Nachdem ich bishero von mehr denn einer Person, und nicht allein von denen, die göttlicher Wahrheit gehas und widerwärtig seien, sondern auch denen, die Christen sein wollen, zu mehrmals heimlich und offentlich berüchtiget und an andern auswendigen Orten durch Schrift beschuldigt worden bin, als ob ich allerlei unchristlichen gottlosen Irrsalen der Babstischen, auch Wiedertäufer und Sacramentirer verwandt und anhängig seyn und in den Artikeln rechter christlicher Lehre nicht recht oder hl. christlicher Schrift gemäß glauben und halten soll: So hab ich guter Meinung und aus noch folgenden Bewegnussen und gewißlich um keiner zeitlichen Ehr, Ruhms oder ander Ursach willen die Bekenntniß meines Glaubens zu diesem Testament zu bringen und damit männiglich, an die dieß Verzeichniß gelangen mag, schuldige Rechenschaft desselben meines Glaubens und der Hoffnung, die in mir ist, zu geben nicht unterlassen wollen, wie ich denn hiermit zum Einfältigsten thue und diesen meinen Glauben vermittelst göttlicher Gnade vor Gott und der ganzen Welt bekennen will, auf daß ich Niemand Ursach gebe, nach meinem Absterben (wie doch bei meinem Leben allbereit geschieht) das göttlich Wort in mir zu lästern und andere Gutherzige, denen der Grund meines Glaubens unbekannt ist, dadurch zu ärgern.
Erstlich bekenne und glaube ich von Herzen einen einigen wahren Gott, der allmächtig ist und ein Schöpfer aller sichtbaren und unsichtbaren Ding, Himmels und der Erden, aus dem und in dem als einem gewaltigen Gott und Vater alle Creaturen ihr Wesen und Vermögen haben, auch in ihm leben und erhalten werden.
Ich glaub und bekenne, daß in diesem einigen göttlichen Wesen drei unterscheidlich Personen sein, nemlich Gott der Vater, Gott der Sohn und Gott der heilig Geist, eins Wesens, Macht und Ewigkeit.
Ich glaub und bekenne, daß ich und alle Menschen durch den Fall Adä in Sünden empfangen und geboren sein, und daß dieselb erblich Sünde uns alle verdamm, in den ewigen Tod werf und von Gott abscheide, wo uns Christus mit seinem Verdienst, Leiden und Sterben aus solchem und andern daraus folgenden Sünden nicht geholfen hätte.
Ich glaub und bekenne, daß Jesus Christus der Sohn Gottes menschliche Natur an sich genommen, vom hl. Geist empfangen, aus der reinen Jungfrau Maria geboren und mein Bruder worden sei, daß er auch gemartert, gekreuzigt, gestorben und begraben und zu der Höllen niedergestiegen ist und die Angst des Tods erlitten und die Hölle selbst empfunden hat, damit ich und alle Menschen von Sünden, Tod und Höllen erledigt, mit Gott versühnt und in allen Nöthen und Anfechtungen, darum uns die Sünde, der Teufel und unser eigen Fleisch für und für zu ziehen unterstehen, geschützt, auch aller unser Feinde Herrn würden.
Ich glaub und bekenne, daß außerhalb des Leidens und Sterbens des Sohnes Gottes Jesu Christi unsers Herrn Niemands mit Werken oder Verdiensten fromm und gerecht werden oder Gottes Huld und Seligkeit erlangen, auch zum Vater durch einich ander Mittel nimmermehr kommen oder an ihn glauben mög, dann durch ihn, sondern daß derselb Jesus Christus, wahrer Gott und Mensch, mein einige Genugthuung, Heiligkeit und Gerechtigkeit sei, denn wo solchs die Werk oder ein ander Mittel thun sollten, so wäre (wie die Schrift sagt) Christus vergeblich gestorben.
Ich glaub und bekennne, daß Christus Jesus als ein gewaltiger Gott am dritten Tage nach seinem Absterben vom Tod wieder auferstanden ist, auch den Tod und die Hölle überwunden und gefangen genommen hat, damit sie uns nicht mehr schaden, sondern wir dadurch kräftiglich gestärket werden und diesen unzweifelichen Trost haben sollen, wie der Vater seines geliebten Sohnes verschonet, ihn allein eine Zeitlang sinken lassen und wiederum gewaltiglich auferweckt hat, daß er auch unser in der Forcht und Angst des Todes verschonen und aus dem Tod in das Leben führen wird.
