Spurgeon, Charles Haddon - 17. Das Evangelium des Reiches - Kapitel 17

(Unser König wird verklärt. V. 1-13.)

1.2.Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und führte sie beiseits auf einen hohen Berg; und ward verklärt vor ihnen; und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß als ein Licht.

Waren diese “sechs Tage“ der ruhige Zwischenraum einer Woche, in dem unser Herr sich auf den eigentümlichen Vorgang auf dem “hohen Berg beiseits“ vorbereitete? Wußte die kleine Gesellschaft von Dreien von dem einen Sabbat zu dem andren, daß eine solche erstaunliche Freude ihrer wartete? Die Drei waren erwählt aus den Erwählten und durften sehen, was kein andrer in der Welt sehen durfte. Ohne Zweifel hatte der Herr Gründe für seine Wahl, wie Er sie für jede Wahl hat, die Er trifft, aber Er enthüllt sei uns nicht. Dieselben drei schauten den Todeskampf im Garten; vielleicht war der erste Anblick nötig, ihren Glauben bei dem zweiten aufrecht zu halten.

Den Namen des „hohen Berges“ kann man nicht wissen, denn die, welche die Örtlichkeit kannten, haben keine Nachricht darüber hinterlassen. Tabor, wenn ihr wollt; Hermon, wenn ihr das vorzieht. Niemand kann entscheiden. Es war ein einsamer und hoher Berg.

Während Er im Gebet war, strahlte sein Glanz hervor. Sein Angesicht, von seiner eignen inneren Herrlichkeit erleuchtet, wurde eine Sonne, und seine Kleider, gleich Wolken, die von dieser Sonne beschienen, wurden weiß wie das Licht selber. “Er ward verklärt vor ihnen.“ Er allein war der Mittelpunkt von dem, was sie sahen. Es war eine wunderbare Enthüllung der verborgenen Natur des Herrn Jesu. Da ward auf eine Weise das Wort des Johannes erfüllt: „Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.“

Die Verklärung fand nur einmal statt; ein besonderes Schauen der Herrlichkeit Christi genießt man nicht jeden Tag. Unsre höchste Freude auf Erden ist, Jesum zu sehen. Es kann keine größere Seligkeit im Himmel sein; aber wir werden besser im stande sein, diese überaus große Seligkeit zu ertragen, wenn wir die Bürde des Fleisches abgelegt haben.

3. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elias, die redeten mit Ihm.

So hatten das Gesetz und die Propheten, “Mose und Elias“, Verkehrt mit unsrem Herrn, “redeten mit Ihm,“ und hatten eine vertrauliche Unterhaltung mit ihrem Herrn. Längst abgeschiedene Heilige leben noch, leben in ihrer Persönlichkeit, sind unter ihrem Namen bekannt, und erfreuen sich nahen Zugangs zu Jesu. Es ist eine große Freude für Heilige, mit Jesu zu sein. Sie finden, daß es ein Himmel ist, wenn sie mit Ihm reden können. Die Häupter der früheren Perioden sprachen mit dem Herrn über seinen Tod, mit dem eine neue Weltzeit beginnen sollte. Nachdem Er sich so lange zu seinen unwissenden Nachfolgern herabgelassen, mußte es eine große Freude für die menschliche Seele Jesu sein, mit zwei hervorragenden Geistern, wie Mose und Elias, zu reden. Welch ein Anblick für die Apostel, diese glorreichen Drei! „Sie erschienen ihnen,“ aber sie, „redeten mit Ihm.“ Der Zweck der Heiligen war nicht, mit Aposteln zu reden, sondern mit ihrem Meister. Obgleich Heilige von Menschen gesehen werden, ist doch ihr Verkehrt mit Jesu.

4. Petrus aber antwortete und sprach zu Jesu: Herr, hier ist gut sein; willst Du, so wollen wir hier drei Hütten machen, Dir ein, Mose eine und Elias eine.

