Spurgeon, Charles Haddon - Das Evangelium des Reiches - Kapitel 4

(Der König beginnt seine Regierung durch einen Kampf mit dem Fürsten der Finsternis. V. 1-11.)

1. Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf dass Er von dem Teufel versucht würde.

Kaum gesalbt, wird Er angefochten. Er suchte nicht die Versuchung, aber „Er ward vom Geist geführt.“ Die dazu erwählte Zeit war unmittelbar nach dem Zeugnis seiner Sohnschaft, wo wir es am wenigsten gedacht hätten, dass Er in betreff dieses Punktes angegriffen werden würde. Zeiten heiliger Freude grenzen nahe an Perioden der Versuchung. Unser Herr ward „in die Wüste“ geführt, wo Er allein in dem Kampf war. Der Teufel selbst kam zu dem Platz und gebrauchte seine diabolischen Künste bei dem Mann, der verordnet war, ihn zu besiegen.

Möchte ich stets auf meinem Wachtturm sein, und besonders in den Zeiten großer Freude, denn dann wird Satan mich am wahrscheinlichsten angreifen. Herr Jesu, sei Du mit mir in der Stunde meiner Prüfung, denn Du weißt dem Versuchten beizustehen!

2. Und da Er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte Ihn.

Die lange Fastenzeit hindurch wurde Er wunderbar erhalten, aber am Schluss derselben begann der Hunger Ihn zu versuchen. Wir sind mehr in Gefahr, wenn unsere Arbeiten und Leiden vorüber sind, als während der Zeit ihrer Dauer. Nun, da der Herr erschöpft ist durch das lange Fasten und schwach vor Hunger, fällt der Feind Ihn an. Der Teufel ist ein großer Feigling und macht sich in niedriger Weise alles zu nutze. Herr, lass mich dem Feind gewachsen sein!

3. Und der Versucher trat zu Ihm und sprach: Bist Du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.

Er passte die Versuchung den Umständen an und machte es sehr schlau, denn er versuchte einen Hungrigen mit Brot. Nur ein einziges Wort, und der harte Stein der Wüste wäre Brot. Er unternehme es, für sich selber zu sorgen und seine Wundermacht als „Gottes Sohn“ zu gebrauchen, sich selber einen Tisch zu decken. Der Versucher beginnt seine Versuchung mit einem Zweifel betreffs der Sohnschaft. „bist Du Gottes Sohn?“ Dies ist seine gewöhnliche Art. Er heißt den Herrn seine Sohnschaft dadurch beweisen, dass Er sich selbst Lebensmittel verschafft, und doch wäre dies das sicherste Mittel gewesen, zu beweisen, dass Er nicht der Sohn Gottes sei. Ein wahrer Sohn wird nicht an seinem Vater zweifeln und es nicht unternehmen, sich selbst Brot zu verschaffen; er wird warten, bis seines Vaters Hand ihn speist. Der Böse wollte, dass der eingeborne Sohn aufhörte, von Gott abzuhängen, und die Sache in seine eigne Hand nähme. Versuchungen zu ungläubiger Selbsthilfe sind häufig genug, aber sehr gefährlich.

4. Und Er antwortete und sprach: Es stehet geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.

Heraus blitzt das Schwert des Geistes; unser Herr will mit keiner anderen Waffe kämpfen. Er hätte neue Offenbarungen sprechen können, aber es gefiel Ihm zu sagen: „Es stehet geschrieben.“ Es ist eine Macht in dem Worte Gottes, die selbst der Teufel nicht leugnen kann.

Unser Leben und die Erhaltung desselben hängt nicht vom Sichtbaren ab, wenn auch das Sichtbare gewöhnlich für unseren Unterhalt gebraucht wird. Wir leben „nicht vom Brot allein“, obgleich es das gewöhnliche Mittel zu unserer Ernährung ist. Der, welcher den Heiland bei einem vierzigtägigen Fasten erhielt, konnte Ihn immer noch am Leben erhalten ohne Brot. Der geheime Einfluss des Wortes der Allmacht konnte die Lebenskräfte in Tätigkeit halten, selbst ohne Brot. Das Brot verdankt seine Kraft, unseren Körper zu ernähren, der geheimen Wirksamkeit Gottes, und diese göttliche Wirksamkeit konnte ebenso sicher ohne die gewöhnlichen Mittel als mit denselben sich betätigen. Das Wort des Herrn, welches die Himmel macht, kann sicherlich alles erhalten, was es gemacht hat. Unser Herr Jesus sagte dem Versucher in Wirklichkeit, dass Er der Vorsehung Gottes nicht mitrauen wolle, sondern seines Vaters Zeit abwarten, und sich keinesfalls zu einer Tat des Unglaubens und Selbstvertrauens treiben lassen wolle.

