Nun Jesus durch die Rechte Gottes erhöhet ist, und empfangen hat die Verheißung des heiligen Geistes vom Vater, hat Er ausgegossen dieß, das ihr seht und höret. Ap. Gesch. 2,33.
Der HErr Jesus hatte Joh. 16,7. zu Seinen Jüngern gesagt: es ist euch gut, daß Ich hingehe, denn so Ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch. So Ich aber hingehe, will Ich Ihn zu euch senden. Diese Verheißung wurde hernach am Pfingstfest an den versammelten Jüngern erfüllt, und wird noch jetzt an allen denjenigen erfüllt, welche als bußfertige und glaubige Sünder des Heiligen Geistes theilhaftig werden. Es war nämlich geziemend, daß der erhöhte Jesus den verheißenen Heiligen Geist zuerst vom Vater empfinge und hernach ausgösse. Er sollte bei Seiner Erhöhung Gaben für die Menschen empfangen, und dieselben hernach den Menschen geben, Ps. 68,19. Eph. 4,8. Alles sollte durch Seine Hand laufen, damit der Vater geehrt würde durch den Sohn. Bei der Ausgießung des Heiligen Geistes, die am Pfingstfest geschahe, konnte man etwas sehen und hören, damit die Welt von dieser Ausgießung überzeugt werden möchte; man sahe nämlich feurige Flämmlein, welche die Gestalt zerspaltener Zungen hatten, auf den Häuptern der Jünger Jesu, und man hörte ein Brausen als eines gewaltigen Windes, wovon das ganze Haus, worin sie saßen, erfüllt wurde, und überdieß die Reden der Jünger in vielen fremden Sprachen, welche sie nie gelernt hatten. Jetzt wird der Heilige Geist als ein Lebenswasser ohne solche Zeichen ausgegossen. Er wird auf die Durstigen und Dürren ausgegossen (Jes. 44,3.), welche den Vater im Himmel darum gebeten haben, Luk. 11,13. Wer Ihn aber empfängt, empfindet es, weil durch Ihn ein Licht in der Seele aufgeht, und ein Leben angerichtet wird, und Seine Wirkungen immer fortgehen.
Der HErr Jesus, der durch die Rechte Gottes über Alles erhöhet worden ist, lasse auch mich und die Meinigen, und alle die es mit uns begehren, der Gabe des Heiligen Geistes immer völliger theilhaftig werden. Dieser Geist regiere in uns, und richte unsern ganzen Wandel so ein, daß er zu Seiner Ehre gereiche. Wenn der HErr Jesus Seine Jünger auf alle hohen und niedrigen Schulen in der Welt geschickt hätte, so wären sie die weisen und gesegneten Prediger des Evangelii, und die heiligen Männer nicht worden, welche sie wurden: die Ausgießung des Heiligen Geistes machte sie aber schnell dazu. Freilich ging auch Sein dritthalbjähriger Unterricht vorher, denn es mußten Worte in den Gemüthern der Apostel haften, an welche sie der Heilige Geist hernach mahnen konnte; auch waren ihnen die Schriften des Alten Testaments unentbehrlich, wie denn der Heiland sie oft darauf wies, und sie selbst sich derselben zu ihrer Glaubensstärkung und zur Ueberzeugung Anderer bedienten. Allein ohne die Ausgießung des Heiligen Geistes wäre das alte und neue Wort Gottes bei ihnen wie ein Same gewesen, der im Acker liegt, aber keinen Regen empfängt, und deßwegen nicht aufgehen kann. Der Geist und das Wort gehören zusammen. HErr Jesu, der Du uns Dein Wort gegeben hast, gib uns auch Deinen Geist.
Mel.: Ihr Kinder des Höchsten.
1.
Der Heiland, zur Rechten des Vaters erhaben,
Gab daher die größte der himmlischen Gaben,
Er sandt’ den Aposteln den göttlichen Geist,
Der Eins mit dem Vater und Sohne selbst heißt;
Er wurde wie Feuer vom Throne gegossen,
In lieblichen Flämmlein auf Häuptern zerflossen,
Und kommt noch auf Alle, die Christi genossen.
2.
Jetzt merkt man die Ueberkunft nicht mehr von außen,
Man sieht nicht das Feuer und höret kein Brausen;
Doch haben wir eben denselbigen Geist,
Den eben der Sohn uns vom Vater verheißt.
Den kann ein Apostel dem Andern nicht geben;
Nur Jesus gibt Diesen zum geistlichen Leben,
Läßt Ihn in den Herzen der Glaubigen weben.
3.
Wir ehren den Vater und danken dem Sohne
Für dieses Geschenke vom göttlichen Throne,
Der weihet die Herzen zum himmlischen Haus,
Da gießt Er die göttliche Liebe noch aus;
Er wirket den Glauben und tröstet die Blöden.
Du Geist der Verheißung, ach führ uns in Eden,
Die göttlichen Thaten dort ewig zu reden!
So sie entflohen sind dem Unflatz der Welt durch die Erkenntniß des HErrn und Heilandes Jesu Christi, werden aber wieder in dieselbe eingeflochten und überwunden, ist mit ihnen das Letzte ärger, denn das Erste. 2 Petr. 2,20.
Petrus redet hier von rückfälligen Christen, welche durch die Verführung Anderer greuliche Leute worden waren, und es ist sehr wahrscheinlich, daß ihre Verführer eben dieselben gewesen seien, wider die auch der Apostel Judas in seinem Brief geeifert hat. Petrus sagt von den Verführten, daß sie einmal dem Unflath der Welt durch die Erkenntniß unsers HErrn und Heilande Jesu Christi entflohen gewesen seien. Diese Erkenntniß ist also so kräftig, daß sie die Seele treibt und stärkt, diesem Unflath zu entliehen. Man findet in Jesu Gnade und Friede. Man bekommt Licht und Leben durch Ihn. Dadurch wird dann dem Menschen der Unflath, oder das wüste sündliche Wesen der Welt entleidet. Er haßt es, er speit es gleichsam aus, er läßt sich davon reinigen und fliehet es. Ist’s möglich, daß solche Leute wieder in die unreinen Lüste der Welt eingeflochten werden? Ja, es ist möglich, weil es schon oft und auch zur Zeit der Apostel geschehen ist. Gemeiniglich geschieht es nicht plötzlich und auf einmal. Man läßt zuerst nach im Wachen über sich selbst, man wird träg zum Gebet und unterläßt es zuweilen gar, man wird leichtsinnig, und hält sich kleine Ausschweifungen in Worten und Werken zu gut, und entzieht sich durch beständige Zerstreuungen der innerlichen Bestrafung des Heiligen Geistes. Man entzieht sich dem Umgang mit frommen Christen, weil sie zu ernsthaft sind, und weil auf ihrem Umgang eine Schmach liegt, und begibt sich in einen unnöthigen und schädlichen Umgang mit eitlen Menschen. Eitle Gedanken, Reden und Bücher werden angenehmer, als das theure werthe Wort Gottes, welches man immer seltener und träger hört und liest. Nach und nach verliert man sein innerliches Licht und seine Kraft, und wird in die Unreinigkeit der Welt ganz eingeflochten, sonderlich wenn Verführer dazu kommen, welche auch als Rückfällige den Weg verlassen haben, V. 15., und hernach den albernen Menschen bereden, das genaue Christenthum sei ein gesetzliches Wesen, worein sich nur schwache Seelen einspannen lassen; Vieles sei nicht Sünde, was man für Sünde halte; der äußere Mensch könne Vieles thun, woran der innere keinen Antheil nehme, und es gebe eine geheime hohe und tiefe Weisheit, nach welcher man Niemand unterthänig sein, V. 10., seinen Gewinn wie Bileam in der Welt suchen, und fleischliche Wollüste ausüben könne, folglich als ein freier Mensch leben dürfe V. 13.14.15.19. Wer nun einer solchen falschen Beredung Gehör gibt, wird freilich ein zerrütteter, verkehrter und unseliger Mensch. Anstatt der Weisheit wandelt er im Irrthum, und anstatt der Freiheit wird er überwunden, und ein Knecht der Sünde. Sein Zustand wird schlimmer, als jener vor seiner Bekehrung gewesen war. Auch ist er jetzt ein gefährlicher Mensch für Andere, weil er dem Christenthum, das ihm bekannt ist, auf eine listigere Weise zusetzen kann, als ein Anderer, der es noch nie hat kennen lernen. Ach Gott, laß mich nicht zu Schanden werden, und bewahre mich mit Deiner Macht durch den Glauben zur Seligkeit!
Mel.: Es ist gewißlich an der Zeit.
1.
Wer von der Welt sich abgetrennt
Und ihrem wüsten Leben,
Und Jesum als den HErrn erkennt,
Dem er sich muß ergeben,
Flicht aber doch sich wieder ein,
So wird das Letzte ärger sein,
Als jenes erste Wesen.
2.
Wie lautet das so jämmerlich,
Vom Argsein ärger werden!
O treuer Gott! bewahre mich
Auf der verderbten Erden,
Daß ich mich nicht aus leichtem Sinn,
Da ich dem Koth entflohen bin,
In tiefern Unflath stürze.
3.
Mein HErr! ich halte mich zu Dir,
Ach mache mich beständig,
Und Dein Erkenntniß sei in mir
Zu meinem Heil lebendig.
Lockt mich die Welt mit ihrer Lust,
So kannst Du mich von ihrem Wust
Doch unbefleckt erhalten.
4.
Erkenn’ ich Dich als meinen HErrn,
So muß ich Dir auch dienen;
Bleib’ ich von Dir, dem Heiland, fern,
Wer wird mich noch versühnen?
Halt’ mich in Deiner Gnade Zucht,
So wird es in der Sündenflucht
Mit mir stets besser werden!
Suchet in der Schrift: sie ist’s, die von Mir zeuget. Joh. 5,39.
Der HErr Jesus bewies Joh. 5. die Wahrheit Seines Evangelii, nach welchem man an Ihn glauben, und Ihn als den Sohn Gottes wie den Vater ehren solle, aus Seinen Werken, aus Seinem eigenen höchst glaubwürdigen Zeugniß, aus dem Zeugniß Johannis des Täufers, aus dem unmittelbaren Zeugniß Seines Vaters, welches bei Seiner Taufe gehört worden war, und endlich aus dem Zeugniß der Schrift, welche die Juden mit Recht für Gottes Wort hielten, und worin sie so forschten, daß sie meinten, sie könnten ohne den Glauben an Jesum das ewige Leben durch sie erlangen. Der liebe Heiland bestätigte zwar diese Meinung der Juden nicht, sondern bestrafte sie vielmehr V. 40., daß sie nicht zu Ihm kommen wollen, damit sie das ewige Leben haben möchten: hingegen gab Er ihnen zu verstehen, daß eben dieselbe Schrift, worin sie bei ihrem Unglauben forschen, ihnen zu diesem Kommen oder Glauben verhelfen könne, weil sie von Ihm zeuge. Moses, sagte Er V. 46., hat von Mir geschrieben; gleichwie auch Petrus Ap. Gesch. 10,43. spricht: von Jesu Christo zeugen alle Propheten, daß durch Seinen Namen Alle, die an Ihn glauben, Vergebung der Sünden empfahen sollten. Sie zeugen aber von Jesu durch eigentliche Weissagungen von Ihm, aber auch durch Beschreibung vieler Vorbilder, die Ihn abgebildet haben, wie der Schatten einen Körper, und endlich durch die ganze Beschreibung der Weise, nach welcher Gott bei den Patriarchen und hernach bei dem Volk Israel gehandelt hat, und welche überall anstößig wäre, wenn Gott nicht dabei auf den künftigen Erlöser der Menschen Seine Absicht gehabt hätte. Noch vollständiger und deutlich ist das Zeugniß von Christo, das in den Schriften des Neuen Testaments enthalten ist. Wer nun die heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments zur Erlangung des ewigen Lebens recht gebrauchen will, muß wahrnehmen, daß sie von Christo zeuge, und dieses Zeugniß in seinem Herzen so gültig und kräftig sein lassen, daß ein Kommen zu Christo, oder ein Glaube an Christum daraus entstehe. Wer in der Bibel forscht, oder wer sie auslegen hört, ist wegen seiner begangenen Uebelthaten ein todeswürdiger Sünder, und, so lange er im Unglauben steht, ein Sklave der Sünde. Was nützte es nun einen solchen, wenn er alle Geschichten, die in der Bibel stehen, oder auch das Gesetz Gottes, die Sittenlehre Salomo’s und Anderes, als abgerissen von Christo, ohne den Glauben an Ihn sich bekannt machte, und darin auf eine gelehrte oder ungelehrte Art sich umsähe? Ein Sünder muß einen Erlöser haben. Hat er aber einen solchen, so muß er zu ihm kommen oder an ihn glauben. Und dazu muß ihm das göttliche Zeugniß der heiligen Schrift verhelfen. Die von Gott eingegebene Schrift muß ihn zur Seligkeit weise machen durch den Glauben an Christum Jesum. Dieser Glaube erlangt alsdann die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, durch Christum, er erlangt aber auch die Befreiung von der Knechtschaft oder Sklaverei, worin man vorher unter der Sünde gestanden ist. Wen der Sohn Gottes gerecht macht, der ist wahrhaftig gerecht, und wen Er frei macht, der ist recht frei. Daraus folgt aber auch das ewige Leben in Christo Jesu. So leite uns denn das Zeugniß der Schrift täglich zu Christo, damit wir auch in der Stunde des Todes in Ihm erfunden werden.
Mel.: Gott sei Dank in aller Welt.
1.
Jesus ist der Kern der Schrift,
Weil auf ihn zusammentrifft,
Was vom Alt- und Neuen Bund
Je im Buche Gottes stund.
2.
Moses, der vom Anfang schrieb,
Zeugt von Ihm aus Gottes Trieb;
Der Propheten ganzer Chor
Singt uns diesen König vor.
3.
Davids süßer Harfenton
Klingt von seinem HErrn und Sohn.
Auch der Tempel war Sein Bild,
Den die Herrlichkeit erfüllt.
4.
Die Gesandten, die Er gab,
Legten nur dieß Zeugniß ab:
Jesus Christus, Gottes Sohn,
An dem Kreuz und auf dem Thron.
5.
Gott sei Dank für dieß Sein Buch;
Außer diesem trifft der Fluch;
In der Qual bereut man dort
Die Verschuldung an dem Wort.
6.
Jesu, schreibe Dich allein
Durch Dein Wort dem Herzen ein,
Bis wir Dich von Angesicht
Schauen, ohne Schrift, im Licht.
Wer nicht in Mir bleibet, der wird weggeworfen wie eine Rebe, und man sammelt sie und wirft sie in’s Feuer, und muß brennen. Joh. 15,6.
Der HErr Jesus ist der rechte Weinstock, und wir sollen als Reben in Ihm sein und bleiben, gleichwie Er auch in uns bleiben will. Der erste Anblick dieser Worte lehrt einen Jeden, daß zwischen dem HErrn Jesu und den glaubigen Seelen eine genauere Verbindung sei, als zwischen einem menschlichen Lehrer und seinen Schülern; denn wer hat jemals gesagt, daß der Schüler in dem Lehrer sein müsse, und der Lehrer in ihm? Der HErr Jesus ist nach Seiner Peron der rechte Weinstock, mit dem wir vereinigt sein sollen, denn es ist das Wohlgefallen Gottes, daß in Ihm alle Fülle wohne. Von dieser Fülle oder von diesem Reichthum des Lichts und Lebens gibt Er nichts von Sich selber weg; sondern der Vater ziehet die Menschen zu Ihm, und Er selbst will, daß sie zu Ihm kommen, da es dann zu einer wirklichen Vereinigung kommt, nach welcher sie Ein Geist mit Ihm werde, oder als Reben in Ihm sind, und Er in ihnen. Die Menschen sind in Ihm, sofern sie an Seiner Gerechtigkeit und an Seinem Geist durch den Glauben einen Antheil haben: Er aber ist in ihnen, insofern Er durch Seinen Geist sie belebt und regiert. So lange die Menschen in Ihm bleiben und Er in den Menschen, bringen sie viel Frucht, länger aber nicht; denn ohne Ihn können sie nichts thun V. 5. Wenn aber auch ein Mensch eine Zeit lang in Christo Jesu gewesen ist, aber nicht in Ihm bleibet, so wird er wie eine von dem Weinstock abgeschnittene Rebe weggeworfen, und verdorret, die Gnadengaben werden ihm genommen, das geistliche Licht und Leben weichen von ihm: und am Ende der Welt wird’s geschehen, daß die Engel des HErrn alle solche verdorreten Reben sammeln, und in’s höllische Feuer werfen, da sie dann zu ihrer Pein brennen müssen.
Billig prüfe ich mich, ob ich in Christo Jesu und Er in mir sei. So lange meine Seele nicht spürt, daß sie an Ihm hange, und von Ihm bei der Gefahr eines Sündenfalls gehalten werde, so lange sie sich selber überlassen ist, ihres eigenen Willens lebt, und nur mit ihrer eigenen Vernunft und Kraft haushält, so lange ist sie nicht in Christo, und Christus ist nicht in ihr. Einen Reben, der nicht im Weinstock ist, kann man hinschleudern, wohin man will, auch ist kein Saft in ihm, der ihn fruchtbar machte. Also wird eine Seele, die nicht in Christo Jesu ist, durch die Versuchungen hingerissen, und es ist kein Geist in ihr, der eine gute Frucht hervortriebe. Wer so stirbt, wird ein Höllenbrand. Wenn ich aber auch in Christo Jesu bin, und Er in mir, so soll mir das Bleiben auf’s Höchste angelegen sein. Kindlein, bleibet in Ihm, sagt Johannes 1 Joh. 2,28. Wenn ich aber in Ihm bleibe, so wird Er auch in mir bleiben, und Seine Worte werden in mir bleiben, und mich zu einem glaubigen Beter machen, der immer erhört wird, Joh. 15,7. Freilich muß ich mich auch, so lange ich als Rebe in Ihm bin, von dem himmlischen Vater von meiner verborgenen sündlichen Weltliebe und Eigenliebe reinigen lassen, damit ich mehr Frucht bringe, und diese Reinigung wird nicht ohne Schmerzen geschehen; allein der Nutzen ist groß. Viel Frucht ziehet viel Trost, viel Herrlichkeit nach sich. Vor keiner Macht darf ich erschrecken: denn der Weinstock ist stark genug, Seine Reben fest zu halten; aber vor meinem Herzen habe ich mich zu fürchten, daß es sich nicht durch Leichtsinn, Lüsternheit, Trägheit und Beredung der Welt und des Teufels wieder freiwillig von Jesu wegwende.
Mel.: Valet will ich dir geben.
1.
In Christo sind wir Reben,
Weil Er der Weinstock ist;
Wir haben unser Leben
Allein aus Jesu Christ;
Wir sind dem Tod entrissen
Und Christo einverleibt,
Doch der wird weggeschmissen,
Wer nicht in Christo bleibt.
2.
Da ist man ganz verdorben
Und vom Verdorren steif,
Zum Zweitenmal erstorben
Und zu dem Feuer reif.
Man sammelt sie zusammen,
Nach dem gerechten Schluß,
Und wirft sie in die Flammen,
Darin es brennen muß.
3.
Erschreckliches Gerichte,
Das Gott so ernstlich droht,
Den Reben ohne Früchte,
Die außer Jesu todt!
O daß mich dieses treibe,
Weil ich in Christo bin,
Daß ich in Christo bleibe,
Und lebe nur durch Ihn!
4.
Mein HErr! an Dir zu hangen
Ist gar nicht meine Kraft,
Ich muß sie nur empfangen
Aus Deinem Lebenssaft;
Den laß mich durstig ziehen,
Den flöß’ mir reichlich zu.
Dem Brennen zu entfliehen
Hilft nichts mir, als nur Du!
ich bin das Licht der Welt; wer Mir nachfolget, wird nicht wandeln in Finsterniß, sondern wird das Licht des Lebens haben. Joh. 8,12.
Man rühmt jetzt die erleuchtete und aufgeklärte Zeit, und doch folgen unter der großen Menge der Christen Wenige Christo nach. Es gibt Männer, von welchen man sagt, sie haben zur Erleuchtung der Welt durch ihren Witz, Kunst und Gelehrsamkeit Vieles beigetragen, und doch folgen diese Männer selber Jesu, dem Licht der Welt, nicht nach, und weisen auch ihre Schüler nicht dazu an. Man kann ihnen also zurufen: wandelt hin im Licht eures Feuers, und in Flammen, die ihr angezündet habt – in Schmerzen werdet ihr liegen, Jes. 50,11. Christus der Wahrhaftige sagt: Ich bin das Licht der Welt. In allen Weltgegenden und zu allen Weltzeiten müssen die Menschen von Ihm Licht empfahen, wenn sie erleuchtete werden sollen. Zu diesem Ende aber müssen sie Ihm nachfolgen, Seine Lehre annehmen, nach derselben ihren Sinn ändern, und in Seine Fußstapfen treten. Alsdann werden sie nicht in der Finsterniß wandeln, sondern das Licht des Lebens haben. Das Licht also, das ein Nachfolger Christi hat, ist ein Licht des Lebens. Es heitert nicht nur den Verstand auf, daß er die vorkommenden Dinge recht erkennen und beurtheilen kann, sondern belebt auch. So viel Licht ein Christ hat, so viel geistliches Leben hat er auch, und so viel geistliches Leben er hat, so viel Licht hat er. Ist nun das Licht auch das Leben der Menschen, so muß im Gegentheil die Finsterniß der Tod sein. Eine finstere Seele ist auch eine todte Seele in Ansehung der geistlichen Dinge, welche das Reich Gottes in sich schließt. Gleichwie sie nichts vernimmt vom Geist Gottes, also kann sie sich auch zu demjenigen, das der Geist Gottes gebietet, nicht erheben und bewegen, weil gar keine Kraft dazu in ihr ist.
Die Menschen prangen gar gern mit ihrer Weisheit, und arbeiten meistens emsig darauf los, wie sie ihren Verstand erhöhen und erweitern. Schon Eva ist durch den betrüglichen Verspruch einer höheren Weisheit von der Schlange betrogen worden. Man kann auch nicht leugnen, daß Unterricht und Uebung in dem Bezirk der Natur Vieles ausrichten, und die Vernunft natürlicher Menschen sehr hurtig und fähig sein kann, natürliche Dinge, die zum Wesen dieser Welt gehören, zu fassen und zu beurtheilen. Allein zwischen der Natur und Gnade, zwischen dem Wesen dieser Welt, welches vergehet, und zwischen dem unbeweglichen Reich Gottes ist ein großer Unterschied. Im Reich Gottes ist Christus allein das Licht, der Morgenstern, die Sonne. Wer von Ihm erleuchtet werden will, muß auch Sein Nachfolger sein. Der alte Teufel ist ohne Zweifel schlauer als alle Staatsmänner, und weiß mehr als alle Gelehrte, wie ihm denn deßwegen sieben Köpfe zugeschrieben werden: und doch ist er mit einer undurchdringlichen Finsterniß als mit einer Kette gebunden, und herrscht nur in der Finsterniß der Welt. Auch heißen böse Werke, die nach seinem Willen geschehen, Werke der Finsterniß. Das Licht des Lebens aber, welches ein Nachfolger Christi hat, ist sowohl der Gewalt des Satans, als auch dem Trieb zu bösen Werken entgegen gesetzt. Der HErr Jesus erleuchte auch uns immer mehr, und vertreibe die Finsterniß, die an die Hölle grenzt, aus unsern Seelen.
Mel.: Meine Armuth macht mich schreien.
1.
Jesus ist das Licht, das Eine,
Das alleine
Uns zum Himmel leuchten kann.
Außer Ihm sind Finsternissen;
Alles Wissen
Ohne dieß Licht ist ein Wahn.
2.
Gott hat dieß uns angezündet,
Und man findet
Durch Sein Leuchten Gott im Licht.
Es ist schon der Welt erschienen,
Ihr zu dienen,
Und die blinde mag es nicht.
3.
Dieß kann die Erleuchtung geben
Zu dem Leben,
Das auf ewig selig ist.
Sonsten tappst du an die Wände,
Und am Ende
Zeigt die Flamme, wo du bist.
4.
Dieses Licht belebt von innen,
Freut die Sinnen,
Ueberstrahlt mit Herrlichkeit.
Jesu, leuchte mir im Herzen;
Andre Kerzen
Wehren nicht der Dunkelheit.
5.
Licht, das mir auch Huld bewiesen,
Sei gepriesen,
Weil mein Herz nun Leben hat.
Gib mir, daß ich in der Nähe
Dort Dich sehe,
Wie Du bist das Licht der Stadt.
So Jemand den HErrn Jesum Christum nicht lieb hat, der sei verflucht. 1 Kor. 16,22.
Es gab Leute in der korinthischen Gemeinde, welche sagten, sie seien Paulisch, und haben Paulum lieber als den Petrus und Apollo; Paulus hatte aber an dieser sektirischen Liebe kein Wohlgefallen, und verlangte nicht, daß sie in der ganzen Gemeinde ausgebreitet werde. Er wies dagegen die Korinther auf Jesum Christum, dessen Diner er und Kephas oder Petrus und Apollo seien, und sagte am Ende seines Briefs: so Jemand Jesum Christum nicht lieb hat, der sei Anathema, das ist verflucht; und setzt auf syrisch hinzu: Maran Atha, der HErr kommt, an uns dieses Urtheil zu vollziehen. Es gab damals Leute, welche Jesum verfluchten, 1 Kor. 12,3., diesen gibt nun Paulus den Fluch zurück, und spricht ihn durch den Heiligen Geist über sie aus. Doch wer auch Jesum Christum nicht verflucht, ist nach Seinem Ausspruch verflucht, und wird bei der Zukunft des HErrn Jesu ein schweres Urtheil bekommen, wenn er Jesum nicht lieb hat. Die Liebe zu Jesu erwächst aus der empfangenen Vergebung der Sünden; weßwegen Christus Luk. 7,47. den Pharisäer Simon, dessen Gast er war, so schließen lehrte. der Sünderin (die damals zugegen war) sind viele Sünden vergeben, denn sie hat viel geliebet. Wer wegen seiner Sünden gleichgültig ist, so ist auch gegen Jesum gleichgültig, und möchte wohl, wie Pilatus, fragen: was soll ich machen mit Jesu, den man Christum nennet? Wen aber seine Sünden bekümmern, und wer sich wegen derselben für verloren hält und doch bei dem Zunahen zu Jesu durch den Glauben an Ihn und um Seinetwillen Gnade und Vergebung erlangt, kann und muß alsdann Jesum als seinen größten Wohlthäter lieben, und wird Ihn auch, so lange er in der Gnade steht, durch die Kraft des Heiligen Geistes lieben. Diese Liebe offenbaret sich hernach dadurch, daß man Seine Gebote hält, und sie nicht für schwer hält, 1 Joh. 5,3. Diese Liebe stärkt den Menschen insonderheit zum Bekenntniß des Namens Jesu vor den Menschen, obschon damit eine Schmach und ein zeitlicher Schaden verbunden ist. Sie gibt auch Kraft, dasjenige williglich zu leiden, was der Geliebte auflegt, und erweckt eine Sehnsucht, diesem Geliebten in fröhlichen und traurigen Tagen immer ähnlicher und immer völliger mit Ihm vereinigt zu werden, aber auch bald bei Ihm in Seinem himmlischen Hause zu sein und Seine Herrlichkeit zu sehen. Diese Liebe ergießt sich in’s Loben und Danken, und in alle die demüthigen und herzlichen Aeußerungen, die im hohen Lied Salomons beschrieben sind; der HErr Jesus aber kommt ihr zuvor und erwiedert sie auch mit freundlichen und erquicklichen Liebkosungen. Wer nun von diesem Allem nichts weiß, ja wer Jesum Christum gar nicht lieb hat, ist im Bann und zum Verderben bestimmt, und wird von dem Angesicht des HErrn und von Seiner herrlichen Macht, wenn Er kommen wird, Pein leiden, nämlich das ewige Verderben (2 Thess. 1,9.); es sei denn, daß er bei Zeiten in sich gehe, seine lieblose Herzensthätigkeit und Entfremdung von Jesu erkenne, beklage und bekenne, und durch die Gnade, um die er anhaltend zu bitten hat, zur Liebe gegen Jesum entzündet werde. Lasset uns Ihn lieben, denn Er hat uns zuerst geliebet.
Mel.: Alles ist an Gottes Segen.
1.
Aller Segen, Heil und Leben
Wird in Jesu uns gegeben,
Wer es nur von Herzen sucht.
O so laßt uns Jesum lieben;
Denn es ist auch uns geschrieben:
Wer Ihn nicht lieb, ist verflucht!
2.
Sollt’ ich mit gottlosem Herzen
Meinen Segen selbst verscherzen?
Nein, ich kenn’ und liebe Ihn,
Daß ich, wenn Er wird erscheinen,
Nicht erst muß vergeblich weinen,
Daß ich ohne Segen bin.
3.
Hier gilt nicht, Ihn stehen lassen,
Ihn nicht lieben und nicht hassen;
Gottes Worte lauten scharf;
Denn ein Fluch ist d’rauf gesetzet,
Wer nicht liebewürdig schätzet
Den, der einst verfluchen darf.
4.
Jesu! Dich will ich erkennen,
Dich nur meinen Segen nennen,
Suchen als mein einig Heil,
Lieben als mein ewig Leben.
Mein Herz will ich Dir hingeben:
Gib mir nur an Deinem Theil.
5.
Laß mir stets in Ohren schallen:
Der sei schon dem Fluch verfallen,
Wer nicht Liebe zu Dir hat.
Dein Geist heil’ge meine Triebe,
So werd’ ich in Deiner Liebe
Hier recht brünstig, dorten satt!
Ihr sollt nicht sorgen. Matth. 6,31.
Salomo hat in seinen Sprüchwörtern oft die Faulen bestraft, und diejenigen, die in ihrem Geschäfte redlich oder fleißig sind, gelobt, Sprüchw. 31. aber eine fleißige und kluge Hausmutter, welche den HErrn fürchtet, mit vielen Worten gepriesen. Christus selbst hat zu Nazareth als ein Zimmermann gearbeitet, und als Er hernach 5000 Mann auf eine wunderthätige Weise gespeist hatte, Seinen Jüngern Joh. 6,12. befohlen: sammlet die übrigen Brocken, daß nichts umkomme; Paulus aber hat mit Arbeit und Mühe Tag und Nacht neben dem Predigtamt als ein Zeltentuchmacher gearbeitet, damit er Niemand mit seinem Unterhalt beschwerlich würde, und deßwegen diejenigen, die unordentlich wandeln, nicht arbeiten und unnöthige Dinge treiben, desto freimüthiger bestrafen könnte, und dabei den Ausspruch gethan: so Jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen, 2 Thess. 3,10. Da also Christus sagte: ihr sollt nicht sorgen, so hat Er den Fleiß und die Sparsamkeit und Klugheit, welche zur guten Einrichtung einer Haushaltung und zur Erwerbung des täglichen Brodes angewendet werden, nicht verboten. Indem Er sprach: ihr sollt nicht sorgen, so gebot Er Christen die einen Vater im Himmel haben, sie sollen nicht mit einer unglaubigen Angst und Bekümmerniß sagen: was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Er setzt hier voraus, daß Leute, die so ängstlich fragen, heute Etwas zu essen und zu trinken haben und bekleidet seien, auf’s Künftige aber in Ansehung der Nahrung und Kleider keine gewisse und deutliche Aussicht haben. Freilich sorgt derjenige, der heute etwas hat, immer für den andern Morgen. Er hat heute Brod, indem er’s aber ißt, so ißt er’s mit Sorgen Ps. 127,2., weil er sich darüber ängstet, er werde morgen, oder im nächsten Jahr oder Vierteljahr keines mehr zu essen haben. Wenn aber der morgende Tag, oder das nächste Jahr oder Vierteljahr kommt, so beschert Gott wieder das Nöthige, und hilft durch. Wenn aber der Mensch die Vorsorge Gottes nicht erkennen lernt, und nicht glaubiger wird, so sorgt er alsdann wieder für den andern Morgen, oder für die künftige Zeit, und so bringt er sein Leben unter kümmerlichen Gedanken zu, und wird der Güte Gottes, die alle Morgen neu ist, nie froh.
Da Christus das Sorgen in der Bergpredigt verbot, so hatte Er viele arme Zuhörer vor sich, wie dann zur Zeit Seines Wandels auf Erden die Armuth in dem Land Israels, welches allzustark bevölkert war, und von einer ungerechten Obrigkeit regiert wurde, sehr groß war. Weil Er aber selber arm war, und zu Seinem eigenen Unterhalt nie ein Wunder that, so konnte Er den armen Leuten desto geziemender zurufen: sorget nicht, vertrauet dem himmlischen Vater über eurer Nahrung. Unterscheidet euch durch dieses euer Vertrauen von den Heiden. Sehet die Vögel unter dem Himmel an, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammlen auch nicht in die Scheuren, wie ihr Arme dieses auch nicht thun könnet: und euer himmlischer Vater nähret sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? Schauet die Lilien auf dem Feld, wie sie wachsen, wie sie so schön bekleidet sind: sollte Gott das nicht vielmehr euch thun? O ihr Kleingläubigen! Nun Gott erfüllt die Worte Seines eingebornen Sohnes. Er thut und hat bisher gethan, was dieser gesagt hat. Nun sollen wir glauben, daß er’s auch in’s Künftige thun werde.
Mel.: Mir nach, spricht Christus etc.
1.
Der Weltmensch sorgt sich bald zu todt
Auf tausend ferne Morgen,
Der Gottesmensch hat zwar oft Noth,
Doch hat er keine Sorgen;
Der Geist erinnert ihn der Pflicht,
Daß Jesus sagte: sorget nicht.
2.
Dank sei Dir, Jesu, für die Treu’
An Deiner Jünger Seelen,
Du machst sie solcher Plagen frei,
Die eitle Herzen quälen.
Kein Kind macht sich mit Sorgen matt,
Das einen treuen Vater hat.
3.
So haben’s, HErr, die Deinen gut,
Sie können ohne Kränken
Mit einem sorgenlosen Muth
Auf ihren Himmel denken.
Was Du versprichst, das schaffest Du;
Denn Kleid und Brod fällt ihnen zu.
4.
Du machst sie mächtig und geschickt
Auf allen Fall und Zeiten,
Zum Sattsein, wenn kein Hunger drückt,
Und auch zum Mangelleiden.
HErr bring’ uns heim, dort mangelt nichts,
Du willst und wirkst es, so geschicht’s.
Siehe, Er kommt in den Wolken. Offenb. 1,7.
Von der Zukunft Christi zum Gericht wird sehr oft in der heiligen Schrift geredet, und es hat schon Enoch der Siebente von Adam gesagt: siehe, der HErr kommt mit viel tausend Heiligen, Gericht zu halten u.s.w., Jud. 14.15. Auf gleiche Weise schrieb auch Johannes im Eingang seines letzten Buchs: siehe, Er kommt in den Wolken. Die heiligen Propheten sahen nämlich die künftigen Dinge im Geist, als ob sie gegenwärtig wären und wirklich geschähen, und deßwegen redeten sie auch so davon. Johannes setzt sogar das Wörtlein siehe hinzu, als ob er dem Leser seines Buchs die Zukunft Jesu in den Wolken zeigen wollte. Offenb. 19. wird eine Zukunft Christi beschrieben, bei welcher Er als ein Feldherr auf einem weißen Pferd mit einem Heer kommt, um zu streiten und zu siegen, und diese Zukunft ist eben dieselbe, von welcher Jesaias Kap. 6. geweissagt hat, und welche Zach. 14,. ein Auszug des HErrn zum Streit genannt wird. Diese Zukunft wird einigermaßen sichtbar sein, und große Veränderungen auf der Erde nach sich ziehen. Seine letzte Zukunft aber, bei welcher ihn alle Augen sehen werden, wird o geschehen, daß Er mit himmlischen Wolken umgeben sein, und auf einer derselben als auf einem Wagen oder beweglichen Thron daher fahren wird, Luk. 21,27., wie dann dieses Letzte auch Ps. 104,3. von Gott geweissagt wird, s. Mark. 13,26., Offenb. Joh. 1,7. Auch bei der Gesetzgebung kam Gott in einer dicken Wolke, 2 Mos. 19,9.16., und bei der Verklärung Christi auf dem Berg war die Herrlichkeit Gottes mit einer Wolke bedeckt, so daß ein Schatten durch die Wolke entstand: doch leuchtete sie auch einigermaßen aus derselben heraus, weßwegen Matth. 17,5. gesagt wird, es habe die Jünger eine lichte Wolke überschattet. Als der HErr Jesus im Begriff war, aus der Welt zu gehen, sagte Er zu Seinem Vater Joh. 17,11.13.: Ich komme zu Dir, und dieses höchst wichtige Kommen zum Vater, wobei Er als Priester vor Seinem Angesicht für uns erschien, und als König alle Gewalt von Ihm empfing, wird auch Hebr. 9,12.24., Offenb. 5,7. und Dan. 7,13. beschrieben und in der letzten Stelle auch der Wolken des Himmels Meldung gethan. Dieses Kommen zum Vater ist der Grund Seiner Zukunft bei den Menschen. Er kommt, Seine Feinde zu überwinden und zu richten, und die Seinigen von allem Uebel zu erlösen, weil Er bei Seiner Zukunft zu dem Vater eine ewige Erlösung gefunden, und alle Gewalt von dem Vater empfangen hat.