Der Anblick sprach zu den Drei, die Ihn schauten, und sie fühlten sich verpflichtet, zu antworten. Petrus muß sprechen: “Petrus aber antwortete.“ Das, was obenauf ist, kommt heraus: “Herr, hier ist gut sein.“ Jedermann war seiner Meinung. Wer würde es nicht gewesen sein? Weil es so gut war, wollte er gern in diesem seligen Zustande bleiben und noch mehr Gutes daraus schöpfen. Aber er hatte nicht seine Ehrfurcht verloren, und deshalb wollte er den Dreien ein angemessenes Obdach bieten. Er legt den Vorschlag Jesu vor.: “willst Du.“ Er bietet sich an, mit seinen Brüdern hier Hütten für die drei Heiligen zu entwerfen und zu bauen: “Laß uns hier drei Hütten machen.“ Er schlägt nicht vor, für sich und Jakobus und Johannes zu bauen, aber er sagt. “Dir eine, Mose eine und Elias eine.“ Seine Rede klingt wie die eines verwirrten Kindes. Er redet etwas irre, doch sind seine Worte sehr natürlich. Wer wollte nicht wünschen, in solcher Gesellschaft zu bleiben? Mose und Elias und Jesus; welch eine Gesellschaft! Aber doch, wie unpraktisch ist Petrus! Wie selbstsüchtig der eine Gedanke: “Hier ist gut sein.“ Was sollte für die übrigen von den Zwölfen und für die andren Jünger und für die weite, weite Welt gethan werden? Einmal solche Seligkeit einschlürfen, mochte gut für die Drei sein, aber ein fortgesetztes Trinken davon möchte nicht einmal für sie wirklich gut gewesen sein. Petrus wußte nicht, was er sagte. Das Gleiche könnte von vielen andren aufgeregten Äußerungen begeisterter Heiliger gesagt werden.

5. Da er noch also redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören.

“Da er noch also redete.“ Solche wilde Reden mochten wohl unterbrochen werden. Welche gesegnete Unterbrechung! Wir mögen oft dem Herrn dafür danken, daß Er unsrem Schwatzen ein Ende macht. “Da überschattete sie eine lichte Wolke.“ Sie war licht und warf einen Schatten. Sie fühlten, daß sie darin eintraten und fürchteten sich, als sie es thaten. Es war eine sonderbare Erfahrung, doch hat sie sich an uns wiederholt. Wissen wir nicht, was es ist, Schatten aus einem lichten Glanze zu bekommen und “eine Stimme aus der Wolke?“ So handelt der Herr häufig mit seinen Begnadigten.

Die Stimme war klar und deutlich. Zuerst kam das göttliche Zeugnis für die Sohnschaft unsres Herrn: “Dies ist mein lieber Sohn,“ und des Vaters Erklärung: “an welchem ich Wohlgefallen habe.“ Welche Glückseligkeit für uns, daß Jehovah Wohlgefallen an Christo hat und an allen, die in Ihm sind! Dann folgte die göttliche Forderung: “Den sollt ihr hören.“ Es ist besser, den Sohn Gottes hören, als Heilige sehen oder Hütten bauen. Dies wird dem Vater mehr gefallen als alles andre, was die Liebe eingeben kann.

Das Wohlgefallen des Vaters an dem Herrn Jesu ist ein hervorragender Teil seiner Herrlichkeit. Die Stimme offenbarte dem Ohr eine größere Herrlichkeit, als der Glanz des Lichts durch das Auge mitteilen konnte. Der hörbare Teil der Verklärung war ebenso wunderbar als der sichtbare, ja, nach dem folgenden Vers will es scheinen, als sei er es noch mehr gewesen.

6. Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht, und erschraken sehr.

Ja, die Stimme überwältigte sie. Tieferer Eindruck wurde durch die Worte des Herrn hervorgebracht, als durch das blendende Licht. “Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht, und erschraken sehr.“ Sie waren in der unmittelbaren Gegenwart Gottes und hörten des Vaters Stimme und mochten wohl niederfallen und zittern. Eine zu klare Offenbarung Gottes, selbst wenn sie sich auf Jesum bezöge, würde uns mehr entkräften als kräftigen. Die drei Jünger sagten nichts mehr von Hütten bauen, sondern wie ein Mann “fielen sie auf ihr Angesicht.“ Ehrfurcht ist das Ende vom Reden. In diesem Fall sah es aus wie das Ende vom Bewußtsein, aber es war nur eine zeitweilige Ohnmacht, von der sie sich erholen und um so freudiger sein sollten.

7. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an, und sprach: Stehet auf, und fürchtet euch nicht!

Jesus schien von ihnen weggegangen zu sein, verloren in einer Wolke des Lichts, aber nun “trat Er zu ihnen und rührte sie an.“ Seine Gemeinschaft mit reinen Geistern ließ Ihn nicht die Berührung des schwachen Fleisches verachten. O, der süße Trost dieser sanften Berührung! Sie erweckte, tröstete und stärkte seine erschrockenen und zitternden Jünger. Die Berührung der Menschheit ist für das arme Fleisch und Blut beruhigender als der Glanz der Gottheit. Die Stimme vom Himmel wirft nieder, aber das Wort von Jesu lautet: “Stehet auf!“ Des Vaters Stimme macht sie sehr erschrocken, aber Jesus sagt: “Fürchtet euch nicht!“ Glorreicher Gott, wie sehr loben wir Dich für den Mittler!

8. Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand denn Jesum allein.

Geschlossen waren ihre Augen wegen des zu hellen Lichtes, und sie wagten sie nicht zu öffnen, bis sie Jesu Berührung fühlten. “Da hoben sie ihre Augen auf.“ Was sahen sie?

