zu nehmen, die zu etwas anderem oder die jemandem anders gehören? Du wirst den Heilige Geist dir nahe haben, wenn du von den Dingen Christi empfängst; aber da von dem Heilige Geist gesagt wird, dass er niemals etwas anderes empfängt, so wirst du, wenn du andere Dinge am Sabbat behandelst, sie allein behandeln, und die Kanzel ist eine traurige Einöde, selbst mitten in einer Menge, wenn der Heilige Geist nicht bei dir ist. Du magst, wenn es dir gefällt, eine Theologie aus deinem eignen großen Gehirn ausdenken; aber der Heilige Geist ist dabei nicht mit dir. Und merke dir! es gibt einige von uns, die entschlossen sind, bei dem zu bleiben, was Christi ist und es fortwährend zu predigen, so weit er uns dazu in Stand setzt, und wir fühlen, dass wir mit dem göttlichen Geiste in so gesegneter Gesellschaft sind, dass wir euch nicht jenen weitern Gedankenkreis beneiden, falls ihr ihn vorzieht.
Der Heilige Geist ist und wirkt und lehrt noch stets in der Kirche; aber wir haben einen Prüfstein, wobei wir erkennen, ob das, was die Leute für Offenbarung ausgeben, Offenbarung ist oder nicht: „Er wird von dem Meinen empfangen.“ Der Heilige Geist will niemals weiter gehen als das Kreuz und das Kommen des Herrn. Er will nicht weiter gehen als das, was Christum betrifft. „Er wird von dem Meinen empfangen.“ Wenn darum jemand mir ins Ohr flüstert, dass ihm dies oder das offenbart worden sei, was ich nicht in den Lehren Christi und seiner Apostel finde, so sage ich ihm, dass wir von dem Heilige Geist gelehrt werden müssen; sein einziger Beruf ist, die Dinge Christi zu behandeln. Wenn wir nicht daran gedenken, so könnten wir uns von seltsamen Einfällen hinreißen lassen, wie viele es getan haben. Wenn einige über andere Dinge reden wollen, so lasst sie; wir aber wollen zufrieden sein, unsre Gedanken und unser Lehren in diesen schrankenlosen Schranken zu halten: „Er wird es von dem Meinen nehmen und wird es euch zeigen.“
Ich stelle mir den Heilige Geist gerne vor, wie er solche Dinge behandelt. Sie scheinen seiner so würdig. Nun ist er unter den Höhen. Nun bewegt sich sein mächtiger Verstand unter den Unendlichkeiten, wenn er es mit Christo zu tun hat, denn Christus ist das ins Endliche gehüllte Unendliche. Ja! Er scheint etwas mehr als unendlich, wenn er ins Endliche kommt, und der Christus von Bethlehem ist weniger zu verstehen, als der Christus in des Vaters Schoße. Er scheint, wenn es möglich wäre, noch über das Unendliche hinaus gegangen zu sein, und der Geist Gottes hat hier Gegenstände, die seiner Größe würdig sind.
Wenn ihr den ganzen Sonntag Morgen an einem Text herumgeschnitzelt habt zu einem Zweck, der auf Nichts hinausläuft, was habt ihr getan? Ein König brachte einen Tag damit zu, dass er versuchte, ein Portrait auf einem Kirschenstein herzustellen - ein König, der Reiche beherrschte; und hier ist ein Prediger, der behauptet, dass er von dem Heiligen Geist berufen sei, von den Dingen Christi zu nehmen, und der doch einen ganzen Morgen unter wertvollen Seelen, die dem Tod entgegen eilen, während er zu ihnen spricht, damit zubringt, einen Gegenstand zu behandeln, bei dem es keines Haares Breite ausmacht, ob es sich so oder anders verhält. O, ahmt dem Heiligen Geist nach! Wenn ihr behauptet, dass er in euch wohnt, so lasst euch durch ihn treiben. Möge es von euch in eurem Maße gesagt werden, wie von dem Heiligen Geist ohne Maß: „Er wird es von dem Meinen empfangen und wird es euch zeigen.“
Aber ferner, was tut der Heilige Geist? Nun, er verkehrt mit schwachen Menschen, ja, er wohnt in uns armen Geschöpfen. Ich kann verstehen, dass der Heilige Geist die Dinge Christi nimmt und sich daran freut; aber das Wunder ist, dass er Christum verherrlicht, indem er kommt und diese Dinge uns zeigt. Und doch, Brüder, wir sind es, unter denen Christus seine Herrlichkeit haben muss. Unsere Augen müssen ihn sehen. Ein angesehener Christus ist wenig herrlich, und die unbekannten Dinge Christi, die ungeschmeckten und ungeliebten Dinge Christi scheinen in hohem Grade ihren Glanz verloren zu haben. Der Heilige Geist, der fühlt, dass es Christum verherrlicht, wenn er einem Sünder sein Heil zeigt, wendet deshalb seine Zeit dazu an und hat sie all' diese Jahrhunderte dazu angewandt, von den Dingen Christi zu nehmen und sie uns zu zeigen. Ach! es ist eine große Herablassung von seiner Seite, sie uns zu zeigen; aber es ist auch ein Wunder. Wenn es berichtet würde, dass plötzlich Steine Leben hätten und Berge Augen und Bäume Ohren, so würde das eine seltsame Sache sein; aber dass uns, die tot und blind und taub in einem furchtbaren Sinne waren - denn das Geistliche ist gewaltiger als das Natürliche - dass uns, mit denen es so weit gekommen war, der Heilige Geist doch noch die Dinge Christi zeigen kann, das ist zu seiner Ehre. Aber er tut es. Er kommt vom Himmel, um bei uns zu wohnen. Lasst uns seinen Namen ehren und loben.