Unser Blick soll oft auf die Zukunft Christi gerichtet sein, welche unaussprechlich wichtig ist, und ewige Folgen haben wird. Jetzt können die Menschen auf dem Erdboden nach ihrer Willkühr handeln. Sie werden des Bösen gewohnt und entschuldigen die Sünden, oder sehen sie wenigstens nicht mit dem gebührenden Haß und Abscheu an. Sie meinen alsdann, Gott sei auch gesinnt wie sie: und Er sieht zu, und schweigt; aber Er wird bei Seiner Zukunft sie von Seiner reinen Gerechtigkeit überzeugen, ihnen ihre Werke in dem rechten Licht unter Augen stellen und über einen Jeden ein rechtes Urtheil fällen, wobei es sein Verbleiben haben wird. Siehe, Er kommt in den Wolken: wache also auf, der du schläfest!
Mel.: Gottlob, ein Schritt zur Ewigkeit.
1.
Der HErr kommt! ist ein wichtig Wort
Für Christi Unterthanen;
Es soll die Seinen immerfort
An Seine Zukunft mahnen.
So werden sie in Angst erfreut,
So werden sie vor Sicherheit
Durch ihren HErrn bewahret.
2.
Der HErr kommt Allen in der Kraft,
Gerechte zu erlösen;
Er kommt zugleich zur Rechenschaft
Und Strafe allen Bösen.
Auf diesen Tag ist aufzuseh’n,
Da wird die Aenderung gescheh’n
Der Dinge dieses Lebens.
3.
HErr! laß dieß Wort auch immerzu
Mir im Gedächtniß bleiben;
So wird mich’s, was ich leid’ und thu’,
Zur Furcht und Freude treiben:
Zur Freude unter langem Kreuz,
Zur Furcht vor Wollust, Stolz und Geiz,
Und was die Welt sonst übet.
4.
Laß mich sowohl auf Zorn als Huld
In Deiner Zukunft merken;
Laß stets Dein Wort mich in Geduld
Und in dem Glauben stärken;
Und lehre mich in Einem Geist
Mit allen, die Du glaubig heißt,
Auch sprechen: komm, HErr Jesu!
Da erfuhr viel Volks, daß Jesus daselbst war, und kamen. Joh. 12,9.
Der HErr Jesus war sehr leutselig und entzog Sich den Menschen nicht. Zu Nazareth wohnte und wandelte Er unter Seinen Anverwandten und unter den übrigen Einwohnern dieser Stadt; hernach aber hatte Er ein Heimwesen zu Kapernaum, zog aber meistens in den verschiedenen Gegenden des jüdischen Landes umher, und hatte überall viele Leute um sich. Nur einige Male suchte Er die Einsamkeit, um lange zu beten, und zugleich ausruhen zu können; sonst war Er immer unter den Menschen, und ließ Sich von ihnen sehen und hören, aß mit ihnen, und half ihnen durch Seine Wunderkraft. Hierin unterschied er sich von dem Täufer Johannes, welcher den größten Theil seines Lebens als ein Einsiedler in der Wüste zubrachte, und auch hernach noch eine einsiedlerische Ernsthaftigkeit und Strenge an sich hatte. Als es nahe dabei war, daß Jesus Seinen Lauf vollenden sollte, wurde Er zu Bethanien im Hause Simonis des gewesenen Aussätzigen, den vermuthlich Jesus geheilt hatte und der Ihn deßwegen zu Gast lud, von Maria, der Schwester des Lazarus, aus einem göttlichen Antrieb mit Nardenwasser gesalbt. Weil nun das Haus vom Geruch der Salben voll wurde, und ohne Zweifel die Vorübergehenden die Salbe rochen, so entstund eine Nachfrage, und da man hörte, daß Jesus in diesem Haus gesalbt worden sei, so sagte es Einer dem Andern, und nun liefen viele Leute in dieses Haus, um Jesum und den Lazarus, den Er kurz vorher vom Tod erweckt hatte, zu sehen. Jesus litt diesen Zulauf, weil Er’s den Leuten gönnte, daß sie noch vor Seinem Hingang aus der Welt einen heilsamen Eindruck von Seinen Worten, von Seinen Werken und von Seiner Gestalt bekämen, ob Er wohl wußte, daß die Hohenpriester und Pharisäer scheel dazu sehen, und diesen Zulauf zum Grund des über ihn beschlossenen Bluturtheils machen, s. Joh. 11,47-50.
Auch jetzt sollte noch Jedermann zu Jesu kommen. Er ist auserkoren oder als eine Fahne aufgesteckt unter viel Tausenden, Hohel. 5,10. Gleichwie sich die Soldaten zu ihrer Fahne versammeln müssen, so sollten sich alle Menschen zu Jesu versammeln. Alle Verbindungen und Verbrüderungen, wodurch sich hohe und niedere, gelehrte und ungelehrte Leute in gewisse Gesellschaften zusammen thun, sind eitel, und wenigstens zur Erlangung der Seelenruhe und Seligkeit unkräftig, wenn nicht Jesus dabei als die Fahne aufgesteckt ist. Außer Ihm ist kein Heil. Sein Name ist allein den Menschen dazu gegeben, daß sie dadurch selig werden. Es sollte auch Sein Name Jedermann anziehen und locken, denn er ist wie eine ausgeschüttete wohlriechende Salbe, Hohel. 1,3. Man bedenke doch, was man sagt, wenn man spricht: der Heiland, der Gesalbte, auf den man lange gewartet hat, der König, der große Prophet, der Hirte, der Hohepriester, der eingeborne Sohn Gottes, das Haupt der Kirche, der Mensch, der zugleich Gott über Alles gelobet in Ewigkeit ist, der Immanuel, Gott mit uns, ist da, Er ist zwar nicht mehr sichtbar da, aber Er ist, wo man in Seinem Namen versammelt ist, Er ist in Seinem Wort und in den Sakramenten zu fühlen, zu finden; Er läßt sich von hungrigen, betenden, glaubenden und stillen Seelen genießen; Er tröstet, lehret, reiniget, heilt, hilft, erquickt, sättigt und macht selig. Sollte nicht Jeder, der dieses hört oder liest, sich aufmachen, kommen und sich zu Jesu nahen, und mit Andern versammeln? Wehe dem, der zurückbleibt!
Mel.: Meinen Jesum ich erwähle.
1.
Wie die Kraft vergoss’ner Salben
In der eingewürzten Luft,
Wer noch fühlet, allenthalben,
Ihrer zu genießen, ruft;
Jesu, also ziehest Du
Uns herzu.
Denn Dein Name kann allein
Uns ein edler Balsam sein.
2.
Dir begierig nachzugehen
Macht Dein herrlicher Geruch,
Und Dich, Jesu, nah’ zu sehen
Ist das seligste Gesuch.
Wenn Du ziehst, so laufen wir
Schnell zu Dir,
Nur Dein Name flößt allein
Uns die Kraft zum Laufen ein.
3.
Name, der allein voll Leben,
Voll des ew’gen Lebens ist:
Name, der den Geist kann geben,
Wenn er unser Herz durchfließt;
Jesusname! nimm allein
Mich ganz ein,
Daß ich, stark durch den Geruch,
Dich selbst in dem Himmel such’.
Ich will dich behalten vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird. Offenb. 3,10.
Ob es schon wahr ist, und durch die Erfahrung bestätigt wird, was Salomo Pred. 9,2. sagt, es begegne Einem wie dem Andern, dem Gerechten wie dem Gottlosen, dem Guten und Reinen wie dem Unreinen; folglich noch kein Unglück über die Gottlosen verhängt worden ist, welches nicht auch schon einem Frommen widerfahren ist: so ist doch auch gewiß, daß fromme Leute, die Gott vertrauen, und sich keiner scharfen Zucht durch Unachtsamkeit schuldig machen, zuweilen eine besondere göttliche Verschonung und Bewahrung genießen. Es geschieht dies vornämlich alsdann, wenn Gott der Welt durch sichtbare Beweise den Mund stopfen will, welche zu sagen pflegt. es ist umsonst, daß man Gott dienet, und was nützt es, daß wir Sein Gebot halten, und hart Leben vor dem HErrn Zebaoth führen, Mal. 3,14. Er läßt sie nämlich alsdann sehen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dienet, und dem, der ihm nicht dienet, indem Er einige Seiner Kinder, die Ihn fürchten und an Seinen Namen gedenken, auch in Ansehung der zeitlichen Gerichte schont, wie ein Mann seines Sohnes schonet, der ihm dienet, V. 16. 17. 18. Eben dieses versprach der HErr Jesus auch dem Bischof zu Philadelphia. Er war eine geraume Zeit bei einer lautern Treue in seinem Amt sehr bedrängt gewesen, und hatte eine kleine Macht gehabt, etwas auszurichten. Er wurde insonderheit von gottlosen Juden verlästert. Bei diesem Allem aber hatte er das Geduldwort Jesu treulich bewahrt, und deßwegen wollte ihn auch der HErr bewahren vor der Stunde der Versuchung, welche bald hernach über den Weltkreis kommen sollte, zu versuchen, die auf Erden wohnten. So sagte auch der Heiland zu den redlichen Christen zu Thyatira, welche die falsche Prophetin Isabel und ihren Anhang eine Zeit lang unter sich haben dulden müssen, und doch von ihrer falschen Lehre und von ihren Greueln rein geblieben waren: Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last; doch was ihr habt, das haltet, bis Ich komme, Offenb. 2,24.25. Eine solche Bewahrung und Verschonung geschieht durch eine gnädige Vorsehung Gottes, welche die großen und kleinen Begebenheiten lenkt, wie Er will. Sie kann durch viele Mittel, aber auch dadurch geschehen, wenn die Gerechten vor dem Unglück weggerafft werden, und, die richtig vor sich gewandelt haben, zum Frieden kommen, und in ihren Kammern ruhen, Jes. 57,1.2.
Es mag aber einem Christen auf Erden gehen, wie es will, so soll er den HErrn in seinem Herzen durch die Erkenntniß Seiner untadelhaften Gerechtigkeit heiligen, wie Moses gethan hat, der nach vielen ausgestandenen Trübsalen am Ende seines Laufs 5 Mos. 32,3.4. sagte: ich wil den Namen des HErrn preisen; gebt unserm Gott allein die Ehre. Er ist ein Fels; Seine Werke sind unsträflich; denn Alles, was Er thut, das ist recht. Treu ist Gott, und kein Böses an Ihm; gerecht und fromm ist Er. Auch soll er das unschätzbare Privilegium mit seinem Glauben wider alle Einreden seiner Vernunft fest halten, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen. Endlich erlöst Er aus allem Uebel, und wischt alle Thränen von den Augen der Seinigen ab.
Mel.: O Durchbrecher aller Bande.
1.
Wenn ich an mir selbst verzage,
Tröstet mich noch Gottes Macht,
Daß ich’s in dem Glauben wage,
Bis ich meinen Lauf vollbracht.
Hab’ ich Seine Macht erfahren,
Da mir mancher Fall gedräut,
O so wird sie mich bewahren
Bis zu meiner Seligkeit!
2.
Satans Stürme sind wohl heftig,
Und mein feiges Herz zu schwach;
Auch die Welt ist sehr geschäftig,
Und mein weiches Herz gibt nach;
Manch wanken, Viele fallen,
Und das Kämpfen währet lang.
Doch ist mir bei diesem Allen
Wegen Gottes Macht nicht bang.
3.
Gottes Macht, die mich bekehrte,
Die den Glauben in mir schuf,
Beten, kämpfen, dulden lehrte,
Ist mir nahe, wenn ich ruf’.
Daß ich schwach bin, wird Er wissen;
Daß Er stark ist, weiß auch ich;
Der mich aus dem Tod gerissen,
Ist noch dieser Gott für mich.
4.
Hang’, mein Herz, an Seinen Händen,
Was du nicht kannst, wird Er thun;
Was Er anfing, wird Er enden,
Bälder wird Er ja nicht ruh’n.
HErr! ich glaube Deinen Worten,
Deiner Macht vertrau’ ich noch;
Streiten auch der Höllen Pforten,
Sieget Deine Rechte doch!
Darum schämet Gott sich ihrer nicht, zu heißen ihr Gott; denn Er hat ihnen eine Stadt zubereitet. Hebr. 11,16.
Die Christen sind gewohnt, oft zu sagen: mein Gott, oder unser HErr Gott. Wer bedenkt aber, was dieser Ausdruck bedeute? Abraham, Isaak und Jakob waren fromme Männer; der Apostel aber sagt: Gott habe sich nicht geschämt, der Gott Abrahams, Isaak und Jakobs, folglich ihr Gott zu heißen. Weil sie schwache Geschöpfe und Sünder waren, hätte sich Gott dessen schämen können, Er schämte sich aber dessen nicht bei einer großen Herunterlassung Seiner Liebe und um Christi willen. Christus hat Matth. 22. daraus, daß Gott noch zur Zeit Mosis Sich selber den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs genannt hat, den Schluß gemacht, daß diese Männer nach ihrem Tod noch leben, da dann der weitere Schluß auf die Auferweckung ihrer Leiber auch nach der Sadducäer Geständniß ganz richtig war, weil doch die Menschen nicht immer wider den Plan der Schöpfung unvollständige Menschen bleiben können, sondern die Seelen, wen sie übrig bleiben, ihre Leiber wieder bekommen müssen. Hernach sagte ein Engel zu dem Apostel Johannes, da er ihm das neue Jerusalem zeigte, Offenb. Joh. 21,3.: siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen, und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden Sein Volk sein, und Er, Gott selbst, wird bei ihnen sein als ihr Gott. Wenn also Gott von Menschen sagt, Er sei ihr Gott, und diese Menschen ihrerseits auch sagen können: Gott sei ihr Gott, so bezieht sich dieser Ausdruck auf Menschen, die leben, denen sich also Gott offenbaren kann, die Seine Liebe genießen, Seine Herrlichkeit verehren und Ihn loben. Er ist aber von einer so reichen Bedeutung, daß von den Bürgern des neuen Jerusalems nichts Größeres gesagt werden kann, als daß Gott selbst bei ihnen sein werde als ihr Gott. Im neuen Jerusalem wird man also völlig erfahren, was dieser Ausdruck bedeute, darum sagt der Apostel: Gott habe sich nicht geschämt, Abrahams, Isaaks und Jakobs Gott zu heißen, weil Er ihnen eine Stadt zubereitet habe, nämlich das neue Jerusalem, in welcher er als ihr Gott bei ihnen und bei allen denjenigen, die ihrem Stammbaum durch den Glauben eingepfropft werden, wohnen, und Sich ihnen als der allein gute Gott, als das ewige und reinste Licht, und als die wesentliche Liebe mittheilen wird. Paulus fragt Röm. 3,29.: ist Gott allein der Juden Gott? Ist Er nicht auch der Heiden Gott? und antwortet: ja freilich, auch der Heiden Gott. Er hat also auch den Heiden, welche in den Fußstapfen des Glaubens Abrahams wandeln, folglich für Abrahams Samen geachtet werden, eine Stadt zubereitet. Die Namen der zwölf Geschlechter Israels sind an die Thore des neuen Jerusalems geschrieben, um anzuzeigen, daß die Auserwählten und Versiegelten aus diesen zwölf Stämmen darin wohnen; wer aber aus den Heiden die Gnade erlangt, von welcher Paulus Eph. 2,13 – 3,6. und Röm. 11,17. zeuget, wird einem von diesen zwölf Geschlechtern einverleibt. Weil auch die Namen der zwölf Apostel des Lammes auf die Gründe dieser Stadt geschrieben sind, so kann Niemand das Bürgerrecht darin erlangen, als wer durch den Glauben auf den Grund, das ist auf das Evangelium der Apostel und Propheten erbaut ist.
Mel.: Jesu, der Du meine Seele.
1.
Gott, was sind wir Menschenkinder!
Wir sind Staub, Du bist erhöht.
Großer Gott, was sind wir Sünder
Gegen Deine Majestät,
Daß Du Dich wohl könntest schämen,
Dich noch uns’rer anzunehmen,
Und doch unsern Gott Dich nennst,
Da Du unser Elend kennst.
2.
Nichts, nichts wird von uns verdienet,
Dein Erbarmen hat’s gethan,
Daß Du uns mit Dir versöhnet,
Und nimmst unsern Glauben an.
O wie tief gehst Du herunter!
Wer es glaubt, dem ist’s ein Wunder,
Betet an und beuget sich;
Gott, mein Gott! Dir danke ich.
3.
Ehre ist’s, Dich so zu heißen;
Gnade ist’s, wer Dich so hat;
Freude ist’s, Dich so zu preisen,
Du baust ihnen eine Stadt.
Der sie bauet, der ist mächtig,
Was Er bauet, das ist prächtig.
Mein Gott! bring’ mich Pilgrim hin,
Wo ich auch Dein Bürger bin!
Ich freue mich im HErrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott, denn Er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils, und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet. Jes. 61,10.
Der Sohn Gottes, Jesus Christus, hatte nicht nöthig von dem HErrn mit Kleidern des Heils angezogen, und mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidet zu werden; denn Er war selbst das Heil Gottes, und hatte die Gerechtigkeit als Gott und Mensch, und als Mittler zwischen Gott und Menschen wesentlich in sich selber. Zu Zion aber muß gesagt werden: siehe, dein Heil kommt, Jes. 62,11., und ihre Gerechtigkeit muß aufgehen wie ein Glanz, und ihr Heil wie eine Fackel, daß die Heiden ihre Gerechtigkeit sehen, und alle Könige ihre Herrlichkeit, Jes. 62,1.2. Das Heil und die Gerechtigkeit, womit der HErr Zion als einem Kleid, oder als einem Schmuck anzieht, ist ein Geschenk des HErrn, welches derjenige, der es vorher nicht hatte, aus Gnaden bekommt, und worüber er sich im HErrn freuen und in seinem Gott innerlich fröhlich sein kann.
Was aber hier Jesaias von Zion, das ist von dem bekehrten Israel weissagt, geht auch einen jeden einzelnen Menschen an, der an Jesum Christum glaubig geworden ist. Er war vorher bloß, das ist, er lebte ohne das Heil und ohne Gerechtigkeit dahin, und man sah oft seine Schande. Wenn er aber mit einem reuigen und zerknirschten Herzen an Jesum Christum glaubig wird, so erlangt er die Gerechtigkeit, die nicht aus dem Gesetz, sondern durch den Glauben an Christum kommt, nämlich die Gerechtigkeit, die von Gott dem Glauben zugerechnet wird, und mit dieser Gerechtigkeit auch das Heil, das ist die wirkliche Errettung von der Gewalt der Sünde, des Satans und des Todes. Mit diesem doppelten Kleid muß ein Christ immer bekleidet sein, wenn er vor Gott wandeln und Ihm gefallen soll; insonderheit aber muß er’s anhaben, wenn er aus dieser Welt scheidet. O wie wird eine Menschenseele sich mit der äußersten Bestürzung schämen, wenn sie sich vor Gott in ihrer Schande bloß fühlt! Ihr Nationalcharakter, ihre amtliche Ernsthaftigkeit, und die scheinbare Form, welche sie durch menschliche Gebote und Beispiele bekommen, und womit sie in der menschlichen Gesellschaft geprangt hatte, wird ihr nichts helfen. Dieses Spinnegewebe taugt nicht zum Kleid, und dieses Gewirke taugt nicht zur Decke, Jes. 59,6. Ein von Gott geschenktes Heil, eine von Gott zugerechnete Gerechtigkeit kann die Seele allein decken und schmücken, und vor dem Verderben und der Verdammniß schützen. Sie hat alsdann eine sattsame Ursache, sich so in dem HErrn zu freuen, den ihre Sache ist nun auf ewig gewonnen, und ihre Glückseligkeit auf’s Beste gegründet. Man bedenke, wie Paulus schon bei Leibesleben, als er an dieses Heil und an diese Gerechtigkeit gedachte, gefrohlockt habe, Röm. 8,31-39.
So überzeuge uns denn der Heilige Geist immer mehr, daß wir unser Leben und unser Heil nicht in unserer Hand finden, und keine gültige eigene Gerechtigkeit vor Gott aufrichten können. Hingegen überzeuge Er uns auch kräftig, wie Christus Jesus uns von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung gemacht sei. Wer sich ihn so zueignen kann, wird mit Heil und Gerechtigkeit bekleidet, und kann alsdann auch im Tode getrost sein.
Mel.: Von Gott will ich nicht lassen.
1.
Wenn ich von hinnen scheide,
So darf ich fröhlich sein;
Du, Jesu, bist die Freude,
Mein HErr, mein Gott allein!
Ich bin mit Heil bekleid’t,
Dein Herz ist mir gewogen,
Du hast mich angezogen
Mit der Gerechtigkeit.
2.
Müßt’ ich mich selber decken,
So blieb ich bloß vor Gott,
Denn mit befleckten Röcken
Wird man im Licht zu Spott.
Was Gut’s von mir geschicht,
Gleicht doch nur Spinnenweben,
Die keine Kleider geben,
Und mein Gewirk taugt nicht.
3.
Im HErrn will ich mich freuen,
Ihn zieht mein Glaube an.
Laß Tod und Würmer dräuen,
Ich bleibe angethan,
Zur Ewigkeit geschmückt;
Wie Esther, jener Armen,
Ihr König aus Erbarmen
Die Kleider selbst geschickt.
4.
Man kann dieß Kleid nicht rauben,
Wie freches Fleisch gedenkt;
Nur dem entblößten Glauben
Wird’s auf sein Fleh’n geschenkt.
HErr, der es uns verheißt,
Laß mir an diesem Kleide
Nicht anders eine Freude,
Als nur von Deinem Geist!
5.
Gib, HErr, bis ich erkalte,
Mir immer diesen Sinn,
Daß ich die Kleider halte,
Darob ich fröhlich bin.
In deinem Blut allein
Will ich von hinnen gehen,
Vor Deinem Throne stehen
Und ewig fröhlich sein!
Und er zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem. Offenb. Joh. 21,10.
Die Menschen haben frühzeitig eine Offenbarung von einer Stadt bekommen, welche Gott in der zukünftigen Welt für sie bereitet habe; denn Paulus sagt Hebr. 11,9.10. von Abraham: durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen in dem verheißenen Lande, als in einem fremden, und wohnete in Hütten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er wartete auf eine Stadt, die einen Grund hat, welcher Baumeister und Schöpfer Gott ist. Auch leitet er V. 16. aus dem Ausdruck, daß Gott ihr Gott heißen wolle, die Folge her, daß Er ihnen eine Stadt zubereitet habe. Der Apostel selbst aber gedenkt dieser Stadt K. 12,22., und nennt sie die Stadt des lebendigen Gottes, das himmlische Jerusalem. Lange hernach ist aber diese Stadt dem Johannes durch einen Engel gezeigt worden, und zwar so, wie sie am Ende der gegenwärtigen Welt aus dem Himmel von Gott herabfahren wird. Warum ist sie aber dem Johannes gezeigt worden? Darum, daß er uns die ausführliche Beschreibung dienen? Dazu, daß wir uns gern eine Zeit lang als Pilgrime auf der Erde behelfen, weil Gott eine Stadt bereitet hat, worin wir bei dem HErrn ewiglich daheim sein werden. Wer oft weint, wen Todesfälle betrüben, wer auch sonst geplagt ist, soll wissen, daß es eine Stadt gebe, wo Gott alle Thränen von den Augen abwischen wird, und wo der Tod nicht mehr sein wird. Wer hier im Staub liegen, kümmerlich leben, und vieler Dinge mangeln muß, soll sich in der Hoffnung aufrichten, und der Stadt Gottes freuen, wo Pracht und Ueberfluß und königliche Gewalt zur Sättigung aller Begierden zu finden sein wird. Wer durch den Glauben geschmeckt und gesehen hat, wie freundlich der HErr sei, und dadurch ein Verlangen bekommen hat, Gott noch völliger, ja so völlig, als die Fähigkeit der menschlichen Natur erlaubt, zu genießen, soll gewiß sein, daß dieses Verlangen im neuen Jerusalem erfüllt werde, weil es eine Hütte Gottes bei den Menschen sein, und Er selbst bei ihnen wohnen, und al ihr Gott bei ihnen sein wird, und weil die Knechte Gottes da Sein Angesicht sehen, folglich die vollkommene Erkenntniß Seiner haben werde. Wir sollen aber auch aus der Beschreibung dieser Stadt lernen, daß wir der Heiligung ernstlich nachjagen sollen; weil in diese Stadt nicht hineingehen wird irgend ein Gemeines oder Ungeheiligtes, und das da Gräuel thut und Lügen, sondern die geschrieben sind in dem Buch des Lebens des Lämmleins, und weil außen sein werden die unzüchtigen Hunde, und die Zauberer, und die Hurer, und die Todtschläger, und die Abgöttischen, und Alle, die lieb haben und thun die Lügen, Offenb. 21,27. 22,15. Selig sind also, welche die Gebote des HErrn halten, auf daß ihre Macht sei an dem Holz des Lebens, und zu den Thoren eingehen in diese Stadt, K. 22,14. Wer als ein Bürger darin wohnen will, muß durch den Glauben dem Stammbaum der zwölf Geschlechte Israels eingepfropfet, auf den Grund der Apostel und Propheten erbauet, und der Kirche Christi, welche Seien Braut und Sein Weib ist, einverleibt werden. Auch diejenigen sind noch glücklich, welche Offenb. 1,24. im Gegensatz gegen das Israel Gottes, das in dieser Stadt wohnen wird, selige Heiden genannt werden, und denen vergönnt werden wird, auf der neuen Erde in dem Licht, das die Stadt Gottes als eine Sonne von sich ausstrahlen lassen wird, zu wandeln.
Mel.: Wer Jesum bei sich hat.
1.
Du neu Jerusalem,
Du bist die Schöne;
Du bist der Ort, nach dem
Ich stets mich sehne.
Dein Bauherr ist so reich,
Kann Thore machen,
Zwölf Thor’, zwölf Perlen gleich,
Drauf Engel wachen.
2.
Die Mauern überall
Sind Jaspissteine,
Durchscheinend wie Crystall,
Vollkommen reine;
Gleichwie ein gläsern Gold
Sind deine Gassen.
Wer kann hier, ob er wollt’,
Die Schönheit fassen?
3.
Wie herrlich reizt uns dieß
Zu jenem Leben.
HErr, der Du uns den Riß
Hievon gegeben,
Wir danken, daß Du willt
Uns hier erlauben,
Dieß wunderschöne bild
Mit Lust zu glauben.
4.
Laß diese Herrlichkeit
Das Herz uns ziehen,
Daß wir uns in der Zeit
Dahin bemühen.
Läß’st Du im dunkeln Wort
So Schönes lesen,
Ach Gott, so zeige dort
Und auch das Wesen!
Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater ist, sich unbefleckt von der Welt behalten. Jak. 1,27.
Ein jeder Christ will etwas von einem Gottesdienst haben und zeigen: Viele aber setzen ihn nur in das Gehör des göttlichen Worts, wie auch Jakobus K. 1,22. erinnert. Allein dieser ernsthafte Apostel sagt, wer recht religiös oder gottesfürchtig sein wolle, müsse auch ein Thäter des Worts sein, und thut zuerst diesen Ausspruch: wenn sich Jemand dünken lasse, er diene Gott, und halte seine Zunge nicht im Zaum, sondern verführe sein Herz durch eitles Geschwätz, daß es seiner selber immer vergesse, so sei sein Gottesdienst eitel, V. 26. Hingegen sagt er V. 26., ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater sei dieser: die Waisen und Wittwen in ihrem Trübsal besuchen, und sich von der Welt unbefleckt behalten.
Ein jeder Christ will etwas von einem Gottesdienst haben und zeigen: Viele aber setzen ihn nur in das Gehör des göttlichen Worts, wie auch Jakobus K. 1,2. erinnert. Allein dieser ernsthafte Apostel sagt, wer recht religiös oder gottesfürchtig sein wolle, müsse auch ein Thäter des Worts sein, und thut zuerst diesen Ausspruch: wenn sich Jemand dünken lasse, er diene Gott, und halte seine Zunge nicht im Zaum, sondern verführe sein Herz durch eitles Geschwätz, daß es seiner selber immer vergesse, so sei sein Gottesdienst eitel, V. 26. Hingegen sagt er V. 26., ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott dem Vater sei dieser: die Waisen und Wittwen in ihrem Trübsal besuchen, und sich von der Welt unbefleckt behalten. Auf Gottes des himmlischen Vaters Urtheil kommt’s also an. Was vor diesem ein rechter Gottesdienst ist, führt diesen Namen mit Recht. Weil Er aber Liebe ist, so will Er, daß Seine Anbeter auch Liebe gegen Jedermann und sonderlich gegen Wittwen und Waisen beweisen. Und weil Er heilig ist, so will Er, daß sie sich von der unsaubern Welt unbefleckt behalten. Man wird aber von der Welt befleckt, wenn man ihre Art zu denken, zu reden, und zu thun annimmt, welches oft im Umgang mit ihr unvermerkt geschieht, da es denn zuletzt so weit kommen kann, daß man sich mit ihr im Koth grober Sünden herumwälzt. Christen sollen aber wahrhaftig sagen können: wir haben Christi Sinn. Christen sollen wandeln, wie Christus gewandelt hat. Er war aber nicht von der Welt: folglich sollen sie auch nicht von der Welt sein, und sich lieber von der Welt hintansetzen, schmähen und verfolgen lassen, als daß sie sich ihr gleichstellten. Wer bei dem Schein der Frömmigkeit oder auch nach einem in derselben gemachten Anfang an der Welt sich vergafft, und ihr hinwiederum zu gefallen sucht, hat eine ehebrecherische Seele, und soll wissen, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft sei, Jak. 4,4. Soll also unser Gottesdienst aus einem reinen und redlichen Herzen fließen, und soll er auch von außen unbefleckt sein, so daß die heuchlerische und kaltsinnige Weise, die man von der Welt unvermerkt annehmen kann, nicht daran klebt, so müssen wir in der Liebe wandeln, und uns von der Welt unbefleckt bewahren. Die Welt scherzt und afterredet, und ist dem Geiz, der Rachgier, dem Stolz ergebe, und thut oft schändliche Dinge. Sie will aber doch für fromm gehalten werden. Warum? Sie hört ja Gottes Wort, sie betet ja, sie beichtet, sie geht zum Abendmahl des HErrn, sie bejaht Vieles von dem Wort Gottes. Nie aber scheint sie frömmer zu sein, als wenn sie meint, der Tod nahe unter einem Donnerwetter, oder in einer Krankheit heran. Wenn aber die Angst vorbei, oder wenn das Hören, Beten, Beichten, Abendmahlgehen und fromme Geschwätze vollbracht ist, so sieht man deutlich, daß sie wieder auf dem breiten Weg fortwandelt. Wer sich nun von ihr beflecken läßt, wird von ihr auch in diesen eiteln Gottesdienst hineingezogen: denn selten muthet sie einem Menschen zu, alle gottesdienstlichen Uebungen aufzugeben. Nur soll man mit dem Munde zu Gott nahen, und mit den Lippen Ihn ehren, mit dem Herzen aber ferne von Ihm bleiben, damit man kein Frommer werde. So will’s die Welt haben.
Mel.: Es kostet viel ein Christ zu sein.
1.
Der Gottesdienst ist recht und rein,
Sich von der Welt selbst unbefleckt behalten.
Will sie schon nicht in Unflath unrein sein,
Ist sie doch Welt, in mancherlei Gestalten.
Wem nun das Wort derselben Greul entdeckt,
Bleibt unbefleckt.
2.
Das ist der Israel des HErrn,
Der Gott im Geist und in der Wahrheit dienet,
Er weicht von dem, was ihn verunreint, fern
Und ist mit Gott durch Opferblut versöhnet,
Er heiligt sich, er kennt und hasset nun,
Was Heiden thun.
3.
Du reiner Gott! gib Licht und Kraft,
Damit ich auch mich unbefleckt erhalte;
Mach’ mir die Welt von Herzen eckelhaft;
Denn schminkt sie sich, so bleibt sie doch die Alte;
Ihr Gott lehrt sie, daß sie nur Schaden übt,
Nur Lügen liebt.
4.
Weil Du mein Gott und Vater bist,
So warne mich durch Deine Zucht der Gnaden;
So eß ich nicht von dem, was sie gelüst’t,
Wenn sie mich will zu ihren Götzen laden.
Ruf mir stets zu, daß jene Gottesstadt
Nichts Unrein’s hat!
Sie lobeten Gott und sprachen: so hat Gott auch den Heiden Buße gegeben zum Leben. Ap. Gesch. 11,18.
Die Propheten des Alten Testaments haben zwar oft geweissagt, daß auch den Heiden durch den Messias Gnade widerfahren werde, und diese Weissagungen waren ohne Zweifel den Aposteln und den übrigen Christen zu ihrer Zeit wohl bekannt. Sie dachten aber zu den Worten der Propheten etwas hinzu, daß nämlich die Heiden die Beschneidung annehmen, und Judengenossen werden müßten, wenn sie zum Volk Gottes gerechnet werden sollten, oder widrigenfalls nur Gäste und Fremdlinge unter diesem Volk sein müssen. Diesen Gedanken hielten sie so fest, daß Petrus Ap. Gesch. 10. durch ein Gesicht und durch eine himmlische Stimme belehrt werden mußte, daß er unbeschnittene Heiden nicht mehr für unrein halten sollte, und daß hernach die mit der Gabe fremder Sprachen begleitete Ausgießung des Heiligen Geistes beweisen mußte, daß der Hauptmann Cornelius und die Seinigen getauft werden dürfen. Petrus mußte dieses Alles zu seiner Rechtfertigung anführen, als hernach beschnittene Christen mit ihm zankten, daß er zu Männern, die Vorhaut haben, eingegangen sei, und mit ihnen gegessen habe. Doch, da diese beschnittenen Christen dieses Alles höreten, so schwiegen sie stille, und lobeten Gott, und sprachen: so hat Gott auch den Heiden Buße gegeben zum Leben, ohne daß sie nämlich Judengenossen worden wären.
Wir stammen auch von Heiden ab; und sollen’s, wenn wir auf unsere Voreltern zurück sehen, für eine überschwengliche Gnade halten, daß sich Gott zu ihnen und uns gewendet hat, und im Evangelio den Frieden verkündigen lassen. Paulus nennt den Beruf der Heiden Eph. 3,4. ein Geheimniß Christi, und sagt V. 5., es sei in vorigen Zeiten den Menschenkindern nicht kund gethan gewesen, wie es hernach Seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist geoffenbaret worden, nämlich daß die Heiden (ohne Beschneidung) Miterben seien, und mit eingeleibt, und Mitgenossen Seiner Verheißung in Christo durch’s Evangelium. Die Propheten des Alten Testaments haben freilich, wenn sie von der Begnadigung der Heiden weissagten, die Bedingung nie hinzugesetzt, daß sie beschnitten werden, und das ganze Ceremonialgesetz halten müßten: sie haben aber auch nicht gesagt, daß diese Bedingung nicht dabei sein werde. Es war also Alles auf eine neue Offenbarung ausgesetzt, welche hernach den heiligen Aposteln und Propheten des Neuen Testaments widerfahren ist. Gelobet sei Gott, daß diese Bedingung weggefallen ist, weil dadurch die Bekehrung der Heiden sehr erschwert, ja bei Vielen unmöglich gemacht worden wäre, wie denn auch die Apostel, ehe sie diese neue Offenbarung bekamen, keinen Heiden haben bekehren können.
Aber Buße zum Leben muß einem Heiden gegeben werden, wenn er in den Stammbaum Israels eingepfropft werden, und gleiche geistliche Rechte mit den heiligen Israeliten bekommen soll. Buße ist eine Gabe Gottes, wie das Leben selbst, das ein Bußfertiger erlangt. Gott gebe diese Buße zum Leben auch jetzt vielen abgöttischen Heiden, die noch übrig sind, und denen Sein Evangelium durch Seine Knechte unter vieler Mühseligkeit geprediget wird. Er gebe sie aber auch vielen Christen, die bei dem Christennamen heidnisch leben, und der Buße sehr bedürfen. Niemand, der aus der Taufgnade gefallen ist, bilde sich ein, daß er das Leben ohne die Buße erlangen werde.
