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Scultetus, Abraham - Evangelische JubelJahrs Predigt:

Zu Heidelberg den 2. Novembris anno 1617. in der kirchen zum H. Geist gehalten /

Durch Abraham Schultetum.

Gedruckt zu Heydelberg / Bey Johan Lancellot / Universitet Buchtrucker.

Der Durchleuchtigsten / Hochgebornen fürstinnen und Frawen /

Frawen Loysa Juliana / gebornen Princessin von Orangien / Grävin von Nassaw / etc. Pfaltzgrävin bey Rhein / deß Durchleuchtigsten / Hochgebornen Fürsten und Herren / Herren Friderichs deß vierdten / Pfaltzgraven Churfürsten / hochlöblichster gedechtnus / hinterlassener Wittib / meiner gnädigsten Fürstinnen und Frawen.

Gnad und fried in Christo Jesu / unserm HErrn und Heyland.

Durchleuchtigste / Hochgebohrne / Gnädigste Churfürstinne und Fraw.

Duppel ursach habe ich E.C.G. bey deroselben glücklichen ankunnft / diese Jubeljahrs predigt zu dediciren. Dann einmal zweifelt mir gantz und gar nicht / E.C.G. werde den 2. Novembris mir ihrem sinn / hertz und gedancken bey uns gewesen seyn / und werde neben uns und viel tausent und aber tausent Christglaubigen menschen dem lieben Gott gedancket haben / daß er uns auß den grewlichen finsternussen deß Bapstthumbs mit gewalt gerissen / und in das helle liecht deß Evangelions geführet hat. Unnd weil sich die glaubige Christen in der stadt Heydelberg mit besonderm eyffer in grosser anzahl bey der predigt Göttliches worts / anruffung seines werthen nahmens / und dann dem gebrauch deß H. Abendmals haben finden lassen / werden E.C.G. zweifels ohn gern wissen wollen / wie man alhie diß Jubelfest gefeyret / unn was man alls für thaten gottes hervor gezogen / und den Christglaubigen zuhörern eingebildet / umb welcher willen der Allerhöchste von ihnen in diesem und dem ewigen Jubeljahr solle gelobt und gepriesen werden. Welches alles dann in dieser predigt / unnd beygefügter dancksagung zu finden.

Zu dem so hat Gott der HErr mit E.C.G. dieses jahr ein besonder Jubelfest gefeyret / in deme durch desselbigen wunderbahre güte E.C.G. innerhalb wenig Monat in zweyen hochlöblichen Chur: und Fürstlichen häusern / Brandeburg und Zweybrück zwey Fürstliche Encklein uberkommen / und deß drittten in dem Churhauß Pfaltz in kurtzem mit frewden gewärtig seynd. Welche wolthaten / weil sie wenigen / unnd dazu selten gedeyen / dancken wir billich dem trewen Gott dafür / und preisen seine weißheit und güte / nach welcher er offtermal seine liebhaber zu der zeit / da sie es nicht gedacht hetten / mehr erfrewet / als er sie zuvor jemals betrübet hat. Denselben trewen Gott bitte ich von hertzen / er wolle E.C.G. auch ins künfftige / sambt allen deroselbigen an und zuverwandten kindern und kindeskindern mit seiner reichen gnade je länger je mehr krönen / domit durch dieselbige sampt und sonders der Sathan betrübet / Christus und seine kirche erfrewet werde. Heydelberg / den II. Novembris / im jahr 1617.

Der allmächtige Gott wolle seiner kirchen je länger je stärcker beywohnen / domit das reich des Sathans zerstöhret werde / das reich Jesu Christi aber seines sohns oberal grüne und blühe. Amen.

E.C.G. Unterthänigster Diener Abraham Schultetus.

Jubeljahrs Predigt:

gehalten in der Stadtkirchen zum H. Geist / den 2. Novembris.

Eingang.

Die gnade von Gott dem vatter / durch unsern herrn und heiland Jesum Christum / sampt der gemeinschafft des heiligen Geistes / sey mit uns allen / Amen.

Geliebte im HErren: Heut sollen wir rühmen und preisen die hohe wolthat Gottes / daß er vor hundert jahren unsere liebe vorfahren auß der tyranney des Bapstumbs gerissen / und in die Christliche freyheit des Evangelions versezt hat. Wannenher können wir aber diß Jubelfest besser anfahen / als von dem ein wenig verendertem psalmen und frewdengesang / welchen vorzeiten die frommen glaubigen in der stadt Tyro Gott zu ehren gesungen haben / nach dem die Christenheit von der zehenjährigen tyranney der verfolger erlöset worden?

HErr Gott / wir haben mit unsern ohren gehöret / unsere vätter habens uns erzehlet / was du gethan hast zu ihren zeiten vor alters.

HErr Gott / wir habens mit unsern ohren gehöret / unsere vätter habens uns erzehlet / wie wunderbarlich du sie vor hundert jahren auß dem Bäpstischen Aegyptenland geführet hast.

Ja / unser Gott / wie wirs gehöret haben / so sehen wirs / in der stadt Gottes / auff seinem heiligen berge.

Ja / unser Gott / wie wir gehört haben / so sehen wirs / in der stadt Heydelberg / auff dem Sion des Pfältzischen Jerusalems.

Heut wird ein jeder glaubiger bey sich sagen:

Ich frewe mich des das mir geredt ist / wir sollen wider ins haus des HErren gehen.
HErr / ich habe lieb die stette deines hauses / und den ort da deine ehre wohnet.
Groß ist der HErr / und hoch berümbt in der stadt unsers Gottes / auff seinem heiligen berge.
Groß ist der HErr / der allein wunder thut.
Der den geringen auffricht auß dem staube / und erhöhet den armen auß dem kott.
Er hat die gewaltigen vom stul gestossen / und die elenden erhöhet.
Er hat die hungrigen mit gütern erfüllet / unnd der stoltzen arm zerbrochen.
Er zeiget Jacob sein heil / und Israel seine sitten.
So thut er keinen heiden / noch läßt sie wissen seine rechte / Halleluja.

Diß war der alten Christen jubelgesang / als man zahlte nach Christi geburt / dreyhundert und dreyzehen jahr. Diß ist unser widerholter frewdengesang / in diesem nach Christi geburt zum mehrertheil verflossenen tausent sechshundert und siebenzehenden jahre.

HErr Gott / laß dir wolgefallen die rede unsers mundes / und das gespräch unsers hertzens.

Demnach es aber recht und wol gesagt ist von dem frommen Tobia: Könige / Fürsten und Herrn rath sol man verschweigen / aber Gottes werck sol man offenbaren: so wöllen auch wir von dem wunderbaren werck der Kirchen reformation reden / und hiezu Gott den allmechtigen umb seine gnad und beystand anruffen.

Unser vatter etc.

Text.

Am andern buch der Könige im 23. Capitel.

Und der könig (Josias) sandte hin / und es versamleten sich zu ihm alle eltesten in Juda unnd Jerusalem. Und der könig gieng hinauf ins haus des Herrn / und alle man von Juda und alle einwohner zu Jerusalem mit ihm / Priester unnd Propheten / und alles volck / beyde klein unnd groß. Unnd man lase für ihren ohren alle wort des buchs vom bund / das im hause des Herrn gefunden war. Und der köngi trat an eine seule / und macht einen bund für dem Herrn / daß sie solten wandeln dem Herrn nach / unnd halten seine gebott und zeugnüs und rechte / von gantzen hertzen und von gantzer seele / daß sie außrichten die wort dieses bundes / die geschrieben stunden in diesem buch / unnd alles volckt trat in den bund. Und der könig gebott dem hohenpriester Hiskia und den priestern der andern ordnung / und den hüttern an der schwelle / daß sie solten auß dem tempel des Herrn thun alles gezeug / das dem Baal und dem Hayne / und allem heer des himmels gemacht war / und verbrandten sie haussen für Jerusalem im thal Kidron / und ihr staub war getragen gen Bethel.

Außlegung.

Alles ist frewden voll gewesen / in Juda und Jerusalem / do das verlohrne buch deß gesetzes Gottes / unter der regierung deß königs Josiae ist wider funden worden. Denn jammer uber jammer war im gantzen lande / als Manasse und sein sohn Amon ohne Gott regiereten / und das volck Juda ohne Gott lebete.

Nicht weniger hat sich grosse freude erhoben vor hundert jahren / in unserm lieben vatterland teutscher nation / do die bücher altes und newen Testaments / welche lange zeit unter der banck gelegen / wiederumb herfür gezogen / unnd die reine lehre deß Evangelions an das helle mittaglicht ist gebracht worden.

Dann gleich wie sich die völcker / welche den gantzen winter durch fast lauter nacht haben / hertzlich frewen / wenn sie bey angehendem früling die Sonne wiederumb beginnet anzublicken: also haben unsere lieben Deutschen zuvorderst hertzlich gefrolocket / als sie nach so viel jähriger finsternuß die Sonne der gerechtigkeit Jesus Christus mit dem licht deß Evangelions beschienen hat.

Nun ist diß deß heiligen Geists gebrauch im alten Testament / daß er die alte geschichte von der wunderbaren errettung der kirchen Gottes von ihren feinden viel und offt pflegt zu wiederholen: wie er dann mehr als einmal der erlösung der kinder Israel aus Aegypten / aus der hand der Midianiter / aus der Babylonischen gefängnus / erwehnet: was will uns dann anders gebüren im newen Testament / als daß wir auch dieser besondern wolthat gedächtnis zum offtern / bevorab aber an jetzo nach verlauffenen hundert jahren / wiederumb erfrischen?

Und damit auch der gemeine man wisse / was das sey / das uns und unsern vorfahren der allmechtige Gott bewiesen hat / darfür man ihme heut unnd in alle ewigkeit zu dancken schuldig sey: wollen wir berichten:

Erstlich / Wie übel es umb unsere Kirchen in Deutschland gestanden / als sie den Römischen Bapst vor ihr haupt erkant / und unter seinen füssen gelegen.

