„Es ist ein köstliches Ding einem Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.“ Klagel. Jer. 3,27.
Engl. Üb.: „Es ist gut für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.“
Jochtragen ist nicht angenehm, aber es ist gut. Nicht jedes angenehme Ding ist gut und nicht jedes gute Ding ist angenehm. Zuweilen mag das Gute desselben gerade im Verhältnis zu seiner Unannehmlichkeit stehen. Nun ist es kindisch, immer Süßigkeiten zu verlangen; diejenigen, welche durch den Gebrauch ihre Sinne geübt haben, sollten das Heilsame dem Wohlschmeckenden vorziehen. Es sollte uns mit dem, was übel schmeckt, aussöhnen, wenn man uns sagt, dass es gut ist! Ein kleines Kind ist nicht leicht damit ausgesöhnt, weil es noch nicht denken und urteilen kann; aber der Mann Gottes sollte es sehr leicht finden, jedes Murren und Klagen zu stillen, sobald er wahrnimmt, dass ein Ding, obwohl unangenehm, doch gut ist. Da wir, meine lieben Freunde, keine sehr guten Beurteiler sind in Betreff dessen, was gut für uns ist, nicht mehr als unsere Kinder es sind, und da wir von unseren Kleinen verlangen, dass sie die Auswahl ihrer Speise uns überlassen, wird es da nicht weise sein, wenn wir unserem himmlischen Vater alles überlassen? Wir können beurteilen, was angenehm ist, aber wir können nicht unterscheiden, was gut für uns ist, Er aber kann urteilen, und deshalb wird es immer geraten sein, alle unsere Angelegenheiten in seiner Hand zu lassen und zu sagen: „Doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst.“ Da wir nach dem Zeugnis der Schrift ganz sicher sind, dass alles, was der Herr den Seinen schickt, ihnen zum Besten dienen muss, sollten wir vollkommen ergeben in den Willen des Herrn sein; nein, viel mehr noch, wir sollten dankbar für alle seine Schickungen sein, selbst wenn sie dem Fleische missfallen, da wir ganz gewiss sind, dass sein Wille der Beste ist, der sein kann, und dass, wenn wir das Ende des Anfangs sehen könnten, es gerade das wäre, was wir wählen würden, wenn wir so weise und gut wären, wie unser himmlischer Vater ist. Unsere Schultern beugen sich fröhlich unter der Bürde, die Jesus als nützlich für uns erklärt; diese Versicherung von seinen Lippen macht sein Joch leicht zu tragen.
Unser Text spricht von etwas, das, obwohl nicht sehr bequem, doch gut ist. - „Es ist gut für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.“ Das Bild ist von dem Zugvieh hergenommen. Die Stiere haben das Joch zu tragen. Sie gehen paarweise und das Joch wird auf ihren Schultern getragen. Das Joch ist etwas lästig. Wenn der Stier nicht daran gewöhnt wird, so lange er jung ist, wird er nie einen guten Zugochsen abgeben. Er wird unruhig und gereizt werden durch die Arbeit, die er zu tun hat; es wird schwer sein, ihn zu treiben und der Landmann wird nur wenig pflügen können. Es ist gut für den Stier, zur Unterwürfigkeit gebracht zu werden, während er noch jung ist und so ist es mit allen Arten von Tieren; das Pferd muss geritten werden, so lange es noch ein Füllen ist; und wenn eine gewisse Periode seines Lebens vorüber geht, ohne dass es unter Zucht kommt, so wird es nie ein recht nützliches Pferd werden. Wenn man einen Hund abrichten will, muss man ihn nehmen, so lange er jung ist und ihn seine Arbeit lehren. Das ist das Gleichnis. Es ist gerade so mit den Menschen. Es ist gut für uns, dass wir geschult werden, so lange wir jung sind und das Joch in unserer Jugend tragen lernen.
Wenn man den Text nur als eine ausgesprochene Wahrheit des gewöhnlichen Lebens nimmt, ist er schon der Beachtung wert. Selbst abgesehen von der Gnade Gottes und abgesehen von Religion ist es ein großer Segen für einen Menschen, das Joch in seiner Jugend zu tragen! Das heißt, zuerst, es ist gut für uns, wenn wir jung sind, Gehorsam zu lernen. Ein Mann ist halb gemacht, wenn er unter eine Regel gestellt wird und gelehrt, Einschränkungen zu ertragen. Wenn junge Leute älter werden, so müssen sie sich oft selber ein Gesetz sein, es mag kein Vater mehr da sein, sie liebevoll zu warnen und keine Mutter, sie sanft zu leiten; junge Leute werden ältere Leute und regieren sich selber und Niemand ist fähig, das zu tun, bis er gelernt hat, gehorsam zu sein. Es gibt ein Sprichwort: „Jungens bleiben Jungens,“ aber ich denke nicht so, sie werden Männer, wenn wir ihnen Zeit lassen, und wenn sie nicht sich selber zügeln und gehorchen lernen, so lange sie Knaben sind, so ists nicht wahrscheinlich, dass gute Männer aus ihnen werden. Wer nicht gehorchen kann, ist nicht fähig, zu regieren; wer niemals lernte, sich zu unterwerfen, wird ein Tyrann sein, wenn er Macht erhält. Es ist gut für jeden Knaben, gebändigt zu werden, befreit von seinem törichten Eigenwillen, und zu fühlen, dass er Vorgesetzte, Lehrer und Herren hat, und dann, wenn die Reihe an ihn kommt, ein Führer und ein Herr zu sein, wird er um so freundlicheres Mitgefühl mit denen haben, die unter ihm sind. Seid dessen gewiss, wenn er nicht zum Gehorsam eingeübt wird, so wird er nie ein guter Soldat in dem Kampf des Lebens sein.
