Wem soll ich aber dies Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindlein gleich, die an dem Markt sitzen, und rufen gegen ihre Gesellen und sprechen: Wir haben euch gepfiffen, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch geklaget, und ihr wolltet nicht weinen. Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht; so sagen sie: Er hat den Teufel. Des Menschen Sohn ist gekommen, isset und trinket; so sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und ein Weinsäufer, der Zöllner und der Sünder Geselle? Und die Weisheit muß sich rechtfertigen lassen von ihren Kindern.
In den Worten, die unserm Texte vorangehen, hat der Herr Jesus zum Volk über Johannes den Täufer geredet. Wer derselbe sei, was sie von ihm halten sollten, von diesem größten der Propheten, von diesem Größten der vom Weibe gebornen, von diesem Elias, von diesem Vorläufer und Wegbereiter des Herrn, das hatte er ihnen mit bedeutsamen, eindringlichen Worten gesagt. Für solche, die Ohren hatten zu hören, hatte er dabei auch von seiner eignen Person gezeugt. Zwar hatte er bisher kein ausdrückliches Wort von sich selber gesagt. Aber nachdenklichen Hörern gab er doch zu merken, was sie von ihm halten sollten, wenn er vom Täufer sagte: er ist Elias. Vor wem aber sollte Elias vorangehen, wer sollte auf den Elias folgen, wenn nicht der Herr vom Himmel, der sein Volk besuchte? Er ist gekommen, er ist da, das sollten sie verstehen.
Nun aber entsteht eine andere Frage: wie wird das Volk sich einstellen? wenn der Herr zu ihm kommt, wie kommt es zu seinem Herrn? wie schickt es sich seinem Gott zu begegnen, ihn aufzunehmen? Das ist auch für uns eine wichtige Frage, und ganz besonders in diesen Tagen. Wird uns doch in dieser Adventszeit von neuem die Freudenbotschaft verkündigt vom Kommen des Herrn zu seinem Volke. Da ist es also eine rechte Adventsfrage: wie kommen wir dem Herrn und seinem Heil entgegen? Der Herr Jesus in unserm Texte zeichnet uns in dieser Beziehung das Volk seiner Zeit. Er thut es so, daß er auch uns damit einen Spiegel vorhält, darin wir beschauen sollen, wie es mit uns stehe. Freilich muß er leider im Ganzen von seinem Volk bezeugen, daß sie der Wahrheit Gottes widersprechen und widerstreben. Doch kann er auch von Kindern der Weisheit reden, welche Gott die Ehre geben und seine Wege rechtfertigen. Dem laßt uns nachdenken und das gute Theil ergreifen.
Herr Jesu, du Licht der Welt, sei auch unser Licht, daß wir deine Wahrheit erkennen; sei unser Leben und gib, daß dein Wort in unsern Herzen zum kräftigen Samenkorn des Lebens werde. Amen.
Wem soll ich dieses Geschlecht vergleichen? fragt der Herr Jesus; und fangt nun an, die Spiele der Kinder zu beschreiben, wie sie dieselben auf den Straßen und Plätzen der Stadt ausführen; er schildert uns ihr Thun, wie sie so gerne das Thun der erwachsenen Leute nachahmen; wie sie einmal eine Hochzeit aufführen mit Flöten und Tanzen, ein andermal einen Leichenzug darstellen mit Klagen und Weinen. Wir sehen, die Kindernatur war damals dieselbe wie sie heute ist, und der Herr Jesus hat ein Auge und ein Herz dafür. Aber freilich wir sehen auch, daß er damals wie heute nicht nur ein friedliches, einträchtiges Spielen der Kinder zu sehen bekam; daß er vielmehr auch manches Zanken und Streiten beobachtet hatte, wo sie sich über kein Spiel hatten vertragen können, weil immer die einen nicht wollten, was die andern vorschlugen. Warum sie's nicht wollten, ob aus störriger, eigensinniger Laune? das sagt er uns diesmal nicht. Er schildert mehr die despotischen Tonangeber, die es erzwingen wollen, daß alle sich nach ihren herrischen Geboten richten, und es nicht leiden können, daß andere ihren eigenen Willen haben. Flöten sie, so sollen alle tanzen; wehklagen sie, so sollen alle weinen.