Ich glaub und bekenne, daß Jesus Christus aufgefahren ist zu den Himmeln und zugleich mit Gott ein König und Herr ist über alle Ding im Himmel, auf Erden und in der Hölle, darum er auch mir und allen Gläubigen in allen unsern Anliegen und Nöthen, auch wider unsere Feind und Widerwärtigen helfen kann und will.
Ich glaub und bekenne, daß dieser gekreuzigt Christus wiederum vom Himmel zu Gericht kommen, und daß vor ihm alle lebendige und verstorbene Menschen versammelt werden, allda er auch als ein gewaltiger Richter alle die verdammen wird, die nicht geglaubt haben, und die seligen, die ihm vertraut und sich Lieb und Guts zu ihm versehen haben.
Ich glaub und bekenne, daß der heilig Geist nicht allein ist ein wahrhaftiger Gott mit dem Vater und dem Sohne, sondern auch daß er mir und allen Gläubigen auf Erden gesandt und gegeben sei, daß wir durch seine Wirkung und Kraft das, so uns zur Seligkeit von Nöthen ist, erlangen sollen und mögen, daß er auch die Schwachen im Glauben stärkt, derselben Schwachheit tragen helf, die erschrockenen Gewissen tröst und uns verbitt, dieweil er der ist, mit dem der Vater durch Christum und in Christo alle Ding wirkt und lebendig macht.
Ich glaub und bekenne ein einige christliche Kirche oder Gemein auf Erden, die ist ein Versammlung aller gläubigen heiligen Menschen, welche allein ein Tauf, einen Glauben, einen Gott, Herrn und Geist hat, die da ist der Leib Christi, durch das Wort seines heiligen Evangelions geboren, die auch durch seinen hl. Geist erhalten und in den hl. Sacramenten täglich gemehrt und gestärkt wird, die allein höret die Stimme ihres Bräutigams und ihr Vernunft gefangen nimmt unter den Gehorsam des Glaubens; daß auch niemand selig werden mag, der nicht in dieser Gemein erfunden wird, und daß außerhalb solcher Kirchen kein Vergebung der Sünden ist.
Ich glaub und bekenne, daß durch denselben hl. Geist mein und aller verstobenen Menschen Leib wiederum auferweckt und lebendig gemacht werden, und daß ich mit demselben meinem Leib und Fleisch Gott meinen Seligmacher sehen werde.
Ich glaub und bekenne, daß nach der gemeinen Auferstehung seyn wird ein ewiges Leben der frommen und gläubigen und ein ewigs Sterben der Sünder.
Ich glaub und bekenne, daß dieser Herr Christus Jesus allein der Weg, die Thür, das Licht, die Wahrheit und das Leben ist, auch der einig Mittler zwischen Gott und den Menschen und der Hohepriester, der on Unterlaß für uns bittet bei bem Vater, nicht die Heiligen oder Creaturen; denn sonst müßte Christus als ein wahrhafter Gott weniger denn die Creaturen und in seinen Worten ein offentlicher Lügner seyn; das sei aber weit von mir zu gedenken, viel weniger zu glauben und zu bekennen.
Ich glaub und bekenne, daß die verstorbenen Heiligen als die Freunde Gottes, die allhie gottselig gelebt haben und in einem rechten Vertrauen zu Gott von hinnen verschieden, uns zu einem Exempel und Ebenbild sollen fürgestellt werden, in denen wir uns spiegeln und ihrem Glauben nachfolgen sollen, auch Gott in ihnen loben und preisen, der so große Gnade mit ihnen gewirkt und sie aus Barmherzigkeit erhalten hat; sie aber für Mittler, Nothhelfer und Fürbitter nicht anrufen sollen, dann damit würde das Blut Christi veracht, andere Götter neben Gott gesetzt und Gott seine Ehre (die er doch keinem andern geben will) on Mittel geraubt. Das wäre aber die höchst Gotteslästerung.
Ich glaub, daß Maria die Mutter Gottes ein reine Jungfrau war, in und nach der Geburt ihres gebenedeiten Sohns gewest und blieben, daß sie auch als ein edle Creatur, die Gott aus Gnaden erhalten und zu der Mutter seines eingebornen Sohns unsers Herrn Jesu Christi erwählet hat, voll aller Gnaden und darum auch billig löblich aller Ehren und Lobs würdig ist.