Es ist gut für junge Leute, das Joch zu tragen, auch in dem Sinne, dass sie sich früh befleißigen, Kenntnisse zu erwerben. Wenn wir nicht lernen, so lange wir jung sind, wann sollen wir dann lernen! Einige, die im späteren Leben angefangen haben, zu studieren, haben es sehr weit gebracht, aber es ist mit viel Schwierigkeit verknüpft gewesen. Wenn ihr die Maschine des Geistes nicht in der Jugend gebraucht, so wird sie rostig; aber wenn sie von Anfang an gebraucht und beständig in Gang erhalten und gut geölt wird, so wird sie leicht vorwärts gehen durch das ganze Leben. Unsere jungen Tage sind günstig für das Erwerben von Kenntnissen, und jeder Lehrling sollte seine Lehrzeit so gut wie möglich benutzen; es wird nie ein rechter Handwerker aus ihm werden, wenn er es nicht tut. Jeder Mensch, der ins Leben eintritt, sollte, so lange er noch jung ist, alles tun, was er kann, um eine vollständige Ausrüstung zu erhalten, denn, wenn er dies nicht tut, so wird er es früher oder später entbehren. Wenn sich ein Mensch auf die Reise des Lebens begibt, und seinen Anker zu Hause lässt oder seine Vorräte vergisst, so wird er finden, was ihm fehlt, wenn er auf die See kommt; und wenn der Sturm zu heulen beginnt durch das Tauwerk, so wird er wünschen, dass er den Geboten der Klugheit gehorcht und sich besser für die gefährliche Lebensweise versehen hätte.
Es ist auch gut für junge Leute wir sprechen jetzt von der bloß menschlichen Bedeutung der Stelle gut für sie, wenn sie mit Schwierigkeiten und Nöten zu kämpfen haben beim Beginn des Lebens. Der silberne Löffel im Munde, mit dem einige Leute geboren werden, erstickt sie sehr leicht. Es gibt Hunderte von Leuten, die niemals im Stande gewesen sind, gerade heraus zu sprechen, wegen dieses schrecklichen Löffels. Nicht jeder ist auf die Länge darum reicher, selbst an bloßem Gold und Silber, weil er mit einem Kapital angefangen hat. Ich glaube, ihr werdet gewöhnlich finden, dass die reichen Leute, die, wie sie es nennen, „selbstgemachte“ sind, nach London kamen mit einer halben Krone in der Tasche; ich habe bemerkt, dass 30 Pence so ungefähr die Summe ist, mit der sie ihre Heimat verlassen, und diese halbe Krone, weder mehr noch weniger, wird das Nest-Ei eines Vermögens. Junge Männer, die mit Tausenden beginnen, enden oft mit Nichts. Es ist gut für einen Mann, einen harten Kampf zu haben, wenn das Leben beginnt, nicht in angenehmer Behaglichkeit gewiegt zu werden und Alles für ihn nach seinem Willen eingerichtet zu finden; er wird nie seine Muskeln entwickeln, er wird nie ein Mann werden, wenn es nicht schwere Arbeit für ihn zu tun gibt. Jene langen Arbeitsstunden, jenes ernste Denken, jene müden Glieder und all das, worüber die jungen Leute heutzutage so geneigt sind, zu klagen, obgleich sie nicht halb so viel arbeiten, als ihre Väter, und nicht über ein Zehntel so viel, als ihre Großväter, alle diese Dinge, innerhalb vernünftiger und maßvoller Grenzen, helfen dazu, Männer zu machen, und ich hoffe nur, dass die leichteren Zeiten, welche nun glücklich Mode sind, nicht eine weichere und weniger männliche Natur in unseren jungen Männern erzeugen werden. Es ist gut für einen Mann, dass er das Joch der Arbeit, der Leiben und Schwierigkeiten in seiner Jugend trage, und wenn wir das Joch von jeder müden Schulter nehmen könnten, würde es nicht weise sein, so zu tun. Mancher Mann, dem es im Leben geglückt ist, ist Gott sehr dankbar, dass er in seinen jungen Jahren ein wenig Armut zu tragen gehabt und hart und schwer hat arbeiten müssen, denn er wäre nie geworden, was er ist, ohne den stärkenden und erziehenden Einfluss des Leidens.
Es ist indes nicht meine Aufgabe, des Weitern über diese Dinge zu reden; ich halte keine Vorlesung über Moral, sondern bin ein Diener des Evangeliums. Ich habe eine Pflicht erfüllt, wenn ich die nächste Bedeutung des Textes gegeben habe und nun will ich ihn für edlere Zwecke gebrauchen.
Zuerst vor Allem, es ist gut, ein Christ zu sein, wenn man jung ist. Es ist gut für einen Mann, das Joch Christi in seiner Jugend zu tragen.
Ich werde euch nicht um Verzeihung bitten, wenn ich hier spreche als Einer, der es versucht und erprobt hat. Gewiss, ich darf ohne Selbstruhm dies tun, denn es ist nicht meine eigene Ehre, sondern Gottes, von der ich reden werde. Was der Herr in mir gewirkt hat, davon will ich sprechen. Im Alter von 15 Jahren ward ich dahin gebracht, den Herrn kennen zu lernen und ihn zu bekennen, und ich kann daher sprechen als Einer, der das Joch in seiner Jugend trug; und, ihr jungen Leute, wenn ich niemals wieder zu euch sprechen sollte, so möchte ich euch dieses sagen, es ist gut für mich gewesen. O, wie gut, kann ich euch nicht sagen, aber so gut, dass ich ernstlich wünsche, Jeder von euch möchte meines Meisters Joch in seiner Jugend tragen; ich könnte euch keinen größeren Segen wünschen.
Denn seht, zuerst, der Mann, dessen Herz früh durch die göttliche Gnade überwunden wird, wird frühe glücklich gemacht. Es ist ein köstliches Gebet in dem Psalm: „Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.“ Sehr wenige Leute würden, wenn sie es verständen, wünschen, die Glückseligkeit noch hinauszuschieben. Junge Herzen verlangen gewöhnlich, jetzt glücklich zu sein. Vergebung der Sünde erlangen, das heißt, jetzt von dem befreit zu werden, was die Hauptursache des Schmerzes ist. Die Gerechtigkeit Jesu Christi durch den Glauben empfangen, das heißt, jetzt mit Frieden gekleidet zu werden. Mit Gott versöhnt sein, das heißt, jetzt einen Trostesquell in eurer Seele zu haben. Euch als ein Kind Gottes zu wissen, das heißt, die größte Freude, die außerhalb des Himmels sein kann, haben, und sie jetzt haben. Wer wollte wünschen, sie aufzuschieben? Junge Christen mögen sterben, aber es ist von geringem Belang, wenn sie es tun, denn da sie früh in Christo sind, werden sie früh im Himmel sein. Wer wollte nicht wünschen, so bald als möglich in Sicherheit zu sein? Wer wünscht, in dem Lande der Gefahr zu weilen, wo ein Augenblick, die Zeit einer Minute, ihn in die Hölle hinabstoßen mag? Früh geborgen zu sein vor dem zukünftigen Zorn, früh mit einem Gefühl der Sicherheit in Jesu Christo begnadigt zu werden, nun gewiss, es braucht nicht vieler Worte, um zu beweisen, dass dies gut ist!