Solchen Kindern, sagt der Herr, ist dieses Geschlecht zu vergleichen. Solche Launen, solches herrische Befehlen und Tonangeben lassen sie aus - nicht etwa nur an solchen, die ihres Gleichen sind und Eigensinn wider Eigensinn setzen, sondern sogar an den Boten Gottes. Auch diese sollen sich fügen nach dem, was den Leuten beliebt; und ihnen beliebt immer nur das nicht, was die Boten Gottes ihnen zu sagen haben, wenigstens jetzt nicht das, sondern das Gegentheil.
Kommt Johannes der Täufer mit seinem gewaltigen Bußernst, fordert eine gründliche Sinnesänderung, predigt die Taufe der Buße, hält ihnen durch die Taufe vor: ihr seid völlig unrein vom Scheitel bis zur Sohle, ihr bedürfet einer gänzlichen Reinigung, und wollt ihr euch solche nicht gefallen lassen, so ist schon die Art dem Baum an die Wurzel gelegt: so wollen sie solche Predigt nicht hören; das ist eine gar zu strenge, scharfe, traurige Lehre; die Rede sollte heiterer, freudiger, hochzeitlicher lauten; jetzt wollen sie nicht einen Leichenzug, sondern Hochzeit spielen, und Johannes soll sich's recht sein lassen.
Kommt dann aber der Herr Jesus mit seiner guten Botschaft; heißt es:
Weicht, ihr Trauergeister,
Denn mein Freudenmeister,
Jesus tritt herein;
beginnt er selig zu preisen, die arm im Geiste sind, die da Leid tragen, die Sanftmüthigen, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, die Barmherzigen, die da reines Herzens sind, die Friedensstifter; ladet er alle Mühseligen und Beladenen zu sich ein; nimmt er die Zöllner und Sünder an und isset mit ihnen; zeigt er durch sein Erbarmen über alle Schuldbeladenen, daß er den glimmenden Docht nicht löschen und das zerknickte Rohr nicht brechen will; spendet er, anstatt die Art gegen den unnützen Baum zu schwingen, vielmehr Freude und Leben von jenem ersten Wunder an, da er die Hochzeitsfreude in Kana erhöhte: so ist auch diese Freudenfülle wieder nicht nach dem Sinne dieses Geschlechts. Er sollte strenger sein, er sollte es den Leuten schwerer machen, er sollte sich mit den Zöllnern und andern schlechten Leuten nicht so viel abgeben. Jetzt wollen sie keine Hochzeit, sondern ein Trauerspiel haben.
Es sieht das kindisch aus, ist aber noch schlimmer als kindisch. Der Herr Jesus zeigt uns den bösartigen Charakter ihres Widersprechens, wenn er uns weiter schildert, wie sie von Johannes und von ihm, dem Herrn Jesu, reden. Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht wie andere Leute, fastete und trank keine starken Getränke. Da sagen sie: er hat den Teufel; er ist melancholisch, schwermüthig, voll geistlichen Hochmuths. Kommt dagegen der Herr Jesus, ißt und trinkt wie andere Leute, ißt und trinkt mit den Zöllnern und Sündern, hält bei seinen Jüngern nicht auf Fasten und nicht einmal auf Zehnten- und Almosengeben so, als kaufte man damit das Himmelreich, so haben sie auch da wieder nichts als grobe Schmähungen: siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Geselle! als gienge er um des Wohllebens willen gern der schlechten Gesellschaft nach und um der schlechten Gesellschaft willen gern dem Wohlleben! Ihr seht, das sind Leute, denen es niemand recht macht, die alles tadeln, alles richten, nur nicht sich selber. So schildert der Herr Jesus seine Zeitgenossen.
Und wir, sind wir ganz andere Leute? Laßt uns sehen, warum denn jene weder mit Johannes noch mit Jesu sich vertragen konnten. Wenn man sie gefragt hätte: wollt ihr denn gar nichts von Buße? wollt ihr gar nichts von Gnade? sicher hatten die meisten erwiedert: doch, freilich wollen wir Buße und Gnade; wir sind rechte Israeliten; wir haben auch Religion; wir haben den Glauben unserer Väter. Aber wenn nun Johannes kommt, und macht die Leute so ganz und gar zu Sündern, läßt nichts Gutes an ihnen vom Scheitel bis zur Sohle, macht den Menschen völlig zu nichte: das ist zu viel, das geht zu weit, das ist eine übertriebene Lehre, wer kann das aushalten? Wenn man den Menschen so ganz und gar schlecht macht, als ob auch alles vom Teufel und für den Teufel märe, ist denn das nicht eine Schande für Gott, als wäre sein Geschöpf so schlecht? Was bliebe da noch übrig als verzagen und verzweifeln? keine Lebensfreude, kein Lebensmuth! Das ist eine finstere Lehre, welche alles fröhliche Gedeihen lähmt!