Mose und Elias und der helle Glanz waren verschwunden und sie waren zu den Alltäglichkeiten ihres Lebens mit Jesu zurückgekehrt. “Sie sahen niemand,“ aber sie hatten nichts verloren, da Jesus blieb. Sie hatten durch das Verschwinden der Glänzenden gewonnen, da sie Jesus um so besser sehen konnten, und ihre Aufmerksamkeit nicht geteilt war. Das Gesicht seiner Verklärung hatte sie blind gemacht und betäubt, aber “Jesum allein“ heißt zum praktischen Leben zurückkehren und den besten Anblick von allen immer noch haben. O, daß auch wir das Auge unsres Geistes so auf den Herrn als unser einziges Ziel hefteten, daß Er den ganzen Bereich unsres Gesichtskreises ausfüllte und wir Jesum allein sähen!

9. Und da sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist.

Was sie gesehen, bekräftigte ihre eigne Zuversicht und blieb ein geheimer Freudenquell für sie; aber da es von andren großen Glauben erfordert hätte, es zu verstehen, sollten sie “dies Gesicht niemand sagen.“ Die Verklärung wäre ebenso schwer zu glauben gewesen, als die Menschwerdung selber, und es konnte von keinem Nutzen sein, Forderungen an einen Glauben zu stellen, der kaum existierte. Bis durch unsres Herrn Auferstehung die größte Bestätigung von allen gegeben war, wäre das Gesicht auf dem heiligen Berge eher eine Bürde als eine Stütze für den Glauben derer gewesen, die es nicht selbst sahen, sondern nur den Bericht der Apostel hörten. Es ist weise, das Zeugnis nicht zu überladen. Es gibt einen Zeitpunkt für das Bekanntmachen höherer Wahrheiten, denn zur unrechten Zeit könnten diese die suchenden Seelen eher belasten als ihnen beistehen. Welches Geheimnis hatten diese Männer zu bewahren! Sie bewahrten es, aber sie vergaßen es niemals und hörten auch nie auf, den Einfluß desselben zu fühlen.

Jetzt, da der Sohn des Menschen von den Toten auferstanden ist, braucht keine Lehre mehr zurückgehalten zu werden. Indem unser Herr das Leben und die Unsterblichkeit ans Licht gebracht, hat Er den Vorhang zerrissen, der lange die höheren Geheimnisse des Evangeliums verborgen hat. Sein Hervorgehen aus dem Grabe hat alle begrabene Wahrheit in Freiheit gesetzt. Es ist unnötig, um nicht zu sagen, sündlich, von den tiefen Dingen Gottes zu schweigen, nun „der Herr wahrhaftig auferstanden ist.“ Doch erwähnen einige Prediger, die wir nennen könnten, jahrelang nicht der Erwählung, des Bundes oder des Beharrens bis ans Ende.

10. Und seine Jünger fragten Ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen?

Eins nach dem andren wird das, was den Jüngern schwierig schien, dem Herrn vorgelegt, und die Lösung wird bald gegeben. Eins betraf den Elias; und da sie ihn soeben gesehen, so nannten sie diese Sache. “Was sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen?“ Dies ist die Aussage von Leuten, die unsre Heiligen Schriften studiert haben, daß Elias vor dem Erscheinen unsres Herrn kommt. Ohne Zweifel machte es sie stutzig, wenn es ihnen in logischer Weise vorgelegt wurde:

Der Messias kann nicht kommen, ehe Elias erschienen ist;
Elias ist nicht erschienen;
Deshalb ist Jesus nicht der Messias.

11.12. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elias soll ja zuvor kommen, und alles zurecht bringen. Doch ich sage euch: Es ist Elias schon gekommen, und sie haben ihn nicht erkannt, sondern habe an ihm gethan, was sie wollten. Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen.

“Jesus antwortete.“ Er hat eine Antwort auf alle Fragen, und wir werden wohl thun, alle unsre schwierigen Fragen vor Ihn zu bringen, um seine Erwiderungen zu hören. Unser Herr gibt zu, daß Elias vor dem Messias kommen muß: “Elias soll ja zuvor kommen,“ aber Er versichert, daß der mit der Weissagung Gemeinte “schon gekommen ist,“ und daß die Bösen “an ihm gethan haben, was sie wollten.“ Dies klärte sogleich den Zweifel auf. Dann fuhr Jesus weiter fort und sagte, daß das, was an dem wahren Elias gethan worden sei, auch an Ihm, dem Messias, gethan werden würde. Jesus selber mußte eines grausamen Todes sterben. “Also wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen.“ Wie einfach die Erklärung der Schwierigkeit! Wie oft ist es schon geschehen, daß wir etwas erwartet haben, was schon gekommen war, oder durch eine Lehre in Verwirrung gesetzt wurden, die, wenn der Heilige Geist sie uns eröffnete, sich voll Unterweisung und Trost erwies. Ohne göttliche Belehrung ertrinken wir in seichten Stellen; aber mit ihr schwimmen wir in unergründlichen Tiefen.