Außerdem lasst es nie vergessen werden, dass frühe Frömmigkeit, während sie frühes Glück bringt, auch von tausend Schlingen errettet. Es gibt Dinge, die ein Mensch kennet; der lange in den Sünden gelebt hat, von denen er wünscht, er könnte sie vergessen! Gottes Gnade reiniget euren Mund, nachdem ihr die verbotene Frucht gegessen habt, aber der Geschmack davon bleibt leicht zurück oder kehrt leicht wieder. Lieder, die Gott und der Sitte Hohn sprechen, einmal gehört, werden euch in der Mitte eines Gebetes angreifen; und Worte, die ihr vergessen möchtet, und wenn ihr auch darum euer Gedächtnis verlieren müsstet, werden in eure heiligsten Stunden sich hineindrängen. Es ist eine große Gnade, dass wenn ein Mann auch siebenzig oder achtzig Jahre ist, er doch errettet werden soll, wenn er an den Herrn Jesum Christum glaubt! Die Gnaden der elften Stunde sind sehr süß. Aber was für ein doppeltes Vorrecht ist es, in dem Weinberg angestellt zu werden, während der Tau auf den Blättern liegt und so vor der Trägheit und Gottlosigkeit des Marktes bewahrt zu bleiben, auf dem Andere so lange umherstehen.
Es ist gut für einen Mann, Christi Joch in seiner Jugend zu tragen, weil es ihn davor bewahrt, seine Schultern durch des Teufels Joch wund zu reiben. Es erspart ihm die Fesseln jener elenden Sklaverei, in die so Viele durch langgehegte und tiefgewurzelte Gewohnheiten gebracht werden. Langgewohnte Sünden wachsen an den Schultern fest, und sie abzutun, das ist, als wenn man sich ein Stück Fleisch abreißt. Seid dankbar, jungen Leute, dass der Heiland bereit ist, euch zu empfangen, während ihr noch jung seid und dass er euch die Verheißung gibt: „Die mich frühe suchen, finden mich.“ Glücklich die, welche den Erlöser am Morgen schon in sich aufnehmen und so den bösen Geist den ganzen Tag lang ausschließen.
Es ist auch dieses Gute dabei, dass es euch länger Zeit gibt, um Gott zu dienen. Wenn ich in den Dienst Eines genommen würde, den ich liebte, so möchte ich gern ein langes Tagewerk für ihn tun. Wenn ich wüsste, dass ich nur Einen Tag für ihn arbeiten könnte, würde ich suchen, zu beginnen, sobald der grauende Morgen mir zu sehen verstattete, und ich würde mit der Arbeit fortfahren bis tief in den Abend hinein, fröhlich tätig, so lange noch ein Tagesschimmer da wäre. Wenn ihr spät im Leben bekehrt werdet, so könnt ihr unseren Herrn Jesu nur die Schatten des Abends geben. Gelobt sei sein Name, er will Abenddienste annehmen; aber doch, wie viel besser, im Stande zu sein, dem Herrn von Jugend auf zu dienen, ihm jene hellen Tage zu geben, wo die Vögel in der Seele singen, wo die Sonne unbewölkt ist und die Schatten nicht sinken, und dann ihm den langen Abend zu geben, wenn er es um die Abendzeit licht macht, und in den Schwachheiten seine Macht und seine Treue sich entfalten lässt. Ich meine, ich kenne keinen erhebenderen Anblick, als den eines Mannes mit grauen Haaren, der dem Herrn von Jugend auf gedient hat.
Es ist ferner dies Gute dabei, dass es Einen fähig macht, in göttlichen Dingen wohl gegründet zu werden. „Die gepflanzt sind in dem Haus des Herrn, werden in den Vorhöfen unsers Gottes grünen.“ Ein Baum, der verpflanzt wird, braucht eine gewisse Zeit, um Wurzel zu fassen, aber wenn er wohl gegründet steht, bringt er reichliche Frucht hervor. Es muss Zeit da sein, um in göttlichen Dingen Wurzel zu fassen; in 10 Minuten kann nicht Alles im Gnadenreich gelernt werden. Ich preise Gott, dass ein Mensch, der erst eine Sekunde an Jesum geglaubt hat, ein erretteter Mensch ist; aber er ist noch kein unterrichteter Mann, er ist noch kein wohl gegründeter Mann. Er ist nicht für den Kampf ausgebildet, nicht für die Arbeit erzogen. Zu diesen Dingen gehört Zeit. Wenn wir bekehrt sind, so geben wir bei Christo in die Schule, wir sitzen zu seinen Füßen und lernen von ihm. Nun, wer ist der Beste Schüler? Angenommen, dass alles Übrige gleich ist, so würde ich erwarten, diejenigen als die besten Schüler in der Schule zu sehen, die frühe kommen. Elf-Uhr-Schüler lernen nicht viel; Abendschüler mögen, mit einem guten Lehrer und großem Fleiß, etwas auflesen, aber schwerlich so viel, als die, welche den ganzen Tag zur Schule gewesen sind. O, wie selig ist es, recht frühe anzufangen, Christum zu kennen, dann geht man weiter zu begreifen mit allen Heiligen die Höhen und Tiefen dessen, was alle Erkenntnis übertrifft. Fürchtet nicht, dass ihr je diese Erkenntnis erschöpfen könntet; sie ist so unendlich groß und gesegnet, dass, wenn wir 7000 Jahre in der Welt lebten, es noch mehr von Christo zu erkennen geben würde und wir stets noch zu sagen hätten: „O, die Tiefen.“ Wir brauchen deshalb nicht bange zu sein, dass, wenn wir mit 10, 15 oder 20 Jahren bekehrt werden, die Frische der Religion sich abnutzen werde. O nein, wir werden sie mehr lieben und sie besser verstehen, und mit Gottes Gnade sie besser ausüben, während die Jahre über uns dahingehen. Darum ist es so gut, früh zu beginnen.