Nun kommt freilich der Herr Jesus mit seiner Freudenbotschaft: seid fröhlich, ihr Sünder, euch ist der Heiland geboren! und verkündigt: ihr sollt nicht verzagen noch verzweifeln, und ermuthigt die Blinden: seid getrost! und zeigt den Weg zur Lebensfreude, zum Lebensmuth: euch kann geholfen werden, sagt er den Elendesten; euch ist geholfen, ihr habt den Helfer; ihr braucht es nicht erst zu machen; die Gnade ist da; kommt nur zu mir! ich will keinen, der zu mir kommt, hinausstoßen. Gott liebt euch! er liebt euch mitten in euern Sünden, und darum hat er aus lauter Gnaden euch den Weg, aus euern Sünden herauszukommen, möglich gemacht. Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Ist das nicht eine unversiegliche Quelle von Lebensfreude und Lebensmuth? Aber da haben die gleichen, die den Bußernst des Täufers viel zu streng fanden, den entgegengesetzten Vorwurf bei der Hand: dieses Gnadenevangelium sei viel zu bequem, mache es den Leuten viel zu leicht; da käme man allzu wohlfeilen Kaufs in den Himmel I glauben, nichts als glauben an die Gnade Jesu Christi, das sei zu wenig. Das wäre den schlechten Leuten recht, die nicht begehren, sich Mühe zu geben, sich anzustrengen, sich die Gerechtigkeit sauer werden zu lassen.
So haben's die Leute: sie wollen auch Religion haben, aber eine Religion nach ihrem Gutdünken, nicht nach Gottes Ordnung. Predigt der Täufer Buße, so wollen sie Lebensfreude; aber nicht wie Christus sie bietet. Verkündigt Christus ihnen die Freudenbotschaft von seiner Gnade, so wollen sie Ernst und Strenge; aber nicht wie der Täufer sie fordert. Immer nicht das, was fetzt Gott predigen läßt; und auch das andere nicht, wie Gott es haben will. Verlangt er Buße, so wollen sie ihr Ich festhalten, ihre Weltfreude, ihr Selbstvertrauen, ihr Gefallen an sich selbst. Verlangt er Glauben an seine freie Gnade, so wollen sie abermals ihr Ich festhalten, ihre Anstrengungen, ihre Leistungen, ihre eigene Gerechtigkeit. Weil des Täufers Bußpredigt ihr Ich zu nichte macht, wollen sie nichts von ihm. Weil des Herrn Jesu Gnadenevangelium ihr Ich noch völliger zu nichte macht, wollen sie noch weniger von ihm. O wären doch das nur die Menschen vor 1800 Jahren gewesen! Und doch, wohin fahren wir, wenn wir dem Herrn und seinem Heil widerstreben?
Aber es gibt ja doch auch andere als solche Widerstrebende. Die Weisheit, spricht der Herr Jesus, ist gerechtfertigt worden von Seiten ihrer Kinder. So lauten die Worte in genauer Uebersetzung. Es ist die Weisheit Gottes, die das Ziel gesetzt und alles zuvorversehen hat; es ist die Weisheit Gottes, die den Weg des Heils geordnet hat: erst die Predigt der Buße, dann die Freudenbotschaft von der Gnade Christi. Und diese Weisheit, die alles zur rechten Zeit thut, sie ladet ein, sie ruft uns zu: laß dein Ohr auf Weisheit Acht haben, und neige dein Herz mit Fleiß dazu; höre sie und nimm an ihre Rebe. Es ist die Weisheit, deren Anfang die Furcht des Herrn ist; es ist die Weisheit, deren Vollendung Christus ist, unsere Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung. In dieser Weisheit einzig wissen wir das Ziel unseres Lebens und auch den Weg dazu; in dieser Weisheit einzig erkennen wir das Ziel aller Werke Gottes, zu welchem letzten Zweck Gott alles geschaffen: daß wir ähnlich würden dem Bild seines Sohnes und in seiner Gemeinschaft ewig selig.