Darnach und zum andern / Wiewol es umb die Evangelische kirchen stehe / welche Christum allein vor ihr haupt erkennen / und von ihm allein begeren regieret zu werden.

Beyder stücke erklärung gehet dahin / daß in dem wir erkennen / was Gott bey uns gethan hat / wir ihme auch hertzlich dafür dancken / und dem Evangelio würdiglich leben.

Vom Ersten.

Der grosse jammer und elend / so die kirchen unter dem Papstthumb getroffen / kan besser nicht entdeckt werden / als wann wir bedencken / wie übel es umb die Jüdische kirche gestanden / da das buch des gesetzes verlohren worden.

Drey hauptbeschwerungen druckten das volck eben hart: abgötterey / aberglaube / und tyranney.

Abgötterey ist / wenn man einem ding trawet / daß nicht Gott ist / und einem ding dienet / daß nicht Gott ist. Beydes that Manasse / beydes thaten seine durch ihn verführte unterthanen.

Was der fromme könig Hiskias hatte abgethan / das richtete Manasse wider auff. Er machte Hayne / wie Ahab der könig Israel gethan hatte: Er bawete Baal altat im hause des HErrn: Er bawete allen heeren im himmel altar in beyden höfen im hause des HErrn / er betet sie an und dienet ihnen. 2. Reg.21.

Deßgleichen erfüllete er das gantze land mit allerley aberglauben.

Seine söhne ließ er durchs fewer gehen. Er achtet auff vogelgeschrey und zeichen: Er hielt warsager und zeichendeuter.

Das volck thet dergleichen / und machtens erger / denn die heiden / die der HErr für den Kindern Israel vertilget hatte.

Letztlich ward Manasse gar ein tyrann / vergoß sehr viel unschuldig blut / biß das Jerusalem hie und da voll war.

Wie meynt ihr wol / was vor ein jammer damals in Juda und Jerusalem gewesen? wie haben sich etlich wenig fromme leute leyden müssen unter solchen schweren abgötterey / aberglauben / unnd tyranney Manasses unnd seines sohns Amon?

Eben also unnd noch erger ist es ergangen im Bapstthumb: sintemal die abgötterey / aberglaub unnd tyranney mit gewalt uberhand genommen.

Mit der schendlichen abgötterey waren fast alle Kirchen uberschwemmet.

Do man des hertzens vertrawen auff Gott allein setzen solte / richtete man es auff die creaturen / bevorab auff die jungfraw Mariam / welcher zu ehren der gantze Psalter Davids verändert / und alles was vom könig David zu dem allmächtigen Gott geredet / auff die jungfraw Mariam ist gezogen worden / daß man hat sagen dürffen:

In dich liebe fraw / hoffe ich / ich werde nimmermehr zu schanden werden. In deine hände befehl ich meinen geist / liebe fraw.

Und so fortan.

Do man den namen Jesu uber alle andere namen erheben sollte / hat man Mariam uber Christum gesetzt / unnd also gebetet:

Roga patrem, Jube natrum,
Et jure matris impera.

Das ist. Bitte den vatter / Heisse den sohn /
Und gebiete ihm als eine mutter.

Do man Gott den vatter im namen des eintzigen mitlers Christi Jesu solte anruffen / hat man unzehlich viel mitler erdacht / umb welcher verdienste willen das gebete solte erhöret werden / und haben die Bäpster vermeinet / dem HErren Christo were ehre gnug geschehen / wann man in den abgöttischen collecten, vesper- und morgen-gebeten diesen anhang hinzusetzte / per Christum dominum nostrum, durch Christum unsern HErren.

Do man den wahren Gott beydes mit dem hertzen / und dann mit den eusserlichen geberden verehren solte / hat man sich mit hertz und geberden gewendet / bald zu dem brot in der Meß / bald zu den bildern und stummen götzen / bald zu den verstorbenen vermeinten heiligen. Für dem brot in der Meß haben sie dürffen niderfallen und sagen / brot du bist mein Gott: allerdings wie vorzeiten die abgöttische Juden ihren götzen gethan / von welchen Esaias schreibet im andern capitel: Da bückt sich der pöbel / da demütigen sich die junckern / das wirstu ihnen nicht vergeben. Die bilder und stumme götzen haben sie eben uff diese weise geehret / wie sie die heiden vorzeiten auch geehret haben / unnd das bekennen sie selbst / allein wenden sie vor / die heiden habens gottloser meinung gethan / sie aber thuns guter meynung / welches eben so viel geredet ist / als wann ich von zweyen dieben sagte / der eine ist ein frommer / der ander ist ein böser dieb.

Und domit sie den gemeinen mann zu solcher schrecklichen abgötterey lustig machten / haben sie im stattliche verheissung gethan / und aller sünde vergebung auff viel tausent jahr zugesagt. Im büchlein / genant Horae Mariae betstunden / schreiben sie: wann einer im stand der gnaden ist / und betet für Mariae bild sieben gebetlein / sieben Vatter unser / sieben Ave Maria, so sol er vergebung der sünden uberkommen auff sieben und funffzig tausent jahr. Bapst Sixtus hat ein gebett gemacht / welches so es einer bey hellem sonnenschein unter dem freyen himmel für Mariae bild betete / solte er aller seiner sünden vergebung haben auff eylff tausend jahr. Das heißt je die leute bethören.

Ferners / gleich wie könig Manasse das gantze land Juda mit allerhand aberglauben erfüllet hat / eben also hat der Bapst in der Christenheit gethan. Do ist nicht zu sagen / wie viel man gehalten habe auffs creutzküssen / auffs segenen / auffs ölschmieren / auff geweihet saltz / schmaltz / fewer unnd wasser / auff den rosenkrantz / auff waschen der altar / und dergleichen. Den anfang des Evangelii Johannis hat man auff ein papir geschrieben / und den leuten an hals gehengt / das fieber damit zu vertreiben. Den täufflingen hat man eins tücklin brot mit eingewickelt / welches wann es mit getaufft würde / ich weiß nicht wofür gut seyn solte. Die Deutschen hat man heissen walfahrten in Italien und Spanien / in Italien gen Loreto / in Spanien nach S. Jacob zu Compostell. Die Ungern hat man gewiesen in deutschland: und so fortan haben sie alle völcker geäffet / daß ein Abt zu Newhausen bey Wormbs gelegen nicht ubel gesagt: wann Doctor Luther nicht kommen were / sie hetten die leute uberreden wollen / daß sie hetten hew und stroh gefressen.

Lieber Gott / möchte jemand fragen / wie ists doch müglich gewesen / daß die Christenmenschen in solche abgötterey und aberglauben haben können gerahten? Antwort. Alles ist daher kommen / daß man die Bibel unter die banck gesteckt / und dem gemeinen mann dieselbe zu lesen verbotten hat / und daß es umb die predigt deß Evangelions fast gethan gewesen. Dann gleich wie wir lesen von Jerobeam / im ersten buch der könige im dreyzehenden capitel / Daß er prediger der höhen gemacht habe auß den geringsten deß volcks / da er die von ihm eingeführte abgötterey stützen und befestigen wolte: Eben also hat man im Bapstthumb auch gethan: grobe esel und unverständige leute hat man auffgestellet / welche etwas von alten legenden und fabeln / vom heiligen Dominico, vom heiligen Franciso, von der heiligen Veronica daher geschwetzt / unnd gemeinet / sie hetten es wol außgerichtet / wenn sie dem volck ein gelächter gemacht: wie man denn insonderheit auff Ostern risum paschalem, das ist / das Ostergelächter erdacht / do man allerhand kurtzweilige fabeln erzehlet / und die gantze gemeinde lachende zu hause hat gehen lassen. Ja man hat wol Ethica Aristotelis an ettlichen orten auff der Cantzel predigen dürffen / wie Melanchthon schreibet / daß ers selbst zu Tübingen gehöret habe.

So ist bekant / daß man offtermals kleinen knaben eine ode rdie ander kirche hat zu erkant / welche noch nicht der thür hütten / schweige denn die schaaffe Christi weiden konten. Ich wil geschweigen / daß der Bapst viel Bistumb / praebenden / dignitäten / beneficia und pfründen in Engellandt / Franckreich / Deutschland und anderstwo ihme vorbehalten / und sie etwa seinen bstharten / etwa andern Italienern eingeraumbt / welche ihr lebtage die kirche nie angesehen / deren pfründen sie genossen haben. Gewiß ist es / daß ein Bapst auff einmal dreyhundert kirchenpfründen / so in Engelland vaciren würden / dreyhundert Italienern versprochen / und dem Ertzbischoff zu Cantabrig ernstlich befohlen / von solchen gesellen niemandts etwas folgen zu lassen / biß den dreyhunderten ein genügs geschehen were. Darüber denn (wie Matthaeus Paris schreibet) ettliche Bischoffe in Engelland sehr bestürtzt worden / unnd rund gesagt: Der Bapst müsse ein verzweiffelter bube / unnd der Antichrist selbst seyn / der so gar nicht nach der ihme anbefohlenen schäflein seeligkeit frage.

Wie nu mit der abgötterey unnd aberglauben fast aller menschen hertzen uberschwemmet worden / da hat sich der Bapst dieser gelegenheit gebraucht / zum schwerdt gegriffen / und angefangen zu tyrannisiren uber der menschen leiber und seelen.

Uber der menschen leiber also / daß er keiser / könige und fürsten aneinander gehetzt / dannenhero unzehlich viel Christenblut vergossen worden. Wolten die grosse Herrn nicht seines gefallens leben / wolten gelehrte leute nicht seines gefallens schreiben / alsbald donnerte er sie an mit dem bann: wie solches die löbliche keiser / Henricht der vierdte / Fridrich der ander / Ludwig der fünffte wol haben erfahren / deßgleichen unter den gelehrten Petrus de Vineis, Marsilius von Padua / Wilhelm Occam ein Engelländer / welcher aus Engelland in Deutschland zum keiser Ludwig kam / und begerte / der keiser wolte ihn mit dem schwerte wider des Bapsts gewalt schützen / er hinwiderumb wolle den keiser mit der feder beschirmen.