Und dann lasst mich sagen: es gibt solche Zuversicht in späteren leben, wenn wir unser Herz in der Jugend Jesu gegeben haben. Ich freue mich, hier heute Abend einige Knaben und Mädchen zu sehen. Nun, meine lieben Kinder, Gott mag euer Leben erhalten, dass ihr alte Männer und Frauen werdet, und wenn euer Haar grau ist und ihr schwach werdet und wisst, dass ihr bald sterben müsst, dann wird es große Freude sein, wenn ihr sagen könnt: „Gott, du hast mich von Jugend auf gelehrt, darum verkündige ich deine Wunder. Auch verlass mich nicht, Gott, im Alter, wenn ich grau werde.“ Es wird viel Kraft in dieser Bitte liegen, denn wenn wir einen treuen Diener haben, so jagen wir ihn nicht weg, wenn er alt wird. „Ah,“ sagt ihr, „er kann jetzt nicht viel tun. Der alte Mann wird sehr schwach, er kann nicht sehen oder hören, wie sonst, und ist langsam in seinen Bewegungen, aber der gute alte Mann ist in unserer Familie gewesen seit seiner Knabenzeit und da denkt ihr doch nicht, dass wir ihn jetzt hinausweisen werden?“ Nein, der Herr will seine alten Diener nicht verstoßen. Er wird ihnen nicht sagen: „Ich habe euer Bestes gehabt; ich habe eure jungen Tage gehabt und euer mittleres Leben, aber nun könnt ihr betteln gehen und für euch selber sorgen.“ Nein, So mag der Amalekiter oder Ismaelite sprechen, aber der Gott Israels verlässt niemals sein Volk. Er spricht: „Ja, ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau werdet. Ich will es tun, ich will heben und tragen und erretten.“ O ihr, die ihr euch Jesu in eurer Jugend hingegeben habt, durch seine reiche und freie Gnade, ich weiß, ihr fühlt es süß, die Bitte vor Gott geltend zu machen: „Nun, Herr, verlass mich nicht.“ Also, junge Leute, wenn ihr einen köstlichen Vorrat von Tröstungen euch anlegen wollt auf die Zeit, wenn finster werden die Gesichte durch die Fenster, wenn ihr Kraft haben wollt für die Zeit der Schwachheit, wenn ihr Trost haben wollt für den Tag, wenn die Kläger umher gehen auf der Gasse, wenn, vor allem Anderen, ihr Beistand wollt, wenn ihr in eure lange Heimat gehet, gebt euch jetzt Jesu hin. O, dass ihr noch heute Abend eure Schultern unter das leichte Joch des sanftmütigen und demütigen Heilandes beugen möchtet; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
Ich will nun dem Text eine andere Deutung geben; möge der Heilige Geist sie segnen. Zweitens, es ist gut für junge Christen, dass sie das Joch Jesu tragen. Was meinen wir damit?
Eine gute Anzahl von euch sind kürzlich bekehrt worden und zu euch rede ich sehr ernstlich. Es wird, so lange ihr lebt, zu eurem Besten sein, Jesu vom ersten Anfang an vollkommenen Gehorsam zu leisten. Einige Christen, scheint mir, begeben sich ganz in Verwirrung auf den Weg nach Kanaan; sie beginnen ihre Pilgerreise nicht in der rechten Pilgerart. Jeder junge Christ sollte, wenn er bekehrt ist, sich Zeit nehmen, zu überlegen und zu sich selber sagen: „Was soll ich tun? Was ist die Pflicht eines Christen?“ Er sollte auch andächtig zu dem Herrn Jesu sagen: „Herr, was willst du, dass ich tun soll?“ und auf den Heiligen Geist und seine Leitung warten.
Zwei junge Leute wurden vor einiger Zeit zu Gott bekehrt; der eine besuchte den Gottesdienst hier, der andere an einem anderen Ort. Sie sprachen mit einander darüber, was die rechte Weise sei, Jesum Christum zu bekennen; sie wussten es nicht recht, aber sie wollten es ausfindig machen. Sie liehen sich die Schlüssel einer benachbarten Independentenkapelle, gingen hinein und brachten Tag für Tag einige Stunden damit zu, das Neue Testament mit einander zu lesen und jede Stelle durchzunehmen, welche auf die Taufe Bezug hat. Das Resultat war, dass beide kamen und sich hier taufen ließen. Ich wünschte, alle Christen möchten am Anfang auf diese Handlung achten und auf jeden anderen streitigen Punkt, und sehen, was Gottes Wille darin ist. Forscht in der Schrift und seht für euch selber. Sagt nicht: „Ich bin immer in der bischöflichen Landeskirche gewesen und deshalb muss ich tun, wie sie es in der Kirche tun.“ Oder: „Ich bin immer bei den Baptisten gewesen,“ oder „bei den Methodisten.“ Meine lieben Freunde, diese Leute können nicht für uns Regeln machen. Hier ist unser Führer - diese Bibel. Wenn ich mit der Eisenbahn fahren will, so sehe ich den Fahrplan nach und traue nicht dem Hörensagen, und wenn ich zum Himmel geben will, muss ich der Bibel folgen. Es gibt ein anderes Buch, welches euch die Leute vorhalten werden. Wohl, wir wollen nichts gegen dieses Buch sagen, nur, es ist nicht das Buch. Das Buch ist dieses, die teure Bibel. Ihr solltet damit anfangen, zu fühlen: „Mein Herr hat mich errettet; ich bin sein Diener und will sogleich sein Joch auf mich nehmen. Ich will, so weit ich nur kann, tun, was er von mir verlangt. Es gibt einige Sünden, in die ich wahrscheinlich fallen werde. Ich mag wachen, wie ich will, so werde ich doch manchmal einen Fehltritt tun, aber hier sind einige Dinge, in denen ich es recht machen kann, und ich will Sorge tragen, dass ich es recht mache.“ Nun, wenn ihr jungen Leute anfangt, gewissenhaft in der Schrift zu forschen und wünscht, in allen Dingen euren Fuß niederzusetzen, wo Christus seinen Fuß hinsetzte, so bin ich gewiss, das wird gut für euch sein. Ihr werdet aufwachsen und gesunde Christen, Männer von nicht gewöhnlicher Statur sein. Aber wenn ihr nicht mit dem Erforschen des Wortes beginnt, sondern eure Religion aus zweiter Hand von anderen Leuten nehmt und tut, was ihr andere Leute tun seht, ohne zu forschen warum, so wird es euch fehlen an jener edlen Unabhängigkeit des Geistes und dem Mut der Seele, und zu gleicher Zeit an jener vollständigen Unterwerfung unter Christum, welche die Haupteigenschaften eines edlen Christenherzens ausmachen.