Ich konnte nie mit mir darüber einig werden, was als eine Tat der Herablassung am meisten zu bewundern sei: die Menschwerdung Christi oder die Einwohnung des Heiligen Geistes. Die Menschwerdung Christi ist wunderbar - da er in der menschlichen Natur wohnte; aber, beachtet, der Heilige Geist wohnt in der menschlichen Natur in ihrer Sündigkeit; nicht in der vollkommenen menschlichen Natur, sondern in der unvollkommenen, und er fährt fort, da zu wohnen, nicht in einem Körper, der auf seltsame Weise für ihn besonders gebildet ward und rein und ohne Flecken war, sondern er wohnt in unsern Körpern. Wisst ihr nicht, dass sie die Tempel des Heiligen Geistes sind, die von Natur befleckt waren und in denen trotz seiner Inwohnung noch ein gewisses Maß von Befleckung bleibt? Und dies hat er diese lange Reihe von Jahren getan, nicht in einem Falle nur oder in Tausenden von Fällen, sondern in so vielen, dass kein Mensch sie zählen kann. Er fährt noch immer fort, in Berührung mit der sündigen Menschheit zu kommen. Nicht den Engeln, noch den Seraphim, noch den Cherubim, noch dem Heer derer, die ihre Kleider gewaschen und sie hell gemacht haben in dem Blute des Lammes, zeigt er die Dinge Christi, sondern er wird sie uns zeigen.
Ich setze voraus, dies bedeutet, dass er die Worte unsers Herrn nimmt - die, welche er persönlich und durch seine Apostel sprach. Lasst uns nie jemandem gestatten, das Wort der Apostel von dem Worte Christi zu scheiden. Unser Heiland hat sie zusammengefügt. „Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden.“ Wenn einige beginnen, das apostolische Wort zu verwerfen, so werden sie außerhalb der Zahl derer sein, für die Christus betet; sie schließen sich eben dadurch selber aus. Ich wünschte, dass sie sich ernstlich daran erinnerten, dass das Wort der Apostel das Wort Christi ist. Er weilte nicht lange genug, nachdem er von den Toten auferstanden war, um uns eine weitere Auslegung seines Sinnes und seines Willens zu geben, und er hatte sie nicht vor seinem Tode geben können, weil sie da unangemessen gewesen wäre. „Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.“ Nach der Herabkunft des Heiligen Geistes waren die Jünger vorbereitet, das zu empfangen, was Christus durch seine Knechte Paulus. und Petrus, Jakobus und Johannes sprach. Gewisse Lehren, von denen uns oft stichelnd vorgehalten wird, dass sie nicht von Christo, sondern von seinen Aposteln geoffenbart seien, waren alle von Christo geoffenbart, jedwede derselben. Sie können alle in seiner Lehre gefunden werden, aber sie sind da sehr oft in Gleichnisform vorhanden. Erst, nachdem er in seine Herrlichkeit hinauf gegangen ist und durch seinen Geist ein Volk vorbereitet hat, die Wahrheit völliger zu verstehen, sendet er seine Apostel und spricht: „Geht hin und legt denen, die ich aus der Welt erwählt habe, den Sinn alles dessen aus, was ich gesagt habe.“ Der ganze Sinn ist da, grade wie das ganze Neue Testament in dem Alten ist, und zuweilen habe ich gedacht, dass das Alte Testament, anstatt weniger inspiriert zu sein, als das Neue, mehr inspiriert ist. Die Dinge sind, wenn möglich, enger zusammengepackt im Alten, als im Neuen. Es liegt eine Fülle von Bedeutung in einer einzigen inhaltschweren Zeile des Alten Testaments, und mit Christi Worten ist es gerade ebenso. Er ist das Alte Testament, an das sich die Episteln schließen wie eine Art Neuen Testaments; aber sie sind alle eins und unteilbar; sie können nicht getrennt werden.
