Schrenk, Elias - Allein durch den Glauben - Vier Haben.

Sagt Dank dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht, welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis, und hat uns versetzt in das Reich Seines lieben Sohnes, an welchem wir haben die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung der Sünden.
Koloss. 1, 12-14.

Der Apostel Paulus war in hohem Grade ein Mann des Dankens. Alle seine Briefe an die Gemeinden beginnt er immer mit Dank gegen den Herrn. Nur im Galaterbrief kann er es nicht tun, weil die Galater von dem lauteren Evangelium sich hatten abbringen lassen, was ihn mit tiefem Schmerz erfüllte. Als ein mit Dank erfüllter Knecht seines Herrn fordert er auch die Kolosser auf: Sagt Dank dem Vater! Wir merken an dieser Aufforderung sofort, wer die Kolosser waren; sie waren Kinder geworden des Vaters. Ja, Kinder können und sollen danken. Wer den lebendigen, ewigen, allmächtigen, majestätischen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, Vater nennen kann, weil er Sein Kind ist, der ist unaussprechlich reich. Er hat Lebensgemeinschaft mit dem Vater durch Seinen Geist. Der Heiland hat ihn durch Sein Blut wieder zusammengebracht mit dem Vater, er darf das Abba rufen und hat täglich Zugang zum Vater. Möchte auch dein Herz voll Lob und Dank sein, als Kindesherz!

Der Apostel fordert aber die Kolosser nicht nur im Allgemeinen zum Danken auf, sie sollen dankbar sein dem Vater für ganz bestimmte Gaben, die sie empfangen hatten; sie sollen dem Vater danken als Solche, die klar und bestimmt wussten, wer sie früher waren, und was ihnen jetzt geschenkt sei in Christo Jesu. Er führt deshalb vier Stücke an, die sie empfangen hatten: der Vater hatte sie tüchtig gemacht zum Erbteil der Heiligen im Licht; Er hatte sie er. rettet von der Obrigkeit der Finsternis; Er hatte sie versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe; Er hatte sie erlöst durch das Blut Seines Sohnes und ihnen ihre Sünden vergeben. Wie klar und bestimmt sind diese Worte, und wie klar und bestimmt reden die Apostel überhaupt. Vergleichen wir diese ihre Sprache mit der Sprache so vieler Christen unserer Zeit, welch einen Unterschied finden wir! Man findet jetzt so wenig Leute, die haben, fragt man sie: hast du Vergebung der Sünden? so wissen sie es nicht. Fragt man: bist du Gottes Kind? so werden sie verletzt, und antworten: es ist eine Vermessenheit, zu sagen: „ich bin Gottes Kind.“ fühlt man ihnen den Puls in Betreff der Sterbensfreudigkeit, so werden sie unruhig. Fragt man sie, ob sie bereit seien für die Zukunft des Herrn, so verstehen sie nicht, was man damit meint. Die Verschwommenheit, Unklarheit und Ungewissheit ist jetzt sehr allgemein, auch bei vielen frommen Leuten.

Damit ist die ernste Tatsache erwiesen, dass diese Ungewissen nicht im Glauben auf dem Boden des Werkes Christi stehen, denn auf diesem Boden allein wird man gewiss. Es ist ferner erwiesen, dass sie das Zeugnis des Heiligen Geistes nicht haben. Dieses Zeugnis macht des Heils gewiss, und ohne dasselbe gibt es keine Gewissheit. Mit dem letzteren Punkt haben wir den Schlüssel zum Verständnis der tiefsten Ursache der heutigen, vielfachen Heilsungewissheit: es fehlt in der christlichen Gemeinde, und darum auch in der Predigt zu sehr an der Zeugungskraft des Heiligen Geistes. Das Wortzeugnis ist wohl da, aber das Geisteszeugnis fehlt oft. Darum dringen die Seelen nicht durch; es kommt nicht zum Erfassen der Gnade und des Lebens in Christo Jesu; es wird nicht völlig Licht in den Herzen. Darum fehlt es am Haben und am Danken.

