2. Petri 1,2-4.
Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unseres Herrn! Nachdem allerlei seiner göttlichen Kraft, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, uns geschenkt ist durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend, durch welche uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind, nämlich dass ihr durch dasselbe teilhaftig werdet, der göttlichen Natur.
„Gott gebe euch viel Gnade!“ Dieser Zuruf steht an dem Anfang des Briefes, welcher mit der Ermahnung endigt:
„Wachset in der Gnade!“ Wenn die Seele weiß, dass die Gnade vermehrt werden soll, bekommt sie Mut und Kraft zum Wachstum. Das rechte Verständnis dieses Wortes Petri trägt zu unserem Wachsen in der Gnade entschieden bei. Es lehrt uns, den Maßstab und das Mittel der Gnadenvermehrung zu erkennen.
Der Maßstab wird uns angegeben in dem Wörtlein „nachdem“. Gott gebe euch viel Gnade, nachdem, in dem Maße wie euch allerlei Seiner göttlichen Kraft geschenkt ist, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, in dem gleichen Grade, in dem euch die größten und teuren Verheißungen geschenkt sind. Die Gnade ist der unaussprechlich reiche Schatz, in welchem alles, was zum Leben und zur Gottseligkeit gehört, uns bereits geschenkt ist, darunter auch die teuren Verheißungen, durch welche wir der göttlichen Natur teilhaftig werden. Und nun ist des Apostels Segenswunsch: Gleichwie Gottes Kraft euch dieses alles in Christo geschenkt hat, also, nach diesem Maßstabe und nach keinem geringeren werde euch viele Gnade zu teil!
O lieber Christ! Suche doch zu verstehen, was dein Gott für dich bereit hält! Seine göttliche Kraft hat dir bereits alles geschenkt, was zu einem Leben in Gottseligkeit gehört, auch die teuren Verheißungen, durch welche du der göttlichen Natur teilhaftig wirst. Und nun kommt Sein Wort zu dir mit dieser Belehrung: In demselben Grad, in dem Gott dir dies alles geschenkt hat, soll die Gnade noch vermehrt werden. Lerne darum, deine Erwartungen auf nichts Geringeres zu richten! Lerne, in deinen Gebeten nichts Geringeres zu begehren!
Gottes Kraft hat alles geschenkt. Gottes Gnade will alles übermitteln und innerlich dir zueignen. So reich und überströmend, wie der Gnadenschatz, in welchem alles geschenkt ist, so reich und überströmend ist auch die Gnadenwirkung, welche euch zu diesem Reichtum führen und zum Ergreifen desselben erziehen will. Gleichwie Seine göttliche Kraft alles geschenkt hat, wird auch Seine Gnade in dem vermehrt, der es gläubig erwartet.
Das Mittel aber, durch welches Gnade vermehrt wird, wird uns in diesem Spruch dreimal angegeben. Gott gebe euch viel Gnade „durch die Erkenntnis Gottes und Jesu Christi, unseres Herrn.“ Nachdem allerlei Seiner göttlichen Kraft uns geschenkt ist „durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat“, durch „welche Erkenntnis uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt sind.“ Es ist die Erkenntnis Gottes und des Herrn Jesus, durch welche die Gnade gemehrt wird. Jerem. 9,24 (23); Joh. 17,3; Phil. 3,8; Ephes. 4,13; Phil. 1,9.
Es kann ja auch gar nicht anders sein. Gnade ist ja nicht etwas, ein bestimmtes Ding, welches Gott gesondert von Sich selbst geben kann, so wie ich ein Stück einem Armen. Nein, die Gnade ist in Gott und Christus, von ihnen untrennbar. Sie ist das Leben der göttlichen Liebe, welches in Christo dem schuldigen Sünder zugänglich geworden, und kann allein in der lebendigen Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn genossen werden. Darum ist die Erkenntnis des Herrn Jesus und durch Ihn die Erkenntnis des Vaters das sichere Mittel zur Vermehrung der Gnade.
Darum suche den Herrn Jesus recht zu erkennen, lieber Christ! Such ihn in Seinem Wort! Folge ihm auf Seinem Weg nach! Pflege den Gebetsumgang mit Ihm! Rechne auf den Heiligen Geist, dass Er Ihn in dir verkläre, dass Er dich erleuchte, dass Er es dir klar und deutlich mache, was Jesus für dich ist! Dann wirst du es zu sehen bekommen, dass Jesus voll von Gnade ist, nichts als Gnade, und dass alle diese Gnade tatsächlich und ganz gewiss für dich da ist. Diese Erkenntnis wird dein Verlangen wachrufen, dein Herz öffnen, deinen Glauben stärken. Die Gnade aber, welche du in Jesu siehst, wird dir zuströmen. Und dann wirst du in Ihm auch den Vater kennen lernen, als den Gott aller Gnade. Du wirst mit der Herrlichkeit und dem Reichtum Seiner Gnade so bekannt werden, dass sie dich beeinflussen müssen. Du wirst es erfahren, dass die Gnade sich dermaßen nach dem Sünder sehnt, denn sie hat keine Ruhe ohne ihn und ihre einzige Freude an ihm - dass sie sofort bereit ist, von jeder Seele, welche für sie nur empfänglich ist, Besitz zu ergreifen. Ach, dass doch die verkehrten Gedanken, welche wir uns über unseren Gott und den Herrn Jesus machen, verschwinden möchten! Lasst uns sehr um geöffnete Augen beten! Ephes. 1,17. Durch die Erkenntnis Gottes und des Herrn Jesus wird die Gnade sofort vermehrt.
Das Wort Petri ist eine Bitte. Ach, dass wir es zu unserem Gebet machen möchten: Viel Gnade! Mehr Gnade! Vermehrte Gnade!
Das Wort ist zugleich eine Verheißung, eine göttliche Zusage. Darum sprich nicht von Gnadentröpfchen, als ob du dadurch Gott verherrlichst. Vermehrte Gnade, überströmende Gnade, das ist das Wort, in welchem sich das Herz deines Vaters über dich ausspricht. Lies Röm. 5,17,20; 2. Kor. 4,15; 2. Kor. 9,14; Ephes. 1,8; 2,7; 1. Tim. 1,14! Deine Erwartung sei die: In derselben Weise, wie Seine göttliche Kraft alles geschenkt hat, wird auch Seine Gnade vermehrt werden. Ja, Vater, das lass doch jedem, der dieses Büchlein liest, zu Teil werden! Durch die Erkenntnis Deines Wesens und Deiner wunderbaren Liebe und durch die Erkenntnis des Herrn Jesus und Seiner Gnade lass doch Deine Gnade in uns mächtig werden und zunehmen!
„Gott kann machen, dass allerlei Gnade unter euch reichlich sei, dass ihr in allen Dingen volle Genüge habt und reich seid zu allerlei guten Werken.“