Rieger, Carl Heinrich - Sacharia - Das achte Kapitel.

Darin wird die göttliche Antwort wegen dem Fasten fortgesetzt, und zu einer tröstlichen Entscheidung gebracht, die dem Hauptinhalt nach auf das hinaus lauft: Bei neuen Gnadenerweisungen wartet nun GOtt auch auf einen angenehmen Dienst im neuen Wesen des willigen Geistes. Deswegen werden.

I. die neuen Gnaden Erweisungen auf allerlei Weise ausgebreitet, und dem Volk darüber wieder ein Trost und Mut eines guten Gewissens eingesprochen.

1. Und des HErrn Wort geschah zu mir, und sprach: 2. So spricht der HErr Zebaoth: Ich habe über Zion fast sehr geeifert, und habe in großem Zorn über sie geeifert. 3. So spricht der HErr: Ich kehre mich wieder zu Zion, und will zu Jerusalem wohnen, dass Jerusalem soll eine Stadt der Wahrheit heißen, und der Berg des HErrn Zebaoth ein Berg der Heiligkeit. 4. So spricht der HErr Zebaoth: Es sollen noch fürder wohnen in den Gassen zu Jerusalem alte Männer und Weiber, und die am Stecken gehen vor großem Alter; 5. Und der Stadt Gassen sollen sein voll Knäblein und Mägdlein, die auf ihren Gaffen spielen. 6. So spricht der HErr Zebaoth: Dünket sie solches unmöglich sein vor den Augen dieses übrigen Volks zu dieser Zeit? Sollte es darum auch unmöglich sein vor meinen Augen? spricht der HErr Zebaoth. 7. So spricht der HErr Zebaoth: Siehe, ich will mein Volk erlösen vom Lande gegen Aufgang, und vom Lande gegen Niedergang der Sonne; 8. Und will sie herzu bringen, dass sie zu Jerusalem wohnen: und sie sollen mein Volk sein, und Ich will ihr GOtt sein, in Wahrheit und Gerechtigkeit. 9. So spricht der HErr Zebaoth: Stärkt eure Hände, die ihr hört diese Worte zu dieser Zeit durch der Propheten Mund, des Tages, da der Grund gelegt ist an des HErrn Zebaoth Hause, dass der Tempel gebaut würde. 10. Denn vor diesen Tagen war der Menschen Arbeit vergebens, und der Tiere Arbeit war nichts; und war kein Friede vor Trübsal denen, die aus- und ein zogen; sondern ich ließ alle Menschen gehen, einen Jeglichen wider seinen Nächsten. 11. Aber nun will ich, nicht, wie in den vorigen Tagen, mit den Übrigen dieses Volks fahren, spricht der HErr Zebaoth. 12. Sondern sie sollen Same des Friedens sein. Der Weinstock soll seine Frucht geben, und das Land sein Gewächs geben; und der Himmel soll seinen Tau geben; und ich will die Übrigen dieses Volks solches alles besitzen lassen. 13. Und soll geschehen, wie ihr vom Hause Juda und vom Hause Israel seid ein Fluch gewesen, unter den Heiden, so will ich euch erlösen, dass ihr sollt ein Segen sein. Fürchtet euch nur nicht, und stärkt eure Hände. 14. So spricht der HErr Zebaoth: Gleichwie ich gedachte euch zu plagen, da mich eure Väter erzürnten, spricht der HErr Zebaoth, und reute mich nicht; 15. Also gedenke ich nun wiederum in diesen Tagen wohl zu tun Jerusalem und dem Hause Juda. Fürchtet euch nur nichts.

Wenn es dem Menschen noch gar neu ist, wie ihn seine Sünden und derselben Strafen ergriffen, wenn ihm die Nachwehen davon noch merklich nachgehen, so braucht es viel Zusprüche: Fürchtet nur nichts. Da ist es aber auch dem lieben GOtt der angenehmste Dienst, wenn sich einer wieder Gutes zu Ihm versieht, und im Vertrauen auf Ihn auch sein Amt und Werk, wozu ihn GOtt beschieden, wieder mutig angreift. Deswegen breitet sich der liebe GOtt in Seinen freundlichen Verheißungs-Worten bis auf die-Knäblein und Mägdlein aus, die man auf den Gassen zu Jerusalem werde spielen sehen, um Seine Lust, ihnen wohl zu tun und bei ihnen aufs neue zu wohnen, recht auszudrücken. Daraus kann man aber auch schätzen, aus welchem Drang die nachmaligen Tränen JEsu über Jerusalem geflossen, da Er voraus gesehen hat, wie Mütter und Kinder in Jerusalem so würden geängstigt werden, dass man anfangen würde zu sagen: Selig sind die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht gesäugt haben.

II. Nun lehrt die göttliche Antwort weiter, worin künftig der GOtt wohlgefällige Dienst im willigen Geist bestehen solle, und entscheidet damit die Anfrage wegen dem Fasten völlig.

16. Das ists aber, das ihr tun sollt: Rede einer mit dem andern Wahrheit, und richtet recht, und schafft Frieden in euern Toren. 17. Und denke keiner kein Arges in seinem Herzen wider seinen Nächsten, und liebt nicht falsche Eide; denn solches alles hasse ich, spricht der HErr. 18. Und es geschah des HErrn Zebaoth Wort zu mir, und sprach: 19. So spricht der HErr Zebaoth: Die Fasten des vierten, fünften, siebenten und zehnten Monats sollen dem Hause Juda zur Freude und Wonne, und zu fröhlichen Jahresfesten werden; allein liebt Wahrheit und Frieden. 20. So spricht der HErr Zebaoth: Weiter werden noch kommen viele Völker, und vieler Städte Bürger; 21. Und werden die Bürger von einer Stadt gehen zur andern, und sagen: Lasst uns gehen zu bitten vor dem HErrn, und zu suchen den HErrn Zebaoth; wir wollen auch mit euch gehen. 22. Also werden viele Völker und die Heiden mit Haufen kommen, zu suchen den HErrn Zebaoth zu Jerusalem, zu bitten vor dem HErrn. 23. So spricht der HErr Zebaoth: Zu der Zeit werden zehn Männer aus allerlei Sprachen der Heiden einen jüdischen Mann bei dem Zipfel ergreifen, und sagen: Wir wollen mit euch gehen, denn wir hören: dass GOtt mit euch ist.

Anfänglich war die Frage vom Fasten im fünften Monat, wegen der Zerstörung des Tempels; dann wurde auch das vom siebenten Monat dazu genommen, wegen der völligen Zerstreuung des Volks nach Gedaljas gewaltsamem Tod; und nun auch vollends das im vierten Monat, als an dessen neuntem Tag die Stadt erobert worden, Jerem. 52, 6. 7. und das im zehnten Monat, worin fast zwei Jahr zuvor die Belagerung ihren Anfang genommen, Jerem. 52, 4. Alle diese traurigen Denkmale sollte die neue Gnade bei einem der Gnade würdigen Wandel in fröhliche Jahresfeste verwandeln. was wird es austragen, wenn GOtt unser Gefängnis völlig wenden und die Freiheit hereinbrechen wird.