13. Da verstanden die Jünger, daß Er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.

“Da verstanden die Jünger;“ unsres Herrn belehrendes Wort öffnete ihnen das Verständnis. Wenn Er lehrt, so lernen die dümmsten Schüler. Nun sahen sie, daß Johannes der Täufer der Elias der Weissagung war. Er war ein strenger Ermahner der Könige und predigte Israel Buße. Er war gekommen, um alles zurecht zu bringen, und so war der Messias nicht erschienen, ohne daß der wahre Elias voraufgegangen war. Dies war ihnen deutlich genug, nachdem der Herr es ihnen verständlich gemacht hatte. Herr, sprich nicht bloß mit uns, sondern laß uns Dein Wort auch verstehen!

(Der König kehrt zum Felde des Kampfes zurück. V. 14-21.)

14-16. Und da sie zu dem Volk kamen, trat zu Ihm ein Mensch, und fiel Ihm zu Füßen, und sprach: Herr, erbarme Dich über meinen Sohn! denn er ist mondsüchtig, und hat ein schweres Leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser; und ich habe ihn zu Deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen.

Von der Gemeinschaft mit Heiligen und der Bestätigung seiner Anrechte durch die Stimme des Vaters kommt unser Herr herab, um mit dem Teufel zu kämpfen. Unser Mose steigt vom Berge herab und findet das Böse triumphierend in der Menge drunten. Während seiner Abwesenheit hatte der Feind seine schwachen Nachfolger besiegt. Umgeben von spöttelnden Gegnern hatten die Jünger vergeblich versucht, einen bösen Geist aus einem Jüngling auszutreiben, der durch die furchtbare Besessenheit mondsüchtig gemacht war. Der arme, getäuschte Vater wendet sich sogleich demütig an den herrn, legt den Fall klar vor und bittet in sehr angemessener Weise. Sein epileptischer Sohn war mondsüchtig, hatte schwer zu leiden und war in großer Gefahr durch häufiges, plötzliches Niederfallen. Das Leiden war ein furchtbares für alle dabei Gegenwärtigen. Das Schreien und die Verzerrungen, welche mit der Epilepsie verbunden sind, sind häufig schrecklich zu hören und zu sehen. Die Jünger hatten augenscheinlich ihr Bestes gethan, und da sie bei andren Gelegenheiten Teufel ausgetrieben hatten, waren sie erstaunt, ihre Bemühungen vereitelt zu sehen. Der fast verzweifelnde Vater rief nun vertrauensvoll aus: “Ich habe ihn zu Deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen.“ Ach, armer Mann, du sprachst nur so, wie seitdem alle gethan haben, wenn sie auf Jünger vertraut und nicht auf ihren Meister allein! Weise war es von dir, daß du zu Jesu eiltest, Ihm zu Füßen fielst, und sprachst: Herr, erbarme Dich über meinen Sohn. Wie oft treibt die Sünde die Menschen zu den entgegengesetzten Dingen! “Er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser.“ Gewisse Menschen sind mondsüchtig und voll Schmerz zu einer Zeit, doch hart und unempfindlich zu einer andren; eine Zeitlang rasend vor Aufregung und bald nachher tot wie ein Stein. Wenn die Sünde sich mit Geistesverwirrung verbunden zeigt, so ist es schwer, sie zu behandeln. Wie oft haben ernste Seelengewinner von einem Menschen bekennen müssen, daß sie ihm nicht helfen könnten! Es mißlang uns bei einem Menschen von seltsamem Temperament, und die Leidenschaft, die ihn in Besitz genommen, war ganz besonders unlenksam. Möglicherweise war das einzige Glied, was ihn noch mit etwas Besserem verband, ein alter Vater, dessen Bitten uns in großer Sorge um den halbmondsüchtigen und ganz und gar verkommenen jungen Mann hielten. Obgleich wir bereit waren, den elenden Empörer zu bessern und wiederherzustellen, waren wir doch ganz unfähig, ihm zu helfen. Es war nötig, daß Jesus kam, eben wie in der vorliegenden Erzählung. Herr, verlaß uns nicht; wenn selbst Apostel nichts ohne Dich thun konnten, was soll dann von uns armen Schwächlingen geschehen!

17. Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch dulden? Bringet mir ihn hierher!