Konte der Bapst den bekännern der warheit sonst beykommen / alsbald war strick / schwert / fewer / wasser verhanden / damit die vermeynete ketzer gestrafft worden. Also warden verbrandt / Anno

1210. vier hundert glaubiger Christen zu Paris in Franckreich
1218. ein frommer mann zu Erfurt in Düringen.
1222. ein Capellan zu Ochsefurt in Engelland.
1330. ein Jacobiner mönch / genant Eckart / alhier zu Heydelberg.
1415. Johann Huß zu Costnitz / wider versprochenes geleyt.
1416. Hieronymus von Prag / auch zu Costnitz / welcher alhie durchgezogen / und sich zuvor mit den gelehrten von seiner bekantnus besprachet / unnd wie sie niemand widerlegen können / desto frewdiger nach Costnitz gezogen.
1498. Hieronymus Savonarola zu Florentz in Italia / welches gedancken uber den ein und funftzigsten psalm auch in unserm deutsch gelesen werden / voll geistes unnd himlischer krafft und saffts.

Als aber vor hundert jahren die leute begunten zu mercken / wie schändlich sie durch den Bapst weren betrogen worden / da fieng er erst an zu wüten und zu toben / und erfüllete nicht allein eine stadt / wie Manasse Jerusalem / sondern gantze länder und königreiche / Franckreich / Engelland / Deutschland / Spanien / Italien / ja auch West-Indien mit dem blut unschuldiger Christen: daher ein berümbter Theologus den vers Virgilii ein wenig verändert hieher zoge / und sprach:

Quae regio in terris nostri non plena cruoris?
welch land ist auff erden / das nicht mit der wahren Christen blut erfüllet ist?

Also hat nu der Bapst uber der menschen leiber tyrannisiret. Noch viel grewlicher hat er tyrannisiret uber ihre seelen. Der gefaßte wahn der vermeynten religion / so bey den Bäpstlern ein lange zeit eingewurtzelt war / machte / daß man es für eine todsünde hielte / dem Bapst und seiner geistligkeit zu widerstreben. Darauff wagtens die geistlichen / unnd beschwereten der leute Seelen mit fast unergträglichen bürden..Wann der Bapst einem grossen Herren zu wolte / erließ er desselbigen unterthanen des eyds und pflicht / mit wlechem sie ihrem herren verbunden waren: dadurch viel guthertzige leute in schwere gedancken gerahten / ob sie mehr auff Gott / bey welches namen sie ihrem herren geschworen / als auff den Bapst / welcher sie des eyds erlassen / sehen solten. So spilts der Bapst mit Keiser Henrich dem vierdten: er cassirte den eydschwur seiner unterthanen / und wiegelte Hertzog Rudolfen in Schwaben wider seinen herren den Keyser auffzulehnen: aber die Deutsche Bischoffe schirreten getrost kolen zu / er solts thun / er solts thun / der Bapst hette macht Keiser abzusetzen und einzusetzen. Der Hertzog folget / wird aber vom Keyser geschlagen / dazu wird ihme die rechte hand abgehawen. Wie er nun zu Merßburg sterben soll / und die abgehawne hand ansihet / soll er zu den Bischoffen gesagt haben: Sehet / das ist die rechte hand / welche ihren verdienten lohn empfangen / weil sie den leiblichen eyd ihrem herren Henrich dem Keyser gethan / auff ewer instendiges anhalten wider billigkeit unnd recht gebrochen hat: ihr möget zusehen / die ihr mich habt heissen auff meines Herrn stul sitzen / ob ihr mich recht angewiesen habet.

Fast auff gleiche / aber doch noch ergere weise / satzte Bapst Paschalis der ander vorgemelten Keiser Heinrich dem vierdten zu / do er dem keiser cron und scepter nam: und sie des keisers sohne ubergab / welchen er anmehnte den keiser seinen leiblichen vatter zu bekriegen. Wie meinet ihr wol / daß dieser sohn sey gequelet worden in seinem hertzen: Auff einer seiten hatte er Gottes befehlich / Du solt vatter und mutter ehren: auff der andern seiten hatte er des Bapsts befehlich / Du solt deinen vatter bekriegen. Wie ihme zu muth gewesen sey / ist daher abzunehmen / daß er sich zu Northausen in Düringen in beysein vieler bischoffe höchlich entschuldiget dieses zugs halben wider seinen vatter / und begehret / man wolte es ja nicht dahin deuten / als stünde er seinem vatter nach dem reich / sondern was er thete / thete er dem heiligen vatter zu gehorsam.

Thomas Beccet, etwa gewesener Ertzbischoff in Engelland / hatte den damals regierenden könig in Engelland dermassen tribuliret, daß er einmal bey der taffel alle seine diener / denen er jemals etwas guts gethan / verfluchet hat / daß sie ihn nicht an dem Ertzbischoffe recheten. Darauff ihrer viere hingegangen / unnd den Ertzbischoff umbgebracht. Aber der könig hats thewer müssen bezahlen / und sich in einem Kloster von den mönchen mit ruthen geisseln lassen / wolte er anderst den Bapst wider zum freunde haben.

Was sol ich aber sagen von den vielfaltigen gesetzen / damit der Bapst der menschen seelen ubel genug hat geplaget? Wie viel fastentage hat er doch eingesetzt? Den tag soltu fasten / jenen tag soltu fasten / in dieser vigilien / in jener vigilien: thustus nicht / so begehestu eine todsünde / thustus / so erlangstu das ewige leben / unnd noch etwas mehr: es solte einer gern wissen / was es were. Wolten sich etliche nach gethanen gelübden verheyraten / so schniet ihnen Bapst Innocentius auch die busse ab / nach der zeit hat man sie gar getödtet. Die ehe / sagt die Schrifft / sol ehrlich gehalten werden bey allen. Der Bapst sagt nein darzu / nicht bey allen / allzeit bey den priestern nicht: unnd mag leiden / daß sie wider GOttes gebott in hurerey / ehebruch / unnd andern grewlichen sünden leben / wann sie nur nach seinem gebott kein ehelich und ehrlich weib haben. Alle creatur Gottes / und also ein jede speise / ist gut / und nichts verwerfflich / das mit dancksagung empfangen wirdt / spricht der Apostel im vierdten capitel der ersten epistel an Timotheum. Der Bapst sagt / nicht alle creatur Gottes ist zu jederzeit gutt / sondern sie ist etwan verwerfflich / wenn sie gleich mit dancksagung / aber wider mein gebott empfangen wirdt. Was sollen die verstrickten gewissen thun? an wen sollen sie sich halten? an Paulum / oder an den Bapst? Do ist noth! do ist angst. Letztlich ist der Bapst zugefahren / und hat im Costnitzschen Concilio die leyen des kelchs im Abendmal beraubet. Do entstunden abermal die schwere gedancken bey ihrer vielen / wem sol ich folgen? Christus sagt / Trincket alle darauß: der Bapst spricth / Trincket nicht alle darauß. In summa / der stricke sind unzehlich viel / welche sie den leuten nicht umb den hals / sondern umbs hertze geworffen / und sie damit ubel gepeiniget haben.

Nu auff solche abgötterey / auff solchen aberglauben / auff solche tyranney / hat nichts anders erfolgen können / als daß man des bundes Gottes / wie zur zeit Manassis / gantz und gar vergessen hat. Man hat nicht gewußt / was Gott der HErr uns menschen in solchem bunde verheisse / man hat nicht gewust / was der mensch sich wiederumb gegen Gott dem HErren verpflichte: inmassen noch heutiges tages die lehre vom bunde Gottes im Bapstthumb durchaus nicht getrieben wirdt. Man höre nur die Jesuiten predigen / man lese nur ihre schrifften. Des bundes Gottes vergessen sie in den predigten / und in den schrifften.

Hierauff ist ins gemein gefolget
ein gottloses leben /
ein trostloser todt.

Das leben mußte ins gemein gottloß seyn. Dann die zwey brünnlein / auß welchen alle gute wercke herfür quellen / sind Gottes liebe / unnd Gottes forcht. Beyde haben sie verstopfet im Bapstthumb. Das brünnlein der liebe Gottes haben sie verstopfet / in dem sie den leuten das kindliche vertrawen zu der gnaden Gottes umb Christi verdienst willen auß dem hertzen gerissen / und an stat desselbigen das schändliche mißtrawen gegen Gott hineyn gepflantzet / do sie die armen leute beredet / sie müßten immer im zweiffel stehen / ob ihnen Gott der HErr gnedig seye / ob er ihnen die sünde verzeihe / ob er sie zu erben des ewigen lebens machen würde. Das brünnlein der forchte Gottes haben sie auff mancherley weise verstopffet / in deme sie die leute beredet / in der ohrenbeichte werde die sünde hingenommen: wenn das nicht hilffe / so hette man ablaß gnug / den köndte man mit gelde an sich kauffen. Daher die Reichsstende anno 1523. zu Nürnberg sich höchlich uber solcher krämerey bekalget / unnd rund bekant / daß daher allerhand sünde schand und laster uberhand nehme / weil die leute mit den ablaßbrieffen so schändlich betrogen würden. Meynete einer / der ablaß thete es nicht / so hatte der Bapst einen andern griff / der hieß dispensatio, zulassung / do er frey sagte / non obstante, das ist / dessen ungeachtet / nemlich was Gott in seinem worte befohlen hat / so sage ich also / das magstu thun / jenes magstu thun / für Gott darffstu dich nicht fürchten / auß Bäpstlicher gewalt lasse ich dir das zu. Durch welche dispensation und zulassung der Bapst das jenige was an sich selbst recht / unrecht / unnd was an sich selbst unrecht / recht geheissen / und also unzehlich viel unheils gestifftet hat. Wolte einen auch die dispensation oder zulassung des Bapstes nicht befriedigen / so war noch ein mittel vorhanden / der letzte zehrpfennig / daß man den leuten den Gott Maosim zu hause trug / und wann sie von demselben gessen / sie von aller sünde ledig sprach. Wanns hoch kam / daß einer je solte ins fegfewer kommen / so war noch rath verhanden / nemlich das Meßopfer / und der möche geplerr für die so im fegfewer sitzen. In summa / alle des Bapsts gedancken und practiken seynd dohin gegangen / daß die zwey brünnlein aller guter werck verstopffet würden: daher nothwendig ein ruchloß wesen unnd leben ins gemein hat folgen müssen.