Es ist gut für einen Mann, das Joch in seiner Jugend zu tragen, danach zunächst auch, damit er klare Unterweisung in göttlicher Wahrheit erhält. Wir sollten zu dem Herrn Jesus Christus geben, von ihm zu lernen, nicht bloß in Betreff der Handlungen und Gebräuche, sondern was zu denken und was zu glauben. O, wie wünsche ich, Jeder von uns hätte mit Bezug auf seine Lehrmeinungen damit begonnen, dass er sein Gemüt wie ein Blatt weißes Papier vor Christo gelegt hätte, damit sein heiliger Geist die Wahrheit darauf schreibe. Ach, wir beginnen mit mancher Zeile, welche die Feder des Vorurteils auf uns schreibt. Lieber Freund, wenn du zu Gott bekehrt bist, so hast du jetzt zu Jesu Füßen zu sitzen, alles von ihm zu lernen - nicht, deine Ansichten mitzubringen. Es sind gewöhnliche Ausdrücke, „meine Ansichten,“ und „meine Meinungen“ und ich bin der Überzeugung. Geliebte, lasst euch von Christo überzeugen, denn das ist die einzige Überzeugung, die es wert ist, dass man ihr folgt. Nehmt eure Ansichten von ihm; keine anderen Ansichten von ewigen und himmlischen Dingen sind des Habens wert. „O,“ sagt Einer, „aber dann sind es vielleicht nicht deine Ansichten.“ Ganz recht, und ich bitte euch nicht, meine Ansichten anzunehmen; im Gegenteil, ich beschwöre euch vor Gott, niemals etwas zu glauben, weil ich es sage, sondern nur auf meinen Meister zu hören und nur diesem unfehlbaren Buch Glauben zu schenken. Wir prägen euch dies ein, weil, selbst wenn ihr die Wahrheit glaubt, weil wir sie sagten, ihr dann nicht auf die rechte Art glauben würdet. Die Wahrheit muss aufgenommen werden, weil sie wahr ist und weil die Autorität Jesu Christi sie euch als wahr beweist, nicht weil von irgend einem armen Sterblichen, der zufällig predigt, vorausgesetzt wird, dass er Autorität besitzt, solche Fragen zu entscheiden. Wir haben keine Autorität, irgend etwas auf unser eigenes ipse dixit1) hin als Wahrheit zu behaupten. Wir sind einfach die Posaunen an den Lippen Christi, wenn wir mit Macht sprechen; und manchmal, ach, da blasen wir unsere eigene Posaune, anstatt Jesum Christum durch uns blasen zu lassen, und dann sind wir schlimmer als nutzlos. Ich ermahne euch, tragt das Joch in eurer Jugend, indem ihr eifrig forscht, um von den Lippen Jesu Christi selber, durch den Geist Gottes gelehrt, zu wissen, was der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Es ist gut für euch, dies zu tun.
Es ist auch für junge Bekehrte gut, das hoch zu tragen, indem sie früh anfangen, Jesu Christo zu dienen. Ich sehe gern die Mutter, wenn sie ihr Kind in das Haus Gottes bringt, den Groschen in seine Hand legen und es früh lehren, zu Christi Sache beizusteuern; und wenn Leute bekehrt sind, so ist nichts so gut für sie, als sehr bald etwas zu tun zu haben. Nicht, dass sie versuchen sollen, die größeren Dinge zu tun, welche für die weiter Geförderten und Unterrichteten gehören; denn in Betreff einiger von diesen möchten wir die Regel anwenden: „Nicht ein Neuling, auf dass er sich nicht aufblase und dem Lästerer ins Urteil falle.“ Aber es gibt für jeden Gläubigen eine Arbeit in Christi Weinberg zu tun. Da ist Arbeit für Kinder, da ist Arbeit für junge Männer, da ist Arbeit für junge Weiber, und es ist gut, früh zu beginnen. Dem Herrn Jesus Christus, dem das Scherflein der Witwe so gefiel, gefällt auch eines Kindes Liebe zu ihm sehr. Wir großen Leute sind sehr geneigt zu denken: „Was kann ein kleines Mädchen für Jesum tun?“ O, wenn dies kleine Mädchen jetzt nichts für Jesum tut, nun sie errettet ist, wird sie wahrscheinlich zu einer trägen Christin aufwachsen und Gott in späteren Jahren nicht dienen, wie sie sollte. Ich sehe gern die kleinen Bäume, die man in unsere Gärten setzt, ihr wisst, die kleinen Pyramiden und andere Zwergbäume; ich liebe es, sie gleich von Anfang an ein wenig Frucht tragen zu sehen. Ich meine zuweilen, dass Birnen, wenn nur eine oder zwei auf dem Baume sind, viel würzigeren Geschmack haben, als die auf dem großen Baum, die oft an Qualität verlieren, was sie an Quantität gewinnen. Das, was für Jesum Christum getan wird von jungen Christen, von schwachen Christen, von schüchternen Christen, hat oft einen feinen Wohlgeschmack an sich, der köstlich für Jesus ist. Es ist gut, in unserer Jugend anzufangen, ihm zu dienen.
„Ah,“ sagt Einer, „ich will anfangen, wenn ich predigen kann.“ Willst du? Du tätest besser, damit anzufangen, einen Brief an jenen jungen Freund zu schreiben, mit dem du zur Schule gingst. Du tätest besser, damit zu beginnen, dass du einen Traktat an einen Ort hinlegst oder versuchst, mit einem jungen Menschen deines Alters zu sprechen. Der Stolz wird dir den Wünsch eingeben, groß zu sein, aber die Liebe zu Jesu wird dich lehren, dass kleine Dinge vor ihm angenehm sind. Es ist gut für junge Männer, - gut für junge Mädchen, dass sie, sobald sie bekehrt sind, das Joch des Dienstes tragen.