Mel.: Alles ist an Gottes Segen.
1.
Buße ist, Gott Lob, zum Leben,
Euch, ihr Heiden, auch gegeben,
Nehmt sie an aus Gottes Hand.
Buße thun, und nicht verderben,
Leben, und nicht zweimal sterben,
Ist ein edler Gnadenstand.
2.
Ich, der zwar ein Christ geboren,
Ging doch als ein Heid’ verloren;
Denn ich fiel vom Leben ab.
Gott ist’s, der mich nicht verstockte,
Der mein Herz zur Buße lockte,
Und das Leben wieder gab.
3.
Ihm sei Dank für mich und Alle,
Die auch so, wie ich, vom Falle
Durch den HErrn errettet sind.
Gott gebührt hievon die Ehre;
Wenn nicht Gottes Gnade wäre,
Wär’ ich heut’ noch todt und blind.
4.
Fällt mir ein, was ich gewesen,
Fühl’ ich nun, daß ich genesen,
O mein Gott, so dank’ ich Dir!
Herr, der dieß mir hier gegeben,
Gib mir auch ein ewig Leben,
Ewig dank’ ich Dir dafür.
Verwirf mich nicht im Alter, verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde. Ps. 71,9.
Der einundsiebenzigste Psalm enthält alle Begebenheiten, welche in dem Lebenslauf eines Christen, welcher ein ziemliches Alter erreicht, vorkommen, nebst den geziemenden Bitten, welche sich auf dieselben beziehen. Unter solchen Bitten ist auch diese: verwirf mich nicht im Alter, verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde. Ein Christ siehet sich bis in sein Alter ungeachtet aller Werke, die er gethan hat, als einen Sünder und unnützen Knecht an, und hat deßwegen Ursache zu bitten: verlaß mich nicht im Alter. Auch ist er immer mit sichtbaren und unsichtbaren Feinden umgeben, und hat deßwegen nöthig, Gott zu bitten: verlaß mich nicht. Die Schwachheit des Alters, welche sich in dem Abnehmen der Leibeskräfte, im Abgang der Munterkeit und Hurtigkeit, im Nachlaß des Gedächtnisses, und in einer gewissen Ungeschicklichkeit, sich in die heranwachsende neue Welt zu schicken, wie auch in einer gewissen Ermüdung bei der langen und oft vergeblichen Arbeit äußert, drängen ihn heftig zu diesen Bitten. Das Alter hat seine eigenen Versuchungen, und es hat schon wackere Christen gegeben, welche im Alter eine gewisse Abnahme der Geisteskräfte, der Brauchbarkeit und der Treue gezeigt haben, und in diese oder jene Thorheit hineingerathen sind, ob sie gleich nicht alle Gnade verloren haben. Ach der HErr stärke und bewahre einen jeden Christen, der alt wird, daß er wie ein Baum bleibe, der an den Wasserbächen gepflanzt ist, und seine Frucht zu seiner Zeit bringt, dessen Blätter nicht verwelken, und dessen Werke wohl gerathen, Ps. 1,3. Auch erfülle Er an einem Jeden, was Ps. 92,13-16. steht: der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum, er wird wachsen wie eine Ceder auf Libanon. Die gepflanzt sind in dem Hause des HErrn, werden in den Vorhöfen unsers Gottes grünen. Und wenn sie gleich alt werden; werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein; daß sie verkündigen, daß der HErr so fromm ist, mein Hort, und ist kein Unrecht an Ihm.
Man soll alle Alten ehren, 3 Mos. 19,32. Der Jünglinge Stärke ist ihr Preis, und graues Haar ist der Alten Schmuck, Spr. 20,29. Insbesondere aber ist eine alte, durch viele Erfahrungen geübte, und durch vieljährige Leiden geläuterte Frömmigkeit etwas sehr Ehrwürdiges. Man sollte sich billig frühzeitig bekehren, damit man eine solche reife Frömmigkeit erreichen möge. Solche alten Väter und Christen klagen und murren nicht mehr wie die Jungen, sondern verkündigen, daß der HErr so fromm, und kein Unrecht an Ihm sei. Sie verkündigen den Arm Gottes Kindeskindern, und Seine Kraft denen, die heranwachsen, Ps. 71,18. Junge Christen aber sollen ich solche ehrwürdigen Väter in Christo durch Fragen und Hören, und durch eine ehrerbietige Beobachtung ihres Sinnes und Wandels zu Nutze machen. Uebrigens ist ein alter Christ immer demüthiger als ein junger, und bittet deßwegen sehnlicher, aber auch zuversichtlicher als dieser, daß ihn Gott nicht verwerfen und verlassen möge. Nun der HErr ist treu und barmherzig, und antwortet auf diese Bitte Jes. 46,4.: Ich will euch tragen bis in’s Alter, und bis ihr grau werdet. Ich will es thun. Ich will heben und tragen und erretten.
Mel.: Ach bleib’ mit Deiner Gnade.
1.
Verwirf mich nicht im Alter,
Verlaß mich nicht mein Gott!
Bist Du nur mein Erhalter,
So werd’ ich nie zu Spott.
2.
Wie oft hab’ ich erfahren,
Der Vater sei getreu;
Ach mach’ in alten Jahren
Mir dieses täglich neu!
3.
Wenn ich Berufsgeschäfte
Von außen schwächlich thu,
Leg’ Deines Geistes Kräfte
Dem innern Menschen zu.
4.
Wenn dem Verstand und Augen
Die Schärfe nun gebricht,
Daß sie nicht viel mehr taugen,
Sei Jesus noch mein Licht.
5.
Will mein Gehör verfallen,
So laß dieß Wort allein
Mir in dem Herzen schallen:
Ich will dir gnädig sein.
6.
Wenn mich die Glieder schmerzen,
So bleibe Du mein Theil,
Und mach mich an dem Herzen
Durch Christi Wunden heil.
7.
Sind Stimm’ und Zunge blöde,
So schaffe Du, daß ich
Im Glauben stärker rede:
Mein Heiland! sprich für mich.
8.
Wenn Händ’ und Füße beben,
Als zu dem Grabe reif,
Gib daß ich nur das Leben,
Das ewig ist, ergreif’.
9.
Vergeht die Luft zum Essen,
So zeig’ mir jenes Man,
Daß ich mich unterdessen
Mit Hoffnung speisen kann!
Gott hat uns verordnet zur Kindschaft gegen Ihm selbst durch Jesum Christ. Eph. 1,5.
Wenn ein Mensch, der die Bibel noch nicht gelesen hat, alle Geschöpfe Gottes nach ihren verschiedenen Heeren oder Klassen übersehen könnte, so würde er staunen, wenn er sähe, daß unter denselben eine gewisse Klasse als ein Erstling weit oben stehe, welche aus Menschen besteht, die Gott Seine Kinder nennt, und die Ihn ihren Vater nennen dürfen. Diese Klasse oder dieses Heer würde er ohne Zweifel für sehr glückselig halten. Nun ist’s uns schon lange aus der Bibel bekannt, daß alle Glaubigen und heiligen Menschen Kinder Gottes seien: allein wir achten diese Gnade bei Weitem nicht hoch genug. Paulus sagt Eph. 1,4., Gott habe uns durch Christum erwählet, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten sein heilig und unsträflich vor Ihm in der Liebe. Wenn Er uns dann wirklich zu heiligen und unsträflichen Geschöpfen machte, und als solche liebte, und Seine Knechte und Mägde nennete, so wäre es schon viel mehr, als wir Sünder hätten bitten und erwarten können. Allein der Vorsatz Gottes ging so weit, daß Er uns zur Kindschaft gegen Ihm selbst, das ist in dem Verhältniß gegen Ihn als den Vater, verordnete durch Jesum Christ. Er hat uns also bestimmt, Seine Kinder zu sein, und diese Bestimmung hat ihren Grund in Jesu Christo dem Sohn Gottes: denn wie Viele diesen aufnehmen, denen gibt Er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an Seinen Namen glauben. Jesus Christus ist der eingeborne Sohn Gottes, und kommt als ein solcher in keine Vergleichung mit andern. Er läßt sich aber auch mit einer unbeschreiblichen Liebe zu den Kindern Gottes, die es aus Gnaden sind, herab, und heißt alsdann der Erstgeborne, ja der Erstgeborne unter vielen Brüdern. Er theilt ihnen als der Sohn Gottes Seinen Namen und Seine Rechte mit, so viel sie davon fassen können. Er sagt: Mein Vater ist auch euer Vater. Er begehrt ihrethalben, daß die Liebe, damit der Vater Ihn liebt, auch in ihnen sein soll, Joh. 17,26. Und gleichwie Ihn der Vater zum Erben über Alles gesetzt hat, Hebr. 1,2., also läßt Er sie Seine Miterben sein, Röm. 8,17., und es wird Off. Joh. 21,7. zu ihnen gesagt: wer überwindet, der wird Alles ererben. Bei diesem Allem ist Sein Vorzug unermeßlich groß; denn Er ist der Eingeborne, das Haupt der Gemeinde, der König und Priester auf dem Thron, wo Er sich zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt hat. Ihn beten alle Engel und Auserwählten an, denn Er ist nicht nur ein Menschensohn, sondern auch Gott über Alles gelobet in Ewigkeit.
Wegen der Kindschaft Gottes wird der Heilige Geist, der den Glaubigen gegeben wird, ein kindlicher Geist oder ein Geist der Kindschaft genannt, und von Ihm gesagt, daß Er, wenn Er dem Gebet der Glaubigen Seine neutestamentliche Form geben wolle, in ihnen rufe: Abba, lieber Vater. Eben derselbige Geist aber treibt sie auch an, gehorsame Kinder Gottes zu sein, und, weil sie denjenigen als Vater anrufen, der ohne Ansehen der Person richtet, ihren Wandel, so lange sie hier wallen, mit Furcht zu führen, 1 Petr. 1,14.17. Er ist aber auch das Angeld des Erbes, welches sie als Kinder in jener Welt empfahen sollen, Eph. 1,14. Gott gebe, daß wir Alle, und mit uns Viele dieser Kindschaft durch die Wiedergeburt und den Glauben an Christum theilhaftig werden, dieselbe bis an unser Ende behaupten, und die herrlichen Folgen derselben in jener Welt genießen.
Mel.:Morgenglanz der Ewigkeit.
1.
Freiheit von dem Sklavenband,
Nah der Todesschuld das Leben,
Ist bereits ein sel’ger Stand;
Aber Gott will Größ’res geben:
Kindschaft durch den Sohn im Schooß,
Das ist groß!
2.
Dazu hat uns Gott bestimmt,
Der in Jesu an uns denket,
Gott der nichts von Niemand nimmt,
Sondern Allen Alles schenket.
Kindschaft und ein erblich Loos,
Das ist groß!
3.
Wenn ich auch wie Absalom
In der Buße unterthänig
Vor des Vaters Augen komm’,
Bet’ ich an vor Ihm, als König;
Die Vergebung rühm’ ich bloß,
Die ist groß!
4.
In dem Glauben danken nun,
Die von dieser Kindschaft wissen;
Denn ein Kind kann nicht mehr thun,
Als die Hand dem Vater küssen.
Was durch Jesum auf uns floß,
Das ist groß.
Bleibet in Mir, und Ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von ihm selber, er bleibe den an dem Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn an Mir. Joh. 15,4.
Der HErr Jesus sagte zu eben derselben Zeit, da Er diese Worte redete, zu Seinen Jüngern: Ich gehe hin zu Dem, der Mich gesandt hat: über ein Kleines, so werde ihr Mich nicht sehen, denn Ich gehe zum Vater: Ich verlasse die Welt, und gehe zum Vater. Es muß also möglich sein, daß wir in Ihm bleiben, und Er in uns bleibt, ob wir Ihn schon nicht sehen, und ob Er gleich zum Vater gegangen und verklärt ist. Es kommt alles hiebei auf den Glauben an. Gleichwie Paulus sonst lehrt, daß die Menschen durch den Glauben an Christum Jesum gerechtfertigt, folglich von der Verdammniß gerettet werden, also sagt er Röm. 8,1.: es ist keine Verdammniß an denen, die in Christo Jesu sind, und Eph. 3,17. sagt er ausdrücklich, daß Christus durch den Glauben in den Herzen wohne. Da nämlich das Herz vorher im Unglauben von Christo abgeneigt war, so neiget es sich dagegen durch den Glauben zur Vereinigung mit Christo, und Christus ist nach Seiner Menschenliebe schon vorher bereit, es in Seine Gemeinschaft aufzunehmen. Der Mensch ist also von der Zeit an, da der Heilige Geist den Glauben in ihm gewirket hat, in Christo, und Christus in ihm, und daraus entsteht die Fähigkeit, Frucht zu bringen. Die Frucht, von welcher Christus redet, ist die Frucht des Geistes, nämlich Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmuth, Keuschheit, Gal. 5,22. Jakobus nennt sie auch K. 3,18. eine Frucht der Gerechtigkeit, und sagt, sie werde im Frieden gesäet. Gleichwie nämlich eine jede Frucht auch wieder zu einem Samen, den man säet, werden kann, also wird die Frucht der Gerechtigkeit durch heilsame Worte und Werke im Frieden, folglich ohne Streit und Krieg (Jak. 4,1.), gesäet, daß sie eine neue Frucht bei Andern hervorbringen kann. Auf diese Weise ist das Reich Gottes von Anbeginn an ausgebreitet und fortgepflanzt worden, und Christus hat insonderheit zu Seinen Aposteln Joh. 15,16. gesagt: Ich habe euch gesetzt, daß ihr hingehet, und Frucht bringet, und eure Frucht (wenn sie gesäet) bleibe, und wieder neue Frucht hervortreibe, und dieses so fortwähre bis an’s Ende der Welt. Dazu ist aber die Vereinigung mit Christo und die Fortdauer dieser Vereinigung höchst nöthig; denn Christus sagt: gleichwie der Rebe kann keine Frucht bringen er bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in Mir. Gleichwie der Rebe, wenn er nicht am Weinstock bleibet, keinen Saft mehr hat, und keine Frucht hervorbringen kann, sondern verdorret, also hat ein Christ, der nicht in Christo durch den Glauben bleibet, den Geist nicht mehr, welcher ihn allein tüchtig machen kann, eine gute Frucht zu tragen. Man empfängt also den Geist nicht außer Christo. Er hat Gaben für die Menschen empfangen. Er ist mit dem Heiligen Geist ohne Maß gesalbt worden. Nur derjenige, der in Ihm ist, wird von Seinem Geist beleibet, und hinwiederum erkennen wir, daß Er in uns bleibet, an dem Geist, den Er uns gegeben hat, 1 Joh. 3,24.
Mel.: Gott sei Dank in aller Welt.
1.
Seele, Jesus red’t dir zu
(Kennst du Ihn, so folge du):
Bleibe, bleibe du in Mir,
Daß Ich bleiben kann in dir.
2.
Jesu! ja wo soll ich hin,
Da ich nicht verloren bin?
In Dir, Jesu, nur allein,
In Dir kann ich selig sein.
3.
Wer dem Weinstock einverleibt,
In demselben Früchte treibt,
Der ist’s, den der Vater pflegt,
Daß er noch mehr Früchte trägt.
4.
Aus Dir nimmt man Glaubenskraft,
An Dir hat man Lebenssaft,
Mit Dir wird man nach der Zeit
Gott vereinigt in Ewigkeit.
5.
Gott und Vater! halte Du
Mich an Christo immer zu,
Daß ich in Ihm bleiben kann;
Thu’ mir, wie Du sonst gethan.
6.
Jesu! halte mich fest an Dich,
Stärke und belebe mich,
Daß nicht Hitze oder Wind
Meinem Wachsthum schädlich sind.
7.
Ist doch keine Macht im Stand,
Daß sie aus des Vaters Hand,
Noch von Dir, dem Weinstock reißt,
Und hernach in’s Feuer schmeißt.
8.
Wer nur in Dir bleiben will,
Kriegt die Kraft aus Deiner Füll’;
O so zieht mein Glaube dann
Kraft um Kraft aus Christo an!
Niemand wird sie aus Meiner Hand reißen. Joh. 10,28.
Der HErr Jesus sagte dieses von Seinen Schafen, und setzte hinzu: der Vater, der sie Mir gegeben hat, ist größer, denn Alles, und Niemand kann sie aus Meines Vaters Hand reißen. Ich und der Vater sind Eins. Wer siehet nicht hieraus, daß der HErr Jesus andeuten wollen, Er sei selbst auch größer denn Alles, weil er eben dieses auch von Seiner Hand sagte, was Er von Seines Vaters Hand sagte, daß nämlich Niemand sie daraus reißen könne? Es war aber dem Stand Seiner Erniedrigung nicht gemäß, Seine eigene Größe so ausdrücklich zu rühmen, wie Er die Größe Seines Vaters pries, wiewohl Er doch sagte: Ich und der Vater sind Eins, und dadurch aufmerksamen Zuhörern zu verstehen gab, dasjenige, was Er von Seines Vaters Größe gesagt hatte, gehe Ihn auch an. Niemand wird also die Schafe Jesu aus Seiner Hand reißen, weil Er, wie der Vater, größer als Alles ist, folglich Seine Hand sie fest genug halten kann. Wenn man wissen will, von wie vielen fürchterlichen Dingen die Schafe Jesu gefährdet werden können, so darf man nur das Register betrachten, welches Paulus Röm. 8,35.38.39. gemacht hat. Christus nannte auch Joh. 10,8. Diebe und Mörder, das ist verführerische, harte und eigennützige Hirten, und V. 12. den Wolf, das ist den Satan. Gegen alle diese Feinde ist die Hand Jesu mächtig genug. In derselben hält Er Seine Schafe, und aus derselben wird Niemand sie mit Gewalt reißen. Freilich können die Schafe durch ihren Ungehorsam Ihn zum Zorn reizen, daß Er sie von Seinem Angesicht verwirft und so hingibt, wie Röm. 1,24.26.28. dreimal gesagt wird: allein außer diesem kläglichen Fall sollen sie durch die starke Hand Jesu geschützt und zum ewigen Leben erhalten werden.
Diese starke Hand Jesu ist auch allein der Grund der Beharrlichkeit in der Gnade bis an’s Ende und der wirklichen Erlangung des himmlischen Erbes. Wer etwas von der Gnade empfunden hat, und sich hernach auf die Festigkeit seiner Vorsätze und auf seine Klugheit zu verlassen anfängt, oder ein Leben in seiner eigenen Hand zu finden meint (Jes. 57,10.), wird bald von seinen geistlichen Feinden überwältigt und zu Schanden gemacht werden. Unsere Stärke und Sicherheit beruht allein auf der Stärke und Treue des HErrn Jesu. Wer dieses nicht glaubt, den kann es Gott durch starke und anhaltende Versuchungen, worin die Natur in ihrer Schwachheit offenbar wird, lehren. So wurde Paulus bei den satanischen Faustschlägen schwach, dabei aber zur Ehre des HErrn Jesu gewahr, daß Dessen Kraft in seiner Schwachheit mächtig sei, oder sich völlig offenbaren könne. Wer sollte nicht gern in eine solche Schwachheit versinken, bei welcher man gegen alle Feinde geschützt wird, und Alles vermag durch Christum, der die Seele mächtig macht? Auch im Himmel werden die Schafe Jesu nicht aus sich selbst zehren, oder auf sich selbst beruhen, sondern Sein Leben wird ihr Leben, Sein Licht ihr Licht, Seine Freude und Ruhe ihre Freude und Ruhe sein.
So will ich denn gern ein Schaf Jesu sein, und mich nicht fürchten, weil Seine starke Hand mich schützt und erhält. Ihm soll auch der Ruhm allein sein, wenn Er mich durch die gefährliche Welt durchbringen, und in das himmlische Gewahrsam, wohin kein Feind nachfolgen kann, einführen wird.
Mel.: HErr Jesu Christ, mein’s etc.
1.
Du Hirte, der die Seinen liebt
Und ihnen ewig’s Leben gibt,
Der ihnen und sie Ihm bekannt,
Wie hast Du eine starke Hand!
2.
Die Macht des Vaters hält sie fest,
Daß Du Dir nichts entreißen läßt;
Was nicht will selbst entrissen sein,
Das hältst Du fest, dieweil es Dein.
3.
Des Satans Grimm und Macht ist groß,
Doch reißt er Dir kein Schäflein los;
Der Tod ist stark, doch Dir zu schwach,
Weil Deine Hand den Tod zerbrach.
4.
Mein HErr, in Deiner Hand bin ich,
Mein Gott, Du bist der Schild für mich;
Ich bleib Dein, so graut mir nicht,
Ich glaube, was Dein Wort verspricht.
5.
Von ganzem Herzen dank’ ich Dir,
Du hältst die Hand stets über mir.
Ihr Feinde, wagt es her und hin,
Ich weiß, in wessen Hand ich bin.
6.
Ich preise meines Heilands Macht;
Hat diese mich bisher bewacht,
So werd’ ich auch durch sie bewahrt
Bis zur erwünschten Himmelfahrt.
Gott gebe euch erleuchtete Augen, zu erkennen, welche da sei die überschwengliche Größe Seiner Kraft an uns, die wir glauben nach der Wirkung Seiner mächtigen Stärke. Eph. 1,19.
Es gibt Leute, welche meinen, man werde so zum Glauben bewogen, wie man bewogen wird eine Reise zu machen, ein Haus zu bauen, oder sonst etwas, das ohnehin in des natürlichen Menschen Vermögen steht, vorzunehmen, da es dann nur auf deutliche Beweggründe ankommt, daß der Entschluß gefaßt werde. Allein mit dem Glauben, den Paulus Eph. 2. eine Gabe Gottes nennt, verhält es sich gar anders. Das Herz, welches voll Feindschaft gegen Gott und voll Furcht ist, soll sich mit Zuversicht zu Gott neigen. Es soll unter der Verleugnung der eigenen Gerechtigkeit und Kraft Christo als dem Erlöser die Ehre geben, daß Er allein der Grund der freimüthigen Ansprache an Gott sei. Es soll sich zu einer ewigen und innigen Vereinigung mit Gott und Christo hinneigen und hergeben. Wer kann dieses Alles wirken? Niemand als Gott, und zwar nach der überschwenglichen Größe Seiner Kraft und nach der Wirkung Seiner mächtigen Stärke, mit welcher Er Jesum von den Todten erwecket hat; denn die Verwandlung eines Unglaubigen in einen Glaubigen ist kein geringeres Werk als die Auferweckung eines Todten. Gott wendet aber Seine große Kraft und mächtige Stärke hiebei o an, daß Er sie mit Seinem Wort verbindet, welches dem Verstand die Wahrheit, die man glauben soll, vorhält, alldieweil sie der Seele von dieser Wahrheit einen Eindruck macht, der in das Innerste der Seele hineindringt. Ungeachtet aber die Kraft Gottes groß und Seine Stärke mächtig ist, so ist sie doch nicht unterdrückend und zwingend. Gott wendet sie so mild und weislich an, daß Niemand glauben muß, wenn er nicht glauben will. Sie ziehet sich auch zurück, wenn der Mensch im Unglauben sich lieber zu der Sünde als zu ihrem Erlöser hinneigen will, und alsdann sagt man, daß der Mensch dem Heiligen Geist widerstrebe. Er setzt diesem allmächtigen Geist freilich keine größere Kraft entgegen: er verursacht aber durch seinen unglückseligen Entschluß, unglaubig und ein Sklave der Sünde zu bleiben, daß der Heilige Geist Seinen Zweck nicht bei ihm erreichen kann, und von ihm abläßt. So kann ein starker Mann einen Knaben bei der Hand nehmen, um ihn irgend wohin zu führen. Weil er ihn aber nicht schleifen, oder tragen, sondern führen will, so läßt er ihn fahren, und ziehet die Hand von ihm ab, wenn er sich aus Halsstarrigkeit nicht führen lassen will. Niemand verzage also, wenn er die Macht seines Unglaubens fühlt. Niemand halte es für unmöglich, daß der glaube in ihm und Andern noch gewirkt werden könne; denn Gott wendet seine große Kraft und mächtige Stärke dazu an. Niemand warte aber auch auf einen unwiderstehlichen Zwang, weil Gott durch’s Wort wirket, und mit der Seele als einem vernünftigen Geist umgeht. Wer den Glauben hat, halte ihn mit einem demüthigen Dank für eine Gabe Gottes, und beweise vornehmlich darin seine Treue, daß er den Unglauben als die Wurzel aller Sünden verabscheue, und den Glauben täglich übe, und durch’s Evangelium stärken lasse; denn wer ihn verloren hat, kann ihn nicht mehr nach seiner Willkühr und aus eigenen Kräften wieder bekommen.
Mel.: Ruhet wohl, ihr Todtenbeine.
1.
Starker Gott! wie überschwenglich
ist die Größe Deiner Kraft;
Fleisch und Blut ist nicht hinlänglich,
Du bist’s, der den Glauben schafft;
Deine Macht ist nicht umzirket,
Wenn sie Glauben in uns wirket.
2.
Starre, stolze Herzen beugen,
Daß der Stein muß fleischern sein,
Und Gewissen überzeugen,
Kann kein Mensch, nur Gott allein;
Dieser wirkt, daß sich im Staube
Erst der Sünder sündig glaube.
3.
Gottes Worte Wahrheit nennen,
Jesum aber Gottes Sohn,
Ihn am Kreuz als todt erkennen
Und als lebend auf dem Thron,
Und dem HErrn zu Fuß sich legen,
Ist nicht der Natur Vermögen.
4.
Solcher Glaub’ ist Gottes Gabe,
Und von eben dieser Macht,
Welche Jesum aus dem Grabe
Und auf Seinen Thron gebracht;
Diese kann des Glaubens Leben
Auch uns todten Sündern geben.
5.
Auch die Welt zu überwinden
Ist nicht nur der Vernunft ihr Sieg;
Gott weiß Glauben anzuzünden,
Und macht Helden in dem Krieg.
Gib mir, HErr, Du kannst es schaffen,
Auch im Glauben zu entschlafen!
Und der HErr wandte Sich, und sahe Petrum an. Luk. 22,61.
Jesus unser HErr stand damals vor ungerechten Richtern, und wurde fälschlich angeklagt. Er blieb aber bei Sich selbst, da hingegen Petrus indessen im Hof des hohenpriesterlichen Palastes wie außer sich selber war, und Ihn dreimal verleugnete. Der HErr erkannte solches in Seinem Geist, und wandte Sich, und sahe Petrum durch ein offenes Fenster oder durch eine offene Thüre an. Ach was muß Petrus auf einmal in dem Angesicht Jesu als in einem Buch gelesen haben! Ohne Zweifel dieses: Er ist’s, den ich verleugnet habe, Er weiß, daß ich’s gethan habe. Ach, Er ist der Wahrhaftige! Er hat mir’s vorausgesagt; nun ist’s leider geschehen. Nun gibt Er mir mit Seinem ernsthaften Blick einen scharfen Verweis, den ich Untreuer wohl verdient habe. Es ist aber noch Hoffnung für mich vorhanden. Sein Angesicht hat noch Gnade von sich ausstrahlen lassen: und warum hätte Er mich angeblickt, wenn Er mich nicht retten wollte? Dieses Alles war der Eindruck, den Petrus von dem Anblick Jesu bekam, und wenn er dieses Alles nicht so deutlich gedacht hat, so wurden doch alle diese Empfindungen in ihm erweckt. Der Erfolg war, daß er hinaus ging, und bitterlich weinte, aber auch Gnade und Vergebung erlangte, seine Brüder hernach stärken, und auf die Frage: Simon Johanna, hast du mich lieb? antworten konnte: HErr, Du weißt alle Dinge, Du weißt, daß ich Dich lieb habe.
Jetzt sehen wir das Angesicht Jesu nicht mehr, aber Er siehet uns. Wenn Er uns nun ein Licht in unsere Seele kommen läßt, das unsere Verderbniß und Vergehungen uns aufdeckt, und zugleich Hoffnung zur Vergebung erweckt, unsere Härtigkeit schmelzt, uns von einem gefährlichen Zustand zurückzieht, und zum Flehen mit oder ohne Thränen bewegt, so hat Er uns, ob Er uns schon unsichtbar ist, wie den Petrus angesehen. Es gibt auch noch andere Blicke Jesu, welche lauter Erquickung sind; aber bei dem Anblick, dergleichen Petrus bekam, ist Schärfe mit der Barmherzigkeit vermengt. Ach, Er wolle uns oft ansehen, wie wir’s nöthig haben; unsere Geistes-Augen sollen Ihn aber auch ansehen, wie Er uns durch das Evangelium vor Augen gemalt ist; und dieses soll fortgehen, bis wir Ihn unmittelbar und in Seinem eigenen Licht sehen werden, wie Er ist, nämlich von Angesicht zu Angesicht.
Das Beispiel Petri zeigt an, daß nicht immer Worte nöthig sind, um eine sonst redliche Seele, die sich vergangen hat, zur Erkenntniß ihrer Vergehung und zur Reue zu bringen. Ein einziger Anblick Jesu kann die ganze Seele rege machen und zu sich selber bringen. So wurde Assaph, da er im Heiligthum betete, von seinen gefährlichen Gedanken, wozu ihn seine tägliche Plage und das Glück der Gottlosen verleitet hatten, ohne Jemands Beihilfe zurückgeführt Ps. 73,17. So schlug auch den David sein Herz Sam. 24,10., ohne daß ihm damals Jemand etwas gesagt hätte. Doch wird die Seele auch in solchen Fällen an die vorher gehörten Worte erinnert. Es gehe aber bei einem Jeden, wie es wolle, so ist’s immer große Barmherzigkeit, wenn der HErr einen Gefallenen erhält, und einen Niedergeschlagenen aufrichtet.
Mel.: Alles ist an Gottes Segen.
1.
Jesu, nur mit einem Blicke
Zogst Du von dem Fall zurücke
Und zerschmeltest Petri Herz,
Daß vom Felsen Wasser flossen,
Und die Thränen sich ergossen,
Denn von innen trieb der Schmerz.
2.
Seelen, das ist uns geschrieben,
Jesu unvergleichlichs Lieben
Mit Bewundrung einzuseh’n;
Weil auch noch zu vielen Malen
Solche wunderbare Strahlen
In der Sünder Herzen geh’n.
3.
Dankt dem treuen Heiland Alle,
Die Er auch in eurem Falle
Still, doch mächtig angeblickt;
Rühmet, daß es Ihm gelungen,
Daß Sein Blick das Herz durchdrungen,
Und euch aus dem Feu’r gerückt.
4.
HErr, auch ich bin unter denen;
Nach der Buße bittern Thränen
Wein’ ich da ein zärtlich Lob.
Rett’st Du Seelen, find’st Du Sünder,
O so freuen Gottes Kinder
Sich im Himmel selbst darob.
Es ist noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes. Hebr. 4,9.
Als Gott im Anfang die Welt erschaffen hatte, so ruhete Er am siebenten Tag, und wollte die Menschen diese Seine Ruhe ewiglich genießen lassen, allein der Sündenfall trieb sie aus derselben heraus. Als Er hernach das Volk Israel aus Aegypten führte, so versprach Er ihm eine Ruhe im Land Canaan, welche ein Vorbild und Vorschmack der ewigen Ruhe im himmlischen Vaterland hätte sein sollen; allein die Männer, die aus Aegypten gegangen waren, wurden in der Wüste niedergeschlagen, weil Gott wegen ihres halsstarrigen Unglaubens in Seinem Zorn geschworen hatte, daß sie nicht zu Seiner Ruhe im Land Canaan kommen sollen. Hernach sagte aber Gott durch David Ps. 95,7.8.: heute, so ihr Seine Stimme höret, so verstocket euer Herz nicht, wie zu Meriba geschahe, wie zu Massa in der Wüste. Hieraus macht dann der Apostel Hebr. 4. den Schluß, daß noch eine Ruhe für das Volk Gottes vorhanden se, weil die Menschen noch nach der Einführung Israels in’s Land Canaan vor der Verstockung ihrer Herzen gewarnt werden, und zwar durch Anführung des Beispiels der Israeliten, die zu Massa und Meriba Gott versucht hatten. Haben nun diese sich dadurch einer Ruhe verlustig gemacht, so sollen wir dagegen unsere Herzen nicht verstocken, nicht im Grimm wider Gott und sein Wort fest machen, weil wir sonst auch eine verheißene Ruhe verscherzen würden. Wo ist nun diese Ruhe zu finden? Im himmlischen Vaterland. Da kommt eine glaubige Seele zur Ruhe Gottes, und der Leib, wenn er auferweckt wird, auch. Der Weg zu diesem Vaterland geht durch die Wüste dieser Welt, wo dem Pilgrim viele Versuchungen begegnen. Hier muß er die Wege Gottes verstehen lernen, hier muß er Treue und Glauben halten. Aufwallungen des ungeduldigen Unglaubens gibt es mehrmalen. Nur soll er sich darin nicht festsetzen und verhärten, sondern, wenn er müde ist, um eine neue Kraft zum Ueberwinden und Fortschreiten bitten. Endlich wird die beschwerliche und gefährliche Reise zu Ende gehen. Endlich wird er in die Ruhe Gottes eingehen, und alsdann nicht nur von seinem Leiden, sondern auch von seinen Werken ruhen, wie Gott von den Seinen, Hebr. 4,10. Was wird er aber thun, wenn er keine Werke mehr verrichten wird? Er wird Gott sehen von Angesicht zu Angesicht, und in diesem Sehen ruhen. Er wird von den Ausflüssen Seiner Liebe satt sein, und nichts Weiteres begehren. So lasset uns nun fürchten, daß wir die Verheißung, einzukommen in Seine Ruhe, nicht versäumen, und unser Keiner dahinten bleibe. Hebr. 4,1. Am Glauben liegt’s. Wer einmal den himmlischen Beruf Gottes angenommen hat, und nach demselben aus dem Aegypten der argen Welt ausgegangen ist, soll nicht unglaubig murren, wenn er auf seinem Weg Mangel, Ungemach und Feinde antrifft, und wegen dieser Schwierigkeiten nicht in jenes Aegypten umkehren wollen. Auch dieses würde ihm nicht gelingen. Er würde niedergeschlagen werden, und weder die Ruhe Gottes, noch einen vergnüglichen Genuß der Welt erlangen. Lasset uns also Paulo nachahmen, der am Ende seines Lebens sagen konnte: ich habe den guten Kampf gekämpfet, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben gehalten.
Mel.: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende.
1.
Noch eine Ruhe ist vorhanden
Dem Glaubensvolk, dem Volk des HErrn;
Die Hoffnung wird uns nicht zu Schanden,
Sie kommt, sie eilt, sie ist nicht fern.
Mein HErr, mein Gott, Dir ruf’ ich zu:
Ach bringe mich zu Deiner Ruh!
2.
Dort wird kein Sabbath unterbrochen,
Es ist ein steter Ruhestand;
Jetzt haben wir noch Arbeitswochen,
Dort nicht mehr im gelobten Land;
In Arbeit rufen wir Dir zu:
Ach bring’ uns ein zu Deiner Ruh’!
.
Wir wandeln hier noch in der Wüste,
Es ist noch Tod und Sünde da;
Führ’ uns hinaus, HErr Jesu Christe,
Du bist der rechte Josua;
Als Dein Volk rufen wir Dir zu:
Ach bring’ uns ein zu Deiner Ruh’!
4.
Du hast uns schon gleich jener Schlangen
Am Holz zum Eingang ausgesühnt,
Bist uns als Priester vorgegangen,
Hast gleich der Lade uns gedient;
Wir folgen Dir, wir rufen zu:
Ach bring’ uns ein zu Deiner Ruh’!
5.
Du hast uns auch gezählt zu denen,
Die glauben durch des Geistes Kraft;
Dein Geist ist’s selbst, der dieses Sehnen
Nach Deiner Ruhe in uns schafft;
Im Glauben rufen wir Dir zu:
Ach bring’ uns ein zu Deiner Ruh’!
Jesus sprach zu dem andern Uebelthäter: wahrlich, Ich sage dir, heute wirst du mit Mir im Paradies sein. Luk. 23,43.
