enthält nach einer gemachten Vorbereitung die zwei ersten Gesichte mit ihren noch zusammentreffenden Deutungen.
I. Der Titel, den der Prophet seinem Buch der Weissagung vorsetzt:
1. Im achten Monat des andern Jahrs des Königs Darius, geschah dies Wort des HErrn zu Sacharja, dem Sohne Berechia, des Sohnes Iddo, dem Propheten, und sprach:
II. Ein gleichfalls über das ganze Buch der Weissagung reichender Eingang, darin der bisherige Zorn GOttes über Sein Volk, und die nunmehrige Gnade neben einander hingestellt wird.
2. Der HErr ist zornig gewesen über eure Väter. 3. Und sprich zu ihnen: So spricht der HErr Zebaoth: Kehret euch zu mir, spricht der HErr Zebaoth; so will ich mich zu euch kehren, spricht der HErr Zebaoth. 4. Seid nicht wie eure Väter, welchen die vorigen Propheten predigten, und sprachen: So spricht der HErr Zebaoth: Kehret euch von euern bösen Wegen, und von eurem bösen Tun; aber sie gehorchten nicht, und achteten nicht auf mich, spricht der HErr. 5. Wo sind nun eure Väter, und die Propheten? Leben sie auch noch? 6. Ist es nicht also, dass meine Worte und meine Rechte, die ich durch meine Knechte, die Propheten, gebot, haben eure Väter getroffen? Dass sie sich haben müssen kehren, und sagen: Gleichwie der HErr Zebaoth vorhatte uns zu tun, danach wir gingen und taten; also hat er uns auch getan.
Zwei sehr erweckliche und zur Veränderung und Erneuerung unsers Sinnes kräftige Anblicke, in die man sich oft hineinstellen soll, nämlich teils an die zu gedenken, die vom Zorn GOttes getroffen worden sind, und darüber entweder mit Leib und Seele zu Grund gegangen, oder doch dem Leibe nach Fegopfer der göttlichen Gerichte geworden sind; teils an die, die in vorigen Zeiten als Kinder und Knechte GOttes Seinem Willen gedient, und inzwischen im Frieden entschlafen sind, deren Worte und geführtes Zeugnis der Wahrheit aber sich nun an den heutigen Zeiten nicht verbirgt.
III. Das erste Gesicht, so dem Propheten gezeigt worden ist, samt der ihm darüber verliehenen Deutung.
7. Im vier und zwanzigsten Tage des elften Monats, welcher ist der Monat Sebat, im andern Jahr (des Königs) Darius, geschah das Wort des HErrn zu Sacharja, dem Sohne Berechia, des Sohnes Iddo, dem Propheten, und sprach: 8. Ich sah bei der Nacht, und siehe, ein Mann saß auf einem röten Pferde, und er hielt unter den Myrten in der Aue; und hinter ihm waren rote, braune und weiße Pferde.
Wenn etwas Ansehnliches, Gewaltiges, siegreich Durchdringendes im Reich GOttes vorzustellen ist; so wird dazu gern das Bild von Pferden und darauf sitzenden Reitern genommen.
9. Und ich sprach: Mein Herr, wer sind diese? Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Ich will dir zeis gen, wer diese sind. 10. Und der Mann, der unter den Myrten hielt, antwortete und sprach: Diese sind, die der HErr ausgesandt hat, das Land durchzuziehen.
Der Prophet richtete seine Frage aus Bescheidenheit an den Ens gel, der ihm besonders zum Gefährten und Ausleger zugegeben war. Weil aber der Mann, so unter den Myrten hielt, als die Hauptperson im ganzen Gesicht, diese Begierde des Propheten mit gnädigem Wohlgefallen angesehen, so hat er die Frage selber beantwortet, und damit einen geheimen Wink gegeben, auf welchen sich hernach diese himmlischen Mächte noch näher in ihren Verrichtungen geoffenbart haben.
11. Sie aber antworteten dem Engel des HErrn, der unter den Myrten hielt, und sprachen: Wir sind durch das Land gezogen; und siehe, alle Länder sitzen stille.
Eben durch diesen an ihn abgestatteten Bericht erkennen sie ihn für ihren Anführer; und vermutlich war es nicht nur ein Fürst ihres Gleichen, sondern der unerschaffene Engel des Bundes, der liebe Sohn GOttes, wie Sein nun alsobald vorkommendes Mittlers - Geschäft weiter zeiget.
12. Da antwortete der Engel des HErrn, und sprach: HErr Zebaoth, wie lange willst Du denn dich nicht erbarmen über Jerusalem und über die Städte Juda, über welche du zornig bist gewesen diese siebzig Jahre?