Es ist auch gut, dass wir, wenn wir anfangen Gott zu dienen, das Joch in einem anderen Sinn tragen, nämlich, indem wir Schwierigkeiten finden. Wenn es in meiner Macht stände, jedem jungen Christen hier die Art, Christo zu dienen, sehr leicht zu machen, so würde ich es nicht tun. Wenn es möglich wäre, alle Arbeit in der Sonntagsschule angenehm zu machen, so würde ich es nicht tun. Wenn es möglich wäre, das Predigen unter freiem Himmel zu einem sehr leichten Ding zu machen, so würde ich es nicht tun. Es ist gut für euch, dass ihr das Joch tragt. Es ist gut, dass euer Dienst Selbstverleugnung erfordert und eure Geduld prüft. Es ist gut für euch, dass die Mädchen nicht sehr ordentlich und dass die Knaben nicht sehr gelehrig sind, wenn sie in eure Klasse kommen. Es ist gut für euch, dass der Haufe nicht still steht und sehr bescheiden zuhört und dass Ungläubige euch hässliche Fragen vorlegen, wenn ihr auf der Straße predigt. Es ist gut, dass weiß ich, für den jungen Prediger, mit wunderlichen Mitgliedern der Kirche zusammen zu treffen und selbst mit einem Gegner, der ihn stürzen will. Es ist ein gutes Ding für einen rechten Arbeiter, wenn der Teufel strebt, ihn niederzuwerfen, denn wenn Gott ihn hingestellt hat, so kann er nicht niedergeworfen werden, aber der Versuch, ihn niederzuwerfen, wird ihm gut tun, seine geistlichen Muskeln entwickeln und die Kräfte seiner Seele in Tätigkeit setzen. Ein sehr leichter Pfad würde uns nicht von Nutzen sein. Betrachtet David, nachdem Samuel das Öl auf sein Haupt gegossen und ihn zum künftigen König von Juda gesalbt; es würde ein schlechtes Ding für ihn gewesen sein, in unrühmlicher Behaglichkeit gewartet und die Zwischenzeit verschlummert zu haben. Aber nehmt David und sendet ihn in die Wüste, die Schafe zu hüten; bringt ihn an den Hof Sauls und lasst Saul den Wurfspieß nach ihm werfen; lasst ihn mit Goliath fechten; verbannt ihn nachher auf die Pfade der wilden Ziegen und zwingt ihn, in den Höhlen und Schlupfwinkeln zu leben und um sein Leben zu kämpfen, und durch dies Verfahren werdet ihr einen Helden erziehen, der im Stande ist, Israel zu regieren. Er kommt auf den Thron, nicht länger ein Jüngling und bräunlich, sondern ein Kriegsmann von Jugend auf und er ist deshalb bereit, die Philister zu schlagen oder die Kinder Ammons, als der Streiter des Herrn der Heerscharen. Es ist also gut, das Joch zu tragen in dem Sinne, dass man Dienst für Jesum unternimmt und Schwierigkeiten darin findet.
Und es ist gut noch weiter. Es ist gut, in der Jugend Verfolgung zu dulden. Wenn es möglich wäre, jeden jungen Christen zu nehmen, ihn in eine fromme Familie hinein zu bringen, und ihn gar nicht in die Welt gehen zu lassen, sondern ihn immer auf seiner Mutter Schoß zu halten - wenn es möglich wäre, jeden Arbeiter zu nehmen und ihm zu garantieren, dass er nur in einer Werkstatt arbeiten sollte, wo man von Morgens bis Abends Psalmen singt, wo Niemand je schwört, wo Niemand je ein unnützes Wort an ihn richtet - nun, ich sage, wenn es möglich wäre, das zu tun, so wüsste ich nicht, dass es weise sein würde. Leute von der Versuchung fern zu halten, das gebührt sich durchaus, und Niemand von uns hat das Recht, dem Anderen eine Versuchung in den Weg zu legen; aber es ist gut für uns, manchmal versucht zu werden, sonst würden wir den wirklichen Zustand unsers Herzens nicht kennen und möchten innerlich vor Stolz verfaulen, während wir in äußerer Sittlichkeit blühen. Die Versuchung lässt uns erkennen, wie schwach wir sind und treibt uns auf unsere Knie. Sie stellt unseren Glauben auf die Probe und prüft unsere Liebe, und lässt uns sehen, ob unsere Gnaden echt sind oder nicht. Wenn die Religion ihre silbernen Pantoffeln anzieht und mit ihren goldenen Ohrringen ausgeht, so ists Jedermann zufrieden, mit ihr zu gehen, aber der redliche Herzenschrist folgt der Wahrheit Jesu Christi, wenn sie barfuß durch den Schlamm und durch den Sumpf geht, und wenn ihre Kleider von unheiligen Händen bespritzt sind. Hier ist die Prüfung für die Aufrichtigen und die Entlarvung der Betrügerischen. Es würde nicht gut für uns sein, vor Verfolgung und Verleumdung und Leiden bewahrt zu bleiben; es ist gut für einen Mann, das Joch in seiner Jugend zu tragen. Der Christ ist eine abgehärtete Pflanze. Vor vielen Jahren ward ein Lerchenbaum nach England gebracht. Der Mann, der ihn gebracht, stellte ihn in sein Treibhaus, aber er entwickelte sich nicht in gesunder Art. Es war ein spindeldünnes Ding, und der Gärtner, der fühlte, dass er nichts daraus machen könne, warf es auf den Dunghaufen. Da wuchs es zu einem prächtigen Baume, denn es hatte eine Temperatur gefunden, die seiner Natur zusagte. Der Baum war bestimmt, nahe beim Schnee zu wachsen, er liebt kalte Winde und raues Wetter und sie hatten ihn in einem Treibhause sich zu Tode schwitzen lassen. So ist es mit dem wahren Christentum. Es blüht selten so gut inmitten der Bequemlichkeit und des Luxus, als in großer Trübsal… Christen sind oft um so kräftiger und besser, wenn sie dahin geworfen werden, wo sie keine christlichen Gefährten oder freundliche Ermutigungen haben. Wie die Freiheit gewöhnlich die abgehärteten Bergbewohner begünstigt, deren raue Berge sie tapfer und abgehärtet gemacht haben, so ist in der Regel reichliche Gnade mit denen, welche den großen Kampf des Leidens fechten und durch viel Trübsal ins Reich Gottes eingehen.
Noch Eins, ich glaube, es ist gut für junge Christen, viele Seelenangst durchzumachen. Meine ersten Zeiten des Nachdenkens waren Zeiten der Bitterkeit. Ehe ich den Heiland fand, ward ich mit dem großen Unterpflug furchtbaren Sündengefühls gepflügt. Monat nach Monat suchte ich, aber fand keine Hoffnung. Ich lernte die Krankheit meines Herzens, das verzweifelt Böse meiner Natur kennen, und in diesem Augenblick habe ich Ursache, Gott für diese lange Winterzeit zu danken. Ich bin gewiss, es war gut für meine Seele. In der Regel gibt es irgendwo im Christenleben eine Zeit der Dunkelheit: wenn ihr sie zuerst habt, werdet ihr sie wahrscheinlich nicht wieder zu erdulden haben; aber wenn ihr sie nicht am Anfang habt, so ist es sehr wahrscheinlich, dass ihr zu irgend einer anderen Zeit durch die Wolke zu gehen haben werdet.