Wer auf das Wort dieser Weisheit hört, wer das Ohr ihm öffnet und es zu Herzen nimmt, der wird durch dieses Wort ein Kind dieser Weisheit. Denn dieses Wort von der Furcht Gottes als der Weisheit Anfang, von der Sinnesänderung und vom Ergreifen der Gnade Jesu Christi, das ist ja nicht ein leerer, kraftloser Schall, das erweiset sich, wo es in ein Herz Eingang findet, als ein machtvolles Wort, das angreift, eingreift, durchgreift; als ein kräftiges Samenkorn, aus dem ein neues Leben erwächst, durch das ein neuer Mensch zu Stande kommt. Kann es denn anders sein? Wenn das Wort des Täufers in einem Herzen durchschlägt: du bist ein Sünder! du bist unrein vor dem heiligen Gott! mit dir muß es anders werden - dein Sinn muß gänzlich ein neuer werden, von Grund aus auf ein anderes Ziel als bisher gerichtet! muß das nicht eine gewaltige Bewegung wirken? Und wo es dann vollends durchschlägt: Gott hat die Welt geliebt, Gott liebt auch dich in Christo! Gott wartet nicht auf dich, daß er dich liebe; Gott wartet nicht, bis du den Anfang mit Lieben machest; Gott wartet nicht, bis du seiner Liebe würdig seiest; Gott liebt dich schon jetzt, auch in deinen Sünden; Gott hat dich von je und je geliebt; spürst du's nicht, warum willst du's ihm nicht glauben? warum willst du nicht der Gnade Jesu Christi vertrauen? Christus lebt, und auch für dich! Christus, der Weltheiland, will auch dein Heiland sein! wo dieses Wort in ein Herz dringt, kann ein solches Herz bleiben, wie es vorher war? muß dies Wort nicht ein Samenkorn des seligen, heiligen, ewigen Lebens werden?
Es ist es schon in Tausenden geworden. Es sind dadurch schon Tausende zu Kindern dieser Weisheit geworden. Höret, was ein Kind dieser Weisheit rühmt: Gott hat uns gezeuget nach seinem Willen, durch das Wort der Wahrheit, auf daß wir wären Erstlinge seiner Creaturen. Höret, wie ein anderes Kind dieser Weisheit die Jünger Christi schildert als die da wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Worte Gottes, das da ewiglich bleibet. Die ein solches neues, seliges, heiliges Leben aus Gott durch Gottes Wort gewonnen haben, das sind die Kinder der Weisheit; durch diese wird die Weisheit gerechtfertigt.
Was will das heißen? Das will heißen: sie geben aus Erfahrung Gott und seiner Weisheit die Ehre, daß er in allem Recht behalte. Sie anerkennen seine Weisheit, daß sie alles recht gemacht habe. Sie wollen nicht mehr Gottes Wege tadeln, sondern fügen sich in die Weisheit seiner Wege. Erst die Buße zu Gott, dann den Glauben an die Gnade Christi.
Thut auch ihr also, die ihr begehret der Weisheit Kinder zu werden. Wenn die Predigt der Buße, wenn der Geist eures Gottes euch der Sünde überführt: machet Ernst damit; weichet der Zucht nicht aus; beschöniget nicht; entschuldiget nicht. Saget nicht: die Versuchungen seien zu schwer gewesen, als wolltet ihr euern Gott beschuldigen.
Nehmet die Schuld auf euch; suchet Vergebung und Hilfe bei euerm Gott. Sehet auch nicht auf andere, ob sie es schwerer oder leichter hatten; was wißt ihr doch von ihrem Inwendigen? Haltet euch nicht an der äußern Strafe auf, lasset euch nicht in weltlicher Traurigkeit am meisten die üblen Folgen quälen, die eure Sünden auf euch gebracht. Die Sünde selber lasset euch leid sein; daß ihr also übel gegen, euern Gott gethan, das bereuet in göttlicher Traurigkeit. Will er euch außer der Begnadigung auch noch äußerlich helfen, leiblich heilen, von den Folgen eurer Sünden befreien, er kann es thun; er ist noch heute ein starker Heiland. Findet er es besser, euch noch unter dem Druck des Kreuzes zu lassen, so werdet ihr doch die Last mit Christo anders tragen, als ihr sie ohne ihn trüget.
Aber daß ihr Christum habet, darauf kommt es an. Daß ihr ihn in göttlicher Wahrheit erfahret, wie jene Tadler mit menschlichem Spott ihn schmähten: als den Freund der Zöllner und aller Sünder, darauf kommt es an. Entschließet euch, von der Gnade des unsichtbaren Herrn zu leben. Entschließet euch, allem Dünkel der eigenen Gerechtigkeit den Abschied zu geben. Sie sagen, das heiße dem Menschen das Seligwerden allzu bequem machen, das sei ein allzu leichter Weg. O ja, kinderleicht für den, der sich zum Kindersinn entschließt: glauben, vertrauen, annehmen was Gott schenkt in Christo; und doch entschließt sich gerade zu diesem leichtesten am allerschwersten das selbstgerechte Menschenherz.