5. 6. Da führte Ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, und stellte Ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu Ihm: Bist Du Gottes Sohn, (Nach dem Englischen: „Wenn Du Gottes Sohn bist.“) so lass Dich hinab; denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über Dir Befehl tun, und sie werden Dich auf den Händen tragen, auf dass Du Deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Diese zweite Versuchung ist eine listige: Er soll überredet werden, eher zu viel, als zu wenig zu glauben. Er soll jetzt nicht für sich selbst sorgen, sondern mit sorgloser Vermessenheit seines Vaters Verheißung über deren Bedeutung hinaus vertrauen. Der Ort war schlau gewählt; Tempelzinnen sind keine sicheren Standpunkte; hohe und heilige Plätze sind der Versuchung offen. Die Stellung war für den Versucher vorteilhaft, denn die Natur fühlt einen Hang zum Fallen, wenn sie „auf eine Zinne“ gestellt wird. Das Ziel des feurigen Pfeiles war unseres Herrn Sohnschaft: „Bist Du Gottes Sohn.“ Wenn der Feind unseres Herrn kindliche Zuversicht hätte schädigen können, so würde er seine Absicht erreicht haben.

Satan borgte unseres Herrn Waffe und sagte: „Es steht geschrieben“, aber er brauchte das Schwert nicht rechtmäßig. Es lag nicht in der Natur des falschen Feindes, richtig zu zitieren. Er ließ die notwendigen Worte aus: „auf allen deinen Wegen“, so ließ er die Verheißung sagen, was sie in Wahrheit niemals andeutete, und schrieb dann keck ein Tun vor, welches das Gesetz Gottes verdammen würde, indem er sprach: „Lass Dich hinab.“ Wir sollen behütet werden auf unseren Wegen, aber nicht in unseren Torheiten. Die Weglassung eines Wortes mag den Sinn einer Schriftstelle verderben; wörtliche Inspiration macht genaues Zitieren zur Pflicht, da die Weglassung von ein oder zwei Worten den Sinn oft ganz ändert. Wie kann eine Inspiration zuverlässig sein, wenn sie nur Gedanken, aber keine Worte eingibt?

Hört, wie der Teufel von Engeln, ihrem Herrn, ihrem Auftrage, ihrer Sorgfalt und ihrem Fleiße spricht: ein Mensch mag heilige Gegenstände mit großer Vertraulichkeit handhaben, und doch selbst unheilig sein. Es ist schlimm, von Engeln zu reden, und doch wie der Teufel zu handeln.

Seht, wie der Teufel von einer Versuchung mit niederem Brot zu einer von ehrgeiziger und verwegener Art übergeht. Er hofft, durch einen plötzlichen Wechsel den Herrn in der einen Weise zu fangen, wenn Er ihm auch in der anderen entgangen ist. Aber unser Herr war bereit für ihn. Sein Schwert war gezückt gegen alle Art von Streichen. Möge seine Gnade uns in derselben Weise gut gewaffnet gegen den Feind erhalten! Ob der Feind auch seine Taktik ändert, müssen wir doch nicht mit unserem Widerstand aufhören oder unsere Waffe wechseln.

7. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.

„Wiederum steht auch geschrieben.“ Ein Spruch muss nicht für sich allein betrachtet und unverhältnismäßig hervorgehoben werden, als wäre er die ganze Bibel, sondern man muss jedes Wort des Herrn in Verbindung mit anderen Teilen der Schrift nehmen. Es ist ein Gleichgewicht und ein Verhältnis in der göttlichen Wahrheit. „Es steht geschrieben“ muss an die Seite des „Wiederum steht auch geschrieben“ gesetzt werden.

