Rochat, Auguste - Jes. 42, 3

Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.
Jes. 42, 3.

Jesus sagt, daß Er die Lämmer in Seine Arme sammlen will; vertrauen wir dieser Verheißung, und wenn wir noch schwach sind, wie die Lämmer, so laßt uns dann auch, wie sie, uns Dem ganz überlassen, der uns tragen will. Sollte der Herr Jesus, der uns sagen läßt, daß wir der Schwachen uns anzunehmen und sie mit Sanftmüthigkeit zu tragen hätten, nicht selbst thun, was Er uns gebietet? War Er auch oft in dem Falle, Seine Jünger um ihres Unglaubens willen zu strafen, dennoch wurde Er nicht müde, sie zu tragen, und „wie er sie geliebet hatte von Anfang, so liebte Er sie bis an's Ende.“ Den Fall des Petrus voraussehend, betete Er für ihn, daß sein Glaube nicht aufhören möchte. Nun ist aber Jesus in Ewigkeit derselbe und bittet im Himmel immerdar für uns. Er „wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern“ (Offenb. 2, 1.), um fortwährend das Oel Seiner Gnade in dieselben zu gießen; und wenn Er verordnet, daß, um uns zu demüthigen oder zu prüfen, es uns gehet, wie jener Wittwe zu Zarpath, welche nur noch ein wenig Oel im Kruge hatte, und nun meinte, wenn es verzehrt sei, sterben zu müssen, so darf doch vermöge der Treue und Macht Gottes das Oel im Krug nicht ausgehen, bis der Herr wieder Regen in's Land sendet. Hat Er ja doch einmal die Macht Seiner Gnade daran dir kund gethan, das Er Seine Kraft in deiner Schwachheit vollenden will. Wenn Er zu deiner Demüthigung und Prüfung dich in die Wüste geführt hat, so wird Er dennoch am Ende dir Gutes thun. Nachdem erst Sein Wort nur wie der Thau auf dich herab träufelte, nachdem es dir dann war „wie die schwachen Tropfen auf das zarte Gras,“ wird es dir zuletzt werden „wie der volle Regenguß, der das Land befruchtet.“ (Ps. 72,6.) Wenn du den Frühregen empfangen hast, wirst du auch den Spätregen empfangen. Der Herr wird Seine Himmelsschätze öffnen, dir den Gnaden-Regen zu geben, wie du ihn bedarfst, so daß du mit David sagen kannst: „Milden Regen schüttetest Du aus, o Gott; Dein Erbe, das ermattet war, erquicktest Du.“ (Ps. 68,10.)

Quelle: Rochat, Auguste - Kurze Betrachtungen für alle Tage des Jahres