Wenn ihr euch aber einmal entschlossen habt, gewiss, so rechtfertigt ihr die Weisheit Gottes auch in diesem Stück, daß dieser leichte Weg zum Heil doch keineswegs ein Weg für die Leichtfertigen sei. Es ist vollbracht, ja, und ihr müßt es nicht erst vollbringen. Aber nun heißt es: wer mich liebt, der hält meine Gebote, und heißt weiter: Gottes Gebote sind nicht schwer. Daran könnt ihr's prüfen: sind euch Gottes Gebote nicht schwer? wißt ihr, kennt ihr, habt ihr, wodurch sie leicht werden: wahrhaftige Liebe zu Gott, der euch zuerst geliebt?
O daran müssen auch diejenigen lernen und immer von neuem lernen, die bereits der Weisheit Kinder geworden sind. Auch diese rechtfertigen mehr und mehr die Weisheit, geben ihr die Ehre, daß sie Recht behalte und alles, alles recht gemacht habe. Sie bekennen, daß Gottes Weisheit Recht habe, wenn sie auch von ihnen nicht nur einmal zum Anfang, sondern täglich von neuem Buße fordert. Denn der alte Mensch ist wohl bei denen, die Christo angehören, gekreuziget; aber er regt sich am Kreuz, sucht sich loszuwinden und neue Kräfte zu gewinnen. Die Versuchungen werden stärker. Der Kampf wird heißer. Von dem, welchem mehr gegeben ist, sollte können mehr gefordert werden. An dem, der schon viel von Gott empfangen hat, sind auch scheinbar geringere Uebertretungen um so verdammlicher. Also die Buße hört nicht auf; die Demüthigung muß immer gründlicher werden. Aber auch das Vertrauen auf die Gnade Christi immer völliger; vielleicht ohne Gefühl; vielleicht im dürren Land, in dunkler Umgebung, unter wachsenden Beschwerden, bei abnehmenden Erquickungen, mehr und mehr ein Glauben ohne zu schauen, mehr und mehr ein Vertrauen auf das Wort unseres Herrn. So muß es sein: das Ich immer kleiner, Gott immer größer. Wir selber nichts, unser Heiland Alles. Das ist der Weg der himmlischen Weisheit. Die Kinder der Weisheit geben ihr Recht.
Sie rechtfertigen die Weisheit in sich selber. Sie rechtfertigen sie aber auch nach außen. Wohl gibt es Leute, .die wollen nichts von, ihr, die haben nur zu schelten, ob Johannes komme oder der Herr Jesus selber. Aber andere gibt es, sie sind noch nicht selber Kinder der himmlischen Weisheit, aber es macht ihnen doch einen Eindruck, wenn sie den Wandel solcher Kinder der Weisheit sehen. Es gibt Entscheidungszeiten, da spüren sie's: diese stehen in einer Furcht des Herrn, diese sind standhaft in Ueberwindung des Bösen, im Tragen des Leidens, diese sind fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, fest in der Versuchung, liebevoll gegen ihre Feinde - ach wären wir so! Und was werden die Kinder der Weisheit antworten? gebet Gott die Ehre! solches sind wir nicht aus uns selber. Das ist Gottes Wert in uns. Ihm gebt euch hin. Er wird das Gleiche wirken auch in euern Herzen.
So wird die Weisheit gerechtfertigt von ihren Kindern. Ja der Herr Jesus sagt nicht nur: sie wird, sondern sie wurde gerechtfertigt. Das ist schon geschehen, zur gleichen Zeit, während die Weltlichgesinnten den Täufer einen Besessenen , den Herrn Jesus einen Fresser und Weinsäufer schalten. Die Kinder der Weisheit haben nicht gewartet, bis die Tadler aufgehört hätten zu tadeln, bis die Splitter aufgehört hätten zu spotten. Wir sind oft Thoren und meinen, wir können uns der Weisheit Gottes nicht freuen, bis alles, was die Thorheit der Menschen dagegen aufbringt, völlig zu Boden gekämpft sei. Nicht also, meine Theuren. Jetzt gleich fanget an, was wolltet ihr warten? Versucht es mit der Weisheit Gottes selber und mit dem Weg, den sie geordnet hat: mit der Buße zu Gott und dem Vertrauen auf die Gnade Christi, und ihr werdet euers Glaubens leben.
Amen.