Wie nu das leben gottloß / also ist der todt trostloß gewesen. Denn wann der mensch lang gebeichtet / lang gewalfahret / lang ablaß an sich gekaufft / lang meß für sich hat halten lassen: so gilt doch das alles mit einander nichts / wann das gewissen des menschen für Gottes gericht gestelt / und allda sol geurtheilet werden. Dann do felt beicht / walfahrt / ablaß / meß / unnd aller menschentand dahin / gleich wie sprew wann der wind wehet. Die gute werck möchten etwas thun / ja wann sie vollkommen weren / ja wann sie auß wahrem glauben an Christum herrühreten. Weil aber alle unsere gerechtigkeit wie ein unstetig kleid ist / so kann dieselbige keinen sterbenden getrost unnd mutig machen. Drumb haben sich die sterbenden im Bapstthumb wie ein wurm am spiesse gewunden / und für grosser hertzensangst nicht gewußt wo sie bleiben solten. Nur ein exempel wil ich erzehlen. Als man schrieb nach Christi geburt 1086. jahr / starb zu Pariß ein vornehmer gelehrter mann / welchen man für den heiligsten in der stadt hielte. Da kommen zu ihm seine jünger unnd Discipel / wollen sehen wie der heilige mann werde abscheiden / und was vor ein seeliges ende er werde nehmen. Do fehet er an zu schreyen: Justo judicio Die acculatus sum, Ich bin durch das gerechte gerichte Gottes angeklaget: schweiget darauff stille. Sie kommen den andern tag wider: da thut er noch heßlicher / und schreyet: Justo judicio Dei judicatus sum, Ich bin durch das gerechte gerichte Gottes schon verurtheilet. Letztlich fenget er an: Justo judicio Dei condemnatus sum, Ich bin durch das gerechte gerichte Gottes gantz verdammet. Wie das seine anwesende jünger gehöret / erschrecken sie / und einer unter ihnen genant Bruno spricht zu den andern: Brüder / liebe brüder / geschicht das an dem manne / was sol an andern geschehen? last uns auß der welt lauffen. Unnd hat also dieser Bruno domals den Cartheuser orden angefangen / unnd den trost der seelen in der einöde wüsteney unnd einsamkeit gesucht / den er bey dem Herren Jesu allein hette suchen sollen.

Wann wir aber von dem gottlosen leben und trostlosen sterben der Bäpstler reden / so wollen wir uns angedinget haben / daß wir uns mehrenteils von dem hellen hauffen der mönche und pfaffen und deren anhenger wollen verstanden haben / nicht aber von allen und jeden so im unnd unter dem Bapstthumb gewohnet: sintemal es gewiß und aber gewiß / daß viel tausent und aber tausent guthertziger leute jederzeit auch im Bapstthumb gewesen / welche sich nit der grewlichen abgötterey theilhafftig gemacht / sondern ihr vertrawen auff des HErren Jesu Christi verdienst gesetzet / und durch denselbigen sind selig worden. Denn gleich wie Gott zur zeit Eliae des Propheten / da seine Propheten mit dem schwert erwürget / und dann / da das Jüdische volck in der Babylonischen gefengnuß war / ihme dennoch einen heiligen samen behalten: also hat er auch im Bapstthumb allezeit etliche gehabt / die ihn recht erkant / und einen mißfallen an der schändlichen abgötterey getragen.

Denn einmal so sind die glaubensartickel / wie wir sie noch haben / unverrückt geblieben / deßgleichen das gebett des HErren / wie auch etliche andere hauptstücke Christlicher religion: auß welchen auch einfeltige leute haben erkennen können / was der wille Gottes were / unnd wie man durch Christum allein müsse gerecht und selig werden.

Es haben sich auch zu allen zeiten etliche funden / welche der irrigen lehr des Bapstthumbs widersprochen / und mit bekantnuß der warheit sich offentlich haben hören lassen.

Vom Andern.

Und also ist es gestanden mit unsern kirchen im Bapstthumb. Höret nu was vor seelige leute wir sind / denen das Evangelium ist kunt gethan worden. Es stund uber die massen wol umb die kirche Gottes / da könig Josias ins regiment getretten war. Dann erstlich machte er also bald einen bund mit dem lebendigen Gotte / damit er bezeugete / daß er alle sein vertrawen und glauben auff ihn allein setzete. Darnach reumete er beyseit alle altar / welche den götzen gemacht waren / und verbrante alles gezeug / das dem Baal und dem Hayne und allem heere deß himmels gemacht war. Darauff gebot er dem volck / dem HErren Gott das Passah zu halten / allerdings wie es geschrieben stünde im buch deß bundes.

Mit was vor einem frolocken diß alles geschehen sey der jenigen / welche sich unter der regierung Manassis unnd Amons hatten verbergen und verstecken müssen / ist leichtlich zu erachten. Nu eben also wol stehet es umb die Evangelische kirchen / welche das buch altes und newen Testaments wiederfunden haben. Dann aus diesem buch sind wir berichtet worden / was der bund Gottes seye mit uns menschen auffgerichtet / was Gott uns in solchem bund verheisse / nemlich / vergebugn der sünden / heiligen Geist / und ewiges leben: wozu wir uns in solchem bund gegen Gott verpflichten / nemlich / daß wir wollen auffrichtig vor ihm wandeln und from seyn. Welche lehre so klar / so deutlich / so verständlich dem gemeinen volck in schrifften und predigten wird vorgeleget / daß der verständige mann herr Lazarus von Schwendi von unsern kirchen gesagt hatt: er hielte dafür / si würden wol bleiben / weil die lehr vom bunde Gottes so fleissig darinnen getrieben würde.

Aus diesem buch haben wir gelernet / wie das gesetz vom Evangelio / die zehen gebott von den glaubens artickeln zu unterscheiden seyn: von welchem unterscheid man im Bapssthumb wenig oder gar nichts gewust hat / do doch aller unser seelen trost hieran gelegen. Dann es kompt dazu / daß uns Gott vor seinen richterstul fordert / einen bey gesundem leibe / den andern auff seinem sichbette. Den richterstul setzt er in unser gewissen hienein. Moses ist Underrichtet. Für den tritt Sathan / und verklaget uns: hie gesündiget / dort gesündiget / hie nicht Gott / dort den nechsten nicht geliebet. Unser gewissen schlägt zu / und sagt ja dazu. Denn es hat zu thun mit dem allwissenden Gottes. Moses kan nicht fürüber / er bricht den stab uber den beklagten / und verdammet ihn. Wenn nu der arme sünder sich uff nichts anders / als uff seine gethane walfahrten / auff die ablaßbriefe / auff die Meßopffer / oder auff andere wercke die er gethan / beruffen künte / so würde ihm eben so angst werden / wie dem vermeinten heiligen mann zu Pariß / er würde heulen und schreyen / und nicht wissen / wo er für dem wider ihn angebrenten zorn Gottes bleiben sollte. Aber Gott lob und danck / wir habens auß seinem uns geoffenbahrten wort gelernet / womit wir in solcher noht und angst dem Sathan / Mosi und unserm eigenen gewissen begegnen sollen / nemlich mit dieser schönen frage: Was bedünckt dich Satan / was bedünckt dich Moses / was bedünckt dich / o du verzagtes gewissen / von Christo? Ist er nit mein heyland? ist er nit darumb in die welt kommenh / daß er das tröste was Moses erschrecken thut / daß er das selig mache was Moses verdammet hat? An den halte ich mich / deß tröste ich mich / deß frewe ich mich. Weg Sathan mit deiner anklage / weg Moses mit deinem fluche: Christus Jesus hat mich von aller teuffel anklage / unnd von allen flüchen Mosis durch sein leiden und sterben erlöset. Das das ist die schöne kunst der Evangelischen / von welcher man im Bapstumb wenig oder gar nichts gewußt hat / unnd noch nichts weis / daß sie vor dem richterstul Gottes so fein wissen zu appelliren / von Mose zu Christo / vom berge Sina zum berge Sion / von den zehen gebotten zun glaubensartickeln: in welcher appellation der höchste trost unserer hertzen und gewissen bestehet.

Ferners wie zur zeit Josiae alles götzenwerck gefallen / also ists auch zu unserer vätter zeit geschehen in den Evangelischen kirchen. Doctor Luther / Zwinglius und Oecolampadius hatten kaum angefangen zu lehren / do gieng in Ober-Deutschland ein büchlein auß unter dem titul / Urtheil Gottes wider die götzen. Die summa war: Gottes ernstlicher wille und befehl were / vermög der im büchlein angezogenen klaren sprüche / götzen soll man nicht machen / gemachte götzen soll man verbrennen. Hierauff sind viel kirchen zugefahren / und haben nach solchem befehlich Gottes ihre tempel gereiniget und gesäubert von allem götzenwerck. Mit dem götzenwerck ist auch sehr gefallen der aberglaube. Mit dem götzenwerck und aberglauben haben sich auch verlohren die gespänste und poltergeister / deren alles voll war im Bapstumb. Dann was der Prophet Esaias von der zerstörten Babel geweissaget hat im dreyzehenden capitel / Zihim werden sich da lagern / und ihre heuser voll Ohim seyn / und Straussen werden da wohnen / und feldtgesiter werden da hüpffen / unnd Eulen in ihren pallästen singen / unnd Drachen in den luftigen schlössern: Dasselbige ist auch in der zerfallenen Römischen kirchen / als der gesitlichen statt Babel / mächtig erfüllet worden / daß Zihim und Ohim, poltergeister / gespenste / erscheinungen der verstorbenen seelen / und dergleichen allda gesehen und gehöret worden / auff daß der schändliche Meß- und ablaßkram bestettiget würde: wie es denn wol denckwürdig / daß die poltergeister durch alle welt / in allen winckeln / als verstorbene seelen / umb die Meß gebeten / keine seele hat jemals gefragt nach Christo / alle nach der Messe. Nu solche geister / solche gespänste / solche erscheinungen sind alle verschwunden / alsbald das liecht deß Evangelions in unsern kirchen hat angefangen zu scheinen: welches ein starck zeichen ist / daß diß Gottes wort sey / welches in den Evangelischen kirchen gelehrt und gepredigt wirdt / welches als einen hellen schein der geist der finsternus nicht leiden kan.