Es ist gut, wenn es vorbei ist. „Es ist gut für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage.“ Einige Freunde scheinen einen privilegierten Weg zum Himmel gefunden zu haben. Wenn ihr Weg der rechte ist, so freut es mich gewiss recht sehr, aber ich bin etwas zweifelhaft, denn ich treffe Einige an, die diese hochgelegene Eisenbahn versucht haben und sehr entmutigt sind, weil die Züge nicht so sanft dahinlaufen, wie sie erwarteten. Sie haben ganze 14 Tage gelebt wohl nicht ganz ohne Sünde - aber beinahe. Sie haben ganz und gar triumphiert und überwunden und sind 14 Tage lang in einem Ballon aufgestiegen. Natürlich müssen sie wieder herunter kommen und Einige kommen mit einem furchtbaren Fall nieder. Die besten von ihnen kommen und sagen: „Lieber Prediger, ich fürchte, ich bin kein Kind Gottes. Ich fühle mich so elend und doch fühlte ich mich so glücklich und heilig.“ Ich habe gesagt: „Ja, seht, ihr stiegt auf und so musstet ihr wieder hinunter kommen. Wenn ihr unten geblieben wäret, so würdet ihr nicht nötig haben, hinunter zu kommen.“ Dieses Aufsteigen zu den Sternen in einem Ballon erschreckt mich bei einigen von euch jungen Leuten; ich wünschte, sie führen demütig fort, zu fühlen, dass sie Nichts und Niemand sind und dass Christus Alles ist. Es ist im Ganzen viel besser, dass ein Mensch schüchtern und zitternd ist, als dass er früh im Leben sehr zuversichtlich wird. „Wohl dem, der sich allewege fürchtet,“ ist ein Schriftwort - nicht eine sklavische Furcht, noch eine Furcht, die an Gott zweifelt, aber doch eine Furcht. Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Zweifeln an Gott und zweifeln an sich selber; ihr mögt von dem letzten so viel haben, wie ihr wollt, bis ihr sogar zur Selbstverzweiflung kommt, aber da ist keinerlei Grund, warum ihr an Gott zweifeln solltet. „Es ist gut für einen Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage,“ dass er das Gewicht der Sünde fühlt und die Züchtigende Hand Gottes, und im Dunklen schreien muss und sagen: „Ach, dass ich wüsste, wie ich ihn finden und zu seinem Stuhl kommen möchte.“ Diese Feuerproben sind von wesentlichem Nutzen für den neugeborenen Gläubigen und bereiten ihn ebenso für die Freuden, wie für die Schmerzen seiner geistlichen Laufbahn.
Ich will mit diesem letzten Teil endigen. Tatsächlich, Brüder und Schwestern, sind wir Alle in unserer Jugend. Ich sehe einige graue Häupter und kahle Häupter hier, und doch gehören sie Personen an, die noch unmündig sind. Mein lieber Bruder, obgleich du siebzig und mehr bist, so bist du doch im Himmelreich noch nicht mündig geworden; denn wenn du mündig wärst, würdest du deine Besitztümer haben. Niemand von uns wird mündig sein, bis er in den Himmel eingeht. Wir sind noch unter den Vormündern und Pflegern, weil wir noch wie kleine Kinder sind. Wir haben noch nicht die Periode erreicht, in der wir für alle Freuden des Himmels geeignet sind, denn wenn wir das wären, würden wir heim genommen werden zu unsers Vaters Haus, um unser Erbteil sogleich zu genießen. Wir sind noch in unserer Jugend. Wohl, es ist gut für uns, dass wir gegenwärtig das Joch tragen und fortfahren es zu tragen. Es ist gut, mein lieber Bruder, dass wir, die schon eine Strecke auf dem Weg zum Himmel gegangen sind, noch etwas zu tragen haben, denn es macht uns fähig, noch immer Christum zu ehren. Wenn wir nicht mit ihn leiden, wie können wir Gemeinschaft mit ihm haben? Wenn wir kein Kreuz zu tragen haben, wie können wir seine Gefährten sein, des Hauptkreuzträgers? Lasst uns froh sein, dass die Trübsal uns nicht erspart bleibt, dass wir nicht von Leiden verschont werden, sondern dass uns gestattet ist, Gottes Geduld durch Ergebung, durch unwandelbaren Glauben zu verherrlichen. Bittet nicht den Herrn, dass ihr kein Leiden haben möchtet, sondern gedenkt lieber daran, dass ihr nur eine kleine Weile habt, in der ihr geduldig sein könnt - nur eine kleine Weile, in der ihr Kreuzträger sein könnt, und deshalb geziemt es euch, jeden Augenblick wohl zu benutzen. Nur ein paar Sonnenwenden mehr, und du wirst dort sein, wo es kein Kreuz mehr zu tragen gibt, keinen Schmerz zu dulden und wo deshalb kein Raum mehr ist für Geduld, und keine Gelegenheit mehr, sich dem göttlichen Willen zu ergeben. Sei zufrieden, das Joch jetzt zu tragen, denn es ist nur eine kleine Weile und diese Ehre wird nicht länger dein sein.