Wie kurz und entschieden war der Schlag unseres Herrn auf den großen Feind! Er stellt einer falsch zitierten Verheißung eine klare Vorschrift gegenüber, die uns Vermessenheit verbietet. „Du sollst nicht“ von dem Munde Gottes ist der Schild des Gewissens gegen eine niedrige Versuchung. Die Regel für unser Handeln ist weder eine Verheißung noch eine Fügung, sondern das klare Gebot des Herrn. Vermessenheit ist ein Versuchen Gottes, und keinen Augenblick darf man daran denken, den Herrn zu versuchen. Gedenke daran, Gläubiger, Er ist „dein Gott“, dem du vertrauen, den du aber nicht versuchen sollst. Das zweite Mal war der Widersacher so völlig geschlagen, dass er keine Antwort gab, sondern die Art seiner Kriegsführung änderte.

Herr, lass mich nicht vermessen sündigen oder voreilig handeln! Ich sehe, dass der Glaube für die Pfade des Gehorsams ist, nicht für die Flüge der Phantasie. Gib nicht zu, dass ich mich hinab lasse und mich so aus dem Bereiche Deiner verheißenen Behütung hinauswerfe.

8. 9. Wiederum führte Ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg, und zeigte Ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit, und sprach zu Ihm: Das alles will ich Dir geben, so Du niederfällst und mich anbetest.

Elender Betrüger! Keins von diesen Reichen war wirklich sein eigen; sie waren alle in Wahrheit das rechtmäßige Erbe des Herrn, dem er sie seiner Behauptung nach geben wollte. Wie tat er den Mund auf und sagte: „Dies alles will ich Dir geben!“ Ein armseliges alles im Grunde! Und es wäre eine gestohlene Gabe gewesen, hätte er sie verliehen. Dennoch wäre es für einen von uns ein sehr blendender und bezaubernder Anblick gewesen, denn die Herrlichkeiten auch nur eines Reiches machen, dass Herzen schlagen, Augen glänzen und Füße gleiten. Der Köder ist süß, aber der Haken liegt darunter. Die glänzende Herrlichkeit würde zu teuer erkauft sein durch die Forderung: „Falle nieder und bete mich an.“ Wenn Jesus fleischliche Mittel angewandt hätte, so würde Er bald „die Reiche der Welt“ zu seinen Füßen gehabt haben. Ein wenig Nachgeben in Sachen der Wahrheit, ein wenig Schmeicheln des Vorurteils, und Er hätte viele an sich ziehen können, die unwiderstehlich in ihrem Fanatismus gewesen wären. Durch ihre begeisterten Anstrengungen hätte Er bald eine gewaltige Macht erringen können, vor der Rom gefallen wäre. Unser heiliger Herr verschmähte es, schlechte Mittel zu gebrauchen, obwohl der Meister der Bosheit Ihm Erfolg versprach. Wie konnte Er sich vor dem Teufel beugen? Es war die Höhe der Unverschämtheit von Seiten des falschen Feindes, Anbetung von dem Vollkommenen zu verlangen. Christus zu des Teufels Füßen! Es erinnert uns an eine Religion, die durch theatralische Aufführungen und Lotterien unterstützt wird. Welche Gabe des niedrigen Feindes konnte den Sohn Gottes in Versuchung bringen, der Diener des Bösen zu werden? Der Versucher wagt nicht, der Sohnschaft hier zu erwähnen, denn das hätte die lästerliche Zumutung zu sehr bloßgelegt. Kein Sohn Gottes kann den Teufel anbeten.

O Herr, verleihe uns, dass wir, wenn wir je hungern und arm sein sollten, gleich unserem Herrn nie in die Versuchung willigen, Unrecht zu tun, um Reichtum und Ehre oder auch nur Abhilfe einer dringenden Not zu erlangen! Möge Deine Gemeinde nie der Welt nachgeben mit dem Gedanken, das Reich Christi in einer leichteren und rascheren Weise aufzurichten, als durch die einfache Predigt des Evangeliums!

10. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und Ihm allein dienen.

Der Herr sprach entschieden zu dem Versucher. Satan hatte seine wirkliche Gesinnung verraten, und nun erhält er seinen rechten Namen und wird an seinen rechten Ort gewiesen. Wie muss das Wort ihn stutzig gemacht haben: „Hebe dich weg!“ Dies war das schließliche Wort, das ihn aus des Herrn Gegenwart verbannte. Wie schlich er von dannen! Beschämt eilte er davon wie ein Hund, der heimgeschickt wird.