Christus hat uns erlöset von dem Fluch des Gesetzes, da Er war ein Fluch für uns, denn es stehet geschrieben: verflucht sei Jedermann, der am Holz hanget, Gal. 3,13. Aber auch damals, da Er als ein Fluch am Holz hing, ließ Er Segen von sich ausfließen, um anzuzeigen, daß Er nur für uns und an unserer Statt ein Fluch geworden sei. Er betete für Seine Kreuziger; Er stiftete eine mütterliche und kindliche Liebe zwischen der Maria und Seinem Jünger Johannes, zu einem von den Uebelthätern aber, die mit Ihm gekreuzigt waren, sagte Er: wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit Mir im Paradies sein. Wodurch dieser Uebelthäter so viel Licht bekommen habe, daß er seinen Kameraden bestrafen, seine eigene Sündenschuld bekennen, Jesum einen HErrn nennen, und ihn um Sein gnädiges Angedenken bitten können, wissen wir nicht, außer daß wir glauben können, die Worte und das Bezeugen Jesu haben ihm einen tiefen Eindruck gegeben. Aber warum nicht auch dem andern Uebelthäter? Dieses weiß der Herzenskündiger. Die beiden Uebelthäter hatten einerlei böse Thaten begangen, und doch war das Herz des einen eines heilsamen Eindrucks fähig, das Herz des andern aber nicht. Es gibt Leute, welche das Beispiel des bußfertigen Schächers dazu mißbrauchen, daß sie sich vornehmen, muthwillig zu sündigen, so lange sie gesund sind, auf dem Todtenbett aber schnell Buße zu thun und Gnade zu erlangen, wie dieser Schächer. Aber weißt du denn, o Mensch, daß du alsdann eines guten Eindrucks noch fähig sein werdest? Der Schächer hing mit gesundem Leib am Kreuz, du aber wirst als krank und schwach da liegen, und die Krankheit wird vielleicht deinen Verstand benebeln oder gar verwirren. Und wie? wenn du plötzlich stürbest? Wie ging’s alsdann deiner armen Seele? Uebrigens hat der HErr Jesus an dem bußfertigen Schächer gezeigt, wie kräftig Seine Erlösung, und wie reich Seine Gnade sei, und wie schnell Sein Geist wirken könne. Ein gräulicher Missethäter, der selber bekannte, er empfahe, was seine Thaten werth seien, sollte noch selbigen Tags vom Kreuz weg in’s Paradies kommen, und da mit Jesu sein. Man konnte also noch selbigen Tags die Seele eines Missethäters bei Jesu im Paradies sehen. Jesus weigerte sich nicht, neben dem Missethäter am Kreuz zu hangen: Er schämte Sich also auch nicht, seine Seele im Paradies bei Sich zu haben. Die Gnade hatte sie ehrlich gemacht. Nun zu diesem barmherzigen Heiland und zu Seiner reichen Gnade wende sich ein Jeder, der sich vieler Sünden bewußt ist, und sich selbst für einen großen Uebelthäter halten muß. Wem viel gegeben ist, von dem wird viel gefordert. Nach dieser Regel kann ein Mensch, der keine bürgerliche Strafe befürchten darf, dem aber die Gnadenmittel reichlich gegeben worden sind, vor Gott eine sehr große Sündenschuld auf sich haben. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist Seine Gnade viel mächtiger. Auch ängste sich ein solcher bußfertiger Sünder nicht wegen seines Looses in der Ewigkeit; denn auch hierin thut der Heiland mehr, als wir bitten und verstehen. Er hat ein Paradies für bußfertige Schächersseelen bereitet, und da sollen sie bei Ihm sein. Wer sollte sich nicht damit begnügen lassen?
Mel.: Kommt her zu mir etc.
1.
So blieb doch Jesus Gottes Sohn
Auch an dem Kreuz in Schmach und Hohn,
Daß Er den Himmel schenkte.
Denn das ist Seine Gotteskraft,
Die spricht und neue Menschen schafft;
So lebte der Gehenkte.
2.
Hier haben wir die Probe nun,
Wie Jesus könne Wunder thun,
Auch an den schlimmsten Sündern,
Auch in den letzten Stunden noch.
Glaubt’s, Sünder, aber ihr müßt doch
Sein Werk an euch nicht hindern.
3.
O Jesu, Dir sei Lob dafür;
Denn dieser Ruhm gebührt nur Dir,
Die Sünder selig machen.
Thu’ noch viel Tausende hinzu;
Was Dich nur fleht, das reiße Du
Der Hölle aus dem Rachen.
4.
Ja Deiner Gnade Herrlichkeit
Hat sich dadurch ein Lob bereit’t
Im allerletzten Grade,
Und wer mit Dir, HErr Jesu Christ,
Auch in dem Paradies einst ist,
Ist da aus lauter Gnade.
Sehet zu, daß ihr vorsichtig wandelt, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen, und schicket euch in die Zeit, denn es ist böse Zeit. Eph. 5,15.16.
Vorsichtig soll man wandeln, pünktlich soll man in seinem Thun und Lassen sein, genau soll man’s mit der Sünde nehmen, weil man ein Nachfolger Gottes als Sein liebes Kind sein, und Seinen Willen, der nicht immer bei dem ersten Anblick klar ist, thun soll, Eph. 5,1.17. Zur Vorsichtigkeit gehört Weisheit, und wem’s daran mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältiglich Jedermann, so wird sie ihm gegeben werden, Jak. 1,5. Vieles hat zuerst einen guten Schein. Der Geiz zeigt sich in der Gestalt der Sparsamkeit, die Gleichförmigkeit mit der Welt und das Vertrauen auf’s Fleisch in der Gestalt der Menschenliebe und Klugheit, der Zorn und die Rachgier in der Gestalt der Gerechtigkeit. Man hört auch oft vergebliche Worte von Andern, Eph. 5,6., welche den Christen bereden wollen, er solle so und so handeln, es habe nichts zu bedeuten. Hier fahre man nur nicht schnell zu, man stehe lieber still, und bitte um Weisheit, und warte auf’s göttliche Licht, damit man in demselben einsehen könne, was des HErrn Wille sei, V. 17. Die Zeit ist bös. Man wird oft bedrängt und gehindert, Gutes zu thun: darum soll man sie auskaufen, das ist, eine jede Stunde, worin man Gutes thun kann, benützen und andere unnöthige Dinge dagegen fahren lassen. Auch zur bösen Zeit, da das Gute vielen Widerstand hat, darf man sein Pfund nicht begraben, das ist, zur Ausrichtung des Willens Gottes nicht verzagt und verdrossen sein, sondern, so bald und so oft man Zeit hat, Alles, was zu thun vorhanden kommt, frisch thun (Pred. Sal. 9,10.), und den Erfolg oder Nutzen dem HErrn empfehlen.
Die böse Zeit berechtigt also Niemand, bös zu bleiben, und mit seiner Bekehrung zu warten, bis eine bessere Zeit komme; denn auf diese Zeit müßte man zu lange warten. Die Zeit, da die Apostel lebten, war eine gute Zeit, insofern man damals diese heiligen Männer, die mit ihrem Licht alle Propheten übertrafen, zu Lehrern und geistliche Führern haben konnte und doch war’s auch eine böse Zeit, wegen der Verführer und Verfolger, die sich allenthalben zeigten. Aber auch zu dieser bösen Zeit wurden viele Leute glaubig, wandelten in der Wahrheit, und erlangten die Ruhe Gottes. Die Welt ist heuchlerisch und arglistig, aber die Weisheit der Kinder des Lichts entgeht ihrer argen List. Der Weg, der zum Leben führt, ist schmal, mit Vorsichtigkeit kann man aber doch darauf wandeln. Lasset uns Gott bitten, daß Er uns tüchtig mache, diese Ermahnung Pauli auszuüben. Die Zeit ist kurz; das Kleinod, dem man nachjagt, sehr kostbar. Am Ende wird bei den Faulen und Abtrünnigen keine Entschuldigung gelten. Wir haben einen guten Hirten, der das Verwundete verbindet, des Schwachen wartet, und eines Jeden pflegt, wie es recht ist. Er hat Geduld mit uns, und will das zerstoßene Rohr nicht zerbrechen, und das glimmende Docht nicht auslöschen. Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug den Unvermögenden. Unter der Pflege dieses guten HErrn kann man auf dem schmalen Weg fortkommen, die Welt überwinden, und auch zur bösen Zeit das gute Loos der Seligkeit erlangen.
Mel.: Seelenbräutigam.
1.
Jetzt ist böse Zeit,
Und der Christ im Streit;
Lehr’ mich, HErr, in allen Stücken
So mich in die Zeit zu schicken,
Daß es mich nicht reut
Im Beschluß der Zeit.
2.
Gib mir einen Sinn,
Daß ich weise bin,
Als ein Christ bedächtlich wandle,
Nach Gewissen sicher handle
Und die Zeit gewinn’
In geradem Sinn.
3.
Muß ich draußen sein,
Laß mich nicht allein;
Mach’ mich unter Leuten stille;
Lehr’ mich prüfen, was Dein Wille,
Bis ich kann allein
Wieder bei Dir sein.
4.
Höhnet mich die Welt,
Die von Dir nichts hält,
Gib nur, daß sie mich nicht fälle,
Und ich ihr nicht gleich mich stelle,
Bis sie selber fällt,
Die verkehrte Welt.
5.
Muß ich in Geduld
Leiden ohne Schuld,
Lasse Du nur mir genügen,
Bis Du es wirst anders fügen,
An des Vaters Huld;
Dieses bringt Geduld.
6.
Mache mich getreu,
Daß ich standhaft sei;
Denn so rauschen Aergernissen,
Wenn ihr Strom schon eingerissen,
Nur an mir vorbei;
Mich hält Deine Treu’.
7.
Solche Zuversicht
Reut uns ewig nicht;
Denn zuletzt, in bessern Zeiten,
Gibst du Frieden nach dem Streiten;
Was Dein Wort verspricht,
Gibt uns Zuversicht.
Gott ist’s, der in euch wirket beide das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen. Phil. 2,13.
Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf, 1 Mos. 8,21. Wenn also ein guter Wille und ein gutes Werk bei dem Menschen entsteht, so ist Gott der Urheber und nicht das menschliche Herz. Gott, welcher der Schöpfer des Menschen ist, will auch, nachdem er ein verdorbenes Geschöpf geworden ist, ihn wieder zurecht bringen, und da Er nicht einmal einen guten Willen in ihm findet, diesen Willen wirken. Weil aber der gute Wille bald wieder erstickt, wenn keine weitere Kraft dazu käme, so will Er auch diese schenken. Er will die Seele stärken, das Gute, das sie will, ohne Trägheit und Furcht zu thun, und etwa auch dem Leib dazu die nöthigen Kräfte geben. Dieses Alles will Er nach Seinem Wohlgefallen thun. Wenn Jemand fragte, ob dann der Mensch, das verdorbene Geschöpf, werth sei, daß Gott in ihm wirke, so muß man antworten: Nein, sondern Gott thut’s nach Seinem Wohlgefallen. Sein Wohlgefallen, dessen Gegenstand immer etwas Gutes ist, ist die Ursache Seiner Gnadenwirkungen. Er hat kein Gefallen am Tode des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe, darum wirkt Er auch das Wollen und das Vollbringen dazu in ihm.. Weil auch, in dem Dienst, welchen die Bekehrten, die schon ein geistliches Leben empfangen haben, Ihm leisten sollen, der guten Dinge viele sind, so schafft Er, daß der Eine dieses Gute will und vollbringt, der Andere jenes, da dann durch die verschiedenen Gaben, Kräfte und Bedienungen eine mannigfaltige und doch harmonische Bemühung, Seine Ehre zu befördern und Sein Reich auszubreiten, entsteht, wozu Er Sein Gedeihen gibt. Weil auch Gott nicht nur das Vollbringen, sondern auch das Wollen wirkt, so ist klar, daß Er Niemand zwinge; denn bei dem Zwang ist kein Wille. Man erzwingt nur das äußerliche Werk, von welchem der Wille innerlich abgeneigt ist. Gott wirkt aber das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen, und macht dadurch Sein Volk tüchtig, ihm willig zu dienen im heiligen Schmuck. Das göttliche Wirken geht bei denen, die dessen gewürdigt werden und ihm bei sich Raum lassen, so weit, daß sie Alles ohne Murmeln und ohne Zweifel, folglich in der Liebe und im Glauben thun, und daß sie ohne Tadel werden, und lauter Gottes Kinder sind, unsträflich mitten unter dem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht, unter welchem sie scheinen als Lichter in der Welt, damit, daß sie halten ob dem Wort des Lebens, V. 14.15.16.
Lasset uns aber die Wahrheit, daß Gott beide das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen wirke, nicht zur Faulheit und Sicherheit mißbrauchen. Nur diejenigen thun Solches, welche diese Wahrheit nicht verstehen und auf einen Zwang zum Guten warten, welcher doch hier nicht versprochen und auch der Ehre Gottes und der Natur der Seele nicht gemäß ist. Gott wirkt zuerst. Er wirkt zuerst, noch ehe wir Ihn darum bitten, Er wirkt stufenweise. Wenn Er aber wirkt, soll sich die Seele Ihm nicht wieder entziehen und sich nicht wieder von Ihm wegwenden, sondern unter Seinem göttlichen Antrieb selber auch mit Furcht und Zittern schaffen, daß sie selig werde, V. 12. Die Wirkung Gottes macht willig und thätig.
Mel.: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr.
1.
Nur Böses will des Menschen Sinn,
Und wenn wir Gutes wollen,
So fehlt die Kraft uns immerhin,
Zu wirken, was wir sollen.
Es ist und bleibt nur Gottes Kraft,
Die beides, Gut’s zu wollen, schafft,
Und Gutes zu vollbringen.
2.
Mein erstes Wollen war nicht mein,
Die Sünde zu verfluchen,
Gott nicht mehr länger feind zu sein,
In Jesu Heil zu suchen,
Zu fleh’n um das Versühnungsblut,
Zu thun, wie ein Versühnter thut:
Das wirkte Gottes Gnade.
3.
Allmächtiger, Dir dank’ ich nun
Für alle guten Triebe;
Ich weiß, wenn ich es müßte thun,
Daß es heut’ unterbliebe.
Du willst ja, daß ich selig sei,
Dieß schaffe Du durch Deine Treu’,
Daß ich Dich ewig lobe.
Uebe dich, daß du habest Glauben und gut Gewissen, welches etliche von sich gestoßen, und am Glauben Schiffbruch erlitten haben. 1 Tim. 1,19.
Paulus hat in seinem ersten Briefe an den Timotheus etliche Mal mit großem Ernst von Gewissen geredet, 1 Tim. ,5. sagt er: die Hauptsumme des Gebots ist Liebe von reinem Herzen, und von gutem Gewissen, und von ungefärbtem Glauben. Kap. 3,9. sagt er von den Kirchendienern (Diaconis), daß sie das Geheimniß des Glaubens in reinem Gewissen haben sollen. Kap. 4,1. aber sagt er von gewissen Verführern, daß sie in Gleißnerei Lügenredner seien und Brandmale in ihrem Gewissen haben, das ist, das Angedenken eigener Uebelthaten, und die innerliche Verurtheilung wegen derselben als Brandflecken in sich herumtragen, Kap. 1,19. aber ermahnt er den Timotheus, daß er sich üben solle, Glauben und gut Gewissen zu haben u.s.w. Ueberall verbindet er das gute oder reine Gewissen mit dem Glauben, und es ist freilich nöthig, daß ein Sünder, den das Gesetz wegen aller seiner Werke und seines ganzen Zustandes verdammt, zuvörderst im Glauben zu Christo nahe, und die Reinigung des Gewissens durch Sein Blut suche und erfahre, Hebr. 9,14. Wer nie durch das Blut Jesu gerecht wird, wer nie Vergebung seiner Sünden und den Frieden mit Gott erlangt, hat nie kein gutes Gewissen, und was er für ein solches hält, ist Sicherheit, Unempfindlichkeit, Leichtsinn, woraus er durch das Gesetz aufgeweckt werden sollte, um durch den Glauben die Rechtfertigung und durch die Rechtfertigung ein gutes Gewissen zu bekommen. Wer es aber erlangt, muß sich üben, täglich bis an sein Ende Glauben und ein gutes Gewissen zu haben. Wer im Glauben des Sohnes Gottes lebt, hält auch Seine Gebote, und wer Seine Gebote hält, hat ein gutes Gewissen. Die Sprache eines guten Gewissens ist Jes. 38,3. in dem Gebet des kranken Königs Hiskia enthalten. Man ist sich zwar seiner Mängel und Gebrechen, aber auch der Gnade und der Aufrichtigkeit, mit welcher man vor Gott wandelt, täglich bewußt. Zuweilen kommt eine Uebereilung vor, worüber das Herz den Christen verdammt; er unterwirft sich aber schnell der Bestrafung des Heiligen Geistes, und sucht und findet wieder durch’s Gebet Gnade bei Gott, der größer ist als ein Menschenherz und alsdann ist das gute Gewissen wieder da, und der Glaube wieder in seinem vorigen Gang. Wenn aber ein Mensch nach der erlangten Gnade muthwillig sündigt, die Sünde lieb gewinnt, sich ihr als ein Knecht hingibt, und von seinem Fall nimmer aufzustehen begehrt, so hat er das gute Gewissen von sich gestoßen, und ist in seinem Gewissen durch das Bewußtsein seiner Uebelthaten gleichsam gebrandmarkt. Gleichwie ein Schiffmann sein Schiff in einem Schiffbruch verliert, also hat ein solcher Mensch den Glauben verloren. Wenn er aber doch noch vom Glauben und überhaupt vom Evangelio schwätzt, so thut er’s in der Heuchelei. Gemeiniglich aber erkühnen sich solche Leute auch als Lügenredner, die Greuel, die sie begangen haben, unter dem Vorwand einer sonderlichen tiefen Weisheit, wie die Isabel zu Thyatira, für unschädlich und erlaubt auszugeben, und Andere dadurch zu verführen. Nun HErr, sei uns gnädig und vergib uns unsere Sünden um Christi willen, so wollen wir uns üben, Glauben und ein gutes Gewissen zu haben bis an unser Ende.
Mel.: O Durchbrecher aller Bande.
1.
Glauben und ein gut Gewissen
Ist ein unzertrennlich Paar;
Ist man nicht auf dieß beflissen,
So ist jener in Gefahr.
Seele, du mußt Klippen meiden,
Daß du dir nicht Schaden thust;
Denn am Glauben Schiffbruch leiden,
Ist ein kläglicher Verlust.
2.
Der Kompaß, wornach wir gehen,
Muß auf Gottes Wort beruh’n,
Hoffnung Ankerstell’ versehen,
Liebe Ruderdienste thun,
Das Gebet spannt Segeltücher,
Das Panier färbt Christi Blut;
So schifft unser Glaube sicher,
Das Gewissen bleibet gut.
3.
Dieser Reichthum soll uns bleiben,
Denn von diesem leben wir;
Will dich dein Gewissen treiben,
Stoße nur es nicht von dir.
Denk’, daß Viele schnell ertrinken,
Und des Glaubens Schatz verschwind’t,
Eh’ als Einer kaum im Sinken
Noch ein Brett zur Rettung find’t.
4.
Mein Gott! halte Du durch Gnade
Mein Gewissen zart und rein,
Daß nicht meines Glaubens Schade
Müsse mein Verderben sein;
Schütze meine Seele immer,
Führ’ den Glauben an das Land.
Kriegt das Grab des Leibes Trümmer,
Bleibt doch sie in Deiner Hand!
So ihr in Mir bleibet, und Meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollet, und es wird euch widerfahren. Joh. 15,7.
Jakobus sagt, wir sollen im Glauben bitten, Christus selbst aber, wir sollen in Seinem Namen bitten, und Johannes, wir sollen nach Gottes Willen bitten, und bei allen diesen Anweisungen wird auch die Erhörung des Gebets verheißen. Dieses Alles aber lehrt Christus, indem Er sagt: so ihr in Mir bleibet, und Meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollet, und es wird euch widerfahren. Ein Christ ist durch den Glauben in Christo Jesu, und hält Seinen Jesusnamen für den Grund seiner Zuversicht gegen Gott. Er ist mit Christo vereiniget, wie eine Rebe mit dem Weinstock, folglich lebt er nicht mehr sich selber. Der HErr Jesus ist auch in ihm, wie Er selbst Joh. 15. und 17. mehrmalen sagt. Er sagt aber Joh. 15,7., da Er vom Bitten redete, daß Seine Worte in Seinen Jüngern bleiben, weil Er Sich ihnen, indem Er in ihnen ist, durch Seine Worte offenbaret, und weil Seine Verheißungen bei dem Beten die Zuversicht erwecken, und Seine Gebote die Materie an die Hand geben. Die Worte Jesu bleiben in uns, wenn wir sie nicht nur im Gedächtniß behalten, sondern wenn auch der Eindruck, den sie in uns gemacht haben, in uns bleibt, da wir dann durch den Heiligen Geist zu rechter Zeit immer auch wieder daran gemahnt, und auf diese Weise tüchtig gemacht werden, den HErrn Jesum im Glauben zu bitten, daß Er Seine wahrhaftigen Worte an uns erfülle. Gleichwie also das ganze Christenthum im Glauben an den Namen Jesu in der tiefsten Unterwürfigkeit unter Gott geführt werden muß, also muß auch das Beten auf diese Weise geschehen. Ein Christ darf nicht als eine trotzige, eigenwillige und unbotmäßige Kreatur bitten, sondern muß bei dem Bitten in Christo Jesu sein, und Seine Worte in sich haben; alsdann darf er bitten, was er will, und es wird ihm widerfahren. Große Verheißung! Gott will Alles, was gut ist. Weil aber des Guten viel ist, und Gott nach Seiner unumschränkten Freiheit Seinen Zweck durch vielerlei Mittel erreichen kann, so siehet Er bei der Wahl der Mittel auch auf den Willen des glaubigen Beters, und läßt ihm widerfahren, was er bittet; da er hingegen ohne dieses Bitten etwas Anderes hätte geschehen oder ihm gar des Guten mangeln lassen. Der HErr Jesus sagte Seinen Jüngern Joh. 14.15. und 16.: Er wolle ihnen bald Seine sichtbare Gegenwart entziehen, sie aber werden von Ihm zeugen, dabei aber den Haß der Welt erfahren. Da sie sich nun hiebei ängstlich hätten bekümmern und fragen können, wie sie sich in diesem oder jenem Fall verhalten und durchbringen müssen, so versprach Er ihnen anstatt weitläufiger Anweisungen den Beistand des Heiligen Geistes, und wies sie auf das Bleiben in Ihm selbst, auf die Bewahrung Seiner Worte, und auf das Bitten. Nun dieser Trost und diese Anweisung des HErrn Jesu gilt auch uns, die wir in der argen Welt leben, und Ihm unter vielen Versuchungen dienen sollen. Wenn wir in Christo Jesu bleiben, und Seine Worte in uns behalten, und nach denselben bitten, so wird uns, bei dem täglichen Gefühl unserer Schwachheit, nichts mangeln (Ps. 23,1.), der HErr wird immer das Nöthige geben, und Alles wohl machen.
Mel.: Jesus meine Zuversicht.
1.
Bitte und erhöret sein,
Ist ein Recht für Gottes Kinder.
Denn ob auch die Sünder schrei’n,
Höret Gott doch nicht die Sünder;
Weil der Vater nichts verheißt,
Als im Sohn und durch den Geist.
2.
Dankt, ihr Kinder, für die Huld,
Die der Vater uns geschenket,
Daß Er nach vergeb’ner Schuld
An der Kinder Bitten denket;
Wollen sie, Er willigt ein,
Sollt’ es auch gelallet sein.
3.
Wollt ihr Weisheit, sie ist da;
Brod und Kleidung soll nicht fehlen;
Sein Wort speist die Seelen ja,
Und des Sohns Blut schmückt die Seelen;
Wollt ihr Segen, Er ist reich,
Was ihr wollet, gibt Er euch.
4.
Vater, nimm denn Dank und Ruhm,
Daß Du uns so gnädig hörest,
Und dem lieben Eigenthum
Mehr, als wir versteh’n, gewährest.
Vater, dieses fehlt uns nun,
Hol’ uns heim; Du wirst es thun.
Darum gehet aus von ihnen, und sondert euch ab, und rühret kein Unreines an, so will Ich euch annehmen. 2 Kor. 6,17.
Es gibt Leute, welche Gewissens halber sich von der Kirche und dem heiligen Abendmahl absondern, weil sie sehen, daß Lehrer und Zuhörer sie mißbrauchen. Allein ob man sich schon von dem Mißbrauch absondern soll, so soll man sich doch von guten und heiligen Dingen selbst, die eines guten Gebrauchs fähig sind, nicht absondern, weil man sich sonst auch der Speise und des Tranks und aller bürgerlichen Handthierungen, welche von Vielen sündlich mißbraucht werden, enthalten müßte. Und was schadet’s einem Kind Gottes, wenn er in der Kirche, wo es noch am ehrbarsten hergeht, unter Maulchristen sitzen oder zum heiligen Abendmahl gehen muß, da doch Gott die Seinigen allenthalben kennt, und das Unkraut und der Waizen allenthalben nahe bei einander stehen? Der HErr Jesus hat es auch den redlichen Christen zu Sarden nicht verargt, daß sie sich von ihrem todten Lehrer nicht abgesondert haben, sondern war zufrieden, daß sie nur ihre Kleider nicht besudelt haben, Offenb. 3,4. Die Ausschließung aller muthwilligen Sünder aus den christlichen Gemeinden ist jetzt leider nicht mehr möglich; wenn sie aber auch möglich wäre, so würde sie nicht von einzelnen Christen, sondern von ganzen Gemeinden gefordert, gleichwie sie Paulus von der korinthischen Gemeinde gefordert hat. Wo ist aber jetzt eine Gemeinde, die nur der korinthischen gleich wäre? Man soll ausgehen; von wem aber? von den Unglaubigen. Wie aber? So daß man sich absondere. Wie soll man sich aber absondern? So daß man nicht am fremden Sündenjoch mit den Unglaubigen ziehe, mit der Finsterniß keine Gemeinschaft zu haben begehre, mit Belial nicht übereinstimme, und den Götzen nicht anhange. Man soll kein Unreines anrühren. Was ist aber unrein? Der Genuß, den man von der Ungerechtigkeit hat, oder der Theil oder Gewinn, den der Unglaubige als ein Unglaubiger hat, da er nämlich von der Welt geliebt wird, und sich einen Vortheil mit Hintansetzung des Glaubens und guten Gewissens macht. Zu diesen Dingen darf man nun die Kirche und die heiligen Sakramente nicht rechnen, aber auch die Sachen nicht, die zur bürgerlichen und häuslichen Gesellschaft gehören; wie denn Paulus 1 Kor. 5,10. ausdrücklich sagt, wahre Christen müssen mit Hurern, Geizigen und andern groben Sündern nach dem äußerlichen Leben zu thun haben, weil sie sonst die Welt räumen müßten. Sie sind aber verpflichtet, so, wie es Paulus selber 2 Kor. 6,14.15.16. erklärt, von der Welt auszugehen, weil sie Knechte der Gerechtigkeit, und ein Licht in dem HErrn, und ein Eigenthum Jesu Christi, und ein Tempel Gottes sein sollen, und weil sie der HErr zur ewigen liebreichen Verpflegung annehmen, und ihr Vater sein will, gleichwie sie hingegen Seine Söhne und Töchter sein sollen; da es dann höchst nothwendig ist, daß sie von den Unglaubigen, die der Ungerechtigkeit ergeben sind, in der Finsterniß wandeln, den Belial zum HErrn haben, den Götzen anhangen, und mit dem heiligen Gott nichts zu thun haben wollen, abgesondert seien. Diese Absonderung werde dann auch bei uns immer völliger, und unsere Vorsichtigkeit, nach welcher wir kein Unreines anrühren sollen, immer größer.
Mel.: HErr Jesu Christ mein’s Lebens etc.
1.
Gott ruft uns von der Welt heraus,
Wie Abram einst von seinem Haus:
Geht aus von ihr, wie er gethan,
Und glaubt, daß Ich euch segnen kann.
2.
Gott! weil Du rufst, so folgen wir,
Sind in der Welt, doch nicht von ihr;
Wir leben nicht nach ihrem Sinn,
Und wallen bis zum Grab darin.
3.
Sie tappet in der Finsterniß,
Wir sind im Licht und geh’n gewiß;
Dich hasset sie, wir lieben Dich;
Du gibst uns Heil, sie stürzet sich.
4.
Sie lügt und hängt dem Lügner an,
Wir sind der Wahrheit unterthan;
Sie ehrt Dich nicht in Deinem Sohn,
Wir beten an vor Seinem Thron.
5.
Bewahr’ uns, HErr, durch Deine Kraft
Das Herz in uns’rer Pilgerschaft,
Daß es die Freundschaft dieser Welt
Für eine Feindschaft Gottes hält.
6.
So sondern wir uns von ihr ab,
Wie Christus uns ein Beispiel gab;
Den Sünden war Er herzlich feind,
Und blieb doch stets der Sünder Freund.
7.
Als Gott und Vater nimm uns ein,
Laß uns Dein Volk und Kinder sein,
Und führ’ uns aus der Welt bald aus
Zur Wohnung in des Vaters Haus!
Alle werden ohne Verdienst gerecht, aus Gottes Gnade, durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist. Röm. 3,24.
Es ist hier kein Unterschied. sie sind allzumal Sünder, und mangeln der Herrlichkeit oder des Ebenbildes Gottes. Die Schrift hat Alles beschlossen unter die Sünde, das ist, sie hat alle Menschen für Sünder erklärt, Gal. 3,2. Durch Eines Adams Sünde ist die Verurtheilung zum Tod über alle Menschen gekommen, Röm. 5,18. Hieraus folgt, daß Alle, die gerecht werden, ohne eigenes Verdienst gerecht werden, aus Gottes Gnade, durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist. Es ist lieblich, wenn man sich selbst in der Gesellschaft Vieler, die ohne eigenes Verdienst gerecht werden, erblickt. Manchen schlägt der Gedanke darnieder: ich bin allein der Sünder, der nichts verdient; mir allein ist durch nichts als durch Gnade zu helfen; Andere haben sich besser verhalten; darum ist’s kein Wunder, daß sie Gunst bei Gott haben und selig werden. Dieser Gedanke entspringt daraus, daß ein Jeder sich seiner eigenen Sünde bewußt ist und die Sünden Anderer nicht weiß und fühlt. Allein Paulus und die ganze heilige Schrift macht aus allen Menschen nur Eine Klasse in Ansehung der Rechtfertigung, und sagt, sie Alle, auch die heilige Jungfrau Maria und die Apostel und Propheten nicht ausgenommen, werden ohne Verdienst und umsonst gerecht; sie bringen nichts Gutes mit, das die Rechtfertigung verdiente, weil sie von Natur nichts als Sünder seien, und in einem völligen Mangel des herrlichen Ebenbilds Gottes stehen, das allein Gott wohlgefallen könnte; nichts als Gottes Gnade helfe ihnen zur Rechtfertigung, welche Röm. 11,6. dem Verdienst der Werke entgegengesetzt ist. Uebrigens werden sie durch die Erlösung, so durch Christum Jesum geschehen ist, gerechtfertigt. Man darf sich also die Gnade nicht ohne die Erlösung, und die Erlösung nicht ohne die Gnade vorstellen. Wenn die Erlösung nicht wäre, so hätte die Gnade nicht Statt. Der Sünder würde alsdann vergeblich zu der Güte Gottes seine Zuflucht nehmen, denn der Fluch des Gesetzes schlüge ihn zurück. Weil ihn aber Christus vom Fluch des Gesetzes erlöst hat, so hat die Gnade Raum, und der Sünder darf zu derselben seine Zuflucht nehmen und sie ergreifen, Er kann also um Christi willen aus Gnade gerecht werden, ob er schon bisher ein Gottloser gewesen ist. Was ist aber dieses Gerechtwerden? Paulus sagt Röm. 4,6.: derjenige werde gerecht, welchem Gott die Gerechtigkeit zurechne ohne Zuthun der Werke, und erklärt seine Worte mit dem Ausspruch Davids, der Ps. 32,1.2. sagte: selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeiten vergeben sind, und welchen ihre Sünden bedeckt sind, selig ist der Mann, welchem Gott keine Sünde zurechnet. Wem also Gott alle Sünden vergibt, den macht Er durch ein gnädiges Urtheil gerecht. Und aus dieser großen Gnaden-Erweisung leitet Paulus Röm. 5. und 6. sehr große und herrliche Folgen her, die sich bis in die selige Ewigkeit hinein erstrecken. Dieses theure und klare Evangelium sollen wir täglich zu unserem Trost anwenden und bei demselben getrost und fröhlich sein, aber auch bedenken, daß Paulus, indem er es vorträgt, die zwei Fragen: sollen wir in der Sünde beharren? und sollen wir sündigen? zweimal mit einem ernstlichen Nein beantwortet, s. Röm. 6,1.15.
Mel.: Von Gott will ich nicht lassen.
1.
Ganz nichts vor Gott verdienen,
In Christo nur allein
Durch blutiges Versühnen
Vor Gott gerecht zu sein,
Das ist der Gnade Ruhm,
Das ist des Glaubens Leben.
Gott muß mir Alles geben,
Ihm geb’ ich nichts darum.
2.
Wer auch nicht Sünder wäre,
Von keiner Schuld gekränkt,
Verdiente doch nicht Ehre,
Wie ihm die Gnade schenkt.
Nun sind wir arm und bloß,
Und dennoch werden Sünder
Gerecht und Gottes Kinder.
O Gnade, du bist groß!
3.
Singt denn, vom Fluch entladen,
Singt, weil es Gott erlaubt,
Singt nun von nichts als Gnaden,
Ihr, die ihr Christum glaubt;
Bekennet es Gott und sprecht:
Wir können nichts verdienen;
Dein blutiges Versühnen,
HErr Jesu, macht gerecht!
Wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten? Hebr. 2,3.
Der Apostel macht hier diesen Schluß: so das Wort fest worden ist, das durch die Engel geredet ist, und eine jegliche Uebertretung und Ungehorsam hat empfangen seinen rechten Lohn: wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten? Welche, nachdem sie erstlich geprediget ist durch den HErrn, ist sie auf uns kommen durch die, so es gehört haben. Und Gott hat ihr Zeugniß gegeben mit Zeichen, Wundern und mancherlei Kräften, und mit Austheilung des Heiligen Geistes nach Seinem Willen, Hebr. 2,2.3.4. Er vergleicht hier die gepredigte Seligkeit mit dem Wort, das durch die Engel geredet worden ist. Dieses Wort ist alles dasjenige, was Gott auf dem Berg Sinai geredet hat, da Er die Engel als Werkzeuge brauchte, wie auch Gal. 3,19. und Apost. Gesch. 7,53. gesagt wird. Dieses Wort enthielt nicht nur das Gesetz, von welchem Paulus sonst sagt, daß es als abgerissen von den Verheißungen (wie die Juden es behandelten) tödte und verdamme, sondern es enthielt auch die große Verheißung, daß Gott Israels Gott sein wolle, und viele andere tröstliche Zusagen Gottes. Dieses Wort nun ist fest worden, das ist, Gott hast ernstlich darob gehalten, und wer dasselbe übertreten und ihm kein Gehör gegeben hat, empfing seinen rechten Lohn, oder seine gebührende Strafe. Was ist aber nun im Neuen Testament gepredigt worden? Seligkeit ist gepredigt worden. Obschon diejenigen, die das sinaitische Wort annahmen, vermöge der Verheißungen, die darin enthalten waren, auch selig werden konnten, so ist doch die Seligkeit viel heller und völliger im Evangelium des neuen Testaments gepredigt worden. Von wem ist sie aber gepredigt worden? Erstlich von dem HErrn, dem Sohn Gottes, selbst und unmittelbar, so daß die Engel dabei nicht gewürdigt wurden, die Werkzeuge zu sein. Von wem ist sie aber nach der Himmelfahrt des HErrn gepredigt worden? Von denen, die den HErrn selbst gehört hatten, nämlich von Seinen Aposteln und Jüngern. Diese haben die Seligkeitspredigt als etwas Wahres und Gewisses auf Andere übergetragen. Ist sie aber auch wahr? Ja, denn Gott hat ihr Zeugniß gegeben mit Zeichen und Wundern und mancherlei Geisteskräften, und mit Austheilung des Heiligen Geistes, der sich in verschiedenen Gaben offenbarte nach Seinem Willen. Wie wollen wir nun entfliehen, wenn wir eine solche gepredigte Seligkeit, ein solches Evangelium nicht achten, dessen erster Prediger der Sohn Gottes selber war, und dem Gott die deutlichsten Siegel der Glaubwürdigkeit aufgedrückt hat? Wer achtet sie aber nicht? Derjenige achtet sie nicht, der des evangelischen Worts nicht wahrnimmt, Kap. 2,1., darauf nicht Acht hat, die gepredigte Seligkeit nicht begierig ergreift, ein arges unglaubiges Herz behält, Kap. 3,12., und bei dem längern Gehör des Worts sein Herz verstockt, und zu den heilsamen Rührungen unfähiger macht, V. 15. Solche Leute fahren sodann an dem Port der Seligkeit vorbei und in’s Verderben dahin, Kap. 2,1., ob sie es schon als Träumende bei Leibesleben nicht wissen. Sie wollen nichts, und erlangen auch nichts von allem dem Guten, das ihnen gepredigt worden ist. Der HErr wecke uns also auf’s Neue auf, die gepredigte Seligkeit recht hoch zu achten, und des Worts wohl wahrzunehmen, damit wir selig werden nach Seinem Wort.