Die ganze Generation, unter der unser Heiland lebte, verursachte Ihm Schmerz durch ihren Mangel an Glauben und das Fehlen des festen Vertrauens auf Gott, das ihnen die größten Segnungen gesichert hätte. Seine eignen Jünger – Er war so lange bei ihnen gewesen, und doch hatten sie noch nicht gelernt, Glauben an Ihn zu haben. Die Schriftgelehrten und Pharisäer – Er hatte von ihnen schon viele Male gelitten, und nun mußte sie einen armen Mondsüchtigen zum Mittelpunkt ihres Kampfes mit Ihm machen. Er war in Gemeinschaft mit dem Himmel gewesen, und es war ein furchtbarer Mißton für sein Herz, zu einer solchen unruhigen und ungläubigen Gesellschaft zurückzukommen. Sie waren beides, “ungläubig und verkehrt.“ Die beiden Dinge sind gewöhnlich zusammen. Diejenigen, welche nicht glauben wollen, wollen auch nicht gehorchen.

Welches Leiden war all dieses für die heilige Seele unsres Herrn! “Wie lange soll ich bei euch sein?“ Muß ich in so unwürdiger Gesellschaft verharren. “Wie lange soll ich euch dulden?“ Muß ich immer so unter euren schlechten Gewohnheiten leiden? Es war ein Augenblick, wo seine triumphierenden Feinde und seine ungläubigen Freunde gleichermaßen Tadel verdienten. Aber nachdem das Wort gesprochen war, wollte Jesus nicht den armen Leidenden den boshaften Angriffen des bösen Geistes überlassen.

Seht, wie unser königlicher Anführer die Schlacht mit einem Worte wendet! Er verlegte den Kampfplatz von den Jüngern zu sich selber. “Bringet mir ihn hierher.“ Nie laßt uns diese Vorschrift vergessen. Wenn wir am meisten an uns selbst verzweifeln, laßt uns auf Christum trauen.

18. Und Jesus bedrohte ihn; und der Teufel fuhr aus von ihm, und der Knabe ward gesund zu derselbigen Stunde.

“Jesus bedrohte ihn, und der Teufel fuhr aus.“ Ein Wort von Christo, und der Satan flieht. Markus nennt diesen bösen Geist „sprachlos und taub;“ aber er hörte Jesum und antwortete auf seine Stimme mit einem Schrei. Und indem er das Kind schrecklich riß, fuhr er aus von ihm, um niemals wiederzukehren. “Der Knabe ward gesund zu derselbigen Stunde;“ d.h. sogleich und für immer. Gott verleihe uns Glauben, unsre Knaben und Mädchen zu dem Herrn Jesu zu bringen im Vertrauen auf seine Macht, sie jetzt für das ganze künftige Leben zu heilen. Selbst wenn junge Leute sehr heftigen Temperaments geworden sind und frühreif im Laster, kann der Herr sogleich die böse Macht bezwingen. Es war nicht nötig, daß der Knabe wartete, bis er erwachsen war. Er war als Kind unter der Macht des Teufels und er ward als Kind geheilt. Laßt uns die Errettung der Kinder als Kinder suchen.

19. Da treten zu Ihm seine Jünger besonders, und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

Dies war eine sehr passende Frage. Wenn uns etwas fehlschlägt, laßt uns dies eingestehen, die Schuld davon auf uns nehmen und unsren Herrn um sein gnädiges Dazwischentreten bitten. Wenn wir besiegt sind, möge es von uns gesagt werden: “Da treten zu Ihm seine Jünger.“ Laßt uns dies zu einer persönlichen Sache machen. „sie traten zu Ihm besonders.“ Laßt uns demütig zu unsres Herrn Füßen sitzen, um Tadel oder Unterweisung zu empfangen, wie es Ihm recht scheint.

20. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens willen. Denn ich sage euch wahrlich: So ihr Glauben habt als ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.

Mangel an Glauben ist die große Ursache des Fehlschlagens unter den Jüngern, sowohl bei ihnen selber, als in ihrem Werk für andre. Es mögen in gewissen Fällen andre besondere Krankheiten da sein, aber dies ist die große und hauptsächlichste Ursache alles Fehlschlagens. “Um eures Unglaubens willen.“ Wenn wahrer Glaube da gewesen wäre, wirklicher und lebendiger Glaube, so hätten die Jünger jedes Wunder wirken können, sogar das Versetzen eines Berges. Welchen Glauben wir auch haben mögen, wir werden kein Wunder wirken, denn dies ist nicht das Zeitalter der Wunder. Ist unser Glaube deshalb beschränkt in seinem Kreise? Weit entfernt. Wir können das, was recht und tauglich ist, jetzt ohne Wunder durch den Glauben vollbringen. Unser Glaube mag klein “als ein Senfkorn“ sein, aber wenn er lebendig und wahr ist, so verbindet er uns mit dem Allmächtigen. Noch immer ist es wahr: “Ihr mögt sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin, so wird er sich heben.“ Berge sollen sich vor unsrem Glauben heben durch Mittel, die ebenso sicher sind, als wenn sie wunderbar wären; durch Mittel, die noch wundervoller sind, als wenn der Lauf der Natur verändert wäre. Vergleichungsweise gesprochen ist die Aufhebung des Naturgesetzes ein grobes Mittel, aber wenn der Herr dasselbe Resultat wirkt, ohne eines seiner Gesetzes zu vergewaltigen, so ist das ein nicht weniger göttliches Werk als ein Wunder. Dies ist das, was der Glaube gegenwärtig von dem Herrn erlangt: Sein Gebet wird erhört, und Dinge, die ihm selbst unmöglich sind, werden durch die göttliche Macht gewirkt. In geistlicher und bildlicher Weise wird der Berg versetzt. Buchstäblich steht der Berg noch, aber der Glaube findet einen Weg um ihn herum, durch ihn oder über ihn, und versetzt ihn so, dem Wesen nach.