Nun wohl, die Worte Jesu und die Worte seiner Apostel sollen uns durch den Heiligen Geist ausgelegt werden. Wir werden nie in das Innerste ihrer Bedeutung eindringen ohne seine Unterweisung. Wir werden überhaupt ihre Bedeutung nie erfassen, wenn wir anfangen, über die Worte zu streiten und zu sagen: „Nein, ich kann die Worte nicht annehmen.“ Wenn ihr nicht die Schale haben wollt, so werdet ihr niemals das Küchlein haben. Es ist unmöglich. „Die Worte sind nicht inspiriert,“ sagt man. Hier steht ein Mann als Zeuge vor Gericht, er hat geschworen, dass er die Wahrheit sagen will und behauptet, es getan zu haben; nun kommt das Kreuzverhör, und er sagt: „Ja, ich habe die Wahrheit gesprochen, aber ich stehe nicht zu meinen Worten.“ Der kreuzverhörende Anwalt hat eine gewisse Behauptung von ihm angeführt. Der Zeuge sagt: „O, ich beschwöre nicht die Worte, das wissen Sie.“ Die Frage wird getan: „Was beschwören Sie denn? Es ist nichts anders da. Wir wissen nichts von Ihrer Meinung. Alles, was Sie beschworen haben, müssen Ihre Worte sein.“ Was der Mensch aber meint, ist dies, dass er ein Lügner ist; er ist ein Meineidiger. Ich sage nicht mehr, als der gesunde Verstand euch eingeben würde, wenn ihr in einem Gerichtshofe sitzt. Nun, wenn ein Mann sagt: „Ich habe die Wahrheit gesprochen, aber doch beschwöre ich nicht die Worte;“ was bleibt dann übrig? Wenn wir keine Inspiration in den Worten haben, so haben wir eine ungreifbare Inspiration, die uns zwischen den Fingern wegfließt und nichts zurücklässt.
Nun, nehmt die Worte und streitet nie darüber. Indes, in die Seelenfülle ihrer Bedeutung könnt ihr nicht eindringen, bis der Heilige Geist euch hineinführt. Die, welche sie für euch schrieben, verstanden in vielen Fällen nicht völlig, was sie schrieben. Es gab einige von ihnen, die fragten und fleißig forschten, um zu wissen, was für Dinge es seien, wovon der Heilige Geist zu ihnen geredet hatte und von denen er sie hatte reden lassen. Und ihr, zu denen die Worte kommen, werdet dasselbe zu tun haben. Ihr müsst hingehen und sagen: „Großer Meister, wir danken dir von ganzem Herzen für das Buch, und wir danken dir, dass du das Buch in Worte gefasst hast; aber nun, guter Meister, wir wollen nicht über den Buchstaben spitzfindig streiten wie die Juden und die Rabbiner und die alten Schriftgelehrten es taten, und darüber den Sinn deiner Worte verlieren. Tue weit die Tür der Worte auf, dass wir in den verborgenen innern Sinn hineindringen, und lehre uns dies, wir bitten dich. Du hast den Schlüssel. Führe uns hinein.“
Liebe Freunde, wenn ihr ein Schriftwort zu verstehen wünscht, so sucht immer, das Original zu lesen. Fragt einen, der studiert hat, nach dem Sinn des Originals; aber gedenkt daran, dass der schnellste Weg in den Spruch hinein das Gebet in dem Heilige Geist ist. Betet das Kapitel über. Ich habe kein Bedenken zu sagen, dass, wenn ihr das Kapitel auf den Knien lest und bei jedem Worte zu ihm aufblickt, der es gegeben, euch weit mehr Licht über den Sinn zu Teil werden wird, als bei irgend einer andern Methode des Studierens. „Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er es empfangen und wird es euch zeigen.“ Er wird euch des Meisters Botschaft wiederum bringen in der Fülle ihrer Bedeutung.
Aber ich denke nicht, dass dies alles ist, was der Text besagt. „Er wird es von dem Meinen empfangen.“ Im nächsten Verse sagt der Herr weiter: „Alle Dinge, die der Vater hat, sind mein“. Ich denke deshalb, der Spruch bedeutet, dass der Heilige Geist uns die Dinge Christi zeigen wird. Hier ist ein Spruch für uns „Die Dinge Christi.“ Christus spricht, als wenn er zu der Zeit keine Dinge hätte, die besonders sein eigen wären, denn er war noch nicht gestorben; er war noch nicht auferstanden; er bat noch nicht als der große Fürsprecher im Himmel: alles das war noch zukünftig. Aber doch spricht er: „Schon jetzt sind alle Dinge, die der Vater hat, mein: alle seine Eigenschaften, all' seine Herrlichkeit, all' seine Ruhe, all' sein Glück, all' seine Seligkeit. Alles das ist mein, und der Heilige Geist wird es euch zeigen.“
Aber ich möchte fast meinen Text in einem andern Lichte lesen; denn Christus ist gestorben und auferstanden und in die Höhe gefahren, und siehe, er kommt. Seine Wagen sind auf dem Wege. Nun, es sind einige Dinge da, die der Vater hat und die Jesus Christus hat, die wahrhaft die Dinge Christi sind, in besonderem Sinne die Dinge Christi, und mein Gebet ist, dass ihr und ich, Prediger des Evangeliums, diesen Spruch in uns erfüllt sehen: „Er wird von dem Meinen meinen Dingen nehmen und wird sie euch zeigen.“
Gesetzt, liebe Brüder, dass wir hingehen, das Wort wiederum zu predigen, und der Heilige Geist uns unsern Meister in seiner Gottheit zeigt. O, wie werden wir ihn als göttlich predigen - wie gewisslich kann er unsre Zuhörer segnen! Wie sicher muss er im Stande sein, sich alle Dinge zu unterwerfen, da er wahrer Gott vom wahren Gott ist! Es ist ebenso lieblich, ihn als Menschen zu sehen. O, dass ich Christi Menschheit sähe, wie der Geist sie sieht! dass ich deutlich wahrnähme, dass er Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch ist und dass er in seiner unendlichen Huld Erbarmen mit mir haben und an meinen armen Hörern und den beunruhigten Gewissen um mich her arbeiten will; dass ich immer noch zu ihnen gehen kann und ihnen erzählen von einem, der Mitleiden haben kann mit ihrer Schwachheit, da er allenthalben versucht ist, gleichwie sie es noch sind! O meine Brüder, wenn wir einmal, nein, jedes Mal, ehe wir predigen, Christum in seiner göttlichen und menschlichen Natur erblicken und frisch von dieser Vision herabkommen und von ihm reden, was für ein glorreiches Predigen wird es für unsere Hörer sein!