Mel.: Valet will ich dir geben.
1.
Wenn Gott vorlängst den Vätern
Den wohlverdienten Tod,
Und jeden Uebertretern
Den eig’nen Lohn gedroht:
Wie wollen wir entfliehen,
Wenn wir die Seligkeit
Nicht jetzt zu Herzen ziehen,
Die Gott uns zubereit’t?
2.
Ist jen’s Wort fest gewesen,
Wie fest wird dieses steh’n,
Das wir vom Heil jetzt lesen,
Und durch den HErrn gescheh’n!
Der Vater gab die Wunder
Zum Zeugniß vor dem Heil;
Sein Geist kam selbst herunter,
Und wird uns noch zu Theil.
3.
Gott! mach’ mich selber tüchtig
Zu solcher Seligkeit;
Mach’ mir Dein Wort recht wichtig,
Daß mich Dein Heil erfreut.
So werde ich entfliehen,
Wenn einst der HErr verdammt,
Die sich dem Wort entziehen,
Und wenn Sein Eifer flammt.
4.
Denn wer Dich, HErr, verschmähet,
Und jetzt kein Heil begehrt,
Ist, wenn die Zeit vergehet,
Ja der Verdammniß werth.
Schaff’, daß Dein Wort mich beugen,
Dein Heil mich trösten mag;
Laß Deinen Geist mir zeugen
Bis an den jüngsten Tag!
Wir sehen uns nach unserer Behausung, die vom Himmel ist. 2. Kor. 5,2.
Paulus sagt 2 Kor. 5,1.: wir wissen, so unser irdisches Haus dieser Hütten (des sterblichen Leibes, durch den Tod) zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben von Gott erbauet, ein Haus nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel. Hernach sagt er V. 2.: wir sehnen uns nach unserer Behausung, die vom Himmel ist, daß wir damit überkleidet werden. Was er also einen Bau und ein Haus genannt hatte, nennet er auch ein Kleid, gleichwie auch der sterbliche Leib in dieser Rede des Apostels sowohl ein Haus als auch ein Kleid der Seele genennet wird. Es gibt also etwas im Himmel, in das man als in ein Haus einziehen, und das man zugleich als ein Kleid anziehen kann. Paulus nennt dieses Himmlische 1 Kor. 15,54. die Unverweslichkeit und die Unsterblichkeit, das ist etwas, das nicht zerstört werden und nicht sterben kann, und sagt daselbst, der auferstandene Leib werde es anziehen, gleichwie er auch 2 Kor. 5,2. spricht, er wünsche damit überkleidet zu werden, das ist, dasselbe über den sterblichen Leib anzuziehen, da dann das Sterbliche von dem Leben verschlungen würde, V. 4. Gleichwie also der Leib, den wir jetzt als ein Kleid tragen, und von dem unsere Seelen im Tod so entkleidet werden, daß sie hernach bloß oder nackend sind, sterblich ist: also ist das himmlische Kleid lauter Leben, und wenn man dieses Kleid über den sterblichen Leib anziehen kann, wie bei den Gerechten, die den jüngsten Tag erleben werden, wirklich geschehen wird, so wird das Sterbliche oder die sterbliche Beschaffenheit desselben von dem Leben verschlungen oder aufgehoben. So wünschte es Paulus zu erfahren; allein dieser Wunsch Pauli wurde nicht erfüllt; denn er mußte seinen sterblichen Leib ausziehen; und so geht es Allen, die vor dem jüngsten Tage sterben. Er wußte auch solches wohl, und sagte deßwegen V. 8.: wir sind aber getrost, und haben viel mehr Lust, außer dem Leibe zu wallen, und daheim zu sein bei dem HErrn. Also war’s dem Paulo nicht bange, wenn er dachte, daß er sterben und hernach außer dem Leibe sein werde. Er hatte ein Verlangen nach diesem Zustand, und wußte, daß er alsdann bei dem HErrn daheim sein und das ewige Haus im Himmel bewohnen werde, V. 1. Warum seufzte er aber? Warum sehnte er sich, mit dem himmlischen Haus überkleidet zu werden? Darum, weil er wußte, daß diejenigen, die in der Hütte des Leibes sind, beschwert seien, V. 4. Der sterbliche Leichnam beschwert die Seele, wie der Verfasser des Buchs der Weisheit Kap. 9,15. sagt, und niemals beschweret er sie mehr, als wenn es nahe dabei ist, daß er zerbrochen werden solle, und wenn er wirklich zerbrochen wird. Dieser Beschwerde wünschte Paulus durch die Ueberkleidung mit dem himmlischen Haus überhoben zu werden, wobei er sich’s doch auch gefallen ließ, daß Gott sein irdisches Haus oder seine schwache Hütte zerbreche, und er alsdann außer dem Leibe bei Ihm sei. Auch ich fühle die Beschwerde, welche mit dem irdischen Leben verbunden ist, täglich: da mir nun Gnade widerfahren ist durch Christum Jesum meinen HErrn, warum sollte ich mich nicht nach meiner Behausung, die im Himmel ist, und bei der Auferweckung meines Leibes sich vom Himmel herab lassen wird, sehnen? Dieselbe wird eine gute Wohnung und ein herrliches Kleid sein. Indessen soll ich mich befleißigen, dem HErrn wohl zu gefallen, es sei nun, daß ich bald heimgehe, oder länger ein Pilgrim sein muß, und an den Richtstuhl Christi fleißig gedenken.
Mel.: Nun ruhen alle Wälder.
1.
Auf diesem Erdenballen
Ist für uns, die wir wallen,
Doch unsers Bleibens nicht;
Wir sehnen nach was Größer’s,
Wir hoffen noch was Besser’s,
Das Haus, das Gott selbst zugericht’t.
2.
Gott! der in uns ein Sehnen
Nach Seinem Haus, dem schönen,
Durch Seinen Geist entzünd’t,
Wir danken schon im Hoffen,
Daß uns das Loos getroffen,
Daß wir des Vaters Erben sind.
3.
Hier meinen Theil zu haben,
Das wäre im Begraben
Ein gar zu schlechter Theil;
Im Himmel aber erben,
Das ist ein tröstlich Sterben;
Dort zeigt der Vater uns Sein Heil.
4.
Wohl denen, die Gott ziehet,
Daß ihr Aug’ dorthin siehet,
Und aus der Welt hinaus;
Ihr Hoffen wird erfüllet,
Und ihre Sehnsucht stillet
Ihr Platz in Christi Vaters Haus.
Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe, wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, dass er hat. Matth. 13,12.
Dieses ist die Regel, nach welcher der große Gott mit den Menschen handelt, die selig werden sollen. Er gibt ihnen etwas, aber nicht Alles auf einmal. Den Christenkindern gibt Er die Taufgnade: den Erwachsenen etwas von einer kräftigen Erkenntniß. Wenn sie nun nach einiger Zeit noch haben, was Er ihnen gegeben hat, so gibt Er ihnen noch mehr: und in dieser Ordnung geht es fort, daß die Menschen endlich die Fülle, oder einen geistlichen Reichthum bekommen. Wenn aber ein Mensch nicht hat, was er haben könnte und sollte, so wird auch von ihm genommen, was er hat, und als ein beständiges Eigenthum zu haben vermeint hat, Luk. 8,18. Nach dieser Regel wird Christus sogar am jüngsten Tage handeln, s. Matth. 25,28.29. Es erhellt aus dieser Regel, welche auch Mark. 4,25., folglich viermal in den Evangelisten vorkommt, daß ein untreuer Mensch, welcher endlich dem schweren Gericht Gottes heimfällt, etwas habe, und etwas nicht habe. Er hat etwas, weil ihm etwas durch das göttliche Gericht wider seinen Willen genommen werden kann: er hat aber auch etwas nicht, und weil er dieses nicht hat, so wird ihm jenes genommen. Was hat er denn? Einen Centner (Talent), oder eine Gabe und Fähigkeit, etwas zu fassen und auszurichten, und etwa auch ein gewisses Maß der Erkenntniß des göttlichen Willens nach dem Gesetz. Was hat er aber nicht? Die Taufgnade, die Bekehrungsgnade, den Glauben an Christum, die Gabe des Heiligen Geistes, ob ihm schon die Taufgnade ehemals ohne sein Willen geschenkt, und das Uebrige hernach zu gewissen Zeiten kräftig angetragen worden ist. Er hat auch die Rührungen nicht mehr, die er gehabt hat, sondern ist hart und unempfindlich worden. Wen nun ein Mensch seinen Verlust und Mangel mit Scham und Wehmuth fühlt, und sich mit vielem Seufzen und Flehen zu Jesu Christo wendet, in dem alle Fülle wohnet, so kann er noch umsonst und ohne Geld von Ihm kaufen, was er nöthig hat, und so reich werden, wie Er selbst dem Engel der Gemeinde zu Laodicäa gerathen hat, Offenb. Joh. 3. Wenn aber ein Mensch bis an sein Ende unbekehrt bleiben, und gern der Gnade Jesu Christi und der Gabe des Heiligen Geistes entbehren will, weil er alsdann nach seinen Lüsten sündigen kann, so wird endlich von ihm genommen werden, was er noch hatte. Durch das ewige Gericht Gottes wird er alles Licht und alle Kraft, alle Fähigkeit und Heiterkeit verlieren. Sein Centner wird von ihm genommen werden. Wenn in der Geisterhölle (Scheol) weder Werk, Kunst, Vernunft, noch Weisheit ist, Pred. Sal. 9,10.: wie viel weniger wird dergleichen etwas bei denen sein, die den andern Tod leiden, und in den höllischen Feuersee kommen? Hingegen ist der einige sichere Weg, auf dem man ein geistliches Wachsthum erreichen kann, dieser, daß man habe, was Gott schon gegeben hat, und alsdann noch mehr empfange. Wir haben nichts, als was uns Gott gibt. Es gibt Zeiten, wo man nur das Gegebene treulich bewahren und anwenden muß: es kommen aber auch Stunden (sonderlich in und nach einem Leiden), worin man etwas Neues empfangen darf. So wächst man in der Gnade und Erkenntniß Jesu Christi.
Mel.: Mache dich, mein Geist etc.
1.
Wer da hat, dem gibt man doch,
Daß er Fülle habe;
Wer nicht hat, dem nimmt man noch
Die versäumte Gabe.
Siehe du, Seele, zu:
Hast du was gewonnen?
Oder ist’s zerronnen?
2.
Gottes Wort ist dir vertraut
Und zum Heil gegeben;
Hat dich solches auch erbaut?
Hast du Licht und Leben?
Denn Gott sucht
Seine Frucht,
Er will ganz beflissen
Es bewahret wissen.
3.
Wohl uns, wenn das Lebenswort
Reichlich bei uns wohnet;
Weil der Geber hier und dort
Das so reich belohnet.
Denn noch hier
Wird Er dir
Immer weiter geben,
Dort Sein Licht und Leben.
4.
Aber was ist dem gedroht,
Der das Wort verschwendet?
Er fällt tiefer in den Tod,
Wird noch mehr verblendet,
Und hernach,
Folgt die Rach’,
Ihm wird nichts gegeben,
Weder Licht noch Leben.
5.
Jesu! Dein Wort sei mein Licht,
Lebe mir im Herzen;
Laß mich Deine Gabe nicht
Ungebraucht verscherzen.
Kommst Du an,
Gib alsdann,
Weil es doch Dein Wille,
Licht- und Lebensfülle.
Gehe in dein Kämmerlein, und schleuß die Thüre zu, und bete zu deinem Vater im Verborgenen, und dein Vater, der in das Verborgene siehet, wird dir’s vergelten öffentlich. Matth. 6,6.
Zur Zeit Christi gab es viele Heuchler, welche gern standen und beteten in den Schulen, und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen würden; Christus aber sagte von ihnen: wahrlich Ich sage euch, sie haben ihren Lohn dahin, V. 5., und gab hernach einem Jeden den Rath, in sein Kämmerlein zu gehen, und da im Verborgenen zu beten. Nicht nur der eitle Ehrgeiz, den man bei dem öffentlichen Beten nähren konnte, sondern auch die Gefahr vor der Zerstreuung des Gemüths, und die Furcht, daß Andere durch das vertrauliche Ausschütten des Herzens vor Gott geärgert werden könnten, macht diesen Rath nothwendig. Christus selbst war kurz vorher, ehe Er diesen Rath gab, auf einen Berg gegangen, zu beten, und über Nacht im Gebet zu Gott geblieben, Luk. 6,12. Ein andermal ließ Er Seine Jünger und das Volk von Sich, und stieg auf einen Berg allein, daß Er betete, Matth. 14,23. Auch am Oelberg riß Er Sich bei einem Steinwurf weit von Seinen Jüngern weg, da Er beten wollte. Doch muß man aus diesem Allem kein fleischliches Gebot machen, sondern auf den Zweck sehen, welcher oft auch durch ein öffentliches Gebet erreicht werden kann, wenn nur der Ehrgeiz und die Zerstreuung des Gemüths davon abgesondert wird. Christus hat selber das unvergleichliche Gebet, das Joh. 17. steht, vor Seinen Jüngern gesprochen, und Matth. 18,19. gesagt: wo zween unter euch Eins werden auf Erden, warum es ist, das sie (gemeinschaftlich) bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von Meinem Vater in dem Himmel. Auch ist schon zu der Apostel Zeit der öffentliche Gottesdienst nicht ohne ein öffentliches Gebet gehalten worden, wie aus 1 Kor. 11,4.14,13.14.15. 1 Tim. 2,8. zuschließen ist. Die Hauptsache bei dem Gebet ist, daß man durch den Geist der Kindschaft, welcher auch ein Geist der Gnade und des Gebets ist, angetrieben werde, zu Gott als einem Vater zu beten. Wenn man nun vertrauliche Bitten vorzutragen hat, bei welchen Andere nicht mit anstehen können, oder man schwach und blöde ist, und bei einem öffentlich verrichteten Herzens-Gebet in der Gefahr stünde, durch Ehrgeiz oder Zerstreuung die Gebetskraft zu verlieren, so soll man in sein Kämmerlein gehen, die Thüre hinter sich zuschließen, und zu seinem Vater im Verborgenen beten, oder auch einen andern einsamen Ort zum Beten erwählen. Der Vater aber, der in’s Verborgene siehet, wird einem solchen Beter sein Gebet öffentlich vergelten. Er wird sein Gebet erhören und gewähren. Er wird ihm geben, was er bittet, ihn finden lassen, was er sucht, und ihm aufthun, wenn er anklopft. Er wird ihm als ein Vater gute Gaben, welche alle in der Gabe des Heiligen Geistes zusammen gefaßt sind, geben, und diese Gabe wird alsdann durch gute Werke ihren Schein vor den Leuten von sich geben, damit der Vater im Himmel darüber gepriesen werden könne. Am jüngsten Tage aber wird Er einen solchen Beter, der sich durch die Welt durchgebetet und in den Himmel hinein gebetet hat, öffentlich rühmen, und durch die Stellung zur Rechten Jesu, und durch die Mittheilung einer überschwenglichen Herrlichkeit ehren. Auch heute will ich zu dem Vater im Himmel beten. Er wird meine Bitten um Seines Sohnes willen nicht verschmähen.
Mel.: Schwing dich auf etc.
1.
Wenn ich in mein Kämmerlein
Mich beschämt verschlossen,
Siehet Gott doch da hinein,
Ihm nur laß ich’s offen;
Ihm, dem Vater, sag’ ich dann,
Was mein Herz will kränken,
Was ich Niemandsagen kann,
Was ich kaum darf denken.
2.
O da bricht mein Herz herfür
In geheimen Bitten,
Dir will, sagt es, ich will Dir
Mich nun ganz ausschütten;
Sieh’ mein Herz, es tröpfelt nicht,
Denn es wird zur Quelle,
Und vor Deinem Angesicht
Fließt es Alles helle!
3.
Endlich wird ein Dank daraus,
Wenn ich ausgeweinet,
Und mein Herz wird wie ein Haus,
Dem die Sonne scheinet.
O da ist dem Herzen wohl,
Weil Gott Trost gewähret,
Und Er gießt mir wieder voll,
Was ich ausgeleeret.
Derselbige, der Christum von den Todten auferwecket hat, wird auch eure sterblichen Leiber lebendig machen, um deßwillen, daß Sein Geist in euch wohnet. Röm. 8,11.
Der Geist Gottes wohnt in den Glaubigen, und dieser Geist ist auch der Geist Christi; denn so fließt die Rede Pauli nach einander: ihr seid nicht fleischlich, sondern geistlich, so anders Gottes Geist in euch wohnet, wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht Sein, V. 9. Da nun Paulus hernach weiter hätte sagen können: so aber der Geist Christi in euch ist u.s.w., so sagt er: so aber Christus in euch ist (weil Er nämlich selber ist, wo Sein Geist ist), so ist er, der Leib, zwar todt um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen. Die Inwohnung Christi und Seines Geistes heiligt also den Leib, hebt aber die sterbliche Beschaffenheit desselben nicht auf: hingegen ist der durch die Wiedergeburt in der Seele entstandene Geist lauter Leben, und zwar unzerstörliches Leben, und dieses Leben ist da wegen der Gerechtigkeit, die dem Glauben zugerechnet worden. Nun kommt Paulus wieder zurück auf die Rede vom Geist, und sagt: so der Geist deß, der Jesum von den Todten auferwecket hat, in euch wohnet, so wird auch derselbe, der Christum von den Todten erwecket hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen, um deßwillen, daß Sein (nämlich Christi) Geist in euch wohnet. Der göttliche Geist also, der ein Geist des Vaters und des Sohnes ist, wohnet in den Glaubigen. Weil Er aber in ihnen wohnet, so wird der Vater unsers HErrn Jesu Christi ihre sterblichen Leiber lebendig machen; denn es gebührt sich nicht, daß ein Leib, welcher ein Tempel des Heiligen Geistes gewesen war, todt bleibe: auch gebühret es sich nicht, daß diejenigen, in denen der Geist Christi wohnet, an Seinem Leben, das Er bei Seiner Auferstehung angenommen hat, keinen Antheil haben. Nein, sondern weil Christus durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt worden ist, und nun nach Seiner ganzen menschlichen Natur ewiglich lebet, so müssen auch diejenigen, die Seinen Geist empfangen haben, und durch denselben Geist mit Ihm, wie Glieder mit ihrem Haupt, verbunden sind, nach ihrer ganzen menschlichen Natur ewiglich mit Ihm leben. Ein Kind Gottes hat also etwas in sich, das nicht stirbt, und dieses ist der Geist: dieser Geist ist lauter Leben. Nach demselben wird das Wort Christi, Joh. 11,26., an ihm erfüllt: wer da lebet und glaubet an Mich, wird nimmermehr sterben. Ein Kind Gottes hat aber auch etwas Sterbliches an sich, und dieses ist sein Leib, welcher ungeachtet der Begnadigung und der Inwohnung des Heiligen Geistes wegen der Sünde sterben muß. Aber auch diesen wird der Vater unsers HErrn Jesu Christi lebendig machen, denn Er hat alle Seine Kinder dazu bestimmt, daß sie dem Ebenbild Seines Sohnes, der auferstanden ist, und nun ewig lebt, gleich werden, auf daß derselbe der Erstgeborne unter vielen Brüdern sei, Röm. 8,29. Der Erstling des Heiligen Geistes, den sie hier schon empfangen haben, vergewissert sie davon durch Seine Inwohnung, und durch die Zueignung der göttlichen Verheißungen.
Mel.: Mein Gott das Herz etc.
1.
Hat Gott uns Jesum auferweckt
Durch Seine Herrlichkeit,
So wird der Christ nicht mehr erschreckt,
Wenn gleich der Tod ihm dräut.
2.
In Christo sind die Glaubigen,
In ihnen wohnt Sein Geist;
So können sie hinüber seh’n,
In das, was Leben heißt.
3.
Weil Jesus lebt, so leben wir,
Als mit Ihm aufgewacht,
Und geh’n einst aus dem Staub herfür
Durch Seines Vaters Macht.
4.
Wie unser Leib schon in der Zeit
Des Geistes Tempel war,
So bleibt er ferner Gott geweiht
Zum Dienst auf immerdar.
5.
Und fällt der alte Bau gleich ein:
Er baut ihn wieder neu,
Daß er soll ewig herrlich sein,
Und vom Zerstören frei.
6.
Ward Jesus, unser HErr und Christ,
Lebendig und verklärt,
So wird’s, weil Sein Geist in uns ist,
Auch uns’rem Leib gewährt.
7.
O Hoffnung, wie bist du so groß!
Wie groß ist unser Heil!
Die Ehre, die das Haupt genoß,
Wird auch dem Leib zu Theil.
8.
Dein bin ich, Jesu, ich bin Dein,
Laß an dem Auferstehn
Mich Deinen Mitgenossen seyn;
Sprich nur, so wird’s geschehn!
9.
Es wohne nur Dein Geist in mir,
Den ich vom Vater hab’,
So sorg’ ich weiter nicht dafür;
Man trage mich zu Grab!
Ein Mensch siehet, was vor Augen ist, der HErr aber siehet das Herz an. 1 Sam. 16,7.
Wenn ein Mensch die Verstellung nicht mit allem Fleiß gelernt hat, so kann man seine herrschende Neigung, oder dasjenige Gute oder Böse, was bei ihm in einem vorzüglichen Grad sich befindet, oder auch einen Affect, worein er gerathen ist, aus seinen Augen, aus seinem ganzen Angesicht, und aus seinen Geberden und Bewegungen erkennen. Von Kain wird gesagt, daß seine Geberde sich verstellt habe, da er einen Grimm wider seinen Bruder gefaßt hatte. Salomo sagt Spr. Sal. 6,12.13.: ein loser Mensch, ein schädlicher Mann gehet mit verkehrtem Munde, winket mit den Augen, deutet mit Füßen, zeiget mit Fingern. Ebendaselbst redet er V. 17. von hohen oder stolzen Augen, deren er auch K. 21,4. 30,13. Meldung thut. Spr. 17,24. sagt er: ein Verständiger geberdet sich weislich: ein Narr wirft die Augen hin und her. Sirach sagt K. 26,12.: ein hurisch Weib kennt man bei ihrem unzüchtigen Gesicht, und an ihren Augen. Bei einem großen Schrecken können die Angesichter bleich (Joel 2,6.), und feuerroth werden (Jes. 13,8.). Wenn eine heitere Freundlichkeit aus dem Angesicht herausleuchtet, so heißt sie das Licht des Angesichts (Hiob 29,24.). Die Scham leuchtet aus dem Angesicht heraus, und alsdann schämt sich das Angesicht, Jes. 29,22., und der Mensch mag seine Augen nicht aufheben, Luk. 18,13. Ein starkes oder festes Angesicht aber hat derjenige, der ohne Rührung seiner Seele, folglich auch ohne Veränderung des Angesichts grausam sein, und andere schändliche Dinge thun kann,5 Mos. 28,50. Dan. 8,23. Salomo sagt Pred. 8,1.: die Weisheit des Menschen macht sein Angesicht heiter, die Festigkeit, oder Schamlosigkeit aber des Angesichts verändert es. Moses und David werden in der heiligen Schrift wegen ihrer Bildung gepriesen, Ap. Gesch. 7,20. 1 Sam. 16,12. An der Gestalt des Eliab, des erstgebornen Bruders Davids, meinte der Prophet Samuel Kennzeichen eines Menschen wahrzunehmen, welcher tüchtig wäre, Israels König zu werden: allein der HErr sagte zu ihm: siehe nicht an seine Gestalt, noch seine große Person: Ich habe ihn verworfen. Denn es gehet nicht, wie ein Mensch siehet: ein Mensch siehet, was vor Augen ist, der HErr aber siehet das Herz an. Das Herz oder das Innerste der Seele ist also verborgener als die Gestalt des Menschen, und faßt noch viel mehr in sich, als aus dieser herausleuchtet. Es ist das (natürliche) Herz ein trotzig und verzagt Ding, wer kann’s ergründen: Ich der HErr kann das Herz ergründen, und die Nieren (verborgene Begierden) prüfen, und gebe einem Jeglichen nach seinem Thun, nach den Früchten seiner Werke, Jer. 17,9.10. Daraus folgt aber, daß wir uns auf unser Urtheil von einem Menschen, den wir nach dem Ansehen schätzen, nicht allzusehr verlassen sollen. Es kann etwas jetzt nicht aus seinem Angesicht herausleuchten, doch aber in seinem Herzen auch ohne sein Wissen verborgen liegen, bei der nächsten Gelegenheit aber aufwachen, aufsteigen, und alsdann auch an seiner Gestalt sichtbar werden; da dann unser Urtheil zu Schanden gemacht ist. Weil auch Gott unser Herz ansieht, sollen wir uns nicht auf unsere gute Meinung von uns selbst verlassen, sondern den HErrn bitten, daß Er uns unsere Herzen aufdecke, und sie läutere, damit der Rath derselben immer gut und lauter sei. Auch sollen wir die Wege und Gerichte Gottes nie tadeln, denn sie sind nach der uns verborgenen Beschaffenheit der Herzen eingerichtet.
Mel.: Nun ruhen alle Wälder.
1.
Der Mensch hat kurze Augen,
Die nicht zu sehen taugen,
Was in dem Herzen brennt.
Gott kann die Herzen prüfen
Und schaut in ihre Tiefen;
Kein Herz kennt sich, wie Gott es kennt.
2.
Dieß macht ein Herz zufrieden,
So oft wir fast ermüden
Vom Urtheil dieser Welt.
Laß mich die Menschen richten,
Bald loben, bald zernichten,
Wenn Dir, mein Gott, mein Herz gefällt.
3.
HErr, Dir gebührt die Ehre,
Daß nur das Herz begehre,
Dir offenbar zu sein;
Nur Dir wohl zu gefallen,
Vor Deinem Aug’ zu wallen;
Denn Du bist Gott, das Herz ist Dein.
4.
Mach’ Du mein Herz alleine
Im Blut des Lammes reine
Und also sieh’ es an,
Und laß es Dir auf Erden
Zum Lob geheiligt werden,
Bis ich dich himmlisch loben kann.
Gelobet sei Gott und der Vater unsers HErrn Jesu Christi, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal. 2 Kor. 1,3.
Von dem Edomiter Doeg weissagte David Ps. 52,9., die Gerechten werden nach dem Unglück, welches Gott über ihn kommen lassen werde, sagen: siehe, das ist der Mann, der Gott nicht für seinen Trost hielt, sondern verließ sich auf seinen großen Reichthum, und war mächtig, Schaden zu thun; Ps. 49,19., aber wird von einem Weltmenschen gesagt: er tröstet sich dieses guten Lebens, und preiset’s, wenn Einer nach guten Tagen trachtet. Wie aber, wenn derjenige, der sich auf seinen Reichthum verlassen hatte, zerstört, zerschlagen, und aus dem Land der Lebendigen ausgerottet wird (Ps. 52,7.), und wenn das gute Leben, dessen sich leichtsinnige Menschen trösten, in ein kümmerliches Leben verwandelt wird, oder die guten Tage, nach denen sie trachten, vor ihnen fliehen; oder wenn sie auch nach dem Genuß einiger guter Tage sterben, und ihren Vätern nachfahren müssen? Alsdann ist nichts übrig, als ein trostloser Gram, eine zornige Ungeduld, und endlich eine völlige Verzweiflung. Zu Schanden müssen also werden die losen Verächter: freuen aber müssen sich zuletzt und zu ehren kommen Alle, die sich zu Gott und dem Vater unsers HErrn Jesu Christi, zu dem Vater der Barmherzigkeit und dem Gott alles Trostes wenden. Er läßt zwar Trübsal über Seine Kinder kommen, bleibt aber doch der Vater der Barmherzigkeit, und tröstet sie als der Gott alles Trostes in aller ihrer Trübsal. Nach dem Willen des Fleisches und der Vernunft sollte die Trübsal nicht kommen, denn sie dünket Niemanden, wenn sie das ist, Freude zu sein: sie muß aber kommen, denn Gott hat von Ewigkeit beschlossen, daß Seine Kinder durch viel Trübsal in Sein Reich eingehen sollen, und daß sie mit Christo leiden sollen, ehe sie mit Ihm zur Herrlichkeit erhoben werden. Dabei können sie aber Gott und den Vater unsers HErrn Jesu Christi, der auch ihr Vater ist, loben, weil Er sie Seiner Liebe, Seiner treuen Vorsorge, Seiner Alles wohlmachenden Weisheit, des Beistandes des Heiligen Geistes, und der himmlischen Ruhe und Freude, in welche sie bald versetzt werden sollen, versichert. Hier soll aber der Mensch nicht sagen: wohlan, ich weiß solche Trostsprüche, und finde sie in meiner Bibel und in andern Büchern. Es fehlt mir also nicht. Wenn nach den guten Tagen eine Trübsal kommt, so kann ich mich selber trösten. Nicht also, mein lieber Mensch, sondern gib Gott die Ehre, und bekenne, daß Er es sei, der in der Trübsal tröste. Er hat nämlich nicht nur die Trostsprüche den Propheten und Aposteln eingegeben, daß sie dieselben haben schreiben können, sondern eignet sie auch jetzt durch Seinen Geist den Leidenden zu, daß sie ihnen einen kräftigen Eindruck zu ihrer Stärkung und Beruhigung geben. Wenn wir mit Seinem Wort eigenwillig umgehen, und uns selbst damit trösten wollen, so läßt Er uns bei dem Vorrath der Wissenschaft dürr und leer bleiben, bis wir zu Ihm schreien, wie ein Hirsch nach frischem Wasser schreiet, und ihn um ein kräftiges Wörtlein bitten. In diesem Sinne betete Jeremias zu dem HErrn: nahe Dich zu mir, wenn ich Dich anrufe, und sprich: fürchte dich nicht, Klagl. Jer. 3,57., und David Ps. 119,82.: nun HErr, meine Augen sehnen sich nach Deinem Wort, und sagen: wann tröstest Du mich?
Mel.: O Jerusalem, du Schöne.
1.
Gott! wie tröstlich ist Dein Name,
Gott des Trostes heißest Du;
Da ich oft in Trübsal kame,
Sprachst Du mir so herzlich zu;
Und ich fühlte wohl dabei,
Daß Dein Trösten göttlich sei.
2.
Deinem Trost kann’s stets gelingen,
Menschentrost dringt wenig ein;
Soll ein Trost das Herz durchdringen,
Muß er ja lebendig sein;
Dieser nützt in aller Noth,
Letztens dient er auch im Tod.
3.
Denn Du tröstest mit Vergeben
Und mit Deiner Vatershuld,
Ja mit einem bessern Leben;
Darin krönst Du die Geduld,
Wischest, wo es Thränen gab,
Thränen von den Augen ab.
4.
Setzt mir oft in manchem Grade
Hier auch Angst und Trübsal zu,
Stille mich mit Deiner Gnade,
Mit dem Himmel und der Ruh’;
Wenn uns solcher Trost erscheint,
Ist es gar bald ausgeweint.
5.
Tröst’ mich in den letzten Zügen
Mit dem Blut, das mich versühnt,
Mit dem Wort, durch das wir siegen,
Mit der Palme, die uns grünt,
Und vor Deinem Angesicht
Mit dem Erbtheil in das Licht!
Es ist das Wohlgefallen gewesen, daß Alles durch Ihn versöhnet würde zu Ihm selbst, es sei auf Erden, oder im Himmel, damit daß er Friede machte durch das Blut an Seinem Kreuz durch Sich selbst. Kol. 1,19.20.
In diesen Worten wird die Versühnung, die durch Christum ausgerichtet worden ist, nach ihrem größten Umfang beschrieben. Es ist das Wohlgefallen Gottes gewesen, daß in Christo alle Fülle (der Gottheit) wohne, oder daß derselbige voll sei von Gnade und Wahrheit, Licht und Leben, daß Er nicht nur alles Gute ohne Maß habe, und selber genieße, sondern auch Alles ausrichten könne, und überdieß Andere aus Seiner Fülle, aus seinem Reichthum und Ueberfluß empfangen können, was sie bedürfen, ohne daß Sein unerforschlicher Reichthum vermindert würde. Weil nun alle Fülle in Christo wohnet, so konnte Er auch eine große Versöhnung ausrichten, welche Alles in sich faßt; und es ist das Wohlgefallen Gottes gewesen, daß Alles durch Ihn versöhnet würde zu Ihm, daß nämlich dieses Alles wieder Gott zugeführt und unterworfen, und mit Gott vereinigt würde, nämlich eine jegliche Klasse der Geschöpfe, nach ihrer Ordnung und Maß. Paulus theilt dieses Alles in zwei Theile ein, und sagt, es sei sowohl dasjenige, das auf der Erden, als auch dasjenige, das in den Himmeln ist. So theilte Moses die ganze Welt ein, da er sagte: im Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Auf der Erde leben Sünder, die Erde ist von Gott um der Sünde willen verflucht worden (1 Mos. 5,29.), und alle Geschöpfe unter der Sonne sind der Eitelkeit oder einem Dienst, welcher sie aufreibet, wider ihren Willen oder natürlichem Trieb unterworfen. In den Himmel ist freilich keine Sünde, kein Fluch und keine Eitelkeit eingedrungen: aber der reine Himmel stand mit der unreinen Erde gleichsam in einer Zwietracht, und konnte sich an dieselbe nicht anschließen, oder keine Gemeinschaft mit derselben haben. Christus aber hat Alles versöhnet, sowohl das auf Erden, als auch das im Himmel ist, damit daß Er Friede machte durch das Blut an Seinem Kreuz durch Sich selbst. Durch Sich selbst hat Er Alles versöhnet, so daß Er keinen Fremden und kein fremdes Mittel dazu brauchte. Er hat aber so Alles durch Sich selbst versöhnet, daß Er durch das Blut an Seinem Kreuz Friede machte. Wie kostbar und wirksam ist also Sein vergossenes Blut! Wie wirksam und heilsam Sein Tod am Kreuz! Die Folge davon ist Friede auf Erden, Luk. 2,14., und Friede im Himmel, Luk. 19,38., oder eine neue Harmonie zwischen Himmel und Erde. Die Sünder, welche die Versöhnung durch den Glauben empfangen, gelangen zum Frieden Gottes, werden in’s himmlische Wesen nach der Hoffnung, und endlich nach dem wirklichen Besitz und vollen Genuß versetzt: alle Feinde werden zum Schemel der Füße Jesu gelegt, und der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod. So wird endlich Alles, was im Himmel und auf der Erde ist, in Christo zusammengefaßt unter Ein Haupt, Eph. 1,10. Wir haben uns nun zu bestreben, daß wir durch die Versöhnung, die durch Christum ausgerichtet worden, ein Erstling der Kreatur werden, und weit über das Schicksal Seiner Feinde erhaben, heilig und unsträflich und ohne Tadel vor Christo unserem HErrn und Bräutigam dargestellt werden (Kol. 1,22.), und zur allerseligsten, ewigen und innigsten Gemeinschaft mit Gott gelangen.
Mel.: O Durchbrecher aller Bande.
1.
Herz, du mußt von Loben wallen,
Ja von Gottes Lob allein,
Daß nach Seinem Wohlgefallen
Alles soll versöhnet sein;
Alles das, was auf der Erden,
Alles was im Himmel ist,
Soll zu Gott versöhnet werden,
Und allein durch Jesum Christ.
2.
Auch ich armer Wurm von Staube,
Auch ich soll Versöhnung seh’n;
Die Versöhnung, die ich glaube,
Ist durch Christum mir gescheh’n.
Mir auch ist Sein Blut beschieden,
Mir auch kommt Sein Kreuz zu gut;
Frieden hab’ ich, ich hab’ Frieden,
Jesu, durch Dein Opferblut.
3.
Wall’ im Frieden, meine Seele,
Voll von dem Versöhnungsruhm,
Sing’ aus der versöhnten Kehle
Von des Heilands Priesterthum,
Der auf Erden troff von Blute,
Und trug Blut zum Himmel in.
Wem auf Erden wohl zu Muthe,
Dem wird wohl im Himmel sein.
Dieweil wir denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: ich glaube, darum rede ich; so glauben wir auch, darum reden wir auch. 2 Kor. 4,13.