Wie auch könig Josias seine unterthanen wann sie besten wolten von allen götzen ab und dem lebendigen Gott zugewiesen hat: also hat man in den Evangelischen kirchen die leute widerumb recht lehren beten. Man frage jetzung unsere junge Kinder / wen man solle anruffen / bald werden sie antworten: Du solt anbetten Gott dein HErren / unnd ihm allein dienen. Man frage weiter / in was namen man den Vatter solle anruffen / bald werden sie antworten / Was wir den vatter bitten im namen des HErren Jesu / das wil er uns geben. Im Bapstthumb schlepte man sich mit dem rosenkrantz / mit dem Pater noster, mit dem Ave Maria: jetzt haben wir seine deutsche gebettlein / deren sich alt und jung / früh und abends / vor und nach dem essen gebrauchen können. Im Bapstthumb sungen allein mönch und pfaffen / aber ohn alle andacht / und dazu in der dem gemeinen volcke unbekandten sprache: jetzt haben wir so viel geistreiche deutsche lieder / daß herren und frawen / söhne und töchter / knechte und mägde / Gott den HErren damit ehren und preisen können.

König Josias feyerte widerumb das Passah / wie es Gott in seinem buch zu halten befohlen hatte. In den Evangelischen kirchen hat man wiederumb die heiligen Sacramenta angefangen außzuspenden und zugebrauchen / wie es der Herre Jesus in dem Evangelio zu thun befohlen hat.

Den heiligen Tauff hat man geseubert vom saltz / vom speichel / vom teuffelsbannen / und dergleichen menschentand / und lehret man die leute / wohin der Tauff gemeinet / nemlich daß die getaufften versichert werden / daß gleich wie sie eusserlich am leibe gereiniget werden durchs wasser / sie auch also innerlich abgewaschen werden von den sünden / durch das blut Christi und durch den heiligen Geist.

Das heilige Abendmal / als es im Bapstthumb gestümmelt war / ist in den Evangelischen kirchen wiederumb ergentzet worden. Do mans im Bapsthumb brauchte zur vergebung der sünden / braucht mans in den Evangelischen kirchen zum trostgedächtnuß / zum Danckgedechtnuß / zum liebgedechtnuß. Zum trostgedächtnuß also: daß wie wir vor unsern augen sehen / daß das heilige brot gebrochen / und der heilige wein außgegossen wirdt / und wir beydes leiblich geniessen / also wir versichert werden / daß Christi leib am stamme des creutzes für uns zerbrochen / und sein blut für uns vergossen / und wir durch den glauben an den todt und blutvergiessen Christi gespeiset / getrencket / ernehret und erhalten werden zum ewigen leben. Ein danckgedechtnuß also: daß so offt wir von diesem brot essen / und von diesem kelch trincken / wir des HErren todt verkündigen sollen / biß daß er komme. Ein liebgedächtnuß also: daß gleich wie ihr viel von einem brot essen / und von einem wein trincken / also sollen sie allesambt untereinander ein geist / ein hertz / eine seele seyn. Und wer also von dem heiligen brot isset / unnd vom heiligen wein trincket / der wirdt durch Gottes güte gesettiget / mit Christi geist erfüllet / und mit der gewissen hoffnung seines leibes aufferstehung zur ewigen herrligkeit erfrewet.

Diese der Evangelischen kirchen lehre macht / daß alle die welche sie von hertzen annehmen / Christlich leben und getrost sterben. Christlich begehren die rechte Evangelischen zu leben. Dann die zwey brünlein auß welchen alle gute wercke herfliessen / werden ihnen täglich uffgethan / nemlich Gottes liebe und Gottes forcht. Gottes liebe / in deme sie angewiesen werden zu einem kindlichen vertrawen / das sie zu GOtt haben sollen / umb Christi Jesu willen. Dannher folget / daß sie mit dem Apostel Paulo sagen:

Die liebe Christi dringet uns also zu thun / nemlich rechtschaffen zu leben.

Es ist erschienen die heilsame gnade Gottes allen Menschen / und züchtiget uns / daß wir sollen verleugnen das ungöttliche wesen / unbd die weltlichen lüste / und züchtig / gerecht und gottselig leben in dieser welt. Item: Christus ist darumb für alle gestorben / auff daß die so da leben / hinfort nicht ihnen selbst leben / sondern dem der für sie gestorben und aufferstanden ist.

Die forcht Gottes wirdt ihnen wol eingebildet / sintemal ihnen täglich die sprüche werden fürgehalten: Sey nicht stoltz / sondern förchte dich: hat Gott der natürlichen zweige nicht verschonet / daß er vielleicht dein auch nicht verschone. zun Römern am eylfften.

Item: So man das thut am grünen holtze / was will am dürren werden.

Getrost und frölich sterben die rechte Evangelische Christen. Dann der trost ist auch herrlich / der ihnen aus Gottes wort wird mitgetheilet. Sey getrost / spricht der prediger zum sterbenden / mein sohn / meine tochter / dir sind deine sünden vergeben. Ich verkündige dir grosse frewde / Christus ist dir zu gute gebohren / Christus ist dir zu gute gestorben / Christus ist dir zu gute aufferstanden: Er lebet / du solst auch leben: er herrschet / du solst auch herrschen. Da regt und bewegt sich die krafft des worts Gottes in unsern sterbenden: da hört man diese fröliche reden:

Herr / nu laß deinen diener im friede hinfahren / dann meine augen haben deinen heyland gesehen. Ich sehe den himmel offen / und des menschen sohn zur rechten Gottes stehen. Ich habe lust abzuscheiden / und bey Christo zu seyn. Christus ist mein leben / sterben ist mein gewinn. Ich habe einen guten kampff gekämpffet / ich habe den lauff volendet / ich habe glauben gehalten / hinfort ist mir beygelegt die krone der gerechtigkeit / etc. Todt wo ist dein stachel / helle wo ist dein sieg? Der todt ist verschlungen im sieg. Ich weiß daß mein erlöser lebet / unnd er wirdt mich hernach auß der erden aufferwecken. Denn es ist der wille des himlischen vatters / daß Christus nichts verliehre von allem dem was er ihm gegeben hat: sondern daß ers aufferwecke am jüngsten tage. Ich werde nicht sterben / sondern leben / unnd die wercke des HErren verkündigen. HErr Jesu / ich bin ein glied an deinem leib / Deß tröst ich mich von hertzen / Von dir ich ungeschieden bleib / In todesnöhten und schmertzen.

Diese früchte der reformirten Evangelischen lehre in Christlichem leben und frölichem todt / haben es gemacht / daß die leute vor hundert jahren so willig das Bapstthumb verlassen / und dem Evangelio zugefallen seynd. ich habs von meinen lieben eltern / welche steinalte leuthe worden / daß man vor siebentzig unnd achtzig jahren zwey oder drey meil wegs nach einer Evangelischen predigt gelauffen ist.

Die Züricher in Schweitz / welche fast die ersten gewesen / denen das Evangelium rein und klar durch Zwinglium verkündiget worden / haben lieber aller welt undanck uff sich genommen / als daß sie diese edle perle deß worts Gottes wollen fahren lassen.

Die Berner haben zur anzeig ihrer geistliche frewde / alle gefangene in der statt und auff dem lande loß gelassen / do sie auß der Babylonischen gefängnuß der Römischen kirchen sind erlediget worden.

Conradus Pellicanus, ein gelährter / und im Bapsthumb angesehener mann / als er anno 1536. zu Zürich seine erste lection aus dem fünfftzehenden capitel deß andern buchs Mosis halten solte / fieng er mit besonderm frewdigen geiste an: Gott sey danck / daß er mich auch auß Aegypten / durch das rohte Meer geführet hat: daß ich auch nu mit den heiligen / den gesang der schwester Mosis singen / und mit frewden sagen kan: Laßt uns dem HErren singen / denn er hatt eine herrliche that gethan.

Im jahr 1539. gienge das Evangelium erstlich an zu Berlin in der Chur Brandenburg / da trat ein alter mann auff von fünf und siebentzig jahren (ich habs von einem berümbten alten Theologo, der da in seiner jugend darbey gewesen) der sagte: Liebe Christen / heute sollen wir Evangelisch werden (so nennet ers) was wollen wir aber vor einen Text nehmen? Wir wollen sehen / wie David Evangelisch worden. Und befragte sich der alte fein selbst / und gab ihm auch selbst antwort: Ist denn David auch Evangelisch gewesen? Ja / und helffe uns Gott / daß wir so Evangelisch werden / wie er gewesen. Da nimt er sein psalterlein zur hand / lieset den ersten psalm / und sagt: Liebe volck / also lehret David / wie wir sollen Evangelisch werden.

Erstlich / muß die lehre rein und lauter seyn:
Darnach / beweiset sich die lehre in reinen früchten.