Es ist etwas Glorreiches, wenn der Heilige Geist uns die Ämter Christi zeigt, aber besonders sein Amt als Heiland. Ich habe oft zu ihm gesagt: „Du musst meine Hörer erretten. Es ist nicht meine Sache. Ich habe mich nie als einen Erretter eingeführt oder über meine Tür gesetzt, dass ich ein Heiland sei; aber du hast die Lehrzeit für dies Geschäft durchgemacht. Du hast es durch Erfahrung gelernt und beanspruchst es als deine Ehre. Du bist erhöht, ein Fürst und ein Heiland zu werden. Tue dein eignes Werk, mein Herr.“ Ich nahm diesen Spruch und gebrauchte ihn neulich am Sonntag Abend bei Sündern, und ich weiß, dass Gott es segnete, als ich zu ihnen sagte: „Möge der Heilige Geist euch zeigen, dass Christus ein Heiland ist! Ein Arzt erwartet nicht, dass ihr Entschuldigungen macht, wenn ihr zu ihm kommt, weil ihr krank seid, denn er ist ein Arzt und er hat euch nötig, um seine Kunst zu zeigen; ebenso ist Christus ein Heiland, und ihr braucht euch nicht zu entschuldigen, wenn ihr zu ihm geht, weil er kein Heiland und Erretter sein kann, wenn nicht jemand zum Erretten da ist.“ Die Sache ist, Christus kann keinen von uns erfassen außer bei seiner Sünde. Der Berührungspunkt zwischen dem Arzt und dem Kranken ist die Krankheit. Unsere Sünde ist der Berührungspunkt zwischen uns und Christo. O, dass der Geist Gottes von den göttlichen Ämtern Christi nehmen wollte, besonders von dem Heilandsamt, und es uns zeigen!
Zeigte der Heilige Geist euch jemals diese Dinge Christi, nämlich seine Bundesverpflichtungen? Als er seine Hand in die des Vaters legte, gab er das Versprechen, dass er viele Kinder zur Herrlichkeit führen wollte, dass er von denen, die der Vater ihm gegeben, keinen verlieren wolle, sondern dass sie errettet werden sollten; denn er hat die Verpflichtung gegen seinen Vater, seine Erwählten heimzubringen. Wenn die Schafe wiederum unter der Hand Dessen durchzugehen haben, der sie zählt, so werden sie eins nach dem andern unter den Stab kommen und jedes wird das Blutzeichen an sich tragen, und er wird niemals ruhen, bis die Zahl in der himmlischen Herde der Zahl in dem Buche entspricht. So glaube ich, und es ist mir köstlich erschienen, wenn mir dies gezeigt ward, ehe ich zum Predigen ging. Es ist ein trüber, dunkler, feuchter, nebliger Morgen. Nur wenige sind anwesend. Ja, aber es sind Auserlesene, die Gott verordnet hat, da zu sein, und es wird die rechte Zahl sein. Ich soll predigen, und einige werden errettet werden. Wir gehen nicht aufs Ungefähr aus, sondern, geleitet von dem Geiste Gottes, gehen wir mit einer lebendigen Gewissheit, dass Gott ein Volk hat, welches Christus verbunden ist, heimzubringen, und heimbringen wird er es, und während er das sehen wird, wofür seine Seele gearbeitet hat, wird sein Vater sich über jeden Einzelnen freuen. Wenn ihr davon eine klare Ansicht erlangt, so wird es euch Festigkeit geben und euch stark machen. „Er wird von dem Meinen nehmen und wird euch meine Bundesverpflichtungen zeigen, und wenn ihr sie seht, werdet ihr getröstet werden.“