Soll es anders werden, und es muss anders werden, so muss von der Sünde biblischer geredet werden; es muss von ihr gezeugt werden, wie Gott zeugt, damit der Sünder sich ohne Christum als verloren erkennen lerne. Die Versöhnung im Blute Jesu Christi, die freie Gnade, das ganze für uns vollbrachte Werk Christi muss noch viel klarer und entschiedener bezeugt werden. Der bußfertige Sünder muss klar vernehmen, dass er erlöst und versöhnt ist mit Gott, und dass er aus Gnaden Vergebung erlangt, sobald er es glaubt. Wir müssen uns ganz reinigen lassen, damit wir Gefäße des Geistes werden und das Zeugnis von Christo geistesmächtig erschalle, und der Herr offenbar werde als der Durchbrecher. Wir müssen vom Werk und Amt des Heiligen Geistes aus Herzenserfahrung reden können, und so mithelfen, dass der Heilige Geist sich unter den Gläubigen wieder mehr offenbaren könne. Dann werden wir Kreise bekommen, die das apostolische Haben erleben.

Danksagt dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Wie froh wäre man jetzt an manchem Krankenbette, wenn man hören dürfte: ich habe Lust abzuscheiden, und bei Christo zu sein. Diese Lust hat man, wenn man Gnade erlangt hat in Jesu Blut. Paulus redet aber noch bestimmter: er will nicht, dass die Kolosser nur danken für Sterbensfreudigkeit, sondern für ihre erlangte Tüchtigkeit zum Erbteil der Heiligen im Licht. Heute würde man fast an allen Orten ein wenig anders sich ausdrücken und sagen: der uns tüchtig macht, oder machen wird zu dem Erbteil. Paulus sagt aber bestimmt: der uns tüchtig gemacht hat. Er nimmt es genau mit der Gnade und mit der Kindschaft. Er lehrt nicht, dass man erbe um der fortgeschrittenen Heiligung willen, sondern er lehrt, dass man erbe, weil man Vergebung der Sünden habe, und durch Vergebung der Sünden von Gott als Kind angenommen worden sei. Man erbt, weil man Kind ist. „Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi,“ Röm. 8, 17. Wir werden Kinder und Erben aus Gnaden, dadurch dass wir Christum annehmen, und mit Ihm erben, der der Erbe über Alles ist. Will man von Menschen ein Erbe erlangen, so kann man es unter Umständen durch allerlei Schmeichelei, Aufmerksamkeit, die man ihnen schenkt, Dienste, die man ihnen erweist, erwerben. Unser ewiges Erbe ist nicht unser Erwerb; Christus hat es uns erworben, Er allein, und wir bekommen es durch Ihn als Gnadengeschenk. Darum sind Alle, die Christum haben, tüchtig gemacht zum Erbteil der Heiligen im Licht. Bleiben wir mit Entschiedenheit bei dieser apostolischen Lehre; dann bekommen wir Mut zum Erben aus Gnaden, und halten uns allein an Christum, in dem wir haben.

Unser Erbe ist ein Erbteil der Heiligen. „Heilige“ nennen die Apostel die Gläubigen immer wieder. Warum haben wir evangelische Christen diesen Titel, den der Heilige Geist der Gemeinde des Herrn von Anfang an gab, fast ganz preisgegeben? Ist er denn nichts wert? Er ist von unendlichem Wert. Es fehlt unter uns zu sehr an der Sache, und darum am Titel. Wenn aus einem Spezereiladen alle Spezereiwaren entfernt sind, und man Möbel an ihre Stelle gesetzt hat, so wird auch der Schild an der Außenseite verändert, und man schreibt nicht mehr Spezereihandlung, sondern Möbelhandlung. Wir haben in unserer evangelischen Kirche teilweise in Folge des Missbrauchs, den der Titel „Heilige“ in der katholischen Kirche erfuhr, die Heiligung zu sehr aus unserem Denken, Glauben und Streben entfernt, dass es Einem oft scheinen könnte, als sei unser Laden ganz mit Rechtfertigung gefüllt, die Heiligung habe fast keinen Platz. Das ist verhängnisvoll, und hängt damit zusammen, dass die Person, das Werk und Amt des Heiligen Geistes zu sehr in den Hintergrund gedrängt wurde, so sehr, dass unsere neumodischen „Theologen“ die Person des Heiligen Geistes ganz fallen lassen. Da haben natürlich die „Heiligen“ fast keinen Platz mehr.

