Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 147. Psalm.

1. Lobt den HErrn, denn unsern GOtt loben, das ist ein köstliches Ding; solches Lob ist lieblich und schön. 2. Der HErr baut Jerusalem, und bringt zusammen die Verjagten in Israel. 3. Er heilt, die zerbrochenes Herzens sind, und verbindet ihre Schmerzen. 4. Er zählt die Sterne, und nennt sie alle mit Namen. 5. Unser HErr ist groß, und von großer Kraft; und ist unbegreiflich, wie er regiert. 6. Der HErr richtet auf die Elenden, und stößt die Gottlosen zu Boden. 7. Singt um einander dem HErrn mit Danken, und lobt unseren GOtt mit Harfen, 8. Der den Himmel mit Wolken verdeckt, und gibt Regen auf Erden; der Gras auf Bergen wachsen lässt; 9. Der dem Vieh sein Futter gibt, den jungen Raben, die ihn anrufen. 10. Er hat nicht Lust an der Stärke des Rosses, noch Gefallen an Jemandes Beinen. 11. Der HErr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen. 12. Preise Jerusalem den HErrn; lobe, Zion, deinen GOtt. 13. Denn er macht fest die Riegel deiner Tore, und segnet deine Kinder darinnen. 14. Er schafft deinen Grenzen Frieden, und sättigt dich mit dem besten Weizen. 15. Er sendet seine Rede auf Erden; sein Wort läuft schnell. 16. Er gibt Schnee wie Wolle, er streut Reif wie Asche. 17. Er wirft seine Schlossen wie Bissen; wer kann bleiben vor seinem Frost? 18. Er spricht, so zerschmilzt es; er lässt seinen Wind wehen, so taut es auf. 19. Er zeigt Jakob sein Wort, Israel seine Sitten und Rechte. 20. So tut er keinen Heiden, noch lässt sie wissen seine Rechte, Hallelujah.

Der 147. Psalm hat weiter keine Überschrift, macht aber in der angefangenen Erweckung zum Lob GOttes fort, und unterbaut selbige mit immer neuen Beweggründen. Man kann im Psalm drei Absätze bemerken, davon man nicht unwahrscheinlich 1) den ersten auf alle Israeliten insgemein deuten kann, V. 1-6. 2) Hernach, scheint es, wende sich die Rede an alle zum Dienst und Lob GOttes besonders bestellte Priester und Leviten. 3) Und endlich wird Zion und Jerusalem aufgefordert, V. 7-11. V. 4) Wie sie besonders als der Sitz des Königreichs in der Regierung anzusehen sind, V. 12-20. Von denen, die zunächst um den Thron GOttes sind, wird das Werk der Schöpfung und Erhaltung aller Dinge so herrlich gepriesen: HErr, Du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft, denn Du hast alle Dinge geschaffen, und durch Deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen wie vielmehr sollen wir auch die gemeinsten und täglich vorkommenden Wohltaten GOttes in der Natur preisen, da uns derselben Abgang oder Schmälerung gleich so wehe tut. Bei aller Regierung GOttes aber führt uns die Schrift meist darauf, wie GOtt aufs Niedrige sehe, die zerbrochenen Herzen heile, nicht an Dem Gefallen habe, auf was die Menschen so mit Hochachtung sehen und hinfallen. Wer in großen Städten und Residenzen wohnt, der merke doch besonders auch darauf, wie zwar insgemein die Wohltaten GOttes darin am meisten zusammen fließen, und man in allen Bequemlichkeiten des menschlichen Lebens großen Vorzug habe, aber wie auch insgemein die Sünden und Ärgernisse daselbst sich so häufen, dass endlich auch die göttlichen Gerichte darin zusammen laufen. Auch haben die Werke GOttes das Besondere, dass sie ohne mühsame und verzögernde Anstalten, wie durch ein bloßes Wort und Sprechen, schnell zu Stande gebracht werden. Wenn man sich aber auch in Betrachtung und dankbarer Anpreisung der Wohltaten GOttes noch so weit ausgebreitet hat, so bleibt einem doch das Größte, was uns GOtt Gutes tut, Sein gutes Wort, durch die Erkenntnis Seiner Rechte. Ach, dass wir‘s nicht vergeblich empfangen, sondern von Denen seien, die des Reichs GOttes Früchte bringen, nachdem sich GOtt nun mit demselben von Seinem eigenen Volk zu uns Heiden gewendet hat!