Damit fängt der zweite Hauptteil von Joels Weissagung an. Das Bisherige ist meist auf die nächsten Zeiten gegangen, und GOtt hat darin viel Ermahnungsweise geredet; dieser zweite Hauptteil aber fängt nun mit den Zeiten des N. T. an, und geht ganz durch dieselben durch, ja bis in die Ewigkeit hinein, und enthält also teils Verheißungen, teils Ankündigungen. des Gerichts.
I. Der Anfang wird mit der Verheißung des Heiligen Geistes und dessen reicher Ausgießung gemacht, aber so, dass auch hier Tage der gnädigen Heimsuchung und Tag der Rache über die vergeblich empfangene oder angebotene Gnade gar nahe zusammenstoßen werden.
1. Und nach diesem will Ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch, und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Ältesten sollen Träume haben, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. 2. Auch will Ich zu derselbigen Zeit beides über Knechte und Mägde meinen Geist ausgießen.
Mit der Sendung Seines Sohnes in die Welt hat GOtt Seine Verheißungen, durch Mosen und die Propheten gegeben, erfüllt; aber mit der Ausgießung Seines Geistes hat Er auch vollends die Reden und Verheißungen, durch den Sohn selber ausgesprochen, in die volle Kraft gesetzt, dass man also wohl die Ausgießung des Heiligen Geistes, und die fortwährenden Kräfte und Wirkungen desselben, die Erfüllung des Evangeliums heißen kann. Der Geist GOttes hat freilich von Anfang mit den Menschen zu schaffen, und ihrem Fleisch zu widerstehen gehabt; aber in solche Gemeinschaft mit den Menschen konnte Er sich nicht einlassen, bis sie durch die Gnade Christi und Seine gestiftete Versöhnung in die Liebe GOttes gesetzt waren, die sie als Begnadigte und Geliebte auch mit dem Geist und dessen herrlichen Gaben und Wirkungen ausgerüstet haben wollte. Und das in solcher Fülle, dass in Christo kein Unterschied zwischen Söhnen und Töchtern, Ältesten und Jünglingen, Freien und Knechten gemacht würde, sondern wie Jeder des Heiligen Geistes bedürftig, so auch Jeder damit begnadigt würde; so nämlich, dass sich der Geist zwar weit über die Natur erhübe, und sich also Keiner wegen geringer Natur-Gaben wertschätzen dürfte, aber doch auch, dass sich der Geist in Manchem nach der Natur richtete, und z. E. bei Ältesten bei ihrem eingekehrten stillen und besänftigten Herzens-Zustand eher mit Träumen - Jünglingen bei noch mehrerer Stärke ihrer äußerlichen Sinnen eher mit Gesichten beikommen könnte. Alles aber nicht zum Spielen, nicht zum Vorwitz, nicht zum Großtun, sondern nach Bedürfnis, nach der Not und Anfechtung, in der man steht, nach der Erbauung und gemeinem Gebrauch, der damit zu schaffen ist.
8. Und will Wunderzeichen geben im Himmel und auf Erden; nämlich Blut, Feuer und Rauchdampf. 4. Die Sonne soll in Finsternis, und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HErrn kommt, 6. Und soll geschehen, werden Namen des HErrn anrufen wird, der soll errettet werden. Denn auf dem Berge Zion und zu Jerusalem wird eine Errettung sein, wie der HErr verheißen hat; auch bei den andern Übrigen, die der HErr berufen wird,
In der Haushaltung GOttes kommt es oft so vor, dass große Gnaden-Erweisungen GOttes und schwere Gerichte nahe zusammen stoßen; entweder dass Gerichte vorangehen, und dem hernachfolgenden Guten Raum machen, oder dass das versäumte Gute nun vollends den Einbruch der Gerichte beschleunigt. So war es bei Jerusalem; diejenigen, so die holden Pfingst-Flämmlein, die sich bei der Ausgießung des Heiligen Geistes sehen ließen, verachteten, die bekamen Blut, Feuer und Rauch-Dampf bei der Zerstörung zu sehen, wovon der Heiland selber das als die Hauptursache angibt: darum, dass du nicht erkannt hast die Zeit, darinnen du heimgesucht bist. Schon bei der ersten Welt griff GOtt zu solchen Mitteln, da sich die Menschen, nimmer an Seinen Geist und dessen Strafe kehren wollten; und je mehr auch die heutige Welt den Geist dämpft, die Weissagung verachtet, dem Fleisch und seinen Geschäften aufhilft, desto schrecklicher wird ihr der Tag sein, auf den ihr Gericht von langem her nicht säumt. Wer aber den Namen des HErrn anruft, der kann würdig werden, dem Schrecklichen, zu entgehen, und hingegen zu stehen vor des Menschen Sohn.