Aber Geliebte, der Heilige Geist nimmt auch das, was ganz besonders Christi ist, nämlich seine Liebe, und zeigt euch diese. Wir haben sie gesehen, zu Zeiten lebhafter gesehen, als zu andern Zeiten. Aber wenn das volle Licht des Heilige Geistes auf die Liebe Christi konzentriert und unser Sehvermögen zu seiner äußersten Fähigkeit erweitert wäre, so würde es ein Anblick sein, den der Himmel selber nicht übertreffen könnte. Wir würden mit unserer Bibel vor uns in unserm Studierzimmer sitzen und fühlen: „Nun, hier ist ein Mensch, ob in dem Leibe oder außer dem Leibe, weiß ich nicht. Aber dieser Mensch ist entzückt bis in den dritten Himmel.“ „O, die Liebe Christi in dem Lichte des Heiligen Geistes sehen!“ Wenn sie uns so geoffenbart wird, so sehen wir nicht nur die Oberfläche, sondern die Liebe Christi selber. Ihr wisst, dass wir, genau genommen, noch niemals etwas gesehen haben. Wir sehen nur den Schein der Dinge, das von ihnen zurückgeworfene Licht; das ist alles, was wir sehen. Aber der Heilige Geist zeigt uns die nackte Wahrheit, das Wesen der Liebe Christi, und was dieses Wesen ist diese Liebe ohne Anfang, ohne Wechsel, ohne Grenzen, ohne Ende, und diese Liebe seinem Volke zugewandt, aus Beweggründen, die nur in ihm selber liegen und aus keinem Beweggrund ab extra was das sein muss, welche Zunge kann das aussprechen? O, es ist ein entzückender Anblick! Ich denke, wenn ein Anblick noch wunderbarer sein könnte, als die Liebe Christi, so würde es das Blut Christi sein.
„Wir reden viel von Jesu Blut,
Doch wenig können wir's verstehen!“
Es ist der Höhepunkt Gottes. Ich weiß nichts Göttlicheres. Mir scheint, als wenn all' die ewigen Ratschläge bis zu dem Blut am Kreuz hinauf gingen und dann von dem Blut am Kreuz bis zu der erhabenen Vollendung aller Dinge reichten. O, der Gedanke, dass er Mensch ward! Gott hat Geister gemacht, reine Geister, verkörperte Geister, und dann die Körperwelt, und darauf, als wenn er alles in eins zusammenfassen wollte, verbindet Gott sich mit dem Körperlichen und trägt den Staub an sich, eben wie wir ihn tragen, und dann geht er hin und erlöst in dieser Gestalt sein Volk von allem Bösen ihrer Seele, ihres Geistes und ihres Körpers, indem er ein Leben hingibt, das menschlich war und doch so in Verbindung mit dem göttlichen, dass wir mit Recht von dem Blute Gottes“ sprechen. Schlagt das zwanzigste Kapitel der Apostelgeschichte auf und lest, wie der Apostel Paulus es ausdrückt: „Zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat.“ Ich glaube, dass unser Dichter nicht unrecht hat, wenn er sagt „Gott, der liebte und starb“. Es ist eine unrichtige Genauigkeit, eine absolut genaue Unrichtigkeit. So muss es immer sein, wenn der Endliche von dem Unendlichen spricht. Es war ein wundervolles Opfer, das die Sünde und alle Spuren, die möglicherweise von ihr übrig bleiben konnten, völlig zu vertilgen, zu vernichten und auszulöschen vermochte, denn er hat dem Übertreten gewehrt, die Sünde zugesiegelt, die Missetat versöhnet und die ewige Gerechtigkeit gebracht.“ Ach, liebe Freunde! Ihr habt dies gesehen, nicht wahr? aber ihr habt noch mehr davon. zu sehen, und wenn wir in den Himmel kommen, werden wir wissen, was dies Blut bedeutet, und wie kräftig werden wir singen: „Der uns geliebt hat und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut!“ Wird jemand dort sagen: „Ist das nicht die Religion der Fleischbank?“ wie sie es lästerlicher weise nennen. Ah, meine Freunde! die werden sich finden, wo sie wünschen werden, sie hätten „die Religion der Fleischbank“ geglaubt, und ich denke, es wird gleich Wachholderkohlen in die Seele jedes Menschen, der je so zu reden gewagt hat, hineinbrennen, dass er dem Blut Gottes Trotz geboten und so durch sein eigenes eigenwilliges Tun auf ewig verworfen ist.