Wir müssen zurückkehren zur keuschen, gesunden, allseitigen Lehre der Apostel. Die Apostel haben die Rechtfertigung viel tiefer erfasst als wir. Ihnen war ein gerechtfertigter Christ nicht nur ein Mensch, der Vergebung der Sünden hatte, und zwar aller Sünden, sondern zugleich ein Mensch, der durch Christi Blut erlöst war vom eitlen Wandel nach väterlicher Weise, also von der Macht und Herrschaft der Sünde, 1. Petri 1, 18. 19. Röm. 6, 1-11. Röm. 8, 1-4. Ein apostolisches Gemeindeglied betrachtete sich als er. löst durch Jesu Blut von der Schuld der Sünde, der Macht der Sünde und darum erlöst für Christum, Ihm ganz und gar geweiht, so dass Christus Seine Erlösten durch Seinen Geist regierte. Solche apostolischen Gerechtfertigten waren nicht andere Menschen als die apostolischen Heiligen; es waren dieselben Menschen; sie waren Heilige, weil sie durch Christum Gerechtfertigte und Geheiligte waren. Nur dann, wenn wir Christi Erlösungswerk wieder tiefer fassen, bekommen wir wieder mehr Heilige, und wo Heilige sind, ist auch der Titel. Wir betrügen uns selbst, wenn wir wollen Gerechtfertigte sein und nicht zugleich Heilige.

Die Heiligen, die los sind von der Schuld, los vom Fluch der Sünde, los von der Macht der Sünde, die im Glauben ganz Christo an gehören, und sich von Seinem Geist regieren lassen, erben im Licht. Licht! Dieses Wort kann zweierlei Eindruck machen: es kann er schrecken und erfreuen. Es erschreckt alle Unaufrichtigen, und erfreut alle Aufrichtigen. Die durch Christum Geheiligten wandeln im Licht; sie wandeln vor Gott, weil sie der Lüge den Abschied gegeben haben, und in der Wahrheit stehen. Ihr Gott darf in ihr tägliches Leben hineinschauen, sie sind offenbar vor Ihm. Als solche freuen sie sich auf das Erbteil der Heiligen im Licht, eben weil sie jetzt schon im Lichte wandeln. Auch an ihrem Wandel sieht man, dass sie tüchtig gemacht sind zum Erb. teil der Heiligen im Licht. Unser herrliches Erbe muss herein leuchten in unser Herz und Leben, es hilft mit zum Wandel im Licht. Wie voll ist das Herz und der Mund des Apostels Petrus, wenn er in 1. Petri 1,4 von unserm Erbe redet: er nennt es ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwelkliches Erbe, das uns aufbehalten ist im Himmel. Siehe dich fleißig um in deiner Bibel nach den herrlichen Schätzen des Vaterhauses; werde heimisch im Vaterhause, und freue dich auf dasselbe.

Welcher uns errettet hat, von der Obrigkeit, von der Macht der Finsternis. Damit nennt der Apostel das zweite Haben, für das die Kolosser dem Vater danken sollten. Sollten wir los werden von der Macht, von dem Fürsten der Finsternis, so bedurften wir einen Erretter, der stärker ist als der Fürst der Finsternis. Diese Lehre ist eine Zentrallehre der Apostel. Unsere neumodischen Herren gehen um diese Lehre herum. Weil sie abweichen von der Heiligen Schrift, und weil sie, statt unter die Schrift sich zu stellen, sich über die Heilige Schrift stellen, so haben sie kein Verständnis mehr von der Macht der Sünde, und die Macht der Finsternis existiert für sie überhaupt nicht mehr. Sie brauchen deshalb keinen Erlöser mehr, der Gottes Sohn ist, und der sich als solchen er. wiesen hat durch die Auferstehung von den Toten, Röm. 1, 4, durch seinen Sieg über Sünde, Tod und Teufel; ihr Erlöser ist der vortrefflichste Mensch, durch dessen Betrachtung wir auch sittlich emporgehoben werden, die Sünde zu lassen. Solchen Anschauungen merkt man an, dass diese Herren, die ja Führer der meisten „Gebildeten“ sind, vorherrschend im Bücherstaub leben, also nicht im praktischen Leben stehen. Ihr Studierzimmerlicht gibt ihnen die Brillen, durch die sie Menschen sehen, die gar nicht existieren. Ständen sie im praktischen Leben, sie könnten sie mit Pelzhandschuhen greifen, dass die Sünde eine furchtbare Macht ist, und dass es eine wirkliche und wahrhaftige Macht der Finsternis gibt, wie die Heilige Schrift sie lehrt.