II. Nun stellt GOtt dem Propheten in einem durch alle Seiten hindurchreichenden Anblick vor, wie Er es durch unbegreifliche Gerichte und unerforschliche Wege dahin bringen werde, dass das so zertretene Zion, und das so zerstreute Volk, samt der darauf haftenden Hoffnung des Reiches GOttes noch aufgerichtet und ausgeführt, aller Heiden Zorn und Macht aber gebrochen, und was das Reich GOttes nicht wollte kommen lassen, aus dem Weg geräumt werde,
6. Denn siehe, in den Tagen und zur selbigen Zeit, wenn ich das Gefängnis Juda und Jerusalem wenden werde, 7. Will Ich alle Heiden zusammenbringen, und will sie in das Tal Josaphat hinab führen, und will mit ihnen daselbst rechten, von wegen meines Volks, und meines Erbteils Israel, Das sie unter die Heiden zerstreut, und sich in mein Land geteilt, 8. Und das Los um mein Volk geworfen haben, und haben die Knaben um Speise gegeben, und die Mägdlein um Wein verkauft und vertrunken. 9. Und ihr von Zor und Zidon, und alle Grenze der Philister, was habt ihr mit mir zu tun? Wollt ihr mir trotzen? Wohlan, trotzt ihr mir; so will ich es euch eilend und bald wieder vergelten auf euern Kopf. 10. Die ihr mein Silber und Gold und meine schöne Kleinodien genommen, und in eure Kirchen gebracht habt 11. Dazu auch die Kinder Juda und die Kinder Jerusalems verkauft habt den Griechen, auf dass ihr sie ja ferne von ihren Grenzen brächtet. 12. Siehe, ich will sie erwecken aus dem Ort, dahin ihr sie verkauft habt, und will es euch vergelten auf euern Kopf. 13. Und will eure Söhne und eure Tochter wiederum verkaufen durch die Kinder Juda; die sollen sie denen im Reich Arabien, einem Volk in fernen Ländern, verkaufen; denn der HErr hat es geredet.
Das Toben der Völker, das Auflehnen ihrer Gewaltigen, der fleischliche Sinn der Übrigen geht immer wider das Reich GOttes. So lang nun an Israel die Hoffnung desselben allermeist haftete, so ging auch der Heiden ihr Zorn meist wider Israel; nachdem aber das Reich GOttes von Israel genommen und dem kleinen Häuflein gegeben ward, das dessen Frucht brachte; so machte es die Welt diesem eben so, und es war immer Ein Trotzen, Ein Bemühen, sich in des HErrn. Erbteil zu teilen, und es da hinauszutreiben, dass das Wort GOttes nicht erfüllt, und die Hoffnung derer, die es bewahren, zu Schanden würde. Wenn nun GOtt Sein zerstreutes Volt Israel wieder sammeln, und das zertretene Jerusalem wieder aufrichten wird; so wird Er eben das mit auch alle Seine übrige Auserwählte retten, und den Drang, so sie inzwischen von der Welt erlitten haben, dieser auf ihren Kopf vergelten. Man muss deswegen diese Weissagung Joels mit der Offenbarung Johannis Kap. 14, 16, 19 und 20. zusammenhalten, so wird man näher darauf kommen, wann GOtt eines oder das andere tun wird.