Möge der Heilige Geist uns Gethsemane und Gabbatha und Golgatha zeigen! und möge es ihm dann gefallen, uns das sehen zu lassen, was unser Herr jetzt tut! O, wie würde es euch aufmuntern, in Zeiten, wo ihr niedergeschlagen seid, wenn ihr ihn nur stehen und für euch bitten sähet! Meinst du nicht, wenn deine Frau hinsiechte und dein Kind krank wäre und nur kärgliche Nahrung mehr im Brotschrank sich befände, und du dann aus der Hintertür hinausträtest und ihn sähst mit dem Brustschild, an dem alle Namen glänzen, und dein Name darunter, und er für dich bäte, so würdest du hineingehen und sprechen: „Nun, Frau, es ist alles gut. Er betet für uns?“ O, es würde ein Trost sein, wenn der Heilige Geist dir einen fürbittenden Christus zeigte! Und dann der Gedanke, dass er ebenso wohl herrscht wie fürbittet. Er ist zur Rechten Gottes, des Vaters, der alle Dinge unter seine Füße getan hat. Und er wartet, bis der letzte Feind da liegen wird. Nun, ihr fürchtet euch nicht vor denen, die euch geschmäht und euch widerstanden haben, nicht wahr? Gedenkt daran, er hat gesprochen: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und lehrt alle Völker, und siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“
Ferner, und als das Beste von allem, möge der Heilige Geist euch einen klaren Einblick in sein Kommen geben. Dies ist unsre glänzendste Hoffnung: „Siehe, er kommt!“ Je kühner der Widersacher wird und je weniger Glaube da ist und wenn der Eifer fast erloschen scheint, dies sind Zeichen seines Kommens. Der Herr sagte dies immer, und dass er nicht kommen würde, es sei denn, dass zuvor der Abfall käme, und deshalb wollen wir, je dunkler die Nacht und je heftiger der Sturm wird, um so mehr daran gedenken, dass er auf dem galiläischen Meer auf den Wellen in der Nacht zu ihnen kam, als der Sturm am wütendsten war. O, was werden seine Feinde sagen, wenn er kommt? Wenn sie die Nägelmale des Verherrlichten sehen und den Mann mit der Dornenkrone wenn sie ihn wirklich kommen sehen - sie, die sein Wort verachtet haben und sein ewig-gesegnetes Blut, wie werden sie vor dem Angesicht der beschimpften Liebe fliehen! Und wir dagegen werden durch seine unendliche Barmherzigkeit sprechen: „Dies ist es, was der Heilige Geist uns zeigte, und nun sehen wir es buchstäblich. Wir danken ihm für das, was er uns zum Voraus von dieser seligen Vision sehen ließ.“
Ich bin noch nicht mit dem ersten Teil fertig, weil ein Punkt da ist, von dem ich wünsche, dass ihr daran gedenkt. Wenn der Heilige Geist von den Dingen Christi nimmt und sie uns zeigt, so hat er einen Zweck bei diesem Tun. Ihr werdet, hoffe ich, nicht lachen, wenn ich euch an das erinnere, was die kleinen Knaben zuweilen in der Schule tun. Ich habe einen Knaben einen Apfel aus der Tasche ziehen sehen und zu seinem Kameraden sagen hören: „Siehst du diesen Apfel?“ „Ja,“ sagt der andere. „Dann darfst du mich ihn essen sehen.“ Aber der Heilige Geist ist kein Tantalus, der von den Dingen Christi nimmt und sie uns zeigt, um unsrer zu spotten. Nein, er spricht: „Siehst du diese Dinge? Wenn du sie sehen kannst, so darfst du sie haben.“ Sprach nicht Christus selber: „Blickt auf mich, so werdet ihr errettet, alle Enden der Erde.“ Blicken gibt euch ein Anrecht, und wenn ihr ihn sehen könnt, so ist er euer. Es ist in dieser Hinsicht mit euch, wie es mit Jakob war. Ihr wisst, Jakob legte sich nieder und schlief ein, und der Herr sprach zu ihm: „Das Land, da du auf liegst, will ich dir geben.“ Nun, wohin ihr auch geht, durch die ganze heilige Schrift, wenn ihr einen Ort zu finden vermögt, wo ihr euch niederlegen könnt, so ist er euer. Wenn ihr auf einer Verheißung schlafen könnt, so ist diese Verheißung euer. „Hebe deine Augen auf,“ sprach Gott zu Abraham, und siehe von der Stätte an, da du wohnst, gegen Mitternacht, gegen den Mittag, gegen den Morgen und gegen den Abend: denn all' das Land, das du siehst, will ich dir geben.“ Der Herr vermehre das heilige Schauen unsers freudigen Glaubens; denn ihr seht nichts, was ihr nicht auch genießen dürftet; alles, was in Christo ist, ist für euch da.
