Rieger, Carl Heinrich - Habakuk - Das zweite Kapitel

zeigt, wie der göttlichen Antwort Gegenschein mit des Propheten Bitte einstimmte. Diese wenigen Verse öffnen uns einen tiefen Einblick sowohl in das Herz des Glaubens, wie der gegen seinen GOtt sich bezeugt, als auch in das Herz GOttes, wie der dem Glauben nachgibt, den Unglauben aber überwindet. Denn wir hören

I. was bei dem Propheten für eine heilige anhaltende Begierde gewesen sei, eine göttliche Antwort zu erhalten.

1. Hie stehe ich auf meiner Hut, und trete auf meine Feste, und schaue und sehe zu, was mir gesagt werde, und was ich antworten soll dem, der mich schilt.

Auch beim Nachlassen vom bisherigen Beten blieb er doch mit seines Herzens Achtsamkeit zu GOtt gezogen, um wie ein tapferer Kriegsmann auf seinem Posten das, was sich in der Nähe oder Ferne zum Vorteil oder Nachteil ergebe, wohl zu beobachten. Auch Diejenigen, die in wahrer Gemeinschaft mit GOtt stehen, sind nicht immer in einerlei Seelenfassung, das eine mal sind sie mit äußerlichen Dingen beschäftigt, wiewohl in göttlicher Ordnung; das andere mal aber werden sie von irdischen Dingen ganz abgezogen, und in einen Stand gesetzt, der der Aufwartung vor dem Thron GOttes näher kommt. Das geschieht zuweilen nach der freien Gnade GOttes durch einen unvermuteten Zug; zuweilen aber kommt auch von Seiten des Gläubigen eine Vorbereitung und Sammlung dazu. Diesen Stand heißt der Prophet seine Beste; was sonst im Neuen Testament heißt: ich befand mich im Geist. Den Bekümmernissen und Vorwürfen im eigenen Herzen, und auch Anderer kleinmütigen Gedanken hätte er gern begegnen, dem Uns glauben aber den Mund stopfen mögen.

II. Wie ihm die göttliche Antwort, mit dem Befehl, sie zu Jedermanns Kunde und Wissenschaft zu bringen, zugekommen sei.

2. Der HErr aber antwortet mir, und spricht: Schreibe das Gesicht, und male es auf eine Tafel, dass es lesen könne, wer vorüberläuft (nämlich also): 3. Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit, und wird endlich frei an den Tag kommen, und nicht außen bleiben. Ob sie aber verzieht, so harre ihrer; sie wird gewisslich kommen, und nicht verziehen. 4. Siehe, wer halsstarrig ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben; denn der Gerechte lebt seines Glaubens.

Damit wird die Weissagung und aller darauf gestellte Glaube und Hoffnung ganz außer Zweifel gesetzt; und was uns nach unserer Rechnung ein Verzug dünkt, das wird als kein Verzug, sondern als auf seine rechte Zeit eingetroffen an den Tag kommen, und so erkannt wer den. Aber mit halsstarrigem Wesen lassen sich Verheißungen nicht erzwingen, sondern von solchen eigen-geschäftigen Trieben fällt man eher wieder ins Weichen zurück, darüber man die Verheißung gar versäumt. O , welche Ruhe beim Glauben, welche Stärke, das Weitere auszuwarten!