Unser Herr gab ihm noch zuletzt einen Streich mit dem Schwerte des Geistes. Wiederum sprach Er: „Es steht geschrieben.“ Gottes Gebot, das alle Anbetung und allen Dienst für Jehovah, den Bundesgott, allein verlangt, war ein Wort für Satan zum Erinnern, als er hastig in die unterste Tiefe tauchte, sein Haupt in Scham über seine völlige Niederlage zu verbergen. Auch er ist unter dem Gesetz Gottes und kann nicht seine Stricke zerreißen. O, dass wir die Macht dieser Vorschrift anerkennten und fühlten, dass es nicht unsere Aufgabe ist, die ganze Welt und ihre Herrlichkeit zu gewinnen, sondern dass wir unser ganzes Leben dem Dienst des einen Herrn hinzugeben haben! Abgöttische Anbetung der Kreatur verdorrt unter der sengenden Hitze dieses gebieterischen Gesetzes des Höchsten. Wir dürfen dem Bösen auch nicht einen Schatten von Nachgiebigkeit erweisen, selbst wenn die ganze Welt der Lohn einer einzigen Tat sündiger Unterwerfung unter dasselbe wäre. „Ihm allein sollst du dienen.“ Unsre Sache ist, Jehovah als unseren Gott zu wählen und dann allein seinem Preise und seinem Dienste zu leben.

Es ist bemerkenswert, dass alle von unserem Herrn angeführten Stellen aus dem fünften Buch Mose sind, welches Buch von den zerstörenden Kritikern so schwer angegriffen wird. So legte unser Herr dem Teil des Alten Testamentes von dem Er vorhersah, dass Er am meisten angefochten werden würde, eine besondere Ehre bei. Die letzten Jahre haben bewiesen, dass der Teufel das fünfte Buch Mose nicht mag; er möchte sich gern für die Wunden rächen, die es ihm bei dieser denkwürdigen Gelegenheit schlug.

11. Da verließ Ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu Ihm, und dienten Ihm.

Der Feind verließ Ihn, als er seinen letzten Bolzen verschossen hatte, aber selbst dann verließ er Ihn nur auf eine Zeitlang und trug Sorge, bei erster Gelegenheit zurückzukehren. Nur wenn er sein Äußerstes versucht hat, wird der Versucher ein Kind Gottes verlassen, und auch dann wird er auf eine andere Gelegenheit lauern.

Sobald der Böse gewichen war, erschienen Engel, um einen Dienst zu vollziehen, nach dem sie sehnlich verlangt, den aber die Anwesenheit des Teufels gehindert hatte. Ohne Zweifel hatten sie in der Nähe geschwebt und auf ihre Gelegenheit gewartet. Diese heiligen Wesen durften nicht auf den Kampfplatz kommen, während der Kampf gefochten ward, damit es nicht schiene, als teilten sie die Ehren des Tages; als der Zweikampf aber geendet, eilten sie, Nahrung für den Leib und Trost für die Seele des Vorkämpfers und Königs zu bringen. Es war ein königlicher Kampf, und der Sieg verdiente, von den Hofleuten des himmlischen Königs gefeiert zu werden. Lasst uns diese Engel betrachten, von ihrem Beispiel lernen und glauben, dass sie auch allen Kriegern des Kreuzes in ihrer Stunde des Streites mit dem Feinde nahe sind.

O versuchter, aber triumphierender König, Deine Diener beten Dich an und bitten um die Erlaubnis und Gnade, Dir zu dienen, wie die Engel es taten!

(Der König richtet öffentlich sein Reich auf. V. 12-25.)

12. Da nun Jesus hörte, dass Johannes überantwortet war, zog Er in das galiläische Land.

Die Erzählung schreitet nicht der Reihe nach fort; dies war nicht die Absicht des Matthäus. Er lässt vieles aus, was andere berichten, weil es seinem Zwecke nicht diente. Möglicherweise ward Johannes mehr als einmal ins Gefängnis gesetzt. Es scheint, dass die Gefangennahme des Johannes unseren Herrn von dem Schauplatz der Verfolgung hinweg rief in die mehr ländliche Gegend von Galiläa. Seine Tätigkeit trat noch mehr in die Öffentlichkeit, als seines Vorläufers Arbeit aufhörte. Wenn der Morgenstern schwindet, scheint die Sonne um so glänzender. Sein Wegziehen geschah nicht aus Furcht und war nicht mit dem Wunsche nach Gemächlichkeit verbunden, sondern Er folgte der Führung Gottes des Herrn, der Ihn gesandt hatte.