Paulus schrieb Tit. 1,10.11., es gebe viel freche und unnütze Schwätzer, und Verführer, welchen man das Maul stopfen müsse, die da ganze Häuser verkehren, und lehren, das nicht tauge, um schändlichen Gewinns willen, und Judas redet V. 11. von Leuten, die in den Irrthum Bileams fallen, folglich böse Räthe zum Sündigen geben, um Genießens willen. Röm. 2,18-1. aber ist von Leuten die Rede, welche den Willen Gottes wissen, und Andere (die Wahrheit) lehren, sich selber aber nicht lehren. Alle diese Leute reden, und haben den Geist des Glaubens nicht. Der Geist des Glaubens lehret die Wahrheit reden, von welcher man selber überzeugt ist, und die man sich selber zu Nutze machet. Er stärkt auch den Redenden, daß er nicht schweigt, ob er schon wegen seiner Reden sehr geplagt wird, wie Ps. 116,10. hinzugesetzt wird. Der Trost, den sich Paulus durch den Geist des Glaubens vorhielt, und den sich ein jeder Zeuge der Wahrheit vorhalten darf, ist dieser: wir wissen, daß der, so den HErrn Jesum hat auferweckt, wird uns auch auferwecken durch Jesum, 2 Kor. 4,14., und dieser: unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig, V. 17.18.
Niemand denke, daß der Geist des Glaubens, der zum Reden tüchtig macht, nur denen, die im Predigtamt stehen, unentbehrlich sei, denn ein jeder Christ ist schuldig, den Namen Jesu vor den Menschen zu bekennen. Es gibt auch Fälle, da man Ihn entweder bekennen, oder verleugnen muß. Wie blöd sind aber Viele! Wie sehr fürchten sie die Schmach und Ungunst der Menschen! David sagt Ps. 119,15.46.: ich rede, was Du befohlen hast, und schaue auf Deine Weg. Ich rede von Deinen Zeugnissen vor Königen, und schäme mich nicht. Der 116. Psalm, aus welchem Paulus die obenstehenden Worte angeführt hat, ist ein Theil des Lobgesangs, welchen Christus vor Seinem Gang in den Garten Gethsemane, wo Sein letztes Leiden anfing, mit Seinen Jüngern gesprochen hat. Wie vollkommen taugen die Worte für Ihn: ich glaube, darum rede ich, ich werde aber sehr geplagt. Er hatte immer frei öffentlich gelehrt und geredet, was Er glaubte, ob Er schon deshalb geschmähet wurde. Auch in Seinem letzten Leiden redete Er noch, und legte vor dem jüdischen Rath und vor dem Pilatus ein gutes Bekenntniß von Sich selbst, als dem Sohn Gottes, und dem König Israels ab, ob Er schon wußte, daß wegen desselben das Todesurtheil über Ihn werde ausgesprochen werde. Er gebe uns von Seinem Geist, daß Er uns als ein Geist des Glaubens reden lehre, wo es nöthig ist, und die Furcht vor denen, die den Leib tödten, die Seele aber nicht tödten mögen, aus unsern Seelen wegnehme. Ohne den Geist des Glaubens stellt man sich der Welt gleich, redet, was ihr gefällt, billigt, was sie thut, lobt, was sie lobt, tadelt, was sie tadelt, und die Gunst, die man dadurch bei ihr erlangt, ist der Lohn, den man dahin nimmt. Wie wird man aber erschrecken, wenn der HErr Jesus, dessen man sich unter dem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht geschämt hatte, in der Herrlichkeit Seines Vaters mit den heiligen Engeln kommen wird!
Mel.: O Gottes Sohn, HErr Jesu etc.
1.
Ich glaube, darum rede ich:
Wer darf den Mund mir stopfen?
Es red’t ja Christi Blut für mich
Durch die Verführungstropfen;
Mein Herz glaubt sich durch diese rein,
So darf mein Mund auch offen sein,
Daß ich von Gnade sage.
2.
Ich glaube, darum rede ich.
Den HErrn will ich bekennen;
Ficht Welt und Satan wider mich,
Sie werden mich nicht trennen;
Ist Gott für mich und Jesus Christ,
So soll mich nichts, auch was es ist,
Von Seiner Liebe scheiden.
3.
Ich glaube, darum rede ich.
Bin ich auch schwach im Beten,
So red’t der Glaubensgeist für mich,
Der kann uns hoch vertreten;
Und weiß ich selber oft nicht was,
Wie sich’s geziemt, so thut Er das
Durch unaussprechlich Seufzen.
4.
Ich glaube, darum rede ich,
So daß ich meine Seele,
Verläßt gleich meine Zunge mich,
In Gottes Hand befehle.
Ist da des Glaubens Ende schon,
So laß mich HErr vor Deinem Thron
Auch in dem Schauen reden!
Daß ich hineingehe zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist. Ps. 43,4.
So bald David König über das ganze Volk Israel war, ließ er die Lade Gottes, deren man zu Sauls Zeit wenig achtete, von Kiriath Jearim auf den Berg Zion tragen, und richtete den Gottesdienst mit größtem Fleiß an, den er sich auch zur großen Erquickung seines Geistes zu Nutz machte. Da er nun hernach von seinem gottlosen Sohn Absalom und dessen Anhang, den er Ps. 43,1. ein unheiliges Volk nannte, vertrieben wurde, so that ihm die Entfernung von der Lade und dem Altar Gottes sehr weh. Sein königliches Haus, seine schöne Residenz, und was er Liebliches zu Jerusalem hatte, wollte er gern entbehren, aber dieses wünschte er, daß ihn das Licht und die Wahrheit Gottes leiten, und zu Seinem heiligen Berg und zu Seiner Wohnung bringen möchten, daß er hinein gehen könne zu dem Altar Gottes, zu dem Gott, der seine Freude und Wonne war. Wenn also David zu dem Altar Gottes hinein ging, so ging er zu dem Gott hinein, der seine Freude und Wonne war. Er wußte wohl, daß Gott allgegenwärtig sei, und hat solches Ps. 139. und anderswo selber bezeugt. Er hat auch in der Flucht vor Saul und Absalom, da er vom Altar Gottes entfernt war, zu Gott gebetet, und gewußt, daß Er ihm nahe sei und ihn erhöre; allein bei dem Altar empfand er die Gegenwart Gottes viel merklicher als anderswo, weil Gott nach Seiner Verheißung über der Bundeslade wohnte, folglich Seine Gegenwart den wahrhaftigen Anbetern zu empfinden gab, wenn sie nahe bei der Bundeslade beteten. Deßwegen gingen auch die rechtschaffenen Israeliten gern in die Stiftshütte und hernach in den Tempel zu beten, und Gott nannte selbst den Tempel nicht eben ein Opferhaus, sondern ein Bethaus für alle Völker, Jes. 56,7. Luk. 19,46. Der HErr Jesus selbst liebte den Tempel, und hielt sich gern darin auf.
Jetzt ist kein solcher Tempel auf Erden, und wenn wir je einen Ort suchen wollten, wo die Gegenwart des Sohnes Gottes vorzüglich gespürt würde, so müßten wir einen solchen suchen, wo Zwei oder Drei oder Mehrere versammelt sind in Seinem Namen, oder wo Sein Evangelium verkündigt, und die Taufe und das heilige Abendmahl gehalten wird. Wenn man aber auch Gott in der Einsamkeit anbeten will, so hat man nicht nöthig, auf diesen oder jenen Berg, an diesen oder jenen Ort zu gehen, sondern man soll nur den ewigen Gott, der ein Geist ist, im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wer in sein Kämmerlein geht, um darin so anzubeten, geht hinein zu Gott, oder nahet zu Gott, und empfindet, daß Gott lebendig, gut, freundlich, heilig sei, und daß Er das Herz von seiner Schwermuth befreien, und mit Sich selbst erfreuen könne. Eine solche Viertelstunde ist besser als viele Tage, die man im Geräusch der Welt zubringen muß.
Läßt sich aber das göttliche Wesen auf eine so erquickliche Weise von uns empfinden, wenn wir auf Erden als im Vorhof stehen, und im Glauben zu Ihm nahen, was wird’s sein, wenn wir vor Seinem Thron stehen, Seine Herrlichkeit sehen, und Ihm in Seinem himmlischen Tempel Tag und Nacht dienen werden? Welchen Genuß der göttlichen Güte wird das neue Jerusalem in sich fassen! Lasset uns jetzt das von Christo erworbene Gnadenrecht des Zugangs zu Gott unter dem Beistand des Heiligen Geistes fleißig brauchen, so wird uns der HErr Jesus dereinst zu Sich nehmen, daß wir ewiglich seien, wo Er ist.
Mel.: Wie schön leucht’t uns etc.
1.
Was freut mich noch, wenn Du’s nicht bist,
HErr Gott, der doch mir Alle ist,
Mein Trost und meine Wonne?
Bist Du nicht Schild, was decket mich?
Bist du nicht Licht, wo finde ich
Im Finstern eine Sonne?
Keine Reine Wahre Freude,
Auch im Leide,
Auch für Sünden,
Ist, HErr, außer Dir zu finden.
2.
Was freut mich noch, wenn Du’s nicht bist,
Mein HErr, Erlöser, Jesu Christ,
Mein Friede und mein Leben?
Heilst Du mich nicht, wo krieg’ ich Heil?
Bist Du nicht mein, wo ist mein Theil?
Gibst Du nicht, wer wird geben?
Meine Eine Wahre Freude,
Wahre Waide,
Wahre Gabe
Hab’ ich, wenn ich Jesum habe.
David ist, da er zu seiner Zeit gedienet hatte dem Willen Gottes, entschlafen. Ap. Gesch. 13,36.
Einem jeden Menschen ist eine gewisse Zeit zum irdischen Leben bestimmt, und in dieser Zeit soll er dem Willen Gottes dienen. Was vorher geschehen ist, darf er nicht verantworten, und was nach ihm geschehen wird, auch nicht, in so fern es keine Nachwirkungen seiner Sünden sind. Wenn aber der Mensch zu seiner Zeit dem Willen Gottes dient, so thut er das Seinige, und darf sich nicht darüber kränken, wenn schon dasjenige, was er nach dem Willen Gottes anrichtet, von den Nachkommen verachtet und zerstört wird. David brachte als ein treuer weiser König, als ein Mann nach dem Herzen Gottes, als ein Kriegsheld, der im Glauben handelte, Propheten an seinem Hof hatte, und selber ein Prophet war, das Reich Israels in eine gute Ordnung und in einen großen Flor: es fielen aber zur Zeit seines Enkels zehn Stämme undankbarer Weise von seinem Haus ab, und beide Reiche, Juda und Israel, sanken zuletzt bis zur Zernichtung herab. Er richtete den Gottesdienst trefflich an: er wurde aber von den Nachkommen vernachläßigt, ja zuweilen mit dem Götzendienst verwechselt. Er sammelte einen großen Schatz zu dem Bau des Tempels: dieser Schatz wurde aber hernach zerstreuet, und der Tempel verbrannt. Dessen ungeachtet hat David wohl gethan, daß er zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient hat. Sein Gnadenlohn wird am Tag Jesu Christi groß sein: auch ist die Frucht seiner Anstalten geblieben, und hat sich durch alle hernach erfolgten Veränderungen durchgeschlagen, obschon die Anstalten selber keine beständige Dauer gehabt haben. Salomo bezeugt Pred. 2,18.21., daß auch dieses ein Beweis der Eitelkeit aller Dinge, die unter der Sonne sind, sei, daß ein Mensch dasjenige, was er erarbeitet hat, einem Menschen hinterlassen müsse, von dem er nicht wisse, ob er weise oder toll sein werde, und daß überhaupt ein Jeder dasjenige, was er mit Weisheit, Vernunft und Geschicklichkeit gethan hat, einem Andern zum Erbtheil lassen müsse, der nicht daran gearbeitet hat. Er bekennt auch, daß ihn solches verdrossen habe. Allein obschon hieraus folgt, daß Niemand an seinen eigenen Werken sich abgöttisch ergötzen, und sich eine fortwährende Dauer derselben, oder auch Dank und Ruhm bei den Nachkommen versprechen dürfe, so soll ein Jeder in der Einfältigkeit seines Herzens zu seiner Zeit dem Willen Gottes dienen, in Christo leben, und seine Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit hergeben. Aus den verbundenen Bemühungen vieler Knechte Gottes entsteht derjenige Zustand, welchen die Kirche Gottes auf Erden und im Himmel erreichen soll, wiewohl Keiner weiß, wie viel seine Bemühung dazu beitrage. Keiner soll sich aber entziehen und sein Pfund vergraben. Gott hat viele und vielerlei Knechte, deren jedem Er sein Pfund oder seine Gnadengabe gibt und sein eigenes Geschäft anweist. Wer dem Willen Gottes zu seiner Zeit dient, wird einen ewigen Gnadenlohn empfangen.
Mel.: Nun ruhen alle Wälder.
1.
Die Zeiten, die wir leben,
Sind uns von Gott gegeben,
Nicht nur so hinzufliehn;
Der Ewigkeiten König
Gibt’s, daß man unterthänig
Ihm, Gott, und Seinem Willen dien’.
2.
Die Tage sind verloren,
Worin man wie die Thoren
von Gott im Herzen spricht,
Dem theuren Wort nicht glaubet,
Und seinem Fleisch erlaubet,
Was nur den Zorn häuft zum Gericht.
3.
Ach Schöpfer meines Lebens!
Schaff’, daß ich nicht vergebens
In diesem Leben bin;
Lehr’ mich in Deinem Willen
Nur meine Zeit erfüllen,
So fahr’ ich nicht verloren hin.
4.
Mach’, Christum zu erkennen,
Ihn meinen HErrn zu nennen,
Mich durch den Geist getreu;
So kannst Du meinem Leben,
Mein Gott, ein Zeugniß geben,
Daß es nach Deinem Herzen sei.
5.
So kann kein Grab mir schaden;
Denn der gewissen Gnaden
Kann ich versichert sein;
Und bin ich dann entschlafen,
Führst Du zu Deinen Schafen
Mich in das neue Leben ein.
Gott erfüllet unsere Herzen mit Speise und Freude.
Ap. Gesch. 14,17.
Dieses sagten Paulus und Barnabas zu den Heiden in Lystra, welche sie thörichter Weise für zwei Götter hielten, und ihnen opfern wollten. Sie gaben ihnen hiemit in möglichster Eile eine Anleitung zur Erkenntniß und Verehrung des wahren Gottes, von dem sie sagten, daß Er Himmel und Erde und das Meer und Alles, was darinnen ist, gemacht habe, und von dem sie weiter sagten: Er hat Sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat uns viel Gutes gethan, und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, unsere Herzen erfüllet mit Speise und Freude. Für diese Heiden, welche eben damals in einem thörichten Beginnen begriffen waren, war dieses eine schickliche Predigt. Hätte sie bei ihnen gehaftet, und hätten sie hernach eine weitere Begierde nach der Wahrheit geäußert, so hätten ihnen die Apostel, wie sie zu thun gewohnt waren, von Christo als dem Erlöser der Menschen, und von Seinem Vater und Geist, von der Sünde und Gnade, vom ewigen Leben und von dem Gericht gepredigt. Sie hätten ihnen die Bibel und die heiligen Sakramente bekannt gemacht und mitgetheilt, und sie überhaupt in alle Geheimnisse Gottes, über welche sie Haushalter waren, eingeleitet. Welch ein großer Schatz von Wahrheit wurde den Philippern und Thessalonichern anvertraut, bei denen Paulus nur wenige Wochen zubrachte! Die Korinther, bei denen Paulus ein Jahr und sechs Monate gewesen war, wurden durch seinen Unterricht und durch den Unterricht des Apollo, der hernach zu ihnen kam, an aller Lehre und in aller Erkenntniß reich gemacht, 1 Kor. 1,5. Als der heidnische Kerkermeister zu Philippi zitternd fragte: was soll ich thun, daß ich selig werde? so antwortete Paulus geradezu: glaube an den HErrn Jesum, so wirst du und dein Haus selig. Er unterrichtete ihn hernach noch weiter, und taufte ihn und die Seinigen noch in selbiger Nacht. Heut zu Tage gehen Viele unter den Christen wieder weit zurück, und, weil sie die Geheimnisse des Evangelii nicht glauben, oder wenigstens die Kraft derselben nicht empfinden, so schränken sie ihre Religions-Erkenntniß, wie auch den Religions-Unterricht, den sie Andern, sonderlich den Kindern geben, in dasjenige ein, was Paulus den Heiden zu Lystra gepredigt hat, nur daß sie Alles noch weiter ausführen und die Sittenlehre dazu thun. Allein ob es schon einigen Nutzen hat, wenn man betrachtet, wie Gott für die Nahrung der Menschen sorge, und wie Er durch angenehme Wälder und Felder, durch Blumen und Bäche, durch Vögel und vierfüßige Thiere u.s.w. der Menschen Gemüther aufheitere, so wird doch durch dieses Alles noch kein Christ gebildet. Christen sind Christo verpflichtet und geweiht durch die Taufe. An die Taufgnade muß man den Unterricht der Kinder anknüpfen, und der Erbsünde entgegen arbeiten. Wer diese und jene nicht glaubt, läuft auf’s Ungewisse und thut Streiche in die Luft. Sünder müssen zu Christo gewiesen werden, außer welchem kein Heil ist. Zion muß man bauen und nicht Athen. O Christenwelt! wie groß ist dein Eckel an Christo! Wir sollen aber auch bei dem Glauben an Christum Gott danken, daß Er uns genug Speise gibt, und unsere Seelen durch die Annehmlichkeiten der Natur aufheitert.
Mel.: Nun laß uns Gott dem Herren.
1.
Gott, Du kannst Freude geben
Dem, was Du heißest leben,
Sowohl des Morgens frühe,
Als Abends nach der Mühe.
2.
Du suchst durch fruchtbar Wässern
Das Land heim, es zu bessern,
Und so geräth Getreide,
Dem lieben Land zur Freude.
3.
Du bist’s, der Furchen tränket
Und Thau Gepflügtem schenket;
Du machst es weich mit Regen
Und gibst Gewächsen Segen.
4.
Dein Gut wird viel und schöne,
Daß es das Jahr recht kröne,
Daß Höhen und die Tiefen
Von reichem Fette triefen.
5.
Die Anger steh’n voll Heerden,
Das Korn bedeckt die Erden,
Daß Alles jauchzt und singet
Und Dir, Gott, Ehre bringet.
6.
Singt das Geschöpf zusammen,
So soll in Jesu Namen
Von uns für alle Gaben
Der Vater Ehre haben.
Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung Jesu Christi.
1. Pet. 1, 13
Sünder können ihre Hoffnung auf nichts als auf die Gnade setzen. Wenn sich Gott auf eine andere Weise mit ihnen einließe, so müßten sie verzagen. Es ist aber auch Gott geziemend, Gnade zu erzeigen; denn weil Er keines Dings bedarf, so kann Er Niemand etwas schuldig werden. Die Menschen sollen das Wort Gnade recht verstehen, und diese Gnade als die allerreichste Quelle des Trostes und des Heils ansehen. Sie sollen ihre Hoffnung ganz oder vollkommen auf diese Gnade setzen, so daß sie alles Gute, das zu ihrer vollkommenen und ewigen Glückseligkeit nöthig ist, von derselben erwarten. Sie ist nicht arm, sie versieget nicht, sie ist auch nicht wandelbar; sie führt auch keine heimliche Bedingung eines Verdienstes der Werke, oder einer andern unmöglichen Pflichtleistung mit sich. Der Glaube muß immer der Gnade begegnen oder gegenüber stehen, alsdann hat sie ihren ungehinderten Ausfluß auf den Menschen. Die Gnade wird durch die Offenbarung Jesu Christi angeboten, oder zu den Menschen gebracht; denn von Ihm wurde eine Versöhnung gestiftet, welche der Grund der Gnade ist, und wenn Er sich jetzt der Seele durch Seinen Geist offenbart, so macht Er sie dadurch Seiner Gnade theilhaftig, und wenn Er am Tag Seiner Herrlichkeit Sich offenbaren wird, so wird Er Allen, die an Ihn geglaubt hatten, Seine Gnade durch die Mittheilung des himmlischen Erbes auf eine überschwengliche Art erzeigen.
So will ich denn auch heute als ein armer Sünder, der nichts verdient hat, meine Hoffnung auf die Gnade setzen. Diese Gnade tilge meine Sündenschuld, daß keine Verdammung an mir hafte. Sie heitere meine Seele auf, und tröst mich über allen Leiden dieser Zeit. Sie mache mich immer tüchtiger, dem Willen Gottes zu meiner Zeit zu dienen. Sie schütze mich auch in der anbrechenden Nacht, und in der ganzen übrigen Zeit meines Lebens, und endlich helfe sie mir zur besten Stunde zur Welt hinaus, und in das himmlische Reich Gottes hinein. Auch am jüngsten Tag gebe die Gnade den Ausschlag zu meiner Seligkeit; denn obschon der Richter alsdann auch meine Werke offenbaren und mich nach denselben richten wird, so wird doch die gnädige Vergebung meiner Sünden alsdann fest bleiben, und was Er rühmen und vergelten wird, wird Er als eine Frucht Seiner Gnade aus Gnaden rühmen und vergelten. Alles, was Er geben wird, wird ein unverdientes Gnadengeschenk und nur nach dem Maß der Werke eingerichtet sein. Außer Jesu Christo aber erblicke und finde ich keine Gnade; denn wenn ich ohne diesen Erlöser auf Gott sehen und zu Ihm nahen wollte, so wäre mir Seine göttliche Majestät zu hoch, und Seine wesentliche Güte von Seinem Zorn umhüllt, so daß ich zu derselben nicht nahen könnte. In Christo aber hat Sich Gott zu mir elenden herabgelassen, und ich darf Ihm durch Christum nahe werden. Sein Zorn ist dadurch von den Glaubigen abgewendet, daß Christus Alles versöhnet und eine ewige Erlösung erfunden hat. So sei denn meine Erkenntniß in der Einfältigkeit auf Christum zusammen gefaßt, denn durch Ihn soll und darf ich Glauben und Hoffnung zu Gott haben.
Mel.: Aus meines Herzens Grunde.
1.
Auf Gnade völlig hoffen,
Steht unsrem Glauben an,
Sie steht uns völlig offen,
Durch Jesum aufgethan;
Da wird kein kleines Heil,
Kein eingeschränkt Vergeben,
Kein halbes ewig’s Leben
Dem Glaubigen zu Theil.
2.
In Jesu ist die Fülle,
Die unerschöpflich quillt,
So wie des Vaters Wille
Unwidersprechlich gilt;
Der Geist hat Gottes Kraft,
Sein Wort und Sein Versprechen
Läßt Er durch Niemand brechen,
Wenn Er den Glauben schafft.
3.
So komme nun gerade,
O Seele, komme nun
Und hoffe ganz auf Gnade,
Du kannst es sicher thun!
Kein Zweifel, kein Verdacht,
Kein Schrecken soll dich hindern;
Sieh nur, wie Gott uns Sündern
So guten Muth gemacht!
4.
HErr! trage mit mir Schwachen
Verschonende Geduld;
Ich kann mich nicht stark machen,
Es thut’s nur Deine Huld.
Ach lehr’ mich immerhin
Auf Gnade völlig hoffen,
Bis ich an’s Ziel geloffen
Und völlig selig bin!
Welche der HErr lieb hat, die züchtiget Er.
Hebr. 12,6.
Paulus hatte die Absicht, in der ersten Hälfte des 12. Kap. seines Briefs an die Hebräer die Bewegungsgründe zur christlichen Geduld im Leiden vorzutragen, dem Christen die Mittelstraße zwischen jener unnatürlichen Unempfindlichkeit, welche die heidnische Weltweisheit zur Tugend erhob, und dem gefährlichen Leichtsinn, der vermittelst der Zerstreuungen über das Unangenehme mit unglaublicher Geschwindigkeit hinweghüpfen will, aber auch der unglaubigen Schwermuth, die in den Wegen Gottes nichts als Zorn-Gerichte erblickt, zu zeigen. Jeder dieser Abwege ist für das Christenthum gefährlich und führt von Gott ab. Alle Züchtigung, wenn sie da ist, dünket uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein, sagt der Apostel. Alle Leiden, sie mögen von außen auf den Menschen zustürmen, oder ihr Dasein bloßen Vorstellungen, oder der geheimen Stimme des Gewissens zu danken haben, erregen in der Seele traurige und unangenehme Empfindungen, und darin besteht dann nicht die Stärke des Christenthums, daß man diese Empfindungen ersticke. Man soll und darf das Wehethuende empfinden, soll aber nicht bei dem Gegenwärtigen stehen bleiben. Eine weise Hand ist es, die Alles in der Welt ordnet, und diese Hand Gottes, der lauter Liebe ist, theilt einem Jeden sein Leiden zu; aber warum nicht lauter Freuden? deßwegen, weil Gott durch Leiden das wahre Wohl der Menschen befördern will, und um ihrer Beschaffenheit willen nicht ohne Leiden befördern kann. Er züchtiget uns zu Nutz, auf daß wir Seine Heiligung erlangen (Hebr. 12,10.). Besserung, Heiligung, ohne welche Niemand den HErrn sehen wird, ist also der Zweck der väterlichen und mannigfaltigen Züchtigungen Gottes in diesem Leben, folglich ist der Grund davon Liebe. – Man darf also nicht davor zurückbeben, nicht davor fliehen, nicht darüber murren. Züchtigungen sind dem Menschen so nöthig und heilsam zu seiner Erziehung für die Ewigkeit, als dem Kinde die Ruthe seines leiblichen Vaters; aber jede Züchtigung hat nicht nur ihren Grund in der Liebe des Vaters, sondern auch in einer eigenen Unart des Kindes; und diese Unarten, diese Fehler an sich unter den Züchtigungen Gottes mit unparteiischer Sorgfalt aufsuchen, sie sich durch den Geist Gottes aufdecken lassen, das ist auf Seiten des Menschen so nothwendig, wenn der wohlthätige Zweck Gottes erreicht werden soll, als jenes Mittel selbst; sonst würde die traurige Wahrheit an dem Menschen erfüllt: Du schlägest sie, aber sie fühlen’s nicht, Du plagest sie, aber sie bessern sich nicht. Sie haben ein härter Angesicht als ein Fels, und wollen sich nicht bekehren. Jer. 5,3. Es ist ein liebreicher Rathschluß Gottes, daß ein verlorner Sohn endlich auf irgend eine Weise darben soll; der heilsame Zweck Gottes wird aber nicht erreicht, es sei denn, daß derselbe in sich schlage, und sich aufmache und zu seinem Vater gehe u.s.w., Luk. 15,11. ff. Anfechtungen sind auch den Wiedergebornen nöthig, werden aber nur alsdann heilsam, wenn ihr Glaube dadurch wie das Gold geläutert wird. 1 Petr. 1,6.7. So will ich denn auch heute mich der Liebe meines Vaters anbefehlen und ruhig überlassen, von Seiner Hand gerne annehmen, was sie mir zu thun und zu leiden anweisen wird, vor allen Dingen aber mir den großen Gedanken tief einprägen, daß ich mit jedem Tag in der Heiligung zunehmen, und zu der seligen Ewigkeit tüchtiger werden soll.
Mel.: Allein Gott in der Höh’ sei Ehr’.
1.
Kommt, Seelen, die die Züchtigung
Des HErrn mit mir erfahren;
Gedenkt, es dient zur Besserung,
Weil wir doch Kinder waren.
Gott zieht die Ruthe bald zurück,
Sein Zorn währt einen Augenblick,
Und Er hat Lust zum Leben.
2.
Schau nun, mein Aug’, das erst gethränt,
Mit Freuden in die Höhe,
Mein Fuß, vom Gleiten abgewöhnt,
Tritt auf gleich einem Rehe;
Mein Mund, der wie verstummet schien,
Sing’ Gott ein Lied und lobe Ihn,
Der deinen Jammer endet.
3.
Lobsinget Gott, der, weil Er liebt,
Die Wunden schlägt und heilet;
Der Seinen Geist der Kindschaft gibt,
Der reichsten Trost ertheilet;
Der uns in Christo gnädig bleibt;
Der Vater ist, auch wenn Er stäupt,
Ihm sei mit Freuden Ehre!
Wisset, daß in den letzten Tagen kommen werden Spötter, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: wo ist die Verheißung Seiner Zukunft?
2 Petr. 3,3.
Durch die List des Teufels und die Argheit der Menschen sind in der christlichen Kirche schon viele falschen Lehren aufgestanden. Schon zur Zeit der Apostel wurde die Lehre von dem göttlichen Wesen, von der menschlichen Natur Jesu Christi, von der Auferstehung, und von der Sünde durch ein ungeistliches, loses Geschwätz, und durch das Gezänk einer falsch berühmten Kunst, wie es Paulus 1 Tim. 6,20. nennt, angefochten und verleugnet. Hernach verleugneten Leute von einer andern Gattung die ewige Gottheit des Sohnes Gottes, oder irrten in Ansehung der Vereinigung Seiner göttlichen und menschlichen Natur. Bald hernach wurde der in aller Menschen Herzen steckende heuchlerische Stolz in eine Lehrform gebracht, und nach derselben eine falsche, geistlose und mit Aberglauben durchsäuerte Frömmigkeit aufgebracht, womit der Heilige Geist nichts zu thun haben sollte, und wobei auch die Nothwendigkeit Seiner Wirkungen ganz oder zum Theil ausdrücklich verleugnet wurde. Auch wurde die Ehre Seines Verdienstes durch aufgebrachte eigene Büßungen, falsche Opfer, und den Mißbrauch der Schlüssel des Himmelreichs geschmälert. Auch zur gegenwärtigen Zeit sind Lehrformen und Anstalten genug in der Welt, wodurch man Alte und Junge, ohne die Erbsünde in die Rechnung zu nehmen, und ohne die Wirkungen des Heiligen Geistes, durch natürliche Kräfte fromm machen will, und das theure Verdienst Christi wird von Vielen, die Christen und Lehrer der Christen heißen wollen, geleugnet. Ist etwas vom Aberglauben dabei gefallen, so ist der Unglaube desto höher gestiegen. Der Widerchrist wird das Gift aller Kezereien in sich haben. Er wird den Vater und Sohn leugnen, 1 Joh. 2,22. Er wird sich in den Tempel Gottes setzen als ein Gott, und wird vorgeben, er sei Gott, 2 Thess. 2,4., wider den Gott aller Götter aber wird er greulich reden Dan. 11,86. Nach seinem Untergang werden bessere Zeiten kommen: aber in den letzten Tagen der Welt werden Spötter kommen, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: wo ist die Verheißung Seiner Zukunft? Sie werden also vornehmlich den Artikel von der Zukunft Christi zum Gericht leugnen, und zwar zu einer Zeit, da diese Zukunft ganz nahe sein wird. Was ist nun bei so vielen Widersprüchen und Irrungen zu thun? Der Heilige Geist sagt es uns Offenb. Joh. 14,12., wo Er spricht: hie ist Geduld der Heiligen, hie sind, die da halten die Gebote Gottes, und den Glauben Jesu. Geduld der Heiligen ist nöthig, wenn man unter aberglaubigen und unglaubigen Menschen, unter Spöttern und Verächtern leben muß, und wenn diese endlich die Macht bekommen, die Bekenner der Wahrheit zu verfolgen. Hier erlangen aber diejenigen den Preis, welche die Gebote Gottes halten, folglich nicht wie die Spötter nach ihren eigenen Lüsten wandeln. Die Liebe zur Sünde ist immer eine Ursache des Hasses wider die Wahrheit, und eine jede Kezerei entsteht aus dem Ungehorsam gegen die Gebote Gottes. Der HErr erhalte und befestige uns durch Seinen Geist im Glauben, in der Geduld und in der ganzen Lauterkeit des Sinnes.
Mel.: Werde munter mein Gemüthe.
1.
Laß dich keinen Spötter irren,
Welcher das Gericht verlacht;
Lassen And’re sich verwirren,
Sei du fest in Gottes Macht.
Jesus kommt und hält Gericht,
Da besteht der Spötter nicht;
O wie wird sein Maul zu Schanden,
Wenn der Richter schnell vorhanden!
2.
Ist die Spötterei im Steigen,
Und der Heiland warnt vorher,
Dient ja dieß Geschmeiß zu Zeugen
Von der Wahrheit Seiner Lehr‘.
Wenn der Frevel Sodoms schreit,
Ist der Schwefel nicht mehr weit;
Steigen Dünste zu der Höhe,
So sind Wetter in der Nähe.
3.
Lehr’ mich Dein Erscheinen lieben,
Großer Richter aller Welt,
Glauben halten, Langmuth üben,
Bis Dein Schwert die Läst’rer fällt.
Selbst der Feinde stolzer Spott
Treibe nur mein Herz zu Gott;
Denn der Rächer solcher Spötter
Ist der Glaubigen Erretter.
4.
Niemand glaubt an Dich vergebens;
Macht uns gleich das Dulden matt,
Stärkt uns doch das Wort des Lebens,
Weil es so viel Süßes hat;
Und die Hoffnung wächst herzu,
Sammt der Sehnsucht nach der Ruh’.
Wird die Welt schon immer böser,
Spricht der Geist doch: komm, Erlöser!
Dieß Alles wirket derselbe einige Geist, und theilet einem Jeglichen Seines zu, nach dem Er will.
1 Kor. 12,11.
Gleichwie alle Blumen eines Feldes in einigen Stücken einander ähnlich und doch auch in Ansehung ihres Baues, und ihrer Farben von einander unterschieden sind, und eben diese Verschiedenheit bei der Aehnlichkeit die Schönheit des Feldes sehr erhöht: also ist auch in der heiligen Kirche Christi eine Einigkeit, weil ein einiger Geist alle Glieder derselben belebt und regiert; es ist aber auch eine Verschiedenheit wahrzunehmen, weil derselbe einige Geist einem jeglichen Glied seine Gabe zutheilt, nach dem Er will. Paulus erläutert hernach diese Einigkeit und Verschiedenheit durch die Vergleichung der Kirche mit einem menschlichen Leib. Es sind viele Glieder an Einem Leib, und der Leib ist doch ein einiger. Unter den Gliedern aber hat ein jedes seine eigene Bestimmung und sein eigenes Geschäft, und von dem Schöpfer die Tüchtigkeit dazu empfangen; alle Glieder aber müssen einander zum Wohl des ganzen Leibes dienen, das Auge dem Ohr, die Hand dem Fuß u.s.w. und keines ist überflüssig, keines oll verachtet werden, ja diejenigen, die man für die unehrlichsten hält, ehret man durch eine sorgfältige Bedeckung am meisten; auch leiden alle Glieder mit, wenn ein Glied leidet. Also ist Eine Kirche Christi, welche auch Sein Leib heißt. In den Gliedern derselben aber erzeigen sich die Gaben des Geistes zum gemeinen Nutzen. Dem Einen ist diese Gabe gegeben, dem Andern eine andere. Kein Glied soll das andere verachten, und für unnütz achten. Diejenigen, welche die geringsten zu sein scheinen, soll man geflissentlich ehren. Christen sollen als Glieder Eines Leibes einander dienen, und zwar ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnaden Gottes, 1 Petr. 4,10. Ein Glied am Leibe Christi soll dem andern Handreichung thun in der Liebe. Eines soll an dem Leiden des andern mitleidigen Antheil nehmen. Auf diese Weise wächst der Leib Christi zu seiner selbst Besserung, Eph. 4,6. Auch ich soll ein Glied an diesem Leib Christi sein, und deßwegen denselben einigen Geist, der alles Gute wirkt und gibt, empfangen haben. Dieser einige Geist erhält mich in der liebreichen Vereinigung mit allen mir bekannten und unbekannten, irdischen und himmlischen Mitgliedern dieses Leibes, und leidet nicht, daß ein Haß gegen eines derselben in mir entstehe, obschon auch zuweilen das Salz einer liebreichen Schärfe mit unterlauft. Ist mir nun derselbe einige Geist aus großer Gnade gegeben, so wird Er mir auch meine besondere Gabe nach Seinem Willen zugetheilt haben. Wenn ich mir auch dieser Gabe nicht deutlich bewußt bin, so werde ich doch nach derselben handeln. Ich werde etwas Gewisses thun können, etwas Anderes nicht; ich werde zu einem Geschäft taugen, zu einem andern nicht. Hier soll ich nun treu und fleißig sein, Niemand, der eine andere Fähigkeit hat, neben mir verachten, die geringscheinenden Mitglieder geflissentlich ehren, und mir die Gaben Anderer zu Nutz machen, gleichwie sie sich etwa die meinigen zu Nutz machen. Dieses Alles geschehe zu Gottes Ehre im Glauben, der sich an Christum das Haupt Seines Leibes hält, und in der Liebe, welche alle Glieder Seines Leibes zusammenhält. Wie schön wird dieser Leib nach seiner Vollendung in der seligen Ewigkeit sein!
Mel.: Alles ist an Gottes Segen etc.
1.
Was die Glaubigen für Gaben
Als verschied’ne Glieder haben,
Gibt derselbe Eine Geist;
Sind sie noch so mannigfaltig,
Wirkt doch dieser Geist gewaltig,
Weil Er Geist des Vaters heißt.
2.
Wie im Garten jede Blume
Zu des weisen Schöpfers Ruhme
Ihr Gewürz besonders trägt:
Also hat aus Seiner Fülle
Auch der Geist, nachdem’s Sein Wille,
Jedem Seines beigelegt.