Es kommen hin und wieder denkwürdige Spuren in der Schrift vor, wie sich der Sohn GOttes, auch noch vor Seiner Menschwerdung, als Mittler zwischen GOtt und die Menschen gestellt, und GOtt in Seiner Geduld gestärkt, oder bei der Offenbarung Seines Zorns wieder Verschonen und Gutes für die Menschen ausgewirkt hat.
13. Und der HErr antwortete dem Engel, der mit mir redete, freundliche Worte und tröstliche Worte.
Die Fürbitte wurde nicht nur an den, der sie eingelegt, beantwortet; sondern, so zu sagen, gleich zu Protokoll gegeben, zum Ausfertigen und Publizieren dem Engel gegeben, der so begierig war, diese gute Botschaft weiter auszubringen.
14. Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Predige, und sprich: So spricht der HErr Zebaoth: Ich habe sehr geeifert über Jerusalem und Zion; 15. Aber Ich bin sehr zornig über die stolzen Heiden: denn Ich war nur ein wenig zornig, sie aber helfen zum Verderben. 16. Darum so spricht der HErr: Ich will mich wieder zu Jerusalem kehren mit Barmherzigkeit, und mein Haus soll darinnen gebaut werden, spricht der HErr Zebaoth; dazu soll die Zimmerschnur in Jerusalem gezogen werden. 17. Und predige weiter, und sprich: So spricht der HErr Zebaoth: Es soll meinen Städten wieder wohl gehen, und der HErr wird Zion wieder trösten, und wird Jerusalem wieder erwählen.
Wie da diese gute Botschaft von Kreis zu Kreis gelaufen ist; aus GOttes Herzen zuerst denen, die zunächst vor Seinem Thron sind, kund geworden und, von Diesen, an diejenige gebracht worden ist, die es unter den Menschen zu predigen hatten; so geschieht ohne Zweifel dem Lehrstand noch jetzt manche Unterstützung aus dem Unsichtbaren, und wiederfährt ihnen manche Anmahnung, was sie predigen sollen, durch den Dienst der heiligen Engel. Über Jerusalem und Zion heißt es GOtt einen Eifer, welches eine Wirkung einer verletzten Liebe ist; über die stolzen Heiden aber einen Zorn, weil sie es in ihrem Übermut so grausam an dem Volk GOttes verfehlt haben. Ach, dass ich hören sollte, dass GOtt auch so über uns redete und uns Frieden zusagte, damit Seine Heiligen nicht auf die Torheit geraten, ihre Hand auch auszustrecken zur Ungerechtigkeit. Aber auch dass auch wir unsere Ohren von so viel Menschen Geschwätz und Urteilen abwendeten, und verständig würden zu merken, was auch über unsre Zeiten von GOttes Thron noch Tröstliches ausgeht.
IV. Das zweite Gesicht samt dessen kurzer Deutung.
18. Und ich hob meine Augen auf, und sah, und siehe, da waren vier Hörner. 19. Und ich sprach zum Engel, der mit mir redete: Wer sind diese? Er sprach zu mir: Es sind die Hörner, die Juda samt dem Israel und Jerusalem zerstreut haben. 20. Und der HErr zeigte mir vier Schmiede. 21. Da sprach ich: Was wollen die machen? Er sprach: die Hörner, die Juda so zerstreut haben, dass Niemand sein Haupt hat mögen aufheben; dieselbige abzuschrecken, sind diese gekommen, dass sie die Hörner der Heiden abstoßen, welche das Horn haben über das Land Juda gehoben, dasselbige zu zerstreuen.
Sie haben mich oft gedrängt von meiner Jugend auf, hatte Israel zu sagen, sie haben mich oft gedrängt von meiner Jugend auf, und es haben sich oft viele feindseligen Mächte darin verbunden, Zion gram zu sein, und den Namen Israel zu vertilgen, oder doch sonst durch Zerstreuen, den Besitz ihres Landes und den Flor ihres GOttesdienstes darin zu hindern. Es mögen sich auch zu einer Zeit vor der andern vier feindselige Mächte darin besonders hervorgetan haben. Der HErr aber zeigte auch Schmiede, oder gute, und für das Reich GOttes unter Israel wohlgesinnte Mächte vermutlich aus, den guten Engeln, unter deren Mitwirkung zuerst günstige Befehle für das Volk und den Tempelbau ausliefen, wodurch das Feindselige wenigstens abgeschreckt wurde, bis es zum weiteren Abstoßen unter nachfolgenden Straf-Gerichten kam. HErr, öffne uns die Augen, dass wir sehen, wie deren mehr ist, die bei und für uns sind, denn deren, die wider uns sind. O wie Mancher wird noch abgeschreckt, mit einem Jakob nicht anders als freundlich zu reden; o wenn wir wüssten, wer manches Schwert wider uns noch in der Scheide hält. Bei den ins Unsichtbare geöffneten Augen kommt man erst auch zu einem getrosten Mut.