Es ist für uns Alle gut, das Joch zu tragen, auch weil so der alte Adam niedergehalten wird. Ein wunderbar lebenskräftiges Ding ist dieser alte Adam. Er ist oftmals tot gesagt, aber, wie ich gewiss weiß, er ist noch immer sehr munter. Wenn wir in Not sind, so scheint der stolze alte Adam oft ruhig und es gelingt ihm nicht so gut, uns vom Gebet abzuhalten, und folglich erfreuen wir uns in den Zeiten der Not oft der süßesten Zeiten der Andacht. Durch des Herrn Güte werden wir vom Leiden befreit, aber, ach, der alte Adam erhebt bald sein stolzes Haupt wieder. Er sagt: „Ah, du bist ein Liebling des Himmels, dein Berg steht fest. Dein Leiden ist dir zum Segen geworden und du bist wundervoll in der Gnade gewachsen. In Wahrheit, du bist ein trefflicher Kerl.“ Ja, das ist des alten Adams Weise und wo er nur eine Gelegenheit sieht, wird er zu seinem alten Kunstgriff der Eitelkeit zurückkehren. Wenn ihr versucht werdet, eitel zu sein, sprecht zu euch selbst: „Ich kenne dich, alter Adam. Ich kenne dich und will deinen listigen Ratschlägen nicht folgen.“ Das geschieht, wenn wir selbstzufrieden werden? Nun, das Joch wird wieder schwer auf unsere Schulter gelegt. Wir geraten in eine andere Not und dann sitzt der alte Adam wieder hoch zu Pferd und beginnt zu murren und sich zu empören. Das Fleisch fängt an, stolz zu verzweifeln, während es eine kleine Weile vorher prahlte. Leiden sind in des Geistes Band eine große Hilfe, um unser Verderben zu überwinden. Es ist ein schweres Ding für einen Mann, reich und angesehen in dieser Welt zu sein, bequem zu leben und gute Gesundheit zu genießen und alles genau so zu haben, wie es ihm gefällt, und doch ein Christ zu sein. Wenn die Straße sehr glatt ist, so fallen Viele, aber wenn der Weg rau ist, so haben die Füße guten Anhalt und wir straucheln nicht so leicht. Wenn Leiden kommen, so peitschen sie uns heim zu unserem himmlischen Vater. Die Schafe gehen nicht so weit in der Irre, wenn der schwarze Hund hinter ihnen her ist; sein Bellen macht, dass sie zum Hirten laufen. Das Leiden ist der schwarze Fund des guten Hirten, der uns wieder zu ihm holt, sonst würden wir zu unserem Verderben uns verirren. Wir sind nicht besser als David, und wir mögen ehrlich bekennen, wie er es tat: „Ehe ich gedemütigt ward, irrte ich; nun aber halte ich dein Wort.“ Deshalb ist es gut für uns, die wir im Geistlichen jung sind, selbst wenn dem Fleisch nach alt, dass wir das Joch tragen, während wir noch in unserer Jugend sind.
Außerdem, liebe Freunde, macht es euch so fähig, Anderen zu helfen, wenn ihr Leiden kennt. Ich sehe nicht, wie wir Mitgefühl haben können, wenn wir nie selbst geprüft sind. Ich kenne einen lieben Bruder, der vielleicht 50 Jahr alt ist, der niemals einen Tag Krankheit gehabt hat und mir sagte, er wisse kaum, was körperlicher Schmerz sei, außer wenn eine schwere Person ihm auf die Zehen träte. Nun wohl, er ist ein guter Bruder; aber wenn er versucht, Mitgefühl zu haben, so ist es wie ein Elefant, der eine Nadel aufpickt, oder wie Herkules am Spinnrocken; er tut es, aber es ist ein wunderliches Ding. Wenn ihr ihm sagt, dass ihr euch sehr niedergedrückt fühlt, so sieht er euch an und versucht, sehr freundliche Sachen zu sagen, aber er versteht eure Niedergeschlagenheit nicht. Nun, es würde sehr schlimm sein, wenn es einem christlichen Prediger an dem Vermögen, mitzufühlen, fehlte nicht wahr? O, dankt Gott für Leiden, weil sie das Herz zart machen und die Lippe die Kunst des Tröstens lehren. Du kannst ein Boanerges sein ohne Leiden, aber du kannst nie ein Barnabas sein; du magst ein Donnerssohn sein, aber du wirst nie ein Sohn des Trostes sein. Wenn wir wünschen, Anderen zu dienen, lasst uns Gott danken, dass er uns dazu geeignet macht, indem er uns das Joch in unserer Jugend tragen lässt.
Noch Eins, ist es nicht gut, das Joch zu tragen, während wir hier sind, weil es den Himmel um so süßer machen wird? O, wie süß wird der Himmel jener bettlägerigen Frau sein, die diese 20 Jahre lang auf ihrem Lager gelegen und kaum eine Nacht lang ununterbrochen Ruhe gehabt hat! Welche Ruhe wird der Himmel für sie sein! Ich kenne einen guten Mann, ungefähr 2 Meilen von diesem Platz, der 18 Jahre lang ohne Bewegung gelegen hat. Ich kenne keinen glücklicheren Mann, als er ist. Es ist ein Vergnügen, ihn zu sehen; aber doch, welch ein Wechsel wird es sein, von jenem Bett, von dem er nicht aufstehen kann, an jenem gläsernen Meer zu stehen und für immer die Palme zu tragen und jene himmlische Harfe ertönen zu lassen. Welch eine Verwandlung! Wie groß der Wechsel für ein armes christliches Weib, das im Arbeitshaus stirbt, von den Engeln in Abrahams Schoß getragen zu werden! Welch ein Wandel für den Märtyrer, der am Pfahl steht und langsam zu Tode brennt, und dann hinaufsteigt, um die Herrlichkeit des Herrn zu sehen! Was für ein Wechsel für dich, lieber alter Freund, mit all diesen Schmerzen und Leiden an dir, die dich unbehaglich machen, selbst während du hier sitzt! Ah, Graubart, du wirst bald jung sein. Es werden keine Runzeln mehr auf deiner Stirn sein. Du wirst diese Brille nicht mehr nötig haben; du wirst den Stab nicht mehr brauchen, dich darauf zu lehnen; du wirst so stark sein, wie der Jüngste hier. Wenn du vor dem Thron Gottes stehst, wirst du dich kaum selbst mehr kennen, dass du dieselbe alte Frau bist, die du zu sein pflegtest oder derselbe kränkliche Mann, der du eine kleine Weile früher warst. Du wirst von dieser Hütte aus Lehm befreit werden und deine junge Seele wird aus dem alten Körper sich heraus schwingen und bei dem Herrn sein; und dann wird das Grab ein Schmelztiegel sein, in welchem die Schlacken des Fleisches verzehrt werden; und nach einiger Zeit wird dein Körper auferstehen, nicht länger alt und abgezehrt und abgenutzt, sondern voll Schönheit, wie deines Meisters herrlicher Leib. Dies sollte dir alle Zeit Freude geben; es muss gut für dich sein, das Joch zu tragen, da der Himmel dadurch völliger ein Himmel wird, wenn du einmal seine ewige Ruhe erst erreicht hast.
„Es wird nicht lang mehr währen,
Halt noch ein wenig aus!
Es wird nicht lang mehr währen,
So kommen wir nach Haus.
Da wird man ewig ruh'n,
Wann wir mit allen Frommen
Daheim beim Vater kommen,
Wie wohl, wie wohl wirds tun!“