3.
Preise, glaubiges Gemüthe,
Dieses reichen Gebers Güte
Und die Weisheit, wie Er gibt.
Hast du wenig, sei zufrieden,
Brauche das, was dir beschieden,
Dem zur Ehre, der dich liebt.
4.
Wenn ich auch an Jesu Leibe
Das geringste Gliedmaaß bleibe,
Füll’ mich doch, o guter Geist!
Fass’ ich sonsten keine Gabe,
Gib nur, daß ich Glauben habe,
Der durch Liebe thätig heißt.
Christus ist einmal geopfert, wegzunehmen vieler Sünden; zum andern Mal aber wird Er ohne Sünde erscheinen, denen, die auf Ihn warten zur Seligkeit.
Hebr. 9,28.
Gleichwie den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, also ist Christus einmal geopfert, wegzunehmen Vieler Sünden. Das Sterben ist nämlich eine Folge der Sünde, auch wenn es nur den Leib betrifft, wie bei den Glaubigen geschieht; wenn aber der Mensch im Unglauben stirbt, so fängt er eigentlich an, bei seinem Sterben den Sold der Sünden zu empfangen, und sein Schicksal bekommt schon einen Ausschlag zum ewigen Verderben. Gelingt aber dieses einige Sterben, so gibt es einen gesicherten Ausschlag zum ewigen Leben. Wie kann es aber glingen? dadurch, daß Christus einmal geopfert ist, wegzunehmen Vieler Sünden. Die Sünden machen die Menschen bei ihrem Sterben unglücklich; wenn also die Sünden weggenommen sind, so hat es damit keine Gefahr. Es ist ein Gewinn. Es hat wenigstens in Ansehung der Seele keinen Stachel mehr. Wie sind aber die Sünden weggenommen? Sie sind dadurch weggenommen worden, daß Christus einmal am Kreuz geopfert wurde, und dem bußfertigen Sünder wird dieses Wegnehmen durch den Glauben so zugerechent, daß er’s im Sterben zu genießen hat. Aber nach dem Sterben wartet auch ein Gericht auf ihn. Wie wird’s ihm da ergehen, da Vieles in diesem Gericht zu seiner Verdammung offenbar werden könnte? Der Apostel sagt, Christus werde alsdann ohne Sünde erscheinen, nämlich ohne eine fremde Sünde, denn daß Er ohne eine eigene Sünde erscheinen werde, wäre nicht nöthig hier gemeldet zu werden, da Er immer ohne eigene Sünde war. Er war aber auf Erden das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trug, und so lang Er sie trug, war sie noch nicht gebüßt, oder weggenommen. Da Er aber am Kreuz als ein Sündopfer starb, fiel die Last der Sünde von ihm weg, und Er fing ohne eine fremde Sünde an, im Geist zu leben. Am jüngsten Tag wird Er ohne Sünde erscheinen. Man wird’s sehen, daß Er keine Last der Sünde mehr auf Sich liegen habe. Seine Herrlichkeit wird Solches beweisen, und dieses wird den Gerechten, welche wissen, daß der HErr alle ihre Sünde auf Ihn geworfen habe, zur großen Freude gereichen. Er trägt unsere Sünde nicht mehr, werden sie sagen können: sie ist bezahlt, gebüßt, abgethan und weggenommen durch Sein einiges Opfer, auf das wir uns bei Leibesleben durch den Glauben vor Gott berufen haben; unsere Sache ist also im Gericht schon gewonnen. Wir haben auch bei Leibesleben und hernach in dem Zwischenzustand zwischen unserem Sterben und dem Gericht auf Ihn gewartet; nun erscheint Er uns zur Seligkeit, daß Er uns nämlich vollkommen selig mache, unsere Leibe verkläre, und uns Sein Reich als ein Erbe gerichtlich zuspreche und gebe. Das einige Sterben der Glaubigen wird also durch das einige Opfer Christi, welches Er bei Seinem Sterben geopfert hat, zu einem Gewinn, und das einige darauf folgende große und Alles entscheidende Gericht durch Seine Erscheinung ohne Sünde zu einer Vollendung ihrer Seligkeit.
Mel.: Alles ist an Gottes Segen.
1.
Christus ist einmal erscheinen,
Uns im Fleisch am Kreuz zu dienen,
Das für uns geopfert ward.
Er wird noch einmal erscheinen,
Da Er sich den lieben Seinen
Als ihr Leben offenbart.
2.
HErr! Du bist auch mir gekommen,
Hast die Sünde weggenommen
Durch Dein göttlich Opferblut;
Wird’s das zweitemal geschehen,
Daß man Dich wird kommen sehen,
Ach, so komm’ auch mir zu gut!
3.
Hat mein Glaube Dich gefunden,
Wusch das Blut aus Deinen Wunden
Mich von allen Sünden rein:
So erfülle mein Vertrauen,
Laß mich Dich auch herrlich schauen,
Laß mich bei Dir selig sein!
4.
Hilfst Du, daß ich Dich erwarte,
So kommt keine Prob’ zu harte,
Keine Zeit zu lang mir für.
Ist mein Kleid im Blut gewaschen,
So genügt in Staub und Aschen
Doch an Deiner Liebe mir.
5.
Zieh’ mir nur mit allen denen,
Die sich nach Erlösung sehnen,
Durch den Geist das Herz empor;
Der eröffne, Dich zu sehen
Und auf’s Rufen auszugehen,
Uns das Aug’ und auch das Ohr!
Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.
Luk. 2,10.
Der Unglaube und die Noth sind auf Erden so groß und so gewöhnlich, daß die Menschen zu einer großen Freude über die Werke und Gaben Gottes selten erweckt werden können. Die Hirten auf dem Feld bei Bethlehem fürchteten sich sehr, als des HErrn Engel zu ihnen trag und die Herrlichkeit des HErrn sie umleuchtete. Hierauf sagte dieser Engel zu ihnen: fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige euch große Freude. Das ist, ich verkündige euch etwas, worüber ihr euch sehr freuen sollet. Es geschah auch bei ihnen ein Uebergang von der Furcht zu Freude; denn sie preiseten und lobeten hernach Gott um Alles, das sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war, V. 20. Allein die erfreuliche Sache, welche der Engel den Hirten verkündigte, ging das ganze Volk Israel an, und dieses ganze Volk sollte sich darüber freuen, so bald und so weit sie kund werden würde. Es wird aber hernach V. 8. nur gesagt, die Leute haben sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten, verwundert. Von einer Freude und von einem fröhlichen Zulauf und Zuruf haben die Evangelisten nichts gemeldet. Nur Maria und Elisabeth, Simeon und Hanna freueten sich mit etlichen Wenigen über Jesu und lobeten Gott wegen Seiner Erscheinung. Weil sich nun die Menschen wegen der Erscheinung des Sohnes Gottes unter ihnen nicht freuen wollten, so verbarg Ihn der himmlische Vater vor ihnen durch die Flucht in Aegypten und durch den stillen Aufenthalt zu Nazareth. Da Er hernach als ein Lehrer und Wunderthäter auftrat, als Er das Werk der Erlösung vollendete, und als das Evangelium von Ihm in der ganzen Welt gepredigt wurde, so waren derjenigen, die Ihn im Unglauben verachteten, mehr als derer, die sich Seiner freueten. Und so stehts noch heut zu Tage in und außer der Christenheit, da doch Ps. 89,15.16.17. von Christo geweissagt worden ist: Gerechtigkeit und Gericht ist Deines Stuhles Festung; Gnade und Wahrheit sind vor Deinem Angesicht. wohl dem Volk, das jauchzen kann. HErr, sie werden im Lichte Deines Antlitzes wandeln, sie werden über Deinem Namen täglich fröhlich sein, und in Deiner Gerechtigkeit herrlich sein. Es wird auch den Menschen die Freude über Christum Ps. 2,11. 149,2. Zach. 9,9. Röm. 15,10. Phil. 4,4. und anderswo geboten. Es ist auch einem großen Wohlthäter nicht gleichgültig, ob man sich über sein großes Geschenk freue oder nicht.
Die erfreuliche Geburt des Heilande geht auch mich an. Ich mag arm oder reich, verachtet oder geehrt, krank oder gesund sein, so ist doch gewiß, daß auch mir der Heiland geboren worden sei. Jes. 9,1.2.3. wird geweissagt, daß der Messias zu einer trübseligen zeit erscheinen, und damals wegen großer Bedrängnisse von den Heiden wenig Freude in Israel, und sonderlich in Galiläa sein werde; und doch wird V. 3. hinzugesetzt: vor Dir wird man sich freuen, wie man sich freuet in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austheilet. Die Freude vor dem HErrn, in dem HErrn, und über Seiner Menschwerdung und Erlösung hängt also nicht von den Vortheilen der bürgerlichen, häuslichen und kirchlichen Verfassung ab. Es stehe da, wie es wolle; so kann und soll man sich vor dem HErrn freuen; ja freuen soll man sich, daß man einen Heiland habe, durch den man geistlich und himmlisch reich werden kann, wie man durch eine Ernte oder Beute einen irdischen Reichthum bekommen kann.
Mel.: Ach alles, was Himmel etc.
1.
Herz, freu’ dich, daß dir Sich der Heiland auch gibt,
Er ist dir geboren;
Du warst verloren,
Auch du bist in Jesu vom Vater geliebt
So sing’ Ihm darob
Ein glaubiges Lob;
Der Heiland ist dein,
So sei du auch Sein.
2.
Schon von der Geburt an ist Jesus mein Heil,
Denn ich war verloren,
Seitdem ich geboren;
Mein Glaube nimmt für sich den eigenen Theil.
So viel ich mich rühm’,
Ist Alles in Ihm,
Dieß sing’ ich allein:
Auch Jesus ist mein.
3.
Herz, freu’ dich des Heilands, ich bin ja durch Ihn
Nun nicht mehr verloren,
Bin wiedergeboren
Und lobe und danke, so lange ich bin.
Mein Glaube nimmt an,
Was Er mir gethan.
Wär’ Jesus nicht mein,
Ich möchte nicht sein!
Engel sind dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit.
Hebr. 1,14.
Der Apostel hatte Hebr. 1. von der unermeßlich hohen Würde und Herrlichkeit Christi gezeuget, und deßwegen bewiesen, daß Er höher als die Engel sei. Wenn es nun vortrefflichere Geschöpfe gäbe als die Engel, so würde sein Beweis nicht vollständig sein. Er sagte unter Anderem von ihnen: Gott habe keinem von ihnen den hohen Namen eines Sohnes Gottes beigelegt, sondern sie seien vielmehr angewiesen worden, den erstgebornen Sohn Gottes anzubeten; auch habe Gott zu keinem unter ihnen gesagt: setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege, sondern sie seien allzumal dienstbare Geister u.s.w. Geister sind also die Engel, und zugleich Feuerflammen, V. 7., dienstbare Geister sind sie, weil sie einen sehr geziemenden willigen und fröhlichen Dienst ihrem Gott leisten, den sie anbeten. Jesaias sah einmal etwas davon, Jes. 6., noch mehr aber Johannes, s. Offenb. Joh. 5,11., wo die Anbetung auf Christum gerichtet ist, der auf dem göttlichen Thron ist, da sie hingegen um denselben sind, und Off. 7,11., wo sie ihren Gott preisen. Neben diesem Anbetungsdienst, den sie Gott leisten, haben sie auch einen Dienst oder eine Bedienung in Ansehung anderer Geschöpfe zu verrichten, und werden dazu vom Himmel ausgesandt. Diese Dienstleistung aber geschieht um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen, und welche die Heiligen und Herrlichen auf Erden sind, an denen Christus alles Wohlgefallen hat. Um diese lagern sie sich, und helfen ihnen. Diese behüten sie auf ihren Wegen. Um derselben willen widerstehen sie oft den bösen Engeln, und zernichten ihre Anschläge. Auch haben sie bei ihrem Abschied aus der Welt ihre Verrichtung, wie denn Engel des Lazarus Seele in Abrahams Schoos getragen haben. Auch am jüngsten Tag werden sie zu einer sehr wichtigen Verrichtung, welche große Weisheit und Stärke erfordert, ausgesandt, Matth. 13,41.42. Bei dieser Bedienung zeigen sie sich als starke Helden, Ps. 103,20., weßwegen es unrecht ist, wenn man sie Engelein nennt, oder als Knaben mit Flügeln malt. Sie sind sehr herrliche Geschöpfe, wiewohl sie ihre Herrlichkeit auch verdecken können; weßwegen Abraham und Lot zwei Engel für Menschen hielten, und jener sie nebst der göttlichen Person, die dabei war, zu Gaste lud. Wenn sie aber etwas davon entdecken, so sieht man Feuer und Licht, das einem Türkis, einem Blitz, einer feurigen Fackel, einem glühenden Erz, ja der Sonne ähnlich ist, Hes. 1,13. Dan. 10,6. Matth. 8,3. Offenb. Joh. 10,1. Wie prächtig muß also eine Engel-Versammlung sein, von welcher der Apostel Hebr. 12,22. redet, und die Johannes Offenb. 5. und 7. gesehen hat! Wenn man nur das große Heer der Engel gedenkt, so erkennt man, daß das Reich Gottes nicht schwach sei: wiewohl Gott selber unermeßlich stärker ist, als sie. Sie nennen sich unsere Mitknechte, nicht unsere Brüder. Wir sollen also in unserem Theil auch Knechte Gottes sein. Sie haben Vorzüge vor uns, und wir um Christi willen vor ihnen. Zwischen ihnen und den Auserwählten waltet aber die reinste Harmonie. Wohl dem, der jetzt ihren Schutz genießt, und dereinst die Seligkeit erben darf, bei welcher man ihres Umgangs immer genießen wird.
Mel.: O Jerusalem, du Schöne.
1.
HErr! was ist der Mensch, der Sünder,
Daß Du ihn so würdig machst,
Und uns, ja auch kleine Kinder,
Durch der Engel Dienst bewachst,
Denen Du die Seligkeit
Als den Erben zubereit’t.
2.
Freut euch, die ihr Christo dienet,
Laßt die Sorgen, schlaft in Ruh,
Euer HErr, der euch versühnet,
Sendet euch auch Engel zu,
Mehrt der Drach’ die Heere noch,
Christi Heere siegen doch.
3.
Auch im Mangel, auch in Nöthen
Ist der Engel Wach’ nicht fern;
Engel tragen auch vom Tödten
Siegerseelen zu dem HErrn.
Gibt der Drach’ dem Thier den Thron,
Herrscht doch Jesus, Gottes Sohn.
4.
Und wie wird’s am Ende werden?
Da wird erst die Scheidung sein;
Engel sammeln von der Erden
Unkraut aus dem Waizen ein;
Jenes, in das Feu’r zu gehen,
Diesen, in dem Licht zu stehn.
5.
Gott, Du hast durch Christi Sterben
Mich zur Seligkeit gebracht;
Gib mir auch, als Christi Erben,
Jederzeit der Engel Wacht;
Mach’ mich einst in Deinem Reich,
Dir zum Lob, den Engeln gleich!
Selig sind, die nicht sehen, und doch glauben.
Joh. 20,29.
Wer etwas deßwegen glaubet, weil es Gott gesagt hat, ehret Gott als einen Wahrhaftigen, und wer Ihn so ehret, den will Er wieder ehren. Wer aber Gott nicht glaubet, wenn Er in Seinem Wort redet, hält Ihn für einen Lügner, und verunehrt Ihn also auf eine sträfliche Weise. Wer etwas siehet, muß glauben, daß dasjenige sei, das er sieht. Auf diese Weise werden Alle, die bei Leibesleben unglaubig gewesen waren, am jüngsten Tag durch das Sehen gedrungen werden, zu glauben und zu bekennen, daß Jesus lebe, daß Er der HErr über Alles sei, daß es ein himmlisches Freudenleben und eine Hölle gebe u.s.w., allein dieser glaube wird sei alsdann nichts nützen. So glauben auch die Teufel, daß ein einiger Gott sei, weil sie Seine Herrlichkeit im Himmel gesehen haben, und zittern, Jak. 2,19. Die Menschen, welche auf Erden leben, sind mit ihrem Glauben an’s Wort Gottes gewiesen: und wenn ihnen wachend oder träumend Erscheinungen widerfahren, so ist solches eine Ausnahme von der allgemeinen Regel. Als der HErr Jesus von den Todten auferstanden war, so wollte Er, daß Seine Jünger glauben sollten, daß Er auferstanden war, ehe sie Ihn sahen. Sie sollten es glauben wegen der Weissagungen der Propheten, und wegen Seiner eigenen Worte, worin Er Seine Auferstehung deutlich verkündiget hatte. Auf gleiche Weise sollte man bei dem Grab des Lazarus glauben, daß Jesus die Auferstehung und das Leben sei, und den Lazarus auferwecken werde, ehe man die Herrlichkeit Gottes sahe, die hernach aus dieser Auferweckung herausleuchtete, Joh. 11,23.25.40. Ueberhaupt mußte man bei Seinen Wundern glauben, daß Er sie verrichten könne, ehe Er sie verrichtete, Matth. 8,13. 9,28. 14,36. Mark. 9,23. Und bei dem Beten sollen wir glauben, daß wir dasjenige, um das wir bitten, empfangen werden, ehe wir’s empfangen, Mark. 11,24. Dieser thätige, siegreiche und seligmachende Glaube ist eine gewisse Zuversicht des, das man hoffet, und eine Ueberzeugung von demjenigen, das man nicht siehet, Hebr. 11,1., und wird 2 Kor. 5,7. dem Schauen entgegengesetzt. Gelobet sei Gott, daß Er uns Sein Wort zum Glauben gegeben hat. Einzelne Propheten haben in Entzückungen Etwas, das sonst unsichtbar ist, gesehen und davon geweissagt: aber dieses Weissagen war bei einem jeden Propheten ein Stückwerk. In der Bibel aber sind viele solche Stückwerke bei einander enthalten, auch steht sehr Vieles darin, das der Heilige Geist den Propheten, Evangelisten und Aposteln ohne eine Entzückung eingegeben hat. Sie ist also eine sehr reiche Fundgrube der Wahrheit: sie sagt uns viel mehr, als ein jeder einzelner Prophet gesehen hat. Das Sehen kann einen tiefen Eindruck machen, weil es aber nicht an Einem fort währen kann, so verliert sich der Eindruck nach und nach. Dagegen ist das Wort Gottes ein täglicher Gegenstand des Glaubens, und der Eindruck davon kann nicht veralten und vergehen, weil er täglich erneuert wird. Und wie es die geistlichen und himmlischen Dinge vor unsere Augen stellt, so stellt es sie auch vor die Augen Anderer dar, und wirkt dadurch eine Einförmigkeit des Glaubens und der Erkenntniß. Auch werden wir selbst nach vielen Jahren nichts anders darin lesen, als wir heute lesen, folglich vor dem einem Christen unanständigen Wankelmuth in Glaubenssachen bewahrt werden. Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren.
Mel.: Höchster Priester, der Du Dich etc.
1.
Nägelmal’ und Seitenstich
Trägt der Heiland noch an sich,
Und das Lämmlein, als geschlachtet,
Wird im Himmel noch betrachtet.
2.
Ihn zu sehen wünschten wir.
Doch Sein Wort gilt uns dafür:
Selig sind, die zwar nicht sehen,
Und doch glauben, was geschehen.
3.
Ja im Glauben fass’ ich Dich,
Du Gekreuzigter für mich,
Und es hat durch Deine Wunden
Auch mein Herz sein Heil gefunden.
4.
In dem Glauben bet’ ich an,
Du gibst’s, daß ich glauben kann,
Glauben auf des Vaters Throne
Wunden an dem Gottessohne.
5.
In dem Glauben dank’ ich Dir;
Denn Du starbst und lebst auch mir,
Mir trägst Du die Wunden offen;
Ich bin selig, doch im Hoffen.
6.
Endlich wird’ ich auf mein Fleh’n
Dich mit diesen Augen seh’n,
Da wird auch von dieser Zungen
Dir, dem Lämmlein, Lob gesungen.
Wenn der HErr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.
Ps. 126,1.
Es ist dieses der Anfang eines von den Liedern im höhern Chor, oder eines von den Liedern, welches die Israeliten unterwegs sangen, wenn sie auf die Feste nach Jerusalem hinauf gingen. Sie sind alle kurz, und von einem Inhalt, der dem gemeinen Volk faßlich war. Ps. 126. dachten die Israeliten daran, daß ihre Nachkommen einmal nach den Weissagungen Mosis und anderer Propheten als Gefangene werden weggeführt, aber auch wieder aus dieser Gefangenschaft erlöset werden, und beteten V. 4. schon voraus um diese Erlösung. Doch weissagte der Prophet, der diesen Psalm verfertigte, diese Erlösung werde so unvermuthet und mit so vergnüglichen Umständen verbunden sein, daß die Israeliten wie die Träumenden sein werden: Sie werden nicht wissen, ob sie die Nachricht von dieser Erlösung glauben sollen, oder ob’s ihnen nur davon träume: wie es auch dem Jakob ging, da man ihm die unverhoffte Nachricht brachte, daß sein Sohn Joseph lebe, 1 Mos. 45,26. Alsdann, sagt der Prophet weiter, wird unser Mund voll Lachens sein, wie der Mund Abrahams und der Sara, als sie die unverhoffte und fast seltsame Verheißung bekamen, daß sie als alte Leute, welche die Hoffnung, ein Kind zu zeugen, aufgegeben hatten, einen Sohn bekommen werden, der zum Angedenken dieses fröhlichen und Gott wohlgefälligen Lachens Isaak genannt werden sollte, 1 Mos. 17,17. 18,12. 21,3.6.7. Unsere Zunge, sagt der Prophet ferner, wird alsdann voll Rühmens von Gottes Treue und Barmherzigkeit sein. Da wird man sagen unter den Heiden: der HErr hat Großes an ihnen gethan, und wir werden auch sagen: der HErr hat Großes an uns gethan, deß sind wir fröhlich u.s.w. Wenn wir nun die Geschichte mit dieser Weissagung vergleichen, so können wir leichtlich erkennen, daß diese genau erfüllt worden sei. Das Reich der Chaldäer war sehr mächtig, und Babel, die Hauptstadt desselben, war eine sehr große, reiche und feste Stadt. So lange jenes Reich stand, und diese Stadt mächtig war, war keine Hoffnung der Erlösung für Israel vorhanden. Gott erweckte und stärkte endlich den persischen König Cores, daß er mit dem medischen König Darius das chaldäische Reich überwältigte, und Babel einnahm. Wem die Weissagung Jesajä K. 44,28 – 45,13. bekannt war, der konnte wissen, daß dieser Cores der Gefangenschaft Israels ein Ende machen werde: allein diese Weissagung scheint wenigen Israeliten bekannt gewesen zu sein. Plötzlich erschien aber der sehr gnädige und großmüthige Befehl des Cores, der Esr. 1. aufgezeichnet ist, und der mit der Uebergabe der kostbaren Tempelgefäße verbunden war. Alsdann geschahe, was Ps. 126. geweissagt worden war.
Auch bei andern Völkern, ja bei einzelnen Christen schickt Gott zuweilen eine unvermuthete Erlösung und Hülfe: die größte aber ist diejenige, durch welche Gott aus allem Uebel erlöset, und zu Seinem himmlischen Reich aushilft. Die Krankheit, die gemeiniglich vorhergeht, ist auch ein Gefängniß, Hiob 42,10. Das Gefängniß macht die Erlösung, und die Noth die Hülfe besonders werth und angenehm, und wenn die Erlösung und Hülfe unvermuthet kommt, und herrlicher erscheint, als man gehofft hatte, so kommen alle die Bewegungen des Geistes vor, die Ps. 126. beschrieben sind. Lasset uns die Thränensaat nicht scheuen; denn es folgt eine fröhliche Ernte darauf.
Mel.: Alles ist an Gottes Segen.
1.
Wenn der HErr von allem Bösen
Endlich Zion wird erlösen,
Wird es sein wie Träumende,
Die sich noch Gedanken machen,
Ob sie schlafen oder wachen,
Ob es in der That gescheh’?
2.
Nicht im Leib des Todes wallen,
Nicht auf einem finstern Ballen,
Nicht vor Feinden im Gewehr,
Ohne Thränen, ohne Schmerzen,
Ohne böse Lust im Herzen,
Da kommt die Verwund’rung her.
3.
Nichts als Heilig’s um sich sehen,
In erneuten Gliedern gehen,
Sicher, satt, gesund und rein,
Voller Reichthum, voller Wonne,
Voller Glanz, gleichwie die Sonne,
Das wird kaum zu glauben sein!
4.
In dem plötzlichen Erwachen
Wird der Mund voll heil’gem Lachen,
Und die Zunge jauchzet so:
Großes hat uns Gott erwiesen,
Ewig sei der HErr gepriesen,
Und wir dessen ewig froh!
5.
Tröst’ uns, HErr bei allem Bösen
In Geduld mit dem Erlösen;
Ja der Glaube hofft es schon.
Freut uns hier die Offenbarung,
Gib die selige Erfahrung
Uns im Himmel auch davon!
Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an Mich glauben werden.
Joh. 17,20.
Es ist etwas sehr Erfreuliches für uns, daß der HErr Jesus auch für diejenigen gebeten hat, die durch das Wort Seiner Apostel an Ihn glauben würden: denn fürwahr, Er ist der Sohn Gottes, den der Vater allezeit hört, Joh. 11,42. Was begehrte Er aber, da Er für sie betete? Er sagte zu Seinem Vater: Ich begehre, daß sie Alle Eines seien, gleichwie Du Vater in Mir, und Ich in Dir, daß auch sie in Uns Eines seien, auf daß die Welt glaube, Du habest Mich gesandt. Dieses Eines sein muß etwas sehr Großes sein, und die ganze Seligkeit in sich fassen, weil der Heiland für die Glaubigen sonst nichts als dieses begehrt hat. Er hatte Seinen himmlischen Vater V. 3. dadurch geehrt, daß Er Ihn den einigen wahren Gott nannte, und nun begehrte Er, daß die Glaubigen auch Eines, das ist Eine Heerde, Ein Volk, Ein Leib, Eine Braut, übrigens aber von der Welt geschieden sein sollen, V. 16. Er begehrte, daß sie Alle Eines sein sollen, gleichwie der Vater in Ihm, und Er in dem Vater sei, oder wie Er und der Vater Eines seien, wie Er V. 22. redet. Der Vater und Sohn sind also nicht nur wegen der Uebereinstimmung des Willens Eins; denn wenn Zwei einstimmig denken und wollen, so sagt man deßwegen nicht, daß Einer in dem Andern sei. Auch wird von den Glaubigen nicht gesagt, daß Einer in dem Andern sein müsse, gleichwie der Vater in dem Sohn, und der Sohn in dem Vater ist, sondern Christus sagt nur, sie sollen Eines sein, gleichwie der Vater in Ihm sei, und Er in dem Vater. Der Vater und der Sohn sind also auf eine höhere Art Eins, als die Glaubigen unter sich sein können: doch sollen auch diese Alle Eins sein auf eine niedrigere Weise, wie der Vater und Sohn auf eine höhere Art Eines sind. Sie sollen in dem Vater und Sohn Eins sein. Alle und ein Jeder für sich sollen mit dem Vater und Sohn Gemeinschaft haben, Alle sollen den Geist des Vaters und des Sohnes empfangen haben, und dadurch mit dem Vater und Sohn vereinigt sein. Alle sollen des Vaters Kinder, des Sohnes Glieder, und Tempel des Heiligen Geistes sein. Bei Allen sollen alle die Gründe der Geistes-Einigkeit vorhanden sein, die Eph. 4,4.5.6. angeführt werden. Ob also gleich die Einigkeit der Glaubigen unter sich nicht an die Einigkeit des Vaters und des Sohnes heranreicht, so reicht sie doch weit über den Gedanken von Freundschaft und Uebereinstimmung im Denken und Wollen hinaus. Ein göttlicher Geist ist nach Seinem Wesen in Allen, Ein HErr siehet Alle als Sein Eigenthum an, Ein Gott und Vater ist über Allen, durch Alle und in Allen. Ob sie also gleich nicht Einen Menschen miteinander ausmachen, gleichwie die drei göttlichen Personen Ein Gott sind, so werden sie doch durch das einige göttliche Wesen zusammen gehalten und miteinander verbunden. So lange die Sünde nicht ganz vertilgt, und die Heiligen nicht ganz verklärt und über alles Stückwerk der Erkenntniß erhöhet sind, kann diese Einigkeit noch nicht vollkommen sein. Sie werden aber einmal vollendet werden in Eines, Joh. 17,23., das ist, sie werden so vollendet werden, daß sie im höchsten Grad, dessen die menschliche Natur fähig ist, in Gott Eine, folglich auch in der Liebe des einigen Gottes ewiglich und völlig vergnügt sein werden. An diesem Allen haben wir vermöge der Fürbitte Jesu Antheil, wenn wir durch das Wort der Apostel an Ihn glauben.
Mel.: Werde munter, mein Gemüthe.
1.
Freut euch, die ihr Jesum liebet,
Die ihr glaubet, tröstet euch;
Da sich Jesus für uns gibet,
Gilt uns Sein Gebet zugleich.
Denn Er schließt da nicht allein
Nur die Reichsgesandten ein;
Er nennt die auch, die auf Erden
Durch ihr Wort einst glauben werden.
2.
HErr, das ist für mich gebeten;
Denn ich glaube auch an Dich,
Und Dein priesterlich Vertreten
Gilt im Himmel auch für mich.
Jesu, mir ist’s auch gewährt,
Weil der Vater Dich erhört,
Und auf dieß Wort kann ich sterben,
Daß ich werde nicht verderben.
3.
Herzlich dank’ ich Deiner Gnade,
Daß Du auch an mich gedacht,
Den Du Dir im Wasserbade
Hast zum Eigenthum gemacht.
HErr, Dein Vorwort bring’ mich hin,
Daß ich, wo Du bist, einst bin,
Deine Herrlichkeit zu sehen.
Bitt’ für mich, so wird’s geschehen!
Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird einen hassen, und den andern lieben; oder er wird dem einen anhangen, und den andern verachten.
Matth. 6,24.
Der HErr Jesus sagte diese Worte, da Er Seine Zuhörer belehren wollte, daß sie nicht Gott und dem Mammon zugleich dienen können. Wenn zwei Herren einander feind sing, oder einander entgegen arbeiten, wie Christus und Belial, so ist’s klar genug, daß man nicht beiden zugleich dienen könne: allein der Mammon, das ist zeitliche Habe, ist eigentlich nichts Böses. Er ist sogar ein Geschöpf und eine Gabe Gottes, und doch kann man ihm nicht neben Gott dienen. Gott fordert nämlich, daß man Ihm allein dienen, und seinen Leib und seine Seele Ihm allein aufopfere. Man soll keine anderen Götter neben Ihm haben, folglich auch keinen Herrn, dem man sich ganz widme. Wer den Mammon so liebt, wie man Gott lieben soll, haßt den großen Gott, dessen Zorn man ohnehin alsdann heimlich fühlt, und wer dem Mammon so anhangt, wie man Gott anhangen soll, verachtet den großen Gott, weil er Ihn nicht für würdig hält, daß er Ihm anhange. Hinwiederum wer Gott über Alles liebt, haßt den Mammon mit demjenigen Haß, den Christus Luk. 14,26. befiehlt, weil er etwas Lästiges und Versuchendes ist, und wer Gott anhangt, verachtet den Mammon als etwas Eitles.
Wir sind dem großen Gott einen beständigen Dienst als Seien Kinder und leibeigenen Knechte schuldig: weil Ihm aber kein erzwungener und heuchlerischer Dienst angenehm ist, so will er von uns geliebt sein, und diese Liebe macht den Dienst auch auf des Menschen Seite angenehm und leicht. Das ist die Liebe zu Gott, daß wir Seine Gebote halten, und Seine Gebote sind nicht schwer, 1 Joh. 5,3. Ihm sollen wir anhangen, wie David Ps. 63,9. gesagt hat: meine Seele hanget Dir an, Deine rechte Hand erhält mich, und Paulus 1 Kor. 6,17.: wer dem HErrn anhanget, der ist Ein Geist mit Ihm. Anhangen ist etwas, das aus der Liebe folgt, denn Paulus braucht dieses Wort 1 Kor. 6. von zwei Personen, die Ein Leib werden. Also, sagt er, wird derjenige, der dem HErrn anhangt, Ein Geist mit Ihm. Er wird mit Ihm vereinigt, und will ohne Ihn nicht mehr sein. Den Zuhörern Christi waren diese Pflichten wohl bekannt, denn Moses hatte schon 5 Mos. 10,12. gesagt: nun Israel, was fordert der HErr dein Gott von dir, denn daß du den HErrn deinen Gott fürchtest, daß du in allen Seinen Wegen wandelst, und liebest Ihn, und dienest dem HErrn deinem Gott von ganzem Herzen, und von ganzer Seele, und 5 Mos. 13,4.: ihr sollt dem HErrn eurem Gott folgen, und Ihn fürchten, und Seine Gebote halten, und Seiner Stimme gehorchen, und Ihm dienen, und Ihm anhangen. Wer dem Mammon dient, setzt immer alle seine Leibes- und Seelenkräfte in Bewegung, um ihn zu erhalten und zu vermehren: wer ihn so liebt, wie man Gott lieben soll, preiset ihn über Alles, und ergötzt sich an ihm mehr als an allem Andern, und wer ihm anhangt, ist von ihm gleichsam gefangen, und über seinen Verlust untröstlich. Gott mache mich von Allem, was irdisch und eitel ist, los, und erwecke mich immer mehr zu Seinem Dienst, zur Liebe gegen Ihn, und zum Anhangen an Ihn.
Mel.: O Durchbrecher etc.
1.
Wahrer Gott! Dir will ich dienen,
Denn Du bleibest, wie Du bist;
Mammons Diener schaden ihnen,
Weil ihr Gott nicht lebend ist;
Rufen sie, er kann nicht hören,
Was sie thun, das sieht er nie,
Er erfüllt nicht ihr Begehren,
Und im Tod verläßt er sie.
2.
Du, Gott, liebest, die Dich lieben,
Die Dich suchen, finden Dich;
Du erfreust, die sich betrüben,
Beter hörst Du väterlich;
Die Dich hassen, kannst Du strafen,
Was wir thun, da sieh’st Du zu;
Was Du willst, das kannst Du schaffen,
Und vom Tod errettest Du.
3.
Sollt’ mein Herz an Dir nicht hangen,
Weil man bei Dir Alles hat?
Und das ewige Verlangen
Unsers Geistes machst Du satt.
Um den Mammon sorgt man schmerzlich,
Und bleibt doch ein Heid’ dabei;
Deine Liebe tröstet herzlich,
Und Dein Dienst ist sorgenfrei.
4.
Gib mir Deinen Geist zum Dienen;
Denn man dient Dir nur im Geist,
Daß auf Deines Sohns Versühnen
Es ein Dienst im Glauben heißt.
Laßt mich einst auch vor Dir stehen,
Wo Dein Dienst uns selig macht,
Und in Deinen Tempel gehen,
Dir zu dienen Tag und Nacht!
Gott, der die Geringen tröstet, tröstete uns durch die Zukunft Titi.
2 Kor. 7,6.
Als die Korinther das Apostelamt Pauli verkennen, und deßwegen auch das von ihm gepredigte Evangelium gering schätzen wollten, so vertheidigte sich Paulus mit einem großen Eifer, und rühmte sich selbst so, daß er etlichemal sagte: er rede thöricht, das ist so, wie sonst die Thoren zu thun pflegen, er sei aber von den Korinthern dazu gezwungen worden. Auch war er sonst sehr scharf gegen falsche Apostel und andere Verführer, und gegen Leute, die unordentlich wandelten, und ließ auch die Korinther in seinem ersten an sie geschriebenen Brief seine Schärfe spüren. Für sich selbst aber war er ein sehr demüthiger Mann. Er rechte sich unter die Geringen, und nannte sich eine unzeitige Geburt. Auch war er nicht immer entzückt, nicht immer überschwänglich in Freuden, sondern hatte auch Trost nöthig, und nahm diesen Trost an, Gott mochte ihm denselben zuschicken, durch wen Er wollte. Er wurde einmal von Gott durch den Timotheus getröstet, als derselbe ihm von dem guten Zustand der glaubigen Thessalonicher Nachricht brachte, 1 Thess. 3,6.7. Ein andermal tröstete ihn Gott durch die Zukunft Titi, den er zu den Korinthern geschickt hatte, um nachzusehen, was sein erster Brief bei ihnen für eine Wirkung gehabt habe. Als nun Titus wieder zu ihm zurück kam, so wurde er, weil ihm die korinthische Gemeinde sehr am Herzen lag, mit Trost erfüllt und überschwänglich erfreuet, weil ihm Titus von ihrer Reue und von ihrem Gehorsam eine sehr gute Nachricht brachte.
