Spurgeon, Charles Haddon - Ährenlese - Ein guter Anfang

Ich habe Menschen gekannt, welche im Wettkampf des Glaubens dem vorgesetzten Ziele nachjagten aus aller Macht und es doch nicht erreichten, weil sie den Lauf nicht recht angefangen hatten. Ihr sagt: „Wie kommt aber das?“ Seht, es gibt manche Leute, welche plötzlich anfangen, sich um das Christentum zu kümmern. Sie ergreifen es rasch und halten eine Zeitlang daran fest; aber endlich kommen sie wieder davon ab, weil sie das Heil nicht auf die rechte Weise zu erlangen suchen. Sie haben vernommen, ehe ein Mensch könne selig und errettet werden, müsse er durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes die Last seiner Sünden empfinden, seine Schuld bekennen, allem Vertrauen auf die eigenen Werke entsagen und einzig und allein den Blick auf den Herrn Jesum richten. Sie sehen jedoch in allen diesen Stücken nichts als lästige Vorbedingungen, und darum glauben sie, sich für lebendige Glieder der Gemeinde halten zu dürfen, auch ohne vorausgegangene Reue, ohne die Frucht eines gottseligen Wandels in guten Werken durch den Heiligen Geist, oder ohne, dass sie es dazu gebracht haben, ihr Vertrauen allein auf Christum zu setzen und alles andere fahren zu lassen. Das heißt, ein Geschäft betreiben wollen ohne Kapital und Waren, und darum muss es bald zum Bankrott kommen. Wenn einer sein Geld in sein Geschäft stecken kann, so mag er ihm wohl eine kurze Zeit lang ein glänzendes Ansehen geben, aber es ist wie das Krachen der Dornen unter dem Topf, es macht viel Geräusch und gibt einen flackernden Schein, aber bald nachher ist alles wieder tot und finster. Wie viele gibt es, die sich nie einfallen lassen, dass es sich in Glaubenssachen um ernstliche innerliche Herzensarbeit handelt! Vergessen wir darum nie, dass bei keinem Menschen eine völlige Herzensumwandlung stattfinden kann, wenn das Herz nicht zuvor gedemütigt und zerschlagen ist. Wir müssen durch die dunkle Höhle des Sündenbewusstseins hindurchgehen, ehe wir auf die Hochebene heiliger Freude gelangen können; wir müssen erst den Sumpf der Verzweiflung durchwaten, ehe wir auf die Mauern des Heils zueilen können. Erst muss der Pflug tiefe Furchen ziehen, ehe die Saat gesät werden kann. Es muss mancher Reif und mancher tüchtige Regen kommen, ehe die Ernte reif wird. Aber wir handeln oft wie die kleinen Kinder, welche Blumen vom Busch pflücken und sie ohne Wurzeln in ihre Gärtchen setzen; dann sagen sie, wie schön und niedlich ihr kleiner Garten sei, aber nach einer kleinen Weile sind alle ihre Blumen welk, weil sie keine Wurzeln haben. Das ist die Folge, wenn einer Sache der rechte Anfang fehlt, wenn sie nicht von Grund auf gesund und lebensfähig ist. Wozu dient eine oberflächliche Gottseligkeit, wenn sie bloß Laub und Blüte, aber keine Wurzel und keinen Saft hat, wenn wir nicht gepflügt worden sind mit der Pflugschar des Heiligen Geistes, und den heiligen Samen des Evangeliums nicht empfangen und aufgenommen haben in der Hoffnung auf eine überschwänglich reiche Ernte? Beim Wettlauf des christlichen Lebens muss man einen ernstlichen Anlauf nehmen, denn es ist nicht zu hoffen, dass wir den Sieg erlangen, wenn wir nicht von Anfang an recht laufen.