Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 41. Psalm.

1. Ein Psalm Davids, vorzusingen. 2. Wohl dem, der sich des Dürftigen annimmt, den wird der HErr erretten zur bösen Zeit. 8. Der HErr wird ihn bewahren, und beim Leben erhalten, und ihm lassen wohl gehen auf Erden, und nicht geben in seiner Feinde Willen. 4. Der HErr wird ihn erquicken auf seinem Siechbett; du hilfst ihm von aller seiner Krankheit. 5. Ich sprach: HErr, sei mir gnädig, heile meine Seele; denn ich habe an dir gesündigt. 6. Meine Feinde reden Arges wider mich: Wann wird er sterben und sein Name vergehen? 7. Sie kommen, dass sie schauen, und meinen es doch nicht von Herzen; sondern suchen etwas, dass sie lästern mögen, gehen hin, und tragen es aus. 8. Alle, die mich hassen, raunen mit einander wider mich, und denken Böses über mich. 9. Sie haben ein Bubenstück über mich beschlossen: Wenn er liegt, soll er nicht wieder aufstehen. 10. Auch mein Freund, dem ich mich vertraute, der mein Brot aß, tritt mich unter die Füße. 11. Du aber HErr, sei mir gnädig, und hilf mir auf; so will ich sie bezahlen. 12. Dabei merke ich, dass du Gefallen an mir hast, dass mein Feind über mich nicht jauchzen wird. 13. Mich aber erhältst du um meiner Frömmigkeit willen, und stellst mich vor dein Angesicht ewig. 12. Gelobt sei der HErr, der GOtt Israels, von nun an bis in Ewigkeit. Amen, Amen.

Der 41. Psalm heißt 1) in der Überschrift: Ein Psalm Davids, vorzusingen. Da der 10. V. dieses Psalm: „der mein Brot isst, tritt mich mit Füßen.“ Joh. 13,18. herangezogen, und auf den Verräter Judas gedeutet wird; so sieht man wohl, dass auch dieser Psalm über Davids Leiden hinausgeht, und sich auf Christi Leiden bezieht; und wir sollen daher billig nachdenken, wie auch alle andere im Psalm beschriebenen Leiden der Krankheit und Todes - Gefahren an Christo seien erfüllt worden. Im Psalm selber wird 2) Derjenige selig gepriesen, der so viel Verstand und Gemerk von dem in der göttlichen Weisheit so hoch angesehenen Kreuz-Geheimnis hat, dass er sich in seinem Sinn gern herunter stellt zu den Niedrigen, und sich gern des Dürftigen annimmt, V. 24. Die Hoffärtigen und die mit Lügen umgehen, sind im obigen 40. Psalm V. 5. beschrieben worden, als diejenigen, die am Verstand und Segen des Kreuzes Christi vorbeifahren. Hier aber wird nun der selig gepriesen, der sich des Dürftigen annimmt, und also darunter GOttes Schätzung, der auf das Niedrige sieht, verehrt. In der Tat hat der HErr JEsus sich schon vor Seinem letzten Leiden unter das Kreuz gebeugt dadurch, dass Er Sich allen Stücken nach so tief heruntergelassen hat zum Niedrigen, und so hat Er auch unsere Krankheiten getragen, wenn Er auch nicht selbst krank gewesen, indem Er Sich doch so viel mit Kranken bemüht, und so viel Beschwerliches ihrethalben übernommen hat. Matth. 8,16.17. 3) Sodann wird in einem Gebet die tiefe Erniedrigung Christi mit allen dabei vorgekommenen bittern Umständen angeführt, und dabei der HErr, Sein lieber himmlischer Vater mit vielem Vertrauen angerufen, dass Er Ihm Hilfe schaffen möge. 4) Der Schluss V, wird mit Danken gemacht, V. 14. Höre, wie da lieber ein Heiland Sein Kyrie Eleison, HErr sei mir gnädig, und Sein Halleluja, gelobt sei der HErr! angestimmt hat; lerne du zu beiden Amen, Amen sagen, und wickle alle deine Seufzer in die Seinen ein, so werden sie Ihm angenehm und erhörlich sein.