Der Prophet ruft das Volk und ihre Vorsteher zu mehr Ernst in Erbauung des Tempels auf, bestraft ihre bisherige Nachlässigkeit, benimmt ihnen die hierzu gebrauchten Vorwände, und wird bald mit einer guten Wirkung seines Worts erfreut.
I. Da das Volk im Tempelbau viel zu nachlässig, und ihre sonst rechtschaffenen Vorsteher gegen die Schwierigkeiten der damaligen Zeit und den daher genommenen Vorwänden zu nachgiebig waren, so bringt der Prophet im Namen des HErrn an Beide eine Aufmunterung, deren guten Grund sie bei mäßiger Überlegung in ihrem eigenen Ges wissen leicht finden konnten.
1. Im andern Jahr des Königs Darius, im sechsten Monat, am ersten Tage des Monats, geschah des HErrn Wort durch den Propheten Haggai zu Serubabel, dem Sohne Sealthiels, dem Fürsten Juda, und zu Josua, dem Sohne Jozadaks, dem Hohenpriester, und sprach: 2. So spricht der HErr Zebaoth: Dies Volk spricht: Die Zeit ist noch nicht da, dass man des HErrn Haus baue. 3. Und des HErrn Wort geschah durch den Propheten Haggai: 4. Aber eure Zeit ist da, dass ihr in getäfelten Häusern wohnt? Und dies Haus muss wüste stehen? 5. Nun so spricht der HErr Zebaoth: Schauet, wie es euch geht. 6. Ihr säet viel, und bringt wenig ein; ihr esst, und werdet doch nicht satt; ihr trinkt, und werdet doch nicht trunken; ihr kleidet euch, und könnet euch doch nicht erwärmen; und welcher Geld verdient, der legt es in einen löchrigen Beutel. 7. So, spricht der HErr Zebaoth: Schauet, wie es euch geht. 8. Geht hin auf das Gebirge, und holet Holz, und bauet das Haus; das soll mir angenehm sein, und will meine Ehre erzeigen, spricht der HErr. 9. Denn ihr wartet wohl auf viel, und siehe, es wird wenig; und ob ihr es schon heim bringt, so zerstäube ich es doch. Warum das? spricht der HErr Zebaoth: Darum, dass mein Haus so wüste steht, und ein Jeglicher eilt auf sein Haus. 10. Darum hat der Himmel über euch den Tau verhalten, und das Erdreich sein Gewächs. 11. Und ich habe die Dürre gerufen, beides über Land und Berge, über Korn, Most, Öl, und über alles, was aus der Erde kommt; auch über Leute und Vieh, und über alle Arbeit der Hände.
Es ist eine scheinbare Versuchung, wo man sich hinter die Schwierigkeiten seiner Zeit steckt, und im Dienst GOttes und in dem Bekenntnis Seiner Wahrheit das nicht ausrichten zu können vermeint, was zu anderer Zeit habe sein können. Aber der Herzen und Nieren prüft, kann die darunter steckende Trägheit und Falschheit des Unglaubens hervorziehen, und aus dem, wie man in andern Sachen handelt, wo einen Eigenliebe und Eigennutz antreibt, unleugbar überzeugen, dass man auch der Religion sich nachdrücklicher annehmen könnte, wenn man nur auch GOttes Liebe in sich hätte, und von der rechtmäßigen Ehrbegierde, sich Ihm zum Wohlgefallen darzustellen, getrieben. würde. GOtt zeigt es einem aber oft auch, wie man mit aller Eilfertigkeit und abgerichteten geschwinden Ränken Ihm doch nichts abzwingen könne, sondern wie man oft über der unmäßigen Liebe seines Lebens auf dieser Welt, es verliere, und auf einer andern Seite so viel zu Schaden komme, als man auf der einen Seite zu gewinnen meinte. O dass man sich in großen und kleinen Angelegenheiten durch den himmlischen Fingerzeig: Schauet, wie es euch geht, V. 5. 7., auf die rechte Spur bringen ließe!
II. Was dieser Zuspruch gefruchtet, und wie der Prophet dieser ersten Willigkeit durch weitere tröstliche Verheißung GOttes auf- und fortgeholfen habe.
12. Da gehorchte Serubabel, der Sohn Sealthiels, und Josua, der Sohn Jozadaks, der Hohepriester, und alle übrige des Volks, solcher Stimme des HErrn, ihres GOttes, und den Worten des Propheten Haggai, wie ihn der HErr, ihr GOtt, gesandt hatte; und das Volk fürchtete sich vor dem HErrn. 13. Da sprach Haggai, der Engel des HErrn, der die Botschaft des HErrn hatte an das Volk: Ich bin mit euch, spricht der HErr! 14. Und der HErr erweckte den Geist Serubabels, des Sohnes Sealthiels, des Fürsten Juda, und den Geist Josua, des Sohnes Jozadaks, des Hohenpriesters, und den Geist des ganzen übrigen Volks, dass sie kamen und arbeiteten am Hause des HErrn Zebaoth, ihres GOttes. 1. Am vier und zwanzigsten Tage des sechsten Monats, im andern Jahr des Königs Darius.
Mit Furcht vor dem HErrn und Seinem Wort fängt der Gehorsam an; die Freundlichkeit GOttes aber lenkt es damit bald zu einem noch freudigeren Ausstrecken der Hände, durch den köstlichen Trost: ich bin mit euch, wodurch einem Vergebung über alles Vergangene, und Beistand auf alles Zukünftige versichert wird, welches dem Geist eine Erweckung und Belebung ist.