Gotthold folgte nebst andern einer Leiche, welche gewohnter Art nach, wie man sagt, besungen und beklungen ward. Ach, dachte er bei sich selbst, wie gut haben es die gottseligen Alten mit diesen Cäremonien gemeint! Dem Verstorbenen ist zwar wenig mit aller Ehre, die man ihm zu guter Letzt beweist, gedient, ohne nur, daß ihm durch ein rühmliches Begräbniß ein öffentliches. Zeugniß seines ehrlichen und christlichen Verhaltens bei den Nachlebenden gegeben wird; diesen aber haben sie am meisten damit dienen wollen, darum werden die Leichengesänge auf öffentlicher Gasse vorhergesungen, daß man in allen Häusern, wo man die Leiche vorbei trägt, dieselben mitsingen und sich zum seligen Tod gefaßt machen möge. Die Glocken müssen mit ihrem Geläut es in der ganzen Stadt kund machen, daß einer gestorben ist, und Anlaß geben den Einwohnern, sämmtlich zu gedenken, daß die Reihe auch an sie kommen wird. Wir folgen nach, Paar bei Paar, anzudeuten, daß dies der Weg alles Fleisches sei, welchen zu wandern, wann es dem Höchsten beliebt, wir uns nicht weigern können, und ob zwar ein Paar der Leiche näher ist, als das andere, so kanns doch den Letzten in der Ordnung so bald treffen, als den Ersten und Mittelsten. Mein getreuer Gott! ich will mir bei jeder Beerdigung meines verstorbenen Mitchristen mein Leichenbegängniß bei lebendigem Leibe halten und durch deine Gnade die Gesänge also anhören, als wenns mich anginge, das Geläut, als wenns mir gälte, auch also stets wandeln, als trügen mich meine Füße zum Grabe, damit ich lerne, den Tod nicht fürchten und auch nicht verachten.