In unsrem Missionsfelde sind Berge der Ausschließlichkeit, die unsre Missionare ausschlossen, hinweg gehoben. Im gewöhnlichen Leben haben unübersteigliche Schwierigkeiten sich gelöst. In mannigfaltiger Weise verschwinden Hindernisse vor dem wirklichen Glauben, nach dem Wort des Herrn Jesu: “Euch wird nichts unmöglich sein.“

21. Aber diese Art fährt nicht aus, denn durch Beten und Fasten.

Obwohl Mangel an Glauben das Haupthindernis für die Heilung des armen, mondsüchtigen Kindes war, so war doch der Fall einer, in dem besondere Mittel nötig waren. Der Glaube würde diese eingegeben und gewährt haben, da sie durchaus nötig waren; wenn es den Jüngern gelingen sollte, hätte der Glaube sie angewandt. Bei Gott sind alle Dinge gleich möglich, aber für uns mag der eine Teufel schwerer auszutreiben sein als der andre. Die eine Art wird auf ein Wort hin ausfahren, aber von einer andren mag es heißen: “Diese Art fährt nicht aus denn durch Beten und Fasten.“ Wer in gewissen Fällen den Teufel überwinden will, der muß erst den Himmel durch Gebet überwinden und sich selbst durch Selbstverleugnung besiegen. Der Teufel des Trinkens ist einer von der Art, der sicherlich durch den Glauben überwunden werden kann; und doch müssen wir gewöhnlich viele Fürbitte bei Gott thun und gänzliche Enthaltsamkeit als ein Beispiel für andre üben, ehe wir diesen Teufel austreiben können. Unser Geschäft in der Welt ist, die Menschen von der Macht des Teufels zu befreien, und wir müssen zu Jesu gehen, um die Art und Weise zu lernen. Gebet und Selbstverleugnung darf nicht gespart werden, wenn wir dadurch eine Seele von der Macht des Bösen befreien können; und wahrer Glaube an Gott wird uns instandsetzen, das Gebet hinauf zu schicken und die Selbstverleugnung zu üben. Mag sein, daß es einigen von uns fehlgeschlagen ist, weil wir noch nicht gut unterwiesen sind in der rechten Art des Verfahrens. Entweder versuchen wir es mit dem Glauben, ohne die verordneten Mittel zu gebrauchen, oder wir gebrauchen diese ohne einfachen Glauben an Gott, und in jedem Fall wird es uns fehlschlagen. Wenn wir im Glauben an Gott auf Christi eigne Weise ans Werk gehen, so werden wir den bösen Geist austreiben.

(Wiederum spricht der König von seinem Tode. V. 22. 23.)

22. 23. Da sie aber ihr Wesen hatten in Galiläa, sprach Jesus zu ihnen: Es ist zukünftig, daß des Menschen Sohn überantwortet werde in der Menschen Hände; und sie werden Ihn töten, und am dritten Tage wird Er auferstehen. Und sie wurden sehr betrübt.

Unser Herr kehrte oft zu dem ernsten Gegenstand seines Todes durch Menschenhände zurück. Dies beschäftigte seine Seele, und deshalb sprach Er davon zu seinen Jüngern. Ihre Gemüter waren viel zu empfänglich für andre Vorstellungen hinsichtlich seines Reiches, und deshalb stellte Er ihnen die Wahrheit fast immer wieder in denselben Worten vor. Er wollte alle Träume von einer weltlichen Monarchie aus ihren Seelen verbannen. Sein Tod war eine schmerzliche Prüfung für sie, und deshalb wollte Er sie darauf vorbereiten. Er spricht nun davon, daß Er verraten werden wird. Dies war immer ein bitterer Tropfen in seinem Gallenbecher. Des Menschen Sohn kommt, die Menschen zu erretten, und Er wird durch einen Menschen “verraten in der Menschen Hände.“ Für die Menschen lebte Er, durch einen Menschen ward Er verraten, und durch Menschen starb Er. Völlig sah Er voraus, daß “sie Ihn töten würden.“ O selbstmörderische Welt! Will nichts dich zufriedenstellen als das Blut von Gottes eignem Sohn?

