Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 14. Psalm.

1. Ein Psalm Davids, vorzusingen. Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein GOtt. Sie taugen nichts, und sind ein Gräuel mit ihrem Wesen; da ist Keiner, der Gutes tue. 2. Der HErr schaut vom Himmel auf der Menschen Kinder, dass er sehe, ob jemand klug sei, und nach GOtt frage. 3. Aber sie sind alle abgewichen, und allesamt untüchtig; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht Einer. 4. Will denn der Übeltäter Keiner das merken, die mein Volk fressen, dass sie sich nähren, aber den HErrn rufen sie nicht an? 6. Daselbst fürchten sie sich; aber GOtt ist bei dem Geschlecht der Gerechten. 6. Ihr schändet des Armen Rat; aber GOtt ist seine Zuversicht. 7. Ach, dass die Hilfe aus Zion über Israel käme, und der HErr sein gefangenes Volk erlöste! So würde Jakob fröhlich sein, und Israel sich freuen.

Der 14. Psalm hat wieder seine Überschrift: 1) Ein Psalm Davids, vorzusingen. Man kann wohl auf manche gute Vermutung kommen, was dem David die nächste Veranlassung zu diesem Psalmen möchte gegeben haben, wenn er nämlich an sich und seiner Regierung erfahren, wie wenig er dem Verderben zu steuern vermögend sei, und was sich sonderlich durch der Gewalttätigen Trotz für mancherlei Übelstand eindringe, unter dem man nichts vor sich habe, als das Seufzen um Hilfe, um Anbruch des Reichs GOttes, darin der Sünde gesteuert, und der Gerechtigkeit aufgeholfen werden würde. Nimmt man aber dazu, wie Paulus Röm. 3,12. diesen Psalmen anzieht, so wird man noch weiter hinaus geführt, und zu denken veranlasst, dass man diesen Psalmen als ein Hauptstück ansehen solle, von der Schrift, mit welcher GOtt Alles beschlossen hat unter die Sünde, auf dass Er sich Aller erbarme, und Keinem eine andere Retirade1) und Ausweg übrig bleibt, als der Glaube. Unter diesem Augenmerk kann man nun aus dem Psalmen sehen 2) wie Alles in die Sünde, und das Verderben gesunken sei, V. 1. 3) GOtt hat darein gesehen, und besonders durch die Gebung des Gesetzes die Menschen über ihrem unleugbaren Verderben ergriffen und in die Enge getrieben V. 3. 4) Damit aber ist dem Übertreten nicht gesteuert, vielmehr teils gröbere Ausbrüche der Sünden veranlasst, teils dem Menschen mehr innere Not und Furcht verursacht worden, bis auf das kleine Völklein und Geschlecht, das sich anfing auf des Armen Recht zu legen, und sich damit von der Sünde abzuziehen, V. 4. 5. 6. 5) Unter solcher Not ist das Verlangen nach GOttes Hilfe und Erlösung desto größer geworden, V. 7. Nun ist diese Hilfe gekommen! Aber die Erkenntnis dieses Heils wird nun aufs Neue durch falsche Lehre, fleischliche Vorurteile verhindert, und durch das gottlose Leben so Vieler verdunkelt. Was ist jetzt in dieser neuen Not dein Rat? Ich halts mit den Armen, die vor mir gewesen sind. GOtt ist meine Zuversicht. Darum bete ich: Dein Reich komme.

1)
Rückzug