Scriver, Christian - Gottholds zufällige Andachten. - 85. Der Apfel.

Gotthold ließ in seinem Gärtlein Aepfel brechen und ergötzte sich mit dem Geruch und dem schönen Ansehen derselben, als sie so schön roth und als wie gemalt in einem gehäuften Haufen lagen, dankte dabei mit tiefen Seufzern dem wundersamen und vielgütigen Gott, der ein so herrliches Gewächs aus einem harten und ungestalteten Holze kommen läßt. Als er aber auch einen aufschnitt, den Geschmack zu versuchen, fand er, daß die Kerne in fünf unterschiedliche eckige Fächer verschlossen waren, welches ihm ein solches Nachdenken machte, daß er bei sich selbst sagte: dieser Apfel und alle andern geben mir wol eine recht feine Erinnerung von dem Mittel wider den ersten Apfelbiß, welchen unsere ersten Eltern zu ihrem und aller ihrer Nachkömmlinge Verderben gethan haben, welches sind die fünf bluttriefenden Wunden meines Herrn Jesu, in welchen der Kern meines Heils enthalten ist. Habe Dank, Herr Jesu! für deine h. Wunden, dadurch meine Gewissenswunden geheilt werden! Habe Dank für dein theures Blut, welches aus deinen schmerzlichen Wunden geflossen ist, dadurch mein Gewissen von den todten Werken gereinigt wird! Ich will künftig keinen Apfel kosten,, bei dem ich mich nicht dieser Gedanken zu deinem wohlverdienten Gedächtniß, mein Erlöser! erinnern sollte.