Wol dem der lust zum gesetz deß HErren hat / und redet von seinem gesetz tag und nacht: Das ist / der nicht irret in der lehre / sondern erlustiret sich mit Gotteswort / gehet damit zu bette / stehet damit auff / leidet damit seine noht / thut sein gebet / seine arbeit mit Gottes wort: der ist wie ein baum gepflantzet an den wasserbächen / der seine frucht bringet zu seiner zeit. Was haben wir davon? sprach der alte. Wer die reine lehr hat / der verdorret nicht / das ist / ein hertz das gepflantzet ist an die wasserbächlein Göttliches worts / das hat davon safft und krafft / und bringet die edle früchte / welche heissen / rew unnd leid uber begangene sünde / hertzliches vertrawen auff Christi leiden / bestendiger vorsatz deß newen gehorsams. Und seine bletter verwelcken nicht. Das müssen seltzame bäume seyn. Ein rechter Evangelischer baum / der bleibet sommer und winter grüne. Da sagte der alte: Liebe freunde / ich bin im Bapstumb ohne ruhm in die viertzig jahr ein ansehlicher prediger gewesen / und bin bey viel mönchen und Cartheusern gewesen / wann sie haben sterben sollen: aber ewiger allmächtiger Gott / die man für die allerheiligsten gehalten hat / die haben sich am wenigsten trösten können. Was hat ihnen gemangelt? Die waserbächlein / die wasserbächlein deß Evangelischen worts Gottes / an welches so eines Menschen hertz gepflantzest ist / dessen bletter und trost verwelcken nicht / sondern es grünet im winter so wol als im sommer / im tode so wol als im leben. Aber so sind die gottlosen nicht / sondern wie sprewe die der wind zerstrewet. Hie hat der alte abermals erzehlet / wie er bey heiligen brüdern zum Ständel gewesen / wie dieselbige do sie haben sterben sollen / für dem blick der augen Gottes nicht hätten bestehen können / sintemal der großmechtige sturmwind deß zornes Gottes alle verdienst hette hinweg genommen.

In Franckreich ist Johannes Clericus der erste gewesen / der zu Meaux offentlich an die kirche eine schrifftliche widerlegung deß ablaß angeschlagen. Denselbigen hat man mit ruhten gegeisselt / und ihm als einem ketzer ein schandmahl an die stirne gebrennet / welches als seine mutter gesehen / hat sie sich hochlich darüber erfrewet / den sohn getröstet / und laut geschriehen: Christus lebe / und seine mahlzeichen.

Für zwey und siebenzig jahren / alß noch Meßpriester in dieser kirche Meß gelesen / sind etliche bürger / so Gott albereit durch seinen geist und wort erleuchtet / zusammen getretten / und haben von freyen stücken angefangen zu singen: Es ist das heil uns kommen her. Dadurch Churfürst Friderich der ander verursacht worden / Paulum Fagium von Straßburg anhero zu fodern / und das reformationswerck anzufangen.

Hie weis ich was die Bäpstler werden einwenden. ihr Evangelische jubiliret und triumphiret viel uber die reformation der kirchen / und uber den früchten der Evangelischen lehre. Ist ihm aber nicht also / daß auch unter euch selbst viel unordnung / unfleiß und ergerniß vorgehen / daß auch viel trennungen und spaltungen seynd? Was habt ihr dann uns viel vorzuwerffen / und uber ewer kirchenreformation zu jubiliren und zu triumphiren? Antwort. So viel das leben belanget / ist leider wahr / daß nicht allein viel unordnung / sondern auch viel sünden bey uns sind / wissentliche und unwissentliche / und ist viel unkraut unter uns / wie allzeit in der rechten warhafftigen kirchen Gottes auch viel unkrauts mit auffwächst: wie neben David / Nathan / unnd andern rechten heiligen in Gottes volck waren Absalon / Achitophel / etc. Aber das ist auch wahr / daß ein grosser unterscheid zwischen beydes theils sünden ist. Dann einmal so treiben die Evangelische keine abgötterey / und seynd nicht wissentliche verfolger der warheit und der heiligen mörder / wie die Bäpstler sind. Drumb wann gleich alle sünde und ergernüß / so bey den Evangelischen fürfallen / auff einen hauffen zusammen gelegt würden / so sind sie dannoch viel geringer / dann der verfolger abgötterey / welche in der meß und heiligendienst geübet wird / item ihre unzucht und mord. Zu dem was bey uns vor sünden geschehen / die folgen nicht aus der Evangelischen lehre / welche gebeut / daß alle menschen busse thun / und Gott wolgefellig leben sollen. Hingegen fleust das gottlose leben und wesen der Bäpstler auß ihrer eigenen lehre. Dann im Bapsthumjb helt man auch die oberzehlte grosse sünden / gotteslesterung / unzucht unnd mord für recht / unnd gebeut unnd schützt sie als einen gottesdienst. Sie wollen daß alle priester unehlich bleiben / da doch die gabe der keuschheit nicht einem jeden von Gott gegeben ist. Dannher die Jesuiten sich unterstehen / der mönch und nonnen unzucht zu entschuldigen: ja etliche fürnehme Bäpstler haben sich nicht geschewet / die sünde in offentlichen schrifften zu verthedigen und zu loben / welche für züchtigen ohren nicht sol genennet werden. Item / sie wollen / daß man trew und glauben brechen solle / so offt sie solches der Römischen kirchen ersprießlich zu seyn erachten. Ferners wapnen sie die könige wider die glaubigen / und verfolgen alle die jämmerlich / welche sich nicht anders als des gecreutzigten Herren Jesu trösten / unangesehen sie niemals einiges irthumbs / will geschweigen einer gottslästerung sind uberzeuget worden. Ja / so unverschembt sind sie / daß sie gebieten dürffen / man solle die jungfraw Mariam anbetten / unnd solche abgötterey sey wol zugelassen. Letztlich fahren sie zu / unnd verhetzen ihre schüller wider die ordentliche obrigkeit / daß sie die maiesteten lestern / die hände an sie legen / unnd sie / wo möglich / offentlich oder heimlich umbbringen.

Aber das / so leßt man in unsern gemeinden sünde und schande nicht ungestrafft / und bleibt jemand von dem weltlichen und geistlichen gericht ungestrafft / dem kündiget man in der predigt des Evangelii offentlich an Gottes zorn und ewige verdamnuß / wofern er sich nicht bekehre. Welches / als ichs vor vier jahren zu Franckfurt am Mayn einem abtrünnigen Mamelucken vorhielt / da er einwendete / es giengen auch bey uns viel ergernüssen vor / mußte er bekennen / die laster würden im Bapsthumb nicht so gestrafft / wie in unsern kirchen.

So ist es auch unlaugbar / daß viel frommer Christen in unsern gemeinden sind / welche Gott im geist unnd in der warheit anruffen / und daß auch in diesem fall unsere kirchen der heutigen Römischen kirche weit weit vorgehen / von welcher Römischen kirche Cardinal Petrus Caraffa an Bapst Paulum den dritten dieses namens im buch De emendanda Ecclesia frey schreiben darff / Daß sie des teuffels kirchen viel ehnlicher sehe / als der kirchen Gottes.

Anlangende die spaltungen in der Evangelischen kirchen / klagen darüber viel fromme hertzen / und wanns ohn ettliche zäncker were / köndte denselbigen leichtlich abgeholffen werden. Aber es hat auch hie stat / was der Apostel Paulus vorlengst geschrieben: Es müssen rotten seyn / auff daß die so rechtschaffenen seynd bewehret werden. Und folget gar nicht / daß man hierauß schliessen wil / als weren wir nicht die rechte kirche Gottes / weil etwan rotten und sptaltungen unter uns seynd. Dann auff diese weise müßte man der Apostolischen kirchen selbsten diesen ruhm benehmen / daß sie die wahre kirche Gottes were gewesen / weil schon damals sich allerhand gezencke uber etlichen lehrpuncten erhaben. Ja die Bäpstler werden wider sich selbest zeugen / daß sie nicht die Apostolische Catholische kirche seynd / weil sie dessen vorlengst seynd uberzeuget worden / daß viel viel rotten und spaltungen auch in den lehrpuncten unter ihnen sind: unnd der jetzige Bapst Paulus dieses namens der fünffte sich noch heutiges tages nicht resolviren und erklären kan uber der frage / ob die jungfraw Maria in sünden oder ohne sünden entpfangen sey / inmassen solches gnugsam erscheinet auuß seinem decret / welches er den ein und dreyssigsten Augusti newen Calenders dieses jahr hierüber ergehen lassen / als in welchem er es freystellet zu lehren / entweder die jungfraw Maria sey in sünden entpfangen / oder sie sey nicht in sünden entpfangen: und weiß noch auff den heutigen tag nicht / ob er dieses oder jenes verjehen und verthedigen solle.

Zum beschluß kan ich nicht unterlassen Ewer Liebe zu vermelden / wann ich bedencke / wie es diese hundert jahr uber in der kirchen Gottes daher gegangen / daß ich mich verwundern muß eins theils uber die Bäpstler / anders theils uber unsere brüder die genante Lutherische. Uber die Bäpstler verwundere ich mich / daß do ihrer viel mitten unter den Evangelischen wohnen / und das helle liecht des Evangelions täglich scheinen sehen / dennoch bey der abgötterey / aberglauben und tyranney des Bapsts verharren / da doch viel Babylonier / als das volck Juda unter ihnen wohnete / durch solche beywohnung bekehret / und den Gott Israel für den wahren lebendigen Gott erkant haben. Item / daß do vor hundert jahren die Bäpstler und Bapst Adrianus selbsten durch seine gesandten zu Nürnberg auff dem Reichstage erkant und bekant haben / die Römische kirche hette errores & vitia, das ist / sie were befleckt mit irrthumen und lastern / sie heutiges tages alles verkleistern und verstreichen wollen / und fürgeben / es sey allerdings nichts dran / die Römische kirche habe nie gefehlet / es sey alles erlogen / was man sie dißfals beschuldigte. Das ist blindheit / das ist verstockung.