Ich glaub und bekenne, daß in Sachen der Menschen Gewissen belangend nicht gut, gerecht und von Nöthen sei, denn das uns Gott fürgeschrieben, geboten und befohlen hat, welches auch kein Mensch auf Erden zu ändern oder nachzulassen hat, auch nicht bös oder unrecht, welches auch keinem Menschen auf Erden zu erlauben oder nachzulassen gebührt, wie uns denn dieselbigen göttlichen Gebot, Verbot und Befehle, so viel uns zu unserm Heil von Nöthen ist, in der Schrift klärlich ausgedruckt und angezeigt sind.
Ich glaub und bekenne, daß die Ding, die Gott weder geboten oder verboten, sondern freigelassen hat, billich freibleiben und durch einichen menschlich Zwang, Gesetz oder Gebot als ein Gottesdienst und nöthig Ding zur Seligkeit nimmer mehr nöthig gemacht, auch die menschlichen Gewissen zu schuldig Erhaltung derselben keineswegs gezwungen werden sollen.
Ich glaub und bekenne, daß Gott seine Gemeine den Schatz seiner göttlichen Gnaden, nemlich die Erkenntniß seines Sohnes Jesu Christi, auch die Vergebung der Sünden, die Christus durch sein Blut erworben hat, und seinen hl. Geist mittheilen will, und täglich mittheilt und anbeut, durch ein offentlich äußerlich Mittel, nemlich durch das mündliche Wort und Predigtamt, darin er solchen gnadenreichen Schatz gefaßt hat. Darum ich den schädlichen irrigen Geistern widerspreche, die solch äußerlich Predigtamt verachten und die Handreichung des mündlichen Worts gar aus der Kirchen stoßen wollen, der Meinung, als ob Gott durch ein sonderliche und nicht diese gemeine Weis oder durch ein sonderlich Licht oder Offenbarung inwendig im Herzen on die äußerliche Predigt und Sacrament mit ihnen handle und den hl. Geist gebe.
Ich glaub und bekenne, daß alle Werk des Menschen, wo die anders christlich, gut und gottgefällig seyn sollen, allein Gott zu Ehren, zu schuldiger Danksagung empfangener seiner Wahrheit, zu Todtung des alten sündlichen Adams und dem Nächsten zu Nutz und Gut geschehen sollen, aus Liebe und gar nicht um Verdienst oder künftige Belohnung willen, und was Werk außerhalb dieser Meinung geschehen, daß die nicht im Glauben gehen, Gott nicht gefallen und faule Frucht des bösen Baumen seyn.
Ich glaub und bekenne, daß die Kindertauf als ein Zeichen gottlicher Hulde, durch welches sich Gott zu uns verbindet und zusagt, uns durch Christum gnädig zu seyn und unsere Sünden zu vergeben kräftig sei, darum ich auch der Irrsal der Rottengeister und Wiedertäufer, die dieses heilsam Bundzeichen und Sacrament auf der Menschen Glauben, der doch on Mittel ein Gabe Gottes ist, und nicht auf sein göttliche Zusagung, die beständig, kräftig und unverändert bleibet, vermeinen zu gründen, stracks widersprech.
Ich bekenn und glaube, wie die Tauf zugleich Gottes Werk ist, darinnen die Sünde vergeben und abgetilgt wird, also ist auch die Austheilung des Leibs und Bluts Christi Gottes Werk, dadurch solch Leben und Gerechtigkeit gleich dem leiblichen Leben durch die tägliche Speis erhalten, gespeist und gestärkt wird zu Vereinigung Christi mit seinen Gliedern, also daß er in uns und wir in ihm leben, daß er auch bis zum Ende der Welt bei uns bleiben will.
Ich glaub und bekenne, daß in dem hl. Sacrament des Herrn Nachtmahls unter Brod und Wein wahrhaftiglich gegessen und getrunken wird der Leib und Blut Christi, dieweil nicht allein der alt Mensch in uns sterben, sondern auch der neu, der mit Christo eines, ja Christus selbst ist, in uns gepflanzt werden muß, dazu aber schlecht Brod und Wein nicht zu nütz seyn könnte, darum ich auch den mannigfältigen Opinion und Irsalen derer, die in diesem des Herrn Nachtmahl sein Fleisch und Blut hinwegnehmen und durch einen fremden ungegründeten menschlichen Verstand Christum zu einem Lügner zu machen unterstehen, gänzlich widerspreche.
Ich glaub und bekenne, daß des weltlichen Schwerts Gebrauch recht und gottlich und ein Ordnung Gottes ist und doch von niemand, denn die dazu erwählet und verordnet sind, billich und christenlich gebraucht werden solle, darum ich auch für einen offentlichen Irsal acht, daß etlich wider Gottes Wort schließen und vermeinen, daß ein Christ kein Oberer seyn oder das weltlich Schwert führen soll.
