Rieger, Carl Heinrich - Sacharia - Das dreizehnte Kapitel

steht in genauer Verbindung mit dem vorhergehenden zwölften, und seht die angefangene Verheißung und Beschreibung von Israels Gnade in der letzten Zeit fort, und deutet auch auf den rechtschaffenen Sinn, womit diese Erlösten den HErrn und Seine Gnade ehren werden.

1. Zu der Zeit wird das Haus Davids und die Bürger zu Jerusalem einen freien offenen Born haben wider die Sünde und Unreinigkeit. 2. Zu der Zeit, spricht der HErr Zebaoth, will ich der Götzen Namen ausrotten aus dem Lande, dass man ihrer nicht mehr gedenken soll; dazu will ich auch die Propheten und unreinen Geister aus dem Lande treiben: 3. dass also gehen soll, wenn Jemand weiter weissaget, sollen sein Vater und Mutter, die ihn gezeugt haben, zu ihm sagen: Du sollst nicht leben, denn du redest falsch im Namen des HErrn, und werden also Vater und Mutter, die ihn gezeugt haben, ihn zerstechen, wenn er weissaget. 4. Denn es soll zu der Zeit geschehen, dass die Propheten mit Schanden bestehen mit ihren Gesichten, wenn sie davon weissagen; und sollen nicht mehr einen rauchen Mantel anziehen, damit sie betrügen: 5. Sondern wird müssen sagen: Ich bin kein Prophet, sondern ein Ackersmann, denn ich habe Menschen gedient von meiner Jugend auf. 6. So man aber sagen wird zu ihm: Was sind das für Wunden in deinen Händen? wird er sagen: So bin ich geschlagen im Hause derer, die mich lieben. 7. Schwert, mache dich auf über meinen Hirten und über den Mann, der mir der nächste ist, spricht der HErr Zebaoth. Schlage den Hirten, so wird die Herde sich zerstreuen: so will ich meine Hand kehren zu den Kleinen. 8. Und soll geschehen, in welchem Lande, spricht der HErr, zwei Teile sind, die sollen ausgerottet werden, und untergehen, und das dritte Teil soll darin überbleiben. 9. Und will dasselbe dritte Teil durchs Feuer führen und läutern, wie man Silber läutert, und fegen, wie man Gold fegt. Die werden dann meinen Namen anrufen, und Ich will sie erhören: Ich will sagen: es ist mein Volk, und Sie werden sagen: HErr mein GOtt.

Über ein solches Kapitel und dessen Dunkelheit soll man nicht ungeduldig werden; es hat auch seinen Nutzen, wenn uns das Wort GOttes mit seinen Aufgaben demütigt, und wir erfahren, es liegt noch mehr darin, als wir verstehen. Über dem aufgedeckten Rat GOttes von unserer Seligkeit sollen wir zwar dankbar sein, aber um. deswillen ein solches Stück nicht für überflüssig achten unter dem Vorwand: das bekehrt doch Niemanden. Ja, aber es kann doch zu Bekehrung, Erleuchtung, Verwahrung eines Manchen etwas beitragen, wenn mans am wenigsten meint, sonderlich wenn es näher zur Erfüllung kommt, da GOtt auch weitere Einsicht darein verleihen kann. Mutmaßlich kann man jetzt so davon denken: Wie überhaupt noch eine große Versuchung vom Papsttum und von dem letzten betrüglichen Aufzug desselben bevorsteht; so möchte allem Ansehen nach Israel zunächst vor seiner wahren Bekehrung in großer Gefahr deshalb laufen: und wie man römischerseits schon lang ein Aug' auf Jerusalem und das gelobte Land gehabt; so möchte es dem noch künftigen großen Antichrist gelingen, deshalb etwas Namhaftes auszuführen, dass sich hernach das jüdische Volk, bei dem es sich einesteils zu seiner Bekehrung anlässt, bei dem aber andernteils der fleischliche Gedanke von einem weltlichen Messias und dessen Reich noch nicht genug abgestorben ist, an diese geistlich-weltliche Macht hängte, und ein Teil den andern zu seinen Absichten brauchte. Wer etwas weiß von den Arbeiten der Jesuiten in China und dergleichen entlegenen Orten, wie sie da die Lehre beugen, je nachdem es das Interesse bei ihnen erfordert, der wird sich einige Vorstellung machen können, was noch in Babylons letzten Hurenbecher kommen könnte, wenn vollends der abgestandene Christensinn und der fleischliche Judensinn zusammenflössen. Auf dergleichen Umstände mag nun das vorhabende Kapitel gehen, wenn man Offenb. 11. damit vergleicht. Denn mit dem jetzigen und so vielhundertjährigen Zustand Israels ist das, was von Götzen und falschen Propheten steht, nicht wohl zusammenzureimen. Wenn es aber zwischen der geistlich-weltlichen Macht des Römischen Papsttums und zwischen Israel zu einer anfangs scheinbaren Verbindung kommt, so mögen wohl auch unter Israel dergleichen unreine Geister, falsche Propheten, Götzen, raue Kleidung usw. aufkommen, deren endliche Ausrottung aber bei Israels Bekehrung zum Licht verheißen wird. Das Papsttum hat ungemein viel aus dem Judentum, und es kann sich noch wunderlich Eins in das Andere mengen. Ein desto herrlicherer Sieg der Wahrheit wird es sein, wenn GOtt endlich so kräftige Irrtümer stürzen wird. Daher mag auch der große Eifer für die Ehre GOttes kommen, dass alsdann auch Eltern zu Unterdrückung solcher Lügengeister in ihren Kindern helfen werden; jeder aber seines vorigen betrüglichen Wesens und der Mahlzeichen, so ihm von diesen hurerischen Liebhabern sind angehängt worden, sich selber schämen wird. Darum wird auch das Geheimnis des Kreuzes angezogen, unter welchem der HErr JEsus der große Hirte der Schafe geworden ist, und das der beständige Plan zu allen Werken GOttes bleibt. So wenig aber die Obersten dieser Welt damals die darunterliegende göttliche Kraft und Weisheit erkannt haben, so wenig hat man auch bemerkt, dass das weltliche Gemenge, das man im Papsttum in die Religion hineinbringe, mit diesem Kreuzgeheimnis nicht bestehe. Darum wird auch gegen das letzte, besorgliche Gemenge dies Grund-Exempel angezogen, und daraus gezeigt, dass das GOttes Weg nicht sei, sondern dass in GOttes Wegen, wie bei Christo selber, Alles durchs Leiden gehe, mit Ausrecken der Hand zu den Kleinen anfange, und dass Vieles hinwegfalle, bis die wenigen Auserwählten übrig bleiben, die zum Dienst GOttes im Geist und in der Wahrheit taugen. Offenb. 11, 13.

Wenn mans aber auch mit der obigen Mutmaßung nicht so genau getroffen hätte, so bleibt doch aus diesem Kapitel so viel Jedem ganz deutlich: das Geheimnis des Glaubens will in gutem Gewissen bewahrt sein. Beim offenen Born wider die Sünde und Unreinigkeit muss Heuchelei und falsche Lehre weg. GOttes Wege sind Kreuzes Wege; nach den Anfängen des Reichs GOttes und Christi ist immer auch noch der Fort: gang desselben einzurichten. Der Leidenssinn muss unter allem bleiben. An die Menge sich zu hängen ist allemal misslich; Reinigkeit der Lehre und Heiligkeit des Lebens hat sich immer unter dem kleinen und gedrückten Häuflein am ehesten erhalten.