Wer ist, der nicht auch wünschte, über allerhand Anliegen so von Gott getröstet zu werden? Wenn man in der Gnade steht, und wegen seiner eigenen Sünden von Gott Trost bekommen hat, so wird man oft über den Zustand seines Ehegatten, seiner Kinder und Hausgenossen, seiner Freunde und Verwandten, seiner Gemeinde, ja der ganzen Christenheit bekümmert und betrübt. Gott aber, der die Geringen tröstet, kann einen Jeden auch zur rechten Zeit über solchen Anliegen trösten, und dazu, wenn man nicht selber ein Augenzeuge der geschehenen guten Veränderung sein kann, durch die schriftliche oder mündliche Nachricht eines Freundes trösten. Man wünscht freilich, diesen Trost bald zu bekommen: allein man muß auch harren können, und zuweilen bis an sein Ende auch mit einer tröstenden Hoffnung vorlieb nehmen. Indessen thut man Bitte, Gebet, und Fürbitte für alle Menschen, sonderlich für diejenigen, die Einem am Herzen liegen, und sagt zuweilen: ach Du HErr, wie so lange, und: meine Augen sehnen sich nach Deinem Wort, und sagen: wann tröstest Du mich? Ps. 119,82. Ueber diesem Bitten und Harren wird man gering vor seinen eigenen Augen, und mag alsdann beten: meine Seele liegt im Staube, erquicke mich (HErr) nach Deinem Wort, Ps. 119,25.107. Und der hohe und erhabene Gott, der ewiglich wohnet, deß Name heilig ist, der in der Höhe und im Heiligthum wohnet, ist auch bei denen, so zerschlagenen und demüthigen Geistes sind, daß Er erquicke den Geist der Gedemüthigten und das Herz der Zerschlagenen (Jes. 57,15.), und tröstet also, wie Paulus sagt, die Geringen.
Mel.: Valet will ich dir geben.
1.
Gott herrscht zwar über Thronen,
Der Himmel ist Sein Haus,
Auf Erden theilt Er Kronen
Und Land und Leute aus;
Er ist der Allergrößte,
Und dennoch rühmt Er Sich,
Daß er Geringe tröste,
Das ist verwunderlich.
2.
Das danken die Geringe,
Wenn sie getröstet sind;
Sie heißen’s Wunderdinge,
Wenn Einer Gnade find’t;
Sie haben ihre Bitte;
Sie sagen’s Ihm zum Ruhm:
Dir gilt des Hirten Hütte,
Als wie das Kaiserthum.
3.
Das hat mein Herz empfunden,
Ich rühm’, was ich gefühlt,
Daß Gott in Jammerstunden
Mit Trost mich unterhielt;
Ich rühm’ es hundert Male,
Wo Gott will Sonne sein,
Da kriegt die Blum’ im Thale,
Wie Basans Eichen, Schein.
Des Tages, den der HErr machen will, soll man sehen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dienet, und dem, der Ihm nicht dienet.
Mal. 3,18.
Der Prophet Maleachi sagte zu den Juden: ihr redet hart wider Mich, spricht der HErr. So sprechet ihr: was reden wir wider Dich? Damit daß ihr saget: es ist umsonst, daß man Gott dienet, und was nützt es, daß wir Sein Gebot halten, und hart Leben vor dem HErrn Zebaoth führen? Darum preisen wir die Verächter: denn die Gottlosen nehmen zu, sie versuchen Gott, und gehet ihnen Alles wohl hinaus, Mal. 3,13.14.15. Diese Leute standen also in der Versuchung, in welcher Hiob in seinem Leiden, Assaph bei seinen täglichen Plagen (Ps. 73.), und Jeremias bei dem Jammer, den er sahe und litt (Jer. 12.), gestanden waren. Gleichwie nun Gott diesen drei Männern geantwortet hat, also antwortete Er auch den Juden durch den Propheten Maleachi, der zu ihnen sagen mußte: aber die Gottesfürchtigen trösten sich unter einander also: der HErr merket’s und höret’s, und ist vor Ihm ein Denkzettel geschrieben für die, so den HErrn fürchten, und an Seinen Namen gedenken. Sie sollen, spricht der HErr, des Tages, den Ich machen will, Mein Eigenthum sein, und Ich will ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohnes schonet, der ihm dient. Und ihr sollt dagegen wiederum sehen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und Gottlosen, zwischen dem, der Gott dienet, und zwischen dem, der Ihm nicht dienet, V. 16.17.18. In dem folgenden Kapitel redet hernach der Prophet ausführlicher von dem Tag, den Gott machen, und an welchem der Unterschied zwischen dem Gerechten und Gottlosen deutlich in die Augen fallen werde. Er beschreibt ihn aber als einen Tag, der die Gottlosen anzünden und wie Stroh verzehren werde, und sagt V. 3., daß hernach die Gerechten auf den Gottlosen herumlaufen werden, wenn diese Asche unter ihren Füßen sein werden. Dieser Tag ist also die Zeit, da Jerusalem das zweite Mal zerstört und mit vielen Leichnamen getödteter Einwohner verbrannt worden ist. Die Gerechten flohen vorher nach dem Wort Christi, und die christliche Kirche nahm von da an nach V. 2. innerlich und äußerlich zu, da hingegen das unglaubige Judenthum einen tödtlichen Stoß bekam.
Es gibt noch jetzt tägliche Gelegenheiten, zu bemerken, daß es dem Gerechten wie dem Gottlosen gehe, Pred. Sal. 9,2., daß zuweilen die Gerechten schwerere Plagen leiden, als viele Gottlosen. Der HErr merkt’s und hört’s aber, was die Menschen thun und reden, und es ist vor Ihm ein Denkzettel geschrieben für die, so den HErrn fürchten und an Seinen Namen gedenken. Er kennt die Seinen. Auch im Leiden waltet zwischen den Gerechten und Gottlosen dieser Unterschied vor, daß jene durch Geduld und Trost der Heiligen Schrift Hoffnung haben, diese aber nicht. Auch läßt er jene oft eine besondere gnädige Vorsorge und Verschonung genießen. Niemals aber wird der Unterschied zwischen den Gerechten und Gottlosen deutlicher in’s Licht gesetzt werden, als am Tag Jesu Christi. An diesem Tag werden die Gerechten mit Freude und Herrlichkeit zur Rechten des Richters stehen, und nach Seinem Ausspruch das ewige Reich Gottes erben, die Gottlosen aber mit Schande zur Linken stehen und vom Feuer des göttlichen Zorns ergriffen werden. Es ist also nicht umsonst, wenn man Gott dienet, und es nützet viel, wenn man Seine Gebote hält.
Mel.: Von Gott will ich etc.
1.
Die Zeit wird Alles lehren,
Gott setzt den Tag schon an,
Wo Er die Seinen ehren,
Die Bosheit stürzen kann.
So ist es recht bei Gott,
Daß Er Vergeltung übe,
Am Glauben für die Liebe,
Am Spötter für den Spott.
2.
HErr! lehr’ uns fleißig merken
Auf solchen Unterschied,
Der kann den Glauben stärken
Und die Geduld im Leid.
Wie weit entfernt ist dieß:
Das Segnen vom Verdammen,
Die Ruhe von den Flammen,
Das Licht von Finsterniß!
3.
Gottlob! daß im Gedränge
Uns noch das Trostwort bleibt:
Man treibt’s nicht in die Länge,
Wenn man’s auf’s Höchste treibt;
Die Welt wird selber seh’n,
Zur Schande des Verächters,
Zur Reue des Gelächters,
Wie die Gerechten steh’n.
4.
HErr! mach’ im Spott der Erden
Mich Deiner Gnade froh;
Es wird schon anders werden,
Es bleibt nicht immer so.
Der Hoffnung bleibt ihr Ruhm;
Dort heißen die Gerechte
Ein auserwählt Geschlechte
Und Gottes Eigenthum!
Da Jesus müde war von der Reise, setzte Er sich also auf den Brunnen.
Joh. 4,6.
Der HErr Jesus hat in den Tagen Seiner Erniedrigung alle Schwachheiten der menschlichen Natur, die nicht sündlich waren, gefühlt, und ist also auch hungrig und durstig worden, hat Traurigkeit und schmerzen empfunden, und ist auch müde worden. Da Er nach Ostern, folglich zur heißen Jahreszeit, über Berge und Thäler zu Fuß bei einer geringen Kost aus Judäa, wo Ihn die Pharisäer beneideten, nach Galiläa reiste, und unterwegs auf dem Feld bei einem samaritischen Städtlein einen Schöpfbrunnen antraf, der eine hölzerne oder steinerne Einfassung hatte, war Er müde von der Reise, und setzte Sich also auf den Brunnen, nämlich auf die Einfassung desselben. Er setzte Sich so hin, wie müde Leute zu thun pflegen, die bei dem Sitzen sich an etwas lehnen, oder den Leib wenigstens ein wenig krümmen. Er schämte Sich nicht, Seine Müdigkeit auch durch die Richtung Seines Leibes bei dem Sitzen zu offenbaren. Seine Seele ruhete dabei in dem Wohlgefallen Seines Vaters, und Er dachte vielleicht an kein Werk, das Er hier ausrichten werde; unversehens aber kam ein samaritisches Weib daher, da Er dann schnell die Gelegenheit benützte, sie und durch sie viele Leute von Sichar zu gewinnen, wie Joh. 4. erzählt wird.
Lasset uns hiebei bedenken, wie Jesus in dem bergigten und heißen Land Israel oft bis zur Ermüdung gereiset sei. Da wo Abraham, Isaak und Jakob ihre Heerden geweidet hatte, in dem Land, das Moses von dem Berg Nebo mit heiligen Betrachtungen beschauet hat, und in den Gegenden, wo Samuel, David und alle Propheten gewohnt und gewandelt hatten, reisete nun der Sohn umher. Dieses Land wurde nun gewürdigt, von den heiligen Füßen des Sohnes Gottes betreten zu werden. Er hätte Sich irgendwo, und zwar in einer angenehmen Gegend eine Wohnung ausersehen, und da mit Gemächlichkeit warten können, bis die Leute zu Ihm kommen, etwas von Ihm begehren und Ihn hören würden. Er hätte durch Seine Jünger, oder auch durch Seine Engel, die Leute aus der Nähe und Ferne zusammen rufen und treiben können. Allein diese Weise zu handeln, wäre für den Stand Seiner Erniedrigung zu vornehm gewesen. Auch wären manche kranke, blöde, arme Personen, die doch von Gott erwählt waren, von Ihm entfernt geblieben. Er reisete also selber von einem Ort zum andern, um die Menschen aufzusuchen. Er that weite Reisen. Er ermüdete Sich dabei, Er schonte Seines Leibes nicht. Er setzte ihn der Sonnenhitze aus, Er wurde unterwegs hungrig und durstig, und hatte nicht immer eine gute Herberge. Wenn Er aber irgendwo nach dem Willen Seines Vaters eine Seele gewinnen konnte, so war dieses Seine Speise, Sein Labsal, Seine Erquickung. Nun sitzt Er freilich zur Rechten des Vaters auf dem Thron der göttlichen Majestät, und wird nimmer müde: aber das Herz, welches Er als ein müder Wandersmann bei dem Brunnen zu Sichar gehabt hat, hat Er noch; Er hat noch die Menschen lieb, sucht das Verlorne, bestraft heilsamlich, gibt und vergibt gerne, und hilft den Elenden herrlich. Wer sollte sich nicht gern mit Ihm einlassen?
Mel.: Mein Gott, das Herz etc.
1.
Mein Heiland hat sich müd gereist;
Er litt, was von Natur
Der Mensch jetzt seine Schwachheit heißt,
Doch ohne Sünde nur.
2.
Ein Pilgrim auf der härtsten Reis’
Denkt sich zum Trost hieran;
Denn der ist’s, der den sauren Schweiß
Ihm noch versüßen kann.
3.
Legt er sich müd’ im Schatten hin,
Erliegt die Seele nicht,
Die wie die Samariterin
Mit dem Erlöser spricht
4.
HErr, sagt sie Ihm, ich glaube Dir,
Du bist der Lebensfürst,
Lebendig Wasser gib Du mir,
Daß mich nicht ewig dürst’.
5.
Hier wallen wir der Heimath zu
In Regen, Sturm und Wind,
O lieber Heiland, stärk’ uns Du,
So oft wir müde sind.
6.
Wir danken, daß Du in der Zeit
So gleich uns worden bist,
Mach’ Dir uns gleich in Ewigkeit,
Wo Deine Ruhe ist.
Meine Zeit stehet in Deinen Händen.
Ps. 31,16.
Auch meine Zeit stehet in Deinen Händen, Herr mein Gott, wie die Zeit Deines Knechts David. Du hast die Zeit meiner Geburt bestimmt, daß sie in denjenigen Theil der Weltzeit hat fallen müssen, in den sie gefallen ist, und daß ich an den Begebenheiten, die indessen in der Welt vorgekommen sind, einigen Antheil habe nehmen können. Dank sei Dir gesagt, daß Du meine Geburt in die Zeit des Neuen Testaments, in die angenehme Zeit, in den Tag des Heils hast fallen lassen, und daß auch zu dieser meiner Zeit das Evangelium in der Weltgegend, wo ich wohne, helle scheinet. Meine Zeit steht auch sofern in Deinen Händen, daß Du bisher durch Deine Vorsehung bestimmt hast, wie lange ich an einem jeden Ort bleiben soll, und mein Bleiben noch jetzt bestimmest. Wenn Dein Angesicht nicht mit mir gehet, so führe mich nicht von hier weg. Meine Zeit stehet in Deinen Händen: doch lässest Du mir die Freiheit, in dieser meiner Zeit Gutes oder Böses zu thun, fleißig oder träg zu sein, und überhaupt die Zeit so oder anders anzuwenden. Doch bietest Du mir Licht und Kraft an, Gutes zu thun. Du lehrest, tröstest, züchtigest und leitest mich, wenn ich darauf merken will. Du willst meine Zeit zu einer Saatzeit machen, auf welche eine gesegnete Ernte folgen können. Soll ich auch zuweilen mit Thränen säen, so willst Du durch Deine Gnade verschaffen, daß ich dagegen mit Freuden ernte. Meine Zeit stehet nach ihrer ganzen abgemessenen Währung in Deinen Händen. Arbeiten, Krankheiten und andere Zufälle hätten mich schon lange aufgerieben, wenn meine Zeit nicht in Deinen Händen stünde. Du aber, o Gott, erhieltest mich bisher, weil meine Zeit noch nicht abgelaufen war, und wirst mich auch so lange erhalten, bis die rechte Stunde meiner Entlassung von meinem Dienst kommen wird, die Du allein weißest. Verleihe Gnade, daß alsdann mein Wille dem Deinigen nicht widerstrebe, und ich also gern und im Frieden dahin fahre. Meine Zeit steht in Deinen Händen; daß aber ein Segen auf dieser meiner Zeit liegt, daß mir darin an der Seele und am Leib viel Gutes widerfährt, und daß sie eine ewige Seligkeit nach sich ziehen kann, habe ich den zweiunddreißig Jahren und etlichen Monaten zu danken, die Dein lieber Sohn auf der Erde zugebracht hat. Von dieser an sich kurzen aber höchst wichtigen Lebenszeit meines Heilandes ergieße sich der Segen noch ferner auf meine Lebenszeit, der Segen, welcher den Fluch wegnehme, den meine Sünden verdienten, und mir die Gaben, welche das Leben erleichtern und heiligen können, verschaffe. Meine Zeit stehet in Deinen Händen: aber Du, Jehovah, bist außer und über alle Zeit. Bei Dir ist keine Veränderung, welche sonst die Zeit macht. Dir ist immer Alles gegenwärtig. Unermeßlich weit unter Dir, der Du Dir immer gleich bleibst, fließen die Weltzeiten und die Lebenszeiten einzelner Menschen dahin: das Heute wird zu einem Gestern bei den Geschöpfen; bei Dir ist ein beständiges Heute. Was willst Du aber mir armem Erdenwurm, dessen irdisches Leben einer Hand breit ist, geben? Ewiges Leben willst Du mir geben durch Christum, Deinen Sohn! Hallelujah!
Mel.: Schwing’ dich auf zu deinem Gott.
1.
HErr! es stehet meine Zeit
Ganz in Deinen Händen,
Von dem Eintritt in den Streit,
Bis er sich wird enden.
Deine Hand war über mir
Schon im Mutterleibe,
Darum hoff’ ich auch von Dir,
Daß sie ob mir bleibe.
2.
Du hast in der ersten Zeit
Mit dem Wasserbade
Leib und Seele schon geweiht
Zum Gefäß der Gnade;
Deine Hand erhalte mich
In dem Gnadenbunde,
Als Dein Kind, noch väterlich
Bis zur letzten Stunde.
3.
Du hast in Versuchungszeit
Nicht die Hand entzogen;
Da mich mancher Fall gereut,
Bleibst Du mir gewogen;
O laß Deine treue Hand
Ferner ob mir walten,
Sie kann bis zum Vaterland
Mächtig mich erhalten!
4.
Du hast in der Leidenszeit
Mich so oft erquicket,
Mich aus vieler Angst befreit,
Aus der Noth gerücket;
O so wende bis zum Grab
In den letzten Proben
Deine Hand von mir nicht ab,
Ewig Dich zu loben!
Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott gegeben ist.
1 Kor. 2,12.
Paulus hatte 1 Kor. 2,1. geschrieben: er sei zu den Korinthern nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit gekommen, da er ihnen das Zeugniß Gottes verkündigt habe, und V. 4.: sein Wort und seine Predigt sei nicht in rednerischen Worten einer menschlichen Weisheit bestanden, und V. 6.: er habe keine Weisheit dieser Welt, auch zu theuerst nicht der Obersten dieser Welt vorgetragen. Dieses Alles schrieb er an die Korinther, welche vor Andern wußten, was erhabene und rednerische Worte, und was die Weisheit dieser Welt und der Obersten dieser Welt sei, weil sie dieses Alles in der Nähe hören konnten, und sich nur allzuviel daran vergafften. Jakobus sagte Kap. 3,15. von der Weisheit dieser Welt, sie sei irdisch, menschlich, teuflisch. Irdische ist sie, weil ihr Zweck und Nutzen auf das irdische Leben eingeschränkt ist, menschlich, weil die menschliche Seele ohne den Geist Gottes sie ausbildet, und teuflisch, weil oft die abgefallenen Engel sie einblasen und aufblasen, in welchem Fall sie geradezu dem Wort Gottes widerspricht, und die Menschen in das Verderben führt. Paulus sagte aber 1 Kor. 2,12.: er und die anderen Apostel haben den Geist der Welt nicht empfangen, folglich sei ihre Weisheit keine irdische, menschliche und teuflische Weisheit, und, kurz zu sagen, keine Weisheit dieser Welt, welche zur Ueberredung Anderer rednerischer Worte bedarf, was von Gott geschenkt sei. Der Geist der Welt will Alles auch wissen, bildet sich ein, Vieles zu wissen, und weiß auch Dinge, welche die natürliche Vernunft erreichen kann, und welche in das irdische Leben hinein gehören. In diesen Dingen sind oft die Kinder der Welt klüger als die Kinder des Lichts. Doch weiß der Geist der Welt nicht, was Gott den Menschen aus Gnaden schenke und geschenkt habe, und daran ist doch Alles gelegen. Gott hat Seinen eingebornen Sohn gegeben, auf daß Alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Er gibt Seinen Geist, daß man an Seinen Sohn glauben könne, offenbart Sich und Seinen Sohn durch diesen Geist in den Herzen, und richtet dadurch schon hier den Anfang des ewigen Lebens an, welches endlich völlig wird. Dieses Alles zu erkennen, ist der Geist aus Gott nöthig. Paulus, der nicht von Menschen und auch nicht durch Menschen ein Apostel wurde, und in Ansehung des Evangelii keinen menschlichen Unterricht empfangen hatte, wurde durch den Geist aus Gott unmittelbar von demjenigen, was Gott den Menschen geschenkt hat und schenken will, folglich von dem ganzen Inhalt des Evangelii belehrt. Aber auch wir müssen den Geist aus Gott empfangen, wenn wir erkennen wollen, was uns von Gott gegeben ist, denn der natürliche Mensch vernimmt nichts von demjenigen, was der Geist Gottes lehrt, ob es gleich im Wort Gottes schon geoffenbart ist; es ist ihm eine Thorheit, und kann es nicht erkennen, denn es muß geistlich, oder mit einem geistlichen Sinn, den der natürliche Mensch nicht hat, beurtheilt sein V. 14. Der Weltgeist offenbart sich zu allen Zeiten nicht nur durch eine irdische und menschliche, sondern auch durch eine teuflische Weisheit. Er widerspricht der Wahrheit, und streut Lügen aus, welche die Herzen der Menschen verkehren. Weil er sich nun auch zu unserer Zeit gewaltig regt, so haben wir nöthig, um den Geist aus Gott, der ein Geist der Wahrheit ist, zu bitten, und Seine Schüler zu sein.
Mel.: Wer weiß, wie nahe mir mein Ende.
1.
Der Geist der Welt thut Mord und Lügen,
Und liebet nichts als Finsterniß.
Wer solchen hat, was wird er kriegen?
Das Schrecklichste ist ihm gewiß.
Gibt Gottes Geist uns Unterricht,
So hat man Wahrheit, Liebe, Licht.
2.
Der Haß verdienet das Verdammen;
Die Finsterniß hat lauter Qual;
Die Lüge stürzet in die Flammen.
Wie gut ist’s bei der Gnadenwahl!
Welt, habe, was du willst und weißt,
Ich bete nur um Gottes Geist.
3.
Gottlob! ich weiß, was Gott mir schenket,
Ich liebe Ihn, und wer Ihn liebt;
Die Wahrheit hat mein Herz gelenket,
Daß uns Sein Wort das Leben gibt;
Und Jesus ist mein Licht allein,
Dafür soll Gott gedanket sein!
Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig.
2. Kor. 4,18.
Ein Mensch, der nur auf das Sichtbare siehet, ist verkehrt; da ihm dann Gott auch in Seiner Regierung verkehrt zu sein scheint (Ps. 18,27.). Eines solchen Menschen Herz wird voll, Böses zu thun (Pred. Sal. 8,11.) Er preiset’s, wenn Jemand nach guten Tagen trachtet (Ps. 49,19.), ärgert sich an den Trübsalen, die Gott zuschickt, kann die Gerechtigkeit und Güte Gottes nirgends erblicken, und es kann mit ihm so weit kommen, daß seine ganze Weisheit darin besteht: lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir todt (1 Kor. 15,32.). Paulus aber sagt 2 Kor. 4,14.16.: Derjenige, so den HErrn Jesum hat auferwecket, wird auch uns auferwecken – darum werden wir (im Dienst Gottes) nicht müde, und V. 17.18.: unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig. Soll man also im Dienst Gottes nicht ermüden, so muß man die Auferweckung zur Empfahung des ewigen Gnadenlohnes hoffen; denn auf der Erde bekommt man keinen sichtbaren Lohn dafür. Und wer seine Trübsal für zeitlich und leicht achten, und deßwegen geduldig ertragen soll, muß auf die ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit hinaussehen. Wie kann man aber auf dieselbe sehen, und sie zum Ziel seines Laufs machen, da sie unsichtbar ist? Weil uns anvertraut ist, was Gott geredet hat. In dem Wort Gottes ist eine genugsame und gewisse Nachricht davon vorhanden, und Gott will uns überdieß erleuchtete Augen unsers Verständnisses geben, damit wir erkennen mögen, welche da sei die Hoffnung unsers Beruf, und welcher da sei der Reichthum Seines herrlichen Erbes bei Seinen Heiligen. Eph. 1,18. Dieses Hinaussehen und Zielen auf das Unsichtbare ist nicht nur deßwegen sehr wichtig, weil das Unsichtbare ewig ist, sondern auch deßwegen, weil es den Menschen zum Dienst Gottes unermüdet und zum Leiden willig macht, da er dann in einer solchen Fassung steht, daß die zeitliche und leichte Trübsal bei ihm eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit schaffen kann. Wie dieses Schaffen oder Wirken geschehe, hat Paulus Röm. 5,3.4.5. angezeigt, da er sagte: wir rühmen uns auch der Trübsale, dieweil wir wissen, daß Trübsal (bei der Hoffnung der künftigen Herrlichkeit V. 2., folglich bei dem Sehen auf das Unsichtbare) Geduld bringt, Geduld aber bringt Bewährung, Bewährung aber bringt Hoffnung, Hoffnung aber lässet nicht zu Schanden werden. Ingleichen Petrus, der 1 Petr. 1, 6.7. zu den Wiedergebornen sagt: ihr seid eine kleine Zeit traurig in mancherlei Anfechtungen, auf daß euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde, als dass vergängliche Gold, das durch’s Feuer bewähret wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn nun offenbaret wird Jesus Christus. Wer sollte also nicht gerne leiden, wenn das Leiden eine so gute Wirkung hat? Es ist aber das Sehen auf’s Unsichtbare nöthig, wenn diese Wirkung entstehen soll. Diejenigen, die auf das Sichtbare sehen, und dasselbe zu ihrem Zweck machen, sind im Glück trotzig und im Unglück verzagt, und wenn sie auch ihren Zweck in einigen Stücken erreichen, so ist doch dasjenige, was sie erreichen, zeitlich, und verläßt sie bald, zu ihrer ewigen Pein und Schande.
Mel.: O Gottes Sohn, HErr Jesu Christ.
1.
Wir sehen nicht auf’s Sichtbare,
Das währt nur kleine Zeiten;
Ich seh’ auf das, was ich nicht seh’,
Das dau’rt auf Ewigkeiten.
HErr! mache mir mein Auge licht,
Und Dein Wort schärfe mein Gesicht,
Daß ich kein Blendwerk achte.
2.
Wir sehen diese Welt nicht an;
Denn da sind lauter Dinge,
Wovon der Geist nicht leben kann,
Sie sind ihm zu geringe.
Der Glaube weiß ein größer Gut:
Er sieht auf ein Besprengungsblut,
Das in dem Himmel redet.
3.
Wir sehen auf das Leiden nicht,
Das uns zur Erde bücket;
So sau’r das Tragen uns geschieht,
So bleiben wir erquicket;
Der Himmel hält ein Kleinod für,
Auf jene Kronen sehen wir,
Die Ueberwinder kriegen.
4.
Wir sehen nicht auf Tod und Grab,
Wir lassen uns nicht schrecken:
Der unsrem Haupt das Leben gab,
Wird auch die Glieder wecken;
Auf jenes Leben seh’n wir hin;
Denn Jesus sagt uns: wo Ich bin,
Sol der sein, der Mir dienet!
Der HErr ist mein Lobgesang.
2 Mos. 15,2.
Als das Volk Israel durch das Schilfmeer gegangen, und Pharao mit seinem HErr darin ersoffen war, so sangen Mose und die Kinder Israel dem HErrn ein Lied; und Mirjam die Prophetin, Aarons Schwester, nahm ein musikalisches Instrument in ihre Hand, und alle Weiber folgten ihr nach hinaus, mit solchen Instrumenten, am Reigen, Mirjam aber sagt ihnen vor. Man kann hieraus erkennen, daß das Volk Israel schon damals ein gesittetes Volk, und zu einem feierlichen Gottesdienst aufgelegt gewesen sei. In diesem Lied, welches das älteste unter allen bekannten Liedern in der Welt ist, wird der HErr wegen der Errettung Israels und der Vertilgung der mit Pharao ausgezogenen Aegypter hoch gepriesen. Der Anfang des Lieds ist dieser: ich will dem HErrn singen, denn Er hat eine herrliche That gethan: Roß und Wagen hat Er in’s Meer gestürzet. Der HErr ist meine Stärke und mein Lobgesang, und ist mein Heil. Der HErr ist mein Gott, ich will Ihn preisen; Er ist meines Vaters Gott, ich will Ihn erheben. Israel sang also unter Anderem: Jehovah ist mein Lobgesang, das ist: ich will des HErrn Lob singen, Ihm zur Ehre will ich singen. Mose hatte dem Volk vor und bei dem Auszug aus Egypten große Treue bewiesen, und viele Werke gethan, die Gott gefielen: man sang aber doch das Lob Mosis nicht, gleichwie überhaupt in der Heiligen Schrift kein auf einen Menschen verfertigtes Loblied anzutreffen ist. Es ist genug, wenn ein Mensch ein kurzes, gutes, aber wahrhaftiges Zeugniß bekommt, daß er ein treuer Knecht Gottes sei, daß er thue, was Gott wohlgefällt u.s.w.; ein ausgebreitetes und hochgestimmtes Lob gebührt allein Gott. Ihn kann man nicht zu viel loben, und da nach den Regeln der Dichtkunst in Liedern lebhafte, prächtige und hochfliegende, Ausdrücke vorkommen sollen, so läuft man, wenn man das Lob Gottes besingt, in keine Gefahr, es zu übertreiben, da hingegen die guten Zeugnisse, die man den Menschen in Reden und Liedern gibt, leichtlich zu schwülstigen und abgöttischen Lügen werden können, worüber die Verfasser Gott Rechenschaft geben müssen. Von der Zeit des Neuen Testaments weissagt Jesaias Kap. 24,16.: wir hören Lobgesänge vom Ende der Erden (wo Heiden wohnen) zu Ehren dem Gerechten. Es gebühret also den Christen, ihrem gerechten Heiland und Fürsprecher zu Ehren Lobgesänge, oder wie Paulus redet, geistliche liebliche Lieder zu singen. Auch im Himmel wird gesungen, wiewohl von den Engeln nie gesagt wird, daß sie singen. Aber die vierundzwanzig Aeltesten hatten Harfen, und sangen, als das Lamm Gottes das Buch mit den sieben Siegeln nahm, ein neues Lied. Offenb. Joh. 5,9. Hundert und vier und vierzig tausend auserwählte reine Seelen, die mit dem Lamm Gottes auf dem Berg Zion sind, singen ein neues Lied vor dem Stuhl, und vor den vier Thieren und vor den Aeltesten, Offenb. Joh. 14,1.3. Und an dem gläsernen Meer, das mit Feuer gemenget ist, singen diejenigen, die den Sieg an dem Thier und seinem Bild behalten hatten, das Lied Mosis, des Knechts Gottes, und des Lammes, das ist, sie preisen Gottes Werke und Wege nach dem Inhalt des Alten und Neuen Testaments, und haben dabei Gottes Harfen, Offenb. Joh. 15,2.3. Selig ist, wer bei diesen himmlischen Lobgesängen und Musiken wird mit anstehen dürfen. Wer aber darnach ein Verlangen hat, lasse den HErrn auch hier auf Erden oft seinen Lobgesang sein.
Mel.: Jesus, meine Zuversicht.
1.
Gott selbst ist mein Lobgesang,
Denn ich kann nichts Höher’s singen;
Davon sollen lebenslang
Meine Stimm’ und Saiten klingen.
Weil ich glaube, weil ich bin,
Sing’ ich lieber nichts als Ihn.
2.
Er ist Vater, der mich schuf,
Der mir Seinen Sohn gegeben,
Und von Seinem Gnadenruf
Hat mein Herz sein neues Leben;
Dieß befreit vom Untergang.
Er ist selbst mein Lobgesang.
3.
Gottes Sohn kam mir zu gut,
Ward ein Mensch, starb für uns Schwache,
Ging zum Himmel ein mit Blut,
Und vertritt bei Gott die Sache.
Schaut der Gnaden Ueberschwang!
Er ist selbst mein Lobgesang.
4.
Gottes Geist beweiset sich,
Lehrt mich den Erlöser kennen,
Wirkt den Glauben, heiligt mich,
Hilft mir selbst Gott Abba nennen,
Treibt mich zärtlich, ohne Zwang.
Er ist selbst mein Lobgesang.
Das, wovon wir reden, ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen, nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Obersten dieser Welt, welche vergehen.
1 Kor. 2,6.
Paulus hatte das Evangelium von dem Kreuz unsers HErrn Jesu Christi 1 Kor. 1,21. eine thörichte Predigt, und die Erlösung der Menschen durch einen gekreuzigten Heiland V. 25. eine göttliche Thorheit genannt; damit man aber diese Ausdrücke nicht mißdeute, sagt er 1 Kor. 2,6.: das, wovon wir reden, ist dennoch Weisheit, und zwar bei den Vollkommenen, und wird von diesen dafür erkannt. Die Juden und Griechen hatten Rabbi, Weltweise und Oberste unter sich: aber bei uns, sagt Paulus, gibt es Vollkommene, deren Urtheil mehr gilt, als das Urtheil jener. Welche sind aber diese Vollkommenen? Diejenigen Christen sind vollkommen, welchen starke Speise gehört, und die durch Gewohnheit (oder Geistes-Stärke) geübte Sinne haben zum Unterschied des Guten und des Bösen. Hebr. 5,14. Diese sind so gesinnet, wie Paulus nach Phil. 3,7-14. gesinnet war, und haben also eine überschwängliche, oder Alles überwiegende Erkenntniß Jesu Christi nach den verschiedenen Verhältnissen Seines Mittler-Amts. Bei diesen ist also das Evangelium vom Kreuz eine Weisheit. Wenn der Mensch zuerst glaubig wird, so ist er nach Kraft und empfindlichem Trost begieriger als nach Licht, und ist froh, wenn er durch jene von der Herrschaft der Sünde frei gemacht, und durch diesen von der Vergebung seiner Sünden versichert wird. Wenn er aber in der Gnade fest wird und noch mehr Licht bekommt, so kann er die Erlösung durch das Kreuz Jesu ruhig betrachten, und erkennt alsdann, ob er sie gleich nicht übersehen noch ergründen kann, daß sie mit den Eigenschaften Gottes und mit dem Bedürfniß der Menschen unvergleichlich schön harmonire, daß sie die größte Offenbarung der Liebe, Weisheit und Kraft Gottes sei, daß sie den Menschen, der sie glaubt, gegen alles gegenwärtige und zukünftige Uebel sicher stelle, und daß alle anderen Mittel, die Menschen gerecht und fromm zu machen, oder Gott zu versöhnen, und ein ewiges Heil zu erlangen, ganz unkräftig und thöricht ausgedacht seien. Er preiset also Gott wegen dieser Weisheit, hält sich hoch und glaubt sie von Herzen. Freilich trifft aber hier der vollkommene Christ keine Weisheit der gegenwärtigen Welt an, welche Jakobus Kap. 3,15. irdisch, menschlichund teuflisch nennt. Und weil die Welt sich auf ihre Obersten beruft, welche Staatskluge, Gelehrte, und Gönner dieser oder jener unglaubigen und eitlen Gelehrten sind, so sagt Paulus, die Weisheit, welche ein vollkommener Christ in dem Evangelio von dem gekreuzigten Jesu erblicke, sei auch nicht die Weisheit der Obersten der Welt, deren Ansehen Niemand blenden dürfe, weil keiner von ihnen die heimliche verborgene Weisheit, welche Gott vor der Welt verordnet, erkannt habe; den wenn sie erkannt hätten, hätten sie (oder ihres Gleichen Männer) den HErrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Ach es gibt noch jetzt Oberste der Welt, welche den HErrn Jesum gekreuzigt hätten, wenn sie an des Caiphas und Pilatus Stelle gewesen wären. Ihre Weisheit ist eben diejenige, welche Caiphas und Pilatus hatten. Man wird aber sehen, daß solche Weisen doch sterben, sowohl als die Thoren und Narren umkommen, und müssen ihr Gut Andern lassen Ps. 49,11. Die wahre Weisheit macht heilig und selig.
Mel.: HErr Jesu, Gnadensonne.
1.
Die Weisheit dieser Erden
Ist noch die wahre nicht,
Sie wird zur Thorheit werden
Im göttlichen Gericht.
HErr! Mache Dir zum Preise
Mich zu dem Himmel weise,
Und sende mir Dein Licht.
2.
Wüßt' ich was Schul und Staaten
Auf Erden glücklich macht,
Was wäre mir gerathen,
Wenn mein Gewissen wacht,
Und ich bin nicht daneben
Auf ein unendlich Leben
Zu meinem Heil bedacht?
3.
Was helfen mich Verdienste,
Wenn ich ein Sünder bin?
Was nützen mir Gewinnste,
Wenn ich nicht Den' gewinn',
Auf Den wir selig sterben,
Mit Dem wir ewig erben?
Was hat man ohne Ihn?
4.
Gott nur als Gott erkennen,
Das hat noch wenig Lohn;
Man soll Ihn Vater nennen
In Jesu, Seinem Sohn.
Das sind die wahren Weisen,
Die nur die Weisheit preisen
Von Christi Kreuz und Thron.
5.
O Geist der Weisheit, präge
Mir meinen Heiland ein
Und richte meine Wege
Auf dieses Ziel allein;
So geh' ich nicht verloren,
So sterb' ich nicht wie Thoren,
So werd' ich selig sein!