„Er wird mich verherrlichen.“
Ach, Brüder! der Heilige Geist kommt nie, uns zu verherrlichen oder eine Denomination zu verherrlichen und auch nicht einmal, denke ich, um eine systematische Zusammenstellung von Lehren zu verherrlichen. Wenn wir im Einklang mit ihm sein wollen, so müssen wir predigen, um Christum zu verherrlichen. Mögen wir niemals den Gedanken haben: „Ich will diese kleine Stelle einschieben, sie wird Eindruck machen. Die Freunde werden fühlen, dass die Beredsamkeit noch nicht ganz ausgestorben ist, dass Demosthenes wiederum lebt in diesem Dorfe.“ Nein, nein. Ich würde sagen: „Bruder, obwohl die Stelle außerordentlich schön ist, streiche sie ohne Barmherzigkeit aus; denn wenn du einen derartigen Gedanken dabei gehabt hast, so tust du besser, dich nicht durch den Gebrauch derselben in Versuchung zu begeben.“ „Ja, dies ist ein prachtvoller Ausspruch! Ich weiß nicht, wo ich ihn gefunden habe, oder ob er mein eigen ist. Ich fürchte, die meisten unserer Freunde werden ihn nicht verstehen, aber er wird ihnen das Gefühl geben, dass sie einen tiefen Denker auf der Kanzel haben.“ Nun wohl, er mag sehr bewundernswert sein, und ferner, es mag sehr recht sein, ihnen diese köstliche Stelle zu geben; aber wenn du diesen Gedanken dabei hast, streiche sie aus. Sprich: „Nein, nein, nein! Wenn es nicht bestimmt mein Zweck ist, Christum zu verherrlichen, so bin ich nicht im Einklang mit dem Zweck des Heiligen Geistes und kann nicht seine Hilfe erwarten. Wir werden nicht in derselben Richtung ziehen, und deshalb will ich nichts haben, von dem ich nicht sagen kann, dass ich es einfach, aufrichtig und einzig sage, um Christum zu verherrlichen.“
Wie verherrlicht der Heilige Geist denn Christum? Es ist sehr schön zu denken, dass er Christum verherrlicht, indem er die Dinge Christi zeigt. Wenn ihr einem Manne Ehre antun wolltet, würdet ihr ihm vielleicht ein Geschenk geben, um sein Haus zu schmücken. Aber hier, wenn ihr Christum verherrlichen wollt, so müsst ihr hingehen und die Dinge aus Christi Hause nehmen, „die Dinge Christi“. Wenn wir Gott zu loben haben, was tun wir? Wir sagen einfach, was er ist. „Du bist dies und du bist das.“ Es gibt kein anderes Lob. Wir können nicht anders woher etwas holen und es Gott bringen; sondern die Lobpreisungen Gottes sind einfach Tatsachen, die ihn selbst betreffen. Wenn ihr den Herrn Jesus Christus lobpreisen wollt, so erzählt den Menschen von ihm. Nehmt von den Dingen Christi und zeigt sie dem Volke, so werdet ihr Christum verherrlichen. Ach! ich weiß, was ihr tun werdet. Ihr werdet Worte zusammenweben und sie formen und modeln in staunenswerter Art, bis ihr ein schönes literarisches Erzeugnis hervorgebracht habt. Wenn ihr das sorgfältig getan, so steckt es ins Feuer unter den Backofen und lasst es brennen. Möglicherweise könnt ihr helfen, Brot dabei zu backen. Brüder, es ist besser, zu sagen, was Christus ist, als zehntausend schöne Worte des Lobes über ihn zu erfinden. „Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er es empfangen und wird es euch zeigen.“
Weiter, ich denke, dass der hochgelobte Geist Christum verherrlicht, indem er uns die Dinge Christi als Christi zeigt. O, Vergebung zu erhalten! Ja, es ist etwas Großes; aber diese Vergebung in seinen Wunden zu finden, das ist etwas Größeres! O, Frieden zu erlangen! Ja, aber diesen Frieden in dem Blute seines Kreuzes zu finden! Brüder, lasst das Blutzeichen sehr sichtbar an allen euren Gütern sein. Sie sind alle mit dem Blut des Kreuzes bezeichnet; aber zuweilen denken wir so viel an die Süßigkeit des Brotes oder an die Kühle des Wassers, dass wir vergessen, woher sie kamen und wie sie kamen, und dann fehlt ihnen die köstlichste Würze. Dass es von Christo kam, ist das Beste an dem Besten, das je von Christo kam. Dass er mich errettet, ist besser noch, als mein Errettetsein. Es ist etwas Gesegnetes, zum Himmel zu gehen; aber ich weiß nicht, ob es nicht noch besser ist, in Christo sein und so als Folge davon in den Himmel zu kommen. Er selber ist es und das, was von ihm selber kommt, was das Beste von allem wird, weil es von ihm selber kommt. So wird der Heilige Geist Christum verherrlichen, indem er uns sehen lässt, dass diese Dinge Christi in der Tat Christi sind und vollständig Christi und immer noch in Verbindung mit Christo, und dass wir sie nur genießen, weil wir in Verbindung mit Christo sind.
