Luk. 8, 11. Der Same ist das Wort Gottes.
In diesem Gleichnis des Evangelisten zeigt sich uns ebenso einfach, wie richtig die Wirkung des Wortes Gottes. Da liegt die kalte, tote Erde, welche aus sich selbst nichts, oder doch nur Dornen und Disteln hervorbringt. Sie besitzt nicht die Macht, dem Menschen das nährende Korn zu geben. Wünscht der Landmann aber dieses Korn zu erhalten, so nimmt er guten Samen und vertraut denselben der Erde an, welche bis dahin nichts als Unkraut hervorgebracht hat. Die Erde nimmt ihn auf und bewahrt ihn in der stillen und dunklen Verborgenheit ihres Schoßes. Da kommt er von dem Sonnenschein gelockt und durch den Tau des Himmels befeuchtet zum Keimen und Sprießen. Und bald wird die kalte, tote Erde die Mutter des schönen Gewächses. Das Leben, welches sich nun zeigt, war nicht in der Erde, sondern in dem Samen; und doch war die Erde ebenso unentbehrlich, wie der lebendige Same, wenn anders diese schönen Früchte geerntet werden sollten. Obgleich der Same das Leben nicht von der Erde empfing, konnte er doch ohne ihre Mitwirkung seine Frucht nicht geben. Sie musste dem Samen den Boden darbieten, in welchem er Wurzel schlagen konnte. In ihrem Schoße musste der Same still verwahrt bleiben, bis er im Stande war, oberhalb des Grundes und Bodens, zum Vorschein zu kommen.
Welch' ein herrliches und lehrreiches Bild des neuen Lebens der Gnade! Hat doch das Wort Gottes ebenso, wie der Same, eine von Gott stammende Lebenskraft. Ist doch unser Herz ebenso, wie die Erde, in sich selbst ohne Leben und auf sich selbst angewiesen zum Guten ungeschickt. Wird doch das Wort Gottes ebenso, wie der Same auf das Land, in das Herz gestreut und demselben anvertraut, um von demselben nur aufgenommen und bewahrt zu werden. Die Lebenskraft, welche Gott in den Samen gelegt hat, bürgt dafür, dass die Erde, obwohl sie in sich selbst und aus sich selbst völlig außer Stande ist, etwas anderes als Unkraut hervorzubringen, doch in ein fruchtbares Gefilde sich verwandeln wird. Ebenso wird der lebendige Same, das Wort Gottes, auch wenn du dich noch so unfähig fühlen solltest, in deinem Herzen Wurzel schlagen und aufwärts sprießende Früchte zeitigen. Du aber, Heil verlangender Sünder, brauchst nur dies zu erkennen, dass dir in jedem Worte Gottes eine Lebenskraft geschenkt ist. Mit dem Vertrauen musst du es in deinem Herzen bewahren. Die Gewissheit aber, dass es auch in dir zum Fruchtbringen kommen wird, hängt nicht von dem ab, was du vermagst, sondern fließt aus der Treue deines Gottes. Trachte darum nur danach, durch ein betendes Überdenken und treues Bewahren des Wortes Gottes einen Raum in deinem Herzen zu bereiten, auf welchem die Frucht sich entwickeln kann. Klage nicht länger, dass dein Herz ein so dürres und an Unkraut reiches Ackerland ist! Nein, suche lieber zu verstehen, was du an jedem Tage sehen kannst, dass diese an sich tote Erde nur dadurch, dass sie den Samen bewahrt, in ein fruchtbares Gefilde verwandelt wird. Der Glaube ist durchaus nicht etwas, was in dir vorhanden ist, ehe du das Wort annimmst, oder womit du dem Worte entgegenkommen musst, - nein, das Leben ist in dem Worte und durch dasselbe wird der Glaube erst hervorgerufen.
Indessen vergiss nicht, dass es viele Sorten von Samen gibt, dass eine jede Sorte Früchte hervorruft nach ihrer Art. Verlangt zum Beispiel ein Kind Gottes nach Trost im Unglück, so wählt es sich eine der Verheißungen, welche Gott Seinem Volke gegeben, und säet dieselbe in sein Herz und bewahrt sie in seinem Herzen. Die ersehnte Frucht aber ist der Trost des Herrn. Bist du über deine Sünden bekümmert, so tun dir die Verheißungen der Gnade not, welche Gott dem Gottlosen gegenüber ausgesprochen. Suche darum nach dem Samen, der dir not tut! „Barmherzig und gnädig ist der Herr. Er vergibt mannigfaltig. Wer zu Mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen. Christus ist für die Gottlosen gestorben.“ Da hast du die Sorte von Samen, welche du haben. und säen musst. Jedes dieser Worte ist ein himmlisches Samenkorn, welches Kraft zum ewigen Leben enthält. Und von dieser Kraft enthält es genug, um, wenn es zu keimen angefangen, Früchte des Glaubens, des Friedens und des Lebens hervorzubringen. Wird eines derselben treu im Herzen bewahrt, so wird auch mit innerer Notwendigkeit der Glaube durch dasselbe wachgerufen. In dem Samen ist Leben. Der Same des Wortes Gottes hat eine von Gott stammende Lebenskraft. O nimm nur den himmlischen Samen, lege ihn nur in dein Herz und bewahre ihn daselbst! Mag dann das Gefühl, dass du glaubst, dich noch nicht beseelen, o halte nur an dem Gedanken fest: „Es ist lebendiges Gotteswort, welches ich in mich aufgenommen habe,“ dann wird auch der Herr das Wachstum geben zu Seiner Zeit. Jeder Same braucht Zeit zur Entwickelung. Er muss eine Zeit lang still unter der Erde liegen. Ist er aber guter Same, so geht er gewiss einmal auf. Beschäftige dich darum mit dem Worte der Verheißung und der Gnade Tag für Tag in deinem Herzen! Der wahrhaftige Gott und Sein lebendiges Wort bürgen dir dafür, dass auch bei dir das Wort zur Wahrheit wird: Der Glaube kommt aus dem Wort Gottes.