Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 100. Psalm.

1. Ein Dankpsalm. Jauchzt dem HErrn, alle Welt. 2. Dient dem HErrn mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken. 3. Erkennt, dass der HErr GOtt ist. Er hat uns gemacht, und nicht wir selbst, zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. 4. Geht zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; dankt ihm, lobt seinen Namen. 5. Denn der HErr ist freundlich, und seine Gnade währt ewig, und seine Wahrheit für und für.

Der 100. Psalm heißt in seiner Überschrift: Ein Dankpsalm. Auf die bisherige häufige und öftere Ankündigung vom Reich GOttes und Christi kommt nun diese erweckliche Ermahnung zum Lob und Dienst GOttes. Diese Anweisung, wie man dem, was zu jeder Zeit vom Reich GOttes im Gang ist, begegnen, und sich dessen mit Freude und Gehorsam annehmen soll, geht doppelt. Eine Ermahnung zum innerlichen und äußerlichen Dienst GOttes zugleich, V. 1. 2. Da der Beweggrund von der zwischen GOtt und seinen Gläubigen gestifteten Gemeinschaft hergenommen ist, V. 3. Hernach auch zum äußerlichen Gottesdienst vorzüglich, V. 4., da der Beweggrund von der Gnade und Wahrheit GOttes hergenommen ist, V. 5. Wie greift man sich in der Welt an, wie wird einem Tag und Nacht nichts zu sauer, wenn man die Gnade eines Regenten dadurch zu erlangen hofft; wie nun dieser einem zu Allem Fleiß und Munterkeit macht, wie vielmehr kann im Reiche GOttes die Gnade und Freundlichkeit des HErrn ein Herz beleben, und zu allem Dienst Freude machen. Bei allem Diensteifer in der Welt kommen doch manche Dienste und Verdienste nicht vor das Angesicht dessen, dem man dienen will, Andere verdrängen einen, die Umstände leiden es nicht, dass Jeder vorkommen kann. Aber im Reich GOttes kann und darf Jeder vor das Angesicht seines gnädigen GOttes kommen. Er hat diese Gemeinschaft und die Übung derselben auch durch Anordnung eines äußerlichen Gottesdienstes erleichtert, weil uns sonst das Innerliche ohne das Äußerliche zu erreichen, oder in die Länge fortzusehen, zu schwer würde; so aber kann man nun unter den einfältigsten Übungen im Worte GOttes, im Haus GOttes als eines Bethauses, in geistlichen lieblichen Liedern die gesegnete Gemeinschaft mit GOtt haben und Seiner Gnade und Wahrheit froh werden.