13-16. Und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum, die da liegt am Meer, an den Grenzen Sebulons und Naphthalis; auf dass erfüllt würde, das da gesagt ist durch den Propheten Jesaias, der da spricht: Das Land Sebulon und das Land Naphthali, am Wege des Meeres, jenseits des Jordans, und das heidnische Galiläa, das Volk, das in der Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen.

Beachtet, wie die Bewegungen unseres Königs alle der göttlichen Weissagung gemäß geordnet sind. „Und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum,“ um eine Stelle im Buche Jesaias zu erfüllen. Es war ein altes Programm da, das schon vorzeiten die Bahn seines königlichen Fortschreitens festsetzte. Er ging, wohin das Vorherwissen und die Vorherbestimmung Jehovahs Ihm den Weg bezeichnet hatte.

Er ging überdies dahin, wo man seiner bedurfte, sogar an die „Grenzen Sebulon und Naphthali.“ Das „große Licht“ trat der großen Finsternis gegenüber. Die weit Entfernten wurden von Dem, der die Verjagten Israels zusammenbringen wird, besucht. Unser Herr wirbt nicht um die, welche sich ihres Lichtes rühmen, sondern um die, welche in ihrer Finsternis schmachten; Er kommt mit himmlischem Leben, nicht zu denen, welche mit ihrem eignen Leben und ihrer Kraft prahlen, sondern zu denen, die unter der Verdammung sind und fühlen, dass die Todesschatten sie vom Licht und von der Hoffnung ausschließen. „Großes Licht“ ist ein sehr bedeutungsvolles Bild für das Evangelium, und „Sitzen am Ort und Schatten des Todes“ ist eine sehr treffende Beschreibung von Menschen, die unter der Macht der Sünde niedergebeugt und durch Furcht vor der Verdammnis gelähmt sind. Welche Gnade, dass Jesus zu denen, die außer dem Bereich der gewöhnlichen Mittel, zu denen, die da wohnen „am Wege des Meeres, jenseits des Jordans und zu dem heidnischen Galiläa“ mit Macht zu erleuchten und lebendig zu machen kommt!

Wenn ich fühle, dass ich ein weit vom Wege abgeirrter Sünder bin, Herr – komm zu mir und lass mich wissen, dass „ein Licht aufgegangen ist“, sogar für mich!

17. Von der Zeit an fing Jesus an, zu predigen und zu sagen: Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.

Er fuhr mit der Mahnung fort, die Johannes gegeben hatte: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.“ Der König ist weit größer als sein Herold, aber Er ist nicht verschieden von ihm in seiner Botschaft. Glücklich der Prediger, dessen Wort so ist, dass sein Herr es bestätigen kann! Buße ist die Forderung des Gesetzes, des Evangeliums und des Johannes, der das Verbindungsglied zwischen den beiden war. Sofortige Buße wird verlangt, weil das Gottesreich errichtet ist und dieses Abkehr von der Sünde verlangt. In Christo Jesu war Gott im Begriff, über die Menschenkinder zu herrschen, und darum sollten die Menschen Frieden mit Ihm suchen. Wieviel mehr sollten wir Buße tun, die wir inmitten dieses Reiches leben! Wie bußfertig sollten wir sein, die wir eine zweite Zukunft erwarten! „Das Himmelreich ist nahe herbei gekommen.“ Lasst uns sein wie Diener, die nach ihrem Herrn aussehen. O, mein gnädiger König und Heiland, ich bitte Dich, nimm meine Reue über vergangene Empörungen an als einen Beweis meiner jetzigen Treue!

18. 19. Als nun Jesus am galiläischen Meer ging, sah Er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze in das Meer, denn sie waren Fischer. Und Er sprach zu ihnen: Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.