Unser Herr will, daß wir viel von seinem Tode predigen, nun er vollbracht ist, denn Er sprach beständig davon, während derselbe noch zukünftig war. Kein Gegenstand ist so wichtig, so praktisch, so nötig.

Sein durchdringender Geist vergegenwärtigte sich den Tod und sah jenen dritten Tag voraus, wo das Wort erfüllt werden sollte: “Er wird auferstehen.“ Dies war das Morgenlicht, das die Finsternis der Verzweiflung von den Seelen der Jünger verbannt haben würde, wenn sie es verstanden und geglaubt hätten. Ein alter Schriftsteller sagt: „Er verzuckerte die bittere Pille seines Todes mit der Süßigkeit seiner verheißenen Auferstehung.“

Unser Herr wußte wohl, was Er sagte, und Er gebrauchte deutliche Ausdrücke; aber wie Er auch sprach, seine Nachfolger konnten nur zum Teil seine Meinung verstehen, und dieser Teil machte sie “sehr betrübt.“ Halb verstandene Worte Christi mögen dem Herzen große Betrübnis verursachen. Doch mag es sein, daß diese kühlende Wolke der Furcht ihre Seelen beruhigte und sie vor dem Fanatismus bewahrte, der die Lust um sie her erfüllte. Er wußte am besten, welcher Gemütszustand für sie zu dieser Zeit am sichersten sei, und Er weiß dasselbe in betreff unsrer in diesem Augenblick.

(Unser König und der Zinsgroschen. V. 24-27.)

24. Da sie nun gen Kapernaum kamen, gingen zu Petrus, die den Zinsgroschen einnahmen, und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Zinsgroschen zu geben?

Der halbe Sekel Zins war eine religiöse Einrichtung, ursprünglich auf das Gesetz gegründet, aber erweitert durch eine Sitte, die in der Schrift keinen Anhalt hatte. Es war in dem göttlichen Gesetz verordnet, daß er für einen jeden dem Herrn gezahlt werden sollte bei der Volkszählung. Von diesem Lösegeld gab es keine Ausnahme, aber es war keine Steuer, die Jahr auf Jahr erhoben ward. Es war allmählich unter religiösen Leuten Sitte geworden, diesen Zins jedes Jahr zu zahlen, jedoch hing die Zahlung ganz vom freien Willen ab. Es war durch die Sitte festgesetzt, aber nicht durch das Gesetz und konnte nicht von demselben erzwungen werden. Es war eine freiwillige, jährliche Gabe, und nur Eiferer für die jüdische Religion bezahlten ihn. Solche Frömmler waren sehr genau darin, nicht nur den Zins jedes Jahr zu zahlen, sondern es auch bekannt werden zu lassen, daß sie es gethan. Die Einsammler des halben Sekels wandten sich nicht sogleich an Jesum, vor dem sie vielleicht eine heilsame Scheu hatten, sondern sie richteten an Petrus die etwas verfängliche Frage: “Pflegt euer Meister nicht den Zinsgroschen zu geben?“ Als wollten sie sagen: „Gewiß thut Er es; wir wollen Ihn nicht in Verdacht haben, daß Er dies versäumt. Ein so hervorragender Mann wird nicht verfehlen, es besonders genau mit dieser gewohnheitsmäßigen Abgabe zu nehmen.“

25. 26. Er sprach: Ja. Und als er heim kam, kam ihm Jesus zuvor, und sprach: Was dünkt dich, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden den Zoll oder Zins? Von ihren Kindern oder von den Fremden? Da sprach zu Ihm Petrus: Von den Fremden. Jesus sprach zu ihm: So sind die Kinder frei.

Petrus hatte es so eilig damit, seinen Herrn zu verteidigen, daß er Ihn in Schwierigkeiten brachte. “Er sprach: Ja.“ Er hätte seinen Herrn fragen oder die Einsammler an Ihn verweisen können, aber er war eilig und hielt sich für ganz sicher, wenn er seines Herrn Ruf aufrecht hielt. Ihm war es gewiß, daß sein Herr alles thun würde, was gute Leute thäten. Unser Heiland und seine Sache haben oft durch den Eifer der Freunde gelitten. Christus wird besser erkannt durch das, was Er selber sagt, als durch das, was seine Freunde für Ihn sagen.