Neben dem verwundere ich mich uber unsere brüder die genante Lutherische. Dann wie Optatus Milevitanus von den Donatisten schreibet / sie müssen unsere brüder seyn / sie wollen oder wollen nicht: also halten wir auch von diesen allen (die schänder außgenommen) sie müssen unsere brüder seyn / sie wollen oder wollen nicht. Uber diese / sag ich / verwundere ich mich / daß do man so viel jahr hero die lehr vom heiligen Abendmal in schrifften und predigten klar und hell und deutlich erkleret hat / sie dennoch noch nicht mercken und verstehen wollen / daß der wahn von der gegenwart des leibes Christi im brote der eckstein selbst sey / auff welchen das gantze Bapstthumb gegründet ist. Wie dann bekandt / daß vor dreyhundert jahren / und noch mehr für sechtzig / sibentzig / achtzig jahren die fürnembste frage / so den thewren märtyrern vorgehalten worden / diese gewesen ist / ob sie auch glaubten / daß der leib Chrsiti warhaftig im brot were? Wer do nein gesagt / den hat man alsobald zum fewer oder wasser / zum schwert oder strick verdampt. Und Keiser Carl der fünffte hat am Reichßtage zu Augspurg anno 1530. die gesandten der vier städte / Straßburg / Costnitz / Memmingen unnd Lindaw weder hören noch sehen wollen / nur darumb / weil sie dem zehenden artickel Augspurgischer Confession / in welchem sich die Sachsen sehr Bäpstlich erkläret / nicht haben beypflichten wollen. Wie dann gemelter keyer offt sol gesaget haben / wer ihm die Meß nehme / der nehme ihm sein hertz: sintemal die Bäpstler dencken / sündigen sie heute / morgen gehen sie zur Meß / so sind sie der sünden loß / sündigen sie morgen / ubermogen gehen sie zur Meß / so sond sie der sünden loß / unnd so fortan.

Was sollen wir hie thun mit unsern brüdern? Der Evangelist Johannes gibt einen guten rath: Wann du sihest deinen bruder sündigen / eine sünde die nicht zum tode ist / so bitte für ihn / so wirstu ihm das leben geben. Eben also sage ich / wann du sihest deinen bruder irren in einem oder dem andern stück / so bitte vor ihn / so wirstu ihm durch Gottes hülfe zu rechte helfen. Mit schelten unnd verdammen ist es nicht außgericht. Der glaube ist eine gabe Gottes / die kan niemand erwerben noch ererben / weme er sie gibt / der hat sie umbsonst. Er muß einen erleuchten. Neben dem gebet sollen wir in gutter hoffnung stehen / der getrewe Gott werde unsern brüdern auch zu seiner zeit den verstand dieses lehrpuncts eröffnen / wie er (ihm sey lob und danck dafür gesagt) innerhalb wenig jahren vielen herren unnd landen / wieder allen menschen gedancken / gethan hat. Laßt uns frey von diesem wunderwerck des HErren reden.

Es sind jetzt siben und dreissig jahr / do das Concordienbuch in Deutschland herumb getragen / unnd fast allen ständen wolte auffgetrungen werden. Damals waren in gantz Deutschland / ausserhalb der Schweitz / nur zwo städte / in welchen man offentlich wider die allenthalbenheit des leibes Christ und mündliche niessung des leibs und bluts Christi in brot und wein / schreiben unnd disputiren dorffte / nemlich Newstadt an der Hardt / und Bremen in Nider-Sachsen. Wer hette damals gemeinet / daß innerhalb wenig jahren in so vielen Fürstenthumben / in so vielen Graff- und Herrschafften die ungehewre lehr von der allenthalbenheit des leibes Christi / wie auch die lehr von der mündlichen niessung des leibes und bluts Christi fallen sollte. Aber was ist dem nicht müglich / dem alle ding müglich sind? Eben umb dieselbige zeit reformirten ihre kirchen von dem ubrigen sawerteige des Bapsthumbs die drey berühmbte ReichsGraven / Grav Johann von Nassaw / Grav Ludwig von Wittgenstein / Grav Conrad von Solms.

Bald darauff anno 1582. bekandte sich zu der gesunden lehre Herr Gebhard Truchseß Ertzbischoff und Churfürst zu Cölln.

Wie man schrieb 1584. verbannte der löbliche Fürst Hertzog Johann Casimir der Churpfaltz Administrator und vormünde das Concordibuch auß der obern unnd untern Pfaltz / unnd ließ wiederumb nach inhalt der einsatzung des Herren Christi von dem heiligen Abendmal in diesen kirchen lehren.

Im jahr 1586. brachte herr Johann Jacob Grynaeus die stadt Basel wider zu rechte / welche mit dem ubiquitistischen irrthumb sehr war eingenommen.

In jahr 1588. ließ Hertzog Johann von Zweybrücken Pfaltzgraffe den Zweybrückischen Catechismum außgehen / in welchem er sich rund zu der lehr bekante / welche nach Gottes wort die heiligen wahrzeichen mit dem munde / die himlische bezeichnete güter aber mit dem glauben wil gessen und getruncken haben.

Ann 1589. that sich herfür Herr Christian der erste Churfürst zu Sachsen / und erklerte sich durch ein offentliches uberall in seinem lande angeschlagenes patent / daß er kurtzumb nicht leiden wolte / daß man hinfüro auff unsere lehre schelten solte: bestellete auch in nachfolgendem neuntzigstem und ein und neuntzigstem jahr beyde Universiteten Leipzig und Wittenberg mit solchen Theologen / welchen die reformirte religion lieb und angenehm war / als D. Pierio, D. Gundermanno, D. Calamino, und andern.

Im jahr 1595. nahmen die löbliche Fürsten von Anhalt / Herr Johann Georg und Herr Christian / sampt ihrer Fürstl. Gn. Gebrüder die reformation vor die hand / und führeten sie glücklich zu ende. Deßgleichen theten in diesem jahre Herr Philips Ludwig Grave zu Hanaw / und Herr Wolff Ernst Grave zu Isenburg.

Im jahr 1599. ließ der Durchleuchtige Hochgeborne Fürst und Herr / Herr Ernst Friedrich Marggrav zu Baden / etliche wichtige motiven im druck außgehen / durch welche ihre Fürstl. Gn. weren beworgen worden / dem Concordibuch nicht beyzupflichten.

Im jahr 1601. erklärte sich Herr Joachim Friederich Hertzog in Schlesien zu Lignitz und Brieg durch ein offentliches patent dohin / daß ihre Fürstl. Gn. keines wegs wolten die reformirten kirchen verdampt oder gelestert haben.

Im jahr 1603. bekandte sich zu unser religion Herr Philips Graff zu Eberstein.

Im jahr 1604. schickte König Carl in Schweden seine hoffkirchenordnung anher zur Cantzley / begehrende dieselbige zu ubersehen / wo etwa mangel / zu verbessern. Es befand sich aber / daß die lehr selbiger kirchenordnung allerdings auch im handel vom Abendmal mit unserm Catechismo ubereinstimmete. Eben im selbigen jahre bekandte sich auch zu uns offentlich Herr Simon Grav zu der Lippa.

Im jahr 1605. nam vor sich der Hessischen kirchen reformation der Durchleuchtige Hochgeborne Fürst und Herr / Herr Moritz Landgrav in Hessen / und stellete es also an / daß eine feine gleichheit der lehre in Hessichen kirchen und schulen würde mit andern reformirten kirchen.

Im jahr 1609. ließ Hertzog Adoph in Hollstein den elfften Aprilis durch ein offentlich mandat allen seinen Predigern verkündigen / daß sie hinführo der reformirten kirchen mit schelten / lestern unnd tadeln verschoneten / und bekante sich zu der warheit / welche in denselben kirchen gelehret wirdt.

Im jahr 1610. war zu Düsseldorf im Bergischen lande am heiligen Pfingstage eine ansehliche communion von den reformirten gehalten. Dabey ließ sich auch finden der Durchleuchtige Hochgeborne Fürst unnd Herr / Herr Ernst Marggrave zu Brandeburg / welcher der erste auß dem Churhauß Brandeburg gewesen / so zu der reformirten religion getretten. Diesem Herren sind im jahr 1613. nachgefolget der Durchleuchtigste unnd Hochgeborne Fürst und Herr / Herr Johann Sigmund Marggrave zu Brandeburg / Churfürst / etc. Item die Durchleuchtige Hochgeborne Fürsten unnd Herren / Herr Georg Wilhelm Marggrave zu Brandeburg / des Herren Churfürsten erstgeborner sohn / und Herr Johann Georg Marggrave zu Brandeburg / des Herren Chufrüsten älter bruder. In dieser Herren fustapfen ist bald darnach getretten der Durchleuchtige unnd Hochgeborne Fürst unnd Herr / Herr Johann Albrecht Hertzog in Mechelburg. Zu geschweigen / daß unsere reine lehre auch bey diesem Gülischem unwesen im land zu Gülich / Cleve unnd Berge hin und wider offentlich gelehrt unnd geprediget wirdt.

Hat nut Gott uber und wider aller menschen gedancken diese sieben und dreissig jahr uber so viel Herren und lande erleuchtet mit der klaren erkantnus der lehre vom heiligen Abendmahl / warumb sollen wir ihm das nicht zutrawen / daß er noch viel andere werde herbey bringen? Denn der Gott lebt noch / der allein wunder thut.

Beschluß.