Unser Herr predigte nicht nur das Reich, sondern begann jetzt, den einen und den anderen zu dem Dienst und dem Vorrecht desselben zu berufen. Er „ging am Meer“, und da und dann begann Er sein bekehrendes, berufendes und verordnendes Werk. Wo Er gerade weilte, da tat Er seine Macht kund. Unser Wirkungskreis ist da, wo wir sind.

Jesus hatte ein besonderes Auge auf die Fischer. Er berief an seine Seite die beiden Fischer-Brüder, die Er vorzeiten erwählt hatte. Er hatte sie früher durch seine Gnade berufen, und jetzt beruft Er sie ins Predigtamt. Sie waren tätig in einem rechtmäßigen Geschäft, als Er sie zu Predigern berief. Unser Herr beruft nicht Müßiggänger, sondern Fischer. Sein Wort war königlich: „Folget mir nach“; sein Werk war ihrer Beschäftigung als Fischer angemessen; es war voll königlicher Verheißung: „Ich will euch zu Menschenfischern machen“; und es war ungemein lehrreich, denn ein Evangelist und ein Fischer sind sich in vielen Punkten ähnlich. Aus dieser Stelle lernen wir, dass niemand anders einen Menschenfischer machen kann, als unser Herr selber, und dass die, welche Er beruft, nur Erfolg haben können, wenn sie Ihm nachfolgen.

Herr, lass mich als einen Seelengewinner Deinen Geist und Deine Methode nachahmen, auf dass ich nicht vergeblich arbeite!

20. Bald verließen sie ihre Netze und folgten Ihm nach.

Der Ruf war wirksam. Keine Netze können diejenigen festhalten, welche Jesus beruft, Ihm zu folgen. Sie kommen alsobald; sie kommen um jeden Preis; sie kommen ohne eine Frage; sie kommen und verlassen alte Wohnstätten; sie kommen und folgen ihrem Führer ohne Bedingungen und Vorbehalt.

Herr, lass mich immer Dein treuer und nie schwankender Nachfolger sein, so lange ich lebe! Mögen keine Netze mich zurückhalten, wenn Du mich rufst!

21. 22. Und da Er von dannen weiter ging, sah Er zwei andere Brüder; Jakobus, den Sohn Zebedäi, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, dass sie ihre Netze flickten; und Er rief sie. Bald verließen sie das Schiff und ihren Vater, und folgten Ihm nach.

Unser Herr liebte die Fischer. Vielleicht eignete sich ihr kühner, herzlicher, offener Charakter für seinen Dienst. Jedenfalls waren sie Dornen, auf die Er die Rosen seiner Gnade pfropfen konnte. Einige beruft Er zum Predigen, wenn sie ihre Netze auswerfen, und einige, während sie dieselben flicken, aber in beiden Fällen sind sie geschäftig. Wir werden beides nötig haben, Netze auszuwerfen und sie zu flicken, nachdem wir zu unseres Herrn Werk berufen sind. Beachtet, wie der Herr wiederum zwei Brüder beruft. Zwei zusammen sind weit besser, als zwei, die einzeln tätig sind. Der Herr weiß, dass unsere Natur Gesellschaft sucht; kein Gefährte in der Arbeit ist besser als ein Bruder. Dieses zweite Brüderpaar „verließ den Vater“ sowohl wie seine Fischerei. Die ersten verließen ihre Netze, aber diese „verließen das Schiff“; bei den ersten werden keine Verwandte erwähnt, aber diese verließen Vater und Mutter um Christi willen, und taten es ebenso ohne Zaudern wie die anderen. Es schien keine vielversprechende Aussicht, dem heimatlosen Jesus zu folgen, aber eine innerliche Anziehungskraft zog sie und sie folgten, froh, der göttlichen Stimme zu gehorchen. Zebedäus mag gedacht haben, seiner Söhne Weggang sein ein großer Verlust für ihn, aber es wird nicht berichtet, dass er irgend welchen Einwand erhob. Vielleicht gab er seine Söhne gern für solchen Dienst hin. Wir sind gewiss, dass ihre Mutter es tat. In dem Dienste Jesu sollen wir uns nicht durch verwandtschaftliche Bande zurückhalten lassen, denn Er hat ein höheres Anrecht als Vater oder Gatte.

Herr, berufe mich und meinen Bruder und meine ganze Familie in Deine Gnade, wenn nicht in das Predigtamt!

23. Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte in ihren Schulen, und predigte das Evangelium von dem Reich, und heilte allerlei Seuche und Krankheit im Volk.

Unser Herr war immer in Bewegung: Er „ging umher im ganzen galiläischen Lande.“ Der große Reiseprediger machte eine Provinz zu seiner Gemeinde. Er lehrte „in ihren Schulen“, aber Er war ebensosehr zu Hause auf ihren Straßen, denn Er gab nichts um geweihte Örter. Lehren und Predigen geht gut zusammen mit Heilen, denn so wird für Seele und Leib gesorgt. Unsres Herrn große macht wird in der Allgemeinheit seiner heilenden Kraft gesehen: Er heilte allerlei Seuche und Krankheit. Weilt bei diesem Worte „allerlei,“ d. h. alle Art. Aber unser Herr begnügte sich nicht mit Wundern für den Körper, denn Er hatte das Evangelium für die Seele, das Evangelium, das in seiner eignen Person als König liegt, in seiner Verheißung der Vergebung der Sünden für die Gläubigen und in seiner liebevollen Herrschaft über die, die Ihm treu sind. Er predigte „das Evangelium von dem Reich,“ ein wahrhaft königliches Evangelium, das die Menschen zu Königen und Priestern macht. Für dies Evangelium war jede Wunderheilung ein Siegel. Heutzutage ist die Heilung der Seelen ein ebenso sicheres Siegel Gottes auf das Evangelium, als damals die Heilung der Krankheiten. Herr, ich kenne die Wahrheit und Gewissheit Deines Evangeliums, denn ich habe Deine heilende Hand auf meinem Herzen gefühlt. Möge ich die Herrschaft und Macht Deines Reiches fühlen und mich freudig Deiner Regierung unterwerfen.

24. Und sein Gerücht erscholl in das ganze Syrienland. Und sie brachten zu Ihm allerlei Kranke, mit mancherlei Seuchen und Qual behaftet; die Besessenen, die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen; und Er machte sie alle gesund.

Natürlich erzählten die Menschen einer dem anderen von dem großen Propheten. Sogar die Gegenden jenseits der Grenze begannen von Ihm zu hören. Syrien hörte wiederum, dass ein Gott in Israel sei, der einen Menschen vom Aussatz heilen könnte. Nun wurden die schlimmsten Fälle zu Ihm gebracht, Epileptische, Besessene und Wahnsinnige wurden zu Ihm geführt, und nicht vergeblich. Welch eine Rechnung von Krankheiten finden wir in diesem Verse! Seuchen, Qualen, Besessenheit, Mondsucht, Gicht u. s. w. Und welche Quittung am Schluss: „Und Er machte sie alle gesund!“ O, dass die Menschen begierig wären, ihre geistlichen Krankheiten zu dem Heiland zu bringen! Es würde zu demselben Resultat führen, denn in jedem Fall würden wir lesen: „Er machte sie alle gesund.“ Unser König erntet den Dank derjenigen, welche Er durch die Entfaltung seiner Macht von ihren Krankheiten erlöste. Einige Könige haben vorgegeben, durch ihre Berührung zu heilen, aber Jesus tat es wirklich. Nie konnte ein König oder Prophet solche Wunder wirken, als Er. Wohl mochte sein Ruhm groß sein!

25. Und es folgte Ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den zehn Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseits des Jordans.

Solch ein Lehrer ist einer Nachfolge gewiss. Aber wie gering die Zahl seiner geistlichen Nachfolger, verglichen mit dem „viel Volks,“ das äußerlich zu Ihm kam! Unser König hat dem Namen nach viele Untertanen, aber wenige, die Ihn als ihren Herrn kennen, weil sie durch die Macht seiner Gnade im Herzen erneuert sind. Nur diese allein gehen wahrhaft in sein Reich ein. Es ist töricht und gottlos, davon zu reden, dass andere in sein geistliches Besitztum eingeschlossen sind, aber es ist ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn eine große Nachfrage nach Jesu da ist, und jede Gegend und jede Stadt ihren Teil zu der hörenden Menge beiträgt.

Nun werden wir mehr von den gesegneten Lippen Dessen hören, der König in Jerusalem war und auch Prediger für das Volk.