Ich glaub und bekenne, wie Gott durch sein Wort und Geist seine Glieder regieret zur Gerechtigkeit, daß er auch also durch weltliche Gewalt und das Schwert die Gottlosen zwingt, daß sie den Nächsten nicht schaden, dazu die Unschuldigen geschützet und geschirmet werden, obwol die Gottlosen also gottlos bleiben. Und dieweil die Frommen und Geistlichen unvollkommen seyn, werden sie zum Theil durch Gottes Wort und Geist (wie gemeldet) regiert, zum Theil aber und so viel sie Fleisch und Blut seien, so sind sie des weltlichen Gewalts, die ihm äußerlich wäre, noch nothdurf, ob sie wohl durch solchen Gewalt zur göttlichen Gerechtigkeit nicht gefürdert werden, und daß dennoch ein Christ nach göttlichen Rechten weltlicher Oberkeit in allen unverdammlichen Dingen Gehorsam zu leisten schuldig ist.
Ich glaub und bekennne, daß ein Christ weltliicher Oberkeit, wo ihm die ungöttliche verdammliche Ding gebeut, gehorsam zu seyn nicht schuldig sei, und doch derselben seiner Oberkeit, sei sie wie sie wolle, mit Gewalt oder der That keineswegs solle widerstreben, sondern allein mit Gottes Wort Widerstand thun, und was sie ihm darum zufügt, um Gottes willen leiden oder aber on männiglichs Schaden fliehen solle.
Vor allen Dingen aber will ich dem erschrecklichen Greuel und Mißbrauch der Meß, wie der lange Zeit im Babstthum für den rechten christlichen Gebrauch des Herrn Nachtmahls gehalten und als ein gut Werk und Opfer für Lebendig und Todten gebraucht und ihr Fegfeuer damit angericht und bestätiget, und wie niemand mit Wahrheit verneinen kann, ein lauter Kaufmannschaft und Jahrmarkt gewesen ist, offentlich widersprochen haben, dieweil ich gewiß bin, glaub und bekenne, daß Christus mit dem einigen Opfer seines Leidens und Sterbens am Kreuz für aller Menschen Sünde bezahlt, genug gethan und alle Gläubigen in Ewigkeit geheiligt hat.
Das ist der Grund meines Glaubens, den ich durch diese Verzeichniß meiner Handschrift vor Gott meinem Herrn und der ganzen Welt bekenne, dabei ich auch mit Hilf meines getreuen frommen Gotts (der mich zu dem Licht desselben seines Glaubens gnädiglich berufen und aus der Finsterniß viel großer Irsalen, darinnen ich vor Andern zum Tiefsten gelegen bin, wunderbarlich erledigt hat) bis in meinen Tod und Gruben beständiglich gedenk zu bleiben, auch mit und in solchem Glauben zu sterben und vor dem gerechten Richter meinem einigen Heiland Jesu Christo in seiner letzten Zukunft zu erscheinen, weiß auch, daß ich aus Gottes Wort dieses meines Glaubens gewiß bin, und ob ich bei meinem Leben oder in der Angst und Noth meines Sterbens ein anders und dieses mein Bekenntniß widerwärtig halten, sagen und bekennen würde (welches aber Gott als ein getreuer Vater über mich, bitt ich von Herzen, nimmermehr verhängen und zulassen wolle): so will ich dem als ein offentlichen Irsal und Eingeben des Sathans jetzt als denn und denn als jetzt widersprochen haben, darein auch nimmermehr bewilligen oder das annehmen, das ich vor Gott und allen Menschen hiemit bezeugt. Und obwohl etliche verzeichnete Artikel dieser meiner Bekenntniß für unnothdürftig möchte geachtet werden, hab ich doch die aus guten Ursachen und damit mich meine Beschuldiger einichs wissentlichen Irsals in keinem christlichen Artikel billich zu verdenken haben, aus Nothdurft zu melden und zu bekennnen nicht unterlassen wollen. Rufe darauf zu Gott meinem Herrn, der getreu und wahrhaftig ist, von Grund meines Herzens, mir sein göttlich Gnad und Barmherzigkeit mitzutheilen, daß ich in diesem Glauben beständiglich verharren und also von hinnen abscheiden, daß ich der Zukunft meines Heilands Jesu Christi mit einem fröhlichen unerschrockenen Gewissen erwarten möge. Amen.
Conserve me Domine, quoniam speravi in te. Non nobis Domine, non nobis, sed nomini tuo da gloriam. 1534.
Quelle: Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der lutherischen Kirche - Band VIII