Und das habe ich also Ewere Liebe bey diesem Jubelfest auß verlesenem Text wollen erinnern. Wir haben gehöret / wie ubel es umb unsere kirchen gestanden / da sie vom Bapst geregieret worden. Wir haben auch gehöret / wie wol es ietzung umb sie stehe / da sie von Christo geregieret werde. Was wil ich euch nu anders gebühren / ihr liebe haußvätter unnd haußmütter / wann ihr zu hause kompt / als daß ihr eben das thut / was vor zeiten die fromme Juden thaten / wann sie das hohe fest der Ostern gefeyret hatten. Das ist / wann ihr zu hause kompt / und ewere kinder fragen / Vatter / mutter / was ist das / daß man heute in solcher anzahl zur kirchen laufft / daß man so lange singet / betet / prediget? ihr antwortet / Es ist das Jubelfest / darinnen wir rühmen und preysen die hohe wolthat Gottes / daß er uns auß dem Aegyptischen Bapsthumb gerissen / und zur hellen erkantnuß seines sohns gebracht hat: daran solt ihr auch gedencken / dafür solt ihr heut oder morgen Gott auch dancken / und den HErren ehren und wider lieben / der uns in seinem sohne so hoch geliebet hat.

Ins gemein sol ein jeder seinem hertzen heut zusprechen: Nu lobe meine seele den Herren / und vergiß nicht was er auch dir guts gethan hat: der dich auß dem Römischen Babel geführet hat / der dich krönt mit Evangelischer gnade und barmhertzigkeit. Also / also wirdt der liebe Gott bewogen werden / daß er die reine lehr des Evangelions auff unser kinder und kindskinder fortpflantze / und sie für und für heilige in seiner warheit / so lang biß daß das grosse Jubeljahr angehe / in welchem der allmächtige Gott seine kirche vollkömlich reformiren wirdt / nicht durch Doctor Luchtern / nicht durch Zwinglium oder Oecolampadium, sondern durch einen mann / in welchem ers beschlossen hat / welcher ist Jesus der gerechte / der uns nicht allein vom joch des Römischen Bischoffs / sondern vom joch der sünden / von der forcht des todes / von der versuchung des teuffels erlösen / und was noch ubrig ist von unverstand auß dem gemüthe / und was noch ubrig ist vom ungehorsam auß den hertzen nehmen / und uns seine liebe braut ohne runtzel und flecken seinem himlischen vatter darstellen wirdt / sagende:

Vatter / das seynd die / die nicht gehuret haben mit der grossen huren zu Babel / und die nicht truncken worden sind von dem wein ihrer hurerey.

Das sind die / die sich nicht gebückt haben für den götzen / noch gedemütiget für den vermeinten heiligen.

Das sind die / die mein leid ihre frewd / meine schmach ihre herrligkeit / meinen todt ihr leben haben seyn lassen.

Das sind die / welche in den anfechtungen bey mir verharret sind biß ans ende.

Heiliger vatter / ich wil daß wo ich bin auch sie seyen / auff daß sie meine und deine herrligkeit sehen.

Da werden sie hingehen in den gewünschten / seeligen / heiligen / reformirten tempel / welcher heist /

himmel / himmel / himmel /
frewde / frewde / frewde /
leben / leben / leben /
klarheit / klarheit / klarheit
/

und das in alle ewigkeit. O des herrlichen tempels!

Danck sey dem vatter / der ihn gebawet hat:
Danck sey dem sohne / der ihn uns erworben hat:
Danck sey dem heiligen Geiste / der uns alhie zu Gottes tempeln macht / auff daß wir dort bey Gott im ewigen tempel mögen wohnen.

Wer darein begert / der spreche Amen. Ja Herr Jesu / Amen.

Gebett.

Allmächtiger / Barmhertziger / Getrewer Gott und Vatter / der du sambt deinem Sohn und Heiligen Geist regierest in ewigkeit: Wir arme Menschen / erkennen bey uns selbsten / und bekenne für dir / daß wir nicht werth seynd / zu dir unsere hertzen zu erheben / und unsern Mund aufzuthun: Aber im namen deines lieben Sohns Jesu Christi / unsers einigen Erlösers und Seligmachers / tretten wir für dich / und zweifffeln nicht / umb desselben leidens und sterbens willen / werde dir die rede unsers mundes gefällig sein. HERR unser Gott / groß sind deine wunder / und die gedancken die du an uns beweisest: Dir ist nichts gleich: wir wollen sie verkündigen / und davon sagen / wiewol sie nicht zu zehlen seynd. Dann du bist der HERR unser Gott / der unsere erste Eltern nach deinem ebenbild erschaffen / und dieselbige / nachdem sie durch den traurigen fall höchlich betrübet worden / durch die gnadenreiche verheissung des zukünfftigen Weibssamens höchlich erfrewet hast. Du bist der HERR unser Gott / der die verheissung vom künfftigen Heyland / den Ertzvättern und ihren nachkommen / von jahr zu jahr wiederholet / und dir allezeit under dem Jüdischen volck ein heuflein gesamlet hast / von welchem du erkandt und gepriesen würdest. Du bist der HERR unser Gott / der nach erfüllung der zeit / deinen sohn Jesum gesandt / geboren von einem weibe / unnd unter das gesetz gethan hast / auff daß er die / so unter dem gesetz waren / erlösete / daß wir die kindschafft empfingen: Der auch solch grosses heyl nicht allein den Juden / sondern durch die Apostel und ihre nachfolger / aller welt / und demnach auch unserm lieben vatterland Deutscher nation / vor viel hundert jahren hast lassen verkündigen.

Darfür dancken wir die / o trewer Gott / in der offentlichen gemeinde / unnd preisen deinen herrlichen namen. Bevorab aber dancken wir dir / daß / nach dem die reine Apostolische lehr / durch die schreckliche abgötterey und tyranney des Bapsts sehr vertunckelt / unnd das buch des Evangelions gleichsam verlohren worden / du vor hundert jahren / durch deine hierzu erwehlte werckzeuge / die uhralte Evangelische lehr wiederumb ans liecht gebracht / unnd viel land und leuthe / in flecken / stätten / Fürstentumben unnd Königreichen damit erleuchtet hast / daß nunmehr aufs new erfüllet ist / was vorlengst beym propheten Joele von den zeiten des newen Testaments ist verkündiget worden / daß söhne unnd töchter weissagen / die Eltesten träwme haben / unsere jünglinge gesichte sehen / unnd das gantze land deiner erkandtnuß voll ist / wie mit wasser des meers bedecket.

Nicht weniger dancken wir dir / daß du diese hundert jahr uber / die Kirche / welche du in unnd ausser Deutschland gnedig gesamlet / auch mächtig wider den Antichrist und seinen anhang / ja wider alle höllenpforten geschützt / geschirmet und erhalten: und daß du zu solchem ende trewe lehrer unnd prediger in deinen weinberg ausgesandt / auch Christliche Regenten und Obrigkeiten gegeben / und noch giebest / welche deiner Kirchen seugammen sind auff erden. Gelobet unnd gepreiset sey dein werther nahme / für diese unnd andere wolthaten in ewigkeit.

Wir bitten dich / Barmhertziger Gott und Vatter / siehe ja nicht an den undanck des grossen hauffens / Siehe aber an die ehre deines werthen namens / unnd umb desselben willen samle dir auch ins künfftig / hie und anderstwo / eine Kirche / und schütze sie. Sende aus trewe arbeiter in deine erndte / unnd gib deinen reichen segen zu ihrer predigt: Hingegen rotte aus alle falsche lehrer / reissende wölffe und Miedlinge / welche ihre und nicht deine here / ihren nutz / und nicht der zuhörer heil und seeligkeit suchen. Verleihe auch allen Evangelischen die gnade / daß sie unter einander eins seyen / gleich wie du und dein Sohn Jesus eins sind / auf daß du nicht durch ihre innerliche uneinigkeit und trennung verursacht werdest / das reich der gnaden von ihnen zu nemmen / unnd es andern zu geben / die seine bessere früchte bringen. Laß dir in deinen ewigen Allmächtigen schutz befohlen seyn / die Römische Kayserliche Mayestät / die Königliche Würden in Groß-Britannien / alle andere Christliche Könige / Potentaten / Chur: und Fürsten des Reichs / insonderheit unsern gnedigsten LandsFürsten Pfaltzgraff Friederichen Churfürsten / sampt Ihrer Churfürstlichen Gnaden geliebten Ehegemahl / der hinderlassenen Churfürstlichen Fraw Wittiben / der jungen Herrschafft und Fräwlein / sampt dem gantzen Hochlöblichen Chur: und Fürstlichen Hauß der Pfaltzgraffen bey Rhein / dero Räthe und Amptleuthe: Gib Ihnen allen deine gnade / daß sie ihre gantze regierung dahin richten / daß der König aller Könige Jesus Christus / uber sie und ihre underthanen herrsche / unnd daß das reich des teuffels / welches ist das reich aller schanden unnd laster / je lenger je mehr / durch sie / als deine diener / zerstöret werde / unnd wir unter ihnen ein ruhiges und stilles leben führen mögen / in aller gottseeligkeit und erbarkeit. Sihe in gnaden an den haußstand / und behüte uns allesampt für krieg und blutvergiessen / vor thewrung und pestilentz / und vor allen andern landplagen.

Wir bitten dich auch / für alle unsere mitbrüder / die under der tyranney des Pabsts und Türckens verfolgung leiden / wollest sie mit deinem heiligen Geist trösten / und gnediglich erretten. Gestatte nicht / o Herr / daß deine Christenheit gar verwüstet werde / Laß nicht zu / daß die gedächtnuß deines namens auf erden vertilget werde / und daß der Antichrist sich zu deiner schmach und lästerung rühme. Erbarme dich auch über die / so noch im finsternuß und irrthumb stecken / und führe sie in das liecht deiner wahrheit / daß sie mit uns / und wir mit ihnen / dich unsern Gott und Vatter / sampt deinem Sohn Jesu Christo unserm Heyland / unn dem Heiligen Geist / recht erkennen / hertzlich lieben / eyferig ehren / hie zeitlich und dort ewiglich. Das wollestu thun / umb deines lieben Sohns Jesu Christi willen / in dessen befehl und namen / wir dich ferner also anruffen:

Unser Vatter / etc.

Aus dem Original abgeschrieben.