1. Ein Psalm Assaphs. GOtt steht in der Gemeine GOttes, und ist Richter unter den Göttern. 2. Wie lange wollt ihr unrecht richten, und die Person der Gottlosen vorziehen? Sela. 3. Schafft Recht dem Armen und dem Waisen, und helft dem Elenden und Dürftigen zum Recht. 4. Errettet den Geringen und Armen, und erlöst ihn aus der Gottlosen Gewalt. 5. Aber sie lassen ihnen nicht sagen, und achten es nicht; sie gehen immer hin im Finstern; darum müssen alle Grundfesten des Landes fallen. 6. Ich habe wohl gesagt: Ihr seid Götter, und allzumal Kinder des Höchsten; 7. Aber ihr werdet sterben wie Menschen, und wie ein Tyrann zu Grunde gehen. 8. GOtt, mache dich auf, und richte das Land; denn du bist Erbherr über alle Heiden.
Der 82. Psalm heißt 1) in seiner Überschrift: Ein Psalm Assaphs, und ist seinem Inhalt nach ein Ausdruck, wie man die Wege GOttes mit der Obrigkeit anzusehen, und sein Herz über das Regiment in der Welt zu fassen und zu stillen habe. Es wird also darinnen bezeugt, was GOtt den Richtern auf Erden eingeräumt und deswegen auch von ihnen zu fordern habe; aber auch was Er sich beständig vorbehalten habe, und dereinst noch ansehnlich ausüben werde. Hiermit wird die Sache in die wichtige Verbindung gesetzt, die zwischen den Richtern auf Erden und dem Richterstuhl, vor welchem wir alle müssen offenbar werden, beständig sein soll. GOtt hat es unseren Vätern bei Verfassung und Übergebung der Augsburgischen Konfession, zu einer Zeit, wo daran gelegen war, recht gnädig verliehen, ihren Sinn darüber würdig vorzutragen, und im 16. und 17. Art. ihrer Konfession, diese beiden Stücke vom weltlichen Regiment und von Christi Kommen und Richten so zusammen zu fassen. Im ersten Entwurf, der zur Augsburgischen Konfession gemacht wurde, hieß es im 13. Art.: So wir halten und lehren, dass unser HErr JEsus Christus kommen wird am jüngsten Tag, zu richten die Lebendigen und die Toten, und im 14. Art. Indes, bis der HErr zum Gericht kommt, und alle Gewalt und Herrschaft aufgehoben wird, soll man weltliche Obrigkeit und Herrschaft in Ehren halten und gehorsam sein, als einem Stand von GOtt verordnet, zu schützen die Frommen, und zu steuern dem Bösen. Zu solchem Sinn findet man nun in diesem Psalm viel Bestätigung, denn da wird 2) ausdrücklich behauptet, was sich GOtt immer vorbehalten habe, V. 1., mithin hat GOtt nie Sein Volk schlechterdings Preis gegeben, sondern sich das oberste Aufseher- und Schutzherrn-Amt immer vorbehalten, viel weniger hat Er den Obrigkeits-Personen einen Frei-Brief von Seinem Gericht gegeben, sondern Sein Dareinsehen und Richten immer nachdrücklich behauptet, 3) was Er hingegen den Richtern auf Erden eingeräumt, und also von ihnen zu fordern habe, V. 2-7. Den Schluss macht ein gläubiges Gebet um die Offenbarung des gerechten Gerichts GOttes, V. 8. Bewährter Vorteil: aus allem Bösen und Ungerechten in der Welt eine kräftige Anmahnung an GOttes unfehlbares Richten zu machen, wie Salomo Prediger 3,16.17. getan. So gibts viel Veranlassung zu dem Seufzer: Dein Reich komme! GOtt ist Erbherr und wird Sein Erbe schon retten, und einnehmen, und dabei diejenige verderben, so die Erde verderbet haben.