Rieger, Carl Heinrich - Über die zwölf kleinen Propheten - Jona - Einleitung

gibt mit dieser seiner Weissagung noch einen stärkeren Beweis ab, als der vorhergehende Prophet Obadja, dass GOtt auch um die Zeit, wo Er noch alle Heiden ihre eigenen Wege wandeln ließ, sich doch auch als der Heiden GOtt bewies, und das nicht nur im Richten und Strafen, sondern auch, wie besonders hier im Antrag Seiner Gnade und in solchen Vorblicken, wie der Segen Abrahams und die Erkenntnis des GOttes Israels einst unter die Heiden kommen und viel Frucht schaffen werde. Sonst aber hat Jena freilich auch unter dem Volk Israel geweissagt, und das zu den Zeiten Jerobeams des Zweiten, dem er sonderlich die Hilfe muss geweissagt haben, die GOtt Seinem bedrängten Volk zu einem nochmaligen Gnadenzeichen schaffen wollte. Denn bei dieses Königs Siegen heißt es 2. Kön. 14, 25. ausdrücklich: nach dem Wort des HErrn, des GOttes Israel, das Er geredet hatte durch Seinen Knecht Jona, den Sohn Amithai, den Propheten, der von Gath Hepher war. Von selbigen Weissagungen aber ist nichts Weiteres auf uns gekommen, hingegen das, in was er über seiner Bußpredigt an die Stadt Ninive geraten ist, hat ihn der Heilige Geist so umständlich und mit so redlicher Darlegung seiner Fehler zu schreiben getrieben, weil er darunter allermeist das Zeichen auf Christum wurde, und darin auch sonst so viel zur Lehre auf alle Zeiten hinein beizubringen war. Dass er durch das ganze Buch von sich immer in der dritten Person redet: Jona machte sich auf, Jona sprach, Jona betete usw. statt: ich sprach, ich betete, ist kein Beweis, dass ein anderer Mann GOttes das Buch geschrieben habe, sondern hat teils viel Ähnliches mit andern Stellen der Schrift, da es auch oft heißt: Der HErr erschien Mose, Mose sprach zum HErrn usw.; teils hat es hier seine besonderen Geziemlichkeiten, dass, da er soviel von seinen Schwachheiten zu bekennen hatte, der Geist GOttes es ihm verstattete, dass er es so außer sich hinausstellen und wie von einem Dritten reden durfte; die Gnadenkur aber, die ihm seiner Natur Gewalt gebrochen, und ihn von sich selbst freigemacht hatte, desto mehr preisen könnte. Wer an sich selbst verständig worden ist, zu merken, wo es ihm fehlt, wird auch hierin das Törichte GOttes weiser achten, als alles Menschliche, dass Er in Seinem Wort statt vieler ansehnlichen Werke, die Er von manchem Seiner Knechte anführen könnte, eher ihre Schwachheiten und Fehler darlegt, weil uns nicht sowohl schöne und große Exempel zur Nachfolge nötig sind, als vielmehr Exempel zum Trost, wie wir uns aus den Übereilungen von der Sünde wieder aufraffen, Vergebung suchen, die zum Aufstehen angebotene Hand GOttes ergreifen sollen.