14. Ruft dies aus unter den Heiden; heiligt einen Streit, erweckt die Starken, lasst herzu kommen und hinauf ziehen alle Kriegsleute ; - 15. Macht aus euern Pflugscharen Schwerter, und aus euern Sicheln Spieße; der Schwache spreche: Ich bin stark. 16. Rottet euch, und kommt her, alle Heiden um und um, und versammelt euch. Daselbst wird der HErr deine Starken darnieder legen? Je schärfer der Streit zwischen dem Reich des Lichts und der Finsternis wird, je mehr wird auch der Fürst dieser Welt seinen Kräften von allen Enden her aufbieten; aber eben desto mehr wird sich auch der HErr durch das Zerbrechen aller dieser Höllen-Riegel verherrlichen. 17. Die Heiden werden sich aufmachen, und herauf kommen zum Tal Josaphat: denn daselbst will ich sitzen, zu richten alle Heiden um und um. 18. Schlagt die Sichel an, denn die Ernte ist reif; kommt herab, denn die Kelter ist voll, und die Kelter läuft über: denn ihre Bosheit ist groß. 19. Es werden hier und da Haufen Volks sein im Tal des Urteils: denn des HErrn Tag ist nahe im Tal des Urteils. 20. Sonne und Mond werden verfinstert; und die Sterne werden ihren Schein verhalten. 21. Und der HErr wird aus Zion brüllen, und aus Jerusalem seine Stimme lassen hören, dass Himmel und Erde beben wird. Aber der HErr wird Seinem Volk eine Zuflucht sein, und eine Feste den Kindern Israel. 22. Und ihr sollt es erfahren, dass Ich der HErr, euer GOtt, zu Zion auf meinem heiligen Berge wohne. Alsdann wird Jerusalem heilig sein, und kein Fremder mehr durch sie wandeln. 23. Zu derselbigen Zeit werden die Berge mit süßem Wein triefen, und die Hügel mit Milch fließen, und alle Bäche in Juda werden voll Wasser gehen: und wird eine Quelle vom Hause des HErrn heraus gehen, die wird den Strom Sittim wässern. 24. Aber Ägypten soll wüste werden, und Edom eine wüste Einöde, um den Frevel, an den Kindern Juda begangen, dass sie unschuldiges Blut in ihrem Lande vergossen haben. 25. Aber Juda soll ewig bewohnt werden, und Jerusalem für und für. 26. Und ich will ihr Blut nicht ungerächt lassen, Und der HErr wird wohnen zu Zion.**
O wohl eine Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis GOttes, Des Reichtums, dass GOtt bei allem Unglauben und Ungehorsam Seines Volkes ihrer doch nicht vergessen noch Seinen Bund aufgehoben hat; der Weisheit, die so vieles Hinderliche doch zu ihrem Zweck herumzulenken und durch Umwege gleichwohl zum Ziel zu kommen weiß; der Erkenntnis, die dieses Alles schon so durchgesehen hat, und schon zu Joels Zeiten so zuversichtlich davon hat reden können. Lerne an Israel, was du für ein Herz und Vertrauen zu GOttes Barmherzigkeit fassen darfst, wenn du auch schon so lange unter GOttes schwerer Hand lägst, als Jerusalem in seinem Schutt liegt, seine Kinder zerstreut sind, und der heilige Berg von den Heiden zertreten ist. Lerne, wie die Weisheit GOttes durch nichts ratlos gemacht wird, überlasse dich mit allen deinen Umständen gern dieser weisen Führung. Was dir unvermutet kommt, was dir eine schon gefasste Hoffnung wieder vernichten will, darin beziehe dich auf die Erkenntnis GOttes, welcher alle ihre Werke von der Welt her bewusst sind.