Petrus war nicht daheim, als er seine rasche Antwort gab, und dachte wenig, daß der Herr Jesus beachten würde, was er gesagt und ihn darauf anreden, sobald “er heim kam,“ wie es nachher geschah. Unser Herr begann mit Petrus davon, ehe er Zeit hatte, seine Antwort zu erzählen oder zu verteidigen: “Jesus kam ihm zuvor.“ Er wußte, was sein Diener gethan, und beeilte sich, es zu berichtigen. Da er nur wenig von einem Petrus in dieser Sache gewesen war, so nennt unser Herr ihn “Simon.“ Er fragt ihn: “Was dünkt dich, Simon?“ Er will ihn zum Richter in der Sache machen. Nehmen die Könige “Zoll von ihren Kindern oder von Fremden?“ Natürlich war die Familie des Fürsten stets frei von der Abgabe. Des Königs Unterthanen, und besonders die Fremden unter seinem Regiment, mußten die Kopfsteuer bezahlen, aber die Prinzen von königlichem Geblüt waren frei. Sollte Jesus Lösegeld für sich an Gott bezahlen? Sollte Er, der selbst des Königs Sohn ist, seinem Vater Zoll bezahlen? Wenn der Zins eine Steuer geworden war, die im Reiche Gottes erhoben ward, so sind die Kinder frei. Weder Jesus noch Petrus war verbunden, zu zahlen. Petrus hatte die Sache nicht in diesem Lichte gesehen.

27. Auf daß aber wir sie nicht ärgern, so gehe hin an das Meer, und wirf die Angel, und den ersten Fisch, der herauffährt, den nimm; und wenn du seines Mund aufthust, wirst du einen Stater finden; denselben nimm, und gib ihnen für mich und dich.

Unser Heiland wollte nicht gern Grund zum Ärgernis geben. Er war nicht verpflichtet zu zahlen; aber lieber, als einen Anstoß geben, wollte Er für sich und für Petrus zahlen. Wie gnädig waren seine Worte: “Auf daß wir sie aber nicht ärgern!“ Wenn die Frage für sich geblieben wäre, nicht verbunden mit andren Umständen, so hätte unser Herr grundsätzlich sich weigern können, den Zins zu zahlen; aber die rasche Erklärung des Petrus hatte seinen Herrn in Schwierigkeit gebracht, und Er wollte nicht den Anschein haben, als sei Er dem von seinen Jüngern gegebenen Versprechen untreu. Außerdem würde Petrus dadurch in einen Streit geraten sein, und Jesus will viel lieber zahlen, als seinen Diener in Verlegenheit lassen. Wenn Geld in eine Sache verflochten ist, wo es sich um Grundsätze handelt, so müssen wir uns hüten, daß es auch nicht einmal den Schein hat, als wollten wir unser Geld unter irgend einem Vorwande sparen. Gewöhnlich wird es das weiseste sein, unter Protest zu bezahlen, damit es nicht scheint, als trügen wir besondere Sorge für unser Gewissen, wenn wir zugleich für unser Geld Sorge tragen können.

Die Art der Zahlung verhinderte, daß die Handlung unsren Herrn in Verlegenheit bracht. Sehr interessant war das Angeln des Fisches, welcher das Silber in seinem Munde brachte. “Den ersten Fisch, der herauffährt, den nimm; und wenn du seinen Mund aufthust, wirst du einen Stater finden.“ Sehr merkwürdig die Fügung, die den Sekel in das Meer fallen, den Fisch ihn verschlucken ließ, und ihn dann an den Angelhaken kommen ließ, sobald Petrus zu fischen begann. So bezahlt der Sohn die Steuer, die für seines Vaters Haus erhoben ward; aber Er übt sein königliches Vorrecht bei der Handlung aus und nimmt den Sekel aus dem königlichen Schatz. Als Mensch zahlt Er, aber als Gott läßt Er zuerst den Fisch Ihm den Sekel in seinem Munde bringen.

Das Geldstück reichte hin für Petrus sowohl als für seinen Herrn. So ließ unser Herr zu, daß Er wie einer behandelt wurde, der sein Leben verwirkt, und für den ein halber Sekel Lösegeld bezahlt werden mußte. Dies hat Er um unsretwillen gethan und in Gemeinschaft mit uns. Wir sind erlöst durch seine Handlung und in Verbindung mit Ihm, denn Er sprach von dem Stater: “Denselben nimm, und gib ihnen für mich und für dich.“ Es waren nicht zwei halbe Sekel, sondern ein Geldstück, das für Jesum und Petrum bezahlt ward. So sehen wir, daß die Seinen mit Ihm durch die Erlösung verbunden sind.

„Er litt an dem Kreuze die Strafe für mich,
Und so sind wir frei nun, mein Bürge und ich.“

Die moralische Lehre hieraus ist die, daß man lieber zahlen als Ärgernis geben soll.

Aber viel größere und tiefere Wahrheiten schlummern darunter. Es sind solche wie diese: die herrliche Freiheit des Sohnes, sein Zinszahlen um unsretwillen und die Lösung für Ihn und uns durch die Zahlung, die Er selbst bewirkt hat.