Sehen wir denn nicht an tausend Fällen im täglichen Leben, dass der Trinker, der Wollüstling, der Geizige, der Zornige, der Hochmütige, der Neidische gebunden sind von der Macht der Sünde? Du brauchst dem Trinker und dem Wollüstling nicht zu sagen, dass er gebunden ist, er weiß es schon lange. Sage ihm, er soll seine Fesseln brechen! Er hat es schon oft versucht, er hat schon viele gute Vorsätze gefasst; aber immer wieder ist die Sünde Meister über ihn geworden, er erfährt sie als eine Macht, die stärker ist als alle guten Vorsätze. Das sind Tatsachen für den gesunden Menschenverstand, Tatsachen, die übereinstimmen mit der Lehre der ganzen Heiligen Schrift. Man lese Röm. 1, 24-32, und sehe dann in diesem Lichte unsere jetzigen Volkssünden an. Man sehe, was Röm. 7 über die Macht der Sünde sagt, wie jenes Kapitel ganz in Übereinstimmung mit des Menschen Erfahrung redet: „ich bin fleischlich unter die Sünde verkauft,“ V. 14, „ich tue nicht, das ich will, sondern das ich hasse, das tue ich,“ V. 15. „Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht,“ V. 18. Das ist klare Lehre.

Warum ist aber die Sünde eine solch furchtbare Macht, der gegenüber sich der Wille des Menschen als Ohnmacht erweist? Warum nennt der Herr selber den Sünder in Joh. 8, 34 einen Sklaven? Der Apostel Paulus beantwortet dir diese Fragen ganz klar in Epheser 2, 1. 2 und 6, 12: „Und auch euch, da ihr tot wart in Übertretungen und Sünden, in welchen ihr weiland gewandelt habt nach dem Lauf dieser Welt, und nach dem Fürsten, der in der Luft herrscht, nämlich nach dem Geist, der zu dieser Seit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens. Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.“ Aus diesen und vielen andern Stellen der Heiligen Schrift siehst du, dass die Sünde nicht etwa nur in unsern Muskeln und in unsern Neigungen steckt, sondern dass hinter den menschlichen Neigungen böse, finstere Geister stehen, ja der Fürst, der in der Luft herrschte, steht selber hinter der Sünde und schürt beständig. In der Luft, um dich her sind geistige Mächte, denen du in eigener Kraft nie und nimmer gewachsen bist; diese beeinflussen dich, und entzünden den Zündstoff, der von Natur in dir ist, zur Flamme.

So lernen wir klar verstehen, warum der Mensch ohne Christus trotz aller guten Vorsätze immer wieder von der Sünde geknechtet wird. Der Volksmund ist in voller Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift, wenn er von einem „Saufteufel“, einem „Hurenteufel“, einem „Geizteufel“ usw. redet. Diese Sünden sind geistige Mächte der Finsternis. Also Schrift und Erfahrung lehren gleicherweise das Vorhandensein der Macht der Finsternis. Sie wird Macht der Finsternis genannt, weil der Teufel und alle bösen Geister das Licht scheuen; sie lieben das Heimliche, das Verborgene, die Nacht. Eben deshalb liebt auch der unbußfertige Sünder die Heimlichkeit, das Versteck, er weicht dem Lichte aus. Man redet ja von „geheimen Sünden“ in besonderem Sinne. Unter diese zählt man Fleischessünden, wie auch Zaubereisünden, die ja in besonderem Sinne das Licht scheuen. Gerade auch an der unter unserm Volke herrschenden Zauberei erkennt ein Kenner des Volkslebens die furchtbare Macht der Finsternis.

Nun fordert der Apostel die Kolosser auf zu danken, dass sie errettet seien von der Macht der Finsternis. Der Mensch ohne Erretter ist ohnmächtig der Macht der Finsternis gegenüber; sein ganzer Zustand weist ihn also hin auf die Notwendigkeit eines Erretters, und dieser ist: Jesus Christus unser Heiland; einen andern gibt es nicht. Der Vater hat uns errettet durch Christum; es handelt sich um keine Errettung, auf die wir erst warten müssten. Das ist frohe, tröstliche Botschaft für alle Gebundenen. Jesus Christus ist Sieger über den Tod, und den, der des Codes Gewalt hat, den Teufel; Er ist auf. erstanden von den Toten, und hat Sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe, Hebr. 2, 14, Hebr. 1,3 als der, dem alle Gewalt gegeben ist, im Himmel und auf Erden, also Gewalt auch über den Fürsten der Finsternis, unter den Er Sich nie beugte, weil Er Sich nicht unter die Sünde beugte. So ist Er unser Erretter geworden. Alle armen, unter der Macht der Finsternis seufzenden Sünder dürfen nun zu Ihm fliehen. Was keine eigene Anstrengung vermochte, vermag Seine allmächtige Hand. Er reißt Alle heraus, aus den Banden der Sünden, die Seine durchgrabene Hand ergreifen. So lange wir Ihn nicht kannten, mussten wir der Sünde dienen, sie beherrschte uns; seit wir zu Jesu gekommen sind, hat Er die Sklavenketten gebrochen, Ihm sei ewig Lob und Dank!

