„Wir haben lange Zeit Frieden gehabt und gute Tage, bis wir zu sicher und hoffärtig wurden, nicht wussten, was Friede und gute Tage waren, dankten auch Gott nicht einmal dafür, das müssen wir nun lernen.“ So schrieb weiland Dr. Luther zu seiner Zeit. Aber das Wort gilt auch für unsre Zeit. Auch wir hatten den teuren Schatz des Friedens lange gehabt, ohne ihn richtig zu schätzen; auch an uns erfüllte sich die Wahrheit des Versleins: Nichts lässt sich schwerer ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen. Da mit einem Male entspann sich die blutige Julifehde dieses Jahres, und alles Volk rieb sich, wie aus langem Schlaf erwachend, die Augen; nun er entschwunden war der lange Friede, begann man sich auf seinen Werth zu besinnen. Der Kampf ist indessen glorreich beendet, und neuer Friede steht in naher Aussicht. Aber ob nun wohl alles Volk Gott dafür danken wird, nicht einmal nur und außerordentlicher Weise in flüchtiger Erregtheit an einem außerordentlichen Dank- und Friedensfeste, sondern im täglichen Leben und ordentlicher Weise, wie sich's gebührt für Christenleute? Das müssen wir nun lernen, sagt Vater Luther.
Und wir lernen's am besten, wenn wir uns in Gottes Wort versenken. Das Danken, das rechte Danken lernt man immer am besten aus dem Worte Gottes. Denn die Bibel ist ein für allemal die beste Lehrerin im Händefalten. Darum sei unser Nachdenken dem gewidmet, was das Wort Gottes vom Frieden lehrt. Und Gott gebe uns seinen Segen dazu, dass er's uns erkennen lasse und wir mit Danksagung empfangen den goldenen Frieden.
Das Wort Gottes aber kennt nicht nur den Frieden, der jetzt bei uns in aller Munde ist, den Landfrieden; er kennt auch einen Hausfrieden und einen Herzensfrieden und über ihnen allen einen ewigen Frieden. Fangen wir einmal an, die Schrift nach dem Frieden zu fragen, so dürfen wir nicht bei dem Landfrieden stehen bleiben, sondern müssen auch den Frieden des Hauses, des Herzens und des Himmels mit in die Betrachtung ziehen. So ergeben sich uns vier Friedensbetrachtungen. Möge der HErr, der Gott des Friedens, bei jeder derselben mit seinem heiligen Geiste uns nahe sein und uns grüßen mit dem Gruße seines Friedens. Amen.