1. Ein Lied im höhern Chor. Ich hebe meine Augen auf zu dir, der du im Himmel sitzt. 2. Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen, wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Frauen; also sehen unsere Augen auf den HErrn, unseren GOtt, bis er uns gnädig werde. 3. Sei uns gnädig, HErr, sei uns gnädig; denn wir sind sehr voll Verachtung. 4. Sehr voll ist unsere Seele der Stolzen Spott, und der Hoffärtigen Verachtung.
Der 123. Psalm hat wieder 1) die Überschrift: Ein Lied im höhern Chor. Seinem Inhalt nach besteht er in einer demütigen Vorstellung, wie die Gläubigen ihrem GOtt begegnen, teils mit gelassenen Worten, teils mit sehnlichem Anhalten um Seine Hilfe. 2) Sie sehen hinauf, der Vater herab, oder der Glaube wartet auf den HErrn, und was dieser ihm zum Trost tun und zeigen werde, V. 1.2. 3) Er hält demütig an bei GOtt, der die Geringen tröstet, dass Er auch ihm gnädig sei. Der Glaube sieht auf den HErrn, nicht dass er ihm, V. 3. 4. um seines täglichen Brots willen in die Hände sehen müsste, sondern in sein gnadenvolles Herz hinein sieht er Ihm, um daraus ein tröstliches Gnadenzeugnis zu bekommen, das besser ist als Leben. Und besonders kommt ein solches Gnaden - Zeugnis wohl, wenn man unter der Stolzen Spott beim Gefühl des eigenen Elends bald vollends hinunter gedrückt wäre. Man meint oft, man wolle Alles verschlucken, und es soll einem nicht viel austragen. Aber man erfährt, wie man so genug kriegen kann; der beste Dienst jedoch, den einem eine solche Verachtung tun kann, ist, dass es einem Gelegenheit macht, um eine neue Gnadenbeweisung GOttes und ein gutes Zeugnis Seines Geistes anzuhalten.