Dann wird in dem Text gesagt: „Er wird mich verherrlichen, denn er wird von dem Meinen nehmen und wird es euch zeigen.“ Ja, es verherrlicht in der Tat Christum, wenn der Heilige Geist uns Christum zeigt. Wie oft habe ich gewünscht, dass Männer von großen Gaben bekehrt werden möchten! Ich habe gewünscht, dass wir einige Miltone haben könnten und ähnliche Männer, die von der Liebe Christi sängen; einige mächtige Männer, die Politik und dergleichen lehren und die ihre Talente der Predigt des Evangeliums widmeten. Warum ist es nicht so? Nun, weil der Heilige Geist nicht zu denken scheint, dass dies die Weise sein würde, Christum aufs Höchste zu verherrlichen, und er zieht als eine bessere Arbeit es vor, uns gewöhnliche Menschen zu nehmen und die Dinge Christi zu nehmen und sie uns zu zeigen. Er verherrlicht Christum, und gelobt sei sein Name, dass meine trüben Augen je seine unendliche Lieblichkeit schauen durften; dass je solch ein Elender wie ich, der alles verstehen kann, nur das nicht, was ich verstehen sollte, in Stand gesetzt ward, die Höhen und die Tiefen zu begreifen und zu wissen mit allen Heiligen die Liebe Christi, die alle Erkenntnis übertrifft. Ihr seht jenen klugen Knaben in einer Schule. Nun, es will nicht viel sagen, wenn der Lehrer einen guten Schüler aus ihm macht. Aber hier ist einer, der als ein guter Schüler sich auszeichnet, und seine Mutter sagt, er sei der größte Tölpel in der Familie gewesen. Alle seine Schulkameraden sagen: „Er war Zielscheibe unserer Neckereien. Er schien gar keinen Verstand zu haben, aber unser Lehrer brachte irgendwie Verstand in ihn hinein und machte, dass er lernte, was ihm früher ganz unmöglich schien.“ Fast scheint es, als wenn gerade unsere Torheit und Unfähigkeit und unser geistlicher Tod wenn der Heilige Geist uns die Dinge Christi zeigt zur Vermehrung der großen, von dem Heilige Geist bezweckten Verherrlichung Christi beitragen wird.
Ferner, geliebte Brüder, da es zur Ehre Christi ist, dass seine Dinge den Menschen gezeigt werden, so will er sie uns zeigen, damit wir hingehen und sie andern zeigen. Dies können wir nicht tun, außer wenn er mit uns ist und die andern sehend macht; aber er will mit uns sein, während wir andern erzählen, was er uns gelehrt hat, und so wird der Heilige Geist wirklich andern zeigen, während er uns zeigt. Noch ein Zweites wird aus diesem Dienste entspringen, denn uns wird geholfen werden, die rechten Mittel zu brauchen, um andere dahin zu bringen, die Dinge Christi zu sehen.
Unsere Zeit ist fast dahin, aber ich muss doch eben darauf hindeuten, wie er drittens in diesen beiden Dingen unser Tröster ist.
Er ist es erstens aus diesem Grunde, dass kein Trost in der Welt einem Anblick von Christo gleich kommt. Er zeigt uns die Dinge Christi: O Brüder, wenn ihr arm seid und der Heilige Geist euch zeigt, dass Christus nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte, was für ein Anblick für euch! Und wenn ihr krank seid und der Heilige Geist euch dann zeigt, was für Leiden Christus erduldete, was für einen Trost erhaltet ihr dann! Wenn euch die Dinge Christi gezeigt werden, jedes der Lage gemäß, in der ihr euch befindet, wie schnell seid ihr von eurem Schmerz befreit!
Und dann, wenn der Heilige Geist Christum verherrlicht, so ist das die Heilung für jede Art von Schmerz. Ich mag euch früher erzählt haben, aber ich kann nicht umhin, euch wiederum zu erzählen, dass ich vor vielen Jahren nach dem schrecklichen Unfall in Surrey Hall auf das Land gehen. musste und mich ganz ruhig verhalten. Der bloße Anblick der Bibel machte mich weinen. Ich konnte mich nur ganz allein in dem Garten aufhalten, und mir war schwer und trübe zu Sinn, denn es waren Menschen bei dem Unfall getötet, und ich war selber halb tot; ich erinnere mich, auf welche Weise ich wieder Trost erhielt und den Sonntag, nachdem ich genesen war, predigte. Ich war in dem Garten umhergegangen und stand unter einem Baume. Wenn er noch jetzt da wäre, so würde ich ihn erkennen; und da kamen mir die Worte ins Gedächtnis: „Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zu einem Fürsten und Heiland.“ „O,“ dachte ich, „ich bin nur ein gemeiner Soldat. Wenn ich in einem Graben sterbe, so kümmert es mich nicht. Der König ist geehrt. Er gewinnt den Sieg“, und ich war wie jene französischen Soldaten in den alten Zeiten, die den Kaiser liebten; ihr wisst, wenn sie im Sterben lagen und der Kaiser vorbeiritt, richtete der Verwundete sich auf seinem Ellbogen auf und rief noch einmal: „Vive l'Empereur!“, denn der Kaiser war in seinem Herzen eingegraben. Und so ist es, dessen bin ich gewiss, mit einem Jeden von euch, meine Kameraden, in diesem heiligen Kriege. Wenn unser Herr und König erhöht ist, dann lasst andre Dinge gehen, welchen Weg sie wollen: wenn er erhöht ist, dann macht es nichts aus, was aus uns wird. Wir sind eine Schar Pigmäen; alles ist gut, wenn er erhöht ist. Gottes Wahrheit ist sicher, wir sind vollkommen willig, vergessen zu werden, verlacht, verleumdet oder was sonst den Menschen gefällt. Seine Sache ist sicher und der König ist auf dem Thron. Hallelujah! Gelobt sei sein Name.