Und hat uns versetzt in das Reich des Sohnes Seiner Liebe. Dieses dritte Haben lässt sich nicht trennen vom zweiten. Wir sind versetzt, sobald wir uns im Glauben unter Jesum stellen. Diese Versetzung ist nichts Unbewusstes, sondern eine jedem geretteten Sünder klar bewusste Tatsache, durch die sein ganzes inneres und äußeres Leben verändert wird. Früher standen wir unter der Macht der Finsternis, und waren Sklaven; jetzt stehen wir unter unserm König und Hirten Jesus Christus und sind durch Ihn frei. Wir hatten keinen Frieden, sondern ein böses, schuldbeladenes Gewissen; jetzt haben wir Frieden mit Gott. Wir hatten kein Vertrauen zu Gott, wir kannten Seine Liebe nicht; seitdem wir Seine Liebe durch Christum kennen gelernt haben, haben wir kindliches Vertrauen zu Ihm, und Seine Liebe ist unser Lebenselement geworden. Früher hatten wir Angst bei dem Gedanken an Tod und Ewigkeit; die Angst ist verschwunden, und wir haben durch Jesum Christum den Auferstandenen eine lebendige Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit. Unsere Versetzung wird uns besonders auch im Gebet bewusst; früher konnten und mochten wir nicht beten. Kam diese und jene Not, so wussten wir uns nicht zu helfen. Jetzt haben wir Freudigkeit zum Gebet, und dürfen den Vater anrufen in allen Dingen. Wir finden bei Ihm Trost, Stärkung, Segen, und es geht auch äußerlich viel, viel leichter. Wir waren in der fremde, und sind jetzt in der Heimat, im Himmelreich. Dafür sagen wir dem Vater von Herzen Dank.

Das letzte Haben, für das wir dem Vater danken sollen, ist die Erlösung durch das Blut Seines Sohnes, nämlich die Vergebung der Sünden. Als erstes Haben nannte der Apostel, dass wir tüchtig gemacht sind zum Erbteil der Heiligen im Licht; damit führte er uns in die Höhen der Herrlichkeit. Bei dem vierten und letzten Haben steigt er herab nach Golgatha. Damit sagt er uns: Alles, was euch Christus erworben hat, bis zum Erbteil der Heiligen im Licht, gründet sich auf die Erlösung in Seinem Blut, die Vergebung der Sünden; ohne sie gibt es für euch keine Versetzung, keine Errettung, kein Erbe. Darum singen wir auch: der Grund, d'rauf ich mich gründe, ist Christus und Sein Blut. Der Glaube steht, und bleibt stehen auf Golgatha. Allein von dort aus kann er hinein schauen in alle Gnadenschätze, die Christus uns erworben hat. Nur wer Vergebung der Sünden hat im Blute Jesu, hat ein Gnadenrecht auf alle Güter des Vaterhauses; ihm gehören sie. Seit der Herr rief: es ist vollbracht, ist der Vorhang zerrissen, der uns vom Vater trennte; die Scheidewand der Sünde ist gefallen, und wir haben Zugang zum Vater. Lieber Freund! steht es bei dir mit diesem vierten Haben richtig, so steht es auch mit den drei vorhergehenden richtig. Der unbestreitbare Beweis, dass das vierte Haben mir gehört, ist: ich bin ein Sünder. Die Sünder sind erlöst durch Christi Blut, ihnen hat Er Vergebung erworben. Sobald sie die Erkenntnis haben, dass sie Vergebung, Erlösung vom bösen Gewissen und von dem Fluch der Sünde brauchen, und sie reumütig suchen bei Jesu, bekommen sie Alles aus Gnaden. Der Vater wartet auf sie, wie wir bei dem verlorenen Sohn sehen. Kaum war er dem Vater begegnet, so überschüttete dieser ihn mit Liebe. So nimm denn deine Stellung im Glauben auf Golgatha. So gewiss dein Herr am Kreuze hing, so gewiss bist du erlöst. Dort trittst du mit allen Erretteten ein in das Königreich des Sohnes der Liebe Gottes. Durch die am Kreuz geoffenbarte Liebe Gottes wird dir die Kindschaft zugesichert, und das Blut des neuen Bundes wird dir durch den heiligen Geist das Siegel deines Erbes. Amen.